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Titel: Rohrspan für Flechtware
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Beschreibung Die Erfindung betrifft einen Rohrspan für Flechtware.
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Für die Herstellung von Flechtwaren, wie z.B. Lampenschirmen, Körben
oder Sitzmöbeln, werden neben Vollstäben bzw. Vollrohren, Haibstäben und Wickelmaterial
auch Späne verwendet. Unter Spänen werden hier längliche Gebilde verstanden, die
relativ breit sind und auch eine gewisse Dicke aufweisen und die z.B.
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aufgrund ihrer Steifigkeit nicht zum Wickeln in engen Windungen geeignet
sind. Die Späne bestehen üblicherweise z.B. aus Pappel, Esche, Fichte oder Kiefer.
Diese bekannten Späne brechen relativ leicht, d.h. sie können nur relativ wenig
gebogen werden und es ist nicht möglich, den Span zu einem U-förmigen Gebilde zu
biegen oder um 1800 zu knicken, ohne daß er bricht. Das leichte Brechen dieser Späne
hat auch zur Folge, daß die Späne an ihren freien Enden bzw. ihren Schmalseiten
aufsplittern oder abbrechen, wenn sie hart aufgestoßen werden, was z.B. der Fall
ist, wenn ein Lampenschirm mit nach unten gerichteten
Spanenden
auf harten Fußboden fällt.
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Man hat bereits versucht, einen Rohrspan aus Peddigrohr zu verwenden.
Jedoch bringt auch Peddigrohr im Span nicht die Festigkeit, die es zuläßt, den Span
über seine Länge stark zu biegen oder ein Aufsplittern der Spanenden mit ausreichender
Sicherheit zu vermeiden. Peddigrohr als Span in Peddigband läßt sich zwar bis 1800
knicken. Jedoch ist Peddigband als zu lasch - ohne Stabilität bekannt, weshalb es
auch im feuchten Zustand verflochten oder verwickelt wird. Wieder abgetrocknet bricht
es zu leicht, z.B. für Möbel zu einer freitragenden Fläche verarbeitet- bei einem
Sitz (Stuhl, Hocker) besteht daher erhöhte Bruchgefahr. Die bekannten Späne lassen
sich daher auch kaum für Sitzmöbel verwenden, da sie hier hohe Belastungen zu tragen
haben, unter denen sie leicht brechen.
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Es ist somit eine Aufgabe, einen Rohrspan zu finden, der im Vergleich
zu den bisher verwendeten Spänen für Flechtwaren eine wesentlich erhöhte Bruchfestigkeit
bei stärkerem Biegen, Knicken und Aufstoßen besitzt. Der zu findende Rohrspan soll
die Festigkeit besitzen, die bei Sitzmöbeln oder anderen stark belasteten Möbeln
erforderlich sind. Die Erfindung will auch eine Flechtware schaffen, bei der Späne
im verstärkten Umfang gebogen und geknickt sind, in verstärkter Weise belastbar
sind und auch bei verstärktem Aufprall auf die freien Enden nicht aufsplittern.
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Die Erfindung ist hierzu dadurch gekennzeichnet, daß der Rohrspan
aus Rattan (lat. calamus rotan) besteht.
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Das erfindungsgemäße Material wird aus einer Schlingpflanze hergestellt,
die primär in Ceylon und Indonesien wächst. Dieses Material wird derzeit zumeist
mit Rattan bezeichnet, heißt auch Manau und hat den lateinischen Namen Calamus rotan.
Bisher wird Rattan bei Flechtwaren als Vollrohr bzw. Stab oder als Halbrohr verwendet.
Unter Rohr ist hier nicht ein hohles zylindrisches Gebilde, sondern ein Rohrgewächs
zu verstehen, das über seinen gesamten Querschnitt voll, d.h. ohne hohlen Kern ist.
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Die Erfindung erfüllt die gestellte Aufgabe. Insbesondere ergibt sich
bei der üblichen Verarbeitung mit abstehenden Enden eine bessere Festigkeit. Die
Enden splittern nicht so leicht auf. Während beim Holzspan die Maserung nicht immer
parallel zum Span ist, weshalb erhöhte Bruchgefahr besteht, ist das beim Rattanspan
nicht der Fall.
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Besonders zweckmäßig und vorteilhaft ist es, wenn der Rattanspan von
ca. 20 mm bis ca. 50 mm breit ist und/oder wenn der Rattanspan von ca. 1 mm bis
4 mm dick ist. Diese Abmessungen ergeben Rattanspäne, die in der Praxis optimale
Vorteile bringen.
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Besonders zweckmäßig und vorteilhaft ist es auch, wenn der Rattanspan
um mehr als 900, vorzugsweise mehr als 1200, insbesondere bis zu 1800 geknickt ist.
In der Regel hält der Rattanspan derartige Knickungen ohne Bruch aus. Gelegentlich
brechen am Knick äußere Schichten des Spanes, was aber der Haltbarkeit und Festigkeit
des Spanes im Bereich des Knickes keinen beachtlichen Abbruch tut.
