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Verfahren zum Bleichen ungebäuchter Pflanzenfasern (insbesondere Baumwolle)
mit ätzalkalischen Wasserstoffsuperoxydlösungen Beim Bleichen von ungebäuchten Faserstoffen,
insbesondere vegetabilischen Fasern, mit ätzalkalischen Wasserstoffsuperoxydlaugen,
wie solche z. B. üblicherweise durch Lösen von Natriumsuperoxyd in Wasser hergestellt
werden, ist man im allgemeinen bisher derart verfahren, daß man bei erhöhten Temperaturen,
z. B. solchen von 55 bis 75° C, gearbeitet und verhältnismäßig große Mengen von
Natriumsuperoxyd, z. B. 3 kg Natriumsuperoxyd auf ioo kg Bleichgut, angewendet hat.
In einer bekannten Veröffentlichung, bei welcher die Natriumsuperoxydbleiche unter
Zusatz von Schutzstoffen für die Fasern durchgeführt werden sollte, ist zwar die
Behauptung aufgestellt, daß der Natriumsuperoxydgehalt o, 5 % bis 3010 des
Gewichts des Bleichguts betragen könne. Die Nachprüfung dieses bekannten Verfahrens,
welches ebenfalls bei höheren Temperaturen, z. B. solchen von 55° C aufwärts, arbeitet,
ergibt indessen, daß brauchbare Erfolge nur bei Anwendung reichlicher Mengen, z.
B. 2,5 % bis 3 % des Bleichgutgewichts, an Natriumsuperoxyd erzielt werden
können.
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Die Erfinderin hat sich nun die Aufgabe gestellt, die Natriumsuperoxydbleiche
bei niedrigen Temperaturen, z. B. solchen von 25 bis 45' C, durchzuführen. Hierbei
wurde die überraschende Beobachtung gemacht, daß bereits bei Anwendung außerordentlich
geringer Mengen von Natriumsuperoxyd gute Bleichwirkungen erzielt werden können.
Bei Durchführung dieses Verfahrens werden vorteilhaft solche Bleichlaugen verwendet,
welche die Abgabe des aktiven Sauerstoffs regelnde Zusatzstoffe enthalten. Als besonders
günstig wirkender Zusatzstoff hat sich bei diesem Verfahren Wasserglas erwiesen,
und zwar insbesondere dann, wenn erhebliche Mengen dieses Körpers, z. B. auf i Gewichtsteil
Natriumsuperoxyd i o bis 12 Gewichtsteile handelsübliches Wasserglas, anwesend sind.
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Das vorstehend beschriebene Kaltbleichverfahren hat sich auch als
gut geeignet erwiesen für die Durchführung einer kombinierten Chlor-Sauerstoff-Bleiche.
In Ausübung des kombinierten Verfahrens kann man z. B. so vorgehen, daß man das
passend vorbehandelte Bleichgut leicht chlort und es dann der Kaltbleiche mit ätzalkalischer
Wasserstoff -superoxydlösung unterwirft.
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Nach einer Ausführungsform der Erfindung werden die Ablaugen der Sauerstoffbleiche
zur Vorbehandlung des Bleichguts nutzbar gemacht. Man kann z. B. derart verfahren,
daß man das entschlichtete Bleichgut durch Einwirkung dieser Laugen bei gewöhnlichen
Temperaturen oder leicht erhöhten Temperaturen, z. B. solchen von 30 bis 45° C,
einer Vorbleiche unterwirft. Zwischen diese Vorbehandlung des Bleichguts mit Ablaugen
und die Fertigbleichung mit aktivem Sauerstoff kann z. B. die obenerwähnte
Chlorierung
zwischengeschaltet werden. Man kann ferner auch die Ablaugen der Sauerstoffertigbleiche
oder die Ablaugen der Sauerstoffvorbleiche zur Durchführung des Entschlichtungsverfahrens
oder beim Waschen des entschlichteten Guts nutzbar machen.
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Die Erfindung sei nachstehend beispielsweise erläutert.
