DE3707027A1 - Verfahren zur steuerung der farbgebung im mehrfarbendruck - Google Patents
Verfahren zur steuerung der farbgebung im mehrfarbendruckInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren entsprechend dem Oberbegriff
des Anspruches 1 zur Steuerung der Farbgebung im
Mehrfarbendruck.
An Mehrfarbendrucken sind photometrische Messungen in Form
von Farbdichtemessungen und von Farbmessungen möglich. Während
die Farbdichtemessung für die Steuerung der Menge des
färbenden Mittels "Druckfarbe" konzipiert worden ist und
nur angenäherte Aussagen über auch dem visuellen Urteil
zugängliche Tonwertstufungen für die Skalenfarben Gelb,
Magenta, Cyan ermöglicht, ist die Farbmessung und nur
diese, die meßtechnische Simulation des visuellen Farbeindrucks
mit dem Ziel, die Farbe von Objekten (also von
Dingen, wie beispielsweise von durch das färbende Mittel
"Druckfarbe" erzeugten Mehrfarbendrucken) eindeutig zu kennzeichnen
und Farbunterschiede durch Maß und Zahl nach Art,
Richtung und Größe in Übereinstimmung mit dem visuellen
Farbeindruck farbennormalsichtiger Beobachter zu messen
und zu bewerten (Fig. 1). Farbdichtemessung und Farbmessung
unterscheiden sich in Zielsetzung und Methode: Die wirksamen
Bewertungsfunktionen sind verschieden (Fig. 2), auch
wenn in beiden Fällen drei photometrische Größen mit
Schwerpunkt im roten, grünen und blauen Spektralbereich
gebildet werden. Daher können Tripel von Farbdichtewerten
keine sinnvollen Aussagen über den visuell-optischen Farbeindruck
in seiner Gesamtheit liefern, beispielsweise für
eine Mischfarbe im Mehrfarbendruck, wogegen dies mit einem
Tripel von Farbwerten (wie sie das Ergebnis von Farbmessungen
sind) immer möglich ist. Diese Farbwert-Tripel
können jedoch nicht ohne weiteres zur Kennzeichnung des
färbenden Mittels "Druckfarbe" herangezogen werden. Zur
Steuerung der Farbgebung im Mehrfarbendruck ist es aber
notwendig, die Variation solcher Eigenschaften, nämlich die
Schwankung der Druckfarbenschichtdicke im Mehrfarbenoffsetdruck
und entsprechende Konzentrationsvariationen im Mehrfarbentiefdruck
sowie weitere Variationsgrößen, wie z. B.
die übertragene Druckfarbenmenge, zu messen und mit Werten
für noch zulässige Abweichungen zu verknüpfen. Aus diesem
Grunde konnte bisher die Farbmessung nicht zur Steuerung
der Farbgebung im Mehrfarbendruck eingesetzt werden.
Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren
entsprechend dem Oberbegriff des Anspruches 1 so
auszubilden, daß sowohl der visuell-optische Farbeindruck
als auch die Eigenschaften des färbenden Mittels berücksichtigt
werden.
Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch die kennzeichnenden
Merkmale des Anspruches 1 gelöst. Zweckmäßige Ausgestaltungen
der Erfindung sind Gegenstand der Unteransprüche.
Grundlage der Erfindung ist eine besondere Färbungskennzeichnung.
Der Begriff Färbung bezieht sich auf Tonwertskalen
mit einem durch technische Grenzen vorgegebenen
Umfang. Sie verlaufen von Weiß bis zu einer größtmöglichen
Tonwertstufe. Für Zwischenstufen wird Färbung relativ
zur höchsten Tonwertstufe bewertet. Für unbunte (graue)
Tonwertstufen entspricht der Begriff Schwärzung dem Färbungsbegriff.
Für bunte Farben (hier die Grund- und Mischfarben
im Mehrfarbendruck) spricht man von Färbung als
einer relativen Farbsättigung, d. h. Färbung wird als ein
auch dem visuellen Urteil zugängliches Merkmal betrachtet,
und zwar als ein mit dem Begriff Tonwertskala verknüpftes.
Tonwertskalen entstehen im Mehrfarbendruck durch unterschiedliche
Farbgebung. Je größer die Menge des färbenden
Mittels "Druckfarbe" auf dem Bedruckstoff "Papier" ist,
eine um so höhere Färbung wird diesem Tonwert zugeordnet.
In diesem Sinne beschreibt Färbung die Menge des färbenden
Mittels "Druckfarbe", die notwendig ist, um eine gewünschte
Farbgebung zu erhalten.
Der Farbeindruck einer Färbung ist vorwiegend durch das
visuelle Merkmal Farbsättigung beschreibbar. Betrachtet
man im Sinne der Steuerung der Farbgebung die Beziehung
zur Menge des färbenden Mittels, so ist jedoch zu beachten,
daß bei Erhöhung dieser Menge nicht nur eine Erhöhung der
Farbsättigung auftritt, sondern daneben auch eine Verschwärzlichung
(subtraktive Mischung von Stufe zu Stufe).
Zur Bewertung von Färbung auf der Basis der Farbmessung
werden daher erfindungsgemäß Farbsättigung und Helligkeitsminderung
kombiniert. Dabei wird ein Maß für Färbung
in einem empfindungsgemäß gleichabständigen Farbenraum
bestimmt, der auf den Umfang von Tonwertskalen bezogen ist.
Alle Gesetze der Farbmetrik bleiben bei Bezug auf den
Tonwertumfang gültig.
Der Gedanke einer valenzmetrischen Färbungsbewertung mit
Hilfe der vektoriellen Addition von Normfarbwerten (oder
mit hiervon abgeleiteten logarithmischen Größen) wurde
verworfen. Gefärbtheitskennzeichnungen mit Normfarbwerten
beschreiben Färbungsänderungen nicht in der für eine
Steuerung der Farbgebung gewünschten Weise. Logarithmische
Maßstäbe ergeben keine zur Problemlösung geeignete
Differenzierung von Färbungsunterschieden und zudem wird
mit einem solchen Übergang der Bereich der Farbmetrik verlassen.
Die Färbung wird erfindungsgemäß in einem empfindungsgemäß
gleichabständigen Farbenraum bewertet, wodurch ein direkter
Vergleich mit Farbabstandsbewertungen möglich wird. Zur
Steuerung der Farbgebung im Mehrfarbendruck auf der Grundlage
des erfindungsgemäßen Maßes "Färbungsgrad", müssen
Farbmeßgeräte eine spezielle Software besitzen. Mit dieser
werden die Normfarbwerte X, Y, Z in einem empfindungsgemäß
gleichabständigen Farbenraum transformiert und weiterverarbeitet.
