DE2308850B2 - Verfahren zum einkapseln von fluessigen, anaerob haertenden zusammensetzungen in mikrokapseln - Google Patents
Verfahren zum einkapseln von fluessigen, anaerob haertenden zusammensetzungen in mikrokapselnInfo
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Description
Mikroverkapselte Flüssigkeiten sind bekannt, insbesondere durch ihre Anwendung bei kohlefreien
Durchschreibpapieren. Praktisch von Bedeutung sind auch mikroverkapselte Farbstoffe, Riechstoffe, Chemikalien
für die Landwirtschaft und Medikamente mit verlängerter Wirkungsdauer.
Ein größeres technisches Gebiet, in dem die Möglichkeiten für mikroverkapselte Flüssigkeiten noch
nicht völlig ausgeschöpft sind, ist das Gebiet der flüssigen Klebstoff- und Versiegelungsmassen. Werden
die Klebstoffe bzw. Versiegelungsmittel mikroverkapselt, so können sie an vorbestimmten Stellen, wo die
Klebstoff- oder Versiegelungsfunktion stattfinden soll, aufgetragen werden, damit zu einem späteren Zeitpunkt
durch ein Vermischen der Kapseln der Klebstoff oder das Versiegelungsmittel freigesetzt wird.
Von besonderem Interesse ist das Verkapseln von anaeroben Kleb- bzw. Versiegelungsmassen, d. h.
vorkatalysierte, polymerisierbare, flüssige Mischungen, die bei Sauerstoffausschluß härten. Solange die Massen
eine ausreichende Berührung mit Sauerstoff haben, etwa in einem nur halb gefüllten Behälter, findet keine
Härtung statt. Wird der Sauerstoff ausgeschlossen, etwa zwischen eng anliegenden Metalloberflächen, so findet
die Härtung innerhalb kurzer Zeit statt.
Das Verkapseln von Klebstoff- und Versiegelungsmassen, einschließlich anaerob härtenden Klebstoff-
und Versiegelungsmassen, ist bekannt; vgl. zum Beispiel die US-PS 34 89 599. Unter anderem wird dort die
Bildung von diskreten Tröpfchen anaerober Zusammensetzungen in einer wäßrigen Flüssigkeit beschrieben, wobei die Tröpfchen mit Schwefeldioxid oder
Natriumbisulfit in Berührung gebracht werden. Dadurch wird eine schnelle Polymerisation an der Oberfläche der
Tropfen eingeleitet und es bildet sich eine einkapselnde Hülle um den Rest der flüssigen anaeroben Zusammensetzung. Auch aus der DT-OS 20 23 999 ist es bekannt,
mikroverkapselte anaerob härtende Klebstoffmasser unter Verwendung von Schwefeldioxid oder Natriumbisulfit
als Katalysator herzustellen. Diese Klebstoffe sine jedoch im Hinblick auf ihre Klebekraft verbesserungsbedürftig.
Außerdem neigt Schwefeldioxid dazu, in den Mikrokapseln zu verbleiben und dort eine unerwünschte,
vorzeitige Polymerisation zu bewirken. Die Nachteile von Natriumbisulfit werden weiter unten erläutert.
Aus zahlreichen anderen Druckschriften ist es auch ίο bekannt, eine zweite Substanz oder eine Kombination
von Substanzen zu verwenden, um eine Schutzhülle um einen flüssigen Kern zu bilden. Die bekannten
Verfahren betreffen im allgemeinen die Ausfällung eines kolloiden oder eines synthetischen, organischen PoIymeren
aus der kontinuierlichen Phase einer Emulsion. Dabei wird um emulgierte, flüssige Tropfen eine
umkapselnde Hülle gebildet. Ein weiteres Verfahren bedient sich der Grenzflächenpolymerisation, wobei
eine erste Substanz in der zu verkapselnden Flüssigkeit und eine zweite Substanz in der kontinuierlichen Phase
der Emulsion gelöst wird. Bei diesen Verfahren nimmt die zu verkapselnde Flüssigkeit an der Bildung der Hülle
nicht aktiv teil.
Aufgabe der Erfindung ist es, eine wirkungsvolle und einfache Verfahrensweise für die Verkapselung von
anaerob härtenden Zusammensetzungen zur Verfügung zu stellen, die zu besonders gut klebenden Mikrokapseln
mit stabiler Hülle führen.
