DE2441310B2 - Verfahren zum nitrieren von eisen und stahl in salzbaedern - Google Patents
Verfahren zum nitrieren von eisen und stahl in salzbaedernInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein umweltfreundliches Verfahren zum Nitrieren von Eisen und Stahl in Salzbädern, die
cyanidarm bis cyanidfrei sind, und im wesentlichen Kaliumcyanat, Natriumcyanat, Kaliumcarbonat und
Natriumcarbonat enthalten.
Für das Salzbadnitrieren von Eisen und Stahl werden bisher als Schmelzbäder Gemische von Alkalicyaniden,
Alkalicyanaten und Alkalicarbonaten verwendet, die bei einer Betriebstemperatur von ca. 570° C als dünnflüssige
Schmelzen vorliegen. Im allgemeinen werden hierzu Salzschmelzen verwendet, die zwischen 20 und 40%
Cyanat, berechnet als KCNO, und 30 bis 60% Cyanid, berechnet als NaCN, enthalten, während der Rest aus
Alkalicarbonat besteht (DT-PS 11 49 035). Die Werkstücke werden der Einwirkung Schmelze einige Stunden
lang ausgesetzt, wobei vorteilhafterweise durch die Schmelze ein Luftstrom hindurchgeleitet wird. Durch
Eindiffundieren von Stickstoff in die Werkstückoberfläche bilden sich dabei diffundierte Schichten aus, die
insbesondere eine Erhöhung der Verschleiß- und der Wechselbiegefestigkeit bewirken. Dabei verarmt das
Bad an Cyanid und Cyanat und reichert sich an für die Nitrierung unwirksamem Carbonat an. Um ihre
Wirksamkeit aufrechtzuerhalten, müssen diese Bäder regelmäßig zum Regenerieren durch reines Alkalicyanid
ergänzt werden, wobei jedesmal zur Karbonatbeseitigung und Volumenverminderung ein nicht unbeträcht-Iicher
Teil der Salzschmelze ausgetragen werden muß. Diese sogenannien Altsaize sind stets cyantdhaiüg und
daher hochgiftig.
Abgesehen davon, daß der Umgang mit dem hochgiftigen Cyanid beim Ansatz und beim Betrieb des
Bades besondere Vorsichtsmaßnahmen erfordert, bedeutet die Entgiftung der Altsalze oder ihr Abtransport
mit anschließender sicherer Deponierung sehr erhebliche Aufwendungen. Auch dss Abwasser, dss beim
Abschrecken und Abspülen der behandelten Teile anfällt, ist wegen der diesen Teilen noch anhaftenden
Cyanidreste hochgiftig und muß daher vor Einleitung in die Kanalisation entgiftet werden.
Es wurde daher schon versucht, zum Nitrieren von Eisen und Stahl mit mittleren und Kohlenstoffgehalten
cyanidfreie Salzschmelzen zu verwenden (Jap. Anm.
47-27089), wobei aber die Schmelze sauerstofffrei gehalten und mit Stickstoff durchspült werden muß, um
eine übermäßige Carbonatbildung im Salzbad zu unterdrücken, die die Liquidustemperatur der Salzschmelzen
zu stark erhöhen und die Nitrierwirkung verringern würde. Neben dieser teuren Stickstoffspülung
hat dieses bekannte Nitrierbad den weiteren Nachteil, daß nur Werkstücke mit relativ hohem
Kohlenstoffgehalt nitriert werden können und beim Regenerieren weiterhin Altsalze anfallen, die zwar im
wesentlichen cyanidfrei sind, aber große Mengen Cyanate enthalten, die ebenfalls beseitigt werden
müssen.
Es war daher Aufgabe der vorliegenden Erfindung, ein umweltfreundliches Verfahren zum Nitrieren von
Eisen und Stahl auch mit kleinen Kohlenstoffgehaiten in
Salzbädern zu finden, bei dem die Saizbäder gute Nitrierschichten bilden, ohne Anfall von Altsalzen
regenierbar, wegen der Ausschleppungsverluste beim Herausnehmen der Werkstücke möglichst dünnflüssig
und möglichst Abwasser liefern, das heißt cyanidarm bis cyanidfrei sein sollten.