Hierzu wird der empfindungsgemäß gleichabständige CIELUV-
Farbenraum (CIE-Publ. 15, Suppl. 2, 1978) verwendet, welcher
international für all die Fälle empfohlen ist, in
denen die additive Farbmischung ein wichtiges Bewertungskriterium
ist, was für autotypische Mischungen im Mehrfarbendruck
zutrifft.
Die Transformation vom Normvalenzsystem mit den Normfarbwerten
X, Y, Z in den CIELUV-Farbenraum mit dem empfindungsgemäß
gleichabständigen Farbwerten L*, u*, v* erfolgt nach den
in der CIE Publ. 15, Suppl. 2, 1978 angegebenen Formeln.
Hierin ist L* ein Maß, das nur mit dem Hellbezugswert Y
zusammenhängt, und zwar ein Maß für die empfundene Helligkeit
(bzw. die Differenz zu Weiß ist ein Maß für die Verschwärzlichung).
Die senkrecht zueinander anzuordnenden
Koordinaten u* und v* beschreiben näherungsweise zwei
ausgezeichnete Farbtonrichtungen, und zwar von Cyan/Grün
(-u*) nach Magenta/Rot (+u*) einerseits und andererseits
von Blau (-v*) nach Gelb (+v*). Im Schnittpunkt der beiden
Achsen liegt die Farbe, welcher im Farbenraum Unbunt zugeordnet
wird, also ein Weiß, Grau oder Schwarz ohne Farbstich.
Für die Anwendung von diesen Farbwerten und für
Farbabstandsbewertungen bei den Problemen der Steuerung
der Farbgebung im Mehrfarbendruck bedarf die geeignete
Wahl des Weiß als oberer Begrenzung der Helligkeitsskala
und des Unbuntpunktes einer detaillierten Diskussion.
Normalerweise wird sowohl bezüglich des Hellbezugswertes Y
als auch bezüglich der empfundenen Helligkeit L* dem Aussehen
einer idealmatten nicht absorbierenden Fläche (Idealweiß)
unter der beleuchtenden Lichtart der Wert 100 zugeordnet.
Ähnlich wie in der Farbdichtemessung soll nun auch
hier statt des Idealweiß Papierweiß als 100 betrachtet
werden. Dadurch verläuft die Tonwertskala für die Helligkeit
der Graustufen von Absolutschwarz bis Papierweiß P.
Sofern nicht zu dunkle Bedruckstoffe (Papier) betrachtet
werden, bleiben die Aussagen über die visuelle Erkennbarkeit
von Farbabständen erhalten. Prinzipiell kann statt
auf Absolutschwarz auf ein reales Schwarz s (z. B. Mischfarbe
zweiter Ordnung aus den Buntfarben oder Helligkeit
der schwarzen Druckfarbe im Vierfarbendruck) bezogen werden;
da reales Schwarz im Druck jedoch erheblichen
Schwankungen unterliegen kann, wird dies nicht unbedingt
zu verbesserten Bewertungen führen, zumal es bei den hier
betrachteten Steuerungsproblemen vorwiegend auf Unterschiedsbewertungen
ankommt.
Außerdem haben sowohl das Papierweiß der Bedruckstoffe als
auch das reale Schwarz in der Regel einen Farbstich verglichen
mit Idealweiß unter der beleuchtenden Lichtart.
Für die von der Erfindung zu lösenden Probleme reicht es
aus, den Farbstich für Papierweiß zu berücksichtigen. Zur
Stichkorrektur werden Farbumstimmungstransformationen
durchgeführt. Erfindungsgemäß erfolgt die Stichkorrektur
durch eine unechte von-Kries-Transformation im Normvalenzsystem.
Eine Korrektur durch Translation für die u′,v′-
Koordinaten führt zu etwas abweichenden Ergebnissen.
Zu beachten ist, daß insbesondere für stark aufgehellte
Papiere der Farbstiche vom UV-Anteil der beleuchtenden
Lichtart abhängt. Anzuraten ist der Ansatz der Lichtart D 50
(warmes Tageslicht), da diese im Mittel das Aussehen von
Drucken unter verschiedensten praxisnahen Beleuchtungen
simuliert. Zudem hat die Lichtart D 50 nur einen UV-Anteil
von ca. 5%, so daß die Fehler bei der Bewertung ausschließlich
im sichtbaren Spektralbereich für aufgehellte
Papiere klein bleiben (bei D 65, dem weltweit mittleren
Tageslicht, beträgt der UV-Anteil mehr als 10%). Bei der
Erstellung der Sollvorgaben für die drucktechnische Steuerung
z. B. durch Vergleiche mit einem Proof sollten Aufhellereffekte
beachtet werden. Auswertungen für Glühlampenlicht
(Normlichtart A) sind nicht zu empfehlen, da
unter A alle roten Farben stark überbetont erscheinen. Der
Bezug auf ein neutrales Aussehen von Papierweiß hat außerdem
den Vorteil einer bedruckstoffunabhängigen Beschreibbarkeit
von Färbungs- und Farbtonunterschieden z. B. bei
der Beurteilung der Graubalance, so daß die Güte der Wiedergabe
von Graustufen z. B. auf Kunstdruckpapier, mattgestrichenem
Papier und Naturpapier verglichen werden kann.
In dem nun so auf die Tonwertskala des Mehrfarbendruckes
bezogenen empfindungsgemäß gleichabständigen CIELUV-Farbenraum
werden die durch den Prozeß des Druckens hervorgerufenen
Änderungen des die Farbgebung bestimmenden
Färbungsgrades sowie die Änderungen im farbigen Aussehen
bewertet. Die Koordinaten des CIELUV-Farbenraumes ergeben
sich aus den Normfarbwerten X, Y, Z der Farbe einer zu kennzeichnenden
gedruckten Testfläche und den Normfarbwerten
des unbedruckten Bedruckstoffes Papierweiß) X p , Y p , Z p und
gewünschtenfalls den Normfarbwerten eines realen Schwarz
X s , Y s , Z s (für den Fall des Absolutschwarz gilt
X s = Y s = Z s = 0) nach folgenden Beziehungen (der Index
ps kennzeichnet den Bezug auf die Tonwertskala):
Empfundene Helligkeit:
Empfundene Helligkeit:
bzw. empfundene Verschwärzlichung:
Empfindungsgemäße Farbartkoordinate u′, v′ zur Darstellung
von Farbörtern in der u′,v′-Farbtafel:
Koordinaten im empfindungsgemäß gleichabständigen CIELUV-
Farbenraum u*, v* (für die Richtungen Cyan/Grün nach Magenta/
Rot bzw. Blau nach Gelb):
Abweichend von der CIE-Empfehlung ist es in dem hier vorliegenden
tonwertumfangsbezogenen Fall sinnvoll, den Grad
der Buntheit von Farben als Farbsättigung mit S* zu kennzeichnen,
dem Maß, das durch den Abstand der fraglichen
Mischfarbe im Druck von der Unbuntachse mit Hilfe der
Koordinaten u*, v* durch die Beziehung gegeben ist:
Das Maß Färbungsgrad G ps setzt sich dann aus der Farbsättigung
S* ps und der Helligkeit L* ps folgendermaßen
zusammen:
Diese Gleichung (8) ist inhaltlich identisch mit der im
Hauptanspruch gegebenen Formel (1). Für den Fall des Bezugs
auf Absolutschwarz vereinfacht sich die Bestimmung des
Färbungsgrades, weil dann die Normfarbwerte X s = Y s = Z s = 0
werden. Als Kennzeichnung soll dann statt des Indexes ps
nur der Index p verwendet werden. Falls Papierweiß mit dem
Idealweiß X p = Y p = Z p = 100 übereinstimmt, entfällt der
Index p zusätzlich.
