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Die Erfindung betrifft eine Haltevorrichtung, eine Transportvorrichtung und ein Handhabungssystem für Rollen.
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Unter Rollen im Sinne der Erfindung wird jede Art von aufgerolltem Gut verstanden, z. B. von flachem Gut wie bspw. Papier-Rollen. Insbesondere befasst sich die vorliegende Erfindung dabei mit aufgerollten Stahlbändern als Coil bzw. Spaltband.
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Bei der Herstellung von Spaltbandrollen werden diese axial nebeneinander auf einem Haspel angeordnet und können zur weiteren Verarbeitung von diesem heruntergeschoben werden. Bei der entsprechenden axialen Bewegung kann es allerdings zu einer Verschiebung der inneren Windungen gegenüber den äußeren Windungen kommen. Besonders schwierig stellt sich die Situation dar, wenn mehrere Spaltbandrollen axial nebeneinander auf einem Haspel aufgebracht sind. Bei gemeinsamer Entnahme kann es zur Verschiebung der Windungen kommen, eine einzelne Entnahme ist aber sehr aufwendig.
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Es kann als Aufgabe der Erfindung angesehen werden, eine Haltevorrichtung für Rollen vorzuschlagen, die sich insbesondere zur Aufnahme von mehreren axial nebeneinander angeordneten Rollen eignet.
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Die Aufgabe wird gelöst durch eine Haltevorrichtung gemäß Anspruch 1, eine hiermit ausgestatte Transportvorrichtung gemäß Anspruch 8 und ein Handhabungssystem hiermit gemäß Anspruch 10. Abhängige Ansprüche beziehen sich auf vorteilhafte Ausführungsformen der Erfindung.
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Die erfindungsgemäße Haltevorrichtung sieht mindestens einen flächigen Tragegurt vor, der zum Erfassen des Umfangs mindestens einer, bevorzugt von mehreren axial nebeneinander angeordneten Rollen vorgesehen ist. Die Enden des Tragegurtes sind an zwei drehbaren Walzen befestigt, die bevorzugt parallel im Abstand zueinander angeordnet sind, so dass der Tragegurt dazwischen herabhängt und einen Aufnahmebereich bildet, in dem eine oder mehrere Rollen aufgenommen werden können.
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Durch Drehung mindestens einer Walze kann der Tragegurt mindestens zum Teil auf mindestens einer Walze aufgerollt werden. So kann der Tragegurt gespannt werden, so dass er sich um eine im inneren Aufnahmebereich angeordnete Rolle herum legt und diese ergreift. Durch Drehung der Walze in entgegengesetzter Drehrichtung kann der Tragegurt abgerollt und so gelockert werden, so dass eine aufgenommene Rolle freigegeben werden kann.
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Mit einer erfindungsgemäßen Haltevorrichtung kann somit eine Rolle besonders gut ergriffen werden, da der Tragegurt fast am gesamten Umfang der Rolle angelegt sein kann. So kann ein besonders schonender Transport der Rolle ohne Verformung erfolgen. Insbesondere ermöglicht der Tragegurt dabei auch die gleichzeitige Aufnahme einer Mehrzahl von axial nebeneinander angeordneten Rollen.
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Bevorzugt können beide Walzen drehend angetrieben sein, bspw. durch separate Antriebe oder durch einen gemeinsamen Antrieb, der über ein Getriebe beide Walzen antreibt. Dann ist bevorzugt, dass die Walzen gegenläufig drehend angetrieben sind, um je nach Drehrichtung den Tragegurt entweder zu straffen oder zu lockern. Im Fall unabhängig voneinander angetriebener Walzen kann die Drehrichtung einerseits zum Lockern/Straffen des Gurts gegensinnig sein, ebenso ist dann aber auch eine gleichsinnige Drehung möglich um ein Ausrichten der Rolle durch Drehung um deren Längsachse zu ermöglichen.
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Die Länge des Tragegurts kann entsprechend dem Umfang der Rollen gewählt werden, wobei eine gewisse Länge dazu vorgesehen sein kann, auf den Walzen aufgerollt zu bleiben. So kann auch bei heruntergelassenem Tragegurt noch ein aufgerollter Rest auf den Walzen verbleiben, so dass bspw. durch gleichsinnigen Antrieb der Walzen eine Drehung der aufgenommenen Rollen vorgegeben werden kann. Bevorzugt kann die Länge des Tragegurts bspw. 2 m oder mehr, bevorzugt 2,5 m oder mehr betragen. Für Rollen üblicher Abmessungen werden Längen des Tragegurts von bspw. nicht mehr als 5 m sinnvoll sein.
