DE3625852A1 - Verbesserte testmittel und verfahren zu deren herstellung - Google Patents
Verbesserte testmittel und verfahren zu deren herstellungInfo
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Description
Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur
Herstellung von Testmitteln zum Nachweis von Analysensubstanzen
mittels Redoxreaktionen wobei als Indikatorsubstanz
ein Einkomponentenindikator verwendet wird und
dem Testmittel zusätzlich oxidierbare, nicht mit sich
selbst kupplungsfähige aromatische Amino- oder Hydrazinoverbindungen
als Entfärber zugesetzt werden.
Durch den Zusatz der Entfärber wird das Auftreten einer
Blindfarbe des Testmittels verhindert. Die Zugabe von
größeren Mengen der Entfärber erlaubt die genaue Einstellung
der Empfindlichkeit des Testmittels.
In den letzten Jahren haben in der medizinischen Diagnostik
die sogenannten "Farbteste" immer mehr an Bedeutung
gewonnen. Bei den "Farbtesten" handelt es sich um
Nachweisverfahren für Analysensubstanzen an denen Peroxide
wie z. B. Wasserstoffperoxid oder Cumolhydroperoxid
beteiligt sind. Wasserstoffperoxid entsteht z. B. bei der
durch geeignete Oxidasen katalysierten Oxidation einer
Analysensubstanz in Anwesenheit von Sauerstoff. Als
Testmittel werden bei diesen Farbtests entweder flüssige
Reagenzien oder sogenannte Teststreifen verwendet. Mögliche
Analysensubstanzen sind Glucose, Glycerin, Glycerinphosphat,
Sarcosin, Galaktose und Cholesterin. Als
zugehörige Oxidasen sind zu nennen Glucoseoxidase,
Glycerinoxidase, Glycerinphosphatoxidase, Sarcosinoxidase,
Galaktoseoxidase und Cholesterinoxidase. Es sind
darüber hinaus noch weitere Enzym-Substratpaare bekannt.
Das oben genannte Cumolhydroperoxid wird beim Nachweis
von peroxidativ wirksamen Substanzen wie z. B. Hämoglobin
eingesetzt. Auf diesem Prinzip basiert der Nachweis von
okkultem Blut in Stuhlproben.
Gemeinsam haben all diese Nachweisverfahren, daß Redoxäquivalente,
katalysiert durch Peroxidase oder eine peroxidativ
wirksame Substanz, vom Peroxid auf einen Indikator
übertragen werden. Diese Indikatoren kann man in
zwei Gruppen einteilen.
Bei diesen Indikatoren werden die Redoxäquivalente
auf einen Indikator übertragen, und das resultierende
Oxidationsprodukt ist gefärbt. Als typische
Vertreter sind zu nennen Benzidin, Alkylbenzidine
wie Tetramethyl-, Tetraethylbenzidin oder Tolidin
usw.
Bei diesen Indikatoren wird eine Komponente durch
die Übertragung der Redoxäquivalente oxidiert.
Dieses ungefärbte Oxidationsprodukt ist in der
Lage mit einer geeigneten Kupplungskomponente unter
Ausbildung eines Farbstoffes zu reagieren. Die wohl
bekannteste Reaktion dieser Art ist die sogenannte
"Trinder-Reaktion" (Trinder, P. A., Ann. Clin.
Biochem. 6; (1969), 24-27), bei der 4-Aminoantipyrin
die oxidierbare Komponente ist, die mit einem
Phenol als Kupplungskomponente unter Ausbildung
eines roten Chinoniminfarbstoffs reagiert. In einem
ähnlichen System kommt 3-Methyl-2-benzothizolinonhydrazon
als oxidierbare Komponente zur Anwendung.
Der Vorteil der über Peroxid ablaufenden Nachweisverfahren
ist deren hohe Empfindlichkeit, die den Nachweis von
geringsten Mengen einer Analysensubstanz erlaubt. Die
hohe Empfindlichkeit hat aber auch eine große Störanfälligkeit
zur Folge. So geben die genannten Indikatoren
bereits mit Spuren von oxidativ wirkenden Verunreinigungen
oder mit Luftsauerstoff z. B. bei der Herstellung
von Teststreifen oder bei der Durchführung von Flüssiganalysen
vor Zugabe der zu analysierenden Probe deutliche
Färbungen. Dies hat zur Folge, daß man vor der
Durchführung einer quantitativen Analyse einen Leerwert
messen muß, der vom Meßwert nach der Analyse substrahiert
werden muß. Es lassen sich deshalb vor allem
niedrige Konzentrationen des Analyten nur ungenau bestimmen.
