DE4317085A1 - Verfahren zur Kalibrierung elektrochemischer Meßeinrichtungen und Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens - Google Patents
Verfahren zur Kalibrierung elektrochemischer Meßeinrichtungen und Vorrichtung zur Durchführung des VerfahrensInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Kalibrierung elektrochemischer Meßeinrichtungen für
die Messung in Flüssigkeiten oder Flüssigkeitsfilmen sowie eine Vorrichtung zur Durchführung
des Verfahrens und bezieht sich insbesondere auf Meßeinrichtungen mit miniaturisierten elek
trochemischen Sensoren in Anwendungen, die eine Desinfektion des Sensors erfordern, so in
der Nahrungsmitteltechnologie, der Biotechnologie, der Medizin und der Veterinärmedizin.
Es ist bekannt, daß elektrochemische Meßgeräte diskontinuierlich und wiederholt an die indi
viduellen Eigenschaften von elektrochemischen Sensoren angepaßt werden müssen. Für diesen
Vorgang werden nicht ganz einheitlich die in der Norm DIN 1319 definierten Begriffe
"Kalibrieren", "Justieren" und "Eichen" verwendet (H. Galster, pH-Messung, Weinheim: VCH-
Verlagsgesellschaft 1990, Seite 188). Das in DIN 19268 "pH-Messung von klaren, wäßrigen
Lösungen" benutzte Wort "Eichung" kann zu Mißverständnissen führen; daher ist in DIN
19267 "pH-Messung" klargestellt, daß das Wort "Eichen" in dieser Norm nicht im Sinne des
amtlichen Eichens durch eine Eichbehörde zu verstehen ist. In der pH-Meßtechnik wird die
Zweipunktkalibrierung, bei der sowohl Nullpunkt wie auch Steilheit kalibriert werden, empfoh
len; eine sogenannte Einpunktskontrolle ist ebenfalls möglich (P. Meier, A. Lohrum, J. Gareiss,
Praxis und Theorie der pH-Meßtechnik. Herausg.: Ingold Meßtechnik AG. Urdorf/Schweiz
1989, Seite 21). Bekannt ist auch die Automatisierung des Kalibriervorganges durch Verwen
dung eines Mikrorechners (Patent DE 29 37 227: "Verfahren zum Eichen eines elektrometri
schen pH-Meßgerätes und eine Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens).
Ferner ist bekannt, sterile Messungen durchzuführen, im Fall der pH-Messung in Bioreaktoren
mittels Druckkammergebern unter Einwirkung von Wasserdampf bei Temperaturen < 121 °C
(H. Galster, a. a.O. Seite 260). Dieses Verfahren betrifft ortsunveränderliche Reaktoren und
kann wegen der Größe und Robustheit der einzusetzenden Sensoren, Sonden und Armaturen
nicht benutzt werden, um pH-Messungen in kleinen, empfindlichen Proben vorzunehmen.
Nach dem Stand der Technik kann man den pH-Wert in kleinen Probemengen oder in anhaf
tenden Flüssigkeitsfilmen mit Ionensensitiven Feldeffekttransistoren (ISFET) bestimmen, die in
Sonden nebst einer zur Durchführung der Messung unverzichtbaren Referenzelektrode einge
bracht sind [W. H. Ko (Ed.): Implantable Sensors for closed-loop prosthetic systems, New
York: Futura Publ. Corp. 1985, Seiten 89-151]. Solche Sensoren können einer Dampfsterili
sation infolge der Temperaturempfindlichkeit der am Sensoraufbau beteiligten Werkstoffe nicht
unterworfen werden.
Allgemein bekannt ist, Sonden oder Instrumente durch Einwirkung von Desinfektionsmitteln
von pathogenen Erregern, Bakterien, Pilzen und Protozoen zu befreien. Eine Übersicht zu der
artigen Desinfektionsmitteln ist beispielsweise im Wörterbuch der Medizin (Herausg. H. Schal
dach), Berlin: Verlag Volk und Gesundheit 1980, Seite 234, aufgeführt. Die Anwendung sol
cher Flüssigkeiten auf chemische Sensoren kann zwar durchaus vollzogen werden; es ist jedoch
zu beachten, daß infolge der Einwirkung des Desinfektionsmittels die Kalibrierung des Sensors
verändert werden kann, so daß entweder eine erneute Kalibrierung unter sterilen Bedingungen
notwendig wird oder die Kalibrierung prinzipiell nach der Desinfektion bzw. Sterilisation ge
schieht, wobei ein relativ großer Aufwand für die Beschaffenheit der zu verwendenden Mittel
hinsichtlich ihrer Sterilisation zu betreiben ist.
