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Kraftfahrzeug. Die Erfindung betrifft ein Kraftfahrzeug und besteht
darin, daß die Seitenwände des Wagenkastens oder des Fahrgestelles oder beider bei
offenen oder geschlossenen Kraftfahrzeugen aus Zelluloid hergestellt sind, dem die
Doppelaufgabe des Trägers und der Beplattung (Beplankung) zufällt.
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Die Anwendung von Zelluloid zu diesem Zwecke hat gemäß der Erfindung
die mannigfaltigsten Vorteile.
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Zunächst ist es möglich, die breiige oder zähflüssige Ausgangsmasse
des Zelluoids in Formen zu gießen oder zu pressen, indem es unmittelbar am Wagen
Verwendung finden kann.
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Bisher wurde bei den angewandten Materialien zur Beplankung oder Beplattung
von Kraftfahrzeugteilen stets das Verfahren eingehalten, daß dieses Material endgültig
fertiggestellt und hierauf zugeschnittten, geformt und sodann auf den Wagen aufgebracht
wurde. Wird aber Zelluloid verwendet, so werden diese beiden getrennten Herstellungsverfahren
zeitlich vereint und hierdurch sowohl an Arbeitskräften als auch Arbeitszeit erheblich
gespart. Ferner entstehen hierbei nicht Abfälle, .die für die weitere Verarbeitung
so gut wie unverwendbar sind.
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T?in weiterer Vorteil der Erfindung besteht darin, daß auch die schwierigsten
Formstücke mit Leichtigkeit, gleichsam in einem Guß hergestellt werden können. Konstruktionsteile,
die bisher stets getrennt hergestellt werden mußten, wie beispielsweise die Seitenwände
und die Kotflügel, Auftrittbleche usw., und die nachher zusammengefügt werden mußten,
können bei der Erfindung von vornherein in einem Stück hergestellt werden.
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Ein weiterer Vorteil der Erfindung besteht darin, daß das nachfolgende
Lackieren und Polieren des fertig zusammengebauten Fahrzeuges fortfällt. Es kann
nämlich der Ausgangsmasse bereits der gewünschte Farbstoff (als Pigmentstoff, Mehl
o. dgl.) beigemengt werden und man erhält bei der Fertigstellung nicht nur sogleich
das gewünschte Formstück, das keinerlei Nacharbeit mehr bedarf, sondern man erhält
auch dasselbe in der gewünschten Farbe, glänzend oder matt, je nach der Dehandlungsweise
des Zelluloids, und, was sehr wesentlich ist, durch und durch gefärbt, so daß auch
Schnittstellen die Färbung aufweisen.
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Ferner kann man bei der Erfindung Formteile erhalten, welche bereits
alle Elemente aufweisen, die zur Zusammenfügung derselben zu dem Fahrzeug erforderlich
sind; beispielsweise kann es derart gegossen werden (oder gepreßt), daß Löcher zum
Festschrauben, zum Verbinden usw. vorhanden sind. Es können gleichzeitig auch Öffnungen
zum Durchstecken von Konstruktionsteilen angebracht sein, und es können auch Umbördelungen,
Durchtrittsohren für die Luft bei Kühlhauben usw. in einem Verfahrensgange gleich
bei der Herstellung angebracht werden.
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Ist aber eine Nachbearbeitung erforderlich, so kommt die hohe Bearbeitungsfähigkeit
des Zelluloids nützlich zu statten. Es kann gebohrt,
geschnitten
und gehobelt werden, ohne daß sich Sprünge in ihm ausbilden. Hier wirkt seine hohe
Elastizität mit, die grundsätzlich bei seiner Anwendung als Konstruktionsmaterial
für Fahrzeuge von größter Bedeutung ist. Durch Erschütterungen, durch Federungen
usw. iin Traggerüst wird sein Zusammenhang nicht gelöst, es treten keine Sprünge
auf, und es kann trotzdem mit gewünschter Wandstärke in einem Verfahrensgange hergestellt
werden.
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Bisher wurden in der Hauptsache Furnierplatten verwendet, deren Herstellung
bekanntlich sehr schwierig und teuer ist, und deren Formgebung gewöhnlich in der
Wärme gleichfalls mit Schwierigkeit verbunden ist.
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Ein weiterer Vorteil der Erfindung besteht darin, daß das angewandte
Material außerordentlich wetterbeständig ist. Weder an Stärke noch an der Oberfläche
wird es durch I# euchtigkeit oder Wärme geändert.
