DE3913883A1 - Duengemittelpellets und verfahren zu ihrer herstellung - Google Patents
Duengemittelpellets und verfahren zu ihrer herstellungInfo
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Description
Die Weiterverwendung oder Beseitigung von Gülle oder
Klärschlamm stellt in den Industrie- und Agrarländern ein
seit Jahren an Schärfe zunehmendes Problem dar, da bei der
heute weitgehend üblichen Massentierhaltung unverarbeit
bar große Mengen an Gülle anfallen und die Weiterver
wendung von Klärschlamm in der Landwirtschaft zunehmend
wegen der Belastung mit Schwermetallen auf Bedenken
stößt. Klärschlamm wird daher in zunehmenden Mengen auf
Deponien gelagert, da die Akzeptanz in der Landwirtschaft
rückläufig ist. Dies bedeutet einen beträchtlichen Flächen
bedarf für Deponien, während andererseits der Klärschlamm
an und für sich viele Pflanzennährstoffe enthält, die bei
der Lagerung in Deponien dem natürlichen Kreislauf verloren
gehen. Noch schwerere Probleme stellen sich zur Zeit bei
der Gülleverwertung, die bei Großbetrieben in riesigen
Mengen anfällt und daher häufig nicht mehr verarbeitet werden
kann. Gerade bei der Lagerung oder Deponierung von Gülle
ist aber auch mit einer beträchtlichen Belastung des um
gebenden Bodens und Grundwassers zu rechnen, so daß schon
mehrfach versucht worden ist, Gülle bzw. Klärschlamm in
fester Form zu überführen, um Transport und Anwendbarkeit
zu erleichtern. Viele der bisher bekannten Vorschläge sind
technisch sehr aufwendig oder wirtschaftlich zu teuer und
werden daher in der Landwirtschaft nur bedingt akzeptiert,
da deren Kostenbelastung bereits so schon sehr hoch ist.
Es besteht daher immer noch ein Bedürfnis nach Verfahren
zur Herstellung von Düngemittelpallets auf Gülle-
oder Klärschlammbasis, die technisch einfach
durchzuführen und kostengünstig sind und die die durch
Gülle oder Klärschlamm hervorgerufenen Umweltprobleme
deutlich verringern.
Erfindungsgemäß wird daher ein Verfahren zur Pelletisierung
von Gülle und/oder Klärschlamm vorgeschlagen, daß dadurch ge
kennzeichnet ist, daß die Gülle bzw. der Klärschlamm mit
trockenen Zuschlagstoffen bestimmter Zusammensetzung im
Verhältnis von etwa 40 Vol.-% Zuschlagstoffe und 60 Vol.-%
Gülle oder Klärschlamm gleichmäßig vermischt, daß diese
Mischung dann durch eine Matrizenpresse mit konischen
sich verjüngenden Öffnungen zu Pellets verpreßt wird
und diese Pellets einer UV-Bestrahlung unterzogen werden.
Erfindungsgemäß wird nur kommunaler Klärschlamm verarbeitet,
dessen Gehalt an Schwermetallen den Grenzwerten entsprechend
der Klärschlamm-Aufbringungsverordnung entspricht. Der Klär
schlamm enthält je nach Herkunft etwa zwischen 15 bis 30
Gewichtsprozent Trockensubstanz und wird vor der Verarbei
tung auf enthaltene Schadstoffe geprüft. Vorzugsweise sollten
die in der Klärschlamm-Verordnung geforderten Parameter
ergänzt werden durch Prüfungen für Beryllium und Vanadium.
Die verwendete Gülle schließt sämtliche Formen wäßriger
Verdauungsrückstände aus der Tierhaltung ein.
Gülle oder Klärschlamm werden aus einem Silo oder ähnlichen
Zwischenlagerungsbehälter im aufgerührtem Zustand über eine
Saug- bzw. Dickstoffpumpe direkt in ein Mischgerät eingebracht,
bei dem es sich vorzugsweise um einen Doppelwellenmischer mit
zusätzlich eingebauten Seitenflügeln handelt. Der Mischer
sollte vorzugsweise mit steuerbaren Umdrehungszahlen und einem
Durchlaufzähler für die eingetragene Menge Flüssigkeit aus
gerüstet sein. Vor dem Befüllen mit der Flüssigkeit wird in dem
Mischer ein gleichmäßig verteiltes Bett aus den Zu
schlagstoffen eingebracht, das etwa eine Höhe von 5-
7 cm haben sollte. Gülle oder Klärschlamm werden über
den Durchlaufzähler gemessen, der seinerseits Impulse
für die Dosiereinrichtung für die trockenen Zuschlagstoffe
gibt. Die Zuschlagstoffe werden in der Regel gemischt aus
Staubsilos über Schneckenförderungseinrichtungen zu
gegeben.
