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Die Erfindung betrifft eine Komponente für Schreib-, Zeichen-, Mal- und/oder Kosmetikstifte, nach dem Oberbegriff des Hauptanspruchs.
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Unter Komponenten werden nachfolgend Schäfte, Patronen, Umhüllungen für Minen, Abschlusskappen und/oder Schoner verstanden. Derartige Stiftkomponenten sind prinzipiell bekannt.
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Die Funktion dieser Komponenten liegt darin, dass sie flüssige, pastöse und/oder feste Auftragsmedien aufnehmen bzw. umschließen.
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So sind beispielsweise holzgefasste Stifte, bei denen eine Mine von natürlichem Holz umhüllt bzw. ummantelt ist, seit langem bekannt.
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In Auftragsmaterialien wie Minen und dergleichen sind migrierende Bestandteile wie Pigmente, Weichmacher, Öle und/oder Wachse enthalten, deren Migrationsvermögen unter anderem von Temperatur und Konzentration abhängt. Unter Migration wird eine unerwünschte Bewegung von Bestandteilen in einer Substanz verstanden. Minenbestandteile wandern dabei in benachbarte Schichten.
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Weiter ist es als nachteilig anzusehen, dass in den letzten Jahren aufgrund der mangelnden Verfügbarkeit von Holz der Preis für qualitativ hochwertige Hölzer enorm gestiegen ist, was sich direkt auf die Herstellungskosten der Stifte auswirkt.
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Als Alternative zu den eingangs beschriebenen holzgefassten Stiften sind aus dem Stand der Technik Stifte bekannt, deren Umhüllung spitzbare geschäumte oder ungeschäumte Polymerextrudate aus Polystyrol (PS), Polyvinylchlorid (PVC), Polypropylen (PP) und Polyethylen (PE) aufweisen.
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Da derartige Stiftumhüllungen aus nahezu 100% Polymer bestehen, sind derartige Stifte aus ökologischer Sicht nicht akzeptabel.
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Dieser ökologische Gesichtspunkt trifft ebenfalls auf Schäfte von Kugelschreibern, Tintenschreibgeräten und/oder Tintenpatronen zu.
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Weiter sind aus der
DE 10 2008 034 0150 A1 Stifte mit Minenumhüllungen aus sogenannten Wood-Plastic-Composites (WPC) bekannt.
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Es hat sich jedoch als nachteilig herausgestellt, dass bei porösen und/oder infiltrierbaren Minenumhüllungen durch die Migration von Minenkomponenten irreversible Schäden auftreten, wie z. B. Verfärbungen, Festigkeitsabnahmen und Verschmutzungen der Oberfläche. Des Weiteren werden dem migrierenden Medium dabei auch Bestandteile entzogen, die für seinen bestimmungsgemäßen Gebrauch notwendig sein können und damit die generelle Anwendung des Produktes schädigen oder sogar unmöglich machen.
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Aufgabe der Erfindung ist es daher, eine Komponente für Schreib-, Zeichen-, Mal- und/oder Kosmetikstifte zu schaffen, die sicher stellt, dass Stifte welche die Komponente beinhalten über lange Zeit und auch bei erhöhter Temperatur keine Qualitätsverminderung zeigen, unabhängig davon, ob das migrierende Bestandteile enthaltende Auftragsmedium flüssig, pastös oder fest ausgebildet ist.
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Diese Aufgabe wird mit den Merkmalen des Anspruch 1 gelöst. Vorteilhafte Ausgestaltungen werden in den Unteransprüchen dargelegt.
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Die erfindungsgemäß aufgebaute Komponente für Schreib-, Zeichen-, Mal- und/oder Kosmetikstifte zur Aufnahme von mindestens einem Auftragsmedium, weist mindestens eine Hülse aus mindestens einem polymergebundenen Holzersatzwerkstoff (WPC) auf, wobei die Hülse eine Hülseninnenwandung und eine Hülsenaußenwandung aufweist. Weiterhin weist die erfindungsgemäß aufgebaute Komponente mindestens eine Migrationssperrschicht auf, wobei die mindestens eine Migrationssperrschicht die Hülseninnenwandung der mindestens einen Hülse mittelbar oder unmittelbar bedeckt.