Der Gegenstand der Erfindung ist im Patentanspruch definiert.
Die Verwendung von Redox-Katalysatoren zur Durchführung von Polymerisationsreaktionen ist an
sich bekannt (vgl. z. B. US-PS 30 30 319). Es ist jedoch überraschend, daß man bei Verwendung derartiger
Katalysatorsysteme bei der Mikroverkapselung von Klebstoffen zu einer in situ-Bildung von stabilen und
zusammenhängenden Kapselwandungen gelangt.
Der Ausdruck »Acrylsäureester« soll «-substituierte Acrylsäureester, insbesondere Methacrylate und Chloracrylate,
umfassen. Die Art des Acrylsäureester ist nicht kritisch. Nach einer bevorzugten Ausführungsform findet das Einkapseln der anaeroben Zusammensetzung
in einem wäßrigen Medium statt. Darum werden Acrylsäureester mit einer niedrigen Wasserlöslichkeit
bevorzugt, beispielsweise Acrylsäureester, die sich bei Raumtemperatur in Wasser zu nicht mehr als 2
Gewichtsprozent lösen. Anaerobe Zusammensetzungen, die beim Härten vernetzte Polymere bilden oder
anderweitige wesentliche intermolekulare Bindungen aufweisen, ergeben besonders dauerhafte Klebstoffe
und Versiegelungsmassen. Deswegen werden monome re Di- oder andere Acrylsäureester mit mehr als einer
Acrylsäuregruppe bevorzugt. Eine weitere bevorzugte Klasse sind Monoacrylsäureester, bei denen die
Alkoholkomponete des Esters eine polare Gruppe aufweist, die eine Vernetzung oder eine andere
intermolekulare Bindung begünstigt. Bevorzugte polare Gruppen sind Hydroxylgruppen, Aminogruppen (vorzugsweise aikylsubstituierte Aminogruppen), Halogen,
Cyan, heterocyclische und Cyclohexylgruppen. Typische bevorzugte Di- oder andere Acrylsäureester mit mehr
als einer Acrylsäuregruppe sind Äthylen-, Propylen- und Butylendiacrylate, Polyäthylen- und Polypropylenglykoldiacrylate, Trimethylolpropantriacrylate und andere
vergleichbare Verbindungen, wie sie aus dem Stand der Technik bekannt sind. Typische Beispiele für die
vorgenannten Monoacrylsäureester sind
ter'-.-Butylaminoäthylacrylate,
Cyclohexylacrylat,
tert.-Hydrofurfurylacrylat und
Chloräthylacrylat.
Cyclohexylacrylat,
tert.-Hydrofurfurylacrylat und
Chloräthylacrylat.
Als Peroxyinitiator wird vorzugsweise ein organ;-sches Hydroperoxid verwendet. Die Alkylperoxide und
organische Perester sind als Initiatoren geeignet, sind jedoch eindeutig den organischen Hydroperoxiden
unterlegen und werden darum, falls sie eingesetzt werden, vorzugsweise in Kombination mit wenigstens
einem geringen Anteil eines organischen Hydroperoxids verwendet. Der Peroxyinitiator kann in Mengen
von etwa 0,1 bis etwa 20 Gewichtsprozent der anaeroben Zusammensetzung, vorzugsweise im Bereich
von etwa 0,2 bis etwa 10 Gewichtsprozent, eingesetzt werden.
Weitere Bestandteile können zu den anaeroben Zusammensetzungen zugegeben werden. Von besonderer
Bedeutung sind latente Polymerisationsbeschleuniger. Obwohl diese Verbindungen nicht die Härtung der
anaeroben Zusammensetzung einleiten oder deren Stabilität behindern, beschleunigen sie doch die
Härtungsgeschwindigkeit, sobald die Härtung durch den Polymerisationsinitiator in der Abwesenheit von
Sauerstoff eingeleitet worden ist. Eine bevorzugte Klasse von Beschleunigern sind organische Amine
praktisch jeder Art und organische Sulfimide. Durch Routineversuche kann man die optimalen Mengen für
diese Verbindungen, die von Additiv zu Additiv verschieden sind, feststellen. Im allgemeinen haben sich
Mengen im Bereich von etwa 0,1 bis etwa 5 Gewichtsprozent der anaeroben Zusammensetzung als
geeignet erwiesen.