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Besonders zweckmäßig und vorteilhaft ist es auch, wenn der Rattanspan
um 1800, vorzugsweise um 2700, insbesondere um 3600 gebogen ist. Derartige Biegungen
hält der Rattanspan auch bei engen Krümmungsradien leicht ohne Bruch aus.
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Die Erfindung besteht, mit anderen Worten, in der Verwendung eines
Rattanspanes für Flechtwaren. Hierbei umfaßt der Begriff
Flechtwaren
z.B. Lampenschirme, Körbe, Wandschirme und auch Möbel, z.B. Sitzmöbel oder Teile
von Möbeln. Besonders zweckmäßig und vorteilhaft ist es, wenn der Rattanspan bei
einem Sitzmöbel oder einem stark zu beanspruchenden Teil eines Sitzmöbels verwendet
ist. Die Erfindung erstreckt sich auch auf diese Flechtwaren, die den erfindungsgemäßen
Rattanspan aufweisen.
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Die Verarbeitung von Rattanspan erbringt eine verbesserte Verwertung
des recht kostspieligen Rattanmaterials, das bisher nur als Vollrohr oder Halbrohr
verarbeitet worden ist. Es lassen sich nämlich aus einer normal abgelagerten Rattanstange
bzw.
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einem Rattanvollrohr bis zu vier Rattanspäne herausschneiden und die
beiden verbleibenden Reste als Halbrohr verarbeiten.
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Hierzu wird z.B. das Vollrohr mittig geteilt, so daß zwei Halbrohre
anfallen. Von jedem Halbrohr wird ein Spanoder werden zwei Späne abgeschnitten.
Der verbleibende Rest des Halbrohres wird wie ein Halbrohr verarbeitet. Es ist auch
möglich, mittels einer Schneidvorrichtung gleich vier Teile herauszuschneiden, so
daß vier flache und zwei halbrunde bzw. abgerundete Stäbe entstehen.
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Der Rattanspan läßt sich ohne weitere Behandlung durch Flüssigkeiten
oder Temperatur in der beschriebenen Weise verarbeiten.
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Von Vorteil ist es jedoch, den Rattanspan zur Verarbeitung mit Wasser
zu befeuchten bzw. naß zu machen. Der nasse Rattanspan wirkt in seiner Festigkeit,
Biegbarkeit und Knickbarkeit wie kräftiges Leder.
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In der Zeichnung sind zwei bevorzugte Ausführungsformen der Erfindung
dargestellt und zeigt Fig.1 eine perspektivische Ansicht des Sitzteiles eines Hokkers
und Fig.2 eine perspektivische Ansicht einer Hälfte eines Lampenschirmgestelles.
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Der Hocker gemäß Fig.1 besitzt vier Beine und vier Stangen 2, 3, die
einen rechteckigen Rahmen bilden. Die Beine und die Stangen bestehen jeweils aus
Rattanvollrohr und sind durch Flechtstreifen 4 aus Peddigrohr miteinander verbunden.
Zwischen den beiden einander gegenüberliegenden kürzeren Stangen 2 und zwischen
den beiden einander gegenüberliegenden längeren Stangen 3 verlaufen Gruppen von
zueinander parallelen Rattanspänen 5, 6. Die Rattanspäne 5 der einen Gruppe sind
mit den Rattanspänen 6 der anderen Gruppe in der aus der Zeichnung ersichtlichen
Weise verflochten.
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Die kürzeren Rattanspäne 5 sind an den längeren Stangen 3 befestigt,
indem sie um den Umfang der Stangen herumgebogen sind und an den Enden an die Stangen
angenagelt 7 sind. Die Rattanspäne 5 sind also bei ihren Enden zu einem die Stange
umschliessenden Kreis von sehr engem Krümmungsradius gebogen. Die längeren Rattanspäne
6 sind an den kürzeren Stangen 2 befestigt, indem sie um diese eine Schlaufe bildend
herumgelegt sind, wobei die zurückgeschlagenen Endstücke mittels Flechtstreifen
8 aus Peddigrohr an die Rattanspäne 6 angebunden sind. Die Rattanspäne 6 sind also
in einem engen Radius über 1800 zu einem U-ähnlichen Gebilde gebogen.
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Das Lampenschirmgestell gemäß Fig.2 besitzt unten einen einen geschlossenen
Ring bildenden Rattanspan 9, von dem aus viertelkreisförmig gebogene Rattanspäne
10 nach oben verlaufen, die entlang einer Kreislinie kleinen Durchmessers zusammentreffen.
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Die Rattanspäne 10 sind oben durch Flechtstreifen 11 aus Peddigrohr
miteinander verbunden. Am unteren Ende sind die Rattanspäne 10 um die untere Längskante
des ringförmigen Rattanspanes 9 herumgelegt, wobei sie um 1800 geknickt sind. Die
herumgelegten Endstücke sind jeweils mit dem Rattanspan durch Flechtstreifen 12
aus Peddigrohr verbunden.