Die Steuerung der Farbgebung kann nun erfindungsgemäß in
folgender Weise durchgeführt werden:
- a) Eine erste Möglichkeit ist die Steuerung der schichtdickenabhängigen
Volltonfärbung im Mehrfarbenoffsetdruck.
Setzt man an, daß bei der Herstellung von Mehrfarbenoffsetdrucken
die Farbgebung z. B. optimal auf ±5%
Schichtdickenschwankung konstant gehalten werden kann,
so bedeutet dies bei einer Bewertung mit dem erfindungsgemäßen
Maß Färbungsgrad G ps bei Ansatz praxisüblicher
Volltonfärbungen (Europaskala nach DIN 16 539) für Gelb
eine noch zulässige Schwankung von ca.±2%, für
Magenta und Cyan von ca. ±3%. In Übereinstimmung mit
dem visuellen Urteil ist die Schwankungsbreite für Gelb
kleiner. Die Einhaltung des Limits für die zulässige
Schwankungsbreite läßt sich mit dem Maß Färbungsgrad
gut verfolgen und die Farbgebung entsprechend steuern.
Gerade die durch die Farbmessung gegebene Verknüpfung mit dem visuellen Urteil muß als erheblicher Vorteil betrachtet werden. In dem empfindungsgemäß gleichabständigen CIELUV-Farbenraum entsprechen die beschriebenen technisch bedingten Schwankungsbreiten visuell erkennbaren Farbabständen. Dadurch läßt sich beurteilen, wie störend eine solche Schwankung der Schichtdicke im Druckbild sichtbar wird. Auf der Basis der Festlegungen der Europaskala ergibt sich für Gelb ein gerade sicher visuell erkennbarer Unterschied Δ G ps (J)±2, für Magenta ein noch nicht störender Unterschied Δ G ps (M) = ±4 und für Cyan ein gerade sicher erkennbarer, bis noch nicht störender Unterschied Δ G ps (C)±3.
Wesentlich ist darüber hinaus, daß auch für Mischfarben im Druck kein unerträglicher Störeffekt auftritt. Für die Mischfarben erster Ordnung Rot, Grün, Blau sind die größten Färbungsabweichungen zu erwarten; sie ergeben sich einfach, d. h. durch Addition der zugehörigen prozentualen Abweichung (für Rot ±5%, für Grün ±5% und für Blau ±6%). Setzt man in Übereinstimmung mit der praktischen Erfahrung an, daß für normale Produktionen im Mehrfarbenoffsetdruck ein maximales Δ G ps = 8 als mäßig visuell störend und zulässig zu betrachten ist, so wird dieser Färbungsunterschied für Rot gerade erreicht, für Grün beträgt die Abweichung nur 5 Einheiten, für Blau 6 Einheiten. Während für Gelb und Magenta, aus denen Rot entsteht, also bei der Steuerung darauf zu achten ist, daß das Limit von ±5% Schichtdickenschwankung nicht überschritten wird, ist für Cyan diese Gefahr nicht gegeben.
Bei geringeren Qualitätsansprüchen kann leicht zu einem Limit von Δ G ps = 16 als gerade noch erträglichem visuellem Störeffekt übergegangen werden. Es läßt sich durch die erfindungsgemäße Art der Bewertung leicht ermitteln, daß für Gelb und Magenta eine Konstanthaltung der Schichtdicke auf knapp 10% ausreicht und für Cyan auf ca. 13,5%. Dem höheren meßtechnischen Aufwand durch die Methode der Farbmessung (im Vergleich zur Farbdichtemessung) steht hier deutlich eine große Erleichterung bei der Steuerung der Farbgebung gegenüber.
Ähnliche Betrachtungen können sich auf die vierte Druckfarbe Schwarz und/oder auf die Mischfarbe zweiter Ordnung (Schwarz aus den bunten Druckfarben) beziehen. Auch braucht der visuelle Störeffekt nicht für alle Mischfarben mit dem gleichen Gewicht versehen zu sein, sondern kann gezielt auf die Art des Druckbildes abgestimmt werden. In diesen Möglichkeiten liegt ein wesentlicher Vorteil der erfindungsgemäßen Bewertung mit dem Maß Färbungsgrad, durch das auf der Basis von Farbmessungen gleichzeitig Schichtdickenschwankungen und visuelle Störwirkungen verfolgbar sind.
Auch die Auswirkung von Farbgebungsschwankungen auf Mischfarben im Übereinanderdruck sind durch Farbmessung an zusätzlichen Testflächen ohne weiteres zu verfolgen, denn das farbtonunabhängige Maß Färbungsgrad läßt sich auf beliebige Mischfarben anwenden. Insbesondere für den praxisüblichen Naß-in-Naß-Offsetdruck ist es bei der Steuerung sinnvoll, den Färbungsgrad für die Mischfarben erster Ordnung Rot, Grün, Blau zu prüfen. Im Naß-in-Naß- Druck ist nicht mit 100%iger Farbannahme für die zweitgedruckte Druckfarbe zu rechnen. Wird z. B. statt einer Schichtdicke 1 nur eine Dicke von 0,8 übertragen und wird mit einem Farbsatzaufbau der Farbreihenfolge Cyan, Magenta, Gelb gearbeitet, so sinkt dadurch der Färbungsgrad der Mischfarben um ca. 8% für Rot und Grün und um ca. 12% für Blau. Sinkt der Färbungsgrad für die Mischfarben weiter unter dieses technikübliche Limit, so muß die Steuerung der Farbgebung eingehend geprüft werden und nötigenfalls sind z. B. auch Maßnahmen hinsichtlich einer Variation der Zügigkeit der Druckfarben zu ergreifen. Verbunden mit Farbannahmemängeln treten außerdem Farbtonänderungen auf, die auf der Basis von Farbmessungen unschwer erfaßbar sind. Diese Möglichkeit einer Kontrolle von Farbtonschwankungen ist ein weiterer Vorteil des erfindungsgemäßen Bewertungsverfahrens. Auch die im Mehrfarbenoffsetdruck übliche Kontrolle der Flächendeckung bzw. Tonwertzunahme ist auf farbmeßtechnischer Basis in detaillierter Form möglich und ist Gegenstand eines Unteranspruches. - b) Eine zweite Möglichkeit ist die Steuerung der konzentrationsabhängigen
Färbung im Mehrfarbentiefdruck. Ähnlich
wie für den Vollton im Offsetdruck kann auch im Tiefdruck
(meist für einen betriebsintern vorzugebenden
optimalen Tonwert für die einzelnen Druckfarben der
Farbskala) eine Färbungs- und damit Farbgebungssteuerung
erfolgen. Im Gegensatz zum Offsetdruck ist allerdings
im Tiefdruck nicht die Menge der übertragenen Druckfarbe
Steuerungskriterium, sondern die Färbung wird dadurch
variiert, daß zur Originalfarbe geeignet eingestellter
Viskosität mehr oder weniger Verschnitt hinzugegeben
wird (Variation des Originalfarbe/Verschnitt-Verhältnisses),
wodurch sich die Menge an Originalfarbe verglichen
mit der insgesamt vorliegenden, aus Originalfarbe
und Verschnitt bestehenden Menge an aktiv benutzter
Druckfarbe ändert. Das im Fall des Offsetdrucks
Gesagte (bezüglich der Zusammenhänge von Farbgebungsschwankungen
mit visuell erkennbaren Störeffekten und
über den Zusammenhang zwischen Abweichungen für die
Grundfarben einer Farbskala und den Abweichungen für
Mischfarben) gilt im Tiefdruck in entsprechender Weise.