Diese Aufgabe wurde erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß man zur Nitrierung Salzschmelzen verwendet,
die im wesentlichen Kaliumcyant, Natriumcyant, Kaliumcarbonat und Natriumcarbonat enthalten und
von Luft durchströmt werden, gekennzeichnet durch einen Gehalt von 25—57 Gew.-% Cyanat, berechnet als
Cyanation, 0 bis 5% Cyanid, berechnet als Cyanidion, Rest Carbonat und Alkalimetallion und durch eine
Regenerierung durch Zugabe von polymeren Kohlenstoff-Stickstoffverbindungen ohne Abschöpfung von
Altsalzen.
Besonders bewährt haben sich Salzschmelzen, die 33—42 Gew.-% Cyanat, berechnet als Cyanation,
enthalten.
Es hat sich überraschenderweise gezeigt, daß man Werkstücke aus Eisen und Stahl mit allen in der Praxis
vorkommenden Kohlenstoffgehalten in cyanidanmen bis cyanidfreien Salzschmelzen mit gutem Erfolg
nitrieren kann, wenn diese im wesentlichen nur aus Kaliumcyanat, Natriumcyanat, Kaliumcarbonat und
Natriumcarbonat bestehen und 25—57% Cyanat, bezogen auf das Cyanation, enthalten.
Sehr geeignet für das erfindungsgemäße Nitrierverfahren sind Salzbäder, die einen hohen Anteil von
Kaliumsalzen gegenüber Natriumsalzen enthalten, wobei der vorteilhafte Arbeitsbereich für das Natrium-Kalium-Verhältnis
von 0 bis 1,5 reicht.
Besonders bewährt haben sich jedoch Bäder mit einem Natrium-Kalium-Verhältnis von 0 bis 0,5.
Durch die Verwendung von kaliumreichen Salzschmelzen wird der Schmelzpunkt dieser Salzbäder
herabgesetzt, so daß bei der Arbeitstemperatur von ca. 5700C dünnflüssige Schmelze entstehen und die
Ausschleppverluste an Salz bei Entnahme der behandelten Werkstücke dadurch gering gehalten werden.
Außerdem können solche Bäder auch noch hohe Carbonatgehalte verkraften, die sich beim Betrieb des
Bades aus den Cyanaten bilden und üblicherweise den Schmelzpunkt heraufsetzen.
Der besondere Vorteil dieser Bäder liegt auch darin, daß sie durch Zugabe polymerer Kohlenstoff-Stickstoffverbindungen,
wie z. B. Melon (C6N9H3), polymeren
Cyanwasserstoff oder polymeren Harnstoff, ohne Anfall
von Altsalzen regeneriert werden können. Während des Betriebes der erfindungsgemäßen Nitrierbäder erfolgt
durch den Luftsauerstoff und durch die Abgabe von Stickstoff an die Werkstücke eine Umsetzung von CN-
und CNO- zu für die Nitrierung unwirksamen CO3 2-.
Durch Zugabe der obenerwähnten Regeneriermittel kann überschüssiges Carbonat in Cyanat umgewandelt
werden, ohne Volumenvergrößerung und dem damit verbundenen Altsalzanfall.
Zur Erhöhung der Dauerfestigkeit müssen die Teile nach der Behandlung im Nitriersalzbad schnell abgeschreckt
werden. Ein Abschrecken der Teile in Nitrit/Nitrat-Salzbädern war bei den bisher bekannten
Nitriersalzbädern nicht möglich, weil die anhaftenden cyanidhaltigen Salzreste explosionsartig mit der Nitrit-Nitrat-Schmelze
reagierten.
Aus den erfindungsgemäßen cyanidarmen bis cyanidfreien
Bädern ist ein gefahrloses Abschrecken in Nitrit-Nitrat-Schmelzen möglich. Cyanid und Cyanat
werden in ruhiger Reaktion zu Karbonat und Stickstoff oxidiert, so daß weder Cyanid noch Cyanatreste ins
Abwasser gelangen.
Auch beim Abschrecken aus dem erfindungsgemäßen Salzbad in Wasser entstehen ungiftige, cyanidfreie
Härtereiabwässer. Eventuelle kleine Cyanidmengen im Nitriersalzbad, die beim Abschrecken ins Wasser
gelangen, können durch Zugabe von Natriumhypochlorit ins Abschreckwasser unmittelbar zerstört werden.
