DE19821841C1 - Verfahren zur Herstellung eines Bauteils, das eine Funktionsschicht enthält - Google Patents
Verfahren zur Herstellung eines Bauteils, das eine Funktionsschicht enthältInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung eines Bau
teils, das eine mikrostrukturierte Schicht enthält gemäß dem er
sten Patentanspruch.
In der Veröffentlichung von A. D. Johnson: "Vacuum-deposited
TiNi shape memory film: characterization and applications in
microdevices", J. Micromech. Microeng. 1 (1991) 34-41 wird die
Herstellung von Aktoren beschrieben, die Membranen aus der Form
gedächtnislegierung TiNi enthalten. Die Membranen werden direkt
durch Aufstäuben hergestellt. Infolge einer Kontamination mit
Sauerstoff sinkt die Umwandlungstemperatur stark ab. Deshalb
wird alternativ zuerst eine amorphe Schicht aus TiNi herge
stellt, die anschließend bei ca. 500°C die gewünschte Formge
dächtniseigenschaft erhält. Das Problem bei diesem Verfahren be
steht darin, daß das Substrat, auf dem die amorphe Schicht auf
getragen ist, entsprechend temperaturbeständig sein muß. Deshalb
ist die Materialauswahl für das Substrat praktisch auf Silicium
beschränkt.
Bei einem anderen Verfahren (A. D. Johnson, E. J. Shahoian:
"Progress in thin film shape memory microactuators", Proceedings
of IEEE/MEMS '95 Amsterdam, P 216-220) wird zur Herstellung ei
ner Schicht aus Formgedächtnislegierung ein Hilfssubstrat einge
setzt, das anschließend entfernt wird. Hierbei werden in einem
Wafer durch naßchemisches Ätzen auf einer Seite mehrere Vertie
fungen geschaffen. Von der anderen Seite aus gesehen bildet das
restliche Silicium an der Stelle der Vertiefungen eine dünne
Membran. Auf diese andere Seite wird anschließend eine Schicht
aus TiNi aufgestäubt, wärmebehandelt und mikrostrukturiert, wo
bei gegebenenfalls bereits elektrische Kontakte aus Gold vorge
sehen werden. Danach wird auch das restliche Silicium im Bereich
der Vertiefungen entfernt und der Wafer vereinzelt. Bei diesem
Verfahren muß das Substrat in zwei Schritten vollständig besei
tigt werden. Ein weiterer Nachteil ist die Maximaldehnung des
Siliciums von ca. 0,1%. Dies kann im Verbund mit Bauteilen aus
einer Formgedächtnislegierung, die eine Maximaldehnung von meh
reren Prozent aufweisen, zu Problemen führen.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren vorzu
schlagen, mit dessen Hilfe eine Schicht eines Materials, während
dessen Herstellung aggressive Bedingungen erforderlich sind, mit
einem Substrat verbunden werden kann, das diese aggressiven Be
dingungen an sich nicht notwendigerweise übersteht. Das vorzu
schlagende Verfahren soll demnach ungeachtet der aggressiven Be
dingungen bei der Herstellung für das Substrat eine breite Pa
lette von einsetzbaren Materialien ermöglichen.
Die Aufgabe wird erfindungsgemäß durch das im ersten Patentan
spruch beschriebene Verfahren gelöst. In den weiteren Patentan
sprüchen sind bevorzugte Ausgestaltungen des Verfahrens be
schrieben.
Erfindungsgemäß wird ein Verfahren zur Herstellung eines Bau
teils, das eine Funktionsschicht enthält, beschrieben. Die Funk
tionsschicht kann insbesondere eine Schicht aus einer Formge
dächtnislegierung darstellen. Alternativ kommen beispielsweise
Funktionsschichten aus elektro- oder magnetostriktiven Materia
lien in Betracht. Die Funktionsschicht kann sowohl mikrostruktu
riert als auch unstrukturiert sein. Unstrukturierte Schichten
werden beispielsweise als Membranen eingesetzt. Mikrostruktu
rierte Funktionsschichten werden insbesondere dann verwendet,
wenn mit einem einzelnen Herstellungsschritt mehrkomponentige
Bauteile hergestellt werden sollen oder wenn in die Funktions
schicht weitere Komponenten enthalten soll.
