DE3825312A1 - Verfahren zur beeinflussung und/oder steuerung der zusammensetzung natuerlicher oder kuenstlicher mikrobieller mischbiozoenosen - Google Patents
Verfahren zur beeinflussung und/oder steuerung der zusammensetzung natuerlicher oder kuenstlicher mikrobieller mischbiozoenosenInfo
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Description
Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zur Beeinflussung
und/oder Steuerung der Zusammensetzung natürlicher
oder künstlicher mikrobieller Mischbiozönosen.
Anders als im Labor kommen Mikroorganismen in der Regel
natürlicherweise nicht als Monokultur vor, sondern als Teil
einer Lebensgemeinschaft. Viele, auch schon sehr alte
biotechnische Verfahren (z. B. Silage, Rohwurstreifung,
Natursauerteig, aerobe und anaerobe Abwasserreinigung usw.),
aber auch viele natürliche Vorgänge (Bakterienmantel von Haut
und Schleimhaut, Pansen- und Darmfermentationen, Humifizierung
usw.) erfolgen unter Verwendung solcher Mischbiozönosen,
die häufig auch äußerst stabil sind.
In vielen Anwendungsbereichen, wie beispielsweise bei der
mikrobiologischen Herstellung komplexer organischer Verbindung,
im medizinisch-hygienischen Bereich zur Einflußnahme
auf Haut- und Schleimhaut bzw. auf dort vorhandene mikrobielle
Mischbiozönosen sowie bei der Abwasseraufbereitung zur
Vermeidung von Blähschlamm, im landwirtschaftlichen Bereich
usw. wäre es erwünscht, auf die Zusammensetzung der von
Anwendungsfall zu Anwendungsfall sehr unterschiedlichen
natürlichen oder künstlichen mikrobiellen Mischbiozönosen
steuernd einzuwirken.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren
aufzuzeigen, mit welchem eine Beeinflussung und Steuerung der
Zusammensetzung natürlicher und künstlicher mikrobieller
Mischbiozönosen möglich ist, und zwar in der Form, daß eine
gewünschte und vor allem auch stabile Lebensgemeinschaft
erhalten wird.
Zur Lösung dieser Aufgabe ist ein Verfahren entsprechend dem
kennzeichnenden Teil des Patentanspruches 1 ausgebildet.
Bei einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung erfolgt
die Beeinflussung und Steuerung der Zusammensetzung von
natürlichen und künstlichen mikrobiellen Mischbiozönosen
durch Zugabe eines Effektors, der von wenigstens einem
nichttoxischen Stoff, bevorzugt jedoch von einer Mischung von
nichttoxischen Stoffen gebildet ist bzw. diesen Stoff oder
diese Stoffmischung enthält, wobei der Stoff oder die die
Stoffmischung bildenden Stoffe aus einer Gruppe von Stoffen
ausgewählt sind, die durch eine der nachfolgenden Eigenschaften
gekennzeichnet ist:
- (1) Adenylatcyclase hemmender Stoff;
- (2) ein polar hydrophil/hydrophob aufgebauter Stoff, der in die Lipidschicht der Zellmembran eingebaut werden kann und so die Bildung ungesättigter Fettsäuren aus zellulären Membranen hemmt;
- (3) ein die membranständige K⁺/Na⁺-ATP-ase hemmender Stoff, der durch Wirkung auf die cAMP die Anionensekretion steigert;
- (4) ein durch Phasentransferkatalyse den Sauerstofftransfer in der Zelle beschleunigender Stoff;
- (5) ein Lithium als Kation enthaltender Stoff;
- (6) ein die Ausbildung von Micellen und Membranstrukturen hemmender Stoff;
- (7) ein die transmembrale Permeation erhöhender und die Glucoseoxidation steigernder Stoff;
- (8) ein die Phosphodiesterase und gleichzeitig die Zellteilung hemmender Stoff.
