DE4140826A1 - Verfahren und vorrichtung zur herstellung von abstandstextilien mit zwei deckflaechen - Google Patents

Description

Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung von Ab­ standstextilien mit zwei Deckflächen, die durch ein Verbin­ dungsfadensystem miteinander verbunden sind, wobei die Deck­ flächen gewebt, gewirkt, gestrickt oder nach einem anderen Herstellungsverfahren für textile Flächengebilde gefertigt sind und umfaßt eine Vorrichtung zur Durchführung des Verfah­ rens.

Es ist bekannt, daß Abstandstextilien, z. B. Abstandsgewebe oder Doppelplüschgewirke, aus parallel zueinanderstehenden Deckflächen mit über der Breite konstantem lokalem Abstand hergestellt werden, die durch ein Fadensystem (Polfäden) mit­ einander verbunden sind. Der lokale Abstand der Deckflächen kann während des Betriebes nicht verändert werden.

Bekannte konventionelle Produkte sind Plüsch, Samt, Pelzimi­ tationen und Teppiche. Hierbei wird das Abstandstextil auf­ geschnitten, so daß man zwei einzelne Plüschtextilien erhält. Ungeschnittene Abstandstextilien kommen hingegen als Konstruk­ tionselemente wie Filtermatten, Ölfangmatten, Drainagematten, gasableitende Becken- und Deponieauskleidung, wasserableitende Hangschutznetze und als Füllkonstruktion für erdgefüllte Schallschutzwände, betongefüllte Schlauch- und Kissenbarrieren oder als sandgefüllte Ufer- und Gebäudeschutzkonstruktionen zum Einsatz.

Im Faserverbundbereich konnten die Abstandstextilien bisher keinen nennenswerten Einsatz verzeichnen. Der Vorteil dieser textilen Halbzeuge ist der gute Verbund zwischen den Deckflä­ chen und den Polfäden, d. h. ein Ablösen der Deckschichten (Delamination) aufgrund von Schubspannungen wird verhindert. Dadurch erhält man ein dreidimensional verstärktes Textil.

Im Faserverbundsektor werden die Abstandstextilien als Platten für Leichtbaukonstruktionen und Schalenelemente eingesetzt. Versteifungsrippen werden dabei aufgeklebt und sind somit nicht optimal mit dem Schalenelement verbunden. Die Herstel­ lung kompletter Profile ist im Pultrusions- oder Pullforming­ verfahren möglich; dabei müssen jedoch aufgrund der nur be­ schränkt orientierbaren Verstärkungen Nachteile im mechani­ schen Verhalten des Bauteils in Kauf genommen werden. Unter­ schiedliche Profilkonturen müssen mit Hilfe von Verbindungs­ elementen gefügt werden, so daß die Fügezone als Fehlstelle im Bauteil verbleibt oder entsprechend überdimensioniert werden muß.

Der Erfindung liegt das Problem zugrunde, beliebig konturierte Abstandtextilien mit variablem Querschnitt herzustellen, mit denen diese Fügezonen eliminiert und Faserverbunde mit op­ timalen mechanischen Eigenschaften hergestellt werden können.

Die Lösung des Problems erfolgt durch die kennzeichnenden Merkmale des Patentanspruchs 1.

Die mit der Erfindung erzielbaren Vorteile bestehen insbeson­ dere darin, daß speziell im Faserverbundsektor statt einer Vielzahl von zu fügenden Einzelteilen zu einem Gesamtbauteil das Bauteil direkt hergestellt werden kann. Dabei können die mechanischen Eigenschaften des Verbundes optimiert oder eine Überdimensionierung vermieden werden.

Eine vorteilhafte Ausgestaltung der Erfindung ist im Anspruch 2 angegeben. Die Weiterbildung nach Anspruch 2 ermöglicht es, durch eine Querschnittsänderung des Textils, die während des Herstellungsprozesses durchgeführt werden kann, z. B. eine Verbesserung der Krafteinleitung zu erzielen.

Die Ansprüche 3 bis 6 geben weitere vorteilhafte Ausführungs­ formen der Erfindung wieder.