Farbannahmeprobleme im Naß-in-Naß-Druck entfallen im
Tiefdruck.
Bisher waren im Tiefdruck keine überregionalen vereinheitlichten Festlegungen möglich, denn im Tiefdruck existiert keine einheitliche z. B. durch Norm festgelegte Farbskala. Ein Gelb, ein Magenta und ein Cyan werden zwar ebenfalls benutzt, diese Druckfarben haben aber von Betrieb zu Betrieb zum Teil recht unterschiedlichen Farbton. Durch das erfindungsgemäße, farbtonunabhängige Maß Färbungsgrad ist deshalb erstmals ein Weg zu überbetrieblichen Vergleichen von Färbungen und Farbgebungstoleranzen gegeben.
Wünschenswert ist im Mehrfarbentiefdruck außerdem (ähnlich wie bei der Kontrolle von Rastertönen im Offsetdruck) eine geeignete Möglichkeit der Kontrolle von Tonwertstufungen, die bei unterschiedlicher Farbgebung mehr oder weniger starken Veränderungen unterliegen. Obwohl Ansätze zur Lösung dieses Problems bekanntgeworden sind, konnten bisher Kontrollen dieser Art nur sehr unvollkommen durchgeführt werden: Tiefdruck-Tonwertkennlinien basieren überwiegend auf der subtraktiven Mischung des färbenden Mittels "Druckfarbe" und nur zum Teil auf autotypischer Mischung. Daher sind alle solchen Tonwert- Kennlinien mit Farbtonabweichungen behaftet, weshalb die herkömmliche Farbdichtemessung mehr oder weniger versagen muß. Erst mit dem erfindungsgemäßen, farbtonunabhängigen Maß Färbungsgrad ist dem Tiefdrucker das geeignete Mittel in die Hand gegeben, die Färbung von Tonwertstufen zu verfolgen, ohne dabei der Gefahr zu unterliegen, daß Farbtonänderungen als Färbungsänderungen fehlinterpretiert werden.
Allgemeingültige Aussagen über noch zulässige Abweichungen für festgelegte Tonwertstufen werden allerdings nicht ohne weiteres möglich sein. Die Art der Druckformherstellung spielt hierbei eine ausschlaggebende Rolle. Verschiedene Kennlinien müssen betrachtet werden, je nachdem, ob es sich um geätzte oder um gravierte Formen handelt, je nachdem, welche Art der Gravur vorliegt (z. B. gestauchte oder gelängte Näpfchen), ob zur Endretusche gravierter Formen geätzt wurde und ähnliches mehr. Immer ist es aber nun mit dem farbtonunabhängigen Maß Färbungsgrad möglich, eine vorgegebene, als geeignet betrachtete Tonwertstufung zu verfolgen. - c) Eine dritte Möglichkeit ist die Färbungs-Steuerung bezogen
auf Sollvorgaben in Vorlagen. Die Färbung in Mehrfarben-
Fortdruckmaschinen wird bezogen auf einen genehmigten
Andruck oder bezogen auf Simulationen des Andrucks
gesteuert. Dabei kann der Andruck nach einem nichtidentischen
Druckverfahren (z. B. Naß-auf-Trocken-Mehrfarbenoffsetdruck
statt Naß-in-Naß-Mehrfarbenoffsetdruck)
und damit unter Verwendung anderer Druckfarben hergestellt
sein. Haben dadurch Grund- und/oder Mischfarben
in An- und Fortdruck unterschiedlichen Farbton, so wurden
diese bei Farbdichtemessungen bisher als Färbungsunterschiede
fehlinterpretiert. Dieser Mangel entfällt bei
dem erfindungsgemäßen, farbtonunabhängigen Maß Färbungsgrad
und die größtmögliche Ähnlichkeit zwischen Farben
(z. B. den Grundfarben in der Andruck-Vorlage und der
Fortdruck-Wiedergabe) kann gezielt kontrolliert und somit
gesteuert werden.
Entsprechend stärkere Farbtonabweichungen und damit verbundene verstärkte Schwierigkeiten bei der Abstimmung auf größtmögliche Ähnlichkeit treten erfahrungsgemäß bei Andrucksimulationen durch Proof-Verfahren auf. Bei Proof-Verfahren werden Mehrfarbenbilder aufgrund von Methoden erzeugt, die erheblich von dem Verfahren des Druckens verschieden sein können (z. B. farbenphotographische Verfahren). Gerade hier bringt das farbtonunabhängige Maß Färbungsgrad erhebliche Vorteile. Durch ergänzende Farbunterschieds-Analyse kann gerade hier mit den Methoden der Farbmessung eine wesentlich bessere Anpassung zwischen Vorlage und Wiedergabe erfolgen. Besondere Schwierigkeiten dieser Art betreffen die Offset/ Tiefdruck-Konversion. Hierbei dient ein im Offsetdruck erzeugter Andruck als Vorlage für die Tiefdruck- Produktion. Neben Farbtonabweichungen treten dabei durch prinzipielle Unterschiede in den Gesetzen der Entstehung von Mischfarben andersartige Tonwert-Kennlinien auf. Neben der Abstimmung des Farbtons auf größtmögliche Ähnlichkeit kann hier das Maß Färbungsgrad zur Verbesserung von Kennlinienanpassungen herangezogen werden. - d) Eine vierte Möglichkeit besteht in Kontrollen der visuellen Gleichabständigkeiten von Tonwertstufungen im Mehrfarbendruck. Unabhängig davon, ob es sich um Rastertöne im Mehrfarbenoffsetdruck handelt, die auf rein autotypischer Mischung basieren, um Tonwertskalen im Mehrfarbentiefdruck, bei welchem subtraktive Mischungen überwiegen, oder um andere Mischmethoden zur Erzeugung unterschiedlicher Tonwerte (wie sie beispielsweise für Proof-Verfahren anzutreffen sind), immer kann aus Unterschieden im Färbungsgrad auf die visuelle Erkennbarkeit von Tonwertunterschieden geschlossen werden. Durch derartige Betrachtungen erhält man ganz ähnliche Informationen, wie sie bisher durch Analysen des relativen Druckkontrastes möglich waren. Insbesondere wenn im oberen Tonwertbereich die Färbungsgrad-Differenzen sinken, muß man z. B. im Offsetdruck dies als Überfärbung bezeichnen und Maßnahmen zur Behebung dieses Effektes ergreifen, falls ein gewisses, als noch zulässig zu erachtendes Limit überschritten wird.