Der Stoff (1) ist von wenigstens einem der Stoff der
nachfolgenden Gruppe gebildet:
Aluminiumnicotinat
Etofyllinclofibrat
Prostaglandin PGE₁
Aluminiumnicotinat
Etofyllinclofibrat
Prostaglandin PGE₁
Der Stoff (2) ist wenigstens von einem Stoff der nachfolgenden
Gruppe gebildet:
Natriumsalicylat und Coffein
Natriumsalicylat und Coffein
Der Stoff (3) ist wenigstens von einem Stoff der nachfolgenden
Gruppe gebildet
Antrachinon
Oubain (= Strophantidin)
Antrachinon
Oubain (= Strophantidin)
Der Stoff (4) ist wenigstens von einem Stoff der nachfolgenden
Gruppe gebildet
Alginsäuresilandiol
Kronenether
Coronate
Katapinate
Podate
Alginsäuresilandiol
Kronenether
Coronate
Katapinate
Podate
Der Stoff (5) ist von wenigstens einem Stoff der nachfolgenden
Gruppe gebildet
Lithiumcarbonat
Lithiumamid
Lithiumchlorid
Lithiumcitrat
Lithiumcarbonat
Lithiumamid
Lithiumchlorid
Lithiumcitrat
Der Stoff (6) ist von Harnstoff/SDS, Rhodanid/Triton-X oder
Taurocholat/Triton-X gebildet.
Der Stoff (6) ist von einer Mischung von Harnstoff und
Natriumdodecylsulfat, vorzugsweise im molaren Verhältnis 1 : 8
gebildet.
Der Stoff (7) ist wenigstens von einem Stoff der nachfolgenden
Gruppe gebildet
Guanidiniumnitrat
Monensin
Nigericin
Dimethylbiguanid
Butylbiguanid
Guanidiniumnitrat
Monensin
Nigericin
Dimethylbiguanid
Butylbiguanid
Der Stoff (8) ist wenigstens von einem der Stoffe der nachfolgenden
Gruppe gebildet
Kalium-o-Dithiocarbamat, Methylxanthin.
Kalium-o-Dithiocarbamat, Methylxanthin.
Der Erfindung liegt dabei auch die Erkenntnis zugrunde, daß
durch die Auswahl von insgesamt nur acht in ihren Eigenschaften
bzw. Wirkungen unterschiedlichen Stoffen bzw.
Stoffgruppen durch entsprechende Kombinationen sehr viele
natürliche und künstliche mikrobielle Mischbiozönosen
hinsichtlich ihrer Zusammensetzung steuernd beeinflußt werden
können, und zwar in der Form, daß sich nach dem steuernden
Eingriff eine neue, sich stabil selbsterhaltende Lebensgemeinschaft
ergibt.
Weiterbildungen der Erfindung sind Gegenstand der Unteransprüche.
Einzelheiten des erfindungsgemäßen Verfahrens
sowie vor allem auch Anwendungsbereiche werden im folgenden
anhand von Beispielen näher erläutert.
In den Beispielen sind die Verdünnung von Stammischungen
sowie mit den Nummern M1 - M36 verschiedene Mischungen
angegeben, die angewendet wurden.
Die einzelnen Stoffe wurden in drei Zehnerschritten so mit
Bentonit verrieben, daß eine Endkonzentration von 0,1 g/g
erreicht wurde. Diesen Ausgangsmischungen wurden 2% Vasiline
und 0,5% Lösungsvermittler (hydrierter Rhizinustriglyceridpolyglykolether)
zugefügt. Aus den so erhaltenen Stammlösungen
oder -mischungen werden die Mischungen in gleichen
Gewichtsteilen nach folgendem Schema hergestellt.
M1: | |
1+2+5+6 | |
M2: | 1+2+5+7 |
M3: | 1+2+5+8 |
M4: | 1+2+6+7 |
M5: | 1+2+6+8 |
M6: | 1+2+7+8 |
M7: | 1+3+5+6 |
M8: | 1+3+5+7 |
M9: | 1+3+5+8 |
M10: | 1+3+6+7 |
M11: | 1+3+6+8 |
M12: | 1+3+7+8 |
M13: | 1+4+5+6 |
M14: | 1+4+5+7 |
M15: | 1+4+5+8 |
M16: | 1+4+6+7 |
M17: | 1+4+6+8 |
M18: | 1+4+7+8 |
M19: | 2+3+5+6 |
M20: | 2+3+5+7 |
M21: | 2+3+5+8 |
M22: | 2+3+6+7 |
M23: | 2+3+6+8 |
M24: | 2+3+7+8 |
M25: | 2+4+5+6 |
M26: | 2+4+5+7 |
M27: | 2+4+5+8 |
M28: | 2+4+6+7 |
M29: | 2+4+6+8 |
M30: | 2+4+7+8 |
M31: | 3+4+5+6 |
M32: | 3+4+5+7 |
M33: | 3+4+5+8 |
M34: | 3+4+6+7 |
M35: | 3+4+6+8 |
M36: | 3+4+7+8 |
Die Zuordnung der bei den Mischungen M1-M36 verwendeten
Stoffe 1-8 ergibt sich aus der nachfolgenden Aufstellung:
1: Aluminiumnicotinat
2: Natriumsalicylat
3: Anthrachinon
4: Alginsäuresilandiol
5: Lithiumcarbonat
6: Mischung aus Harnstoff und Natriumdodecylsulfat im molaren Verhältnis 1 : 8
7: Guanidiniumnitrat
8: Kalium-o-Dithiocarbamat
2: Natriumsalicylat
3: Anthrachinon
4: Alginsäuresilandiol
5: Lithiumcarbonat
6: Mischung aus Harnstoff und Natriumdodecylsulfat im molaren Verhältnis 1 : 8
7: Guanidiniumnitrat
8: Kalium-o-Dithiocarbamat
Die Verdünnung erfolgte bei den Beispielen mit Wasser (Öl in
Wasseremulsion), kann aber auch mit Öl (Wasser in Ölemulsion)
erfolgen.
