-
Verfahren zum Imprägnieren von Fasern, Faser- und Zellstoffen, Geweben,
- Papier und ähnlichen Stoffen mit Kautschuk. Die Imprägnierung von Fasern, Faserstoffen
und Geweben, von Papier und ähnlichen Stoffen mit Kautschuk wird bisher dadurch
bewirkt, daß man Gemische von Rohkautschuk mit Ersatz- und Füllstoffen in einem
Lösungsmittel aufquellen läßt und die gewonnene Aufquellung auf die zu imprägniere--den
Materialien, meist mittels der sogenannten Spreadingmaschine, aufträgt. Solche in
der Technik »Lösungen« genannten Kautschukaufquellungen sind keine wirklichen Lösungen,
sondern dickbreiige, nicht fließende :Nassen. Auch im stark verdünnten Zustand stellen
sie sehr visköse Flüssigkeiten dar, die, wenn man sie zum Tränken von Geweben benutzen
wollte, selbst bei Anwendung des Vakuums nicht in das Innere der Faser eindringen,
sondern nur eine äußerliche Auflagerung von Kautschuk auf die Faser bewirken. Die
Faser selbst wird nur von kautschukfreiem Lösungsmittel durchtränkt, weil die Oberfläche
der Faser dem gequollenen Kautschuk gegenüber gewissermaßen als Filter wirkt. Beim
Trocknen des so behandelten Gewebes entweicht das Lösungsmittel, und es hinterbleibt,
sofern das Gewebe beiderseitig mit Kautschuk behandelt worden ist, ein von einer
Kautschukhaut eingeschlossenes, im Innern aber kautschukfreies Gewebe. Solche auf
der Spreadingmaschine mit Kautschuk überzogenen Gewebe werden beispielsweise als
Einlagestoffe für die Kraftwagen-und Fahrradbereifung benutzt. Das geschilderte
Verhalten einer Kautschukquellung der Faser gegenüber bedingt den folgenschweren
Mißstand, daß die Faser des Gewebes für Wasser aufnahmefähig bleibt. Die Feuchtigkeit
der Straße kann deshalb schon nach kurzem Gebrauch der Reifen durch Haarrisse oder
aus anderer Ursache an die Gewebeeinlage gelangen und in das Innere der Faser eindringen.
Die vorhandenen Kautschukschichten erschweren dann das Wiedertrocken-,verden der
Gewebe, so daß für Fäulnis und ein verhältnismäßig schnelles Verrotten der Gewebeeinlagen
besonders günstige Bedingungen gegeben sind. Tatsächlich ist die Neigung der Gewebeeinlagen,
in Fäulnis überzugehen, in der Mehrzahl der Fälle die Ursache für einen vorzeitigen
Verschleiß der Automobil- und Fahrraddecken. Ähnlich liegen die Verhältnisse bei
vielen anderen Gegenständen aus mit Kautschuk behandelten Faserstoffen, wie Dichtungsmaterialien,
Schläuchen u a. m.
-
Gegenstand der Erfindung ist ein Verfahren, bei dem statt der erwähnten
Aufquellungen von Kautschuk wirkliche Lösungen von Kautschuk verwendet werden, wie
man sie erhält, wenn man Aufquellungen von Kautschuk in Kautschuklösungsmitteln,
mit oder ohne Zusatz von Depolymerisierungsmitteln, längere Zeit auf höhere Temperaturen
erhitzt. Am zweckmäßigsten ist es, unmittelbar die Lösungen zu verwenden, die bei
der Herstellung von Kautschukregeneraten nach einem Lösungsverfahren als Zwischenprodukt
erhalten werden. Im Gegensatz zu den gewöhnlicheil
technischen,
sogenanntenRobkautschuk-»Lösuligen« handelt es sich bei den hier verwendeten Lösungen
nicht um visköse Aufquellungen, sondern um wahre dünnflüssige Lösungen, die sich
auch physikalisch wie wirkliche Lösungen verhalten.
-
Die Herstellung der Lösung geschieht in der folgenden Weise: s. Wechselnde
Mengen Rohkautschuk werden mit Benzol oder anderen Kautschuklüsttngsmitteln zunächst
in der Kälte in der ül)licllen Weise in Kautschtikquellungen übergeführt. Diese
Quellungen werden in Druckgefäße eingebracht und unter Rühren auf Temperaturen von
ioo his i @o" erhitzt. Die Zeitdauer des Erhitzens ist abhängig voll der Stärke
der Lösungen. B; i i bis 5 prozentigen Lösungen genügt bereits einstündiges Erhitzen,
stärkere Lösungen müssen. längere Zeit erhitzt werden, bis sie nicht mehr schleimig,
sondern leicht beweglich, wie Wasen, sind.