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Dabei wird ein breiter Tragegurt besonders bevorzugt. Bspw. kann der Tragegurt eine Breite von mindestens 20 cm aufweisen, bevorzugt von mindestens 30 cm. Es sind auch breitere Gurte von bspw. 36 cm oder mehr oder bspw. von 50 cm oder mehr möglich. Zur Aufnahme einer Rolle ist es bereits vorteilhaft, wenn der Tragegurt eine größere Breite als die axiale Länge der Rolle aufweist. Eine Spaltband-Rolle kann bspw. eine axiale Länge von 5 mm, 10 mm oder 20 mm aufweisen. Weiter bevorzugt weist der Tragegurt eine Breite auf, die der axialen Länge von mindestens zwei Rollen entspricht, weiter bevorzugt einer Länge von mindestens drei Rollen und mehr. Der Tragegurt kann bspw. ein Verhältnis seiner Länge zu seiner Breite von weniger als 20, bevorzugt weniger als 15, besonders bevorzugt 10 oder weniger aufweisen.
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Mit einem solchen Tragegurt kann eine Vielzahl von axial nebeneinander angeordneten Rollen ergriffen und bewegt werden, ohne dass deren gegenseitige Position dabei verändert wird.
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Der Tragegurt ist bevorzugt flexibel, bspw. aus Gummi oder Gewebe. So wird einerseits eine schonende Handhabung ermöglicht. Andererseits ist eine begrenzte Verformung des Tragegurts möglich, so dass eine gute Anlage an der Rolle gewährleistet ist.
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In einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung ist eine Hubvorrichtung zur Höhenverstellung der Walzen vorgesehen. Hierdurch kann die gehaltene Rolle angehoben oder die Vorrichtung zur Aufnahme einer Rolle positioniert werden.
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Die Haltevorrichtung ist besonders gut dazu geeignet, in einer Transportvorrichtung verwendet zu werden, die einen fahrbaren Wagen aufweist. Auf diese Weise kann eine in der Haltevorrichtung aufgenommene Rolle an einen gewünschten Ort transportiert werden. Der Wagen kann insbesondere als Hubwagen ausgebildet sein, wobei eine dort ohnehin vorhandene Hubvorrichtung genutzt werden kann, um die Walzen in der Höhe zu verstellen.
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Die Erfindung betrifft weiter ein Handhabungssystem für Rollen mit mindestens einem Aufnahmedorn zur Aufnahme einer Mehrzahl von Rollen und eine oben beschriebene Haltevorrichtung bzw. Transportvorrichtung. Die Breite des Tragegurts entspricht mindestens 25 % der Länge des Aufnahmedorns, so dass mehrere von dort nebeneinander angeordneten Rollen gemeinsam in der Haltevorrichtung ergriffen werden können. Bevorzugt entspricht die Breite des Tragegurts mindestens 50 %, weiter bevorzugt mindestens 75 % der Länge des Aufnahmedorns, so dass eine große Anzahl von Rollen vom Aufnahmedorn gemeinsam ergriffen werden kann.
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In einer bevorzugten Ausführungsform des Handhabungssystems ist zudem ein Ablagedorn zur Ablage einer Mehrzahl von Rollen vorgesehen. Die nebeneinander angeordneten und gemeinsam aufgenommenen Rollen können in gleichbleibender Anordnung nebeneinander auf den Ablagedorn aufgesteckt werden.
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Nachfolgend werden Ausführungsformen der Erfindung anhand von Zeichnungen näher beschrieben. Dabei zeigen:
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1 eine teilweise schematische Seitenansicht einer Ausführungsform einer Transportvorrichtung mit einer Haltevorrichtung;
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2, 3 eine perspektivische Ansicht und eine Frontansicht der Haltevorrichtung aus 1;
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4, 5 eine Ausführungsform eines Handhabungssystems mit einem Aufnahme- und einem Ablagedorn.
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In 1 ist schematisch ein Hubwagen 10 dargestellt, bei dem die sonst übliche Hubgabel ersetzt ist durch eine spezielle Haltevorrichtung 12. Im Übrigen weist der Hubwagen 10 die an sich bekannten Elemente auf, d. h. insbesondere ein Fahrgestell mit Rädern 14, ein Gehäuse 16 mit Antrieb für die Räder 14 und einer Hubeinheit zum Anheben der Haltevorrichtung 12 sowie eine Steuervorrichtung 18. Dabei sind der an sich bekannte Antrieb sowie die Hubeinheit nicht gesondert dargestellt.
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Die Haltevorrichtung 12 ist in 2, 3 näher dargestellt. Sie umfasst zwei Walzen 22, die parallel im Abstand zueinander angeordnet sind. Zwischen den Walzen 22 ist ein breites, flächiges Gurtband 24 angeordnet, dessen Enden jeweils an den Walzen 22 befestigt ist. Die Länge des Gurtbandes entspricht einem Vielfachen des Abstandes der Walzen 22. Bspw. kann die Länge des Gurtbandes 24 250–350 cm und die Breite 36–50 cm betragen. Im Gegensatz bspw. zu langen, schmalen Zurrgurten ist das Gurtband flächig, d.h. ausreichend breit um eine Tragefläche zu bilden. In bevorzugten Beispielen beträgt das Verhältnis der Länge des Gurtbandes 24 zu seiner Breite weniger als 10.