Aus praktischen Gründen kann es angeraten sein, die Maßstäbe
für Färbung, welche auf Farbwerten beruhen, zahlenmäßig
den bisher gebräuchlichen Farbdichtemeßwerten anzugleichen,
z. B. so, daß der Färbungsgrad zahlenmäßig 160
wird, einzig aus dem Grunde, weil der Farbdichtewert im
Vollton in der Größenordnung von 1.60 liegt (die angedeutete
Kommaverschiebung ist als Unterscheidungskennzeichen ratsam).
Zur Steuerung der Farbgebung im Mehrfarbendruck sind neben
der Verfolgung von Färbungsschwankungen Kontrollen weiterer
Merkmale notwendig und praxisüblich. Ein Beispiel für ein
solches Merkmal ist die Flächendeckung im Mehrfarbenoffsetdruck.
Derzeit wird aufgrund von Farbdichtemessungen die
Einhaltung noch zulässiger Abweichungen in Richtung einer
Erhöhung der Flächendeckung, genannt Tonwertzunahme, geprüft
und nötigenfalls nicht nur die eigentliche Farbgebung, sondern
auch z. B. die Zügigkeit der Druckfarbe variiert. Andere
Merkmale können derzeit ausschließlich einer visuellen
Kontrolle unterzogen werden, z. B. Abwanderung des Farbtons
der Mischfarbe Blau durch Farbannahmemängel im Naß-in-Naß-
Druck. Besonders aufwendig erweist sich die für die Druckbildwiedergabe
sehr wichtige visuelle Kontrolle der Graubalance.
Werden durch den Drucker z. B. Farbstiche in einer
mitgedruckten Grauskala beobachtet, die nach seinem Dafürhalten
eine noch tragbare Toleranz überschreiten, so wird
ein manueller Eingriff in die Steuerung der Druckmaschine
notwendig. Die Kontrolle derartiger zusätzlicher Merkmale
kann bei Einsatz der Farbmessung problemlos meßtechnisch
erfolgen.
Die im Mehrfarbenoffsetdruck übliche Kontrolle der Tonwertzunahme
führt auf der Basis von Farbmessungen zu wesentlich
aufschlußreicheren Ergebnissen, da sich die Aussagen nicht,
wie bei der Farbdichtemessung, ausschließlich auf den
Hauptabsorptionsbereich der betrachteten Druckfarbe zu beschränken
brauchen. Zur Kontrolle der Tonwertzunahme erfolgen
Messungen an Testflächen im Vollton und in Rastertönen;
dies sind auch bei der bislang eingesetzten Farbdichtemessung
übliche Kontrollfelder. Außerdem muß zur Bestimmung
der Farbe des Papieres eine Farbmessung an einer
unbedruckten Stelle erfolgen. Aus den durch diese Farbmessungen
vorliegenden Normfarbwerten X v , Y v , Z v für den
Vollton und X r , Y r , Z r für den Rasterton (für den unbedruckten
Bedruckstoff ergibt sich automatisch X p = Y p = Z p = 100)
berechnen sich dann die wirksamen Flächendeckungen nach den
Formeln:
Im Gegensatz zur Farbdichtemessung ergeben sich drei Zahlenangaben
für die wirksame Flächendeckung, die sich auf
die zu X, Y und Z gehörigen spektralen Bewertungsfunktionen
beziehen. Für Toleranzen hinsichtlich noch zulässiger Tonwertzunahmen
ist eine Matrix aus neuen Werten aufbaubar,
welche die Steuerung im Fortdruck sicherer macht. Grob
entspricht F(X), F(Y) und F(Z) der wirksamen Flächendeckung
im Spektralbereich Rot, Grün, Blau und unterschiedliche
Tonwertzunahmen in diesen drei Bereichen können
zusätzlichen Aufschluß z. B. über die Lasur der verwendeten
Druckfarben geben oder ein Zusatzsignal dafür sein, daß
neben der reinen Farbgebung auch andere Stellgrößen der
Druckmaschine zu prüfen und nötigenfalls zu korrigieren
sind.
Die Aussagekraft solcher drei Flächendeckungen und Tonwertzunahmen
wird bei minimalem Mehraufwand erhöht, wenn sie
statt im Normalvalenzsystem in Systemen mit Primärvalenzen
Rot, Grün und Blau oder in Systemen mit anderen, den im
Mehrfarbendruck verwendeten Druckfarben und ihrem Verhalten
im Druck angepaßten Primärvalenzen bewertet wird, weil so
eine bessere spektrale Differenzierung erreichbar ist. Eine
sehr einfache Transformation dieser Art ist der Übergang
von X zu X-0,2 Z. Weitere Verbesserungen liefert z. B.
der Übergang zu
X′ = 1,25 X - 0,25 Z für Rot, (12)
Y′ = -0,50 X + 1,50 Y für Grün, (13)
Z′ = 1,00 Z für Blau, (14)
wobei zur Bestimmung der Flächendeckungen die Formeln (9),
(10), (11), bezogen auf die gestrichenen Größen, anzuwenden
sind. Die sich so ergebenden Tonwertzunahmen sind für die
Druckfarbe Gelb im Falle der Blaukomponente mit der Blaufilterungsmessung
der Farbdichte vergleichbar, für Magenta
im Falle der Grünkomponente mit der Grünfilterungsmessung
und für Cyan im Falle der Rotkomponente mit der Rotfilterungsmessung.
Damit kann bei der Aufstellung der Matrix
für noch zulässige Abweichungen die Hauptdiagonale auf die
bisherige Erfahrung aus der Farbdichtemessung gestützt
werden.
