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Die vorliegende Erfindung betrifft ein Teilzerlegungsgeschoss für Jagdzwecke gemäß dem Oberbegriff des Anspruchs 1.
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Moderne Büchsengeschosse müssen verschiedenen jagdlichen Anforderungen genügen. Die wichtigste dieser Anforderungen ist die Zielgenauigkeit, d. h., die Schusspräzision aus verschiedenen Jagdwaffen. Weiterhin soll das Wild schnell und ohne große Qualen getötet werden. Dazu ist eine Breiten und Tiefenwirkung des Geschosses im Wildkörper erforderlich. Um dieses Erfordernis zu erfüllen, soll sich das Geschoss im Wildkörper zerlegen und gleichzeitig eine definierte Restmasse zurückbehalten. Dies wird durch die Trennung in zwei Kerne erreicht. Eine weitere Anforderung an moderne Büchsengeschosse ist eine Schnitthaar- und Schweißbildung am Anschuss, um eine eventuelle Nachsuche auch ohne Ausschuss zu erleichtern. Da sich der Einschuss aufgrund der Elastizität des Fells, der Haut und der darunterliegenden Fettschicht häufig sehr schnell schließt, ist ein Ausschuss mit Schweißbildung auch bei ungünstigstem Schusswinkel wünschenswert.
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Diesen Anforderungen kommt das auf die Anmelderin zurückzuführende und unter dem Handelsnamen TUG (Torpedo-Universal-Geschoss) weltweit bekannte Büchsengeschoss sehr nahe. Dieses Geschoss hat seinen Ursprung in einem für den Firmengründer Wilhelm Brenneke am 11. Dezember 1920 unter der Nummer 370 908 vom Reichspatentamt patentierten Jagdgeschoss.
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Bei diesem Geschoss handelt es sich um ein Teilzerlegungsgeschoss mit einem Mantel aus nickelplattiertem Flussstahl, der formschlüssig zwei Bleikerne aufnimmt, einen weicheren Bugkern und einen härteren Heckkern.
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Seinen Namen erhielt das Geschoss wegen seines torpedoheckförmig ausgebildeten Bodens. Dieser Boden hat innenballistische Vorteile. Der Zweikernaufbau des oben genannten Brenneke-Büchsengeschosses sorgt für eine optimale Energieabgabe im Ziel mit sicherer Breiten- und Tiefenwirkung. Das geschieht durch die schnell auftretende Deformation und Zerlegung des vorderen, weichen Bleikerns, während der hintere, harte Bleikern in den meisten Fällen zum gewünschten Ausschuss führt. Charakteristisch für TUG-Geschosse ist eine im Bereich des Geschosskopfes ausgebildeter Scharfrand, der in den meisten Fällen am Anschuss Schnitthaar und Schweiß liefert.
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Diese Entwicklungslinie von gattungsgemäßen Teilzerlegungsgeschossen, d. h., mit einem weichen Bugkern und einem harten Heckkern wurde über fast ein Jahrhundert beibehalten. Davon zeugt auch ein im Jahre 2007 patentiertes Teilzerlegungsgeschoss (
EP 1 214 560 B1 ). Dabei handelt es sich um ein bleifreies Geschoss. Als metallische Werkstoffe für dieses Geschoss werden Kupfer, Zinn, Zink, Eisen, Wolfram, Titan, Silber, Aluminium, Tantal, Vanadium und Legierungen aus diesen Metallen vorgeschlagen.
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Ein gattungsgemäßes Teilzerlegungsgeschoss ist aus der
DE 10 2009 011 093 A1 bekannt. Der Bugkern und der Heckkern dieses Geschosses bestehen aus gleich harten Werkstoffen, insbesondere aus Zinn. Die Geschossspitze, also die Spitze des Bugkerns, ist abgerundet ausgebildet (Ogive). Des Weiteren ist der Bugkern von einer zentralen Durchgangsbohrung durchsetzt. In den heckseitigen Ausgang dieser Bohrung greift eine Spitze des Heckkerns ein, die einen Winkel von 90 Grad einschließt. Des Weiteren weist das Geschoss gemäß der
DE 10 2009 011 093 A1 eine Crimprille, einen Scharfrand sowie eine Halterille auf.
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Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, die Zielballistik eines gattungsgemäßen Geschosses, nämlich ein Aufpilzen und Zerlegen des Bugkerns sowie das Erreichen eines Ausschusses, weiter zu verbessern.
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Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß mit einem Geschoss gelöst, welches die Merkmale des Anspruchs 1 aufweist.
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Das erfindungsgemäße Teilzerlegungsgeschoss weist eine abgeflachte Spitze auf, um das Ansprechverhalten zu verbessern. Des Weiteren ist die zentrale Durchgangsbohrung nicht offen, sondern wird beim Formprozess hohlraumfrei verpresst. Dadurch wird die Außenballistik verbessert ohne die Zerlegungsbereitschaft negativ zu beeinflussen, da die Wandung der Bohrung beim Formprozess keine feste Verbindung eingeht.
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Der hintere Teil des Bugkerns erhält bei der Herstellung durch einen speziellen Stempel eine tiefe Formgebung. Dadurch wird gewährleistet, dass die Spitze des Heckkerns sicher auf die verpresste Durchgangsbohrung des Bugkerns trifft. Um das Ansprechverhalten weiter zu verbessern, ist die Spitze des Heckkerns spitzwinklig ausgeführt.
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In vorteilhafter Ausgestaltung der Erfindung liegt der Durchmesser der zentralen Durchgangsbohrung des Bugkerns vor dem Verpressen zwischen 2 bis 3 mm, wodurch die Zerlegungsbereitschaft erhöht wird.
