DE4418771C1 - Verfahren zur Fahrstabilitätsregelung eines Kraftfahrzeuges bei erhöhtem Schlupf der Antriebsräder - Google Patents
Verfahren zur Fahrstabilitätsregelung eines Kraftfahrzeuges bei erhöhtem Schlupf der AntriebsräderInfo
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Description
Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zur fahrstabili
sierenden Vortriebsregelung eines Kraftfahrzeuges nach dem
Oberbegriff des Anspruchs 1. Bekanntermaßen läßt sich durch
Bremseneingriffe einer Antriebsschlupfregelung (ASR) das
Durchdrehen der Antriebsräder, d. h. das Auftreten eines
unerwünscht hohen, traktionsmindernden Antriebsradschlupfes,
verhindern. Häufig, insbesondere bei unterschiedlichen Reib
werten, beginnt zuerst ein Antriebsrad, nämlich dasjenige mit
der geringeren Haftung, das sogenannte Lowrad, durchzudrehen,
wodurch Antriebsmoment verlorengeht. Um dem entgegenzuwirken
kann ein elektronisches Traktionssystem vorgesehen werden,
welches einen einseitigen Bremseneingriff am Lowrad vornimmt.
Diese aktive Bremsung des Lowrades hat nicht nur dessen Rück
führung in einen im allgemeinen günstigeren Schlupfbereich zur
Folge, sondern wirkt sich gleichzeitig als Sperrmoment an
triebssteigernd auf das gegenüberliegende Antriebsrad mit der
größeren Haftung, das sogenannte Highrad, aus. Dies kann nun
bei nicht mehr ausreichender Haftung dazu führen, daß sich auch
der Radschlupf am Highrad übermäßig erhöht, so daß insbesondere
bei hoher Fahrzeuggeschwindigkeit und in Kurven die Fahr
stabilität durch derartige traktionssteigernde Bremseneingriffe
beeinträchtigt werden kann.
In dem Artikel "Ausgebremst" in der Zeitschrift "Auto-Motor-Sport"
vom 2.8.1986, S. 34 ist eine elektronische Differen
tialsperre beschrieben, bei der der antriebssteigernde Effekt
am Highrad aufgrund von Bremseneinwirkungen am Lowrad zur
Traktionssteigerung ausgenutzt wird.
Für derartige elektronische Traktionssysteme ergibt sich die
auch von ASR-Systemen her bekannte Schwierigkeit ausreichender
Fahrstabilität, weshalb die oben angegebene, bekannte elektro
nische Differentialsperre lediglich als Starthilfe verwendet
und bei Fahrzeuggeschwindigkeiten über 40 km/h automatisch
abgeschaltet wird.
Ein Verfahren zur fahrstabilisierenden Vortriebsregelung der
eingangs genannten Art ist in der Offenlegungsschrift DE 31 27 302 A1
beschrieben. Die dortige Vortriebsregelung arbeitet
nach dem sogenannten Select-Low-Prinzip, d. h. ein vortriebs
regelnder Eingriff erfolgt unter der Voraussetzung, daß der
Lowradschlupf über einem vorgegebenen Grenzwert liegt. Als
weitere fahrstabilisierende Maßnahme erfolgt ein solcher vor
triebsregelnder Eingriff bei erkannter Kurvenfahrt bereits
bei Überschreiten einer geringeren Grenzgeschwindigkeit von
beispielsweise 40 km/h, während bei Geradeausfahrt ein sol
cher Eingriff erst bei Überschreiten einer höheren Grenzge
schwindigkeit von beispielsweise 100 km/h vorgenommen wird.