In einem Bach der Güteklasse III (alpha-mesosaprob) wurden
Objektträger an Haltern exponiert (Wassertemperatur 8°C;
Winter). Je 5 Objektträger wurden in sehr langsam gerührten
Bechergläsern mit Bachwasser bei 10°C gehalten. Die Bechergläser
enthielten jeweils 100 mg/l der 36 Mischungen. Die
Objektträger wurden nativ unter dem Mikroskop auf Diatomeen
durchgemustert. Je einer wurde dem TTC (Dehydrogenase), dem
Urease- und dem Methylenblautest unterworfen. Von den
verbleibenden zwei Objektträgern wurden Abklatschpräparate
zur Bestimmung verschiedener Artengruppen hergestellt.
Urease-, TTC- und Methylenblautest wurden habquantitativ
ausgewertet.
schwach: 0; deutlich: +; stark: ++; sehr stark: +++;
Bei der Bestimmung der Aufwuchsdichte entsprachen etwa:
0-10²/cm²: 0; 10²-10³: +; 10³-10⁴: ++; über 10⁴: +++
Die vorstehend sowie nachfolgend noch angegebenen Präparat-Nr.
beziehen sich jeweils auf eine der Mischung M1 - M36
mit der gleichen Nummer bzw. auf die hiermit bei der Behandlung
erzielten Ergebnisse.
Es zeigt sich, daß durch Zusatz der Membraneffektoren sich
sowohl eine Änderung der Artenzusammensetzung, als auch der
Ökophysiologie erreichen läßt.
In einem kleinen, stark bewachsenen Wiesengraben mit 4,5 l/s
Abfluß, der stark mit Gülle verunreinigt war, wurde die
Selbstreinigungskraft (BSB₅-Elimination) auf einer Strecke
von 120 m bestimmt. Dabei wurde der Selbstreinigungsbeiwert f
nach Fair errechnet (Verhältnis der täglichen Sauerstoffaufnahme
zum täglichen Sauerstoffbedarf).
Mit einer Menge von 2 g/m² (suspendiert in der 1000fachen
Menge an Wasser) wurden die drei Stammischungen (M17; M19; M23;)
eingebracht. 1 Tag danach wurde jeweils erneut die
Selbstreinigungskraft bestimmt. 2 Wochen nach der Behandlung
war der Ausgangszustand wieder erreicht. Es zeigte sich, daß
sich die Selbstreinigungskraft natürlicher Vorfluter auf
diese Art und Weise ganz erheblich steigern läßt. Es zeigt
sich hier eine Methode, nach Verunreinigungen Gewässer
schnell zu sanieren.
Frisch entnommene Proben von Belebtschlamm einer mäßig
belasteten Kläranlage (B TS = 0,32 kg BSB₅/kg TS.d) mit
Blähschlamm (SVI 340 ml/g) wurden für 10 Stunden im Imhofftrichter
belüftet. In zwei Parallelen wurden jeweils die
36 Stammischungen mit 100 mg/l zugegeben. Danach wurden Menge
und Art der fadenbildenden Bakterien (nach Eikelboom)
bestimmt. Mit den Präparaten, die Erfolg zeigten, ergaben
sich folgende Veränderungen:
(0 keine Bakterien; + selten; ++ häufig; +++ massenhaft)
Das Präparat 11 ergab eine deutliche Reduzierung der Fadenbildner.