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Bedeckt die mindestens eine Migrationssperrschicht die Hülsenwandung mittelbar, so weist die erfindungsgemäße Komponente weiterhin mindestens eine Haftvermittlerschicht auf, die die Hülseninnenwand unmittelbar bedeckt und zwischen der Hülse und der mindestens einen Migrationssperrschicht angeordnet ist.
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Mindestens eine Haftvermittlerschicht ist dann ausgebildet, wenn die Polymere des mindestens einen Holzersatzwerkstoffes der mindestens einen Hülse und die Polymere der mindestens einen Migrationssperrschicht inkompatibel sind.
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Der Haftvermittler koppelt hierbei einerseits an das mindestens eine Polymer des mindestens einen Holzersatzes und andererseits an das mindestens eine Polymer in der Migrationssperrschicht an. Eine feste und permanente Verbindung zwischen der mindestens einen Migrationssperrschicht und dem mindestens einen Holzersatzwerkstoff wird damit hergestellt.
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Die mindestens eine Migrationssperrschicht kann beispielsweise aus einem Polyolefin, insbesondere Polyethylen (PE) und/oder Polypropylen (PP) oder Polyethylenterephthalat (PET) oder Polyvinylchlorid (PVC) oder Styrolpolymeren wie Polystyrol (PS), Styrol-Acrylnitril (SAN) und Acrylnitril-Butadien-Styrol (ABS) gebildet sein.
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Die Migrationssperrschicht ist dabei auf die Polarität des aufzunehmenden Auftragsmediums abgestimmt.
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Die mindestens eine Migrationssperrschicht weist eine Schichtdicke von kleiner 2 mm auf.
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Die mindestens eine Haftvermittlerschicht kann aus einem Copolymer, einem Blockpolymer, einem Pfropfpolymer oder einer Polymermischung aus einem oder mehreren Polymeren bestehen.
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Die Schichtdicke der Haftvermittlerschicht liegt im Bereich von 0,01 mm bis 1 mm.
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Die Hülsenaußenwandung kann zumindest teilweise mit mindestens einer Dekorschicht bedeckt sein, welche aus Polymeren oder Polymercompounds und/oder Lacken und/oder Folien ausgebildet ist.
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Ferner kann die Hülsenaußenwandung zumindest teilweise oder in Teilbereichen eine dreidimensionale Struktur bzw. dreidimensionale Strukturen aufweisen. Die Struktur bzw. Strukturen können direkt auf der Hülsenaußenwandung und/oder auf der die Hülsenaußenwandung bedeckenden Dekorschicht angeordnet sein.
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Nachfolgend soll die erfindungsgemäße Komponente anhand der 1 bis 3 näher dargestellt und erläutert werden.
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1: Aufsicht auf die Spitze eines Kosmetikstiftes;
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2: Aufsicht auf die Spitze eines Farbstiftes;
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3: Kugelschreiber in Seitenansicht mit im Schnitt dargestelltem Schaft;
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Der Stift nach 1 zeigt einen Kosmetikstift in Form eines Eyeliner, bestehend aus einer Hülse 11, einem Auftragsmedium 12, einer Migrationssperrschicht 13, einer Haftvermittlerschicht 14 sowie einer Dekorschicht 15.
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Das Auftragsmedium
12 in Form einer Weichmine setzt sich beispielsweise wie in
US 5,039,519 , Beispiel 1 beschrieben zusammen. Durch die Migrationssperrschicht
13 kann verhindert werden, dass Pigmente, beispielsweise das „yellow iron oxide” in den Holzersatz/Hülse
11 migrieren. Um eine Migration dieser Bestandteile Richtung Hülse/Holzersatz
11 zu verhindern, ist zwischen Auftragsmedium
12 und Holzersatz
11 eine Migrationssperrschicht
13 angeordnet.
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Zwischen der Hülseninnenwandung 111 der Hülse 11 und der Migrationssperrschicht 13 ist zudem eine Haftvermittlerschicht 14 angeordnet, da das Polystyrol (PS) der Migrationssperrschicht 13 inkompatibel zum Polyolefin (PE-HD) des Holzersatzes/Hülse 11 ist. Die Migrationssperrschicht 13 bedeckt die Hülseninnenwandung 111 der Hülse 11 nur mittelbar.