Bei Fahrzeuggeschwindigkeiten unterhalb der niedrigeren
Grenzgeschwindigkeit erfolgt kein fahrstabilisierender, an
triebsmomentreduzierender Vortriebsregelungseingriff. Die
vorgesehenen Vortriebsregelungseingriffe beinhalten eine
Bremsdruckbeaufschlagung des Lowrades, wobei die Einstellung
eines Bremsdrucks angestrebt wird, der zu einem maximalen
Vortriebsmoment am Highrad führt. Übersteigt die Bremsschei
bentemperatur durch diese Bremseneingriffe einen vorgegebenen
Schwellwert, so wird die Vortriebsregeleinrichtung für eine
vorgegebene Zeitspanne abgeschaltet.
In der Patentschrift DE 35 18 221 C2 ist eine Bremsanlage of
fenbart, bei der Maßnahmen zur Fahrstabilisierung bei Brems
vorgängen während Kurvenfahrten getroffen werden. Diese Maß
nahmen beinhalten die Bestimmung eines Gierwinkel-Referenz
wertes in Abhängigkeit der Fahrzeugquerkräfte, der Fahrzeug
geschwindigkeit und des Maßes an Kurvenfahrt sowie die An
steuerung der Vorder- und Hinterradbremsen bei einer Bremsan
forderung während einer Kurvenfahrt derart, daß der aus den
erfaßten Fahrzeugquerkräften abgeleitete Gierwinkel-Istwert
auf den Gierwinkel-Referenzwert eingeregelt wird, wobei dies
selbsttätig mittels eines elektronischen Steuergerätes er
folgt.
In der Offenlegungsschrift DT 23 19 862 ist ein Antiblockier
system offenbart, bei dem zur Fahrstabilitätserhöhung zwei
elektronische Auswerteschaltungen der Räder einer Achse der
art ausgebildet und miteinander verknüpft sind, daß der
Bremsdruck des einen Rades zur Vermeidung von großen Brems
kraftunterschieden an den Rädern einer Achse und/oder zur Er
zielung eines gemeinsamen Regelzyklusverlaufs von einem Aus
gangssignal des anderen Rades oder während des alleinigen An
stehens des Ausgangssignals am zu beeinflussenden Rad gehal
ten, aufgebaut oder abgesenkt wird. Zur Regelung kann bei ei
nem zeitlich gegeneinander verschobenen Signalpaar das vorei
lende oder das nacheilende Alleinanstehen eines Signals be
nutzt werden.
Der Erfindung liegt als technisches Problem die Bereitstellung
eines fahrstabilisierenden Vortriebsregelungsverfahrens der
eingangs genannten Art zugrunde, mit welchem sich im laufenden
Fahrbetrieb auch für Fahrzeuge, bei denen antriebsschlupf
regelnde und insbesondere einseitige, traktionssteigernde
Bremseneingriffe an den Antriebsrädern vorgenommen werden, eine
hohe Fahrstabilität aufrechterhalten läßt.
Dieses Problem wird durch ein Verfahren mit den Merkmalen des
Patentanspruchs 1 gelöst. Je nachdem, ob Kurvenfahrt oder
Geradeausfahrt vorliegt, reagiert das Verfahren bei zu hohem
Highradschlupf in unterschiedlicher Weise fahrstabilisierend.
Während Kurvenfahrten erfolgt eine kurvenfahrtstabilisierende,
beidseitig synchrone Bremsdruckeinregelung, wobei der High
radschlupf als Regelgröße in einen Bereich geregelt wird, der
eine ausreichende Seitenführungskraft des Fahrzeugs sicher
stellt. Durch die Regelung nach dem Highradschlupf und nicht
nach dem Lowradschlupf kann die Seitenführungskraft am Highrad
erhalten bleiben. Das durchdrehende Lowrad besitzt keine Sei
tenführungskraft mehr. Durch den gezielten Bremsdruckaufbau
auch am Highrad können Fahrinstabilitäten abgefangen werden,
die insbesondere aufgrund der während Kurvenfahrten vorhandenen
Giergeschwindigkeit auftreten, wenn ein einseitiger Bremsenein
griff am Lowrad zur Traktionssteigerung zu einem zu hohen, auf
das Highrad übertragenen Sperrmoment führt, welches das Highrad
zum Durchdrehen bringt. Bei Geradeausfahrt wäre ein beidseiti
ger Druckaufbau wegen unnötiger Bremsenerhitzung weniger vor
teilhaft, weshalb in diesem Fall die Stabilisierung durch Abbau
des eventuell am Lowrad anstehenden Bremsdrucks durchgeführt
wird. Während solcher Stabilisierungsphasen mit Druckabbau am
durchdrehenden Lowrad bei Geradeausfahrt kann das Lowrad durch
eine Antriebsmomentenrücknahme durch den Fahrer am Hochbe
schleunigen gehindert werden, falls dies erwünscht ist.