Eine weitere brauchbare Verbindungsklasse, die den anaeroben Zusammensetzungen zugegeben werden
kann, sind Stabilisatoren für die freiradikalische Polymerisation, die eine vorzeitige Härtung der
Zusammensetzungen verhindert. Die am häufigsten eingesetzten Inhibitoren für die freiradikalische Polymerisation
sind Chinone und Hydrochinone. Weitere entsprechende Inhibitoren sind bekannt. Zusätzlich zu
den vorgenannten Verbindungen können Klebemittel, thixotrope Stoffe, Verdicker, Weichmacher, Farbbildner
und eine große Anzahl weiterer funktioneller Additive zugegeben werden.
Die erste Stufe bei der Herstellung der eingekapselten anaeroben Zusammensetzung gemäß der vorliegenden
Erfindung ist die Verteilung oder Emulgierung der anaeroben Zusammensetzung in einem flüssigen, mit
der anaeroben Zusammensetzung nicht mischbaren Reaktionsmedium. Nachstehend wird häufig auf die
vorzugsweise eingesetzten wäßrigen Reaktionsmedien Bezug genommen. Die Erfindung ist jedoch nicht auf
wäßrige Reaktionsmedien beschränkt.
Es ist häufig wünschenswert, das Reaktionsmedium mit weiteren Bestandteilen zu versetzen, und zwar mit
Emulgiermitteln, die die Bildung und Verteilung der diskreten Tröpfchen der anaeroben Zusammensetzung
im Reaktionsmedium erleichtern. Die am häufigsten eingesetzten Emulgiermittel in wäßrigen Systemen sind
organische Polyhydroxyverbindungen, wie Polyvinylalkohol, Carboxymethylcellulose und verschiedene Zukker und Zuckerderivate. Polyvinylalkohol wird als
Emulgator bevorzugt Es ist möglich, verschiedene Salze oder lösliche organische Verbindungen, die die Löslichkeit der anaeroben Zusammensetzung in Wasser
vermindern und dadurch die Wirksamkeit des Einkapselungsverfahrens steigern, zuzusetzen. Nach der Zugabe
der anaeroben Zusammensetzung zum Reaktionsmedium wird das System bewegt, um die Teilchen verteilt zu
halten. Die Rührgeschwindigkeit in Kombination mit dem eingesetzen Emulgiermittel ist ausschlaggebend für
die Einstellung der Teilchengröße der diskreten Tröpfchen. Am brauchbarsten sind eingekapselte
Produkte mit einer durchschnittlichen Teilchengröße von etwa 50 bis etwa 2000 μ, jedoch können
selbstverständlich Ansätze von eingekapselten Teilchen hergestellt werden, bei denen eine wesentliche Verteilung
der Teilchengrößen vorliegt. Um die gewünschte Teilchengröße zu erzielen, soll die Rührgeschwindigkeit
so eingestellt werden, daß Teilchen einer Größe von etwa 50 bis 2000 μ gebildet werden. Es wurde
festgestellt, daß solche Teilchengrößen mit den üblichen Mischaggregaten leicht einstellbar sind.
Vorzugsweise wird ein Monomeres, das im Einkapselungsmedium
löslich und in der anaeroben Zusammensetzung zumindest etwas löslich ist, dem Reaktionsmedium
zugegeben, vorzugsweise vor der Zugabe und der Emulgierung der anaeroben Zusammensetzung. Monomere,
die mit den Acryisäureestern leicht copolyrnerisieren, können nach den Reaktivitätsverhältnisseri der
Monomeren, die verwendet werden, ausgewählt werden, wobei diese Verhältnisse in der Literatur
beschrieben sind (vgl. Polymer Handbook, Brandrup & Immergut, Interscience Pub., New York, 1966).
Es wurde festgestellt, daß die bevorzugte Klasse von Comonomeren andere Acrylsäureester und Acrylamide
sind. Typische Beispiele für geeignete Monomere, die in dem wäßrigen System verwendet werden können, sind
Hydroxyäthyl- und Hydroxypropylacrylate, Acryl- oder Methacrylsäure, Acrylamid und Diacetonacrylamid. Das
Comonomere ist aus den nachfolgend beschriebenen Gründen vorzugsweise monofunktionell, jedoch kann es
polare Gruppen, wie sie vorher im Hinblick auf die Acrylsäureester der anaeroben Zusammensetzungen
diskutiert wurden, enthalten.
