DE4119864A1 - Verfahren zur reparatur von kraftfahrzeugfenstern - Google Patents

Description

Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Reparatur von Kraft­ fahrzeugfenstern, insbesondere hochwertigen Verbundsicher­ heitsscheiben mit schußhemmenden Eigenschaften, die nach lang­ jährigem Einsatz störende optische Oberflächenfehler aufwei­ sen.

Die Wirkung verschiedener mechanischer und chemischer Angriffe über längere Zeiträume führt zu sichtbehindernden Glasfehlern, die weitgehend auf der außenliegenden Oberfläche der Verbund­ scheiben zu finden sind. Als sichtbehindernde Glasfehler sind Bruchkrater von Steinschlägen, deren Energie die erste Glas­ scheibe des Verbundes häufig bis zur nächsten anliegenden, kle­ benden Kunststoffzwischenschicht aufbricht, zu nennen. Weitere Oberflächenverletzungen werden von Staub, Sand und anderen Ver­ schmutzungen hervorgerufen und durch Scheibenwischer, Reini­ gungsmaßnahmen, Abdecken mit Planen und dergleichen verstärkt. Die Folgen sind Verkratzungen der Glasoberflächen, von denen besonders bei tieferen Kratzspuren störende Lichtbrechungen ausgehen. Gehäuft auftretende sogenannte Haarkratzer führen zu einem Streulicht und erschweren damit das Führen des Fahr­ zeugs erheblich. Besonders bei gerichtetem Gegenlicht, z. B. durch Fahrzeugscheinwerfer, kann das Führen des Fahrzeugs voll­ ständig verhindert werden. Streulicht bewirkt eine Verringerung des Bildkontrastes, da dem eigentlichen Bild auf der Netzhaut ein (Streu-) Lichtschleier überlagert wird.

Durch verschiedene chemische Agenzien, wie Schwefelverbindun­ gen, Ruß, Öl, Silikone und allgemeine Luftverunreinigungen, entsteht zusätzlich ein kaum zu beseitigender Belag auf der Glasoberfläche und damit eine Sichtbehinderung durch Absorp­ tion und Streuung der Lichtstrahlen.

Spezial-Sicherheitsscheiben, die elektrisch beheizbare Zwischen­ schichten, Strahlenschutzgläser oder andere optische Sonder­ gläser in der Verbundkombination enthalten können, außerdem bevorzugt in Edelstahlrahmen vergossen und versiegelt sind, haben einen hohen Herstellungspreis; dennoch läßt sich die äußere, nach langjährigem Einsatz beschädigte Scheibe nicht einfach gegen eine neue auswechseln. Zur Sichtverbesserung sind aufwendige Polierarbeiten oder der Ersatz der gesamten Verbundscheiben gegen völlig neue bekannt.

Der Erfindung liegt die Aufgabe zu Grunde, ein Verfahren zu schaffen, daß die Wiederverwendung der oberflächengeschädig­ ten Verbundscheiben durch Beseitigung aller Sichtbehinderungen ohne aufwendige Polierarbeiten ermöglicht.

Die Lösung dieser Aufgabe gelingt überraschenderweise dadurch, daß wenigstens die Außenseite der Verbundglasscheibe mit einer flächengleichen Glasscheibe unter Einhaltung einer längeren Flüssigphase des verwendeten Klebers verklebt wird. Auf Grund der Kapillarwirkung beginnt, bevorzugt bei höheren Temperaturen, das Gießharz in Spalten, Risse und Kratzer des geschädigten Glases zu wandern, diese auszufüllen und, bedingt durch die Brechzahlanpassung, wird optisch ein Medium ohne Erkennbarkeit der alten Glasfehler geschaffen. Die hierdurch erzielbaren Vor­ teile bestehen weiterhin darin, daß statt einer neu zu beschaf­ fenden, teuren Verbundsicherheitsscheibe die vorhandene, aus­ gestattet mit neuen Oberflächen, wieder fehlerfrei zum Einsatz kommt. Das Verkleben einer dickeren Scheibe mit dem vorhandenen Panzerglas steigert außerdem die ballistische Festigkeit des Verbundes, der heute häufig höheren Sicherheitsanforderungen genügen muß als beispielsweise vor einem Jahrzehnt. Festigkeits­ abnahmen der über die Jahre gealterten Kunststoffzwischenschich­ ten des Verbundglases werden eliminiert. Auch aus der Sicht der Entsorgung ist der Erhalt der schweren Panzergläser vor­ teilhaft, da sie so keiner Deponie zugeführt werden müssen.