Um diese Blindwerte zu vermeiden, könnte man
grundsätzlich nur mit hochgereinigten Reagenzien und
unter Ausschluß von Luftsauerstoff arbeiten, was aber
aufgrund der hohen Kosten technisch nicht durchführbar
ist.
In der DE-OS 27 16 060 werden stabilisierte Schnelldiagnostika
mit Oxidationsindikatoren beschrieben, denen
zum Vermeiden des Auftretens einer Blindfarbe Arylsemicarbazide
zugesetzt werden. Diese Arylsemicarbazide
müssen jedoch in großen Mengen zugesetzt werden
(Beispiele sind in den DE-OS 30 12 368 und 34 06 328
beschrieben) und sind außerdem carcinogen-verdächtig,
so daß von ihrer Verwendung in Testmitteln abzuraten
ist.
Versuche der Autoren dieser Patentanmeldung, die Blindfarbe
von Testmitteln durch Zusatz von Ascorbinsäure zu
vermeiden, führten zu nicht reproduzierbaren Ergebnissen
bezüglich der Empfindlichkeit der Testmittel, wenn die
Ascorbinsäure in für obengenannten Zweck ausreichenden
Mengen zugesetzt wurde.
Es wurde nun gefunden, daß sich Reagenzien, Reagenzlösungen
bzw. Tränklösungen zur Herstellung von Testmitteln,
die einkomponentige Oxidationsindikatoren
enthalten, durch Zugabe geringer Mengen von Entfärbern
entfärben lassen bzw. sich die Bildung einer Blindfarbe
verhindern läßt, wenn als Entfärber oxidierbare, nicht
mit sich selbst kupplungsfähige aromatische Amino- oder
Hydrazinoverbindungen verwendet werden.
Es wurde weiterhin gefunden, daß sich durch Zugabe
größerer Mengen der Entfärber eine Verminderung der
Empfindlichkeit und eine Verschiebung der Eichbeziehung
(Intensität der Färbung als Funktion der Konzentration
des Analyten) zu höheren Analytkonzentrationen erreichen
läßt.
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung von
Testmitteln zum Nachweis von Analysensubstanzen mittels
Redoxreaktionen enthaltend als Indikatorsubstanz einkomponentige
Oxidationsindikatoren, bei welchem oxidierbare,
nicht mit sich selbst kupplungsfähige aromatische
Amino- oder Hydrazinoverbindungen als Entfärber zugesetzt
werden.
Die Entfärber werden zur Entfärbung der Testmittel in
Konzentrationen zwischen 0,05 und 5 Gew.-%, bezogen auf
den Einkomponenten-Oxidationsindikator, bevorzugt
zwischen 0,1 und 1 Gew.-%, eingesetzt. Die geeignete
Menge läßt sich leicht durch Titration der Verunreinigungen
ermitteln. Ein geringer Überschuß beeinflußt die
Eichbeziehung nicht meßbar.
Um die Empfindlichkeit des Testmittels zu erniedrigen
bzw. den Abszissenabschnitt der Eichkurve zu höheren
Konzentrationen zu verschieben, werden die Entfärber
in Mengen zwischen 5 und 200 Gew.-%, bevorzugt zwischen
5 und 100 Gew.-%, des Oxidationsindikators verwendet.
Die Erfindung betrifft weiterhin ein Verfahren zur Herstellung
nicht gefärbter Tränklösungen oder Reagenzmischungen,
die zur Herstellung von Teststreifen dienen
und die Einkomponenten-Oxidationsindikatoren enthalten,
wobei diese Lösungen bzw. Mischungen zusätzlich die Entfärber
enthalten.
Die Erfindung betrifft weiterhin Testmittel enthaltend
Einkomponenten-Oxidationsindikatoren und zusätzlich die
Entfärber. Unter Testmittel ist zu verstehen Reagenzmischungen,
Lyophylisate, Reagenzkombinationen, Flüssigreagenzien
usw.
Weiterhin betrifft die Erfindung die Verwendung der
Testmittel zum Nachweis von Analysensubstanzen.
Geeignete Analysensubstanzen sind z. B. Glucose, Cholesterin,
Triglyceride, Galaktose usw. oder Enzyme wie
Peroxidase oder auch Proteine mit peroxidativer Aktivität
wie Hämoglobin bzw. Methämoglobin.