Eine Weiterbildung der Erfindung nach Anspruch 2 hat den Vor
teil, daß der bremsenbeanspruchende, beidseitige Bremsenein
griff während einer Kurvenfahrt höchstens für eine vorgegebene
Zeitdauer aktiviert bleibt, wodurch eine übermäßige Bremsen
erhitzung verhindert wird. Außerdem wird ein solcher Bremsen
eingriff dann deaktiviert, wenn das Maß an Kurvenfahrt oder der
Highradschlupf unter jeweils vorgegebene Deaktivierungsgrenz
werte fallen, die vorzugsweise kleiner als die aktivierenden
Grenzwerte sind, bei deren Überschreiten der Bremseneingriff
aktiviert wird, um störende Regelungsschwingungen zu vermeiden.
In Weiterbildung der Erfindung nach Anspruch 3 wird ein
traktionssteigernder Bremsdruck am Lowrad auch bei Geradeaus
fahrt und erhöhtem Highradschlupf gehalten, wenn die Fahrzeug
geschwindigkeit unter einer vorgegebenen Mindestgeschwindigkeit
liegt. Dadurch wird in diesem unteren Geschwindigkeitsbereich
ein gewisser erhöhter Highradschlupf zugelassen, um eine maxi
male Traktion durch einen Fräseffekt zu erzielen, wobei die
Fahrstabilität in diesem Bereich kleiner Geschwindigkeiten
nicht merklich beeinträchtigt ist.
Der Geschwindigkeitsbereich mit aktiver Stabilitätsregelung
kann gemäß Anspruch 4 günstigerweise der Bereich von 15 km/h
bis 80 km/h sein. In diesem Geschwindigkeitsbereich ist Kurven
fahrt sehr zuverlässig lediglich durch Raddrehzahlsensorik ohne
Querbeschleunigungssensor, Lenkwinkelsensor oder Giergeschwin
digkeitssensor erfaßbar. Unterhalb von 15 km/h vermag der
Fahrer noch ausreichend schnell zu reagieren, wobei zudem
größere Schleuderbewegungen, z. B. Fluchtwende, möglich bleiben.
Eine bevorzugte Ausführungsform der Erfindung ist in der
Zeichnung dargestellt und wird nachfolgend beschrieben.
Die einzige Figur zeigt einen schematischen Programmablaufplan
eines Verfahrens zur Fahrstabilitätsregelung eines Kraftfahr
zeuges bei erhöhtem Antriebsradschlupf mittels geeigneter Brem
seneingriffe an den Antriebsrädern.
Der dargestellte Verfahrensablauf ist Teil eines umfangreiche
ren, zyklisch durchlaufenen Regelungsverfahrens eines in dem
Kraftfahrzeug vorhandenen elektronischen Traktionssystems,
wobei die hier nicht näher interessierenden Programmteile
vereinfachend als Programmblock (A) wiedergegeben sind. Das
fahrstabilisierende Verfahren bildet dabei ein Funktionsmodul
innerhalb des elektronischen Traktionssystems und besitzt
gegenüber den eigentlichen traktionssteigernden Bremsen
eingriffen am Lowrad eine höhere Priorität.