Eirte gesonderte Entgiftungsbehandlung der Härtereiabwässer
kann dadurch entfallen, was eine sehr wesentliche Erleichterung förderen Aufarbeitung ist.
Die Nitrierwirkung der bei dem erfindungsgemäßen Verfahren verwendeten Salzbäder nimmt mit steigendem
Cyanatgehalt zu. Das Carbonat-Cyanatverhältnis sollte daher vorteilhafterweise zwischen 0 und 1 liegen.
Völlig carbonatfreie Nitrierbäder lassen sich auf Dauer allerdings nicht betreiben, da durch Reaktion zwischen
Cyanat und Luftsauerstoff Carbonat entsteht.
Auf eine Zugabe von Cyanid kann völlig verzichtet werden, doch bildet sich im Bad während der
Nitrierbehandlung stets eine kleine Menge Cyanid, wobei der Cyanidgehalt aber unter 4 Gew.-% bleibt.
Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren können die Salzschmelzen auch bis zu 30 Gew.-°/o Alkalichlorid
enthalten.
Folgende Beispiele sollen das erfindungsgemäße Verfahren näher erläutern:
1. In einem zylinderförmigen Titantiegel von 35 cm Durchmesser und 70 cm Höhe werden 75 kg KCNO,
22 kg Na2CO3 und 3 kg K2CO3 aufgeschmolzen und auf
57O°C erhitzt, wobei man eine dünnflüssige Schmelze erhält, durch die 200 l/h Luft durchgeleitet wird.
In diesem Bad wurden plättchenförmige Proben aus Ck-15-Stahl 2 Stunden lang behandelt und danach in
Salzwasser abgeschreckt. Dieses Abschreckwasser enthielt anschließend keine nachweisbaren Cyanidmengen.
Bei der Prüfung der Dauerbiegewechselfestigkeit
ergab sich eine Erhöhung von obw — 12 kg/mm2 vor der
Behandlung auf qbw = 42 kg/mm2 nach dem Nitrieren.
Metallographisch und röntgenographisch wurde auf den Proben eine 18—22 μπι dichte Eisennitrid-Verbindungs-
schicSit nachgewiesen. Zum Kernin nern schloß sich darunter eine Diffusionszone von 0,55 mm an.
In 24 Stunden fällt der Cyanatgehalt von rund 39 Gew.-% auf rund 37 Gew.-% und der Carbonatgehalt
steigt von rund 14 Gew.-% auf rund 16 Gew.-%. Durch Zugabe von 1,2 kg Melon (QNgHs)n kann der Ausgangswert wieder eingestellt werden, ohne Abschöpfung
von Altsalzen.
2. Im gleichen Bad wurden Probeplättchen aus unterschiedlichen Materialien 90 Minuten bei 560cC
behandelt und untersucht. Dabei ergaben sich folgende Eisennitridschichtdicken:
20MnCr4
15CrNi6
14ΝΪ6
Sphäroguß
Grauguß
12-14μπι
10-!2μπι
11-14 μπι
8— 14μιτι
10—20 μπι
10-!2μπι
11-14 μπι
8— 14μιτι
10—20 μπι
Diese Schichtdicken entsprechen in etwa der einer gleichartig behandelten Ck-15-Probe.
3. In den folgenden, jeweils 24 betriebenen Salzbädern
wurde durch Zugabe von jeweils 1,2 kg Melon bzw. 2 kg polymerem Harnstoff der ursprüngliche Cyanat-
und Carbonatgehalt wieder eingestellt, ohne Anfall von Altsalzen:
a) 75 kg KCNO, 20 kg Na2CO3, 3 kg K2CO3 und 2 kg
NaCN.
Cyanatgehalt rund 39 Gew.-% als CNO-
b) 68 kg KCNO, 10 kg NaCNO, 8 kg K2CO3 und 14 kg
Na2CO3.
Cyanatgehalt ca. 42 Gew.-%
c) 35 kg KCNO, 35 kg NaCNO, 10 kg K2CO3 und
20 kg Na2CO3.
Cyanatgehalt ca. 41 Gew.-%.