Als mögliche Probenmaterialien sind zu nennen Körperflüssigkeiten
wie Blut, Plasma, Liquor, Urin oder auch
Stuhlproben.
Die erfindungsgemäß zu verwendenden Entfärber werden
normalerweise als oxidierbare Komponente in Zweikomponentenindikatorsystemen
eingesetzt, werden aber im
Rahmen der vorliegenden Erfindung ohne Kupplungskomponente
verwendet.
Als Entfärber geeignet sind beispielsweise in 3-Stellung
substituierte 4-Aminopyrazolinone der allgemeinen Formel
mit
R₁ =C₁-C₄-Alkyl, gegebenenfalls substituiert durch -OH,
OR, OCOR, OCOOR, C₁-C₄-Alkoxy, Aryl, Aralkyl, wobei
R für C₁-C₄-Alkyl steht,
R₂ =H, C₁-C₄-Alkyl,
R₃ =Aryl, Aralkyl, C₁-C₄-Alkyl, gegebenenfalls substituiert
wie bei R₁, H,
oder 2-Benzothiazolinonhydrazone der allgemeinen Formel
mit
R₁ = H, C₁-C₄-Alkyl,
R₂ = H, SO₃H.
R₂ = H, SO₃H.
Bevorzugt verwendet werden 4-Aminoantipyrin (Formel I,
R₁ = R₂ = Methyl, R₃ = Phenyl) oder 3-Methyl-2-benzothiazolinonhydrazon
(Formel II, R₁ = Methyl, R₂ = H).
Zur Herstellung eines Glucose-Testfilms wird folgende
Mischung hergestellt:
9 mgGlucoseoxidase (250 U/mg),
50 mgPeroxidase (80 U/mg) und
1 mg4-Aminoantipyrin werden in
1,7 mlCitratpuffer (1 m, pH 5,5) gelöst.
Diese Lösung wird in
3,4 mlChloroform, das
0,34 gNa-Dodecylbenzolsulfonat enthält,
durch Schütteln in Form feiner Tröpfchen verteilt. Die
entstandene Dispersion wird zu einer Mischung aus
16 ml einer W/O-Dispersion mit Chloroform als Ölphase, einem W/O-Verhältnis von 1/1 und 13,1 Gew.-% Polyacrylamid (Herstellung beschrieben in der DE-OS 34 34 822, Beispiel 8) und 34 ml einer 7,5%igen Lösung von Celluloseacetobutyrat [η rel (19%ig in Aceton: Ethanol = 9 : 1) = 200] in Chloroform und 0,6 g 3,3′,5,5′-Tetramethylbenzidin
gegeben. Der Ansatz wird kräftig geschüttelt. Dabei tritt zunächst eine starke Grünfärbung des Ansatzes auf, die jedoch nach 30-90 sec wieder verschwindet.
16 ml einer W/O-Dispersion mit Chloroform als Ölphase, einem W/O-Verhältnis von 1/1 und 13,1 Gew.-% Polyacrylamid (Herstellung beschrieben in der DE-OS 34 34 822, Beispiel 8) und 34 ml einer 7,5%igen Lösung von Celluloseacetobutyrat [η rel (19%ig in Aceton: Ethanol = 9 : 1) = 200] in Chloroform und 0,6 g 3,3′,5,5′-Tetramethylbenzidin
gegeben. Der Ansatz wird kräftig geschüttelt. Dabei tritt zunächst eine starke Grünfärbung des Ansatzes auf, die jedoch nach 30-90 sec wieder verschwindet.
Der Ansatz wird mittels eines Rakels auf Polyesterfolie
aufgebracht (180 µm Naßauftrag) und durch Beblasen mit
24°C warmer Luft im Dunkeln getrocknet. Es wird ein
weißer Testfilm erhalten, der in 0,5 cm breite Streifen
geschnitten wird.
Zum Testen werden auf ein Testfeld der Größe
0,5 cm × 1 cm 30 µl Vollblut aufgetragen und nach
15 sec abgewischt. Die sich entsprechend dem Glucosegehalt
der Blutprobe bildende Farbe wird im Reflexionsphotometer
bei 640 nm vermessen und der K/S-Wert
berechnet (K/S = (1 - R)²/2R; mit R = Reflexion,
K = Absorptionskoeffizient und S = Streulichtkoeffizient).
