DE3606535A1 - Verfahren und vorrichtung zur verminderung von stickoxiden in abgasen - Google Patents
Verfahren und vorrichtung zur verminderung von stickoxiden in abgasenInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine zur
Durchführung des Verfahrens erforderliche Vorrichtung zur
Verminderung von Stickoxiden in Abgasen jeglicher Art
mittels dosierter Zugabe von Reagenzien.
Aus dem Stand der Technik sind zahlreiche Forschungs- und
Entwicklungsvorhaben sowie erprobte Technologien zur
NO x -Abscheidung aus Abgasen industrieller
Feuerungsanlagen und insbesondere aus den Rauchgasen der
mit fossilen Brennstoffen befeuerten Kraftwerke bekannt.
Hierbei werden die bekannten Verfahren im wesentlichen in
Naß- oder Trockenverfahren zur NO x -Abscheidung und in
Naß- oder Trockenverfahren zur Simultanabscheidung von
SO x und NO x unterteilt.
Ein Verfahren von gleicher Gattung wie die vorliegende
Erfindung ist zum Beispiel aus der EP 01 50 485 bekannt,
bei dem zur Umwandlung der in den Abgasen von
Verbrennungsprozessen enthaltenen Stickstoffoxide in
unschädliche Abgasbestandteile die Abgase in einer
Reaktionskammer mit einem Reduktionsmittel, vorzugsweise
Ammoniak (NH3) vermischt und zur Reaktion gebracht
werden. Zur Erhöhung der Reaktionsgeschwindigkeit wird
das Reduktionsmittel durch Bestrahlung mittels von einem
Laser emittierten kohärenten Licht auf ein höheres
Reaktionsniveau gebracht, wodurch es gelingen soll, die
erforderliche Umsetzungsgeschwindigkeit ohne die mit
ungünstigen Nebenwirkungen behafteten Katalysatoren zu
erreichen.
Nachteilig ist hierbei jedoch der ständige energetische
Aufwand und die empfindliche Bestrahlungsvorrichtung, die
hohe Betriebs- und Investitionskosten zur Erzeugung des
erhöhten Reaktionsniveaus der Reduktionsmittel für das
Erreichen eines schadstoffarmen Abgases erfordern.
Es ist daher Aufgabe der Erfindung, ein Verfahren und
eine zur Durchführung des Verfahrens erforderliche
Vorrichtung anzugeben, die es unter Vermeidung der
Nachteile des bekannten Verfahrens erlauben, mit geringem
Investitions- und Betriebskostenaufwand den
Schadstoffgehalt, insbesondere den NO x -Anteil in heißen
Abgasen jeglicher Art zu vermindern.
Der verfahrenstechnische Aufgabenteil wird
erfindungsgemäß mit den kennzeichnenden Merkmalen des
Anspruches 1 gelöst. Dadurch, daß die Reagenzien bei
hohen Temperaturen oberhalb 950°C in den Abgasstrom
eingebracht werden, wobei jedoch eine Vermischung und
chemische Reaktion der Zersetzungsprodukte mit dem Abgas
zunächst noch nicht erfolgen kann, und die erzeugten
hochkonzentrierten Zersetzungsprodukte aus den Reagenzien
erst bei tieferen Temperaturen unterhalb 950°C mit dem
Abgas in einer nachfolgenden Reaktionszone zur spontanen
Reaktion gebracht werden, wird sehr vorteilhaft der Ort
des Reagenzieneinbringens bei vorzugsweise hohen
Temperaturen von dem optimal günstigen Reaktionsort bei
relativ niedrigen Temperaturen abgetrennt und zu höheren
Temperaturen verlagert, wodurch das Erfordernis von
anderen fremden oder zusätzlichen energetischen
Aktivierungsquellen für die Aktivierung der Reagenzien
überflüssig wird. Durch die anfangs indirekt mit dem
Abgasstrom in Kontakt gebrachten Reagenzien wird zum
einen eine Abkühlmaßnahme des heißen Abgases bewirkt und
zum anderen die hohe fühlbare Wärme des Abgases
vorteilhaft zum Aufspalten beziehungsweise Zersetzen und
Überführen der Reagenzien aus der festen oder flüssigen
Phase in die Gasphase zu reaktiven Zersetzungsprodukten
ausgenutzt, die sozusagen in statu nascendi im
hochaktivierten Zustand vorliegen. Auf diese Weise können
schädliche NO x -Anteile in Abgasen jeglicher Art ohne
einen zusätzlichen kostenintensiven Investitions- und
Betriebskostenaufwand für eine zusätzliche fremde
Aktivierungsvorrichtung bzw. -maßnahme vermindert werden.