Daher wurde ein Praxisversuch mit diesem Präparat
durchgeführt, und zwar durch Zugabe dieses Präparates über
eine Zeitdauer von 10 Tagen in den Zulauf zur Belebung und in
einer Menge, die eine Dosierung von 4 g/m³ Zulauf ergab. Bei
einem Schlammalter von 11 Tagen (ohne Berücksichtigung des
Schlammes im Nachklärbecken) ergab sich das in Tabelle I
wiedergegebene Bild für Abundanz 021 N und den Schlammindex
bzw. Schlammvolumenindex SVI in ml/g. In diesem Diagramm ist
in der X-Achse die Zeit in Tagen angegeben.
Es zeigte sich, daß sich mit Präparat 11 der Blähschlamm
nachhaltig bekämpfen ließ. Erst nach ca. sechs Wochen stieg
der Schlammindex und die Anzahl der Fadenbildner wieder an.
In einer Kläranlage zeigte sich regelmäßig Schwimmschlamm,
der als Nocardia spec. indentifiziert werden konnte. Frisch
entnommene Belebtschlammproben wurden für 10 Stunden im
Imhofftrichter belüftet. In zwei Parallelen wurden die 36
Stammischungen mit 100 mg/l zugegeben. Danach wurden die
Abundanz von Nocardia spec. bestimmt. Mit den Präparaten, die
Veränderungen erbrachten, ergab sich folgendes.
(0 keine Nocardien; + selten; ++ häufig; +++ massenhaft)
Das Präparat 18 zeigte Wirkung und wurde in der Praxis (4 g/m³)
für 14 Tage in den Zulauf zur Belebung) eingesetzt. Nach 4
Tagen begann die Schwimmdecke abzunehmen, nach 6 Tagen war
sie fast verschwunden. Die Anzahl der Nocardien war auf +
(selten) abgesunken.
Aus menschlichen Achselhöhlen wurden fünf häufige Keime
isoliert, grob charakterisiert und entsprechend den Diagrammen
II und III in Kreuzstrichkultur auf MRVP-Agar
gezüchtet und so auf Symbiose/Antibiose getestet. Die
Kreuzstrichkulturen wurden mit einem Abstand von 24 Stunden
zwischen der ersten Lage und der Kreuzlage angelegt und bei
37°C weitere 24 Stunden bebrütet. Die 36 Stammischungen
wurden einzeln in einer Konzentration von 100 µg/g dem
MRVP-Agar zugesetzt. So wurden die Unterschiede in der
Symbiose/Antibioseaktivität bestimmt. Von den Präparaten, die
eine Veränderung hervorriefen, ergab sich das aus den
Tabellen II und III ersichtliche Bild.
Diese fünf Präparate wurden mit 100 µg/g einem Deostick (32
Gew.-% Ethanol; 15 Gew.-% Polyethylenglykol; 20 Gew.-% Wasser;
32,5 Gew.-% Natriumstearat; 0,5 Gew.-% Lösungsvermittler
(Hydrierter Ricinustriglyceridpolyglykolether) beigemischt
und über vier Tage in je einer Achselhöhle von 8 Probbanden
appliziert. Die andere Achselhöhle wurde mit einem Stick ohne
Zusatz behandelt. Danach fand ein Snifftest (7 Sniffer)
statt. Es zeigte sich dabei, daß die Präparate 7 und 14 den
Geruch deutlich vermindern (insbesondere Präparat 14),
während die Präparate 26 und 32, insbesondere aber 28 den
Geruch vermehren.
(++ = behandelte Achsel riecht deutlich weniger;
+ = behandelte Achsel riecht weniger;
0 = behandelte Achsel und unbehandelte Achsel riechen gleich;
- = behandelte Achsel riecht stärker;
-- = behandelte Achsel riecht deutlich stärker)
+ = behandelte Achsel riecht weniger;
0 = behandelte Achsel und unbehandelte Achsel riechen gleich;
- = behandelte Achsel riecht stärker;
-- = behandelte Achsel riecht deutlich stärker)
Auf dieser Basis ist es möglich, ein biologisches Deo zu
entwickeln, das andere als üblich, keine Keimhemmung bewirkt,
sondern die natürlichen mikrobielle Biozönose der Haut so
fördert, daß Gerüche nicht entstehen können.
