DE3523615A1 - Medizinisches geraet, insbesondere kanuele, katheter oder implantat - Google Patents
Medizinisches geraet, insbesondere kanuele, katheter oder implantatInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein medizinisches Gerät aus Kunst
stoff oder kunststoffbeschichtetem Metall, das in den
menschlichen Körper eingeführt wird, insbesondere Kanülen,
Katheter oder Implantate.
Aus der DE-OS 32 28 849 ist ein in den Körper einzufüh
rendes medizinisches Gerät mit einem Überzug bekannt, bei
dem der Überzug mikrobentötende Metallionen abgibt. Die
Metallionen bestehen aus Gold-, Silber- und Kupferionen.
Es ist weiterhin bekannt, bei in den menschlichen Körper
einzuführenden Geräten, z. B. Sonden, die Oberfläche der
Sonden mit Jodverbindungen zu behandeln, um einer Infek
tionsgefahr vorzubeugen.
Die bekannten Verfahren haben sich in der Praxis jedoch
als unzulänglich erwiesen, da die aufgetragenen Mittel,
wie die Edelmetallionen, Jodverbindungen oder Antibiotika,
von dem beschichteten Material abgegeben werden und somit
die Infektionsgefahr nur kurzfristig reduziert wird. Dazu
kommt die Tatsache, daß die eventuell vorhandenen Keime
mit den abgegebenen Substanzen eine Verstoffwechselung er
fahren und es deshalb u. a. zu einer Resistenzbildung kommen
kann. Über die Resistenzbildung hinaus können die Stoff
wechselprodukte auf den Organismus einen negativen Effekt
ausüben.
Neben dem Infektionsrisiko wirkt sich bei den in den Körper
einzuführenden Kathetern die Bildung einer Fibrinschicht auf
der Oberläche bei intravasalen Kathetern negativ aus. Der
Lösungsvorschlag, intravasale Katheter mit Heparin zu be
schichten, um die üblichen Fibrinablagerungen zu vermeiden,
hat sich ebenfalls nicht als erfolgreich erwiesen.
Die zunehmende Entwicklung von Mehrfachresistenzen und der
damit verbundene hohe finanzielle Aufwand erfordern ein
neues Schutzsystem. Es werden daher Katheter, Kanülen oder
Implantate gewünscht, die langfristig im Körper verbleiben
können, ohne daß eine Infektionsgefahr besteht.
Die Aufgabe wird gelöst durch medizinische Kanülen, Ka
theter oder Implantate der eingangs angegebenen Art, die
dadurch gekennzeichnet sind, daß an der Kunststoffober
fläche Gamma-Globuline, insbesondere heterologe Gamma-
Globuline, adsorbiert sind.
Die Basisüberlegung betrifft dabei die Tatsache, daß alle
Keime, ob Bakterien oder Viren, über eine Anzahl von Anti
gendeterminanten verfügen. Im Organismus bewirken diese die
Produktion von spezifischen Antikörpern, die den für den
Gesundungsprozess nötigen Antigen-Antikörper-Komplex bilden.
Allein durch die Bildung des Antigen-Antikörper-Komplexes
auf der Kunststoffoberfläche erfolgt eine Immobilisierung
der Keime. Es wird somit verhindert, daß die Keime in den
Körper weiter vordringen. Bei einer entsprechenden Be
schichtung von Implantaten, Kathetern, Kanülen und Sonden
materialien sowie künstlichen Organen mit Gamma-Globulinen
kann die Antigen-Antikörper-Komplexbildung auf der Ober
fläche des Kunststoffes in vivo erreicht werden. Dies be
deutet, daß Keime bei Kontakt mit den Gamma-Globulinen auf
grund ihrer antigenen Eigenschaften gebunden werden und in
ihrer Mobilisation inhibiert sind. Ein weiteres Eindringen
oder Vermehren im Organismus wird somit ausgeschlossen.
Da die Antikörper bzw. Gamma-Globuline fest auf der Kunst
stoffoberfäche gebunden sind und nicht in das Medium
abgegeben werden, erfolgt auch keine Verstoffwechselung, da
der beschriebene Effekt immobilisierend und nicht bakterizid
bzw. bakteriostatisch ist.
Durch allseitige Beschichtung der beschriebenen Katheter,
Kanülen und Implantate wird auch eine retrograde Keimwan
derung an der Außen- und Innenwand der aufgezählten Artikel
inhibiert.
Die Kunststoffoberfläche bzw. das Kunststoffmaterial besteht
vorzugsweise aus Polypropylen, Polyurethan, Polyvinyl
pyrrolidon, Polyacrylat, Polymethacrylat, Polyamid oder
den Copolymeren davon.