In Ausgestaltung der Erfindung ist unter Beachtung der
thermodynamischen Stabilitätskriterien von Stickoxiden
und Reduktionsmitteln wie z. B. NH3 oder CH4
vorgesehen, daß die Zersetzungsprodukte der Reagenzien in
einem Abgas-Temperaturbereich von 700° bis 950°C
mit dem NO x -haltigen Abgas in Kontakt gebracht werden.
In diesem Temperaturbereich gelangen die
Stickstoffmonoxide (NO) bei Abkühlung von hohen
Temperaturen in einen metastabilen Zustand und können
insbesondere bei Anwesenheit von freiem oder nur schwach
gebundenem Sauerstoff und gegebenenfalls anderen
katalytisch wirkenden Gaskomponenten zu Stickstoffdioxid
(NO2) aufoxidieren. Die Anwesenheit der
Reagenzien-Zersetzungsprodukte führt jedoch zu spontanen
Abbaureaktionen der Stickstoffoxide, so daß nur noch
unschädliche Abgasbestandteile wie molekularer Stickstoff
(N2), Wasserdampf (H2O) und Kohlendioxid (CO2) in
die Atmosphäre freigesetzt werden. Die Abbaureaktionen
können gegebenenfalls durch Zusatz von
reaktionsfördernden Zusatzstoffen wie z. B. H2O-Dampf
begünstigt werden.
In weiterer Ausgestaltung der Erfindung ist vorgesehen,
daß die Reagenzien aus Stoffen, wie z. B. NH3, CH4
oder anderen festen, flüssigen oder gasförmigen
Kohlenwasserstoffen bestehen, die bei hohen Temperaturen
etwa oberhalb 950°C Wasserstoff als aktiviertes
H2*-Molekül, H*-Atom oder wasserstoffhaltiges Radikal
abspalten. Denn NH3 oder CH4 sind bei hohen
Temperaturen instabil, während NO in stabiler Form
vorliegt. Umgekehrt wird NO bei zunehmend tieferen
Temperaturen kleiner 950°C metastabil, während nunmehr
NH3 oder CH4 als stabile Verbindungen vorliegen.
Durch die Erweiterung des Bereiches der anwendbaren
Reagenzien wird sehr vorteilhaft ermöglicht,
kostengünstig zur Verfügung stehende oder sich bei den
entsprechenden Abgaszusammensetzungen optimal reduktiv
verhaltende Reagenzien oder auch Gemische der genannten
Komponenten für die NO x -Verminderung industrieller
Verbrennungsabgase einzusetzen.
In weiterer Ausgestaltung der Erfindung ist vorgesehen,
daß die Reagenzienzugabe über wenigstens eine
Dosiervorrichtung vollautomatisch erfolgt, die in
Abhängigkeit der vor und/oder hinter der
Reagenzienzugabestelle im Abgasstrom gemessenen Werte der
Stickoxidkonzentration und/oder der Konzentration der
Reagenzien bzw. deren Zersetzungsprodukte geregelt wird.