Das Verfahren geht von einem ersten Substrat aus, das nur als
Hilfssubstrat dient und später abgetrennt wird. Das erste
Substrat muß thermisch und/oder mechanisch ausreichend beständig
sein, damit die weiteren Verfahrensschritte ohne Beschädigung
des Substrats durchgeführt werden können. Als erstes Substrat
eignet sich insbesondere ein Substrat aus Aluminiumoxid. Es ist
für praktisch alle Anwendungsfälle ausreichend beständig gegen
über hohen Temperaturen, mechanischen Beanspruchungen und che
mischen Reagenzien. Es weist einen ähnlichen Wärmeausdehnungs
koeffizienten auf wie die Formgedächtnislegierung TiNi; außerdem
haften metallische Schichten, insbesondere Schichten aus TiNi,
gut auf Aluminiumoxid.
Eine der Oberflächen eines solchen Substrats wird mit einer Op
ferschicht überzogen. Als Opferschicht eignet sich besonders
Gold, weil sich Gold selektiv gegenüber vielen anderen Metallen
und Metallegierungen mit Hilfe einer wäßrigen Ätzlösung aus Ka
liumjodid und Jod auflösen läßt. Die Opferschicht kann im Prin
zip mit beliebigen Verfahren aufgetragen werden. Vorzugsweise
wird die Opferschicht durch eine Maske aufgestäubt. Dieser Ver
fahrensschritt erspart ein nachträgliches naßchemisches Struktu
rieren der Opferschicht. Vorzugsweise wird eine aufgestäubte Op
ferschicht aus Gold bei erhöhten Temperaturen, etwa bei 800°C,
beispielsweise eine Stunde lang getempert. Dadurch wird die
amorph abgeschiedene Goldschicht rekristallisiert, wodurch das
Gold mit der Ätzlösung reproduzierbar zu entfernen ist. Bei
amorphen Goldschichten kann die Ätzlösung versagen. Auf die Tem
perung kann verzichtet werden, wenn entsprechende Aufstäubebedingun
gen gewählt werden.
Die Strukturierung der Opferschicht erfolgt in der Weise, daß
Randbereiche der Oberfläche des ersten Substrats freibleiben.
Die Opferschicht kann beispielsweise in der Mitte der Oberfläche
angeordnet werden, so daß rings um die Opferschicht Randbereiche
freibleiben. Es ist jedoch auch ausreichend, wenn zwei iso
lierte, vorzugsweise einander gegenüberliegende Randbereiche auf
der Oberfläche des Substrats freibleiben.
Auf der Oberfläche des Substrats wird nun mit den Methoden der
Mikrostrukturtechnik eine mikrostrukturierte Schicht aufgebaut.
Diese Schicht kann im Prinzip mit dem sogenannten LIGA-Verfahren
durch Auftragen eines Röntgenresists, Bestrahlen, selektives
Entfernen der bestrahlten Bereiche und anschließendes galvani
sches Auffüllen mit einem Metall hergestellt und strukturiert
werden, sofern für einen elektrisch leitenden Untergrund als Ka
thode gesorgt wird. Vorzugsweise wird jedoch eine Schicht ganz
flächig sowohl über die Opferschicht als auch über die Randbe
reiche aufgestäubt. Eine solche Schicht kann beispielsweise aus
der Formgedächtnislegierung TiNi bestehen. Eine TiNi-Schicht
soll anschließend bei erhöhter Temperatur, etwa bei 550°C bis
750°C, längere Zeit, z. B. etwa eine Stunde lang, getempert
werden; sie läßt sich anschließend durch elektrolytisches Photo
ätzen strukturieren. Hierzu wird die Schicht entweder durch ein
Tauch- oder ein Schleuderverfahren mit einem Lack überzogen und
der Lack über eine Maske belichtet, wonach die belichteten Teile
des Lacks chemisch selektiv entfernt werden. Die freigelegten
Bereiche der Schicht können dann chemisch abgeätzt werden.
Das Muster, mit dem die Schicht mikrostrukturiert wird, wird
entsprechend der gewünschten Funktionsschicht gewählt, wobei die
Mikrostrukturierung bei gleichzeitiger Herstellung mehrerer Bau
teile die einzelnen Funktionsschichten ergeben muß. Eine Mi
krostrukturierung ist auch dann erforderlich, wenn die Funkti
onsschicht des Bauteils mehrere Funktionen in sich vereinigen
soll. Wird nur ein einziges Bauteil mit einer Membran als Funk
tionsschicht hergestellt, braucht der Bereich der Schicht, der
die Funktionsschicht ergibt, nicht mikrostrukturiert werden.