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Die Walzen 22 sind um parallele Längsachsen 26 drehbar. Hierfür ist ein gemeinsamer Antrieb vorgesehen (nicht dargestellt) sowie ein Getriebe (ebenfalls nicht dargestellt), mit dem die Walzen 22 stets in zueinander gegensinniger Drehrichtung gedreht werden.
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Bei einer Drehung der Walzen 22 wird der Gurt 24 je nach Drehrichtung auf den Walzen 22 aufgewickelt bzw. von diesen abgewickelt, so dass seine freie Länge zwischen den Walzen 22 durch deren Drehung verändert werden kann.
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Bei ausreichend langer freier Gurtlänge, wie in 2, 3 dargestellt, hängt der Gurt 24 zwischen den Walzen 22 herunter und bildet somit einen inneren, freien Aufnahmebereich 28.
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Im Aufnahmebereich 28 können wie in 1–3 dargestellt mehrere nebeneinander angeordnete Rollen 30 aufgenommen werden. Dabei legt sich wie dargestellt der Gurt 24 um die Rollen herum. Durch das flexible Material des Gurts 24 kommt es zu einer guten Anlage. Dabei können die wie in 1 dargestellt axial nebeneinander angeordneten Rollen 30 gemeinsam und mit gleichbleibender relativer Anordnung zueinander im Aufnahmebereich 28 gehalten werden.
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Die Walzen 22 sind durch die im Gehäuse 16 angeordnete Hubeinheit in der Höhe verstellbar. Zusätzlich ist der gesamte Hubwagen 10 mittels der Räder 14 verfahrbar. So kann die Haltevorrichtung 12 beliebig bewegt und verfahren werden, um Rollen 30 aufzunehmen, diese zu transportieren und an geeigneter Stelle wieder abzusetzen.
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Eine solche Verwendung im Rahmen eines Handhabungssystems ist in 4, 5 schematisch gezeigt. Eine Anzahl von Rollen 30 ist auf einem spreizbaren Haspel 32 aufgesteckt, wobei die einzelnen Rollen axial nebeneinander angeordnet sind. Um die Rollen 30 zu ergreifen, wird der Hubwagen 10 mit der beschriebenen Haltevorrichtung 12 an dem Haspel 10 herangefahren. Durch Drehung der Walzen 22 wird der Gurt 24 verlängert, so dass sich ein für die Rollen 30 ausreichend großer Aufnahmebereich 28 bildet. Die Hubvorrichtung wird so betrieben, dass die Walzen 22 oberhalb der am Haspel 32 aufgenommenen Rollen 30 angeordnet sind. In dieser Stellung wird der Hubwagen 10 parallel zur Richtung des Haspels 32 so verfahren, dass der Haspel 32 und die darauf aufgesteckten Rollen 30 im Aufnahmebereich 28 aufgenommen werden.
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Nachdem die Rollen 30 im Aufnahmebereich 28 des Gurts 24 angeordnet sind, werden die Walzen 22 so gedreht, dass die Länge des Gurts 24 verkürzt wird und sich dieser eng an die Rollen 30 anlegt. So werden die Rollen ergriffen und in der Haltevorrichtung 12 aufgenommen.
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Nach Aufnahme der Rollen 30 kann der Hubwagen 10 parallel zum Haspel 32 verfahren werden, so dass die in der Haltevorrichtung 12 aufgenommenen Rollen 30 vom Haspel 32 herunter geschoben werden. Durch die umfassende Anlage des Gurts 24 sind die Rollen 30 dabei fest umgriffen, so dass es zu keiner Verschiebung der verschiedenen Wicklungslagen gegeneinander kommt.
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Anschließend sind die Rollen 30 in derselben Anordnung axial nebeneinander wie zuvor auf dem Haspel nun im Aufnahmebereich 28 der Haltevorrichtung 12 aufgenommen. Zum Transport der Rollen 30 kann der Hubwagen 10 verfahren werden. Bspw. können die Rollen 30 auf einen Ablagedorn 34 (siehe 5) aufgesteckt werden. Hierzu wird der Hubwagen 10 mit in der Haltevorrichtung 12 aufgenommenen Rollen 30 längs so zum Ablagedorn 34 verfahren, dass dieser durch die mittleren Öffnungen der Rollen 30 hindurch gesteckt wird.
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Nachdem die Rollen 30 auf dem Ablagedorn 34 aufgesteckt sind, kann die Haltevorrichtung 12 gelöst werden. Dies erfolgt durch Antrieb der Walzen 22 so, dass der Gurt 24 verlängert wird. Die Rollen 30 bleiben auf dem Ablagedorn 34, während sich der Gurt 24 hiervon trennt. Sobald die Rollen 30 von der Haltevorrichtung 12 gelöst sind, kann der Hubwagen 10 wieder verfahren werden.