Durch Ermittlung bzw. Messung der NO x -Konzentrationen
vor und/oder hinter der Reagenzienzugabestelle im
Abgasstrom kann über einen Regler mit Ist- und
Sollwertvergleich die Reagenzienzugabe vollautomatisch
über motorisch betätigte Dosiervorrichtungen erfolgen, so
daß eine unzulässig hohe Konzentration von Stickoxiden in
Abgasen jeglicher Art mit Sicherheit auf eine vorbestimmt
niedrige bzw. zulässige Konzentration abgesenkt werden
kann. Erforderlichenfalls kann auch eine O2-Analyse
und/oder eine Messung der Konzentrationen der Reagenzien
bzw. deren Zersetzungsprodukte für die Regelung der
Reagenzienzugabemenge herangezogen werden.
In vorrichtungsmäßiger Hinsicht wird die der vorliegenden
Erfindung zugrundeliegende Aufgabe dadurch gelöst, daß
eine oder mehrere rohrförmige Leitungen im
Abgas-Hochtemperaturbereich über 950°C in die
Abgasleitung hineinragen, wobei sie in
Abgasströmungsrichtung gesehen an ihrem vorderen Ende an
eine äußere Reagenzien-Zuführungsleitung angeschlossen
sind und mit ihrem hinteren Ende im
Abgastemperaturbereich kleiner 950°C offen in die
Abgasleitung einmünden.
Auf diese einfache Art und Weise können die zur
Verminderung der Stickoxide in das Abgas eingebrachten
Reagenzien sehr vorteilhaft und kostengünstig ohne
weitere Aktivierung durch andere fremde Energiequellen
auf ein erhöhtes Reaktionsniveau gebracht werden, so daß
die NO-Abbaureaktionen mit den hochreaktiven
Zersetzungsprodukten der aktivierten Reagenzien mit der
erforderlichen hohen Umsetzungsgeschwindigkeit ablaufen.
Der dazu eingesetzte apparative Aufwand mit einigen
rohrförmigen Leitungen aus hochtemperaturbeständigem
Material, z. B. hochwarmfestem oder korrosions- und
hitzebeständigem Sonderstahl (Thermax-, Incoloy- oder
Inconel-Stähle, Keramik) ist vergleichweise mit dem
bekannten Verfahren äußerst gering.
Für die Einbringung der Zersetzungsprodukte ist es
vorteilhaft, wenn die Enden der im Abgastemperaturbereich
kleiner 950°C in die Abgasleitung einmündenden
rohrförmigen Leitungen als Düsen, insbesondere als
Sprühdüsen ausgebildet sind. Um eine hohe
Zersetzungsgeschwindigkeit der Reagenzien am
Einbringungsort in dem heißen Abgasstrom zu erreichen,
ist es zweckmäßig, wenn die rohrförmigen Leitungen eine
beliebige Querschnittsform, vorzugsweise jedoch ein im
Querschnitt betrachtet großes Umfang/Flächenverhältnis
aufweisen. Die Querschnittsformen der rohrförmigen
Leitungen können beispielsweise rund, oval, quadratisch
oder rechteckig sein. Die Rohre können aus zwei oder
mehreren gewalzten oder geknickten Blechstreifen
zusammengefügt sein, wobei das Zusammenfügen vorzugsweise
ohne Schweißen durch Falzen, Bördeln oder doppeltes
Einknicken ggf. mit einer Einlage eines
Dichtungsmaterials wie z. B. einem Asbestgewebe erfolgt.
Vorzugsweise sind die rohrförmigen Leitungen mit
reaktionsbeschleunigenden Katalysatoren, z. B. aus
Sondermetallen oder dotierter Keramik, ausgestattet.
Weitere Verbesserungen der Abbaureaktionen von
Stickoxiden können beispielsweise durch eine dosierte
Zuspeisung von H2O-Dampf zu den Reagenzien bewirkt
werden. Dazu sind die rohrförmigen Leitungen mit
wenigstens einem Anschluß für die Zufuhr eines
reaktionsfördernden Zusatzstoffes wie zum Beispiel
H2O-Dampf versehen, bzw. der H2O-Dampf wird direkt
mittels einer separaten Dampfleitung in die Reaktionszone
eingeleitet.