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In weiterer Ausgestaltung der Erfindung schließt die Spitze des Heckkerns einen Winkel von 60 Grad ein, um das Ansprechverhalten zu verbessern.
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In einer vorteilhaften Ausführungsform der Erfindung ist zusätzlich zur Crimprille in den vorderen Teil des Heckkerns eine tiefe Abrissrille eingearbeitet. Damit soll erreicht werden, dass der Bugkern beim Aufschieben auf den Heckkern nicht den hinteren Teil des Geschossmantels abschiebt, sondern sich zusammen mit dem vorderen Teil des Geschossmantels zerlegt.
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In einer weiteren vorteilhaften Ausführungsform der Erfindung sind am Heckkern sehr schmale, tiefe voneinander beabstandete Halterillen vorgesehen. Damit soll ein Lösen des Geschossmantels vom Heckkern verhindert werden, um einen angemessenen Ausschuss zu gewährleisten.
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Die Erfindung wird nachstehend anhand eines Ausführungsbeispieles näher erläutert. In der dazugehörigen Zeichnung zeigt:
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1: eine Seitenansicht eines Bugkerns eines Teilzerlegungsgeschosses vor dem Formprozess,
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2: eine Seitenansicht des Heckkerns eines Teilzerlegungsgeschosses vor dem Formprozes, und
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3: eine Seitenansicht eines fertig gestellten Teilzerlegungsgeschosses.
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Das in der Zeichnung gezeigte Teilzerlegungsgeschoss 1 weist einen Bugkern 2 und einen Heckkern 3 auf. In den 1 und 2 ist der Heckkern 2 bzw. der Bugkern 3 im Rohzustand dargestellt, d. h., vor dem Verpressen. Sowohl der Bugkern 2 als auch der Heckkern 3 sind aus Zinn gefertigt.
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Der Bugkern 2 ist in seinem Rohzustand zylinderförmig und besitzt eine zentrale Durchgangsbohrung 4. Diese Durchgangsbohrung 4 geht an ihrem unteren Ende in eine kegelförmige Vertiefung 5 über.
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Der Heckkern 3 besitzt ein zylindrisches Mittelteil und ist an seinem bugseitigen Ende mit einer kegelförmigen Spitze 6 versehen, die einen Winkel von α = 60 Grad einschließt. An seinem heckseitigen Ende ist der Heckkern 3 ebenfalls mit einer kegelförmigen Spitze 7 ausgestattet, die dem Teilzerlegungsgeschoss einen torpedoförmigen Boden verleiht. Die kegelförmige Spitze 7 schließt einen Winkel β von ca. 90 Grad ein.
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Zur Herstellung des Teilzerlegungsgeschosses 1 werden der Bugkern 2 und der Heckkern 3 gemeinsam mit einem Geschossmantel 8 verpresst. Bei diesem Formprozess wird die Durchgangsbohrung 4 des Bugkerns 2 hohlraumfrei verpresst, was in 1 durch eine gestrichelte Linie 9 symbolisch dargestellt ist. Zur Verbesserung der Außenballistik erhält die Spitze des Bugkerns 2 bei dieser Formgebung eine bogenförmig konisch zulaufende Form, wobei jedoch die Spitze des Bugkerns 2 als Abflachung 10 ausgeführt ist, um das Ansprechverhalten zu verbessern. An der Spitze des Bugkerns 2 ist der Geschossmantel 8 offen, d. h., die Spitze des Bugkerns 2 ragt aus dem Geschossmantel 8 hervor (Teilmantelgeschoss).
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An seinem heckseitigen Ende erhält der Bugkern 2 bei der Formgebung einen zylindrischen Ansatz 11 dessen Durchmesser größer ist als der Durchmesser des übrigen Teils des Bugkerns 2. Dadurch wird ein Scharfrand 12 ausgebildet, der beim Einschuss ein kreisrundes Loch einstanzt und so Schnitthaar und Schweiß am Anschuss liefert. Am heckseitigen Ende des Ansatzes 11 wird bei dem Formgebungsprozess eine Crimprille 13 ausgeformt, die der Herstellung einer Crimpverbindung zwischen einer nicht dargestellten Patronenhülse und dem Teilzerlegungsgeschoss 1 dient.
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Im Bereich des Heckkerns 3 werden beim Formprozess zwei voneinander beanstandete tiefe Halterillen 14 und am bugseitigen Ende des Heckkerns 3 eine tiefe Abrissrille 15 ausgebildet. Die beiden Halterillen 14 gewährleisten, dass sich der Geschossmantel 8 nicht vom Heckkern 3 löst. Für einen sicheren Halt des Geschossmantels 8 am Heckkern 3 sorgt auch die Abrissrille 15. Diese verhindert, dass der Bugkern 2 bei seinem Aufschieben auf den Heckkern 3 den hinteren Teil des Geschossmantels 8 abschiebt.
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Beim Auftreffen des Teilmantelgeschosses 1 auf einen Wildkörper pilzt der Bugkern 2, bevor er sich zerlegt, auf, so dass durch die Querschnittserweiterung eine Schockwirkung im Wildkörper erreicht wird. Durch dieses Aufpilzen reisst der Geschossmantel 8 an der Abrissrille 15 ab. Der Heckkern 3 erfährt aufgrund seiner kegelförmigen Spitze 6 im Wesentlichen keine Querschnittsvergrößerung, so dass das Teilzerlegungsgeschoss 1 auch bei schwerem Wild in aller Regel für einen Ausschuss sorgt.
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- EP 1214560 B1 [0006]
- DE 102009011093 A1 [0007, 0007]