4. In einem Titantiegel nach Beispiel 1 wurden 100 kg KCNO aufgeschmolzen und auf 5700C erhitzt. Durch
die dünnflüssige Schmelze wurden 200 l/h Luft geleitet. In diesem Bad wurden mehrere plättchenförmige
Proben aus Ck-15-Stahl 90 Minuten lang behandelt und danach in Salzwasser abgeschreckt, ohne daß Cyanide
nachgewiesen werden konnten. Die Proben besaßen eine Eisennitrid-Verbindungsschicht von 8— ΙΟμιη
Dicke.
In 24 Stunden fiel der Cyanatgehalt von rund 52 Gew.-% auf 50 Gew.-%, der Carbonatgehalt stieg von 0
Gew.-% auf ca. 2 Gew.-%. Durch Zugabe von 1,2 kg Melon (CeNgH3Jn konnten die Ausgangswerte wieder
eingestellt werden.
5. In einem Titantiegel nach Beispiel 1 wurden 58 kg K2CO3 und 42 kg NaCNO eingeschmolzen und auf
5700C erhitzt. Proben aus Ck 15 zeigten nach 90 Minuten eine Eisennitrid-Verbindungsschicht von
6— ΙΟμπι. Der in 24 Stunden von etwa 27 Gew.-% auf 25
Gew.-% gefallene Cyanatgehalt wurde durch Zugabe von 1,2 kg Melon (CeNgH3Jn wieder auf den ursprünglichen
Wert eingestellt, ebenso wie der Carbonatgehalt, der von 25 Gew.-% auf 27 Gew.-% angestiegen war.
6. In einem Titantiegel nach Beispiel 1 wurden 35 kg NaCNO, 35 kg KCNO und 30 kg Na2CO3 eingeschmiolzen
und bei 5700C 200 l/h Luft durch die Salzschmelze geleitet. Auf einer 90 Minuten lang behandelten
Ck-15-Probe waren 16— 18μΐη einer Eisennitrid-Verbindungsschicht
nachweisbar. Durch Zugabe von 2 kg polymerem Harnstoff konnte der nach 24 Stunden von
41 Gew.-% auf 39 Gew.-% abgefallene Cyanatgehalt wieder auf den alten Wert gebracht werden.
7. In einem Titantiegel wurden 64 kg KCNO, 16 kg K2CO3, 11kg NaCNO, 4 kg NaCN und 5 kg NaCI
aufgeschmolzen und auf 5700C erhitzt Auf einem 90
Minuten lang behandelten Ck-15-Probeplättchen war
eine 10—14μΐτι starke Eisennitrid-Verbindungsschicht
nachweisbar. In 24 Stunden fiel der Cyanatgehalt von ca. 40 Gew.-% auf 38 Gew.-%, der Carbonatgehalt stieg
von ca. 7 Gew.-% auf 9 Gew.-%. Durch Zugabe von
1,2 kg Melon (CtNgH3Jn konnte der ursprüngliche Wert
wiedereingestellt werden.
Neben den hier erwähnten Werkstoffen können auch alle sonstigen Stähle, legiert od:r unlegiert, nitrier·
werden.
Claims (4)
1. Umweltfreundliches Verfahren zum Nitrieren von Eisen und Stahl in Salzbädern, die im
wesentlichen Kaliumcyanat, Natriumcyanat, Kaliumcarbonat
und Natriumcarbonat enthalten und von Luft durchströmt werden und ohne Abschöpfung
von Altsalzen durch Zugabe von polymeren Kohlenstoff-Stickstoff-Verbindungen regeneriert
werden können, dadurch gekennzeichnet,
daß diese Salzbäder 25-57 Gew.-°/o Cyanat, berechnet als Cyanation, 0 bis zu 5 Gew.-°/o Cyanid,
berechnet als Cyanidion, Rest Carbonat und Alkalimetallionen enthalten. '5
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Saizbäder 33-42 Gew.-°/o Cyanat
enthalten.
3. Verfahren nach Anspruch 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß das Natrium-Kaliumverhältnis
im Salzbad zwischen 0 und 1,5 liegt.
4. Verfahren nach Anspruch 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß das Natrium-Kaliumverhältnis
im Salzbad zwischen 0 und 0,5 liegt.
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Legal Events
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C3 | Grant after two publication steps (3rd publication) |