DE19910246A1 - Trennfreundliche Polyurethan-Formschaum-Systeme - Google Patents
Trennfreundliche Polyurethan-Formschaum-SystemeInfo
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Abstract
Die Erfindung betrifft Polyurethan-Formschäume, die als innere Trennmittel Ester aus einfach- bis fünfach-ungesättigten Fettsäuren und mehrwertigen Alkoholen enthalten.
Description
Die Erfindung betrifft Polyurethan-Formschäume, die als innere Trennmittel Ester
aus einfach- bis fünffach-ungesättigten Fettsäuren und mehrwertigen Alkoholen
enthalten.
Die Herstellung von Formkunststoffen auf Polyurethanbasis ist seit Jahrzehnten
Stand der Technik (G. Oertel (Hrsg.): "Kunststoff-Handbuch", Band VII,
"Polyurethane", 2. Auflage, Carl-Hanser-Verlag, München, Wien 1983). Die Her
stellung von kompakten, zelligen, elastischen oder starren Formkörpern hat
inzwischen eine große technische Bedeutung erlangt, wobei die Eigenschaft einer
guten Adhäsion zu anderen Werkstoffen in vielen Fällen als Vorteil genutzt wird. Bei
der Herstellung von Formteilen ist diese Eigenschaft eher von Nachteil, da die
Haftung zur Formenoberfläche (die meist aus Aluminium besteht) ebenfalls stark
ausgeprägt ist.
Zur Vermeidung dieser Haftung und zur Vorbeugung mechanischer Beschädigungen
von Formen und Formteilen werden überwiegend externe Trennmittel eingesetzt, es
sind jedoch auch verschiedentlich innere Trennmittel vorgeschlagen worden. In
EP-A 153 639 werden bei der Herstellung von Formkörpern nach der RIM-Technik
Reaktionsprodukte eines Gemisches aus Montansäure (Gemisch von gesättigten
Fettsäureglyceriden mit 24 bis 32 C-Atomen) und einer weiteren aliphatischen
Carbonsäure, z. B. Decansäure oder deren höhere Homologe, von mindestens
difunktionellen Alkanolaminen, Polyolen und/oder Polyaminen eingesetzt;
US-A 4 519 965 lehrt die Verwendung von Zinkcarboxylaten mit Carboxylatresten
bestehend aus 8 bis 24 C-Atomen. In DE-A 36 31 842 werden Ketimine, Aldimine,
Enamine und/oder Schiff'sche Basen in Gegenwart eines Metallsalzes organischer
Säuren mit 8 bis 24 C-Atomen als innere Trennmittel beschrieben, die sich
vorzugsweise bei der Herstellung kompakter und harter Integralschaumstoffe als
wirksam erweisen, aber die Polyadditionsreaktion deutlich verlangsamen. Zur
Herstellung elastischer, im wesentlichen kompakter PUR-Formkörper wird gemäß
DE-A 39 04 810 als inneres Trennmittel eine Mischung aus mindestens einem
organischen Amin, einem Metallsalz der Stearinsäure und mindestens einem Ketimin
in Verbindung mit mindestens einer organischen Carbonsäure eingesetzt. Nachteilig
ist hier das Auftreten verkürzter Fließzeiten, die das Füllen komplizierter Formen mit
engen Durchlässen erschweren. Aus EP-A 666 880 und DE-A 195 46 097 sind
Alkali- bzw. Erdalkalisalze der Alkyl- und Alkylenbernsteinsäure und deren Mono-
und/oder Polyamide sowie -imide und deren Mischungen als innere Trennmittel zur
Herstellung von zelligen bis massiven PUR-Formkörpern bekannt.
Trotz der seit vielen Jahren laufenden Bearbeitung dieses Themenbereichs haben sich
innere Trennmittel nur in wenigen Anwendungen etablieren können und konnten
bisher zur Herstellung halbharter elastischer PUR-Formteile nicht mit Erfolg
eingesetzt werden.
Aufgabe der Erfindung war es daher, ein geeignetes inneres Trennmittel für diesen
Anwendungsbereich zu finden, das die folgenden Anforderungen erfüllt:
- - separations- und alterungsbeständige Formulierung,
- - gute Trenneigenschaften gegenüber Standardformenoberflächen,
- - Erhalt der Systemreaktivität,
- - Haftung zu Verbundkomponenten (z. B. zu Leder oder anderen PUR- Komponenten),
- - Lackierfähigkeit der Formteile ohne zusätzliche Vorbehandlung (z. B. mit Trichlorethan).