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Der Haftvermittler 14 ist in diesem Fall ein Styrol-Budatien-Copolymer (SB). Durch den Haftvermittler bzw. die Haftvermittlerschicht ist eine feste Kopplung zwischen den inkompatiblen Polymeren gewährleistet.
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Die Dekorschicht 15, welche auf der Hülsenaußenwandung 112 aufgebracht ist, liegt in dieser Ausführung als farbiges WPC vor.
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Beispielrezeptur für den Holzersatz gemäß
1/Ausführung 1:
Polyolefin (PE-HD) | 20,0 Gew.-% |
Holzmehl | 70,0 Gew.-% |
Polypropylen mit gepfropftem Maleinsäureanhydrid | 1,0 Gew.-% |
Amidwachs | 3,0 Gew.-% |
Stearinsäure | 1,0 Gew.-% |
Bornitrid | 5,0 Gew.-% |
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Nicht dargestellt ist eine Ausführungsvariante, bei der die Hülse (11) aus mindestens zwei unterschiedlichen Holzersatzwerkstoffen ausgebildet ist, welche sich hinsichtlich ihrer Färbung und/oder mechanischen Eigenschaften unterscheiden.
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In 2 wird ein Stift 1 in Form eines holzgefassten Farbstiftes gezeigt, welcher eine feste Mine als Auftragsmedium 12 beinhaltet. Die Mine 12 ist von einer Migrationssperrschicht 13 und einer Hülse 11 umschlossen. Die Migrationssperrschicht 13 sowie der Holzersatzwerkstoff/Hülse 11 weisen als polymeres Bindemittel ein Polyolefin (PE) auf, was zur Folge hat, dass in dieser Ausführung keine Haftvermittlerschicht (14) ausgebildet sein muss, da das Problem der inkompatiblen Polymere entfällt. Damit ist auch ohne eine Haftvermittlerschicht ist eine feste Kopplung/Verbindung zwischen Migrationssperrschicht 13 und Hülse 11 gewährleistet.
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Die Migrationssperrschicht 13 bedeckt in dieser Ausführung die Hülseninnenwandung 111 unmittelbar.
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Eine Beispielrezeptur für den Holzersatz gemäß
2/Ausführung 2 kann sich beispielhaft wie nachfolgend aufgeführt zusammensetzen:
Polyethylen High Density (PE-HD) | 25,0 Gew.-% |
Holzmehl | 65,0 Gew.-% |
Polyethylen mit gepfropftem Maleinsäureanhydrid | 2,0 Gew.-% |
Amidwachs | 3,0 Gew.-% |
Stearinsäure | 3,0 Gew.-% |
Titandioxid | 2,0 Gew.-% |
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Der in den Ausführungsbeispielen/
1 und
2 angeführte Holzersatz kann verschiedene Ausprägungen annehmen. Beispielhaft sei auf Ausprägungen gemäß der
EP 2 313 426 B1 verwiesen.
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Als besonders vorteilhaft hat sich ein Holzersatzwerkstoff erwiesen, der sich gemäß nachfolgender Rahmenrezeptur zusammensetzt:
15–30 Gew.-% | mindestens eines polymeren Bindemittels, |
50–80 Gew.-% | mindestens eines organischen Füllstoffs, |
0–20 Gew.-% | mindestens eines anorganischen Füllstoffs, |
0,5–5 Gew.-% | mindestens eines Haftvermittlers, |
1–30 Gew.-% | mindestens eines Wachses, |
0–10 Gew.-% | mindestens eines Farbpigments, und |
0–10 Gew.-% | mindestens eines Additivs, |
Zudem hat es sich als vorteilhaft erwiesen, wenn das Bindemittel aus der Gruppe der Polyolefine ausgewählt ist.
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Es hat sich in überraschender Weise gezeigt, dass sich die Spitzbarkeit von Stiften nach den 1 und 2 nicht bzw. kaum verändert/verschlechtert, da die Sperrschicht nicht dick gestaltet und/oder ausgeführt werden muss.
