DE3225686C2 - Verfahren zur Wärmebehandlung der Oberfläche eines Bauteils - Google Patents
Verfahren zur Wärmebehandlung der Oberfläche eines BauteilsInfo
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Abstract
In einer korrosionsgefährdenden Atmosphäre schwin gungsbeanspruchte Bauteile, wie Kolbenstangen von Schwin gungsdämpfern, werden einer zweistufigen Oberflächenbe hand lung unterzogen, bei der in der ersten Stufe eine Nitrocarburierung bei Temperaturen oberhalb des A ↓1-Punkts des Eisen-Stickstoff-Systems und in der zweiten Stufe eine Oxydierung bei einer Temperatur erfolgt, die eine Umwandlung des im ersten Verfahrensschritt gebildeten Stickstoff-Austenits in äußerst feinkörnigen Bainit zu Folge hat.
Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren gemäß dem Oberbegriff des Patentanspruchs 1. Ein derartiges Verfahren
ist insbesondere zur Erhöhung des Korrosionswiderstands unter Vermeiden eines Verzinkens für
Scheibenwischergelenke aus niedrig kohlenstoffhaltigem Stahl aus »METAL PROGRESS«, Juni 1982, Seiten
11/12, bekannt. Bei diesem bekannten Verfahren erfolgt
ein Nitrocarburieren, d. h. eine Wärmebehandlung in einer in erster Linie einen nitrierenden Bestandteil
(Ammoniak), aber auch Kohlenstoff enthaltenden Atmosphäre bei Temperaturen unterhalb der /4|-Temperatur
des Eisen-Stickstoff-Systems. Das Ergebnis ist unter anderem eine hohe Wechselfestigkeit und eine harte
äußere Schicht des Bauteils,- die anschließend einem nicht näher beschriebenen Oxydierungsprozeß unterworfen
wird.
Während bei einer Nitrocarburierung die Stickstoffanreicherung im Vordergrund steht, gilt dies bei einer
Carbonitrierung, wie sie die GB-A 20 15 580 beschreibt, hinsichtlich der Kohlenstoffanreicherung (vgl. HTM 37
(1982), »Fauchausdrücke auf dem Gebiet der Wärmebehandlung, Teil VII«). Demgemäß ergibt sich beim Carbonitrieren
eine Randschicht mit hohem Kohlenstoff-, aber nur mäßigem Stickstoffgehalt. Im einzelnen befaßt
sich diese Druckschrift mit der Herstellung eines Bauteils aus einem zunächst kohlenstoffarmen Eisenwerkstoff,
der eine leichte Formgebung ermöglicht, und dem danach durch Oxydieren und anschließendes Carburieren
oder Carbonitrieren der erwünschte höhere Kohlenstoffgehalt verliehen wird. In Abweichung von dem
gattungsgemäßen Verfahren bildet das Oxydieren hier also die erste Stufe des Verfahrens. Die Temperatur
beim Carbonitrieren liegt bei diesem Stand der Technik zwischen 720 und 9000C, d. h. oberhalb der Ai-Temperatur
des Eisen-Kohlenstoff-Systems.
In dem in der DD-PS 1 19 822 offenbarten Verfahren wird das Werkstück zunächst einer Gas-Nitrierung und
ίο dann bei Temperaturen zwischen 450 und 5700C einer
Oxydation unterworfen. Für das Nitrieren werden Temperaturen von 510 und 530° angegeben, die wie bei dem
in »METAL PROGRESS« beschriebene,! Verfahren unterhalb der ApTemperatur des Eisen-Stickstoff-Systems
liegen.
Bei dem zur Erzielung einer hohen Verschleißfestigkeit
dienenden Verfahren nach der DE-OS 29 30165 handelt es sich, da der Stickstoffgehalt im Gas den Kohlenstoffgehalt
erheblich übertrifft, um eine Nitrocarburierung ohne anschließendes Oxydieren, die bei Temperaturen
zwischen 500 und 6500C, bevorzugt zwischen 570 und 5800C und damit unterhalb der Ai-Temperatur
des Eisen-Stickstoff-Systems, erfolgen soll. Im Gegensatz zu diesem einstufigen Verfahren betrifft die Erfindung
gemäß dem Oberbegriff des Patentanspruchs 1 ein zweistufiges Verfahren.
Bekannt ist schließlich die — allerdings mäßige — Korrosionsschutzwirkung von Gasnitrierungsschichten,
insbesondere i-Nitridschichten.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren gemäß dem Oberbegriff des Patentanspruchs 1
so auszubilden, daß es zur weiteren Lebensdauererhöhung von schwingungsbeanspruchten Bauteilen in korrosionsgefährdender,
insbesondere feuchter Atmosphäre Einsatz finden kann.