Diese Anforderungen konnten durch den Einsatz von Estern ein- bis fünffach
ungesättigter Fettsäuren mit mehrwertigen Alkoholen erfüllt werden, die jeweils als
Einzelkomponente oder aber als Gemisch dem Polyol und/oder dem Isocyanat
zugesetzt werden.
Gegenstand der Erfindung sind somit Polyurethanformschäume, die als inneres
Trennmittel Ester aus einfach bis fünffach ungesättigten Fettsäuren und mehrwertigen
Alkoholen enthalten. In einer besonderen Ausführungsform der Erfindung handelt es
sich dabei um selbsttrennende, formgeschäumte, zellige bis massive, gegebenenfalls
Verstärkungsmittel enthaltende Polyharnstoffpolyurethane, die durch Umsetzung
eines Reaktionsgemisches aus:
- a) einem organischen Polyisocyanat,
- b) einer aktive Wasserstoffatome enthaltenden, mindestens bifunktionellen Verbindung mit einem zahlenmittleren Molekulargewicht von 300 bis 8000, bevorzugt 1000 bis 6000, besonders bevorzugt 2000 bis 4000,
- c) einem Kettenverlängerungsmittel,
- d) einem inneren Formtrennmittel,
- e) gegebenenfalls Treib-, Verstärkungs- und Hilfsmitteln,
- f) gegebenenfalls Katalysatoren,
wobei die Ausgangsmaterialien unter Einhaltung einer Isocyanatkennzahl von 70 bis
130 zur Reaktion gebracht werden.
Als Komponente a) dienen bevorzugt die technisch leicht zugänglichen
Polyisocyanate wie Diisocyanatodiphenylmethan, Toluoldiisocyanat sowie
Mischungen aus diesen mit teilweise carbodiimidisierten Isocyanaten in vorver
längerter Form mit einem NCO-Gehalt von 5 bis 30 Gew.-%. Zur Vorverlängerung
werden Polyether oder Polyester bzw. Mischungen von aktive Wasserstoffatome
enthaltenden, mindestens bifunktionellen Verbindungen mit einem zahlenmittleren
Molekulargewicht von 500 bis 8000 genutzt, die eine Hydroxylfunktionalität von 2
bis 2,5 aufweisen.
Die Polyol-Komponente b) hat eine Hydroxylfunktionalität von mindestens 2,0. Sie
besteht bevorzugt aus einer oder mehreren Verbindungen mit einer Hydroxyl
funktionalität von 2,0 oder einem Gemisch mit einer mittleren Hydroxyl
funktionalität von 2,02 bis 2,95, bestehend aus:
- a) mindestens einem Polyetherdiol mit einer OH-Zahl 10 bis 115, welches durch Propoxylierung eines difunktionellen Starters und anschließende Ethoxylierung des Propoxylierungsproduktes unter Einhaltung eines Gewichtsverhältnisses von Propylenoxid zu Ethylenoxid von 60 : 40 bis 85 : 15 hergestellt worden ist, und entweder
- b) mindestens einem, gegebenenfalls Füllstoffe auf Basis von Styrol-Acrylnitril- Copolymerisaten oder Polyharnstoffen in einer Menge von bis zu 20 Gew.-%, bezogen auf das Gesamtgewicht der Komponente b), enthaltendem Polyethertriol mit einer OH-Zahl von 12 bis 56, welches durch Propoxylierung eines trifunktionellen Starters und anschließende Ethoxylierung des Propoxylierungsproduktes unter Einhaltung eines Gewichtsverhältnisses von Propylenoxid zu Ethylenoxid von 60 : 40 bis 85 : 15 hergestellt worden ist,
oder alternativ
- a) mindestens einem Polyesterpolyol mit einer OH-Zahl von 28 bis 112 und einer OH-Funktionalität von 2 bis 3, das aus Adipin-, Bernstein-, Glutar-, Phthal-, Isophthal- und/oder Terphthalsäure durch Umsetzung mit 1,4-Butandiol, Isobutylglykol, Propandiol, Methylpropandiol, Diethylenglykol, Ethylenglykol, Hexandiol, Nepentylglykol, Glycerin und/oder Trimethylolpropan erhalten wird.
Als Komponente c) werden die dem Fachmann geläufigen NH- und/oder OH-
funktionellen Kettenverlängerer wie Ethandiol, Diethylenglykol, Butandiol,
Methylpropandiol, Neopentylglykol, Hexandiol, Propylenglykol, Triethanolamin,
Trimethylolpropan, Glycerin, Diethyltoluoldiamin, Toluoldiamin, Diaminodiethyl
benzol, Dimethylthiotoluoldiamin oder Mischungen aus diesen Verbindungen
eingesetzt.