In weiterer Ausgestaltung der Erfindung ist vorgesehen,
daß in der Abgasleitung vor Einmündung der rohrförmigen
Leitungen und vor einer Einleitungsstelle des behandelten
Abgases in einen Schornstein bzw. in die freie Atmosphäre
Meßsonden angeordnet sind, die zur Ermittlung der
jeweiligen NO x -Konzentrationen über Meßleitungen mit
einem NO x -Analysator verbunden sind. Kontinuierlich
messende NO x -Analysatoren, die z. B. nach dem
Chemilumineszenz-Vergleichsverfahren arbeiten, sind
heutzutage schon recht preiswert auf dem Markt erhältlich
und garantieren eine ständige und genaue Kontrolle dieser
Schadstoffkomponenten im Abgasstrom. Diese Meßgrößen, wie
z. B. auch die gemessenen Konzentrationen von Sauerstoff
und/oder den Reagenzien bzw. deren Zersetzungsprodukten,
eignen sich besonders gut für die Bestimmung bzw. exakte
Dosierung der zuzusetzenden Reagenzienmengen, denn es
soll keineswegs geschehen, daß zum einen aufgrund zu
geringer Reagenzienzugabe nur eine ungenügende
NO-Verminderung erfolgt und zum anderen aufgrund zu hoher
Reagenzienzugabe zwar der eine Schadstoff, nämlich die
Stickoxide, ausreichend vermindert werden, dafür jedoch
eine neuer Schadstoff, nämlich die zu viel ins Abgas
eingeführten Reagenzien, an die Atmosphäre abgegeben
werden.
Für einen vollautomatischen Ablauf der Überwachung und
Verminderung der Stickoxid-Konzentrationen im Abgas ist
es eine vorteilhafte Maßnahme gemäß der Erfindung, wenn
der NO x -Analysator über Signalleitungen mit einem
Regler mit Sollwertvorgabe sowie weiterhin mit
Dosierventilen mit Stellmotoren in der
Reagenzien-Zuführungsleitung in Verbindung steht.
In weiterer Ausgestaltung der Erfindung ist vorgesehen,
daß die Merkmale aus den vorhergehenden
Vorrichtungsansprüchen zu einem integrierten Bauteil
zusammengefaßt ausgebildet sind, das nachträglich in
beliebige Abgasleitungen einbaubar ist. So können
bestehende industrielle Feuerungsanlagen mit einer
vergleichsweise einfachen und kostengünstigen Vorrichtung
ausgestattet werden, die das erfindungsgemäße Verfahren
zur Verminderung von Stickoxiden in Abgasen jeglicher Art
mittels dosierter Zugabe von Reagenzien ermöglicht.
Nachfolgend wird die Erfindung anhand eines schematisch
dargestellten Ausführungsbeispieles näher erläutert:
Mit der Bezugsziffer 1 ist eine Abgasleitung
gekennzeichnet, die mit einer beliebigen, nicht
dargestellten Feuerungsquelle bzw.
Verbrennungsvorrichtung verbunden ist. Die Abgasleitung 1
weist einen erweiterten reaktorförmigen Bereich 2 auf, in
den mehrere rohrförmige Leitungen 3 hineinragen, die in
Abgasströmungsrichtung gemäß Pfeil 4 an ihrem vorderen
Ende 20 an eine äußere Reagenzienzuführungsleitung 5
angeschlossen sind und mit ihrem hinteren Ende 6 offen in
die Abgasleitung 1 beziehungsweise in den erweiterten
reaktorförmigen Bereich 2 einmünden. Wenigstens eine
Leitung 21 zur Einführung und Versprühung von H2O-Dampf
verläuft parallel zu den rohrförmigen Leitungen 3. Die
Leitung 21 kann aber auch in eine oder mehrere der
Leitungen 3 einmünden.
Die rohrförmigen Leitungen 3 sind der Einfachheit halber
nur im oberen Teil des erweiterten reaktorförmigen
Bereiches 2 zeichnerisch dargestellt. Selbstverständlich
können die rohrförmigen Leitungen 3 auch gleichmäßig über
den Querschnitt verteilt im erweiterten reaktorförmigen
Bereich 2 angeordnet sein.