Derartigen Beanspruchungen unterliegen beispielsweise die Kolbenstangen von Stoß- bzw. Schwingungsdämpfern in Kraftfahrzeugen. Bisher erfolgt bei derartigen
Bauteilen zur Lebensdauererhöhung eine galvanisehe Hartverchromung, an die sich eine Glühbehandlung
zur Vermeidung einer Wasserstoffversprödung anschließen mußte; abschließend erfolgte ein Oberflächenfinishen
mit anschließender Maskierung. Dieses bekannte Verfahren besitzt mithin eine Reihe von Nachteilen,
denn Chrom ist teuer und trägt als Schwermetall zur Umweltverschmutzung bei; die Qualität der Maskierung
ist zerstörungsfrei nicht kontrollierbar, und zwecks Vermeidung verzögerter Sprödbrüche durch
Wasserstoffversprödung ist eine Glühbehandlung erforderlich.
Es ist auch bekannt, statt galvanischer Verchromungsverfahren Salzbadnitrierverfahren anzuwenden,
die cyanidhaitige und damit giftige Salzbäder und eine zweimalige Behandlung der Bauteile in Salzbädern erfordern.
Im zweiten Salzbad erfolgt dabei auch eine Oberflächenoxydierung. bei der die Behandlungstemperatur
auf 400° C begrenzt ist. Angesichts der Umweltbelastung geht aber der Trend in Richtung Vermeidung
von Salzbädern.
Die erfindungsgemäße Lösung der oben definierten Aufgabe verwendet daher die im Oberbegriff des Patentanspruchs
1 angegebenen beiden Verfahrensschritte und besteht in der im kennzeichnenden Teil des Anspruchs
1 angegebenen Ausgestaltung dieses Verfahrens, vorteilhafte Aus- und Weiterbildungen der Erfindung
beschreiben die Unteransprüche.
Ein Vorteil der Erfindung ist in der hohen Bruchsicherheit gegen Biege- und Schlagbeanspruchung der so
ι?: Si
behandelten Teile zu sehen.
Ein erstes wesentliches Merkmal der Erfindung besteht also in der Wahl einer Nitrocarburierungs-Temperatur
oberhalb der Ai-Temperatur des Eisen-Stickstoff-Systems. Diese Temperatur soll aber nicht beliebig hoch
liegen, sondern zweckmäßigerweise zwischen 600 und 675°C d.h. unterhalb der /^-Temperatur des Eisen-Kohlenstoff-Systems,
da bereits bei Temperaturen um 700" C die Eigenschaften des so behandelten Bauteils
hinsichtlich Verschleißwiderstand und Schwingbeiastbarkeit verschlechtert werden. Bei dieser Temperaturwahl
bleibt das Kerngefüge des Bauteils umwandlungsfrei, so daß die Maßänderungen des Bauteils vernachlässigbar
sind.
Infolge dieser oberhalb der Λ ι-Temperatur des Fe-N-Systems
liegenden Temperatur während des ersten Behandlungsschritts in Verbindung mit einer in erster Linie
nitrierenden Atmosphäre ergibt sich eine relativ dikke Nitridschicht mit einem hohen Stickstoffgehalt von
7—9%. Unterhalb dieser N'ilridsehicht, die eine verschleißfeste
Verbindungsschicht mit wenigen Poren darstellt, zeigt das Schliffbild eine Stickstoff-Austenitschicht
mit einem Stickstoffgehalt von etwa 2%. Durch in Wasserdampf bei Temperaturen zwischen 400 und
600° C, bevorzugt werden 5000C, erfolgendes Oxydieren
bildet sich einerseits an der Oberfläche eine oxydische Korrosionsschutzschicht aus Fe3O.», und andererseits
wandelt sich die Stickstoff-Austenitschicht in einen äußerst feinkörnigen Bainit um, woraus eine hohe Duktilität
resultiert Verwendet man hierzu einen sauerstoffaffinen Auftragswerkstoff, z. B. mit Silizium, Mangan,
Chrom, Bor, Titan, Niob ο. ä^ so ergibt sich durch das
Erwärmen eine Schicht aus dem Oxyd dieses Materials.
Aus dieser Beschreibung des erhndungsgemäßen Verfahrens und der Vorgänge im Randgefüge folgt, daß
wesentlich für die Erfindung die nur durch die Kombination der beiden beschriebenen Verfahrensschritte mögliche
Erzielung eines feinkörnigen Bainits nur in einer Schicht unterhalb der Verbindungszone ist, wobei der
Kern des jeweiligen Bauteils keinen Umwandlungen unterworfen wird.