Weitere Zusatzinformation insbesondere bezüglich Farbannahme
beim Naß-in-Naß-Druck erhält man durch Farbmessungen
an zusätzlichen Testflächen (Kontrollfeldern) für die
Mischfarben erster Ordnung Rot, Grün, Blau. Zur Farbannahme-
Beurteilung können die bisher im Bereich der Farbdichtemessung
üblichen Beziehungen (siehe DIN 16 536) auf die
Meßgröße Farbwert übertragen werden, indem man anstelle
der Farbdichtebewertung den negativen Logarithmus des
durch 100 geteilten Farbwertes verwendet. Die Farbannahmebewertung
kann die Normfarbwerte als Basis haben oder
Farbwerte in Systemen mit Primärvalenzen Rot, Grün, Blau.
Gerade in letzterem Fall lassen sich unterschiedliche
Farbannahmewerte für die drei dadurch fixierten spektralen
Bewertungsbereiche leichter interpretieren und mit durch
Mängel in der Farbannahme häufig verbundenen Änderungen
im Farbton der betreffenden Mischfarbe verknüpfen. Bei
der Steuerung kann so die Änderung der Farbannahme verfolgt
werden.
Zusätzlich können auch Farbmessungen und Auswertungen hinsichtlich
der Flächendeckung an Testflächen der weiteren
Mischfarben im Übereinanderdruck für wesentliche Zusatzinformationen
herangezogen werden. Besonders zur meßtechnischen
Kontrolle der Graubalance sind solche
Messungen und anschließende Auswertung im Rot-, Grün-,
Blau-Primärvalenzsystem eine erhebliche Hilfe bei der
Steuerung der Farbgebung im Mehrfarbenoffsetdruck. Durch
eine einzige Messung an einer Graubalance-Testfläche,
z. B. im Dreiviertelton, werden automatisch drei Angaben
über die Tonwertzunahme ermittelt. Für diese kann durch
die Aufspaltung in Rotanteil, Grünanteil, Blauanteil sofort
geprüft werden, welchen dieser drei Anteile die Tonwertzunahme
vorwiegend betrifft und wie sich diese drei
Tonwertzunahmen relativ zueinander verhalten. Steigt die
Tonwertzunahme übermäßig für den Blauanteil, so ist vor
allem die Farbgebung für die Grundfarbe Gelb betroffen
und entsprechend für den Grünanteil die Grundfarbe Magenta,
für den Rotanteil die Grundfarbe Cyan. Zur Entscheidung,
ob wegen einer Asymmetrie der Tonwertzunahme eine Farbgebungskorrektur
erfolgen muß, ist parallel hierzu durch
empfindungsgemäße Farbabstandsbewertung zu prüfen, inwieweit
der so allein durch Flächendeckungen gekennzeichnete
Stich eines Graubalancefeldes im Druckbild visuell störend
wirken kann.
In dem auch zur Ermittlung des Maßes Färbungsgrad verwendeten
CIELUV-Farbenraum lassen sich Farbabstände Δ E
gemäß CIE Publ. 15, 1978 folgendermaßen bestimmen:
Die mit dem Index Null gekennzeichneten Farbwerte entsprechen
Sollvorgaben, auf welche sich die Farbabstandsbewertung
bezieht.
Der Farbabstand Δ E ist ein Schwellenmaß, d. h. Δ E = 1
entspricht einem visuell unter günstigen Nebenbedingungen
gerade erkennbaren Farbunterschied, für Δ E = N beträgt
der Farbunterschied n-mal diese Schwelle.
So wie jede Farbe eindeutig durch ein Farbwert-Tripel beschrieben
ist, trifft dies auch für den Gesamtfarbenabstand
Δ E zu. Unterschiede in der Farbsättigung S* beschreiben
daher beispielsweise nur die Stärke eines Farbstichs
gegenüber Unbunt. Daneben können zwei Farben auch
in der Helligkeit L* bzw. in der Verschwärzlichung
(100-L*) und im Farbton T* verschieden sein, so daß insgesamt
auch die Beziehung gilt:
Δ E = (Δ T*²+Δ L*²)1/2. (16)
Da der Gesamtfarbabstand Δ E aus der Differenz der Koordinaten
u*, v* und L* ermittelbar ist, ergibt sich daraus
für die Bestimmung von Farbtonunterschieden Δ T*:
Δ T* = (Δ u*²+Δ v*²)-Δ S*²)1/2. (17)
Für die allgemeine Beschreibung der Farbabweichungen ist
neben der Größe der Abweichung und der Zusammensetzung
aus Verschwärzlichungsabweichung (Helligkeitsabweichung),
Farbsättigungsabweichung und Farbtonabweichung auch die
Richtung der Veränderung wesentlich. Während man für
Verschwärzlichung und Sättigung dunkler und heller bzw.
gesättigter und ungesättigter leicht durch ein positives
bzw. ein negatives Vorzeichen ausdrücken kann, ist dies
in bezug auf den Farbton nicht ohne weiteres möglich.
Farbtöne bilden einen Farbtonkreis, z. B. mit Gelb beginnend
über Grün, Cyan, Blau, Magenta, Rot wieder nach
Gelb. Diese Laufrichtung wird im CIELUV-Farbenraum mit
einem positiven Vorzeichen versehen, weil einem Grün ein
größerer Farbtonwinkel zugeordnet wird als einem Gelb,
einem Cyan ein größerer als einem Grün usw. Nach CIE-
Empfehlung wird zur Bestimmung dieses Farbtonwinkels
der arctg des Quotienten v*/u* gebildet. Dabei liegt der
Farbtonwinkel zwischen 0° und 90°, wenn v* und u* beide
positiv sind, zwischen 90° und 180°, wenn v* positiv
und u* negativ ist, zwischen 180° und 270°, wenn v* und
u* beide negativ sind und zwischen 270° und 360°, wenn
v* negativ und u* positiv ist. Entsprechend dieser Farbtonwinkel-
Kennzeichnung wird auch das Vorzeichen von
Farbtonabweichungen gewählt.
Diese Art der Kennzeichnung des Farbtons und von Farbtonabweichungen
ist für den Fachmann der Drucktechnik zu abstrakt.
Die zur Kontrolle und Steuerung gewünschte Information
muß sich besser auf den Farbton einer Mischfarbe
in Relation zu den Grundfarben der Druckfarbenskala Gelb,
Magenta, Cyan beziehen. Deshalb wird folgendes vorgeschlagen:
Sind die Farbwerte u*, v* für die Grundfarben und die
Mischfarben erster Ordnung einer Druckfarbenskala bekannt,
so können die zugehörigen Farbtonwinkel ermittelt werden.