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Das zu entschlichtende Bleichgut wird unter Zugabe eines Entschlichtungsmittels
einem Waschprozeß unterworfen. Als Entschlichtungsmittel kann z. B. das unter der
Handelsbezeichnung De gomma D bekannt gewordene, aus Pankreasdrüsen gewonnene Präparat
verwendet werden. Wie sich gezeigt hat, genügen für die Durchführung dieses Entschlichtungsverfahrens
bereits sehr geringe Mengen des genannten Mittels, z. B. o, 13 % bis o, 15 % des
Gewichts des Bleichguts. Die Entschlichtung kann bei gewöhnlichen Temperaturen,
z. B. 2o bis z 5° C, oder auch bei leicht erhöhten Temperaturen durchgeführt werden.
Das entschlichtete Gut wird dann mit kontinuierlich oder intermittierend zirkulierender
Ablauge aus der Hauptsauerstoffbleiche bei Temperaturen von z. B. 30 bis
q.0° C längere Zeit, z. B. 2q. Stunden, behandelt. Hierauf wird das Gut, nachdem
;es ausgewaschen ist, einer leichten Chlorung, z. B. durch Behandeln mit einer Lauge,welche
a g Chlor im Liter enthält, unterworfen. Das von Chlor befreite Gut wird alsdann
in das eigentliche Sauerstoffbleichgefäß eingesetzt und ebenfalls, z. B. 24 Stunden,
bei Temperaturen von z. B. q.0° C mit kontinuierlich oder intermittierend zirkulierender
Lauge in Berührung gehalten. Hierbei werden z. B. auf je ioo Gewichtsteile Bleichgut
je 0,5 Gewichtsteile Natriumsuperoxyd, gelöst in etwa 3oo bis 5oo 1 Wasser,
und 5i/2 Gewichtsteile '\Vasserglas angewendet. Nach Verlassen dieses Bleichbades
wird das Gut in üblicher Weise fertiggemacht.
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Bei Behandlung von Buntware werden die Temperaturen zweckmqßig etwas
niedriger, z. B. auf z5 bis 3o° C, gehalten.
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Die Erfindung bietet Vorteile nach verschiedener Richtung hin.
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Im Vergleich zu den bekannten Verfahren werden erhebliche Ersparnisse
an teurem Natriumsuperoxyd und ferner noch an Dampf und Wasser gemacht. Bei kombinierter
Gleichung ist auch der Chlorbedarf ein sehr geringer. Infolge der Vorbehandlung
des Bleichguts wird die Wirkung des Chlors auf das Bleichgut, wie gefunden wurde,
erheblich begünstigt.
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Infolge der niedrigen Temperaturen bei den einzelnen Operationen und
der geringen Konzentration der Bleichflotten kommen Bleichschäden nicht vor. Die
Bleichbrühe kann mehrfach verwendet werden. Ein Vergilben der fertigen Ware kommt
selbst nach jahrelanger Lagerung nicht vor.
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Es ist bereits bekannt, aufgebäuchtes Material, schwach alkalische
Bleichlaugen, z. B. solche, welche durch Eintragen von Schwefelsäure in eine Natriumsuperoxydlösung
und Versetzen mit Ammoniak oder Borax bis zur schwach alkalischen Reaktion entstanden
sind, derart zur Anwendung zu bringen, daß das Bleichgut zunächst eine halbe Stunde
in der Bleichlauge bei gewöhnlicher Temperatur vorgeweicht ist, während es dann
8 Stunden lang bei 5o bis 6o° C gebleicht wurde. Demgegenüber wird bei vorliegender
Erfindung der Bleichvorgang bei Temperaturen unterhalb 50° C, vorzugsweise solchen
von etwa z. B. z 5 bis q.0° C, unter Verwendung ätzalkalischer Wasserstoffsuperoxydlösungen,
wie sie z. B. durch Auflösen von Natriumsuperoxyd in Wasser entstehen, durchgeführt.
