DE4413766A1

DE4413766A1 - Verfahren und Vorrichtung zum Behandeln von mit Kunststoffschichten überzogenen Küchenmöbel- und Möbelteilen

Info

Publication number: DE4413766A1
Application number: DE19944413766
Authority: DE
Inventors: Silke Meyer
Original assignee: HOERNLEIN REINHARD GmbH
Current assignee: HOERNLEIN REINHARD GmbH
Priority date: 1994-04-20
Filing date: 1994-04-20
Publication date: 1995-11-16
Also published as: DE9421693U1

Description

Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zum Behandeln von mit Kunststoffschichten, insbesondere Kunststoffolien, überzogenen Küchenmöbel- und Möbelteilen, insbesondere Türfronten, im Rahmen ihrer Entsorgung, wobei die Küchenmöbel- und Möbelteile einen insbesondere aus MDF bestehenden steifen Formkörper aufweisen, auf den die Kunststoffschichten aufgebracht und mit dem die Kunststoffschichten mittels eines eine Klebstoffschicht bildenden Klebers verbunden sind, sowie auf eine Vorrichtung zur Durchführung dieses Verfahrens.

Es ist beispielsweise aus der DE 38 19 434 A1 bekannt, einen dreidimensionalen Formkörper mit einer plastischen Kunststoffolie zu überziehen. Derartige Gebilde werden bei Wohnmöbeln und Küchenmöbeln als Frontenware in Form von Türen eingesetzt. Die Kunststoffolien sind beispielsweise PVC(Polyvenylchlorid)-Folien ohne Weichmacher. Die MDF-Formkörper bestehen aus einem vorzugsweise luftdurchlässigen Holzfaserwerkstoff. Die Kunststoffolien werden mittels eines Überziehverfahrens in einer Membranpresse unter Zwischenfügung eines Zwei- Komponenten-Klebers auf die Formkörper aufgezogen und aufgepreßt. Die Moleküle der Komponenten vernetzen beim Abbinden und bilden eine nicht mehr lösbare Klebstoffschicht, die den Formkörper mit der Folie verbindet. Beim Anpressen und Überziehen entstehen Folienüberstände und -reste, die recyclet werden, indem man sie im Extrusionsverfahren zu Verpackungsprofilen umformt.

Haben Küchenmöbel oder Wohnmöbel ausgedient, dann müssen sie entsorgt werden. Dies geschieht bisher in der Weise, daß die Frontware dieser Möbel, die insbesondere in der Art der folienüberzogenen Türen und Anschlußteile anfällt, zersägt der Sondermüllentsorgung zugeführt werden. Damit erhöhen sich die Müllberge. Eine Verbrennung in der hauseigenen Verbrennungsanlage eines Herstellerbetriebes ist infolge des PVC-Anteiles in der zu entsorgenden Ware nicht möglich.

Es ist Aufgabe der Erfindung, zu vermeiden, daß insbesondere die Frontenware nur über Sondermüll entsorgt werden kann.

Die gestellte Aufgabe ist erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß bei der Entsorgung der beschichteten Möbelteile, insbesondere der Frontenware, nämlich der Fronttüren

a) eine Aufhebung der Verklebung zwischen der Kunststoffbeschichtung und dem steifen Formkörper vorgenommen wird, indem beim Einsatz eines Klebers, der in seinem Klebeverhalten thermisch veränderbar ist, dieser Kleber durch eine gezielte thermische Beeinflussung sein Klebevermögen verliert,
b) die Kunststoffbeschichtung von dem steifen Formkörper abgenommen wird,
c) die abgenommene Kunststoffbeschichtung und der steife Formkörper getrennt entsorgt bzw. einer weiteren Verwendung zugeführt werden.

Eine derartige Behandlung der Frontenware macht eine Sondermüllentsorgung überflüssig. Wenn die Kunststoffschichten von den Formkörpern entfernt werden, dann können die Formkörper und die Kunststoffschichten nach dem Trennen getrennte Wege gehen. Die Kunststoffschichten können, wenn sie beispielsweise aus Folien bestehen, der weiteren Verwendung als Verpackungsprofile zugeführt werden, während die MDF-Formkörper zersägt und zerspant der Verbrennung zugeführt werden können.

