DE19722888A1 - Human-CD28 spezifische monoklonale Antikörper zur antigenunspezifischen Aktivierung von T-Lymphozyten - Google Patents
Human-CD28 spezifische monoklonale Antikörper zur antigenunspezifischen Aktivierung von T-LymphozytenInfo
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Description
Die Erfindung betrifft monoklonale Antikörper, welche für
Human-CD28 spezifisch sind und T-Lymphozyten ohne
Besetzung eines Antigenrezeptors der T-Lymphozyten und
somit antigenunspezifisch aktivieren, Hybridomzellen zur
Herstellung solcher Antikörper, ein Verfahren zur
Herstellung solcher Antikörper sowie Verwendungen solcher
Antikörper. - Als monoklonale Antikörper sind Antikörper
bezeichnet, die von Hybrid-Zellinien (sog. Hybridomen)
produziert werden, die durch Fusion einer Antikörper
produzierenden B-Zelle tierischer oder menschlicher
Herkunft mit einer geeigneten Myelom Tumorzelle entstanden
sind. Als CD28 wird ein auf T-Lymphozyten menschlicher und
tierischer Herkunft exprimiertes Zelloberflächenmolekül
bekannter Aminosäuresequenz bezeichnet, dem im Rahmen der
internationalen "Human Leukocyte Typing Workshops" das
Kürzel CD28 gegeben wurde. Mit Aktivierung von
T-Lymphozyten ist die Vermehrung der Stoffwechselak
tivität, Vergrößerung des Zellvolumens, Synthese
immunologisch wichtiger Moleküle und Eintritt in die
Zellteilung (Proliferation) von T-Lymphozyten auf einen
äußeren Reiz hin gemeint. Beispielsweise werden diese
Vorgänge durch Besetzung des CD28-Moleküls auf T-Zellen
durch besondere CD28-spezifische monoklonale Antikörper
ausgelöst. Die Aktivierung von T-Lymphozyten mit den
beschriebenen Begleiterscheinungen ist Teil der
physiologischen Immunreaktion, kann dort aber in
pathologischen Situationen außer Kontrolle geraten
(lymphoproliferative Erkrankungen), oder unzureichend sein
(Immundefizienz).
Zum Verständnis der Erfindung ist zunächst folgender
technologischer Hintergrund wichtig. Die Aktivierung
ruhender T-Zellen zur Proliferation und funktionellen
Differenzierung erfordert zunächst die Besetzung zweier
Oberflächenstrukturen, sogenannter Rezeptoren: 1. des
Antigenrezeptors, der von Zelle zu Zelle eine
unterschiedliche Spezifität besitzt und für die Erkennung
von Antigenen, z. B. viralen Spaltprodukten, notwendig
ist; sowie des auf allen ruhenden T-Zellen gleichermaßen
exprimierten CD28 Moleküls, welches natürlicherweise an
Liganden auf der Oberfläche anderer Zellen des
Immunsystems bindet. Man spricht von der "Kostimulation"
der antigenspezifischen Immunreaktion durch CD28. In
Zellkultur können diese Vorgänge nachgestellt werden durch
Besetzung des Antigenrezeptors sowie des CD28-Moleküls mit
geeigneten monoklonalen Antikörpern. Im klassischen System
der Kostimulation führt weder die Besetzung des
Antigenrezeptors noch die des CD28-Moleküls allein zur
T-Zellproliferation, die Besetzung beider Rezeptoren ist
jedoch effektiv. Diese Beobachtung wurde an T-Zellen des
Menschen, der Maus und der Ratte gemacht.