Erfindungsgemäß hat sich herausgestellt, daß hervorragende
Ergebnisse bei der Pelletisierung erzielt werden, wenn als
Zuschlagstoffe eine Mischung aus, bezogen auf Gewichtsprozent.
etwa 20% Perlit, 30% TAV-Flugstaub, 2-4% Zement, gegebenen
falls 5-6% weiterer Zusatzstoffe als spezielle Pflanzen
nährstoffe und etwa 40-50% kalkhaltige Mineralien in Form
von Naturkalk, Brandkalk oder Flugaschekalk verwendet wird.
Das Verhältnis von Gülle/Klärschlamm zu Zuschlagstoffen be
trägt, bezogen auf Volumenprozent, etwa 60 zu 40. Als Perlite
bezeichnet man vulkanische Quarzporphyrgläser mit vielen
kleinen Wassereinflüssen. Werden Perlite auf über 1200° er
hitzt, so expandieren sie in Folge der Wasserverdampfung zu
einem federleichten bimssteinähnlichem Gestein von etwa dem
20fachen Volumen der Ursprungsmasse. Calziumsalze, berechnet
als CaO werden in diese Mischung zur Verbesserung des pH-Wertes
auf den landwirtschaftlichen Flächen zugesetzt. Bei Flugstaub
handelt es sich um Flugstaub aus Kohlekraftwerken mit TAV-Ver
fahren, die in letzter Zeit wegen ihrer puzzolanischen Eigen
schaft gern als technisches Bindemittel eingesetzt wird. Es
hat sich aber herausgestellt, daß ein geringer Zusatz an
Zement die Bindefähigkeit der Zuschlagstoffe noch weiter er
höht. Falls gewünscht und falls bei dem erst später mit dem
Düngemittelpellets zu bearbeitende Flächen ein solcher Bedarf
besteht, können der Zusschlagstoffmischung noch weitere Zusätze
beigefügt werden, wie beispielsweise Magnesium- und/oder
Kaliumsalze in Größenordnungen von etwa 2-4%, berechnet
als MgO bzw. K2O. Falls erforderlich kann die Mischung
auch 2% Phosphate enthalten und darüber hinaus, falls ein
spezieller Bedarf besteht, auch geringe Mengen an minerali
schen Spurenelementen.
Die im Mischer entstandene breiige Masse wird in an sich
bekannter Weise dann einer Matrizenpresse zugeführt. Vor
Eingabe des Materials in den Kollergang der Presse wird vor
sorglich noch einmal der Feuchtigkeitsgehalt der Brei
mischung geprüft und ggf. weitere Feuchtigkeit zugegeben.
Die Matrizenpresse ist so ausgebildet, daß die Öffnungen
sich konisch nach unten verjüngen, wodurch ein zusätzlicher
Druck im Kollergang aufgebaut wird. Beim Preßvorgang ent
steht eine beträchtliche Wärme, so daß auch die Innen
temperatur der Pellet auf etwa 80-100°C ansteigt. Diese
Temperatur wird auch im Innern aufgrund der Kompaktheit etwa
½ Stunde gehalten und bewirkt, daß fast ausnahmslos alle
Keime wie Bakterien, Viren oder Pilze und auch Parasiten
oder Parasiteneier abgetötet werden.
Noch im heißen Zustand werden die Pellets zusätzlich einer
UV-Bestrahlung ausgesetzt, um eine nahezu vollständige
Abtötung aller Keime und Parasiten zu erreichen. Nach der
UV-Bestrahlung werden die Pellets auf dem zu einem Zwischen
lager führenden Laufband vorzugsweise noch einmal mit
einer kleineren Menge getrockneter Zuschlagstoffe bepudert,
um verbliebene Restfeuchtigkeit aufzunehmen, die unter un
günstigen Bedingungen ein Verkleben verursachen könnte.