Hierdurch wird der Vorteil erzielt, daß bei weitgehender Schonung der Faser infolge
Anwendung sehr niedriger Temperaturen ausgezeichnete Bleichwirkung unter gleichzeitiger
Beseitigung der in den Geweben noch vorhandenen Verunreinigungen, wie z. B. von
Baumwollsamenschalen, erzielt wird, so daß der übliche Bäuchvorgang vor dem Bleichen
in Wegfall kommen kann. Ein weiterer Vorzug des vorliegenden Verfahrens besteht
in dem außerordentlich geringen Aufwand an Natriumsuperoxyd.
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Weiterhin ist ein Verfahren bekannt, gemäß welchem das geb.äuchte
Bleichgut zunächst in einem Chlorbad von etwa 'h° B6 ¢ bis 5 Stunden behandelt und
hierauf nach Säuern und Spülen der Sauerstoffbleiche unterworfen wird unter Verwendung
einer Bleichlauge, welche bereitet ist durch Einbringen von 675g Schwefelsäure und
5oo g Natriumsuperoxyd in i oo 1 Wasser unter Zusatz von so viel Wasserglas, daß
das Bad eben alkalisch ist. Hier handelt es sich also um eine durchgreifende Chlorbleiche
von gebäuchter Ware mit einer Nachbehandlung unter Verwendung einer ganz schwach
alkalischen Wasserstoffsuperoxydlauge. Auch von diesem Verfahren ist da:s vorliegende,
dessen Wesen in der Verwendung von ungebäuchtem Material und von ätzalkalischer
Wasserstoffsuperoxydlösungen bei Temperaturen unterhalb 5o° C in Vereinigung mit
der Verwendung außerordentlich geringen Mengen von Natriumsuper oxyd im Verhältnis
zu dem zu bleichenden Gut besteht, grundsätzlich verschieden.
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Zum Bleichen von gehäuchtem Material sind auch schwach alkalische
Natriumsuperoxydbäder vorgeschlagen worden, für deren
Herstellung
das starke Alkali des Natriumsuperoxyds bis zu nur noch ganz schwacher Alkalität
mittels Magnesiumsulfat oder Schwefelsäure neutralisiert werden soll. Für den Fall
einer völligen oder Überneutralisation zu saurer Reaktion sollen die Bäder dabei
dann durch vorsichtige Zugabe von @väßrigem Ammoniak oder Wasserglas, phosphorsaurem
Natron oder phosphorsaurem Ammon wieder schwach alkalisch gemacht werden. Dabei
sollen für das geb;äuchte Material 1/2- bis i prozentige Bäder verwandt werden und
die Bleichtemperatur 3o bis 8o° C betragen. Demgegenüber ist die erfindungsgemäße
Erkenntnis, daß man unter den milden Bedingungen gemäß vorliegendem Verfahren unter
Verzicht auf vorangehendes Bäuchen eine erstklassige und einwandfreie Bleiche bei
weitgehendster Faserschonung erzielen kann, um so überraschender.
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Es ist schließlich noch bekannt, Bleichlaugen geringe Mengen von Magnesiumsilikaten
oder von z. B. Natriumsilikat und Chlormagnesium zuzusetzen, wobei das Magnesiumsilikat
als Antikatalysator dienen soll, während es weiterhin bekannt ist, Bleichmittel
aus Natriumsuperoxyd und Alkalisilikaten herzustellen, wobei das Alkalisilikat den
Zweck hat, die freiwillige Zersetzung des Superoxyds beim Aufbewahren durch Bildung
einer Schutzdecke von Kieselsäure zu verhindern.
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Auch das Bekanntsein dieser Tatsachen vermochte dem Fachmann die vorliegende
Arbeitsweise, gemäß welcher ätzalkalische Wasserstoffsuperoxydlösungen unter Zusatz
von die Sauerstoffabgabe regelnden Stoffen, insbesondere erheblicher Mengen von
Wasserglas unterhalb 5o° C, zur Einwirkung auf das Bleichgut gebracht werden, und
die durch diese Arbeitsweise erzielbaren technischen Fortschritte nicht nahezulegen.