Monoklonale Antikörper der eingangs genannten Art sind
bekannt. Eine "direkte", d. h. von der Besetzung des
Antigenrezeptors unabhängige Aktivierung ruhender
T-Lymphozyten durch CD28-spezifische monoklonale
Antikörper, wurde in folgenden Systemen beobachtet: in der
Literaturstelle Brinkmann et al., J. Immunology, 1996,
156: 4100-4106 wurde gezeigt, daß ein sehr kleiner Anteil
(5%) menschlicher T-Lymphozyten, die den für ruhende
T-Lymphozyten typischen Oberflächenmarker CD45 RO tragen,
durch den "klassischen" CD28-spezifischen monoklonalen
Antikörper 9.3 bei Zusatz des Wachstumsfaktors
Interleukin-2 (IL-2) ohne Besetzung des Antigenrezeptors
aktiviert wird. In der Arbeit von Siefken et al., Cellular
Immunology, 1997, 176: 59-65, wurde gezeigt, daß ein auf
konventionellem Wege, d. h. durch Immunisierung von Mäusen
mit menschlichen T-Zellen, hergestellter CD28-spezifischer
monoklonaler Antikörper in Zellkultur eine Untergruppe
menschlicher T-Zellen ohne Besetzung des Antigenrezeptors
zur Proliferation aktivieren kann, wenn CD28 durch diesen
monoklonalen Antikörper besetzt wird und die zellgebunden
en monoklonale Antikörpermoleküle zusätzlich durch weitere
Antikörper miteinander vernetzt werden. In beiden Fällen
sind die beschriebenen Antikörper zunächst grundsätzlich
nicht zum Einsatz in der Humanmedizin geeignet, da es sich
um Maus Antikörper handelt. Weiterhin ist beiden
beschriebenen Antikörpern gemeinsam, daß nur ein sehr
kleiner Anteil der T-Zellen "direkt" aktivierbar ist.
In der Arbeit von Tacke et al., Eur. J. Immunol., 1997,
27: 239-247 wurden zwei Arten von CD28-spezifischen
monoklonalen Antikörpern mit unterschiedlichen
funktionellen Eigenschaften beschrieben: "klassische
Antikörper", die die Aktivierung ruhender T-Zellen nur bei
gleichzeitiger Besetzung des Antigenrezeptors
kostimulieren; und "direkte", die ohne Besetzung des
Antigenrezeptors T-Lymphozyten aller Klassen in vitro und
im Versuchstier zur Proliferation aktivieren können. Beide
insofern bekannte monoklonale Antikörper rühren aus einer
Immunisierung mit Zellen, auf denen Ratten-CD28 exprimiert
ist und sind durch auf ihre jeweiligen beschriebenen
Eigenschaften gerichtete unterschiedlichen Selektionen
erhältlich. Ferner wird in dieser Literaturstelle gezeigt,
daß CD28-spezifische monoklonale Antikörper, die den
direkt aktivierenden Effekt besitzen, viel langsamer als
klassische CD28-spezifische monoklonale Antikörper an
T-Lymphozyten binden; die Bindung an eine
Mausfibroblasten-Zellinie (L-929), an deren Oberfläche
das CD28-Molekül künstlich durch Transfektion exprimiert
wird, erfolgt jedoch für klassische und "direkt"
stimulierende CD28-spezifische monoklonale Antikörper mit
der gleichen Geschwindigkeit. Daraus wird gefolgert, daß
die insofern bekannten "direkt" stimulierenden
CD28-spezifischen monoklonalen Antikörper eine aktive Form
des CD28-Moleküls erkennen, deren Vorliegen auf ruhenden
T-Zellen durch einen bisher unbekannten Mechanismus
unterdrückt wird, die aber bei Expression des Moleküls in
nicht-T Tumorzellinien zugänglich ist. Die insofern
bekannten monoklonalen Antikörper sind jedoch einerseits
gegen Ratten-CD28 spezifisch und andererseits Maus-
Antikörper. Sie eignen sich daher aus beiden Gründen nicht
für therapeutische Zwecke beim Menschen.
Gegenüber dem Stand der Technik gemäß der beiden
erstgenannten Literaturstellen liegt der Erfindung das
technische Problem zugrunde, "direkte" Human-CD28
spezifische monoklonale Antikörper zur Verfügung zu
stellen, die zum einen auch humanverträglich sind und die
zum anderen Human-T-Zellen in breitem Umfang zu aktivieren
vermögen.