Die Aktivierung des fahrstabilisierenden Programmteils setzt
zunächst voraus, daß der Highradschlupf (HS) einen vorgegebenen
Schlupfgrenzwert (HSG), der in Abhängigkeit von einer Referenz
radgeschwindigkeit, welche die mittlere Radgeschwindigkeit der
nicht angetriebenen Räder darstellt, festgelegt wird, über
schreitet und die Fahrzeuggeschwindigkeit zwischen einer unte
ren (vu) und einer oberen Grenzgeschwindigkeit (vo) liegt, was
in einem anfänglichen Schritt 1 abgefragt wird. Dabei ist der
untere Geschwindigkeitsgrenzwert (vu) vorliegend auf 15 km/h
und der obere Geschwindigkeitsgrenzwert (vo) auf 80 km/h ge
setzt. Die Fahrzeuggeschwindigkeit wird als Mittelwert der
kurven- und radabgleichkorrigierten Radgeschwindigkeiten der
nicht angetriebenen Räder ermittelt. Das Highrad wird als das
langsamer drehende und das Lowrad als das schneller drehende
Antriebsrad erkannt, wozu die kurven- und radabgleichkorrigier
ten Antriebsradgeschwindigkeiten miteinander verglichen werden.
Ersichtlich reicht daher die Erfassung der Raddrehzahlen zur
Bestimmung dieser Größen aus. Der Highradschlupf (HS) wird dann
in Form der Differenz zwischen der Highradgeschwindigkeit und
der Referenzradgeschwindigkeit ausgewertet.
Ist die Abfrage im Schritt 1 negativ, so wird mit anderweitigen
Programmteilen der Traktionsregelung fortgesetzt, z. B. mit
einem eigentlichen traktionssteigernden Bremseneingriff. Ist
die Abfrage hingegen positiv, so wird in einem nächsten Ab
frageschritt 2 geprüft, ob Kurvenfahrt vorliegt. Dabei wird auf
einsetzende Kurvenfahrt geschlossen, wenn die Radgeschwindig
keitsdifferenz der Vorderräder größer als ein vorgegebener
Grenzwert wird, der vorliegend auf 1 km/h gesetzt ist. Wird
eine derartige Überschreitung und damit eine beginnende Kurven
fahrt erkannt, so sieht das fahrstabilitätsregelnde Verfahren
eine Kurvenfahrt-Stabilitätsregelung (Schritt 3) wie folgt vor.
Die Regelung aktiviert sich jeweils, sobald der Highradschlupf
(HS) den vorgegebenen Schlupfgrenzwert (HSG) zuzüglich eines
prozentualen Kurvenoffsetwertes überschreitet, der dazu dient,
einen verfrühten Regelungsbeginn bei extrem engen Kurvenradien
zu verhindern. Beispielhaft beträgt dieser Kurvenoffsetwert ein
Zehntel der Differenz der Radgeschwindigkeiten der nicht ange
triebenen Vorderräder. Nach Aktivierung erfolgt ein beidseiti
ger Bremseneingriff an den Antriebsrädern, um das Überschuß
moment wegzubremsen. Der Eingriff wird synchron durchgeführt,
um kein Sperrmoment und somit kein Giermoment zu erzeugen. In
Abhängigkeit vom Highradschlupf und der Highradschlupfbeschleu
nigung wird das Highrad mit der Differenz zwischen Highradge
schwindigkeit und Referenzradgeschwindigkeit als Regelgröße
durch gezielte Druckaufbau-, Druckhalte- und Druckabbauphasen
in den stabilen Bereich zurückgeführt. Um die Bremsen vor ther
mischer Überlastung zu schützen, wird der beidseitige Bremsen
eingriff nur für eine festgelegte Maximaldauer, die vorliegend
beispielhaft 2s beträgt, zugelassen, was ausreichend ist, da
ein Abbiegemanöver im Mittel nicht länger dauert. Zur Erkennung
der Kurvenfahrtdauer wird ein Zeitzähler immer dann gesetzt,
wenn auf einsetzende Kurvenfahrt geschlossen wird. Wenn kein
Highradschlupf mehr während der Kurvenfahrt vorliegt, bleibt
der Zeitzähler auf seinem momentanen Wert stehen. Tritt dann
innerhalb derselben Kurvenfahrt erneut Highradschlupf auf, so
kann der Bremseneingriff für die noch verbleibende Zeitdauer
fortgeführt werden. Ist die festgesetzte, zulässige Maximal
dauer bei weiter anstehendem Highradschlupf-Regelbedarf abge
laufen, so wird der Bremsdruck langsam beidseitig abgebaut, so
daß dem Fahrer genügend Zeit bleibt, auf die einsetzende Gier
bewegung des Fahrzeugs zu reagieren.