Der zentrale Bereich der mikrostrukturierten Schicht, der später
die Funktionsschicht bildet, liegt unmittelbar über der Opfer
schicht. Er läßt sich deshalb später leicht vom Substrat lösen.
Die mikrostrukturierte Schicht besteht außerdem noch aus einem
peripheren Bereich, unter den sich die Opferschicht nicht er
streckt und der - abgesehen von gegebenenfalls notwendigen
Schichten zur Haftvermittlung - unmittelbar auf dem Substrat
aufliegt. Der periphere Bereich soll während des gesamten Her
stellungsverfahrens sicher auf dem Substrat haften.
Der zentrale und der periphere Bereich der mikrostrukturierten
Schicht sind über Stege miteinander verbunden. Die Zahl und die
Gestalt der Stege ist an sich von untergeordneter Bedeutung. Die
Stege sollen während des Herstellungsverfahrens den zentralen
und den peripheren Bereich der mikrostrukturierten Schicht si
cher miteinander verbinden, später jedoch eine Trennung der Be
reiche ermöglichen, indem die Stege zerbrochen werden. Im ein
fachsten Fall können stabförmige Stege, deren Zahl mindestens
der Zahl der Randbereiche entsprechen soll, vorgesehen werden.
Zumindest ein Teil der Stege soll über der Opferschicht angeord
net werden.
Die Opferschicht wird nun selektiv entfernt. Für Gold als Opfer
schicht eignet sich die bereits erwähnte Ätzlösung. Für Opfer
schichten aus einem anderen Material wird eine Ätzlösung einge
setzt, die zwar die Opferschicht, nicht aber die mikrostruktu
rierte Schicht und das Substrat angreift.
Danach wird der zentrale Bereich, der als Funktionsschicht die
nen soll, mit einem zweiten Substrat verbunden. Das zweite
Substrat kann aus einem Kunststoff bestehen, an den keine beson
deren Anforderungen hinsichtlich der thermischen oder chemischen
Beständigkeit zu stellen sind. Als zweites Substrat kann für
Funktionsschichten, die Membranen darstellen, beispielsweise ein
Gehäuse für die Membran verwendet werden. Das zweite Substrat
wird mit einer geeigneten Technik, beispielsweise Kleben, mit
dem zentralen Bereich der mikrostrukturierten Schicht verbunden.
An sich wäre es zwar möglich, die Opferschicht erst jetzt zu
entfernen. Der Nachteil eines solchen Vorgehens besteht jedoch
darin, daß in diesem Fall das zweite Substrat zwangsläufig mit
der Ätzlösung für die Opferschicht in Berührung kommt und da
durch Schaden nehmen könnte.
Der zentrale Bereich der mikrostrukturierten Schicht läßt sich
nun leicht durch Zerbrechen der Stege mitsamt dem damit verbun
denen zweiten Substrat isolieren.
Die Erfindung wird im folgenden anhand von Figuren und eines
Ausführungsbeispiels näher erläutert.
Fig. 1 zeigt verschiedene Zwischenschritte des Verfahrens;
Fig. 2 zeigt ein Bauteil in Explosionsdarstellung.
In Fig. 1 ist das Verfahren schematisch einschließlich verschie
dener Zwischenstadien dargestellt. Auf einem Substrat 1 aus Al2O3
mit den Abmessungen 58 × 29 × 0,6 mm3 wurde über eine Maske 3
eine Opferschicht 2 aus 300 nm dickem Gold aufgetragen, so daß
an drei Seiten des Substrates Randbereiche freiblieben (Schritt
a).
In Schritt b) wird eine NiTi-Schicht ganzflächig auf das
Substrat aufgestäubt, wobei ein zentraler Bereich der Schicht
über der Opferschicht 2 und ein peripherer Bereich der Schicht
über den Randbereichen liegen. Die NiTi-Schicht wird anschlie
ßend bei 550°C eine Stunde lang im Vakuum rekristallisiert.
Anschließend wird in Schritt. c) die NiTi-Schicht durch elektro
lytisches Photoätzen strukturiert. Dabei wird auf dieser Schicht
Lack entweder mit Hilfe eines Tauchverfahrens oder eines Schleu
derverfahrens aufgetragen. Der Lack wird dann in üblicher Weise
belichtet und entwickelt, wobei die belichteten Teile des Lackes
entfernt werden. Durch die damit geschaffene Lackmaske werden
die freigelegten Teile der NiTi-Schicht selektiv weggeätzt und
danach der Lack vollständig entfernt. Teil c) von Fig. 1 zeigt
diesen Zustand.
