DE4309932A1 - Verfahren und Vorrichtung zum Verformen von Hohlprofil-Werkstücken - Google Patents
Verfahren und Vorrichtung zum Verformen von Hohlprofil-WerkstückenInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren nach dem
Oberbegriff des Anspruchs 1 sowie eine Vorrichtung zur
Durchführung des Verfahren.
Es ist bekannt, Hohlprofilwerkstücke umzuformen, indem
die Werkstücke in eine Preßform mit einer Innenkontur eingelegt
werden, die der zu erzeugenden Form des Werkstücks entspricht.
Mit einem Druck erzeugenden System, beispielsweise einem
Druckzylinder, wird dann Öl oder eine Wasser-Ölemulsion unter
hohem Druck in das Werkstück eingepreßt. Bei ausreichend hohem
Druck erreicht man dann durch Anlegen der Werkstoffwandung an
die Innenkontur der Preßform die gewünschte Umformung. Die
Verwendung flüssiger oder auch gasförmiger Druckmedien bringt
jedoch Abdichtungsprobleme mit sich, weil die
Hohlprofilwerkstücke, beispielsweise Aluminium-Hohlprofile,
schwankende Toleranzen haben, so daß eine ständige Anpassung des
Dichtbereichs zur Preßform erforderlich ist. Flexibele
Dichtungen sind bei sehr hohen Drücken kaum brauchbar,
insbesondere dann, wenn höhere Temperaturen auftreten. Darüber
hinaus fordert der offene Umgang mit Öl auch aus
umweltrechtlicher Sicht hohe Aufwendungen.
Aus "Industrie-Anzeiger, Essen", Nr. 37, 8. Mai 1951,
Seiten 393 bis 396, sowie aus der DDR-PS 25 188 ist es auch
bereits bekannt, Feststoffteile, beispielsweise Sand oder kleine
Kugeln, als Druckmedium zu verwenden. Die erreichbaren
Verformungsgrade sowie die Güte der Verformung reichen jedoch
bei den bekannten Verfahren nicht aus, insbesondere deswegen,
weil sich bei Verwendung der erforderlichen hohen Drücke die
Feststoffteilchen ineinander verkeilen und dann keine weitere
Verformung mehr möglich ist.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein
Verfahren anzugeben, das Umformungen von Hohlprofil-Werkstücken
aus Metall schnell bei hohen Verformungsgraden und mit kleinem
Aufwand ermöglicht. Die Lösung der Aufgabe ist im Patentanspruch
1 gekennzeichnet.
Durch die Druckerzeugung mittels eines Dornes wird
erreicht, daß sich hohe und genau dosierbare Drücke erzeugen
lassen. Die gleichzeitige Stauchbewegung des Werkstücks, die der
Dornbewegung überlagert ist, vermeidet die sonst bei hohen
Verformungsgraden auftretenden Wandschwächungen des Werkstücks
bis zum Aufreißen.
Weiterbildungen der Erfindung sind Gegenstand der
Unteransprüche. So erfolgt die Stauchbewegung mit Vorteil
parallel zur Dornbewegung, d. h. in Richtung oder in
Gegenrichtung der Dornbewegung. Eine besonders wichtige
Weiterbildung der Erfindung sieht vor, daß das Einpressen des
Dorns in zwei oder auch mehreren Schritten erfolgt und daß
zwischen den Schritten jeweils nach Rückführen des Dorns das
Druckmedium mittels eines Druckzylinders nachgefördert wird. Die
Dornbewegung und die Stauchbewegung können mit Vorteil
unabhängig voneinander gesteuert werden. Dadurch läßt sich
erreichen, daß ein Werkstück nacheinander in mehreren Bereichen
durch einen oder mehrere Bewegungsschritte des Dorns bei
unterschiedlichen Stauchbewegungen aufgeweitet wird,
beispielsweise so, daß in einzelnen Bereichen die Wandstärke
beim Aufweiten erhalten bleibt, in anderen Bereichen dagegen
verringert wird. Die Steuerung kann dabei nach einem
vorgewählten Programm ablaufen. Wenn das Druckmedium nach oder
auch während der Rückführung des Dorns sowie auch während der
Nachförderung gerüttelt wird, kann ein Verkeilen der
Feststoffteilchen, und zwar auch von glatten Stahlkugeln, sicher
gelöst werden, so daß beim nächsten Schritt eine weitere
Verformung möglich wird.