Die Enden 6 der rohrförmigen Leitungen 3 sind als Düsen 7,
insbesondere als Sprühdüsen, ausgebildet.
Etwa in der ersten Hälfte des erweiterten reaktorförmigen
Bereiches 2 ist eine indirekte Kühlvorrichtung 8,
beispielsweise eine wasser- oder wasserdampfdurchströmte
Rohrwendel zur Abkühlung des Abgases vorgesehen. Der
erzeugte Dampf kann teilweise über die Leitung 21 ins
Abgas eingedüst werden.
In der Abgasleitung 1 sind vor der Einmündung der
rohrförmigen Leitungen 3 und hinter der eigentlichen
Reaktionszone 9 in der zweiten Hälfte des erweiterten
reaktorförmigen Bereiches 2 Meßsonden 11, 10 angeordnet,
die zur Ermittlung der jeweiligen NO x -Konzentrationen
über Meßleitungen 12, 13 mit einem NO x -Analysator 14
verbunden sind. Der NO x -Analysator 14 steht weiterhin
über Signalleitungen 15, 16 mit einem Regler 17 mit
Sollwertvorgabe sowie mit Dosierventilen 18 mit
Stellmotoren 19 in der Reagenzienzuführungsleitung 5 in
Verbindung. Das in der Zeichnung skizzierte
Vorrichtungsbeispiel kann mit allen
erfindungswesentlichen Merkmalen wie dargestellt zu einem
integrierten Bauteil zusammengefaßt ausgebildet sein, das
insbesondere auch nachträglich in beliebige
Abgasleitungen von z. B. industriellen
Großfeuerungsanlagen oder Sinteranlagen der
Hüttenindustrie einbaubar ist.
Beim Betrieb einer beliebigen Feuerungsanlage gelangt das
schadstoffhaltige Abgas gemäß Pfeil 4 über die
Abgasleitung 1 in den reaktorförmig erweiterten Bereich 2.
Vor Eintritt in den reaktorförmigen Bereich 2 wird
mittels einer Meßsonde 11 die jeweilige
Schadstoffkonzentration im einströmenden Abgas von einem
NO x -Analysator 14 gemessen. Das behandelte abströmende
Abgas, das an die Atmosphäre abgegeben werden soll, wird
ebenfalls von einer Meßsonde 10 auf die Höhe der
NO x -Konzentration gemessen. Die Meßdaten des
NO x -Analysators 14 werden über eine Signalleitung 15
einem Regler 17 mit Sollwertvorgabe zugeführt. Der Regler 17
gibt über die Steuerleitung 16 einen Steuerimpuls auf
den Stellmotor 19 des Dosierventiles 18 in der
Reagenzienzuführungsleitung 5. Die Reagenzien strömen aus
einem nicht näher dargestellten Vorratsbehälter genau
dosiert über die Reagenzienzuführungsleitung 5 in die
rohrförmigen Leitungen 5 ein. Durch die thermische
Einwirkung im Hochtemperaturbereich über 950°C werden
die Reagenzien in hochaktive Zersetzungsprodukte
aufgespalten und gelangen nach Teilabkühlung des Abgasesauf Temperaturen kleiner 950°C durch die Sprühdüsen 7
in die eigentliche Reaktionszone 9 des reaktorförmig
erweiterten Bereiches 2. Hier reagieren die
Zersetzungsprodukte spontan mit den im Abgas enthaltenen
Stickoxiden und bauen diese zu unschädlichen Komponenten
wie z. B. N2 und H2O ab. Je nach den
Reaktionsbedingungen und Temperaturen des Abgases in der
Abgasleitung 1 kann der reaktorförmig erweiterte Bereich 2
mit der Reaktionszone 9 entsprechend länger oder kürzer
ausgebildet werden. Bei Abgasen, die gleichfalls
schädliche Schwefelkomponenten enthalten, kann es
sinnvoll sein, auch die SO2- und
Sauerstoffkonzentrationen im ein- bzw. abströmenden Abgas
zu messen und durch Eindüsung von beispielsweise
CaO-Pulver oder Kalkmilch mittels einer entsprechenden
Sprühvorrichtung eine Verminderung bzw. einen Abbau der
gasförmigen Schwefeloxide simultan zu erreichen.