Zwei-Komponenten-Kleber bestehen beispielsweise aus Polycarbaminsäureester- Dispersionen, die mit aliphatischem Polyisocyanat vernetzt werden. Diese Zwei- Komponenten-Kleber bilden nach ihrem Abbinden unlösliche Klebstoffschichten. An sich sind die Formkörper und die Kunststoffschichten damit unlösbar verbunden. Es hat sich aber gezeigt, daß die Wärmefestigkeit einen Angriffspunkt eröffnet. Die Wärmefestigkeit läßt sich gezielt einsetzen und dazu nutzen, eine Klebstoffschicht gezielt zu zerstören. Die Zerstörung erfolgt unter diesem Gesichtspunkt in der Weise, daß die Klebstoffschicht um den Temperaturbereich der zulässigen Wärmestandfestigkeit herum aufgeheizt und dadurch zerstört wird, weil die Wärmeeinwirkung die Moleküle der Klebstoffschicht derart zum Schwingen bringt, daß die Vernetzung aufgehoben wird.

Nach einer weiteren Ausgestaltung der Erfindung ist zur Verwirklichung der Zerstörung der Klebstoffschicht vorgesehen, daß die thermische Beeinflussung der Klebstoffschicht durch ihre Aufwärmung auf eine Temperatur im Bereich der Wärmestandfestigkeit vorgenommen wird. Bevorzugt wird dabei in spezieller weiterer Ausgestaltung der Erfindung, daß die Klebstoffschicht auf eine Temperatur im Bereich von 100° bis 125° Celsius aufgewärmt wird. In diesen Bereichen bewegen sich die Wärmebeständigkeiten der einsetzbaren Zwei-Komponenten-Klebstoffe.

Wenn die Kunststoffschicht nach ihrer Trennung vom Formkörper weiter verwendbar sein soll, dann muß darauf geachtet werden, daß sie nach der Behandlung auch noch verwendbar ist. Nach einer weiteren Ausgestaltung der Erfindung wird dies dadurch erreicht, daß die Aufwärmtemperatur und die Aufwärmzeit derart eingestellt werden, daß die Kunststoffschicht nicht verändert wird. Insbesondere darf die Kunststoffschicht dabei nicht überhitzt werden.

Für die Wärmeeinwirkung sind verschiedene Wärmequellen möglich. Bevorzugt wird nach einer weiteren Ausgestaltung der Erfindung, daß die Wärmebeeinflussung mittels einer auf die Klebstoffschicht gerichteten Infrarotstrahlung vorgenommen wird. Die Infrarotstrahlung hat sich bevorzugt als geeignet erwiesen.

Es ist aber auch möglich, die Wärmebeeinflussung mittels einer auf die Klebstoffschicht gerichteten Ultraviolettstrahlung oder mittels heißer Umluft vorzunehmen.

Nach einer weiteren Ausgestaltung der Erfindung ist vorgesehen, daß bei einer Kunststoffbeschichtung aus einer Kunststoff-, insbesondere einer Polyvenylchlorid (PVC)folie, diese Folie nach dem Aufheben der Verklebewirkung der Kleberschicht mechanisch von dem steifen Formkörper abgezogen wird. Durch eine Extrusion der abgezogenen Folien werden diese beispielsweise zu Verpackungsprofilteilen geformt und damit wiederverwendet. Hier entsteht also in dieser Nutzungsphase überhaupt kein Abfall.

Zur Durchführung des Verfahrens dient nach einer weiteren Ausgestaltung der Erfindung ein Ofen mit einem Ofeninnenraum, in den auf einer Auflage ein oder mehrere Küchenmöbel- und Möbelteile einbringbar sind und in dem eine Heizeinrichtung vorgesehen ist, mittels deren Wärme die Küchenmöbel- oder Möbelteile an allen mit Kunststoffschichten beklebten Formkörperteilen zur Zerstörung der Klebstoffschicht aufheizbar sind.

Die Erfindung wird anhand der Zeichnung näher erläutert. Es zeigen:

Fig. 1 einen Schnitt durch einen Teil eines Küchenmöbel- oder Möbelteiles, bei dem ein Formkörper mit einer aufgeklebten Kunststoffolie versehen ist, die mittels des Verfahrens nach der Erfindung abziehbar gemacht wird,

Fig. 2 einen Ofen, in dem durch eine Wärmebehandlung die Klebstoffschicht zwischen dem Formkörper und der Kunststoffolie zerstört wird.

Fig. 1 zeigt einen Teil eines Küchenmöbel- oder Möbelteiles 1 allgemein teilweise im Schnitt. Es handelt sich dabei insbesondere um ein Frontteil derartiger Möbel. Wiederum speziell handelt es sich um ein Teil einer Tür 1 einer Küche oder beispielsweise eines Schrankes. Der tragende Teil dieser Tür 1 ist ein Formkörper 3 aus MDF. MDF ist dabei die Abkürzung für einen luftdurchlässigen Holzfaserwerkstoff. Über diesen Formkörper 3 ist in einem Überziehverfahren beispielsweise in einer Membranpresse eine Kunststoffolie 5 gezogen. Die Kunststoffolie besteht beispielsweise aus PVC. Die Haftverbindung zwischen dem Formkörper 3 und der Kunststoffolie 5 stellt eine Klebstoffschicht 7 her. Die Klebstoffschicht besteht vorzugsweise aus einem ausgehärteten Zwei-Komponenten- Kleber.