Die Kunststoffoberfläche wird vor dem Auftragen der Gamma-
Globuline mittels Gamma-Strahlen, Ionenätzung, Ozonätzung
oder durch eine Säurebehandlung vorbehandelt, um die Haft
festigkeit der Gamma-Globuline an der Oberfläche zu ver
bessern. Die Säurebehandlung wird je nach Kunststoffaus
gangsmaterial bei einem pH-Wert von 7,5 bis 10,5 durchge
führt, wobei die Reaktionszeit ebenfalls in Abhängigkeit vom
Kunststoff 5 bis 10 Minuten beträgt. Die Aufrauhung der zu
beschichtenden Kunststoffoberfläche kann insbesondere auch
durch eine Alkylierungsbehandlung mit Methyljodid vorge
nommen werden.
Zusätzlich zu der Aufrauhung der Oberfläche kann der Kunst
stoff auch noch mit einem Haftvermittler, insbesondere Brom
cyan, Thiophosgen oder Thionylchlorid behandelt werden, der
ebenfalls die Haftung der Gamma-Globuline auf der Kunst
stoffoberfläche bewirkt.
Eine weitere Möglichkeit zum Aufbringen auf die Kunststoff
oberfäche der Kanülen, Katheter, Implantate, Sonden,
Gefäßprothesen und Herzschrittmacher
erfolgt durch Tränken der durch entsprechende Aufrauhungs
behandlung vorbehandelten Kunststoffoberfläche mit der ge
sättigten Gamma-Globulinlösung. Das Tränken der Kunststoff
oberfläche wird bei etwa 20 bis 40 Grad Celsius vorgenommen,
und zwar über einen Zeitraum von etwa 1 bis 10 Stunden.
Nach der Bindung mittels Haftvermittler oder der Adsorption
der Gamma-Globuline auf der Kunststoffoberfläche werden die
Trägermaterialien mit einer Phosphatpufferlösung gewaschen,
um überschüssige Gamma-Globuline abzuspülen. Danach werden
die Materialien bei entsprechender Temperatur (20 bis
40 Grad Celsius für 8 bis 24 Stunden) getrocknet und dann
steril verpackt.
Als Kunststoffmaterialien werden nur polare Kunststoffe
verwendet, die für eine Einbringung in den Körper die
notwendigen physikalischen Eigenschaften, wie Elastizität
und Bruchstabilität aufweisen.
Wesentlich für die erfindungsgemäßen medizinischen Kanülen,
Katheter und Implantate ist der Einsatz von vorzugsweise
heterologen Gamma-Globulinen, da nur die Beschichtung mit
solchen Gamma-Globulinen die Möglichkeit der Bindung aller
Keime gewährleistet.
Claims (7)
1. Medizinisches Gerät, insbesondere Kanüle, Katheter oder
Implantat aus Kunststoff oder kunststoffbeschichtetem Metall,
dadurch gekennzeichnet, daß die
Kunststoffoberfläche mit Gamma-Globulinen beschichtet ist.
2. Medizinisches Gerät nach Anspruch 1, dadurch gekenn
zeichnet, daß der Kunststoff bzw. die Kunststoffoberfläche
aus Polyolefin, Polyester, Polyäther, Polyamid, Polyimid,
Polyurethan, Polyvinylchlorid, Polysulfon, Polyacrylat,
Polymethacrylat, Polypropylen, Polyvinylpyrrolidon, einem
Flour-Polymer oder einem Abkömmling dieser Verbindungen oder
einem Silikonkautschuk besteht. Der verwendete Kunststoff
kann auch ein Copolymer oder eine Mischung der oben ge
nannten Polymere sein.
3. Medizinisches Gerät nach Anspruch 1 oder 2, dadurch
gekennzeichnet, daß die Kunststoffoberfläche eine mittels
Gamma-Strahlen, Ionenätzung, Ozonätzung oder einer Säurebe
handlung vorbehandelte Oberfläche ist.
4. Medizinisches Gerät nach einem der vorhergehenden
Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die Kunststoff
oberfläche einen Haftvermittler für die Verbesserung der
Haftung der Gamma-Globuline an der Kunststoffoberfläche
aufweist.
5. Medizinisches Gerät nach Anspruch 4, dadurch gekenn
zeichnet, daß der Haftvermittler Bromcyan, Thiophosgen
oder Thionylchlorid ist.
6. Medizinisches Gerät nach Anspruch 1, dadurch gekenn
zeichnet, daß an der Kunststoffoberfläche heterologe
Gamma-Globuline adsorbiert oder mittels Haftvermittler
gebunden sind.
7. Medizinisches Gerät nach Anspruch 1, dadurch gekenn
zeichnet, daß die an der Kunststoffoberfläche adsorbierten
oder mittels Haftvermittler gebundenen Gamm-Globuline ein
Molekulargewicht von 146 000 bis 155 000 aufweisen.
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