Zur Lösung dieses technischen Problems lehrt die Erfindung
humanverträgliche monoklonale Antikörper, welche für
Human-CD28 spezifisch sind und Human-T-Lymphozyten mehre
rer bis aller Untergruppen ohne Besetzung eines Antigen
rezeptors der Human-T-Lymphozyten und somit antigenun
spezifisch aktivieren, vorzugsweise mit humanen konstanten
Komponenten. - Konstante Komponenten eines Antikörpers
sind Bereiche, die nicht für die Antigenerkennung bedeut
sam sind, im Gegensatz zu den variablen Bereichen, die die
Antigenspezifität eines Antikörpers definieren. Konstante
Komponenten unterscheiden sich jedoch bei Antikörpern ver
schiedener Arten und folglich auch Tieren und Menschen.
Die konstanten Bereiche eines Antikörpers müssen jenen von
Antikörpern eines Organismus entsprechen, der mit den An
tikörpern behandelt werden soll, um verträglich zu sein.
Erfindungsgemäße monoklonalen Antikörper sind daher einer
seits humanverträglich, sei es per se oder durch Humani
sierung und können andererseits zur Behandlung verschied
ener Krankheiten, die auf zu geringer T-Lymphozyten-
Aktivität beruhen, dienen, da die Antikörper gegen
Human-CD28 spezifisch sind und da die Aktivierung der
T-Lymphozyten umfassend ist.
Unter die Erfindung fallen selbstverständlich verschieden
ste Derivate von monoklonalen Antikörpern, sofern die
beanspruchten Merkmale erfüllt sind. Unter Derivaten von
monoklonalen Antikörpern sind Modifikationen des monoklon
alen Antikörpers zu verstehen, die durch übliche bio
chemische oder gentechnische Manipulationen erzeugt
wurden. Dies ist beispielsweise gegeben mit der Humani
sierung eines monoklonale Antikörpers der Maus durch par
tiellen Ersatz struktureller (konstanter) Komponenten des
Maus-Antikörpers durch solche eines menschlichen.
Im einzelnen sind erfindungsgemäße monoklonale Antikörper
erhältlich durch: A) Herstellung von zur Produktion von
monoklonalen Human-CD28 spezifischen Tier-Antikörpern
befähigten Hybridomzellen im Wege einer Immunisierung mit
nicht-T-Tumorzellinien, auf welchen Human-CD28 exprimiert
ist, B) ggf. Humanisierung der aus Hybridomzellen gemäß
Stufe A erhältlichen monoklonalen Tier-Antikörper durch
biochemischen oder gentechnologischen Austausch konstanter
Komponenten der Tierantikörper gegen analoge konstante
Komponenten eines menschlichen Antikörpers bzw. Austausch
den Komponenten entsprechender Gene der Hybridomzellen, C)
Sezernierung der Antikörper in Hybridomzell-Kulturen und
Isolierung der Antikörper daraus oder Produktion der An
tikörper durch Injektion der Hybridomzellen in Tiere,
beispielsweise Mäuse, und Isolierung der Antikörper aus
der Körperflüssigkeit der Tiere. - Der Kern der Erfindung
besteht gegenüber den nächstliegenden Literaturstellen
Brinkmann et al., J. Immunology, 1996, 156: 4100-4106, und
Siefken et al., Cellular Immunology, 1997, 176: 59-65,
demnach in der Erkenntnis, daß eine "direkte" Aktivierung
praktisch aller T-Lymphozyten dann erreichbar ist, wenn
die monoklonalen Antikörper durch Immunisierung mit nicht-
T Tumorzellen, auf welchen Human-CD28 exprimiert ist, er
halten sind, anstelle einer Immunisierung mit
T-Zellinien. Denn so können monoklonale Antikörper erhalten
werden, die nicht nur gegen Human-CD28 spezifisch sind,
sondern auch eine "direkte" Aktivierung in beachtlichem
Umfang bewirken. Im einzelnen weisen erfindungsgemäße
monoklonale Antikörper Spezifität für Determinanten des
menschlichen CD28-Moleküls auf, die auf dem natürlicher
weise exprimierten CD28-Molekül schwer zugänglich sind und
deren Besetzung durch die neuartigen monoklonale Antikör
per zur Aktivierung der T-Zellen führt. Unter einer Deter
minante ist der Bereich eines Moleküls zu verstehen, der
durch die Bindungsspezifität eines oder mehrerer Antikör
per definiert wird.