Demgegenüber erfolgt zwar auch bei dem in »METAL PROGRESS« beschriebenen Verfahren die Bildung
einer Verbindungsschicht mit etwa 8% Stickstoffgehalt, aber keine bainitische Zwischenschicht, wie sie
für die Schwingungsfestigkeit günstig ist.
Im »Handbuch der Sonderstahlkunde« von Houdremont, 3. Auflage, zweiter Band, Seite 1349, wird eine
Oberflächenbehandlung im Salzbad mit Eisenzyankali bei 600 und 6700C angegeben, die als Carbonitrieren,
also offenbar mit Betonung des Kohlenstoffgehalts, bezeichnet wird und am Rand des Bauteils Kohlenstoffgehalte
von 1,2—1,4% sowie Stickstoffgehalte von 1,1 —1,3% (also erheblich niedriger als beim erfindungsgemäßen
Verfahren) zur Folge hat. Hier wird jedoch im Randbereich nach anschließender Härtung Martensithärte
erzielt, und auch im Kern soll eine Umwandlung erfolgen. Insbesondere bei höher legierten Stählen wird
dort als Gefahr eine Erhöhung des Restaustenitgehalts angesehen. Über einen anschließenden Oxydierungsschritt
ist in dieser Literaturstelle nichts gesagt.
Bevorzugt wird gemäß Patentanspruch 4 als Oxydierungsschritt ein Erwärmen im Wasserdampf, wie dies —
als Anlassen — im Anschluß an das bei Temperaturen zwischen 530 und 5700C erfolgende Badnitrieren von
spanenden, gehärteten Schnellarbeitsstahlwerkzeugen an sich aus TEW-Technische Bereichte, 1975, Heft 2,
Seiten 136 ff., bekannt ist. Dies schließt jedoch nicht aus,
gemäß Patentanspruch 5 zur Oxydierung die Oberfläche des jeweiligen Bauteils mit einer sauerstoffaffinen,
beispielsweise pastenartigen Schicht zu bedecken.
Zwischen den beiden beschriebenen Verfahrensschritten kann es zwecks Glättens der Oberfläche vorteilhaft
sein, gemäß Anspruch 7 einen Läppvorgang vorzusehen.
Eine Kolbenstange aus C45 wird nach mechanischer Bearbeitung 2 Stunden bei 6300C nitrocarburiert in einer
je 50% Ammoniak und Endogas enthaltenden Atmosphäre; anschließend wird in Öl bei ca. 80° C abgelöscht.
Nach dem Läppen (Rauhtiefe z. B. kleiner als 2 μηι) wird die Kolbenstange bei 5000C einer Wasserdampfbehandlung
für eine Stunde unterzogen, danach Abkühlung an Luft
Das Anwendungsgebiet des erfindungsgemäßen Ver-
mobiltechnik kann es beispielsweise auch für Teile von Auspuffanlagen von Brennkraftmaschinen, für Schraubenfedern
oder für Außenteile Einsatz finden.
Claims (7)
1. Verfahren zur Wärmebehandlung der Oberfläche eines Bauteils aus einem Eisenwerkstoff, bei dem
nacheinander eine mit Kohlenstoffaufnahme verbundene Gasnitrierung (Nitrocarburierung) und eine
Oberflächenoxydierung vorgenommen werden, dadurch gekennzeichnet, daß die Nitrocarburierung
bei einer Temperatur erfolgt, die oberhalb der Λ ι-Temperatur des Eisen-Stickstoff-Systems,
aber unterhalb der Ai-Temperatur des Eisen-Kohlenstoff-Systems
liegt, und daß die Oberflächenoxydierung salzbadfrei bei einer zur unmittelbaren
Umwandlung von Stickstoff-Austenit in Bainit geeigneten Temperatur vorgenommen wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß bei Temperaturen zwischen 600 und
675° C nitrocarburiert wird.
3. Verfahren nach den Ansprüchen i oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Nitrocarburierung in
einem Gasgemisch mit 40—70% Ammoniak durchgeführt
wird.
4. Verfahren nach Anspruch 1. dadurch gekennzeichnet, daß in Wasserdampf oxydiert wird.
5. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß zur Oxydierung die Oberfläche mit einer
sauerstoffaffinen Schicht bedeckt wird.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß bei Temperaturen zwischen
4CO und 6000C, vorzugsweise bei 5000C, oxydiert
wird.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß zwischen Nitrocarburierung
und Oxydierung geglättet, vorzugsweise geläppt, wird.
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