Eine Pararendzina wurde mit je 100 mg/m³ der 36 Stammischungen
in drei Parallelen behandelt und bei 15°C 28 Tage
inkubiert, wobei der Boden in flachen Schalen mit Mais
bepflanzt wurde (Sorte Tau). Aus der bis dahin entwickelten
Rhizosphaere wurden verschiedene Mikroorganismen über Verdünnungskulturen
bestimmt. Die stärksten Veränderungen
ergaben die Präparate 12, 24, 27 und 31, wobei 12 und 31 eine
Vermehrung, 27 und 24 eine Hemmung des Bakterienwachstums
ergab.
(Angaben in 10³/ml Boden)
(Angaben in 10³/ml Boden)
Mit dem Präparat 12 wurde ein Feldversuch in vierfacher
Wiederholung durchgeführt. Als Kontolle diente Mais, der mit
200 g Montmorillonit (mit 0,5% Methylzellulose) pro 25 kg
Saatgut gebeizt worden war. In den behandelten Parzellen
wurde das Präparat 12 mit der 100fachen Menge an Montmorillonit
(mit 0,5% Methylzellulose) verdünnt. 200 g dieser
Mischung wurden kurz vor der Aussaat auf 25 kg feuchtes
Saatgut aufgebeizt. (Diese Menge entspricht 2 g/ha). Es zeigte
sich eine bedeutende Steigerung der Wurzelmasse und des
Ernteergebnisses. Die stärkere biologische Aktivität des
Bodens führte somit zu einer beachtlichen Leistungssteigerung.
Frisch gewonnener, homogenisierter und fein gesiebter Panseninhalt
geschlachteter Kühe wurde in 4 Parallelen unter CO₂
bei 37°C kultiviert. Es wurden 10 mg/l der 36 Stammischungen
zugegeben und nach 4 Stunden wurde getestet, in welcher Zeit
Methylenblau (5 Vol% von Löfflers-Methylenblau 1 : 25 verdünnt)
entfärbt wird.
Es zeigte sich, daß vier Präparate (9; 16; 27; 28) in der
Lage waren, die Entfärbung (als Maß für die Fermentaktivität)
zu beschleunigen.
Mit diesen vier Präparaten behandelte Proben wurden auf ihren
Gehalt an freien Fettsäuren analysiert. Es ergaben sich
folgende molare Verhältnisse
Mit dem Präparat 27 wurde ein Fütterungsversuch an 12 Kühen
über einen Zeitraum von zwei Wochen durchgeführt. Dabei wurde
das Präparat 1 : 100 mit Montmorillonit verdünnt und in einer
Ration von 0,5% (bezogen auf das Futterfrischgewicht) dem
Futter (60% Luzerneheu, 40% Kraftfutter) zugesetzt. Die
Menge und die Qualität der Milch veränderte sich folgendermaßen:
Das erfindungsgemäße Verfahren läßt sich somit u. a. in
vorteilhafter Weise zur Steigerung der Selbstreinigungskraft
natürlicher Gewässer oder Verfluter, zur Blähschlamm- bzw.
Schwimmschlamm-Bekämpfung bei Kläranlagen, bei auf biologischer
Basis wirkenden Deodorants, für die Steigerung von
Bodenerträgen sowie für die Verbesserung der Milcherzeugung
verwenden.
Claims (21)
1. Verfahren zur Beeinflussung und/oder Steuerung der
Zusammensetzung von natürlichen oder künstlichen mikrobieller
Mischbiozönosen, dadurch gekennzeichnet, daß die
Beeinflussung und/oder Steuerung durch Zugabe eines
Effektors an eine vorhandene Mischbiozönose erfolgt, und
daß dieser Effektor aus wenigstens einem nichttoxischen
Stoff gebildet ist, der vorwiegend über die Membranen
unterschiedlich bzw. selektiv auf bestimmte Arten von
Mikroorganismen in der Mischbiozönose hemmend oder
fördernd einwirkt.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß als
Effektor eine Mischung verwendet wird, die zwei oder
mehrere der nichttoxischen Stoffe enthält.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet,
daß der Effektor aus wenigstens einem nichttoxischen Stoff
besteht oder wenigstens einen nichttoxischen Stoff
enthält, der durch eine der nachfolgenden Eigenschaften
gekennzeichnet ist:
- (1) Adenylatcyclase hemmender Stoff;
- (2) ein polar hydrophil/hydrophob aufgebauter Stoff, der in die Lipidschicht der Zellmembran eingebaut werden kann und so die Bildung ungesättigter Fettsäuren aus zellulären Membranen hemmt;
- (3) ein die membranständige K⁺/Na⁺-ATP-ase hemmender Stoff, der durch Wirkung auf die cAMP die Anionensekretion steigert;
- (4) ein durch Phasentransferkatalyse den Sauerstofftransfer in der Zelle beschleunigender Stoff;
- (5) ein Lithium als Kation enthaltender Stoff;
- (6) ein die Ausbildung von Micellen und Membranstrukturen hemmender Stoff;
- (7) ein die transmembrale Permeation erhöhender und die Glucoseoxidation steigernder Stoff;
- (8) ein die Phosphodiesterase und gleichzeitig die Zellteilung hemmender Stoff.
4. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß der
Stoff (1) von wenigstens einem der Stoffe der nachfolgenden
Gruppe gebildet ist:
Aluminiumnicotinat
Etofyllinclofibrat
Prostaglandin PGE₁
Aluminiumnicotinat
Etofyllinclofibrat
Prostaglandin PGE₁
5. Verfahren nach Anspruch 3 oder 4, dadurch gekennzeichnet,
daß der Stoff (2) wenigstens von einem Stoff der nachfolgenden
Gruppe gebildet ist:
Natriumsalicylat und Coffein
Natriumsalicylat und Coffein
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 3 bis 5, dadurch
gekennzeichnet, daß der Stoff (3) wenigstens von einem
Stoff der nachfolgenden Gruppe gebildet ist:
Antrachinon
Ouabain (= Strophantidin)
Antrachinon
Ouabain (= Strophantidin)
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 3 bis 6, dadurch
gekennzeichnet, daß der Stoff (4) wenigstens von einem
Stoff der nachfolgenden Gruppe gebildet ist:
Alginsäuresilandiol
Kronenether bzw. Coronate
Katapinate
Podate
Alginsäuresilandiol
Kronenether bzw. Coronate
Katapinate
Podate
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 3 bis 7, dadurch
gekennzeichnet, daß der Stoff (5) von wenigstens einem
Stoff der nachfolgenden Gruppe gebildet ist:
Lithiumcarbonat
Lithiumamid
Lithiumchlorid
Lithiumcitrat
Lithiumcarbonat
Lithiumamid
Lithiumchlorid
Lithiumcitrat
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 3 bis 8, dadurch
gekennzeichnet, daß der Stoff (6) von Harnstoff/SDS,
Rhodanid/Octylphenolpolymethylenglykolether oder
Taurocholat/Octylphenolpolymethylenglykolether gebildet
ist.
10. Verfahren nach einem der Ansprüche 3 bis 9, dadurch
gekennzeichnet, daß der Stoff (6) von einer Mischung von
Harnstoff und Natriumdodecylsulfat, vorzugsweise im
molaren Verhältnis 1 : 8 gebildet ist.
11. Verfahren nach einem der Ansprüche 3 bis 10, dadurch
gekennzeichnet, daß der Stoff (7) wenigstens von einem
Stoff der nachfolgenden Gruppe gebildet ist:
Guanidiniumnitrat
Monensin
Nigericin
Dimethylbiguanid
Butylbiguanid
Guanidiniumnitrat
Monensin
Nigericin
Dimethylbiguanid
Butylbiguanid
12. Verfahren nach einem der Ansprüche 3 bis 11, dadurch
gekennzeichnet, daß der Stoff (8) wenigstens von einem
der Stoffe der nachfolgenden Gruppe gebildet ist:
Kalium-o-Dithiocarbamat, Methylxanthin.
Kalium-o-Dithiocarbamat, Methylxanthin.
13. Verfahren nach einem der Ansprüche 3 bis 12, dadurch
gekennzeichnet, daß als Effektor eine Mischung aus vier
Stoffen (1), (2), (3), (4), (5), (6), (7) und (8)
verwendet wird.
14. Verfahren nach Anspruch 13, dadurch gekennzeichnet, daß
die Stoffmischung mit der 10fachen Gewichtsmenge an
Bentonit oder Montmorillonit verrieben wird.
15. Verfahren nach Anspruch 13 oder 14, dadurch gekennzeichnet,
daß der Stoffmischung für die Herstellung einer
Stammischung zwei Gewichtsprozent Vaseline und 0,5
Gewichtsprozent eines Lösungsvermittlers, vorzugsweise
hydrierter Rhizinustriglyceridpolyglykolether zugemischt
werden.