-
2. Vulkanisierte Kautschukabfälle, beispielsweise Autonlohildecken,
werden in geschlossenen Gefäßen finit Kautschuklösungsinitteln auf etwa i 5o0 erhitzt,
bis die Kautschttksubstanz völlig in Lösung gegangen ist. Hierzu ist in der Regel
eine mehrstündige Erhitzung erforderlich, die ausreicht, uni gleichzeitig den Viskositätsgrad
der Lösung in der gewünschten Weise herabzusetzen. Sollte die Lösung dann noch zu
zähflüssig sein, muß die Erhitzung noch einige Zeit fc,rtgesetzt werden.
-
Itn Gegensatz zu den bisher als Imprägnierungsmittel benutzten Kautschukaufquellunren
erschöpft sich ihre Wirkung nicht damit, die Faser finit einem äußerlichen L'herzug
zu versehen, sondern sie ermöglichen die Gewinnung eines kautschukierten Gewebes,
bei dein die Faser bis ins Innerste von Kautschuk durchsetzt ist; denn die mit wirklicher
Kautschuklösung getränkte Faser saugt die Lösung als solche nicht nur. wie hei den
Rolikautschukaufquellungen, das Lösungsmittel begierig auf. ?Nach dein Abdunsten
des Lösungsmittels lagert sich dann der gelöst gewesene Kautschuk nicht nur, wie
bei den Roiikautschtikaufquellungen, als äußere Haut auf der Faser ah, sondern er
durchdringt die Faser his ins Innerste. Infolgedessen können die vorstehend erwähnten
L'belstände, die sich bei der Imprägnierung mit Kautschtikaufquellungen ergeben,
nicht mehr auftreten: denn selbst wenn die oberste Schicht, beispielsweise bei einer
Automobil- oder Fahrraddecke, durch Beschädigung wasserdurchlässig geworden ist,
kann doch das zutage tretende Gewebe, da es vollkommen voll Kautschuk durchsetzt
ist, ebensowenig Wasser aufnehmen wie der unbeschädigte äußere Kautschukbelag. Auch
bei der Herstellung von Hochdruckpackungen, Schläuchen für Wasser und Dampf, Isoliermaterialien,
Lederersatz und zahlreichen ähnlichen Hilfstoffen bedingt die Möglichkeit, in der
angegebenen Weise von Kautschuk völlig durchtränkte Fasern als Füllstoff oder Gewebeeinlagen
zu verwenden, wesentliche technische Vorzüge. In vielen Fällen wird man auch die
nach dem vorliegenden Verfahren behandelten Gewebe ohne weitere Kautschukauf- oder
-zwischenlagen zur Herstellung der betreffenden Fertigprodukte verwenden können.
Beispielsweise werden vorteilhaft Schläuche, etwa Feuerwehr- und Gartenschläuche,
durch Behandeln der bekannten Schlauchgewebe, beispielsweise Hanfschläuche, nach
dein vorliegenden Verfahren hergestellt. Hierbei wird gegenüber den bisher üblichen
Gummischläuchen eine große Ersparnis an Kautschuk erzielt sowie die Lebensdauer
der Schläuche infolge der vollständigen Durchdringung der Fasern mit Kautschuk erhöht.
-
Es können mit Kautschuklösungen der angegebenen Art imprägnierte Fasern
auch zu Garnen versponnenwerden, oderGarne können imprägniert und zu Geweben verwebt
werden', die durch Wasser nicht benetzbar sind und infolgedessen Wasserundurchlässigkeit
mit Gasdurchlässigkeit verbinden, eine Eigenschaft, die sie für mannigfache Zwecke
weit besser verwendbar macht als die in der üblichen Weise mit Rohkautschuk imprägnierten
Gewebe.
-
Es lassen sich auf diesem `Fege Kleidungsstücke, beispielsweise Regenmäntel,
herstellen, «-elche lieben vollkommenem Regenschutz die Ausdünstung des Körpers
gestatten und damit die für viele Menschen unerträgliche, die Ausdünstung verhindernde
Eigenschaft vier bisherigen Kautschukregenmäntel beseitigen.
-
Es ist bereits vorgeschlagen worden, für Iitrprägnierungszwecke aus
Kautschukregenerat, Wasser und Spuren von Lösungsmitteln bestehende Massen zu verwenden,
die bei der Herstellung von Lösungsregeneraten gleichfalls als Zwischenprodukte
erhalten «erden. Hier handelt es sich aber nicht um wirkliche i Kautschuklösungen,
sondern um breiige Masseil, die in ihrem Verhalten den gebräuchlichen technischen
Katitschukaufquellungen völlig entsprechen.