Die grundsätzliche Vorgehensweise bei der Herstellung von
Hybridomzellen, bei der Humanisierung sowie bei der
Produktion der monoklonalen Antikörper aus (humanisierten)
Hybridomzellen ist dem Fachmann gut vertraut und braucht
hier nicht näher erläutert zu werden. Grundsätzlich sind
alle insbesondere für die Herstellung der Hybridomzellen
üblichen, bekannten und frei verfügbaren Zellinien ein
setzbar. Zur Herstellung der monoklonalen Antikörper kommt
grundsätzlich neben der folgend beschriebenen Vorgehen
sweise die dem Fachmann im Detail gut geläufige rekombi
nante Expression in Frage.
Im einzelnen ist es bevorzugt, wenn die zur Produktion von
monoklonalen Human-CD28 spezifischen Tier-Antikörper
befähigten Hybridomzellen erhältlich sind durch a) Schaf
fung eines Plasmids mittels Insertion von Human-CD28 cDNA
in den pHβAPr-1-neo Vector nach Excision des SalI-HindIII
Fragments und Herstellung von Protoplasten aus Escherichia
coli (MC1061), welche das Plasmid tragen, b) Fusionierung
der Protoplasten mit Maus A20J und/oder L929 Tumorzellen
mittels Polyethylenglykol, c) Kultivierung der in Stufe b
erhaltenen transfektierten Zellen, d) Screenen der trans
fektierten Maus A20J und/oder L929 Zellen auf die Expres
sion von Human CD28 und Selektion von Human-CD28
exprimierenden Maus A20J und/oder L929 Zellen, e) Immunis
ierung von BALB/c Mäusen mit den Human-CD28 exprimierenden
Maus A20J und/oder L929 Zellen (beispielsweise durch In
jektionen 6 × i.p. und anschließend 1 × i.v.), f) Entnahme
von Milzzellen der so immunisierten Mäuse und Fusionierung
der Milzzellen mit ("nonproducer"-, d. h. keine Antikörper
produzierenden) Zellen der Zellinie X63-Ag 8.653 mittels
Polyethylenglykol, g) Selektierung der so erhaltenen Hy
bridomzellen mit der Maßgabe, daß im Überstand selek
tierter Hybridomzellen Antikörper enthalten sind, die an
Human CD28 exprimierende Maus A20J und/oder L929 Zellen
binden und h) Kultivierung/Subclonierung der in Stufe g
erhaltenen selektierten Hybridomzellen. Anstelle der
Stufen a) bis d) können selbstverständlich aber auch an
dere dem Fachmann geläufige Expressionssysteme eingesetzt
werden. Human-CD28 cDNA ist frei erhältlich von Dr. A
Aruffo und Dr. B. Seed, die die Sequenz und auch folgende
Literaturstelle veröffentlicht haben: Aruffo, A., and
Seed, B, 1987, "Molecular cloning of a CD28 cDNA by a high
efficiency COS cell expression system", Proc. Natl. Acad.
Sci. USA, 84: 8573. Dieser Literaturstelle ist daher im
einzelnen die Herstellung der Human-CD28 cDNA entnehmbar.
