-
Verfahren und Vorrichtung zur Naßbehandlung von in offenen oder geschlossenen
Gefäßen gepacktem Textilgut Die Erfindung bezieht sich auf die Behandlung von in
offenen oder geschlossenen Gefäßen gepacktem Textilgut, z. B. von Baumwolle oder
Baumwollfabrikaten, mit Flüssigkeiten, z. B. zu Zwecken des Bleichens (Chlor-oder
Sauerstoffbleiche), Eärbens o. dgl.
-
Die bekannten Verfahren, z. B. Bleichverfahren, welche auf dem Gedanken
beruhen., die Flüssigkeit, z. B. Bleichlauge, in senkrechter oder in waagerechter
Richtung durch das gepackte Gut zu leiten, gegebenenfalls unter Mitwirkung von Vorrichtungen,
welche eine gleichmäßige Verteilung der Flüssigkeit begünstigen sollen, haben sich,
insbesondere wenn es sich um die Behandlung von größeren Massen von Textilgut handelt,
als nicht ausreichend erwiesen. Um eine möglichst gleichmäßige Behandlung des Fasergutes
zu erzielen, hat man auch bereits vorgeschlagen, das Gut mit verschieden gerichteten
Flüssigkeitsströmen zu behandeln.
-
In der deutschen Patentschrift loo 899 ist z. B. ein Bleichverfahren
beschrieben, hei welchem die Flotte dem Bleichgut beständig oder nacheinander an
verschiedenen Stellen zugeführt und ebenso an verschiedenen Stellen abgesaugt werden
kann, um eine immer wieder erfolgende Richtungsänderung zu erzielen, welche Arbeitsweise
eine verhältnismäßig recht umfangreiche Einrichtung mit an der Seitenwand und am
Boden des Behandlungsgefäßes vorhandenen, mit der Kreislaufpumpe verbundenen Abflüssen
und für den Zulauf der Flotte von oben ein sich ständig oder sprungweise drehendes.,
knieförmig abgebogenes Druckrohr erfordert.
-
In der deutschen Patentschrift 107 113 ist ein Verfahren und eine
Einrichtung zum Bleichen und Färben von Textilfasern beschrieben, welches die gleichzeitige
Behandlung des Fasergutes mit zwei verschieden gerichteten Flottenströmen ermöglicht,
derart, daß Flüssigkeit in senkrechter Richtung, z. B. von unten nach oben, durch
das Gut geleitet wird, während weiterhin an der zylindrischen Wandung des Gefäßes
öffnungen vorgesehen sind, durch welche Flüssigkeit in radialer Richtung in das
Gut eingepreßt bzw. aus diesem abgesaugt werden kann. Bei diesem Verfahren wird
beim Einpressen der Flüssigkeit von der Gefäßwandung her, und zwar insbesondere
bei Vorhandensein eines zentralen Kanales inmitten des Bleichgutes, dasselbe nach
innen hinein zusammengepreßt. Es werden sich alsdann zwischen Gefäßwandung und Bleichgut
Kanäle bilden, durch welche die eingepreßte Lauge abfließen kann, ohne daß der erstrebte
Erfolg, nämlich Pressen durch .das Gut im radialer Richtung, erzielt wird. Weiterhin
muß es als ausgeschlossen -erscheinen, daß durch einfaches Absaugen eine Flüssigkeitsbewegung
von der Mitte des Gutes aus nach der Wandung hin erzielbar ist.
-
Gemäß der Erfindung erfolZ,#-t die Behandlung des Fasergutes mit verschieden
gerichteten, sich kreuzenden Flüssigkeitsströmen
derart, daß einerseits
Flüssigkeit, z. B. Bleichlauge, vom Innern des Gutes aus, z. B. durch ein zentral
angeordnetes gelochtes Rohr in Richtung auf die Gefäßwandung hin in das Gut eingepreßt
wird, während gleichzeitig Flüssigkeit in senkrechter Richtung, vornehmlich von
oben. nach unten, durch das Gut geleitet wird, und zwar mveckmäßig derart, daß dieselbe
in an sich bekannter Weise durch eine Vielzahl von Austrittsöffnungen gleichmäßig
über den Querschnitt des Packgutes verteilt wird.
-
Im allgemeinen hat es sich dabei als vorteilhaft erwiesen, mehr Flüssigkeit
in waagerechter Richtung in das Gut einzuführen als in senkrechter Richtung.