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Ein weiteres Ausführungsbeispiel ist in 3 näher gezeigt und beschrieben. 3 zeigt einen Stift 1 in Form eines Kugelschreibers, der eine erfindungsgemäße Komponente in Form eines Schaftes aufweist, der aus einer Hülse 11 und einer Migrationssperrschicht 13 zusammengesetzt ist. Der Schaft ist an einem Ende durch eine Spitzeneinheit 17 und am anderen Ende durch einen Abschlussstopfen 16 verschlossen.
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Der so gebildete Aufnahmeraum umschließt das Auftragsmedium 12 dicht, dicht auch gegen migrierende Bestandteile des Auftragsmediums 12.
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Spitzenseitig liegt das Auftragsmedium 12 in Form einer Kugelschreiberpaste an, wobei ein Rückfließen der Paste durch den Nachläufer 18 verhindert wird. Kugelschreiberpasten beinhalten migrationsfähige Substanzen, welche ohne Ausbildung einer Migrationssperrschicht 13 in den Holzersatz/Hülse 11 eindringen bzw. migrieren würden.
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In dieser Ausführung sind auf der Hülsenaußenwandung 112 dreidimensionale Strukturen 19 angeordnet.
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Ein Verfahren zur Herstellung derartiger Komponenten kann wie nachfolgend beschrieben erfolgen. Insbesondere das Verfahren der Co-Extrusion liefert hierzu ausgezeichnete Ergebnisse.
- – Die unterschiedlichen Bestandteile der Komponente, bestehend aus Migrationssperrschicht, Holzersatzwerkstoff und ggf. Haftvermittler werden jeweils getrennt voneinander in einem Extruder aufgeschmolzen;
- – Danach werden die viskosen Schmelzen einem gemeinsamen Werkzeug zugeführt;
- – Im Werkzeug werden die einzelnen Bestandteile geometrisch vorgeformt, zusammengeführt und gemeinsam ausgestoßen;
- – Nach Verlassen des Werkzeuges wird der so extrudierte Endlosstrang/Hohlprofil abgekühlt und erstarrt in der gewünschten Geometrie;
- – Der endlose Strang wird am Ende der Kühlung getrennt, die damit hergestellten Teilstücke entsprechen den erfindungsgemäßen Komponenten;
- – Diese Komponenten können ggf. zu Nachfolgeeinheiten, wie beispielsweise Dekorations- und/oder Montageeinheiten zugeführt werden;
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Verwendung finden die Komponenten in Schreib-, Zeichen-, Mal- und/oder Kosmetikstiften. Bei derartigen Stiften liegt das mindestens eine Auftragsmedium bei Umgebungstemperatur in flüssigem, pastösem oder festem Aggregatzustand vor, wobei das Auftragsmedium den von der mindestens einen Migrationssperrschicht umgebenden Hohlraum zumindest teilweise ausfüllt.
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Die erfindungsgemäße Komponente kann in holzgefassten Stiften mit Minen, wie Blei- und Farbstiften, mit Tinte gefüllten Fasermalern und/oder mit Paste oder Gel gefüllten Kugelschreibern Verwendung finden.
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Im Bereich der Kosmetik kann die Komponente in sogenannten Eyelinern, Augenbrauenstiften und/oder Lippenkonturstiften verwendet werden.
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Die Außenkontur der Komponente kann in allen Anwendungen oder Verwendungen rund, oval, ellipsenförmig, vieleckig und/oder, sternförmig ausgebildet sein. Hier sind aufgrund des Verfahrens der Extrusion vielfältige Ausprägungen der Außenkontur möglich.
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Bezugszeichenliste
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- 1
- Schreib-, Zeichen-, Mal- und/oder Kosmetikstift
- 11
- Hülse
- 111
- Hülseninnenwandung
- 112
- Hülsenaußenwandung
- 12
- Auftragsmedium
- 13
- Migrationssperrschicht
- 14
- Haftvermittlerschicht
- 15
- Dekorschicht
- 16
- Abschlussstopfen
- 17
- Spitzeneinheit
- 18
- Nachläufer
- 19
- dreidimensionale Struktur/Strukturen
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- DE 1020080340150 A1 [0010]
- US 5039519 [0030]
- EP 2313426 B1 [0039]