Vorzugsweise wird als Kleber ein Gießharz mit einer Viskosität von <300 cP verwendet, welches transparent und streulichtfrei ist und dessen Brechungsindex n_D dem des jeweiligen Glases gleicht. Durch eine geringe Polymerisationskinetik weist das Gießharz eine längere Flüssigphase bis zu achtzig Stunden auf. Vor dem Aufbringen des Gießharzes ist es von Vorteil, die Ober­ fläche des Verbundglases in einem Poliervorgang mit Ceroxidpul­ ver und Polierfilz zu reinigen und anschließend mit Äthylalko­ hol von Polierresten zu befreien.

Durch die Wahl geeigneter Vorsatzgläser, z. B. chemisch vorge­ spannt, barium- oder phosphorhaltig, einseitig entspiegelt oder farblich getönt, kann das erfindungsgemäße Verfahren wei­ ter vorteilhaft gestaltet werden.

Zur Herstellung des erfindungsgemäßen Verbundsystems ist ledig­ lich die Reinigung der geschädigten Scheibe mit einem Polier­ mittel und Alkohol, das Aufgießen des Gießharzes auf die ge­ schädigten Oberflächen und das abschließende, blasenfreie Auf­ legen der neuen Glasscheibe mit anschließender Polymerisation des Gießharzes im Wärmeumluftofen erforderlich.

In der Zeichnung ist schematisch ein nach dem erfindungsgemäßen Verfahren hergestelltes Ausführungsbeispiel im Querschnitt dar­ gestellt und nachstehend erläutert.

Auf eine Kraftfahrzeugverbundglasscheibe 1 ist bei dem gezeig­ ten Beispiel beidseitig mit Hilfe eines Gießharzes 2 je eine Glasscheibe 3 geklebt. Dadurch ergibt sich ein oberflächenneues, kompaktes Schichtensystem aus dem Verbundsicherheitsglas 1, den Gießharzschichten 2 und den Glasscheiben 3. Das Schichtensys­ tem wird abschließend umlaufend noch mit einem Silikon-Kautschuk 4 versiegelt. Es fehlen die Oberflächenfehler, die zu den vor­ genannten Sichtbehinderungen führen.

Claims (7)

1. Verfahren zur Reparatur von Kraftfahrzeugfenstern, ins­ besondere hochwertigen Verbundsicherheitsscheiben mit schußhemmenden Eigenschaften, die nach langjährigem Einsatz störende optische Oberflächenfehler aufweisen, dadurch gekenn­ zeichnet, daß wenigstens die Außenseite einer Verbundglasscheibe (1) mit einer flächengleichen Glasscheibe (3) unter Einhaltung einer längeren Flüssigphase des verwendeten Klebers (2) ver­ klebt wird.

2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß als Kleber ein Gießharz mit einer Viskosität <300 cP dient,wel­ ches transparent und streulichtfrei ist und dessen Brechungs­ index n_D dem des jeweiligen Glases gleicht.

3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Oberfläche des Verbundglases zur optimalen Kontak­ tierung des Gießharzes am Glas in einem Poliervorgang mit Cer­ oxidpulver und Polierfilz gereinigt und anschließend mit Äthyl­ alkohol von Polierresten befreit wird.

4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekenn­ zeichnet, daß das Gießharz eine geringe Polymerisationski­ netik zur Sicherstellung der längeren Flüssigphase bis zu acht­ zig Stunden aufweist.

5. Verbundsicherheitsscheibe, hergestellt nach dem Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Gießharzzwischenschicht (2) aus flexibilisiertem Epoxid­ harz und cycloaliphatischen Aminen als Härterkomponente mit einem Vernetzungsgrad von circa 0,8 besteht.

6. Verbundsicherheitsscheibe, hergestellt nach dem Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Gießharzzwischenschicht (2) eine Dicke von circa 0,1 mm aufweist.

7. Verbundsicherheitsscheibe hergestellt nach dem Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Dicke der aufzuklebenden Glasscheibe (3) 0,5 bis 10 mm beträgt.