Zahlreiche Variationsmöglichkeiten hinsichtlich der Mengen der verschiedenen Bestandteile sind möglich.
Beispielsweise kann die Menge der anaeroben Zusammensetzung, die dem Reaktionsmedium zugegeben
wird, innerhalb eines weiten Bereiches variieren, nämlich im Bereich von ungefähr 0,5 bis etwa 25
Gewichtsprozent des Reaktionsmediums. Vorzugsweise werden aus Gründen der Produktivität und Wirksamkeit
keine extrem niedrigen Mengen verwendet. Aus dem gleichen Grund werden auch keine extrem hohen
Mengen eingesetzt, weil dadurch die Emulgierung erschwert wird und häufig die Teilchen dazu neigen,
während oder nach der Einkapselungsstufe zu agglomerieren. Vorzugweise beträgt der Anteil der anaeroben
Zusammensetzungen etwa 2 bis etwa 15 Gewichtspro zent des Reaktionsmediums. Die Emulgiermittel werden
im allgemeinen in Mengen von etwa 0,1 bis etwa 5 Gewichtsprozent des Reaktionsmediums eingesetzt.
Große Variationsmöglichkeiten bestehen auch beim Zusatz von Comonomeren zum Reaktionsmedium.
Extrem niedrige Mengen sollten nicht eingesetzt werden, weil dadurch die Vorteile der Zugabe dieser
Comonomeren nicht im vollen Umfang eintreten. Bei extrem hohen Mengen kann sich das Comonomere in
der anaeroben Zusammensetzung lösen und «deren Eigenschaften ändern und darüber hinaus kann die
Wirksamkeit der Einkapselung durch die Bildung von erheblichen Mengen eines Polymeren im Reaktionsme
dium bei der Zugabe des Katalysatorsystems beeinflußt werden. Vorzugsweise wird das Comonomeire in
23 08 8\
Mengen von etwa 10 bis etwa 300 Gewichtsprozent der anaeroben Zusammensetzung, insbesondere von etwa
50 bis etwa 200 Gewichtsprozent, eingesetzt.
Wenn das; emulgierte System, wie vorstehend beschrieben, hergestellt worden ist, wird das Zweikomponenten-Redox-Katalysatorsystem
zugesetzt. Die durch die Reaktion der ersten Verbindung im reduzierten Zustand mit dem Peroxyinitiator der
anaeroben Zusammensetzung gebildeten freien Radikale
lösen die Polymerisation der anaeroben Zusammensetzung an der Oberfläche der diskreten Tropfen aus.
Die zweite Verbindung im Katalysatorsystem ist ein Reduktionsmittel, das die erste Verbindung reduziert,
wodurch diese die vorerwähnte Reaktivität erhält.
Die erste, reduzierbare Verbindung ist vorzugsweise eine Übergangsmetallverbindung. Vorzugsweise werden
diese Materialien im oxidierten Zustand eingesetzt, jedoch ist dies nicht absolut wesentlich. Die Übergangsmetallverbindung
ist im Reaktionsmedium löslich, so daß sie sich einheitlich darin verteilt und mit den
Tröpfchen der anaeroben Zusammensetzung in Berührung kommt.
Das Metall der Übergangsmetallver'oindung wird bei Berührung mit der zweiten Komponente des Katalysatorsystems
in eine niedrigere Oxidationsstufe reduziert und bildet im Anschluß daran bei Berührung mit dem
Peroxyinitiator freie Radikale, die die Polymerisation an der Oberfläche der diskreten Tröpfchen der anaeroben
Zusammensetzung auslösen.
Das Übergangsmetall wird im Vergleich zu der anaeroben Zusammensetzung in einer verhältnismäßig
niedrigen Menge verwendet. Dadurch wird die Wanderung einer unerwünscht hohen Menge des Übergangsmetalls in die anaerobe Zusammensetzung vor der
Ausbildung der Umkapselungshülle verhindert, wodurch eine vorzeitige Härtung des flüssigen Kerns
gleichzeitig oder im Anschluß daran resultieren könnte. Vorzugsweise wird das Übergangsmetall zu dem
System in einer Menge zugegeben, die ausreicht, um einen molaren Anteil des Übergangsmetalls von 0,01 bis
0,2 Mol pro Mol Peroxypolymerisationsinitiator in der anaeroben Zusammensetzung, die sich im Reaktionsmedium
befindet, zu bilden. Besonders bevorzugt wird das Übergangsmetall in einer Menge von etwa 0,05 bis etwa
0,1 Mol pro Mol Peroxypolymerisationsinitiator eingesetzt. In diesen Bereichen wird eine maximale
Wirksamkeit erzielt unter gleichzeitiger Ausoildung von stabilen, eingekapselten Produkten.