16. Verfahren nach Anspruch 15, dadurch gekennzeichnet, daß
durch Zugabe einer Mischung von
Aluminiumnicotinat/Alginsäuresilandiol/Harnstoff-Natriumdodecylsulfa-t 1 : 8/Kalium-o-Dithiocarmat
oder
Natriumsalicylat/Anthrachinon/Lithiumcarbonat/Harnstoff-Natriumdodec-ylsulfat 1 : 8/
oder
Natriumsalicylat/Anthrachinon/Harnstoff-Natriumdodecylsulfat 1 : 8/Kalium-o-Dithiocarbamat/
zu je gleichen Teilen
die Selbstreinigungskraft eines Fließgewässers gesteigert wird.
Aluminiumnicotinat/Alginsäuresilandiol/Harnstoff-Natriumdodecylsulfa-t 1 : 8/Kalium-o-Dithiocarmat
oder
Natriumsalicylat/Anthrachinon/Lithiumcarbonat/Harnstoff-Natriumdodec-ylsulfat 1 : 8/
oder
Natriumsalicylat/Anthrachinon/Harnstoff-Natriumdodecylsulfat 1 : 8/Kalium-o-Dithiocarbamat/
zu je gleichen Teilen
die Selbstreinigungskraft eines Fließgewässers gesteigert wird.
17. Verfahren nach Anspruch 15, dadurch gekennzeichnet, daß
eine Mischung von
Aluminiumnicotinat/Anthrachinon/Harnstoff-Natriumdodecylsulfat 1 : 8/Kalium-o-Dithiocarbamat
oder
Anthrachinon/Alginsäuresilandiol/Lithiumcarbonat/Kalium-o-Dithiocarb-amat
oder
Anthrachinon/Alginsäuresilandiol/Guanidiniumnitrat/Kalium-o-Dithioca-rbamat
zu je gleichen Teilen
in Belebtschlammanlagen zur Abwasserreinigung zugegeben wird, um Blähschlammbakterien zu verringern.
Aluminiumnicotinat/Anthrachinon/Harnstoff-Natriumdodecylsulfat 1 : 8/Kalium-o-Dithiocarbamat
oder
Anthrachinon/Alginsäuresilandiol/Lithiumcarbonat/Kalium-o-Dithiocarb-amat
oder
Anthrachinon/Alginsäuresilandiol/Guanidiniumnitrat/Kalium-o-Dithioca-rbamat
zu je gleichen Teilen
in Belebtschlammanlagen zur Abwasserreinigung zugegeben wird, um Blähschlammbakterien zu verringern.
18. Verfahren nach Anspruch 15, dadurch gekennzeichnet, daß
eine Mischung von
Aluminiumnicotinat/Alginsäuresilandiol/Guanidiniumnitrat/Kalium-o-Di-thiocarbamat
zu gleichen Teilen
in Belebtschlammanlagen zur Abwasserreinigung zugegeben wird, um Schwimmschlämme aus Nocardien zu reduzieren.
Aluminiumnicotinat/Alginsäuresilandiol/Guanidiniumnitrat/Kalium-o-Di-thiocarbamat
zu gleichen Teilen
in Belebtschlammanlagen zur Abwasserreinigung zugegeben wird, um Schwimmschlämme aus Nocardien zu reduzieren.
19. Verfahren nach Anspruch 15, dadurch gekennzeichnet, daß
eine Mischung von
Aluminiumnicotinat/Anthrachinon/Lithiumcarbonat/Harnstoff -Natriumdodecylsulfat 1 : 8/
oder
Aluminiumnicotinat/Alginsäuresilandiol/Lithiumcarbonat/Guanidiniumni-trat
zu gleichen Teilen
dazu verwendet wird, um die Geruchsbildung beim Abbau von menschlichem Schweiß auf der Haut zu vermindern.
Aluminiumnicotinat/Anthrachinon/Lithiumcarbonat/Harnstoff -Natriumdodecylsulfat 1 : 8/
oder
Aluminiumnicotinat/Alginsäuresilandiol/Lithiumcarbonat/Guanidiniumni-trat
zu gleichen Teilen
dazu verwendet wird, um die Geruchsbildung beim Abbau von menschlichem Schweiß auf der Haut zu vermindern.