Eine zusätzliche wichtige Weiterbildung sieht vor, daß
das Werkstück auf eine Temperatur von wenigstens 200°C erwärmt
wird. Die mit bekannten Verfahren in einem Schritt erzielbaren
Umformungen sind trotz Anwendung sehr hoher Drücke beschränkt.
Es ist zwar bekannt, daß bei höheren Temperaturen und
insbesondere oberhalb der Rekristallisationsschwelle die
Umformbarkeit des jeweiligen Werkstoffs wesentlich gesteigert
werden kann. Da diese Rekristallisationsschwelle jedoch
beispielsweise für Aluminium zwischen 330 und 550°C liegt, läßt
sich das o.e., bekannte Verfahren unter Verwendung einer Wasser-
Öl-Emulsion nicht einsetzen. Eine solche Emulsion kann nur bis
zu Temperaturen von 100°C benutzt werden. Öl als Druckmedium
erfordert bei Temperaturen über 200°C ein geschlossenes
Transport- und Arbeitssystem, um eine Oxidation des Öls zu
vermeiden und den Sicherheitsvorschriften zu entsprechen. Es
können ohne Schwierigkeiten Feststoffteilchen gewählt werden,
die auch sehr hohe Temperaturen aushalten, so daß dann in der
angestrebten Weise eine bessere und einfachere Umformung möglich
ist. Bei Temperaturen oberhalb von 200°C ist bei den meisten
Metallen, insbesondere aber auch bei Aluminium, die
Zugfestigkeit, und Härte gegenüber den Werten bei Raumtemperatur
so weit abgesunken, daß die erforderlichen Drücke wesentlich
kleiner werden. Gleichzeitig nimmt die Bruchdehnung und die
Brucheinschnürung im allgemeinen zu, so daß größere Umformungen
möglich werden.
Das Druckmedium kann aus Metallkugeln mit einem Radius
von r < 5mm, vorzugsweise < 2 mm, bestehen. Es können auch
Aluminiumoxidkörner oder -kugeln oder auch Siliziumoxidkörner
oder -kugeln verwendet werden, die dann zweckmäßig größer als
0,3 mm sind, vorzugsweise eine Größe zwischen 0,5 und 1,0 mm
besitzen. Gegebenenfalls können auch zwei oder mehrere Arten von
Feststoffteilchen gemischt werden.
Die Erwärmung des Werkstücks kann dadurch erfolgen,
daß die Preßform auf die gewünschte Temperatur aufgeheizt wird.
Zusätzlich kann das Werkstück vor dem Einlegen in die Preßform
vorgewärmt werden. In gleicher Weise besteht auch die
Möglichkeit, das Druckmedium vor dem Einpressen in die Form
vorzuwärmen.
Vorrichtungen zur Durchführung des Verfahrens können
vom Fachmann unter Anpassung an die jeweiligen Verhältnisse und
unter Berücksichtigung der jeweiligen Hohlprofil-Werkstücke und
metallischen Werkstoffe unter Verwendung bekannter Bauteile
konstruiert werden. Dabei erfolgt in Weiterbildung der Erfindung
jedoch zweckmäßig die Zufuhr des Druckmediums mittels eines
Druckzylinders, der kraft- oder formschlüssig an die Preßform
angesetzt wird und das Druckmedium über einen Kanal einpreßt.
Zusätzlich läßt sich mit Vorteil ein Vibrator am Druckzylinder
anbringen, der ebenfalls die Förderung und Homogenisierung des
Druckmediums verbessert.