Bevorzugte Übergangsmetalle für die Übergangsmetallverbindung sind Eisen, Kupfer, Kobalt, Mangan,
Zinn, Titan, Chrom und Antimon. Besonders bevorzugt werden Eisen und Kupfer und insbesondere Eisen. Diese
Metalle können in jeder löslichen Form im Reaktionsmedium verwendet werden. Wird ein wäßriges System
verwendet, so liegen die Übergangsmetalle vorzugsweise als anorganische Verbindungen, vie Chloride,
Bromide, Nitrate oder Nitrite, vor.
Das Reduktionsmittel des Katalysatorsystems wird zugegeben, um den reaktiven Zustand des Übergangsmetalls im Anschluß an die Reaktion des Übergangsme-
tails und des Peroxypolymerisationsinitiators zu regenerieren. Auf diese Weise können niedrige Mengen des
Übergangsmetalls eingesetzt werden, ohne daß die Wirksamkeit des Einkapselungsverfahrens oder die
Stabilität der eingekapselten anaeroben Zusammensetzung negativ beeinflußt werden. Diese Verfahrensweise
verursacht eine langsamere Einkapselung als sie durch die einfache Zugabe einer größeren Menge eines
einzigen Reaktanten erzielt würde. Das Ergebnis ist eine einheitlichere, härtere und besser anliegende Umhüllung
als sie nach bisherigen Verfahren erzielt werden konnte. Wird beispielsweise Natriumbisulfit verwendet,
so bildet sich eine brüchige Umhüllung, welche zahlreiche Risse und andere Fehler aufweist, die
Stabilitätsprobleme bei den anaeroben Zusammensetzungen
und einen Verlust an der eingekapselten Flüssigkeit verursacht. Es wurde auch schon früher
festgestellt, daß genügend außerordentlich aktives Material bei unmittelbarem Kontakt in die anaerobe
Zusammensetzung wandert und dadurch sehr große Schwierigkeiten entstehen, einen wirklich stabilen,
flüssigen Kern zu erzielen.
Um die Möglichkeit der Regenerierung des aktiven Teils der Übergangsmetallverbindung zu erzielen, muß
das Reduktionsmittel im Katalysatorsystem in einem molaren Überschuß in bezug auf das Übergangsmetall
eingesetzt werden. Vorzugsweise ist das Reduktionsmittel in einer Menge von etwa 1,1 bis 10 Mol, insbesondere
etwa 1,1 bis 5 Mol und speziell 1,5 bis 3 Mol pro 1 Mol Übergangsmetaiiverbindung, vorhanden.
Typische Reduktionsmittel sind anorganische Säuren und Salze, wie Jodwasserstoffsäure und Kaliumjodid,
organische Reduktionsmittel, wie Ascorbinsäure, Oxalsäure, Hydrochinon und Pyrogallol, sowie weitere
bekannte Reduktionsmittel, wie anorganische Metallhydride, beispielsweise Natriumborhydrid und Lithiumaluminiumhydrid.
Von den vorgenannten Stoffen wird Ascorbinsäure aufgrund ihrer Wirksamkeit, leichten
Zugänglichkeit und Einfachheit und Sicherheit im Gebrauch bevorzugt.