Wenn diese so aufgebaute Tür 1 nach ihrer Benutzung überflüssig geworden ist, dann wird sie entsorgt. Um die Entsorgung problemlos zu machen, wird ein spezieller in Fig. 2 im Schnitt dargestellter Ofen 9 eingesetzt.

Der Ofen 9 nach Fig. 2 hat einen geschlossenen Ofenkörper 11, der einen Ofeninnenraum 13 umschließt. An der Unterseite 11a des Ofenkörpers 11 befindet sich ein Schieber 15, der senkrecht zur Zeichenebene verschieblich ist. In der Verschieberichtung sind die beiden vertikalen Ofenwände 17 mit Klappen 19 versehen, durch die Möbelteile 1, beispielsweise Türen nach Fig. 1, in den Ofeninneraum 13 hinein- und aus diesem wieder herausfahrbar sind. Oberhalb des Schiebers 15 und damit der Tür 1 sind Infrarot-Heizstrahler 21 vorgesehen, die ein mittleres langwelliges Licht abgeben. Die Heizstrahler 21 sind an Reflektoren 23 angeordnet; sie können aber auch von den Reflektoren getrennt aufgehängt sein. Um alle Teile der Kunststoffolie 7 gleichmäßig aufheizen zu können, sind weitere Reflektoren 21a vorgesehen.

In dem Ofeninnenraum 13 werden die Türen 1 allseitig gleichmaßig einer solchen Wärmestrahlung ausgesetzt, daß die Klebstoffschicht 7 zerstört wird, ohne daß die Kunststoffolie 5 angegriffen wird. Nach der Zerstörung der Klebstoffschicht 7 werden die Türen 1 aus dem Ofen 9 herausgeführt. Danach wird die Kunststoffolie 7 von dem Formkörper 3 abgezogen. Der Formkörper 3 kann einer normalen industriellen Verbrennung zugeführt werden. Die Kunststoffolie 5 kann in einem Extruder umgeformt und so zu einer zweiten Verwendung gelangen.

Claims

1. Verfahren zum Behandeln von mit Kunststoffschichten, insbesondere Kunststoffolien, überzogenen Küchenmöbel- und Möbelteilen, insbesondere Türfronten, im Rahmen ihrer Entsorgung, wobei die Küchen- und Möbelteile einen insbesondere aus MDF bestehenden steifen Formkörper aufweisen, auf den die Kunststoffschichten aufgebracht und mit dem die Kunststoffschichten mittels eines eine Klebstoffschicht bildenden Klebers verbunden sind, dadurch gekennzeichnet, daß

2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die thermische Beeinflussung der Klebstoffschicht durch ihre Aufwärmung auf eine Temperatur im Bereich der Wärmestandfestigkeit vorgenommen wird.

3. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Klebstoffschicht auf eine Temperatur im Bereich von 100° bis 125° Celsius aufgewärmt wird.

4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Aufwärmtemperatur und die Aufwärmzeit derart eingestellt werden, daß die Kunststoffschicht nicht verändert wird.

5. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Wärmebeeinflussung mittels einer auf die Klebstoffschicht gerichteten Infrarotstrahlung vorgenommen wird.

6. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Wärmebeeinflussung mittels einer auf die Klebstoffschicht gerichteten Ultraviolettstrahlung oder mittels heißer Umluft vorgenommen wird.

7. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß bei einer Kunststoffbeschichtung aus einer Kunststoff-, insbesondere einer Polyvenylchlorid (PVC)folie, diese Folie nach dem Aufheben der Verklebewirkung der Kleberschicht mechanisch von dem steifen Formkörper abgezogen wird.

8. Verfahren nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß beim weiteren Verarbeiten die Folien durch eine Extrusion zu wiederverwendbaren Verpackungsprofilteilen geformt werden.

9. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 8, gekennzeichnet durch einen Ofen (9) mit einem Ofeninnenraum (13), in den auf einer Auflage ein oder mehrere Küchenmöbel- und Möbelteile einbringbar sind und in dem eine Heizeinrichtung (21, 21a) vorgesehen ist, mittels deren Wärme die Küchenmöbel- oder Möbelteile (1) an allen mit Kunststoffschichten (5) beklebten Formkörperteilen (3) zur Zerstörung der Klebstoffschicht (7) aufheizbar sind.