Sind die Antriebsradbremsen bei Beginn des kurvenfahrtstabi
lisierenden, beidseitigen Bremseneingriffs nicht aktiviert, so
erfolgt letzterer wie gesagt durch gleichzeitige und gleich
große Bremsdruckänderung synchron an beiden Antriebsrädern.
Andererseits kann die Aktivierung des kurvenfahrtstabilisie
renden Bremseneingriffs von einem zuvor erfolgten, einseitigen
Bremseneingriff am Lowrad zur Traktionssteigerung verursacht
sein, der aufgrund des am Highrad abgesetzten Sperrmomentes zu
einem zu hohen Antriebsschlupf an selbigem geführt hat. In
diesem Fall liegt am Lowrad zu Beginn des kurvenfahrtstabili
sierenden Verfahrens bereits ein gewisser Bremsdruck vor. Die
kurvenfahrtstabilisierende Bremsdruckeinregelung er folgt dann
dadurch, daß zunächst der Bremsdruck im Lowrad festgehalten und
derjenige im Highrad erhöht wird. Ist der einzuregelnde High
radschlupf bereits vor Druckgleichstand mit dem Lowrad er
reicht, so wird der Bremsdruck im Lowrad auch während einer
anschließenden Highrad-Bremsdruckhaltephase weiterhin fest
gehalten. Ist der gewünschte Highradschlupf hingegen noch nicht
erreicht, wenn der Highradbremsdruck gleich groß wie der Low
radbremsdruck wird, so werden anschließend die Bremsdrücke
beider Antriebsräder gleichzeitig synchron weiter erhöht.
Analog wird während Bremsdruckabbauphasen vorgegangen. Liegen
anfangs gleiche Bremsdrücke vor, so werden beide synchron ver
mindert. Ist hingegen zu Beginn einer Bremsdruckabbauphase der
Highradbremsdruck noch geringer als der Lowradbremsdruck, so
wird zunächst der Lowradbremsdruck bis auf das Druckniveau des
Highrades reduziert, wonach wiederum beide Bremsdrücke synchron
weitergeregelt werden. Diese Vorgehensweise hat den Vorteil,
daß bei der Kurvenfahrt zunächst aufgrund der Druckangleichung
in den beiden Antriebsrädern das Sperrmoment reduziert wird.
Zusätzlich wird durch den Bremsdruckaufbau im Highrad noch das
vom Fahrer verursachte, überschüssige, stabilitätsgefährdende
Antriebsmoment vernichtet, so daß das Highrad wieder maximale
Seitenführungskraft erhält. Ist wieder Fahrzeugstabilität
hergestellt, so wird ein neuerlicher, einseitiger Bremsen
eingriff zur Traktionssteigerung erst dann initiiert, wenn
beide Antriebsräder nicht mehr bremsdruckbeaufschlagt sind.