Beim derzeitigen Stand der Technik ist es nachteilig, daß zur pH-Messung in kleinen, steril zu
haltenden Proben oder anhaftenden Flüssigkeitsfilmen entweder ein hoher Aufwand für die
Desinfektion bzw. Sterilisation mit mehreren Arbeitsgängen oder unkontrollierbare Verände
rungen der Sensorkalibrierung infolge der Einwirkung flüssiger Desinfektionsmittel in Kauf
genommen werden müssen. Ferner ist es ungünstig, daß im Fall der Sensorkalibrierung im An
schluß an eine Desinfektion bzw. Sterilisation die Mittel zur Kalibrierung selbst steril gehalten
werden müssen. Die nach dem Stand der Technik bekannten sterilisierbaren pH-Meßsonden
sind aufwendig und an ortsunveränderliche Armaturen gebunden. Zudem ermöglichen sie nicht
Messungen in kleinen Probevolumina unter Verwendung von Halbleitersensoren.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zur pH-Messung in kleinen Proben
unter Sterilbedingungen zu schaffen, das mit ortsveränderlichen Sonden und ohne aufwendige
Armatur zuverlässig, möglichst zeitsparend und unter Verzicht auf getrennte bzw. aufeinander
folgende Desinfektions- und Kalibriervorgänge durchgeführt werden kann. Die Ausgestaltung
der Erfindung soll weiterhin die Durchführung der Messung mit miniaturisierten Sensoren er
lauben, so daß Probenvolumina bis hinunter zu < 1 µl möglich sind.
Erfindungsgemäß wird die Aufgabe dadurch gelöst, daß die Desinfektion der Sonde bzw. des
elektrochemischen Sensors und die Kalibrierung der Meßeinrichtung mit einer Flüssigkeit
durchgeführt werden, die in einem die Wirkung eines Desinfektionsmittels ausübt und gleich
zeitig die Eigenschaften einer Kalibrierlösung aufweist. Im Falle eines pH-Sensors wird dies
dadurch erreicht, daß einer Desinfektionslösung Substanzen zugesetzt werden, die nach Auflö
sung in der Flüssigkeit dieser die Eigenschaft einer pH-Pufferlösung verleihen. Umgekehrt ist
es auch möglich, pH-Pufferlösungen desinfizierend wirkende Substanzen zuzusetzen. Die Kali
brierung des Sensors, üblicherweise als Ein- oder Zweipunktkalibrierung durchgeführt, ge
schieht demzufolge gleichzeitig mit der Desinfektion des Sensors. Nach der Kalibrierung wird
der Sensor mit sterilem Wasser gespült.
Um sicherzustellen, daß die nachfolgende Messung nicht durch an dem Sensor anhaftende
Pufferlösung verfälscht wird, wird der Spülvorgang durch gleichzeitige Messung des pH-Wer
tes der Spüllösung mit diesem Sensor überwacht. Weiterhin erfolgt aus diesem Grunde die Ka
librierung und Spülung des Sensors in speziellen, der Form des Sensors angepaßten Gefäßen,
die so gestaltet sind, daß beim Einführen des Sensors dieser zwangsläufig von der Flüssigkeit
umströmt wird und daß bei der Entnahme des Sensors an diesem anhaftende Flüssigkeit abge
streift und der Sensor mit sterilem, auswechselbarem Material getrocknet wird. Diese Maß
nahmen sind bei der Messung kleiner Flüssigkeitsvolumina von besonderer Bedeutung, da da
durch die Verfälschung des Meßwertes durch am Sensor anhaftende Kalibrier- oder Spüllö
sung vermieden wird.