Erfindungsgemäß dienen als innere Trennmittel d) Ester, Amide oder Imide, die aus
einfach bis fünffach ungesättigten Fettsäuren durch Umsetzung mit mehrwertigen
Alkoholen bzw. Aminen zugänglich sind. Als Fettsäuren werden ungesättigte
Carbonsäuren mit 8 bis 30 C-Atomen wie Linol-, Linolen-, Palmitolein-, Öl-,
Arachidon-, Elaeostearin, Clupanodon- oder Erucasäure eingesetzt, die mit
mehrwertigen Alkoholen wie Ethandiol, Trimethylolpropan, Triethanolamin,
Glycerin, oder Pentaerithrit verestert bzw. mit mehrwertigen Aminen wie
Ethylendiamin, Diethylentriamin, Pentaethylentriamin, Polyoxyethylendi- oder
-triamin amidiert werden. Geeignet sind Reaktionsprodukte, deren Säurezahl im
Bereich von 0,5 bis 5 liegt. Bevorzugt sind die genannten Polyesterverbindungen.
Die als innere Formtrennmittel verwendbaren Verbindungen können sowohl einzeln
als auch in Form von Mischungen eingesetzt werden. Der Gehalt an innerem
Formtrennmittel und dessen Zusammensetzung können je nach den zu fertigenden
Formteilen und den zur Polyadditionsreaktion genutzten Ausgangsstoffen variieren.
Sie können für den jeweiligen Fall leicht optimiert werden. Die Anpassung an die
gegebenen Randbedingungen kann einfach vollzogen werden, indem man die zur
Entformung notwendigen Kräfte über einen "Schälversuch" ermittelt. Hierzu wird
der Formenboden, der aus einzelnen Aluminiumplatten besteht, einseitig von dem
Formteil durch einen Pneumatikzylinder, der senkrecht zum Formteil angebracht ist,
abgezogen. Sind die hierbei gemessenen Kräfte kleiner als 0,4 N/cm2, so lassen sich
Formteile ohne den Einsatz zusätzlicher externer Trennmittel herstellen.
In Komponente e) werden gegebenenfalls als Treibmittel Wasser und/oder ein
physikalisches Treibmittel (z. B. R134a, ein Hydrofluoralkangemisch) eingesetzt. Als
Katalysatoren und gegebenenfalls mitzuverwendende Hilfs und Zusatzmittel können
die aus der Literatur bekannten Aktivatoren, z. B. tertiäre Amine, Zinn-, Titan
verbindungen Verwendung finden. Außerdem können je nach Anforderungsprofil
oberflächenaktive Substanzen, Schaumstabilisatoren, Zellregler, Farbstoffe,
Pigmente, Hydrolyseschutzmittel, fungistatisch und bakteriostatisch wirkende
Substanzen, Oxidations-, Lichtschutzmittel und Antistatika zugesetzt werden.
Die Herstellung der Polyurethane erfolgt in dem Fachmann im Prinzip bekannter
Weise. Dies bedeutet im allgemeinen, daß die Komponenten b) bis e) zu einer
Polyolkomponente vereinigt werden und einstufig mit der Isocyanatkomponente a)
zur Reaktion gebracht werden, wobei man sich üblicher Zweikomponenten-
Mischaggregate bedient. Die Komponente d) kann hierbei sowohl Bestandteil der
Polyol- als auch der Isocyanatkomponente sein. Die Herstellung der Polyurethane
kann jedoch auch nach dem sogenannten Prepolymerverfahren erfolgen. Die
Schäume können in einer offenen oder einer geschlossenen Form hergestellt werden.
Überraschenderweise wurde gefunden, daß die erfindungsgemäßen inneren Trenn
mittel einen positiven Effekt auf die Abriebbeständigkeit des Polyurethanmaterials
haben. Bei der Prüfung der Abriebbeständigkeit von PUR-Prüfkörpern nach DIN
53516 wurde für die erfindungsgemäßen Polyurethane eine Reduktion des Abriebs
um 50 bis 70% ermittelt.
Ebenso überraschend konnte festgestellt werden, daß die Haftreibzahl auf Stahl
(gemäß DIN EN 344) durch die Anwendung der erfindungsgemäß als innere
Formtrennmittel eingesetzten Verbindungen angehoben wird, was vor allem im
Bereich der Schuhbesohlungsmaterialien einen Vorteil bedeutet.
Ein weiterer positiver Effekt der erfindungsgemäßen inneren Trennmittel ist das
matte Aussehen der Sohlen. Bei der herkömmlichen Arbeitsweise weisen die PUR-
Formteile meist einen starken Oberflächenglanz auf, der von vielen Kunden als
"plastikhaft" interpretiert und nicht gern akzeptiert wird. Mehr und mehr gefragt ist
der "trockene Griff' von Gummi, dem die hier beschriebene Lösung sehr nahe
kommt.
