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Die Erfindung betrifft einen Gelenkbeschlag gemäß dem Oberbegriff des Patentanspruchs 1.
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Die Lehnen insbesondere der Vordersitze von Fahrzeugen sind in aller Regel in ihrer Neigung verstellbar, um dem Fahrzeuginsassen eine optimale Sitzposition zu ermöglichen. Vielfach umfaßt die Verstellbarkeit nicht nur einen Bereich innerhalb der normalen Gebrauchslage der Lehne, in der diese mehr oder weniger aufrecht steht, sondern die Lehne kann zusätzlich nach hinten in eine nahezu horizontale Lage und oftmals auch nach vorn in Richtung auf das Sitzteil zu verschwenkt werden. Gerade bei der zuletzt genannten Schwenkbewegung besteht ein Problem darin, daß infolge der Aufpolsterung von Lehne und Sitzteil ein Rückfederungseffekt nach dem Umklappen der Lehne auftritt, wenn durch eine geeignete Wahl der Lage der Schwenkachse dem nicht entgegengesteuert wird. Auf der anderen Seite beeinflußt die Lage der Schwenkachse auch den Spalt zwischen Lehne und Sitzteil in der Liegestellung der Lehne; dieser Spalt soll natürlich möglichst klein sein. Hier treten also zwei sich einander ausschließende Forderungen auf, die zu einem mehr oder weniger befriedigenden Kompromiß bei der Wahl der Lage der Achse führen müssen.
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Aus der
DE 27 38 599 A1 ist eine Scharniervorrichtung für einen einstellbaren Fahrzeugsitz bekannt. Die Scharniervorrichtung weist einen Sitzbeschlag auf, der am Sitzteil befestigt ist und an dem mehrere Rasteinrichtungen vorgesehen sind. Des weiteren ist an der Rückenlehne ein Lehnenbeschlag befestigt. Ein Zwischenglied ist an seinem einen Ende mittels einer ersten Lagereinrichtung am Sitzbeschlag drehbar gelagert. An seinem anderen Ende ist mittels einer zweiten Lagereinrichtung drehbar der Lehnenbeschlag gelagert. Ein erstes Mittel kann wahlweise in Eingriff mit einer der Rasteinrichtungen treten und dadurch eine Drehung des Zwischengliedes um die erste Lagereinrichtung und bezüglich des Sitzbeschlages verhindern. Ein zweites Mittel ermöglicht einerseits beim Umlegen der Rückenlehne auf das Sitzteil eine unabhängige Drehung des Lehnenbeschlages um die zweite Lagereinrichtung und bezüglich des Zwischengliedes. Darüber hinaus sorgt das zweite Mittel beim Schwenken der Rückenlehne nach hinten für eine gemeinsame Drehung von Lehnenbeschlag und Zwischenglied.
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Nachteilig bei dieser Lösung ist insbesondere, daß beim Klappen der Rückenlehne ein Griffhebel betätigt werden muß, der um die erste Lagereinrichtung drehbar gelagert ist und das erste Mittel aus dem Eingriff mit einer der Rasteinrichtungen lösen kann. Zusätzlich ist bei dieser Scharniervorrichtung ein Verbindungsteil vorgesehen, das sich beim Umlegen der Rückenlehne auf das Sitzteil nach dem Ausrücken des ersten Mittels aus einer der Rasteinrichtungen entsprechend der Drehung des Griffhebels vom zweiten Mittel löst, so daß die Rückenlehne sowohl auf das Sitzteil umgelegt als auch nach hinten geschwenkt werden kann. Insgesamt stellt diese Scharniervorrichtung einen aufwendigen Mechanismus dar, der funktionell so ausgeführt ist, daß beim Klappen der Rückenlehne eine zusätzliche Handhabung notwendig ist.