Dies trifft beispielsweise für die Europaskala für den
Offsetdruck zu: u*, v* können leicht aus den in DIN 16 539
festgelegten Koordinaten berechnet werden und hieraus
ergeben sich als Farbtonwinkel:
Gelb, 78,87°100 J
Grün, 146,76°50 C / 50 J
Cyan, 233,94°100 C
Blau, 266,73°50 C / 50M
Magenta, 351,83°100 M
Rot, 13,80°50 M / 50 J
Ordnet man nun den so ermittelten Farbtonwinkeln die in
der rechten Spalte angegebene Kennzeichnung zu und teilt
die Winkeldifferenz zwischen den einzelnen Stützpunkten
jeweils in 5 Teile, so kommt man zu der in Tabelle 1 angegebenen
Kennzeichnung, die für den Drucker wesentlich
mehr aussagt. Farbtonabweichungen können anschaulich beschrieben
werden, z. B. Rotstich eines Gelb: (10 M / 90 J)
nach (20 M / 80 J). Mit einer derartigen Kennzeichnung
wird die Einleitung von Korrekturen zur Behebung von
Farbtonfehlern, z. B. bei Stichveränderungen in der Graubalance,
wesentlich erleichtert.
Das Schwellenmaß kann sich auch auf jede der Komponenten
Farbsättigung, Verschwärzlichung oder Farbton beziehen.
Dabei bleibt dieser Maßstab wenig anschaulich. Zur verbalen
Beschreibung des Störcharakters von Farbabständen
und ihren Komponenten dient deshalb die folgende Nomenklatur,
die für den Mehrfarbendruck einbezieht, daß es
sich bei allen Farbvergleichen in der Regel nicht um
direkt aneinandergrenzende farbige Flächen handelt:
Delta = 2gerade sicher erkennbar
Delta = 4noch nicht störend
Delta = 8mäßig störend
Delta = 16noch tragbar
Während Kontrollen bezüglich des Gesamtfarbabstandes
vorwiegend den Arbeitsgang des Einrichtens der Druckmaschine
insbesondere bei der Offset/Tiefdruck-Konversion
betreffen, müssen Farbtonabweichungen auch im Prozeß der
Steuerung der Farbgebung aus verschiedenen Gründen erfaßt
werden. Die Größe der noch als zulässig zu betrachtenden
Abweichungen kann sich dabei auch nach den technischen
Gegebenheiten richten.
Farbsättigungsabweichungen kombiniert mit der beschriebenen
Kennzeichung für die Farbtonrichtung dienen vor
allem der Erfassung von Farbstichen in der Graubalance.
Hierbei wirkt ein Stich im Lichterbereich meist störender
als im Schattenbereich.
Eine Kontrolle von Verschwärzlichungen, welche über das
durch Färbungsänderungen bedingte Maß hinausgehen, kann
für eine einwandfreie Steuerung der Farbgebung zusätzlich
erfolgen. Im Mehrfarbendruck kann durch unerwünschte
Wanderung einer Druckfarbe von Druckwerk zu Druckwerk,
z. B. beim Naß-in-Naß-Druck mit Vierfarbenmaschinen bei
der Farbreihenfolge Cyan, Magenta, Gelb, Schwarz der
Druck für die Druckfarbe Gelb durch Verschmutzung beeinträchtigt
sein.
Alle diese Zusatzkontrollen bezüglich des Störeffektes von
Farbabweichungen, welche die Steuerung der Farbgebung
wesentlich sicherer machen, sind mit der herkömmlichen
Farbdichtemessung unmöglich. Auf der Basis von Farbmessungen
können sie zur Verfeinerung und Qualitätssteigerung
beliebig weiter ausgebaut werden, sofern der damit
verbundene erhöhte Aufwand sinnvoll ist. So gestatten
Farbmessungen an Testflächen spezieller Mischfarben, die
bei Schwankungen der Farbgebung besonders kritisch reagieren
oder die von besonderem Interesse sind, die Möglichkeiten
der aufwendigen Farbmeßtechnik weiter auszuschöpfen.
Mehrere Kontrollfelder zur Steuerung der Graubalance geben
erheblichen Aufschluß über die Farbwiedergabe des Mehrfarbendruckbildes
in seiner Gesamtheit. Farbmessungen am
Druckbild selbst sind ebenfalls möglich, wobei auf Passerprobleme
besonders zu achten ist.
Über die Minimierung von Abweichungen gegenüber Sollwerten
hinaus, kann die Richtung von Abweichungen außerdem gewichtet
werden, wodurch unter anderem Farbbevorzugungs- und
Farbschmeichelungseffekte einbezogen werden können. Die
Farbschmeichelung (Color Flattery nach Judd) berücksichtigt,
daß Erinnerungsfarben gegenüber realen Farben systematisch
verschoben sind. Insbesondere für Hautfarben, aber auch
für andere natürliche Objekte, wie Blattgrün oder Butter,
wurden die durch Farberinnerung hervorgerufenen systematischen
Verschiebungen experimentell ermittelt, und es
konnte gezeigt werden, daß bildmäßige Wiedergaben farbiger
Vorlagen als besonders "schön" beurteilt werden, wenn
kritische Farben in Richtung der Erinnerungsfarben verschoben
sind. Bei Judd finden sich Angaben über Richtung
und Größe dieser Farbverschiebungen. Von Judd und anderen
wurden im Bereich der Lichttechnik auf dieser Grundlage
über eine einfache Farbwiedergabe-Bewertung hinausgehende
Methoden zur Bewertung der Farbschmeichelung oder Farbbevorzugung
entwickelt. Im Bereich der bildmäßigen Wiedergabe
farbiger Vorlagen wurden derartige Bewertungen aber
bisher nicht verwendet, obwohl insbesondere im Mehrfarbentiefdruck
klar erkennbar und meßtechnisch nachweisbar ist,
daß vor allem Hauttöne geschönt gedruckt sind, und zwar
mit Farbverschiebungen, die den von Judd angegebenen recht
ähnlich sind.
Durch zusätzliche Testflächen in geeignet gewählten Mischfarben
können nicht nur Farbwiedergabebewertungen (z. B.
entsprechend DIN 6169), sondern auch Farbschmeichelungsbetrachtungen
durchgeführt werden, derart, daß z. B. eine
Testfläche, welche Hautfarbe repräsentiert, falls sie
höhere Farbsättigung aufweist und rötlicher erscheint,
als innerhalb der Toleranz liegend betrachtet wird,
während dies im umgekehrten Fall nicht zutrifft. Bei Ansatz
eines geringeren Meßaufwandes können aber auch die
für bunte Mischfarben anzusetzenden schmeichelnden Vorzugsverschiebungen
von Farben im Mittel auf die Grauskala
übertragen werden, beispielsweise indem ein gut visuell
erkennbarer Rotstich im Dreiviertelton und ein Blaugrünstich
etwa gleicher Größe in der Nähe des Volltons als gewünschte
Abweichungen und nicht als Fehlerscheinungen
bewertet werden.