Darüberhinaus kann unschwer jeder Fachmann mit Hilfe der
in der Genbank deponierten Sequenz und der Polymeraseket
tenreaktion sehr einfach und schnell einen Human-CD28 cDNA
Klon herstellen. Der pHβAPr-1-neo Vector ist frei
erhältlich von den Autoren der Literaturstelle Gunning,
P, et al., 1987, "A human β-actin expression vector system
directs high-level accumulation of antisense transcripts",
Proc. Natl. Acad. Sci. USA, 84: 4831. "neo" steht dabei für
Neomycin-Resistenz. Die Stufe c) wird daher in Anwesenheit
von Neomycin durchgeführt. Die vorstehend angesprochenen
Zellinien und/oder Mikroorganismen sind frei verfügbar
und käuflich erwerbbar bei der American Type Culture Col
lection (ATCC). Bezüglich Escherichia coli (MC1061) wird
ergänzend auf die Literaturstelle Meissner, P.S., et al.,
1987, "Bacteriophage gamma cloning system for the con
struction of directional cDNA libraries", Proc. Natl.
Acad. Sci. USA, 84 : 4171, verwiesen.
Gegenstand der Erfindung sind demnach auch gemäß Patentan
spruch 4 Hybridomzellen sowie ein Verfahren zur Herstel
lung von erfindungsgemäßen Antikörpern gemäß der
Patentansprüche 5 und 6.
Von eigenständiger Bedeutung ist aber im Rahmen der Er
findung die Verwendung von erfindungsgemäßen monoklonalen
Antikörpern zur Herstellung von Arzneimitteln, insbeson
dere zur Behandlung von Erkrankungen mit pathologisch
erniedrigten CD4-T-Zellzahlen, wie AIDS oder bei Stamm
zelltransplantation nach Chemotherapie von leukämischen
Erkrankungen, zur Potenzierung und/oder qualitativen Be
einflussung von Immunreaktionen bei Schutzimpfungen
und/oder zur Beeinflussung der Qualität der
T-Zellreaktion, insbesondere zur Beeinflussung der Produk
tion verschiedener Effektormoleküle, beispielsweise Zy
tokine, bei beispielsweise Autoimmunerkrankungen. Die
galenische Herrichtung der Arzneimittel für die ver
schiedenen Verabreichungsformen ist dem Fachmann gut
bekannt und braucht hier nicht näher erläutert zu werden.
Als Qualität der T-Zellreaktion ist insbesondere die Pro
duktion bestimmter Zytokinmuster zu verstehen, die z. B.
pro- oder anti-inflammatorisch wirksam sein können oder
selektiv zur Produktion bestimmter Immunglobulinklassen in
B-Lymphozyten führen können (klassische Beispiele für ver
schiedene Qualitäten der T-Zellreaktion sind die funk
tionellen TH1 und TH2 Phänotypen, wie in Beispiel 3
beschrieben).
Im folgenden wird die Erfindung anhand von Ausführungsbei
spielen näher erläutert. In diesen Ausführungsbeispielen
werden insbesondere Screeningverfahren im einzelnen
präsentiert, mit welchen erfindungsgemäße monoklonale An
tikörper bzw. zugrundeliegende Hybridomzellen selektiert
werden können. Die Screeningverfahren werden dabei aus
Gründen der Einfachheit und zur Demonstration der Veri
fizierbarkeit an Tiermodellen beschrieben, weshalb mit an
sich bekannten monoklonalen Antikörpern (JJ 316), welche
aus einer Immunisierung mit Ratten-CD28 exprimierenden
Zellen herrühren, gearbeitet wird, die aufgrund der Tier
modelle im Gegensatz zu erfindungsgemäßen Antikörpern
Maus-anti-Ratte Antikörper sind und folglich spezifisch
gegen Ratten-CD28 sind. Entsprechende Screeningverfahren
lassen sich jedoch für erfindungsgemäße monoklonale An
tikörper ohne weiteres durch Austausch der Ratten-CD28
exprimierenden Immunisierungszellen gegen Human-CD28 ex
primierende nicht-T-Zellen und ggf. durch Humanisierung
auf übliche Weise und auf ganz analogem Wege durchführen.