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Die
DE 85 25 815 U1 beschreibt einen Fahrzeugruhesitz in einem Fahrzeug mit zwei hintereinander befindlichen Sitzen, von denen der vordere eine neigungsverstellbare Rückenlehne aufweist, die für die Ruheposition bis in eine weitgehend waagerechte Lage einstellbar ist, in der sich ihre dann die Oberseite bildende Lehnenfläche im wesentlichen in Höhe sowie in Nähe der Sitzfläche des hinteren Sitzes befindet. Zusätzlich zu der ersten, die Neigungsversellung ermöglichenden Schwenkachse ist die Rückenlehne um eine zweite Schwenkachse schwenkbar angeordnet, die sich bei aufrechter Stellung der Rückenlehne oberhalb der ersten Schwenkachse befindet und so angeordnet ist, dass die Rückenlehne mit ihrer Frontfläche auf die Sitzfläche des dazugehörigen Fahrzeugsitzes geschwenkt werden kann. Der Fahrzeugsitz offenbart zur Neigungsverstellung der Rückenlehne zwei Arme, wobei der erste Arm an einem Sitzschienenpaar und einer Verstellvorrichtung angeordnet ist. Der zweite Arm ist zwischen dieser Verstellvorrichtung und einer weiteren Verstellvorrichtung ausgeführt, wobei beide Arme an einem Punkt der Rückenlehne angreifen, in dem die oberhalb der ersten Schwenkachse liegende zweite Schwenkachse verläuft. Diese Lösung stellt durch die notwendige robuste Ausführung der Arme eine sehr materialintensive und somit kostenintensive Lösung dar.
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Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, einen Gelenkbeschlag der eingangs genannten Art zu schaffen, daß sowohl die Liegesitzstellung der Lehne als auch die Stellung der nach vorn umgeklappten Lehne ohne Einschränkungen erzielbar sind und der Gelenkbeschlag kostengünstig herstellbar und montierbar ist und eine einfache Handhabung beim Klappen der Lehne ermöglicht.
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Erfindungsgemäß wir die Aufgabe zusammen mit den Merkmalen des Oberbegriffs mit den kennzeichenden Merkmalen des Patentanspruches 1 dadurch gelöst, dass ein Bauteil, einen einem lehnenfesten Lagerblech zugeordneten ersten Anschlag aufweist, der beim Schwenken einer Lehne nach vorn über die normale Gebrauchsstellung hinaus wirksam wird, so dass die Lehne und das dann lehnenfeste Bauteil um eine sitzteilfeste, vor und oberhalb der zweiten Achse liegende weitere erste Achse auf ein Sitzteil schwenkt.
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Erfindungsgemäß wird diese Aufgabe mit den kennzeichnenden Merkmalen des Patentanspruchs 1 gelöst. Das als Verbindungsglied zwischen Lehne und Sitzteil wirkende Bauteil mit seinen zwei Achsen, um die die Lehne nacheinander verschwenkbar ist, erlaubt zudem eine kompakte und für den Benutzer handliche Bauweise.
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Zweckmäßige Ausgestaltungen der Erfindung sind Gegenstand der Unteransprüche.
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Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung wird anhand der Zeichnung nachstehend näher erläutert. Darin ist schematisch in Seitenansicht eine mit einem Gelenkbeschlag versehene, nur andeutungsweise gezeigte Sitzanordnung eines Fahrzeugs in drei verschiedenen Stellungen der Lehne dargestellt, und zwar zeigen
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1 die Sitzanordnung mit in Liegestellung befindlicher Lehne, von der der besseren Übersicht wegen nur der Lehnenrahmen mit einem angeschweißten Lehnenlager gezeichnet ist; von dem ebenfalls zur Sitzanordnung gehörenden Sitzteil ist lediglich ein mit dessen Rahmen verschweißtes Lagerblech dargestellt;
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2 die gleiche Sitzanordnung mit in normaler Gebrauchsstellung befindlicher Lehne und
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3 wiederum die gleiche Sitzanordnung, bei der nun die Lehne nach vorn geklappt ist.