Die vorstehend beschriebene Reaktion zur Bildung der umhüllenden Wand läßt man ablaufen, bis die
Umhüllungswand eine ausreichende Härte hat und die Teilchen handhabbar geworden sind. Man läßt die
Reaktion vorzugsweise nicht übermäßig lange ablaufen, weil anscheinend eine ausreichende Wanderung der
Reaktanten durch die Hülle stattfindet und dadurch die Bildung einer zusätzlichen Umhüllungswand im inneren
Teil erfolgt, die die Stabilität des flüssigen Kerns nachteilig beeinflußt und außerdem in unnötiger Weise
die Menge des flüssigen Kerns vermindert. Durch Routineversuche kann leicht entschieden werden,
welche Reaktionszeit für eine gegebene Kombination von Reaktanten erwünscht ist. Als allgemeine Regel läßt
sich sagen, daß die Reaktion im Bereich von etwa 0,1 bis etwa 60 Minuten und vorzugsweise von etwa 0,5 bis
etwa 10 Minuten durchgeführt werden kann. Nachdem die Reaktion soweit wie gewünscht durchgeführt
worden ist, können die Kapseln aus dem Reaktionsmtdium entfernt werden.
Nach einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung wird dem Einkapselungsmedium vor der Entfernung
der eingekapselten anaeroben Zusammensetzung ein Überschuß eines Oxidationsmittels zugegeben.
Dadurch wird die umhüllungsbiidende Reaktion abgestoppt, indem alle restlichen Mengen des Reduktionsmittels
verbraucht werden und das Übergangsmetall in seine unreaktive hohe Oxidationsstufe überführt wird.
Man kann praktisch jedes übliche Oxidationsmittel, vorzugsweise solche, die im Einkapselungsmedium
löslich sind, verwenden. Die Menge ist nicht kritisch, solange sie ausreicht, um beide Komponenten des
Redox-Katalysator-Systems, wie es vorher beschrieben wurde, zu oxidieren. Typische Beispiele entsprechender
Oxidationsmittel sind die wasserlöslichen Peroxyverbindungen, wie Peroxide, Hydroperoxide, Persäuren und
Perester sowie Kaliumjodid, Kaliumperchlorat und Natriumthiosuliat. Aus Gründen der Einfachheit und
leichten Zugänglichkeit wird Wasserstoffperoxid bevorzugt.
Das vorstehend beschriebene Verfahren wird zweckmäßigerweise bei Raumtemperatur durchgeführt.
Selbstverständlich kann die Reaktionstemperatur variieren und kann je nach der Art der Kombination an
Bestandteilen verändert werden. Es sollte aber beachtet werden, daß eine gewisse Wanderung der Bestandteile
aus der anaeroben Zusammensetzung in das Reaktionsmedium und umgekehrt stattfindet, was aber den
Einkapselungsprozeß nicht stört. Diese Wanderung kann man am einfachsten in der Bildung des Polymeren
aus den wasserlöslichen Comonomeren im Reaktionsmedium erkennen, ein Anzeichen, daß der Peroxyinitiator
in das Reaktionsmedium gewandert ist. Das Polymere kann im Anschluß an den Einkapselungsprozeß
zusammen mit dem Reaktionsmedium einfach verworfen werden.
Die eingekapselten anaeroben Zusammensetzungen, wie sie erfindungsgemäß hergestellt werden, können
direkt als Aufschlämmung im Reaktionsmedium, soweit eine solche Anwendung möglich ist, eingesetzt werden.
Jedoch werden sie vorzugsweise aus dem Reaktionsmedium
abfiltriert, getrocknet und dann bis zu ihrer Verwendung gelagert.
Das erfindungsgemäße Verfahren ist besonders vorteilhaft hinsichtlich der Herstellungszeit, der Wirksamkeit
der Einkapselung und der Bildung von einheitlichen, stabilen, mikroverkapselten Produkten.
Wenn zumindest ein Teil des Acrylsäureester ein Acrylsäureester mit mehr als einer Acrylsäurekomponente
ist, so entstehen vernetzte Wandungen, die dauerhaft sind und eine ausreichende Härte aufweisen,
so daß bei der Herstellung von diskreten, nicht agglomerierten Teilchen keine Probleme auftauchen. In
gleicher Weise kann durch die vorher beschriebene Anwendung von Comonomeren der Vorteil erzielt
werden, daß Umhüllungen mit verminderter Brüchigkeit entstehen, die wesentlich dauerhafter und widerstandsfähiger
gegenüber Bruch beim Einwirken von Vibrationen und mechanischen Kräften sind. Diese
Kombination von Eigenschaften war bisher nach den herkömmlichen Methoden für das Einkapseln von
anaeroben Zusammensetzungen nicht erzielbar.
In den folgenden Beispielen beziehen sich alle Verhältnis- und Prozentangaben auf das Gewicht.