-
Gegenüber den vorstehend erwähnten bekannten Verfahren bietet das
erfindungsgemäße Verfahren den Vorteil der größeren Einfachheit und der gleichmäßig
sicheren erfolgreichen Durchführung. Eine wesentliche Verbesserung besteht darin,
daß durch das Einpressen des einen Flüssigkeitsstromes vom Innern des Bleichgutes
her dieses gegen die Gefäßwandung ,gedrückt wird, so daß Kanalbildung zwischen Gut
und Wandung, durch welche idie Bleichlauge ungenutzt durchströmen könnte, mit Sicherheit
vermieden wird.
-
Die Erfindung ist in der Zeichnung beispielsweise erläutert: Es bedeutet
darin( i das oben offene oder gegebenenfalls mit einem Deckel, z. B. mit einem Gasauslaßventil
versehene Behandlungsgefäß, a dessen gelochte Bodeneinlage zum Auflegen des Textilgutes,
3 ein Ansatzrohr am Boden des Gefäßes, 4 einen Entleerungsstutzen mit Ablaßbahn
i o, 5 eine Kreiselpumpe für den. Flüssigkeitsumlauf, 6 eine Heizvorrichtung für
die aus der Pumpe austretende Flüssigkeit, 7 ein innerhalb des Gutes, vorzugsweise
in der Mitte des z. B. zylindrischen Gefäßes angeordnetes, mit Ausströmungsöffnungen
versehenes Rohr, an Stelle dessen bei größeren Gefäßen oder solchen von länglichem
Grundriß auch mehrere, z. B. auf die Mittellinie des länglichen Gefäßes verteilte
derartige Rohre treten. 8 ist ein mit Ausströmungs:öffnungen versehenes, z. B. ring-
oder spiralförmiges Rohr im oberen Teil des Behälters zur Erzeugung von senkrechten
Strömungen. Das gleiche gilt von dem durch Hahn 9 abschließbaren Ansatzrohr 3.
-
Durch die Verbindungsrohre und Absperr-bzw. Regulierhähne 9-14 ist
es, wie aus der Zeichnung ersichtlich, möglich, die Ansatzrohre mit der Saug- oder
Druckseite der Pumpe zu verbinden und hierdurch gleichzeitig Flüssigkeitsströmungen
in senkrechter Richtung und solche in waagerechter, radialer Richtung nach der Gefäßwand
hin zu erzeugen.
-
Die Anwendung der Erfindung im Großbetriebe hat ergeben, daß der erstrebte
Zweck, nämlich die Erzielung einer gleichmäßigen Einwirkung der Behandlungsflüssigkeit
auf alle Fasern in ausgezeichneter Weise erreicht wird.
-
Die Erfindung hat sich als besonders vorteilhaft erwiesen, wenn es
sich um die Behandlung, z. B. Bleicheng, großer Massen. von Fasergut handelt. Besondere
Vorteile werden erzielt bei Anwendung der Sauerstoffbleiche, deren Durchführung
im Großbetriebe insofern mit Schwierigkeiten verbunden. ist, als hierbei stets eine
gewisse Gasentwicklung stattfindet und die Gefahr droht, daß das Gas sich an einzelnen
Stellen des Gutes festsetzt und hierdurch die gleichmäßige Bleichung verhindert.
Derartige Störungen finden bei Anwendung des erfindungsgemäßen Verfahrens, und nvar
auch bei Anwesenheit sehr großer Mengen von Bleichgut und sehr dichter Packung desselben
nicht statt. Auch treten Störungen beim Umpumpen der Lauge, wie solche bei gasentwickelnden
Bleichlaugen vielfach beobachtet werden, bei dem erfindungsgemäßen Verfahren nicht
in Erscheinung. Die Anwendung der Sauerstoffbleiche bietet dann Schwierigkeiten,
wenn es nicht möglich ist, mit langsamer Durchdringung des Bleichgutes zu arbeiten,
da hierbei die Bleichlauge nach der Austrittsstelle hin zu erschöpft werden würde.
-
Demgegenüber ist es bei dem erfindungsgemäßen Verfahren möglich, bei
rascher und gleichmäßiger Durchdringung mit hoher Laugengeschwindigkeit zu arbeiten,
so daß auch das von der Eintrittsstelle der Lauge entferntere Gut noch wirksame
mit Sauerstoff beladene Lauge vorfindet.
-
Hierauf ist es zurückzuführen, daß bisher das in das Gefäß eingebrachte
Bleichgut vielfach einer zweifachen Behandlung unterworfen «.erden mußte, da bei
der ersten Behandlung nur die eine Hälfte des Gutes richtig gebleicht war. Mit dem
erfindungsgemäßen Verfahren gelingt es, sehr große Mengen von Bleichgut, z. B. 45ookg
und mehr, in einem Bleichvorgang und mit verhältnismäßig kurzer Bleichdauer zu bleichen.