Die erfindungsgemäßen Polyurethan-Formschäume eignen sich insbesondere zur
Herstellung von Schuhsohlen, aber auch für vielfältige Anwendungen im
Kraftfahrzeuginnenbereich oder in Möbeln, beispielsweise Armlehnen, Kopfstützen
oder Rollen.
Polyhydroxylverbindungen A:
A1: Polyesterdiol (lineares Polyadipat, OH-Zahl 56);
A2: Polyetherdiol/-triolgemisch (EO-PO-Ether, OH-Zahl 28, Funktionalität 2,1)
Trennmittel C:
Beispiel 2: Glycerintrilinolat;
Beispiel 3: Glycerintrioleat;
Beispiele 4 und 6: Pentaerythrittetraoleat
Isocyanat D:
D1: teilweise mit einem Polyadipat (A1) vorverlängertes 4,4'-Methylendi phenyldiisocyanat, NCO-Gehalt ca. 19,5 Gew.-%;
D2: teilweise mit einem EO-PO-Polyether (OH-Zahl 28) vorverlängertes 4,4'-Methylendiphenyldiisocyanat, NCO-Gehalt ca. 20,0 Gew.-%
A1: Polyesterdiol (lineares Polyadipat, OH-Zahl 56);
A2: Polyetherdiol/-triolgemisch (EO-PO-Ether, OH-Zahl 28, Funktionalität 2,1)
Trennmittel C:
Beispiel 2: Glycerintrilinolat;
Beispiel 3: Glycerintrioleat;
Beispiele 4 und 6: Pentaerythrittetraoleat
Isocyanat D:
D1: teilweise mit einem Polyadipat (A1) vorverlängertes 4,4'-Methylendi phenyldiisocyanat, NCO-Gehalt ca. 19,5 Gew.-%;
D2: teilweise mit einem EO-PO-Polyether (OH-Zahl 28) vorverlängertes 4,4'-Methylendiphenyldiisocyanat, NCO-Gehalt ca. 20,0 Gew.-%
Gemäß den Angaben in Tab. 1 wurden die Komponenten A1 bis C gemischt und auf
einer üblichen Zweikomponentenmisch- und -dosieranlage nach dem Niederdruck
verfahren mit den Isocyanaten D1 bzw. D2 umgesetzt und in eine Aluminiumform
eingetragen, deren Oberfläche nicht zusätzlich behandelt oder mit externen
Trennmitteln versehen war. Nach einer Reaktionszeit von 2,5 bis 4 Minuten wurde
das Formteil entnommen. Die Ermittlung der physikalischen Eigenschaften wurde
frühestens 48 Stunden nach der Fertigung der Prüfplatten (200 × 200 × 10 mm3)
durchgeführt, aus denen die üblichen in den Normen (DIN 53504 S1 Stab, DIN
53507 Weiterreißfestigkeit, Abrieb DIN 53516) beschriebenen Prüfkörper hergestellt
wurden.
Die Prüfung der Abriebbeständigkeit der PUR-Prüfkörper erfolgte nach DIN 53516.
Die Messung der Haftgleitzahl µ wurde gemäß DIN EN 344 mit einer Zugmaschine
als Quotient aus horizontal und vertikal (10 kN) wirkender Kraft ermittelt. Die
Ergebnisse der Messungen sind in Tab. 1 zusammengefaßt.
Claims (6)
1. Polyurethan-Formschaum, der als inneres Trennmittel Ester aus einfach- bis
fünffach-ungesättigten Fettsäuren und mehrwertigen Alkoholen enthält.
2. Polyurethan-Formschaum gemäß Anspruch 1 enthaltender Formkörper.
3. Polyurethan-Formschaum gemäß Anspruch 1 enthaltende Schuhsohle.
4. Verfahren zur Herstellung von Polyurethan-Formschäumen gemäß Anspruch 1,
bei dem der Polyisocyanatkomponente Ester aus einfach- bis fünffach-
ungesättigten Fettsäuren und mehrwertigen Alkoholen zugesetzt werden.
5. Verfahren zur Herstellung von Polyurethan-Formschäumen gemäß Anspruch 1,
bei dem der Polyolkomponente Ester aus einfach- bis fünffach-ungesättigten
Fettsäuren und mehrwertigen Alkoholen zugesetzt werden.
6. Verwendung von Estern ein- oder mehrfach ungesättigter Fettsäuren mit
mehrwertigen Alkoholen als inneres Trennmittel bei der Herstellung von PUR-
Formteilen.
Priority Applications (7)
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