Aus den folgenden Beispielen werden auch erfindungsgemäße
therapeutische Einsatzmöglichkeiten deutlich.
Die dargestellten Experimente wurden im Tiermodell der
Ratte durchgeführt, wobei als Beispiel für einen "klas
sischen" CD28-spezifischen Antikörper der monoklonale An
tikörper JJ319 und als Beispiel für einen "direkt"
aktivierenden der monoklonale Antikörper JJ316 eingesetzt
wird. Beide Antikörper sind frei verfügbar und käuflich
erwerbbar von der Firma Pharmingen, San Diego, USA. JJ319
und JJ316 Antikörper sind im übrigen erhältlich gemäß der
Literaturstelle M. Tacke et al., Immunology, 1995, 154:
5121-5127, auf welche hiermit ausdrücklich Bezug genommen
wird, auch im Hinblick auf übliche Details der Herstellung
von Hybridomzellen und monoklonalen Antikörpern.
Fig. 1 zeigt die proliferative Antwort ungetrennter
Lymphknotenzellen der Ratte auf den "direkt"
stimulierenden CD28-spezifischen monoklonalen Antikörper
(JJ316) und das Ausbleiben einer solchen Antwort bei
Einsatz eines "klassischen" CD28-spezifischen
monoklonalen Antikörpers (JJ319). Die Zellen wurden zwei
Tage lang in 0,2 ml Medium (RPMI 1640, erhältlich von
GIBCO/BRL, enthaltend 5% FCS [fetal calf serum]) in An-
oder Abwesenheit der angegebenen Zusätze bei einer Dichte
von 1 Mio. Zellen pro ml im begasten Brutschrank
kultiviert. Die Zellteilungsaktivität wurde durch den
Einbau radioaktiv markierten Thymidins (1 µCi/Ansatz für
16 Std., 1Ci = 37GBq, Bestimmung mit β-Detektor) bestimmt.
Im Gegensatz zu veröffentlichten Resultaten (Siefken et
al., Cellular Immunology, 1997, 176: 59-65) zeigt dieses
Ergebnis, daß es für die T-Zell-Aktivierung durch direkt
aktivierende CD28-spezifische monoklonale Antikörper nicht
notwendig ist, diese artifiziell durch einen zweiten
Antikörper miteinander zu vernetzen. Vielmehr reicht die
Anwesenheit von nicht-T-Zellen aus lymphoiden Organen,
nämlich von B-Lymphozyten und sogenannten akzessorischen
Zellen, um eine direkte Aktivierung durch löslich
zugegebene CD28-spezifische monoklonale Antikörper zu
ermöglichen. Wahrscheinlich geschieht dies durch Bindung
der monoklonale Antikörper an sogenannte Fc-Rezeptoren
dieser nicht-T-Zellen. Dieses Ergebnis ist eine wichtige
Voraussetzung für den therapeutischen Einsatz "direkt"
stimulierender CD28-spezifischer monoklonale Antikörper,
in dem eine artifizielle Vernetzung mit anti-Immunglobulin
Antikörpern im Gesamtorganismus nicht praktikabel ist.