20. Verfahren nach Anspruch 15, dadurch gekennzeichnet, daß
eine Mischung von
Aluminiumnicotinat/Anthrachinon/Guanidiniumnitrat/Kalium-o-Dithiocar-bamat
oder
Anthrachinon/Alginsäuresilandiol/Lithiumcarbonat/Harnstoff-Natriumdo-decylsulfat 1 : 8/
zu gleichen Teilen
dazu verwendet wird, um die mikrobielle Aktivität von Böden so zu steigern, daß sich die Bodenfruchtbarkeit erhöht.
Aluminiumnicotinat/Anthrachinon/Guanidiniumnitrat/Kalium-o-Dithiocar-bamat
oder
Anthrachinon/Alginsäuresilandiol/Lithiumcarbonat/Harnstoff-Natriumdo-decylsulfat 1 : 8/
zu gleichen Teilen
dazu verwendet wird, um die mikrobielle Aktivität von Böden so zu steigern, daß sich die Bodenfruchtbarkeit erhöht.
21. Verfahren nach Anspruch 15, dadurch gekennzeichnet, daß
eine Mischung von
Aluminiumnicotinat/Anthrachinon/Lithiumcarbonat/Kalium-o-Dithiocarba-mat
oder
Natriumsalicylat/Alginsäuresilandiol/Lithiumcarbonat/Kalium-o-Dithio-carbamat
zu gleichen Teilen
dazu verwendet wird, um bei der Pansengärung von Rindern die Bildung von Acetat zu vermindern und die von Propionat und höheren flüchtigen Fettsäuren zu fördern, um dadurch die Milchleistung der Rinder zu erhöhen.
Aluminiumnicotinat/Anthrachinon/Lithiumcarbonat/Kalium-o-Dithiocarba-mat
oder
Natriumsalicylat/Alginsäuresilandiol/Lithiumcarbonat/Kalium-o-Dithio-carbamat
zu gleichen Teilen
dazu verwendet wird, um bei der Pansengärung von Rindern die Bildung von Acetat zu vermindern und die von Propionat und höheren flüchtigen Fettsäuren zu fördern, um dadurch die Milchleistung der Rinder zu erhöhen.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE3825312A DE3825312A1 (de) | 1988-07-16 | 1988-07-26 | Verfahren zur beeinflussung und/oder steuerung der zusammensetzung natuerlicher oder kuenstlicher mikrobieller mischbiozoenosen |
Applications Claiming Priority (2)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE3824198 | 1988-07-16 | ||
DE3825312A DE3825312A1 (de) | 1988-07-16 | 1988-07-26 | Verfahren zur beeinflussung und/oder steuerung der zusammensetzung natuerlicher oder kuenstlicher mikrobieller mischbiozoenosen |
Publications (2)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE3825312A1 true DE3825312A1 (de) | 1990-02-08 |
DE3825312C2 DE3825312C2 (de) | 1991-05-29 |
Family
ID=25870177
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
---|---|---|---|
DE3825312A Granted DE3825312A1 (de) | 1988-07-16 | 1988-07-26 | Verfahren zur beeinflussung und/oder steuerung der zusammensetzung natuerlicher oder kuenstlicher mikrobieller mischbiozoenosen |
Country Status (1)
Country | Link |
---|---|
DE (1) | DE3825312A1 (de) |
Cited By (1)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
EP0688500A1 (de) * | 1994-06-20 | 1995-12-27 | Lumos Trading & Investments Corporation | Verfahren zum Konservieren von wässrigen Lösungen oder Dispersionen |
Citations (1)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
CH567573A5 (de) * | 1971-02-19 | 1975-10-15 | Shell Int Research |
-
1988
- 1988-07-26 DE DE3825312A patent/DE3825312A1/de active Granted
Patent Citations (1)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
CH567573A5 (de) * | 1971-02-19 | 1975-10-15 | Shell Int Research |
Non-Patent Citations (1)
Title |
---|
RÖMPP: Chemielexikon, 8. Aufl., Effektoren * |
Cited By (2)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
EP0688500A1 (de) * | 1994-06-20 | 1995-12-27 | Lumos Trading & Investments Corporation | Verfahren zum Konservieren von wässrigen Lösungen oder Dispersionen |
US6281002B1 (en) * | 1994-06-20 | 2001-08-28 | Lumos Trading & Investments Corporation | Method for preserving aqueous solutions or dispersions |
Also Published As
Publication number | Publication date |
---|---|
DE3825312C2 (de) | 1991-05-29 |
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