Die Erfindung soll nachstehend an einem Ausführungsbeispiel näher erläutert werden: Als
Mittel zur Ausführung des erfindungsgemäßen Verfahrens werden ein ISFET-pH-Sensor und
eine Ag/AgCl-Referenzelektrode, eingefügt in eine stabförmige Sonde, benutzt, so daß beide
an der Spitze der Sonde nahe ihrer Oberfläche gelegen sind. Anordnung und Kleinheit von
Sensor und Referenzelektrode ermöglichen es, Volumina < 1 µl sowie in Oberflächenfilmen
von einer Dicke < 0,3 mm zu messen. Die Sonde ist 300 mm lang und hat einen Durchmesser
von 8 mm. Der Meßwert wird an einem batteriegespeisten ISFET-pH-Handmeßgerät (TM 50,
Forschungsinstitut "Kurt Schwabe" Meinsberg) digital angezeigt. Das Gerät enthält die für die
Zweipunktkalibrierung hinsichtlich Nullpunkt und Steilheit erforderlichen Bedienelemente.
Eine mögliche Ausführungsform des Kalibriergefäßes zur Durchführung des Verfahrens ist in
Fig. 1 dargestellt. Die Spülvorrichtung 1 taucht mit der rohrförmigen Aufnahme 2 für die pH-
Sonde in die Kalibrier- oder Spülflüssigkeit 3, die sich in der Vorratsflasche 4 befindet. Da der
Innendurchmesser der Aufnahme 2 nur geringfügig größer als der Außendurchmesser der Son
de ist, wird die Sonde beim Eintauchen von der verdrängten Flüssigkeit umströmt. Beim Her
ausziehen der Sonde wird zunächst die anhaftende Flüssigkeit mittels einer Lippendichtung 5
abgestreift; anschließend wird die Sonde noch zwangsläufig mit sterilem Tupfermaterial 6, das
nach Lösen der Kappe 7 leicht auswechselbar ist, getrocknet. Die beim Eintauchen der Sonde
verdrängte Luft kann über die Entlüftungsbohrung 8 entweichen.
Im Falle der Zweipunktkalibrierung wird für den ersten Kalibrierschritt eine handelsübliche,
unsterile pH-Pufferlösung pH = 6,86 benutzt. Danach wird die Sonde mit destilliertem Wasser
gespült. Für den zweiten Kalibrierschritt wird erfindungsgemäß eine handelsübliche Pufferlö
sung pH = 4,65 (Acetat-Puffer) verwendet, der 2,5% eines handelsüblichen Instrumenten-
Desinfektionsmittels (Aseptisol-Konzentrat, Hersteller: Firma Bode Chemie Hamburg) zuge
setzt worden sind. Sowohl der pH-Wert (pH = 4,67) als auch der Pufferwert β nach DIN
19267 (β = 0,1 mol/l) dieser Kalibrierlösung unterscheiden sich nicht wesentlich von den ent
sprechenden Werten der ursprünglichen Pufferlösung, so daß die Genauigkeit des Kalibrier
vorganges durch den Zusatz des Desinfektionsmittels nicht beeinträchtigt wird. Der Sensor
verbleibt die vorgeschriebene Desinfektionszeit (mindestens 15 Minuten) in dieser Kalibrierlö
sung; die Kalibrierung erfolgt kurz vor Ablauf dieser Frist. Bei der Entnahme des Sensors aus
dem Kalibriergefaß wird die am Sensor haftende Kalibrierflüssigkeit abgestreift. Anschließend
erfolgt die Spülung des Sensors in sterilisiertem destilliertem Wasser, wobei dessen pH-Wert
mit demselben Sensor gemessen wird. Der Spülvorgang wird erst beendet, wenn der gemes
sene pH-Wert der Spüllösung einen Wert < 5,2 erreicht hat und innerhalb von 10 Sekunden um
nicht mehr als 0,05 pH-Einheiten ansteigt. Nach dem Abstreifen der am Sensor haftenden
Spülflüssigkeit ist der Sensor meßbereit. Im Falle der Einpunktkalibrierung entfällt der erste
Kalibrierschritt mit der Pufferlösung pH = 6,86.