Ein einfaches Ausführungsbeispiel für ein konturiertes Ab­ standstextil nach der Erfindung ist in der Zeichnung dar­ gestellt und wird im folgenden näher beschrieben. Es zeigen:

Fig. 1a, 1b ein konturiertes Abstandstextil, welches in diesem Fall mit Hilfe des Wirkverfahrens hergestellt worden ist und

Fig. 2a, 2b zwei Konzepte zur Legung des Verbindungsfadensy­ stems.

Fig. 1a zeigt eine Ausführung des nach dem erfindungsgemäß ausgebildeten Verfahren hergestellten Abstandstextils 10. Die beiden Deckflächen 1 und 2 werden durch ein Maschensystem 3 aufgebaut, welches mit Hilfe des Wirkverfahrens gefertigt ist. Die beiden Deckflächen werden durch das Verbindungsfadensystem 4 miteinander verbunden.

Durch Änderung der Lage der Deckflächen 1 und 2 zueinander kann eine beliebige Kontur eingestellt werden. Der momentane lokale Abstand der gegenüberliegenden Wirkelemente (Nadel­ barren) 7 (Fig. 1b) der Vorrichtung legt die Kontur fest. Dazu müssen die Wirkelemente (Nadelbarren) 7 abhängig von der Kon­ tur in Segmente unterteilt werden. Die Teilung kann bis hin zur Einzelsteuerung eines Wirkelementes (Einzelnadelsteuerung) durchgeführt werden. Dadurch kann der lokale Abstand zwischen den Deckflächen 1 und 2 beliebig variiert werden. Die Kontur ist flexibel einstellbar. Zusätzlich besteht die Möglichkeit, in anderen Raumrichtungen orientierte, gestreckte Fadensysteme 5 und 6 in das Textil mit einzuarbeiten. Dadurch ist ein drei­ dimensionaler Aufbau des Textils möglich.

Will man große Abstände zwischen den Deckflächen 1 und 2 realisieren, so muß die Legung des Verbindungsfadens 4 zwi­ schen den Deckflächen 1 und 2 translatorisch erfolgen. Eine exakte Legung des Maschen- und des Verbindungsfadens 3 und 4 ist sonst nicht mehr möglich. Die Fig. 2a, 2b zeigen, daß dabei zwei Konzepte möglich sind. Das Konzept 1 (Fig. 2a) arbeitet mit einem geteilten Legesystem 8, das Konzept 2 (Fig. 2b) mit einem ungeteilten Legesystem 9.

Während des Verfahrens kann die Vorrichtung variabel einge­ stellt werden. Die Wirkelemente (Nadelbarren) 7 können nach jedem Zyklus neu positioniert werden. Dadurch kann der lokale Abstand der Deckflächen 1 und 2 in Längs- bzw. Produktions­ richtung des Textils variabel eingestellt werden.

Claims (6)

1. Verfahren zur Herstellung von Abstandstextilien mit zwei Deckflächen, die durch ein Verbindungsfadensystem mitein­ ander verbunden sind, wobei die Deckflächen gewebt, ge­ wirkt, gestrickt oder nach einem anderen Herstellungs­ verfahren für textile Flächengebilde gefertigt sind, da­ durch gekennzeichnet, daß zwei während des Prozesses her­ gestellte Deckflächen mit unterschiedlichem lokalem Ab­ stand zueinander durch ein Verbindungsfadensystem mitein­ ander verbunden werden.

2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der lokale Abstand beider Deckflächen während des Herstel­ lungsprozesses variabel eingestellt werden kann.

3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Legeeinheit für das Verbindungsfadensystem eine translatorische Bewegung zwischen den herzustellenden Deckflächen durchführt.

4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch ge­ kennzeichnet, daß die Legeeinheit geteilt oder ungeteilt verfahren werden kann.

5. Abstandstextil, hergestellt nach einem der Ansprüche l bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Deckflächen als Wirkware gefertigt worden sind.

6. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Lege­ einheit translatorisch verfahren werden kann.