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Verfahren zum Färben von Sämischleder mit Schwefel- und Küpenfarbstoffen
Bis vor kurzer Zeit konnten waschechte Färbungen auf Sämischleder nur mit Farbholzextrakten,
deren Farbenskala aber beschränkt ist, erhalten werden. Außer den verschiedenen
Braun- und Grautönen konnten keine einigermaßen echten Färbungen erzielt werden,
wobei ganz besonders in bezug auf Seifenechtheit keine großen Ansprüche gestellt
werden durften.
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In letzter Zeit wurden wiederholt Versuche unternommen, um die seifenbeständigen
und echten Schwefelfarbstoffe auf Leder auszufärben. Zum Färben von Schwefel- und
Küpenfarbstoffen müssen aber so starke Alkalien verwendet werden, daß ein schädigender
Einfluß auf die Haut- bzw. Lederfaser nicht zu vermeiden ist.
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Das auf diese Weise mit Küpen- und Schwefelfarbstoffen gefärbte Sämischleder
ist in bezug auf seine charakteristischen Eigenschaften, wie Griff und Zug, so stark
verändert, daß sich diese Färbemethoden nie einbürgern konnten.
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Weiterhin sind Verfahren bekanntgeworden, bei denen zur Abschwächung
des zerstörenden Einflusses der Alkalien Schutzkolloide (Glykose, Leim, Gelatine,
Seifen) oder andere ähnlich wirkende Stoffe, z.B. Glycerin, Formaldehyd, Sulütcellulose,
verwendet werden, wobei dem Formaldehyd durch seine härtenden Eigenschaften noch
eine besondere Bedeutung zukam. Auch bei diesen Verfahren ließen sich aber bei dem
mit Schwefel- und Küpenfarbstoffen gefärbten Sämischleder seine obengenannten Eigenschaften
nicht erhalten.
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Es hat sich nun gezeigt, daß, wenn man Sämischleder vor dem Färben
mit Küpen-oder Schwefelfarbstoffen mit geeigneten anorganischen Oxydationsmitteln,
wie z. B. Wasserstoffsuperoxyd, Perboraten oder Halogenen, oder mit organischen
Oxydationsmitteln, wie z. B. Acylchloramiden und ähnlich wirkenden organischen Verbindungen,
behandelt, der Färbevorgang so rasch verläuft, daß eine schädigende Wirkung der
Alkalien auf die Faser nicht eintreten kann. Auf diese Weise werden waschechte und-
egale Färbungen erzielt, wobei Griff und Zug des Sämischleder s erhalten bleiben.
Das zum Färben mit Schwefelstoffen notwendige Schwefelnatrium wird dabei offenbar
auf der Faser teilweise oxydiert und der Farbstoff fixiert. Es ist nicht notwendig,
daß zur Fixierung des Farbstoffes Luft zugeführt wird. Zur volleren Entwicklung
der Färbungen kann es aber zweckmäßig sein, die gefärbte Ware durch ein Oxydationsbad,
z. B. Bichromat- oder andere saure oder neutrale Metallsalzlösungen mit oxydierenden
Eigenschaften, weiterhin z. B. auch durch angesäuerte N itritlösungen zu ziehen.
Das
Verfahren bedeutet somit in der Sämischlederfärberei _ zweifellos einen technischen
Fortschritt.
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B e ,i -s p# i e 1 'z i oo g Sämischleder werden gut ausgewaschen,
nötigenfalls mit Hilfe von etwas Alkali oder Seife. Hierauf walkt man sie in einer
Lösung von 5 g Perborat auf 3 1 während einer Stunde, worauf ausgequetscht und kurz
gespült werden kann.
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Hierauf wird das Leder in einer Lösung von 6 g Thionalgrün GK (Schwefelfarbstoff
aus der durch Behandlung von q.-Alkylaminonaphthyl-¢'-oxyphenylamin mit Bisulfat
erhältlichen Sulfosäure) in der nötigen Menge Schwefelnatrium gelöst, in geschlossenem
Färbfasse gefärbt. Nach 2o bis 30 Minuten nimmt die Farbtiefe nicht mehr
zu, zugleich ist auch die Farbflotte erschöpft, worauf das Leder ausgequetscht und
zur Nachoxydation durch eine Lösung von 2 g Bichromat und 5 g konzentrierter Essigsäure
im Liter gezogen wird. Hierauf wird gut gespült und geseift.
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Zur Vertiefung der Nuance kann die Operation des Färbens und Nachoxy
dierens mehrmals wiederholt werden.
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Beispiele ioo g Sämischleder werden nach gründlicher Reinigung in
3 1 Wasser mit 25 ccm klarer Chlorkalklösung von 8° Be behandelt, `vorauf die Chlorreaktion
ziemlich rasch aus der Lösung verschwindet; gleichzeitig ist auch der Geruch nicht
mehr wahrzunehmen. Hierauf kann das Leder geschleudert und sofort in das Färbebad
gebracht werden (6 g Thionalindonblau R [blauer Schwefelfarbstoff aus 4-Amino-3-methyl-4.'-oxydiphenylamin]
mit 6 g wasserfreiem Schwefelnatrium). Nachdem die Flotte erschöpft ist, wird ausgepreßt
oder geschleudert und, wie unter Beispiel i angegeben, mit Bichromat nachoxydiert.
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Beispiel 3 ioo g Sämischlcder werden nach gründlicher Reinigung in
3 1 `Prasser mit ->g p-Toluolstilfonehloramidnatrium behandelt, wobei man durch
langsame Zugabe von verdünnten bzw. schwachen Säuren die Chlorabgabe genau regeln
kann. Nach genügender Behandlung mit 2 g Essigsäure werden die Leder ausgepreßt,
kurz gespült und mit 15 g Thionaltiefschwarz D konz. (schwarzer Schwefelfarbstoff
aus 2, 4. - Dinitrophenol) -E- 18 g konzentriertes Schwefelnatrium (wasserfrei)
gefärbt: Nach 3oMinuten nimmt die Farbtiefe nicht mehr zu, worauf die Nachoxydation
mit Bichromat und Essigsäure gemäß Beispiel i vorgenommen wird. Hierauf wird kurz
gespült und nochmals im gleichen Farbbade Überfärbt. Nach einer zweiten Fixierung
mit Bichromat kann ausgewaschen und geseift werden.