B c i s ρ i c I 1
In ein großes Laboratoriumsbechcrglas werden
ungefähr 2000 ml destilliertes Wasser mit einem Gehalt an 15 g Polyvinylalkohol gegeben. Dieses Gemisch wird
mit 100 ml einer anacroben Zusammcnstzung aus den nachstehend angegebenen Bestandteilen versetzt.
Polyäthylcnglykoldimethacrylat 94,r>%
(Durchschnittsniolekulargcwicht 330)
Cumolhydroperoxid 3,0
(Durchschnittsniolekulargcwicht 330)
Cumolhydroperoxid 3,0
Diäthyl-p-toluidin 0,b (>o
Dimethyl-o-loluidin 0,3
Das erhaltene Gemisch wird mit einer geringeren
Menge eines öllöslichen Farbstoffs und zur Verbesserung
der Stabilität der iinaeroben Zusammensetzung <><,
mit geringen Mengen an Stabilisatoren versetzt.
I lieruuf wird das System mittels eines Laboratoriumspropellcrrührm
mit einer Geschwindigkeit von 60 U/min gerührt. Nach einer Rührzeit von mehreren
Minuten erhält man eine Emulsion mit verhältnismäßig einheitlicher Teilchengröße. Sodann werden 2 ml einer
gesättigten wäßrigen Lösung (annähernd 48 Gewichtsprozent)
Fe(NO3)J ■ 9 H2O
und im Anschluß daran 8 ml einer gesättigten wäßrigen Ascorbinsäurelösung (annähernd 21 Gewichtsprozent)
zugegeben. Man rührt dieses System weitere 2'/2 Minuten und gibt dann 2 ml einer 30prozentigen
wäßrigen Lösung von Wasserstoffperoxid zu, um die Oxidation der Katalysatoren zu beenden.
Man erhält im Reaktionsgemisch diskrete, im wesentlichen sphärische Teilchen. Diese Teilchen
werden durch Filtration isoliert und auf Filterpapier über Nacht an der Luft getrocknet. Bei der am
folgenden Tage erfolgten Untersuchung stellt man fest, daß die Teilchen aus einer harten, kontinuierlichen
polymeren Umhüllung bestehen, die einen flüssigen Kern der anaeroben Zusammensetzung enthält. Die
Flüssigkeit macht annähernd 70 Gewichtsprozent der Teilchen aus. Beim Lagern wird festgestellt, daß die
Mikrokapseln ihr Aussehen praktisch nicht verändern und ihren flüssigen Kern mindestens 6 Monate bei
Raumtemperatur behalten.
Die Kapseln lassen sich auf gereinigte Oberflächen von Standardschrauben aufbringen. Nach dem Aufschrauben
von entsprechenden Muttern zerbrechen die Kapseln unter Freigabe der Flüssigkeit. Innerhalb 1
Stunde erhält man eine gehärtete, starke Bindung zwischen der Mutter und der Schraube.
Das Verfahren nach Beispiel 1 wird unter Verwendung der praktisch gleichen Bestandteile in gleichen
Mengen und unter Anwendung der gleichen Verfahrenszeiten und Verfahrensbedingungen wiederholt,
wobei aber vor der Emulgierung der anaeroben Zusammensetzung annähernd 100 ml Hydroxyäthylmethacrylat
zu der Wasser/Polyvinylalkohol-Lösung gegeben werden.
Das Verfahren läuft praktisch in gleicher Weise wie in Beispiel 1 ab, mit der Ausnahme, daß die wäßrige Phase
nach der Zugabe von Wasserstoffperoxid eine milchige Farbe annimmt. Dies ist vermutlich auf die Bildung von
Poly(hydroxyäthylmethacrylat) in der flüssigen Phase
zurückzuführen. Die wäßrige Phase, die das Poly(hydroxyäthylrnethacrylat)
enthält, wird verworfen und die eingekapselten Produkte werden sorgfältig mit Wasser
gewaschen, um das Polymcic von der Oberfläche zu entfernen.