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Der Vorteil der leichten Färbbarkeit spielt in anderer Hinsicht eine
Rolle.
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Teile des Wagens können undurchsichtig gemacht werden, andere Teile
aber, zum Beispiel der Motor, das Getriebe tisw., können dadurch, daß die Hüllen
aus durchsichtigem "Zelluloid gemacht werden, während des Betriebes beobachtbar
gemacht werden.
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Stellt man ferner eine Wand des Wagenkastens aus dem neuen Material
her, so kann man dies derart tun, daß Teile der Wand undurchsichtig und andere durchsichtig
sind. llan erhält derart mit einem Schlage beispielsweise eine Stirnwand, welche
aus undurchsichtigen und durchsichtigen Teilen zusaminengesetzt ist, ohne rlaß es
der schwierigen Zusammensetzung und insbesondere Formgebung, z. B. von Glasplatten
mit Tragrahmen, bedürfte.
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Will man beispielsweise den vorderen, gewölbten Teil eines tropfenförmigen
Wagenkastens ausbilden, so wird dies am besten gemäß der Erfindung geschehen, weil
derart gleichzeitig in leichtester und einfachsterWeise die gebogene Form erhalten
wird, die in ihrem unteren Teil undurchsichtig und in ihrem oberen Teil, im Gesichtskreis
der Mitfahrer oder des Führers vollständig durchsichtig ist.
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Hinzu kommt der große Vorteil der großen Elastizität und Festigkeit
des Materials, welche diejenige des Glases bei weitem übertrifft.
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Das Konstruktionsmaterial gemäß der Erfindung wird selbst bei geringen
Wandstärken von wenigen Millimetern zum mindesten jene Festigkeit aufweisen, die
es als bloßes Beplankungsmaterial ohne Tragfunktion benötigt. Es bleibt hierbei
sehr leicht; es ist leichter als Holz, und wird daher ermöglichen, in einem kurzen,
an Einfachheit und Genauigkeit nicht zu übertreffenden Verfahren den Wagen Nicht
nur die Leistungsfähigkeit wird hierhirch erhöht, sondern es werden vor allem die
Kosten erheblich herabgesetzt.
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Die anzuwendenden Formen zur Herstellung der Formkörper werden ferner
nicht entfernt in gleichem Maße abgenutzt als jene Formen, um welche Holz- oder
gar Metallbeplattungen gezogen und gehämmert werden müssen, um die gewünschte, endgültige
Form zu erhalten.
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Besonders zu statten kommt es ferner der Erfindung, daß es heute möglich
ist, das Zelluloid unverbrennbar und unexplodierbar herzustellen. Hierdurch wird
es als Baustoff für alle möglichen Zwecke besonders brauchbar, insbesondere in der
Umgebung des Motorraumes zum AbschluB desselben, und Automobilbrände, wie sie bei
den üblichen Holzwagen möglich sind und zur völligen Vernichtung des Wagens führen,
erscheinen ausgeschlossen.
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Natürlich ist es nicht nötig, stets sofort die endgültige Form aus
der Ausgangsmasse des Zelluloids bei dessen Fertigstellung herzustellen. Man kann
in gleicher Weise fertige Platten als Baustoff benutzen, weil immer noch der Vorteil
bestehen bleibt, daß es bearbeitbar und die Formgebung unvergleichlich größer bzw.
leichter ist als diejenige der bisher angewendeten Baustoffe.
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auch die Verbindung einzelner Teile von Zelluloid miteinander kann
in einfacher Weise erfolgen, dadurch, daß die Ausgangsmasse an den Trennstücken
als Verbindungsmittel aufgebracht und dort in den endgültigen Zustand übergeführt
wird, wobei sie nach Art einer Schweißung die zusammenzufügenden Teile verbindet.
Die Seitenwand, die Decke oder der Boden aus Zelluloid kann auch so ausgebildet
werden, daB diese Teile beispielsweise Gien Fahrgestellträger entlasten oder völlig
unnötig machen.
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Ein weiterer Vorteil der Erfindung besteht darin, daß die Formkörper
an und für sich und nach ihrer Zusammensetzung luftdicht aneinander schließen können.
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Natürlich können auch Scheibenräder aus entsprechend starkem Zelluloid
angefertigt werden oder eine Bekleidung aus diesem Material für diese Räder gemacht
werden. Auch Schutzschilder können daraus gefertigt werden.