Die durch das erfindungsgemäße Verfahren zur Steuerung der
Farbgebung durch das Maß Färbungsgrad erreichten Möglichkeiten
für die verschiedensten Kontrollen auf der Grundlage
von Farbmessung haben erhebliche Vorzüge gegenüber
der herkömmlichen Farbdichtemessung. Der erhöhte Aufwand
für Farbmessungen verglichen mit Farbdichtemessungen tritt
demgegenüber in den Hintergrund. Farbdichtemessung beschränkt
sich ihrem Konzept gemäß auf Aussagen über das
färbende Mittel "Druckfarbe" im Hauptabsorptionsbereich und
alle eventuellen Versuche für quasifarbmetrische Auswertungen
können niemals das visuelle Urteil über den Farbeindruck
oder Farbunterschiede brauchbar beschreiben, wogegen
mit dem Maß Färbungsgrad eine praxisgerechte Kennzeichnung
der Eigenschaft Färbung des färbenden Mittels
"Druckfarbe" vorliegt.
Zudem brauchen die zur Steuerung der Farbgebung einzusetzenden
Farbmeßgeräte nicht dem hohen Standard von
handelsüblichen Labor-Farbmeßgeräten zu entsprechen. Zur
Steuerung kommt es immer nur auf Differenzmessungen an.
Daher reicht für Farbmessungen nach dem Spektralverfahren
die Messung der spektralen Reflexionsfaktoren in 20 nm
breiten Spektralbändern mit Sicherheit aus. Ähnliche Anforderungen
sind bei Farbmessungen nach dem Dreibereichverfahren
zu stellen. Auch wegen der für die Steuerung
der Farbgebung im Mehrfarbendruck notwendigen besonderen
Software für die Auswertung erscheint die Entwicklung
von speziell dieser Anwendung angepaßten Farbmeßgeräten
angebracht.
Insbesondere für Messungen an nassen Drucken im Mehrfarbenoffsetdruck
sind handelsübliche Farbmeßgeräte nicht
ohne weiteres einsetzbar. Zur Glanzminderung werden bei
der Farbmessung (wie es auch in der Farbdichtemessung
üblich ist) Polarisationsfilter zwischenzuschalten sein,
was eine spezielle Kalibrierung solcher Meßgeräte erfordert.
Um kleine Testflächen (mitgedruckte Kontrollfelder) bewerten
zu können, müssen Farbmeßgeräte zur Steuerung der Farbgebung
im Mehrfarbendruck extrem kleine und möglichst gleichmäßig
ausgeleuchtete Meßflächen aufweisen.
Bei nach dem Spektralverfahren arbeitenden Farbmeßgeräten
kann als ergänzende Auswertung die Möglichkeit zur Ausgabe
der herkömmlichen Farbdichtewerte für Messungen an den
Grundfarben und eventuell an den Mischfarben erster Ordnung
vorgesehen sein. Dadurch können - zumindest für eine
Übergangszeit - auch in der Praxis die bisher üblichen
Möglichkeiten einer Steuerung der Farbgebung auf der Basis
der Farbdichtemessung mit den umfassenderen Möglichkeiten
der Steuerung der Farbgebung auf der Basis der Farbmessung
verglichen werden.
Im Regelfall soll die Software zur Auswertung der eigentlichen
Farbmessung so weit wie möglich speicherintern
Zwischenergebnisse weiterverarbeiten und nur die zum Zwecke
der Steuerung wesentlichen Kennzeichnungen ausgeben, also
vor allem den Färbungsgrad. Überinformation kann eine geeignete
Steuerung auch behindern. Auf Abfrage sollten dem
interessierten Fachmann jedoch Zusatzinformationen zur Verfügung
stehen (z. B. Abfrage der Normfarbwerte X, Y, Z).
AlphaSchicht 1/Schicht 2
AlphaSchicht 1/Schicht 2
0,6°80 M/20 J
4,4°70 M/30 J
9,4°60 M/40 J
13,8°50 M/50 J
26,8°40 M/60 J
39,8°30 M/70 J
52,8°20 M/80 J
65,9°10 M/90 J
78,9°100 J
92,4°10 C/90 J
106,0°20 C/80 J
119,6°30 C/70 J
133,2°40 C/60 J
146,8°50 C/50 J
164,2°60 C/40 J
181,6°70 C/30 J
199,1°80 C/20 J
216,5°90 C/10 J
233,9°100 C
240,5°90 C/10 M
247,1°80 C/20 M
253,6°70 C/30 M
260,2°60 C/40 M
266,7°50 C/50 M
283,8°40 C/60 M
300,8°30 C/70 M
317,8°20 C/80 M
334,8°10 C/90 M
351,8°100 M
356,2°90 M/10 J
Claims (8)
1. Verfahren zur Steuerung der Farbgebung im Mehrfarbendruck
aufgrund von photometrischen Messungen an wenigstens einer
Testfläche, dadurch gekennzeichnet, daß die Steuerung der
Farbgebung in Abhängigkeit von einem durch Farbmessungen gewonnenen
Maß (Färbungsgrad G ps ) im CIELUV-Farbenraum erfolgt,
das durch die mit Normfarbwerten (X, Y, Z; X p , Y p , Z p ;
X s , Y s , Z s ) gekennzeichnete Farbe einer Testfläche, des
Bedruckstoffes und von Schwarz wie folgt definiert ist:
2. Verfahren nach Anspruch 1, bei dem Änderungen der Farbgebung
erfolgen, wenn der Färbungsgrad einen vorgegebenen Zulässigkeitsbereich
über- oder unterschreitet, dadurch gekennzeichnet,
daß entsprechend dem jeweiligen visuellen Störeindruck
einer Abweichung im Färbungsgrad für die verschiedenen
Farben unterschiedliche Zulässigkeitsbereiche gewählt werden.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die
Steuerung der Farbgebung unter Berücksichtigung der Größe
des visuellen Störeindrucks erfolgt, der sich bei
Abweichungen des Färbungsgrades vom Sollwert einstellt.
4. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß außer
dem Färbungsgrad auch Änderungen von Farbton, Farbsättigung
und/oder Verschwärzlichung zur Steuerung der Farbgebung herangezogen
werden.
5. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die
Farbmessung bei Tageslicht D 50 erfolgt.
6. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der
durch Farbmessungen in einem Andruck oder in einer Andruck-
Simulation ermittelte Färbungsgrad als Sollwert für die
Steuerung der Farbgebung beim Fortdruck verwendet wird.
7. Verfahren nach Anspruch 1 zur Steuerung der Farbgebung im
Mehrfarbenoffsetdruck, dadurch gekennzeichnet, daß der
Sollwert des Färbungsgrades für Grund- und Mischfarben in
Abhängigkeit von der Tonwertzunahme in Rastertönen geändert
wird, wobei die Tonwertzunahme im Sinne einer additiven
Farbmischung bestimmt wird.
8. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, daß im Strahlengang bei der Farbmessung
Polarisationsfilter angeordnet sind.
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