Nachfolgend wird die Erfindung anhand der Zeichnungen
beschrieben. Es zeigt
Fig. 1 die Schnittansicht einer Verformungseinrichtung
nach der Erfindung mit eingelegtem Hohlprofil-
Werkstücks vor Beginn der Verformung;
Fig. 2 die Schnittansicht entsprechend Fig. 1 nach einer
Teilverformung des Werkstücks;
Das zu verformende Werkstück, das bei dem in den
Zeichnungen dargestellten Ausführungsbeispiel ein Aluminiumrohr
11 mit Kreisquerschnitt ist, liegt in einer geteilten Preßform
12 mit einer Kavität 13, die der zu erzeugenden Form des
Werkstücks 11 entspricht. Heizplatten oder -bänder 14 erzeugen
und halten die gewünschte Preßformtemperatur, um das Werkstück
11 zu erwärmen bzw. die Temperatur des vorher erwärmten
Werkstücks zu halten.
Auf der in der Zeichnung rechten Seite ist an die
Preßform 12 eine Fördereinheit 15 für das Druckmedium 16 in Form
von Stahlkugeln angeflanscht. Die Fördereinheit 15 enthält einen
Zylinder 17 für das Druckmedium 16 und einen Kolben 18, dessen
Kolbenstange 19 mit einem Außengewinde versehen und in eine
Endplatte 20 eingeschraubt ist. Durch Drehen der Kolbenstange 19
mittels eines Vierkants 21 kann das Druckmedium 16, das über
einen Trichter 22 eingefüllt wird, durch eine Bohrung 23 in die
Preßform 12 gefördert werden. Zu Beginn des Verformungsvorgangs
ist der Öffnungsquerschnitt 40 des Trichters 22 durch den Kolben
18 verschlossen.
Auf der in der Zeichnung linken Seite der Preßform 12
ragt ein Dorn 24 durch ein im Werkstück 11 liegendes
Führungselement 25 in das Werkstück hinein. Am anderen Ende
(links in der Zeichnung) ist der Dorn 24 mit einem Außengewinde
in eine Hülse 35 eingeschraubt, die am Ende ein Gewinde 36
besitzt. Am anderen Ende ist die Hülse 35 in eine Endplatte 27
eingeschraubt, die über ein Gehäuse 28 und eine Führungsplatte
29 an die Preßform 12 angeflanscht ist. Im Gehäuse 28 befindet
sich ein rohrförmiges Drückelement 30, das auf einer Seite mit
einem Flansch 31 im Gehäuse und auf der anderen Seite in der
Platte 29 geführt ist und stirnseitig am Werksstück 11 anliegt.
Die Verformung des Werkstücks 11 beginnt ausgehend von
der in Fig. 1 dargestellten Position aller Teile, nachdem die
Preßform 12 mit dem Werkstück 11 auf die gewünschte Temperatur
aufgeheizt ist. Durch Verdrehen des Vierkants 34 wird der Dorn
24 in Richtung auf das Werkstück 11 verschoben, während
gleichzeitig durch Verdrehen der Hülse 35 mittels eines
Vierkants 32 das Drückelement 30 durch einen an dessen Flansch
31 anliegenden Flansch 26 der Hülse 35 in Richtung auf das Rohr
11 verschoben wird. Der Dorn 24 dringt dann in das Druckmedium,
im Ausführungsbeispiel Stahlkugeln 16, ein und ist zu diesem
Zweck an der Spitze mit einem Kegel 33 versehen. Das Werkstück
11 wird dabei durch den Druck der Kugeln 16 in Richtung auf die
in Fig. 2 dargestellte Position aufgeweitet, wobei gleichzeitig
das Werkstück 11 über die Hülse 35 und das Drückelement 30
gestaucht wird, so daß beim Aufweiten eine Schwächung der
Wandstärke vermieden wird. Die Verschiebung des Dorns 24
einerseits und des Drückelements 30 andererseits kann zur
Anpassung der Druckerzeugung und Stauchbewegung unabhängig
voneinander gesteuert werden.