Die kurvenfahrtstabilisierende Regelungsphase wird dabei außer
nach der oben beschriebenen Überschreitung der maximalen Re
gelungsdauer dann beendet, wenn sich das Fahrzeug wieder in
Geradeausfahrt befindet, die Fahrzeuggeschwindigkeit nicht mehr
in dem vorgeschriebenen Bereich zwischen 15 km/h und 80 km/h
liegt oder der Highradschlupf einen vorgegebenen Deaktivie
rungs-Grenzwert unterschritten hat. Dieser Deaktivierungs-Grenz
wert wird dabei vorzugsweise kurvenfahrtabhängig etwas
kleiner als der Schlupfgrenzwert (HSG) gewählt, vorliegend um
1/15 der Radgeschwindigkeitsdifferenz der Vorderräder geringer.
Diese etwas niedrigere Wahl der Abschaltschwelle gegenüber der
Zuschaltschwelle dient der Vermeidung von Regelschwingungen.
Auf beginnende Geradeausfahrt, d. h. auf Beendigung der Kurven
fahrt, wird geschlossen, wenn die Radgeschwindigkeitsdifferenz
an den Vorderrädern kleiner als ein Grenzwert ist, der vor
liegend auf 0,5 km/h gesetzt ist. Auch hier hat die Wahl eines
gegenüber demjenigen zur Erkennung des Beginns einer Kurven
fahrt geringeren Grenzwertes zur Erkennung der Beendigung der
Kurvenfahrt wiederum den Zweck der Vermeidung unerwünschter
Regelschwingungen. Die Beendigung der Kurvenfahrt-Stabilitäts
regelung besteht jeweils in der Einstellung eines Druckabbau
gradienten entsprechend dem Radschlupfverlauf. Daneben wird die
Kurvenfahrt-Stabilitätsregelung sofort beendet, wenn ein fahr
zeugverzögernder Bremsvorgang eingeleitet wird und/oder das
Antiblockiersystem Priorität anmeldet.
Wird im Abfrageschritt 2 nach vorangegangener Bejahung der Ab
frage im Schritt 1 erkannt, daß keine Kurvenfahrt, sondern
Geradeausfahrt vorliegt, so führt das Verfahren eine Fahrstabi
litätsregelung für Geradeausfahrt (Schritt 4) wie folgt durch.
Zunächst wird festgestellt, ob die Fahrzeuggeschwindigkeit
zwischenzeitlich unter den unteren Bereichsendwert von 15 km/h
abgesunken ist. In diesem Bereich kleiner Geschwindigkeiten
wird ein vergleichsweise hoher Highradschlupf zugelassen, um
die maximale Traktion durch einen Fräseffekt zu erreichen, da
in diesem Geschwindigkeitsbereich die Fahrstabilität nicht
wesentlich beeinträchtigt wird. Zu diesem Zweck wird zunächst
der Bremsdruck im Lowrad gehalten und abgewartet, ob das High
rad bereits nach sehr kurzer Zeit wieder zu haften beginnt, wie
dies beim Überfahren sogenannter µ-low-Flecken der Fall ist.
Wenn nun der Highradschlupf weiter zunimmt und dieses schließ
lich eventuell sogar schneller als das Lowrad dreht, so wird
erkannt, daß eine vermehrte Traktion nicht mehr erzielbar ist,
und es wird damit begonnen, den Druck am Lowrad abzubauen, bis
der Highradschlupf wieder unter dem Grenzwert (HSG) liegt. Da
nach kann wieder eine eigentliche Traktionsregelung vorgenommen
werden.
Liegt hingegen die Fahrzeuggeschwindigkeit oberhalb des unteren
Grenzwertes von 15 km/h, so führt die Fahrstabilitätsregelung
bei Geradeausfahrt sogleich eine Verringerung des zwecks Trak
tionssteigerung am Lowrad anstehenden Bremsdrucks durch. Das
Antriebsmoment am Highrad wird dadurch reduziert, und das High
rad vermag zusehends wieder Seitenkräfte zu übertragen. Während
dieser Stabilisierungsphase kann das Lowrad nur durch eine An
triebsmomentenrücknahme, z. B. durch den Fahrer, am Hochbe
schleunigen gehindert werden, falls dies zweckmäßig erscheint.