Pulverförmige Reagenzien werden im behandelten Abgas
mittels eines Zyklonabscheiders und/oder eines E-Filters
aus dem Abgas abgeschieden, das danach nahezu keine
Schadstoffe mehr enthält und ohne schädliche Einwirkungen
auf die Umwelt an die Atmosphäre abgegeben werden kann.
Für eine beliebige industrielle Feuerungsanlage wird
angenommen, daß sie als Nebenprodukt eine Abgasmenge von
ca. 3000 m3/min produziert. Die mittlere Konzentration
der Stickoxide in diesem Abgas beträgt beispielsweise
300 ppm NO; d. h., es sind 0,9 m3 NO im Abgas enthalten.
Die NO-Abbaureaktion wird mit folgenden
Reaktionsgleichungen angesetzt:
OH-Bildung aus Wasserdampf und Sauerstoff
H2O + O2 = OH + . . . (I)
NH2-Bildung aus NH3 und OH
NH3 + OH = NH2 + H2O (II)
NO-Abbaureaktion
NH2 + NO = N2 + H2O (III)
H2O + O2 = OH + . . . (I)
NH2-Bildung aus NH3 und OH
NH3 + OH = NH2 + H2O (II)
NO-Abbaureaktion
NH2 + NO = N2 + H2O (III)
Um die 0,9 m3 NO/min. abbauen zu können, werden
gleichfalls 0,9 m3/min. der Zersetzungsprodukte ins
Abgas eingedüst.
900 l × 16 g/mol= 643 g NH2
22,4 l/mol= 683 g NH3
Damit ergibt sich ein abgeschätzter Betriebsmittelaufwand
von etwa 0,68 kg/NH3/min.
Claims (12)
1. Verfahren zur Verminderung von Stickoxiden in Abgasen
jeglicher Art mittels dosierter Zugabe von Reagenzien,
gekennzeichnet durch die folgenden Verfahrensmerkmale:
- a) Einbringen der Reagenzien in den Abgasstrom bei hohen Temperaturen oberhalb 950°C,
- b) Überführen der Reagenzien durch thermische Einwirkung von der festen oder flüssigen Phase in die Gasphase,
- c) Zersetzen der Reagenzien in reaktive Zersetzungsprodukte,
- d) Anreichern der Zersetzungsprodukte auf hohe Konzentrationen,
- e) Führen bzw. Transportieren der Zersetzungsprodukte in die Reaktionszone,
- f) Sicherstellen, daß während der Verfahrensschritte a) bis e) eine Vermischung und chemische Reaktion von gasförmigen Zersetzungsprodukten und Abgas miteinander vor der Reaktionszone nicht erfolgen kann,
- g) Vermischen der konzentrierten Zersetzungsprodukte, gegebenenfalls unter Zusatz von reaktionsfördernden Stoffen wie H2O-Dampf, mit dem stickoxidhaltigen Abgas in der Reaktionszone bei tieferen Temperaturen unterhalb 950°C.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß die Zersetzungsprodukte der Reagenzien in einem
Abgas-Temperaturbereich von 700° bis 950°C mit dem
NO x -haltigen Abgas in Kontakt gebracht werden.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch
gekennzeichnet, daß die Reagenzien aus Stoffen wie NH3,
CH4 oder anderen festen, flüssigen oder gasförmigen
Kohlenwasserstoffen bestehen, die bei hohen Temperaturen
Wasserstoff als aktiviertes H2*-Molekül, H*-Atom oder
wasserstoffhaltiges Radikal abspalten.