Im nun folgenden Schritt d) wird die Goldopferschicht 2 selektiv
herausgelöst. Damit erhält man einen freitragenden zentralen Be
reich der NiTi-Schicht, der über Haltestege mit dem unmittelbar
auf die Randbereiche aufgebrachten peripheren Bereiche der NiTi-
Schicht verbunden ist. Als Ätzmittel für Gold wurde eine wäßrige
Lösung aus 200 g/l Kaliumjodid und 100 g/l Jod verwendet.
Schließlich wird in Schritt e) als zweites Substrat ein Aktorge
häuse 5 mit dem zentralen Bereich der NiTi-Schicht verklebt. Das
Gehäuse 5 enthält bereits eine Polyimid-Membran (nicht darge
stellt), die mit Hilfe der Kapillarklebetechnik mit dem zentra
len Bereich der NiTi-Schicht verbunden wird. Dabei wird das Ge
häuse 5 auf den zentralen Bereich gelegt und dann der Klebstoff
dosiert von der Seite an den Klebespalt herangeführt. Er zieht
sich dann auf Grund von Kapillarkräften in den Klebespalt. Durch
die Klebstoffmenge kann die gewünschte Größe der Klebefläche
eingestellt werden.
Schließlich wird im Schritt f) das Gehäuse 5 mit dem zentralen
Bereich der NiTi-Schicht abgehoben. Hierzu werden zunächst die
Haltestege manuell aufgetrennt und das Gehäuse dann vom Substrat
1 entfernt. Bei entsprechend schwacher Auslegung der Haltestege
kann das manuelle Auftrennen entfallen, da hier beim Entfernen
des Gehäuses 5 die Stege von allein brechen und das Bauteil
freigeben.
Fig. 2 zeigt einen mit dieser Technik hergestellten Mikromem
branaktor, der für Mikropumpen oder Mikroventile eingesetzt wer
den kann. Der Mikromembranaktor besteht aus einem Verbund eines
Gehäuses 5 aus PMMA und einer Polyimid-Membran 6, auf die eine
NiTi-Mikrostruktur 7 aufgeklebt ist. Die Mikrostruktur ent
spricht dem strukturierten zentralen Bereich einer ganzflächig
auf ein Hilfssubstrat aufgebrachten mikrostrukturierten NiTi-
Schicht.
Claims (6)
1. Verfahren zur Herstellung eines Bauteils, das eine Funkti
onsschicht enthält, bei dem man
- a) eine Oberfläche eines ersten, mechanisch und/oder ther misch stabilen Substrats in der Weise mit einer Opfer schicht überzieht, daß Randbereiche der Oberfläche frei bleiben,
- b) auf den Randbereichen der Oberfläche und auf der Opfer
schicht mit den Methoden der Mikrostrukturtechnik eine
mikrostrukturierte Schicht in der Weise aufbaut, daß
- 1. ein zentraler Bereich der mikrostrukturierten Schicht über der Opferschicht angeordnet und entsprechend den Anforderungen an die Funktionsschicht gestaltet ist,
- 2. ein pheripherer Bereich der mikrostrukturierten Schicht über den Randbereichen der Oberfläche angeordnet ist
- 3. der zentrale Bereich mit dem peripheren Bereich über Stege verbunden ist,
- c) die Opferschicht selektiv entfernt,
- d) den zentralen Bereich als Funktionsschicht mit einem zweiten Substrat verbindet und
- e) zusammen mit dem zweiten Substrat durch Zerstören der Stege isoliert.
2. Verfahren nach Anspruch 1 mit einer mikrostrukturierten
Schicht bestehend aus einer Formgedächtnislegierung.
3. Verfahren nach Anspruch 1 mit einem ersten Substrat bestehend
aus Aluminiumoxid.
4. Verfahren nach Anspruch 1 mit einer Opferschicht aus Gold.
5. Verfahren nach Anspruch 4, bei dem die Opferschicht mit einer
wäßrigen Lösung aus Kaliumjodid und Jod selektiv aufgelöst
wird.
6. Verfahren nach Anspruch 1 mit einem zweiten Substrat beste
hend aus einem Kunststoff.
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