Sobald der Highradschlupf wieder unter den vorgegebenen Grenz
wert (HSG) fällt, kann mit der eigentlichen, traktionssteigern
den, einseitigen Bremsdruckregelung am Lowrad fortgesetzt
werden.
Das beschriebene Verfahren ermöglicht daher die Aufrechterhal
tung einer hohen Fahrstabilität sowohl bei Kurvenfahrt wie auch
bei Geradeausfahrt insbesondere in den Fällen, in denen die
Fahrstabilität aufgrund von einseitigen Bremseneingriffen an
den Antriebsrädern zwecks Traktionssteigerung ansonsten be
einträchtigt werden könnte. Dies macht es möglich, die Funktion
eines automatischen Sperrdifferentials erfüllende elektronische
Traktionssysteme ohne Fahrstabilitätsgefährdung in einem weiten
Bereich möglicher Fahrzustände einzusetzen, ohne daß dieses
beispielsweise auf die Funktion einer Anfahrhilfe beschränkt zu
sein braucht. Es versteht sich, daß die Zahlenangaben des oben
beschriebenen Beispiels lediglich eine mögliche Wahl darstellen
und für andere Anwendungsfälle jeweils geeignet zu modifizieren
sind. Selbstverständlich ist das erfindungsgemäße Verfahren zur
Fahrstabilitätsregelung auch in Verbindung mit einem herkömm
lichen ASR-System nutzbringend einsetzbar.
Claims (4)
1. Verfahren zur fahrstabilisierenden Vortriebsregelung ei
nes Kraftfahrzeuges unter Verwendung von Antriebsrad-Bremsen
eingriffen bei erhöhtem Schlupf der Antriebsräder in
Abhängigkeit von Kurven- oder Geradeausfahrt sowie von der
Fahrzeuggeschwindigkeit,
dadurch gekennzeichnet, daß
- - überwacht wird, ob der Highradschlupf über einem vorgegebe nen Grenzwert und die Fahrzeuggeschwindigkeit in einem Be reich zwischen einer vorgegebenen unteren Grenzgeschwindig keit und einer vorgegebenen oberen Grenzgeschwindigkeit liegen, und bejahendenfalls unter jeweiliger Verwendung des Highradschlupfes als Regelgröße
- - eine beidseitige Bremsdruckeinwirkung auf die Antriebsräder mit synchroner Bremsdruckeinregelung vorgenommen wird, so bald zusätzlich Kurvenfahrt erkannt wird, beziehungsweise
- - am Lowrad anstehender traktionssteigernder Bremsdruck abge baut wird, sobald zusätzlich Geradeausfahrt erkannt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, weiter
dadurch gekennzeichnet, daß
die kurvenfahrtstabilisierende, beidseitige Bremseneinwirkung
beendet wird, wenn keine Kurvenfahrt mehr vorliegt, die Fahr
zeuggeschwindigkeit nicht mehr in dem vorgegebenen Bereich
liegt, der Highradschlupf unter einen vorgegebenen Grenzwert
absinkt oder eine vorgegebene maximale Bremseneingriffsdauer
während einer Kurvenfahrt überschritten wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, weiter
dadurch gekennzeichnet, daß
ein am Lowrad anstehender traktionssteigernder Bremsdruck ge
halten wird, auch wenn Geradeausfahrt erkannt wird und der
Highradschlupf über einem vorgegebenen unteren Grenzwert
liegt, solange die Fahrzeuggeschwindigkeit unterhalb der vor
gegebenen unteren Grenzgeschwindigkeit und der Highradschlupf
unterhalb eines vorgegebenen oberen Grenzwertes liegen.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, weiter
dadurch gekennzeichnet, daß
für die Vornahme der kurvenfahrtstabilisierenden beidseitigen
Bremseneinwirkung und/oder den Abbau des traktionssteigernden
Bremsdrucks am Lowrad die untere Grenzgeschwindigkeit 15 km/h
und die obere Grenzgeschwindigkeit 80 km/h betragen.
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