Die Auftragung von K/S gegen die Glucosekonzentration
(Eichkurve), bestimmt mittels obiger Teststreifen,
ist in Abb. 1 gezeigt. Man erkennt, daß die
Kurve bei der Konzentration Null einen K/S-Wert von Null
aufweist. Die von einer Blutprobe mit 20 mg/dl Glucose
verursachte Färbung läßt sich visuell von der Farbe des
ungetesteten Streifens unterscheiden.
Verfährt man wie in Beispiel 1, jedoch ohne Zusatz von
4-Aminoantipyrin, so erhält man eine grün gefärbte
Mischung und hellgrün gefärbte Teststreifen. Eine
mittels dieser Teststreifen erstellte Eichkurve weist
bei der Glucose-Konzentration Null einen von Null verschiedenen
K/S-Wert auf. Die von einer Blutprobe mit
20 mg/dl Glucose verursachte Färbung läßt sich visuell
nicht von der Blindfarbe des Teststreifens unterscheiden.
Gemäß Beispiel 1 wird eine Mischung hergestellt, jedoch
unter Verwendung von 2,6 ml Citratpuffer, der neben den
Enzymen insgesamt 100 mg 4-Aminoantipyrin enthält. Der
mit dieser Mischung wie in Beispiel 1 hergestellte
Teststreifen wird mit Blutproben unterschiedlicher
Glucosekonzentrationen wie in Beispiel 1 beschrieben getestet.
Die dabei erhaltene Eichkurve ist in Abb. 2
gezeigt. Man erkennt eine Verschiebung des Abszissenabschnitts
zu ca. 30 mg/dl Glucose und eine wesentlich
geringere Steigung der Eichkurve zwischen 30 und
200 mg/dl Glucose im Vergleich zu Abb. 1, d. h. eine
geringere Empfindlichkeit.
Gemäß Beispiel 1 wird eine Mischung hergestellt, jedoch
unter Verwendung von 2 mg 3-Methyl-2-benzothiazolinonhydrazon-Hydrochlorid
anstelle des 4-Aminoantipyrins.
Wie in Beispiel 1 wird eine Entfärbung der anfänglich
grünen Mischung beobachtet. Die mittels dieser Mischung
hergestellten Teststreifen liefern die gleiche Eichkurve
wie die Teststreifen aus Beispiel 1 (Abb. 1).
Claims (9)
1. Verfahren zur Herstellung von Testmitteln zum Nachweis
von Analysensubstanzen mittels Redoxreaktionen
enthaltend als Indikatorsubstanz Einkomponentenindikatoren,
dadurch gekennzeichnet, daß oxidierbare,
nicht mit sich selbst kupplungsfähige aromatische
Amino- oder Hydrazinoverbindungen zugesetzt werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1, wobei die oxidierbaren,
nicht mit sich selbst kupplungsfähigen aromatischen
Amino- oder Hydrazinoverbindungen Verbindungen aus
der Gruppe der in 3-Stellung substituierten 4-Aminopyrazolinone
oder Benzothiazolinonhydrazone
sind.
3. Verfahren gemäß Anspruch 1 und 2, wobei als oxidierbare
Aminoverbindung 4-Aminoantipyrin, als
Hydrazinoverbindung 3-Methyl-2-benzothiazolinonhydrazon
bzw. deren Salze verwendet werden.
4. Verfahren gemäß den Ansprüchen 1 bis 3, wobei die
oxidierbaren Amino- oder Hydrazinoverbindungen in
Konzentrationen zwischen 0,05 und 5 Gew.-%, bezogen
auf den Einkomponentenindikator, eingesetzt werden.
5. Verfahren gemäß den Ansprüchen 1 bis 3, wobei die
oxidierbaren Amino- oder Hydrazinoverbindungen in
Konzentrationen zwischen 5 und 200 Gew.-%, bezogen
auf den Einkomponentenindikator, eingesetzt
werden.
6. Verfahren gemäß den Ansprüchen 1 bis 5 zur Herstellung
von Flüssig-Reagenzien, Reagenzkombinationen
oder Reagenzmischungen.
7. Verfahren gemäß den Ansprüchen 1 bis 5 zur Herstellung
von Teststreifen.
8. Testmittel zum Nachweis von Analysensubstanzen
mittels Redoxreaktionen hergestellt nach den Verfahren
1 bis 5.
9. Verwendung der Testmittel nach Anspruch 8 zum Nachweis
von Analysensubstanzen.
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