Das Endprodukt ist ein festes Korn, das vorzugsweise einen
Durchmesser von 2-8 mm bei einer Länge von etwa 1,5 mm auf
weist und eine Anfangsfestigkeit von etwa 15 kg N/m2
hat.
Bei dem Verpressen der erfindungsgemäß eingesetzten Mischungen
bilden sich aufgrund der Temperaturentwicklung gasförmige
Verbindungen, insbesondere Ammoniak und Amine. Um jeden
Eintrag dieser Gase in die Umwelt zu vermeiden, werden
die Gase durch eine Entlüfteranlage entfernt und in einen
Wasserfilter eingeleitet. Das so behandelte Wasser kann
entweder der Gülle oder dem Klärschlamm zur weiteren Ver
arbeitung wieder zugesetzt werden, oder man kann die stick
stoffhaltigen basischen Gase in verdünnte Schwefelsäure- oder
Phosphorsäurelösungen einleiten, um die entsprechenden Dünge
salze zu gewinnen.
Erfindungsgemäß ist es auch möglich, das Verfahren so durchzu
führen, daß sich alle benötigten Geräte in einem Reaktions
raum unterbringen lassen und dieser Reaktionsraum fahrbar
gemacht wird. Saugpumpe, Doppelwellenmischer, Matrizenpresse
und UV-Bestrahlungsanlage können mit den benötigten Förder
bändern beispielsweise auf einem Tieflader mit einem Zulade
gewicht von ca. 25 t montiert und eingehaust werden. Unter
suchungen haben ergeben, daß mit einer solchen fahrbaren
Anlage etwa 15 m3/Std. Gülle oder Klärschlamm verarbeitet
werden können, wobei je nach Zumischungsverhältnis der Zu
schlagstoffe etwa 20 m3/Std. Pellets resultieren. Die mobile
Bauweise der Anlage hat den großen Vorzug, daß die land
wirtschaftlichen Betriebe nicht gezwungen sind, die Gülle
zur Verarbeitung zu transportieren, sondern daß die Ver
arbeitungsanlage sozusagen zum Betrieb kommen kann; dadurch
erfolgt eine beträchtliche Kosteneinsparung und eine wesent
liche Entlastung von sonst anfallenden Umweltproblemen.
Die erfindungsgemäß hergestellten pelletisierten Dünge
mittel weisen nicht nur einen reduzierten langfristig ver
fügbaren Stickstoffgehalt aus der Gülle bzw. dem Klärschlamm
auf, sondern können auch nach Wunsch bzw. Bedarf für einzelne
landwirtschaftliche Flächen in der Zusammensetzung der übrigen
Nährstoffe variiert werden. Gülle bzw. Klärschlamm werden so für
längere Zeit lagerfähig und gleichzeitig transportfähig.
Die Pellets zeigen eine gleichmäßige Kornverteilung und
sind daher mit den heute vorhandenen Maschinen der land
wirtschaftlichen Betriebe gut streufähig, und zwar auch
auf feuchten Böden, da das leichte Gewicht eine Auf
bringung auch mit leichten Streumischern möglich macht.
Gedüngt kann mit den Pellets auch noch bei vorgeschrittenem
Wachstumsstadium der Pflanzen werden, da nicht wie im Falle
von flüssiger Gülle oder Klärschlammwasser Verätzungen oder
Verbrennungen an den Pflanzen auftreten, sondern die Nähr
stoffabgabe relativ langsam, aber gleichmäßig erfolgt.
Außerdem hat sich herausgestellt, daß durch die Verfestigung
und Erwärmung während des Verpressens und die durch die
Zuschlagstoffe erfolgende Erhöhung des pH-Wertes die
Eluierbarkeit von Schwermetallen aus den Klärschlamm stark
reduziert wird, wodurch eine weitere Entlastung der Umwelt
eintritt.
Ein weiterer Vorzug des erfindungsgemäßen Verfahrens liegt
darin, daß die so hergestellten Pellets durch den Aufbe
reitungsprozeß zu einer wesentlich reduzierten Geruchsbe
lästigung beim Aufbringen auf landwirtschaftliche Flächen
führen, so daß eine Düngung auch in relativer Nähe von
bebauten Gelände möglich ist.