Die nach diesem Beispiel erhaltenen eingekapselten Produkte werden mit den eingekapselten Produkten des
ersten Beispiels verglichen. Obwohl man in beiden Füllen ausgezeichnete eingekapselte Produkte erhält,
wird doch festgestellt, daß die Umhüllung bei den Kapseln von Beispiel 2 weniger brüchig und noch härter
ist als die Umhüllung der Kapseln von Beispiel 1. Es v/ird auch festgestellt, daß in den Kapseln von Beispiel 2 ein
etwas höherer Prozentsatz an Flüssigkeit enthalten ist, obwohl in beiden Fällen die Durchschnittstcilchengröße
praktisch gleich ist, d. h. etwa 700 bis 800 μ.
Diis Verfuhren nach Beispiel 2 wird wiederholt, mit
ein- Ausnahme, daß anstelle von KK) ml HydroxyüthylmrlluK'iyliii
ein Gemisch iiiis llydroxypropylmcthacry-
7()!IMn/21tl
lat und Diacetonacrylamid im Volumenverhältnis 50 :50
verwendet wird. Man erhält praktisch die gleichen Ergebnisse wie in Beispiel 2 mit der Ausnahme, daß die
nach Beispiel 3 hergestellten Kapseln einen noch etwas höheren Anteil an flüssigem Kern enthalten und die
Umhüllungen im Vergleich zu Beispiel 2 noch etwas weniger brüchig sind.
Wenn man im vorgenannten Beispiel entweder sowohl das Hydroxypropylmethacrylat als auch das
Diacetonacrylamid oder eine der Komponenten allein ganz oder zum Teil durch eine der nachfolgend
aufgeführten Verbindungen ersetzt oder durch eine Kombination davon, so erhält man praktisch die
gleichen Ergebnisse bei den mikroverkapselten, anaeroben Zusammensetzungen, wobei diese Mikrokapseln
Wände haben, die verhältnismäßig stabil, nicht brüchig und anliegend sind:
Acrylsäure, Methacrylsäure, Methylmethacrylat,
Methylacrylat, Acrylamid,
Methacrylamid, Dimethylacrylamid,
Dimethylmethacrylamid und
Hydroxymethylolacrylamid.
Methylacrylat, Acrylamid,
Methacrylamid, Dimethylacrylamid,
Dimethylmethacrylamid und
Hydroxymethylolacrylamid.
Das Verfahren nach Beispiel 3 wird wiederholt, mil der Ausnahme, daß anstelle von Eisen(III)-nitrai
Kupfer(ll)-nitrat verwendet wird. Man erhält irr wesentlichen die gleichen Ergebnisse, d. h. sphärisch«
mikroverkapselte Teilchen der anaeroben Zusammen setzung. Der einzige sichtbare Unterschied bei dei
Reaktion ist darin zu sehen, daß die Einkapselungsreak tion bei der Verwendung von Kupfer(II)-nitrat etwa!
schneller verläuft.
Claims (1)
- Patentanspruch:Verfahren zum Einkapseln von flüssigen, anaerob härtenden Zusammensetzungen in Mikrokapseln, bei dem die anaerob härtende Zusammensetzung, die aus einem monomeren polymerisierbaren Acrylsäureester und einem Peroxypolymerisationsinitiator dafür in einer für die Polymerisation des Acrylsäureester unter Ausschluß von Sauerstoff ausreichenden Menge sowie gegebenenfalls weiteren üblichen Zusätzen besteht, in einer nicht mischbaren Flüssigkeit unter Rühren und Ausbildung von diskreten Tröpfchen dispergiert wird, dadurch gekennzeichnet, daß in der Dispersion eine erste Verbindung gelöst wird, die im reduzierten Zustand mit dem Peroxypolymerisationsinitiator unter Ausbildung von freien Radikalen reagiert, wobei diese erste Verbindung in einer molaren Menge eingesetzt wird, die geringer ist als die molare Menge des Peroxypolymerisationsinitiators und daß der Dispersion eine zweite Verbindung zugesetzt wird, die ein Reduktionsmittel für die erste Verbindung darstellt, wobei diese zweite Verbindung in einer molaren Menge eingesetzt wird, welche die molare Menge der ersten Verbindung übersteigt.
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
US00228285A US3826756A (en) | 1972-02-22 | 1972-02-22 | Process for preparing discrete particles of microencapsulated liquid anaerobic compositions |
Publications (2)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE2308850A1 DE2308850A1 (de) | 1973-09-06 |
DE2308850B2 true DE2308850B2 (de) | 1977-09-29 |
Family
ID=22856532
Family Applications (1)
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