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Der Lehnenrahmen 1 ist über das fest mit ihm verschweißte Lehnenlager 2 – um eine Achse 3 verschwenkbar – mit einer Schwinge 4 verbunden, die ihrerseits in einem sitzteilfesten Lagerblech 5 – um eine Achse 6 verschwenkbar – gehalten ist. Die Schwinge 4 besteht aus zwei formgleichen, in parallelen Ebenen angeordneten Wangen 7, die einen Abstand zwischen sich einschließen, der von einem Steg 8 überbrückt ist. In dem Abstand befinden sich in ein und derselben Ebene das Lehnenlager 2 und das Lagerblech 5. Die Schwinge 4 ist als im Teilquerschnitt U-förmiges Bauteil sozusagen darübergestülpt und über die Achsen 3 und 6 mit ihnen verbunden. Die in der Zeichnung rechte Stirnfläche des Steges 8 stellt einen Anschlag 9 für das Lehnenlager 2 dar, d. h. das Lehnenlager 2 (und damit die Lehne insgesamt) kann – ausgehend von der in 1 gezeigten Liegestellung – durch Verschwenken im Gegenuhrzeigersinn um die Achse 3 bis in eine Stellung bewegt werden, wie sie in 2 dargestellt ist, also bis in die normale Gebrauchsstellung der Lehne. Zur Arretierung der Lehne in dieser Posistion dienen zeichnerisch nicht dargestellte Haltemittel im oberen Bereich der Lehne. Umgekehrt kann die Lehne nach Lösen der Arretierung aus ihrer normalen Gebrauchsstellung wieder in die Liegeposition (1) geklappt werden, indem sie im Uhrzeigersinn um die Achse 3 verschwenkt wird. Dabei sind dieser Schwenkbewegung durch zwei Anschlagflächen 10 und 11 an dem Lehnenlager 2 und dem Lagerblech 5 Grenzen gesetzt, d. h. beim Aufeinandertreffen der beiden Anschlagflächen 10 und 11 ist die Liegeposition der Lehne erreicht. Die Lage der Schwinge 4 relativ zum Lagerblech 5 bleibt beim Verschwenken der Lehne zwischen normaler Gebrauchslage und Liegeposition unverändert.
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Soll nun die Lehne, ausgehend von der Liegeposition, über die normale Gebrauchsstellung hinaus auf das Sitzkissen zu in eine dritte Position geklappt werden, wird die Erfindung wirksam. Die Notwendigkeit, die Lehne in die dritte Position klappen zu müssen, kann beispielsweise dadurch gegeben sein, daß bei einem zweitürigen Personenwagen ein Durchstieg zu einer Rücksitzanordnung geschaffen werden muß oder daß man einen Fahrzeugsitz in einen Tisch umfunktionieren möchte.
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In der normalen Gebrauchsstellung der Lehne (2) liegt das Lehnenlager 2 am Anschlag 9 der Schwinge 4 an. Beim weiteren Verschwenken der Lehne im Gegenuhrzeigersinn erfolgt jetzt eine Drehung der ”Einheit” Schwinge 4/Lehne um die Achse 6, und zwar so weit, bis die Schwinge 4 mit einer Anschlagnase 12 auf einen ortsfesten Zapfen 13 am Lagerblech 5 trifft. Die Lage des Zapfens 13 ist so gewählt, daß sich dann die Lehne in der gewünschten Stellung befindet, daß die Lehne also entweder horizontal liegt, wenn sie als Tisch dienen soll, oder daß sie, wie in 3 dargestellt, zumindest eine solche Lage einnimmmt, in der sie einen Durchstieg in den Raum hinter der Sitzanordnung nicht behindert. Die Schwenkachse 6 liegt so weit vor und oberhalb der Achse 3, daß beim Verschwenken in die Stellung gemäß 3 die Lehne zugleich angehoben und nach vorn bewegt wird, wodurch die Lehne in die gewünschte Stellung gebracht werden kann, ohne daß die Aufpolsterungen von Lehne und Sitzteil dabei stören.
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Beim Zurückklappen der Lehne aus der Position gemäß 3 in die normale Gebrauchsstellung wird die Schwinge 4 nicht zwangsweise mitverschwenkt, vielmehr reicht der Schwerkrafteinfluß aus, um die Schwinge 4 in ihre Lage gemäß 2 zurückkehren zu lassen. Diese Lage ist durch einen weiteren Anschlag 14 an der Schwinge 4 bestimmt, der ebenfalls mit dem Zapfen 13 als Gegenanschlag zusammenwirkt.
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Die Schwinge 4 ist zusätzlich mit einem Abschnitt 15 versehen, an dem ein Ende einer Gasfeder 16 gelenkig befestigt ist, deren anderes Ende am Lehnenrahmen 1 angelenkt ist. Die Gasfeder 16 unterstützt die Schwenkbewegung der Lehne.