Claims (8)
1. Düngemittelpellets auf Gülle- oder Klärschlammbasis,
gekennzeichnet durch einen Gehalt an einer Mischung
von, bezogen auf Gewichtsprozent, etwa 20% Perlit,
2-4% Zement, 30% TAV Flugstaub und ggf. 5-6% weiteren
Zusätzen sowie 40-53% kalkhaltigen Mineralien.
2. Düngemittelpellets nach Anspruch 1, gekennzeichnet
durch einen Gehalt an etwa 2-4% MgO und/oder K2O.
3. Düngemittelpellets nach Anspruch 1 oder 2, gekennzeichnet
durch einen Gehalt an etwa 2% Phosphat.
4. Düngemittelpellets nach Anspruch 1-3, gekennzeichnet
durch einen Gehalt an Spurenelementen.
5. Verfahren zur Herstellung von Düngemittelpellets nach
Anspruch 1-3, dadurch gekennzeichnet, daß
- 1. Gülle bzw. Klärschlamm mit trockenen Zuschlagstoffen im Verhältnis von etwa 40% Vol. Zuschlagstoffe/60 Vol.-% Gülle oder Klärschlamm gleichmäßig vermischt und
- 2. diese Mischungen durch eine Matrizenpresse mit konisch sich verjüngenden Öffnungen zu Pellets verpreßt wird und
- 3. diese Pellets einer UV-Bestrahlung unterzogen werden.
6. Verfahren nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß die
Pellets nach der UV-Bestrahlung mit geringen Mengen der
Zuschlagstoffmischung bepudert werden.
7. Verfahren nach Anspruch 5 oder 6, dadurch gekennzeichnet,
daß die beim Verpressen entstehenden stickstoffhaltigen
gasförmigen Verbindungen abgesaugt und ggf. nach Lösung
in Wasser der zu verarbeitenden Gülle oder dem Klärschlamm
erneut zugesetzt oder zu stickstoffhaltigen Sulfaten
oder Phosphaten umgesetzt werden.
8. Verfahren nach Anspruch 5-7, dadurch gekennzeichnet,
daß alle Verfahrensschritte in einem fahrbaren Reaktions
raum durchgeführt werden.
Priority Applications (1)
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DE3913883A DE3913883A1 (de) | 1989-04-27 | 1989-04-27 | Duengemittelpellets und verfahren zu ihrer herstellung |
Applications Claiming Priority (1)
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DE3913883A DE3913883A1 (de) | 1989-04-27 | 1989-04-27 | Duengemittelpellets und verfahren zu ihrer herstellung |
Publications (2)
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ID=6379572
Family Applications (1)
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DE3913883A Granted DE3913883A1 (de) | 1989-04-27 | 1989-04-27 | Duengemittelpellets und verfahren zu ihrer herstellung |
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DE (1) | DE3913883A1 (de) |
Cited By (4)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
EP0564857A1 (de) * | 1992-04-03 | 1993-10-13 | MAYKO ENTSORGUNGSBETRIEBE GmbH | Kultursubstrat mit Düngewert in körniger, rieselfähiger Form und Verfahren zu seiner Herstellung |
WO2003037826A1 (en) * | 2001-11-02 | 2003-05-08 | I.T.E. Services Limited | Fertiliser |
EP3147272A1 (de) * | 2015-09-23 | 2017-03-29 | Bioenergia Plus Sp. z o.o. | Verfahren zur herstellung von organisch-mineralischem düngemittel aus gärresten |
CZ308586B6 (cs) * | 2018-12-31 | 2020-12-16 | Výzkumný ústav zemědělské techniky, v. v. i. | Hnojivo na bázi kalů z čistíren odpadních vod a způsob jeho výroby |
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SE9403225D0 (sv) * | 1994-09-23 | 1994-09-23 | Sma Byggprodukter Ab | Vitaliseringspelletar, förfarande för framställning därav och därför avsedd anordning |
DE4446739A1 (de) * | 1994-12-24 | 1996-06-27 | Sevar Entsorgung | Verfahren zum Kompostieren von Klärschlamm |
DE19644613C2 (de) * | 1996-10-26 | 2000-11-30 | Gfr Aufbereitung Reststoffe | Verfahren zur Herstellung eines Düngemittels unter Verwendung von Gülle |
-
1989
- 1989-04-27 DE DE3913883A patent/DE3913883A1/de active Granted
Non-Patent Citations (1)
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DE3913883C2 (de) | 1992-04-16 |
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