Am Ende des ersten bzw. mehrerer Verformungsschritte
und dazugehöriger Zwischenschritte, bei denen jeweils der Dorn
zurückgezogen und in den dann entstandenen Hohlraum weitere
Stahlkugeln 16 mittels des Kolbens 18 gefördert werden, wobei
die Verkeilung der Stahlkugeln 16 durch einen an der
Fördereinheit 15 angebrachten Vibrator 37 gelöst wird, hat das
Werkstück 11 die in Fig. 2 dargestellte Teilverformung erreicht,
und alle Teile haben die dargestellte Position. Nach weiteren
Verformungsschritten mit den entsprechenden Zwischenschritten
wird schließlich die in Fig. 3 gezeigte Gesamtverformung des
Werkstücks 11 erreicht. Das Werkstück 11 kann dann nach Öffnen
der Preßform 12 entnommen werden, nachdem das Druckmedium 16 in
Form der Stahlkugeln in den Zylinder 17 zurückgeführt ist.
Desgleichen wird auch der Dorn 24 zusammen mit dem Drückelement
30 in die Anfangsposition gemäß Fig. 1 zurückgeführt.
Claims (16)
1. Verfahren zum Verformen von Hohlprofil-
Werkstücken (11) aus Metall, bei dem das Werkstück in eine
Preßform (12) eingelegt wird, deren Innenkontur (13) der zu
erzeugenden Form des Werkstücks entspricht und bei dem nach
Schließen der Preßform (12) ein Feststoffteile, insbesondere
Stahlkugeln umfassendes Druckmedium (16) in das Werkstück (11)
eingepreßt wird, derart, daß das Werkstück unter Anlegen an die
Innenkontur der Preßform verformt wird,
dadurch gekennzeichnet,
daß zur Druckerzeugung im Druckmedium (16) ein Dorn (24) in das
Druckmedium eingepreßt und der Dornbewegung eine Stauchbewegung
des Werkstücks (11) überlagert wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, daß die Stauchbewegung parallel zur
Dornbewegung erfolgt.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet, daß das Einpressen des Dorns (24) in
zwei oder mehreren Schritten erfolgt und zwischen den Schritten
jeweils nach Rückführen des Dorns (24) das Druckmedium (16)
mittels eines Druckzylinders (17, 18) nachgefördert wird.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1, 2 oder 3,
dadurch gekennzeichnet, daß die Dornbewegung und die
Stauchbewegung unabhängig voneinander gesteuert werden.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet, daß das Druckmedium (16) nach und/oder
während der Rückführung des Dorns (24) und während der
Nachförderung gerüttelt (37) wird.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5,
dadurch gekennzeichnet, daß das Werkstück (11) auf eine
Temperatur von wenigstens 200°C erwärmt wird.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6,
dadurch gekennzeichnet, daß das Druckmedium (16) aus Stahlkugeln
mit einem Radius von r < 5 mm, vorzugsweise < 2 mm, besteht.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6,
dadurch gekennzeichnet, daß das Druckmedium (16) aus
Aluminiumoxidkörnern oder -kugeln besteht.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6,
dadurch gekennzeichnet, daß das Druckmedium (16) aus
Siliciumoxidkörnern oder -kugeln besteht.
10. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 9,
dadurch gekennzeichnet, daß die Kugeln oder Körner größer als
0,3 mm sind und vorzugsweise eine Größe zwischen 0,5 und 1,0 mm
besitzen.
11. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 10,
dadurch gekennzeichnet, daß das Druckmedium (16) aus einer
Mischung von wenigstens zwei Arten von Feststoffteilchen
besteht.
12. Verfahren nach einem der vorhergehenden
Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die Erwärmung des
Werkstücks (11) wenigstens teilweise durch die Preßform (12)
erfolgt.
13. Verfahren nach Anspruch 12,
dadurch gekennzeichnet, daß das Werkstück (11) vor dem Einlegen
in die Preßform (12) vorgewärmt wird.
14. Verfahren nach einem der Ansprüche 12 oder 13,
dadurch gekennzeichnet, daß das Druckmedium (16) vorgewärmt
wird.
15. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach
einem der Ansprüche 1 bis 14,
dadurch gekennzeichnet, daß die Zufuhr des Druckmediums (16)
mittels eines Druckzylinders (17, 18) erfolgt, der kraft- oder
formschlüssig an die Preßform (12) ansetzbar ist.
16. Vorrichtung nach Anspruch 15,
dadurch gekennzeichnet, daß der Druckzylinder (15, 17, 18) einen
Vibrator (37) aufweist.
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