Der Vorteil der Erfindung besteht darin, daß die Desinfektion eines elektrochemischen Sensors
und die Kalibrierung der Meßeinrichtung gleichzeitig in einem Arbeitsgang erfolgen und daß
eine Verfälschung des Meßergebnisses durch am Sensor haftende Kalibrierflüssigkeit vermie
den wird. Diese einfache, bequem durchzuführende und die notwendige Genauigkeit des Meß
vorganges gewahrleistende Arbeitsweise war bisher nicht bekannt.
Bezugszeichenliste
1 Spülvorrichtung
2 Sondenaufnahme
3 Kalibrier- oder Spülflüssigkeit
4 Vorratsflasche
5 Lippendichtung
6 Tupfermaterial
7 Kappe
8 Entlüftungsbohrung
2 Sondenaufnahme
3 Kalibrier- oder Spülflüssigkeit
4 Vorratsflasche
5 Lippendichtung
6 Tupfermaterial
7 Kappe
8 Entlüftungsbohrung
Claims (6)
1. Verfahren zur Kalibrierung elektrochemischer Meßeinrichtungen für die Messung in Flüs
sigkeiten oder Flüssigkeitsfilmen und Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens, da
durch gekennzeichnet, daß die Kalibrierung mit einer Flüssigkeit erfolgt, die gleichzeitig
als Desinfektionsmittel wirkt.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Kalibrierung mit einer
Desinfektionslösung erfolgt, der in flüssiger oder fester Form Stoffe mit Pufferwirkung zu
gesetzt sind.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Kalibrierung einer pH-
Meßeinrichtung mit einer pH-Pufferlösung erfolgt, der desinfizierend wirkende feste oder
flüssige Stoffe zugesetzt sind.
4. Verfahren nach den Ansprüchen 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß der Kalibrierlösung
als puffernde Substanzen Natriumacetat und Essigsäure und als desinfizierend wirkende
Substanzen Aldehyde zugesetzt sind und die so zusammengesetzte Kalibrierlösung einen
pH-Wert im Bereich pH = 4 . . . 5 aufweist.
5. Verfahren nach den Ansprüchen 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß die im Anschluß an
die Desinfektion erforderliche Spülung des für die Messung verwendeten Sensors in einer
ungepufferten sterilen Flüssigkeit erfolgt und der Spülvorgang durch gleichzeitige Messung
des pH-Wertes der Spüllösung mit diesem Sensor überwacht wird.
6. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach den Ansprüchen 1 bis 5, bestehend aus
einer pH-Sonde, einer Kalibriereinrichtung und einem ISFET-pH-Meßgerät, dadurch ge
kennzeichnet, daß die pH-Sonde stabförmig ist, einen Durchmesser von 5 . . . 10 mm und
eine Länge von 150 . . . 300 mm hat und an der Spitze mit einem ISFET-pH-Sensor ausge
rüstet ist, daß die Kalibriereinrichtung eine rohrförmige, mit der Kalibrier- bzw. Spüllösung
gefüllte Aufnahme für die pH-Sonde, deren Durchmesser nur geringfügig größer als der der
pH-Sonde ist, enthält und mit Vorrichtungen zum Abstreifen der an der Sonde anhaftenden
Kalibrier- oder Spülflüssigkeit sowie mit auswechselbarem Material zum Trocknen der
Sonde bei Entnahme aus der Kalibriereinrichtung versehen ist.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19934317085 DE4317085A1 (de) | 1993-05-21 | 1993-05-21 | Verfahren zur Kalibrierung elektrochemischer Meßeinrichtungen und Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens |
Applications Claiming Priority (1)
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DE19934317085 DE4317085A1 (de) | 1993-05-21 | 1993-05-21 | Verfahren zur Kalibrierung elektrochemischer Meßeinrichtungen und Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens |
Publications (1)
Publication Number | Publication Date |
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DE4317085A1 true DE4317085A1 (de) | 1994-11-24 |
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ID=6488687
Family Applications (1)
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DE19934317085 Withdrawn DE4317085A1 (de) | 1993-05-21 | 1993-05-21 | Verfahren zur Kalibrierung elektrochemischer Meßeinrichtungen und Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens |
Country Status (1)
Country | Link |
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DE (1) | DE4317085A1 (de) |
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- 1993-05-21 DE DE19934317085 patent/DE4317085A1/de not_active Withdrawn
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