4. Verfahren nach Anspruch 1, 2 oder 3, dadurch
gekennzeichnet, daß die Reagenzienzugabe über wenigstens
eine Dosiervorrichtung vollautomatisch erfolgt, die in
Abhängigkeit der vor und/oder hinter der
Reagenzienzugabestelle im Abgasstrom gemessenen Werte der
Stickoxidkonzentration und/oder der Konzentration der
Reagenzien bzw. deren Zersetzungs-Produkte geregelt wird.
5. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach den
Ansprüchen 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß eine oder
mehrere rohrförmige Leitungen (3) im
Abgas-Hochtemperaturbereich über 950°C in die
Abgasleitung (1) hineinragen, wobei sie in
Abgasströmungsrichtung gesehen an ihrem vorderen Ende (20)
an eine äußere Reagenzien-Zuführungsleitung (5)
angeschlossen sind und mit ihrem hinteren Ende (6) im
Abgastemperaturbereich kleiner 950°C offen in die
Abgasleitung (1, 2) einmünden.
6. Vorrichtung nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet,
daß die Enden (6) der im Abgastemperaturbereich kleiner
950°C in die Abgasleitung (1, 2) einmündenden
rohrförmigen Leitungen (3) als Düsen (7), insbesondere
als Sprühdüsen ausgebildet sind.
7. Vorrichtung nach Anspruch 5 oder 6, dadurch
gekennzeichnet, daß die rohrförmigen Leitungen (3) eine
beliebige Querschnittsform, vorzugsweise jedoch ein im
Querschnitt betrachtet großes Umfang/Flächenverhältnis
aufweisen.
8. Vorrichtung nach Anspruch 5, 6 oder 7, dadurch
gekennzeichnet, daß die rohrförmigen Leitungen (3) mit
Katalysatoren ausgestattet sind.
9. Vorrichtung nach Anspruch 5, 6, 7 oder 8, dadurch
gekennzeichnet, daß die rohrförmigen Leitungen (3) einen
Anschluß für die Zufuhr von reaktionsfördernden
Zusatzstoffen wie z. B. H2O-Dampf aufweisen.
10. Vorrichtung nach Anspruch 5, 6, 7, 8 oder 9, dadurch
gekennzeichnet, daß in der Abgasleitung (1) vor
Einmündung der rohrförmigen Leitungen (3) und vor einer
Einleitungsstelle des behandelten Abgases in einen
Schornstein beziehungsweise in die freie Atmosphäre
Meßsonden (10, 11) angeordnet sind, die zur Ermittlung
der jeweiligen NO x -Konzentrationen über Meßleitungen (12,
13) mit einem NO x -Analysator (14) verbunden sind.
11. Vorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche 5
bis 10, dadurch gekennzeichnet, daß der NO x -Analysator (14)
über Signalleitungen (15, 16) mit einem Regler (17)
mit Sollwertvorgabe sowie weiterhin mit Dosierventilen (18)
mit Stellmotoren (19) in der
Reagenzien-Zuführungsleitung (5) in Verbindung steht.
12. Vorrichtung nach den Ansprüchen 5 bis 11, dadurch
gekennzeichnet, daß die Merkmale aus den vorhergehenden
Vorrichtungsansprüchen zu einem integrierten Bauteil
zusammengefaßt ausgebildet sind, das nachträglich in
beliebige Abgasleitungen einbaubar ist.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19863606535 DE3606535A1 (de) | 1986-02-28 | 1986-02-28 | Verfahren und vorrichtung zur verminderung von stickoxiden in abgasen |
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19863606535 DE3606535A1 (de) | 1986-02-28 | 1986-02-28 | Verfahren und vorrichtung zur verminderung von stickoxiden in abgasen |
Publications (1)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE3606535A1 true DE3606535A1 (de) | 1987-09-03 |
Family
ID=6295167
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
---|---|---|---|
DE19863606535 Withdrawn DE3606535A1 (de) | 1986-02-28 | 1986-02-28 | Verfahren und vorrichtung zur verminderung von stickoxiden in abgasen |
Country Status (1)
Country | Link |
---|---|
DE (1) | DE3606535A1 (de) |
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- 1986-02-28 DE DE19863606535 patent/DE3606535A1/de not_active Withdrawn
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