"Direkt" aktivierende CD28-spezifische monoklonale
Antikörper führen zu einer Erhöhung der CD4 T-Zellzahl im
intakten Organismus. Fig. 2 zeigt dies für Lymphknoten der
Ratte, die am Tag 0 1 mg des "direkt" stimulierenden
CD28-spezifischen monoklonale Antikörpers (JJ316) oder des
"klassischen" CD28-spezifischen monoklonalen Antikörpers
(JJ319) erhalten hatten. Mit erfindungsgemäßen direkt
aktivierenden monoklonalen Antikörpern mit Spezifität für
Human-CD28, und deren Fähigkeit, die Vermehrung von
T-Lymphozyten zu stimulieren, werden ganz analoge Effekte
erreicht. Dies kann dann insbesondere in Situationen
Anwendung finden, in denen der Anteil von CD4 T-Zellen
pathologisch erniedrigt ist und dem Normalniveau wieder
angenähert werden soll. Solche Situationen sind
insbesondere im Krankheitsbild von AIDS und nach
Chemotherapie und Knochenmarkstransplantation gegeben. Im
vorliegenden Beispiel ist die CD4 T-Zellzahl nur
vorübergehend erhöht; das liegt daran, daß gesunde Tiere
mit normalen CD4 T-Zellzahlen behandelt wurden. Die
aufgrund der Proliferationsstimulierung "überschüssigen"
Zellen werden durch homöostatische Mechanismen abgebaut.
Direkt aktivierende CD28-spezifische monoklonale
Antikörper sind therapeutisch einsetzbar, z. B. zur
Verhinderung einer inflammatorischen Autoimmunreaktion.
Fig. 3 zeigt ein Experiment zur sogenannten Adjuvans
Arthritis in der Ratte, einem Modellsystem für bestimmte
Formen der rheumatoiden Arthritis beim Menschen. "Paw
volume increase" gibt die Zunahme des Volumens der Pfoten
an. "Days" steht für Tage. "Healthy"-Datenpunkte geben
Werte für gesunde Tiere an. Zur Isotyp-Kontrolle wurde ein
monoklonaler Antikörper der gleichen Immunglobulinklasse
mit Spezifität für ein irrelevantes menschliches
Zelloberflächenmolekül verwendet. AA steht für Adjuvans
Arthritis. PBS steht für "phosphate buffered saline".
W3/25 steht für einen monoklonalen Antikörper mit
Spezifität für das CD4 Molekül der Ratte. Die Adjuvans
Arthritis wird durch sogenannte TH1-Zellen vermittelt.
TH1-Zellen entstehen aus ruhenden CD4 T-Zellen im Verlauf
der Aktivierung unter dem Einfluß bestimmter löslicher
Faktoren des Immunsystems, sogenannter Zytokine. Die
Gegenspieler der TH1-Zellen sind die anti-inflammatorisch
wirkenden TH2-Zellen, deren Entstehung durch andere
Zytokine gesteuert wird. Bei dem in Fig. 3 und 4 gezeigten
Versuch wurde die Entstehung der Adjuvans Arthritis,
abgelesen an der Gelenkschwellung (Fig. 3) und dem
arthritischen Index (Fig. 4) nach Immunisierung mit
Mykobakterien in Adjuvans, durch den "direkt"
aktivierenden CD28-spezifischen monoklonale Antikörper
JJ316 fast vollständig unterdrückt. Der "klassische"
CD28-spezifische monoklonale Antikörper (JJ319) hatte den
gegenteiligen Effekt, d. h. er verschlechterte das
Krankheitsbild. Daraus ist erkennbar, auch zur Anwendung
beim Menschen, daß durch die Applikation konventioneller
bzw. erfindungsgemäßer "direkt" stimulierender
CD28-spezifischer monoklonaler Antikörper die
Immunreaktion beeinflußt werden kann, hier im Sinne einer
"Immundeviation" zu TH1 bzw. TH2. Mit anderen Worten
ausgedrückt, können erfindungsgemäße monoklonale
Antikörper, aber auch "klassische" monoklonale Antikörper,
die für Human-CD28 spezifisch sind (und/oder durch
Immunisierung mit T-Zellen erhältlich sind) eine
Immunmodulation bewirken. Ein solcher Einsatzzweck
"klassischer" monoklonaler Antikörper ist ebenfalls nicht
bekannt.
Daher betrifft die Erfindung schließlich auch die
Verwendung von gegen Human-CD28 spezifischen monoklonalen
Antikörpern (erhältlich nach vorstehenden grundsätzlichen
Verfahrensweisen, bei Immunisierung mit Human-CD28
exprimierenden T-Zellinien oder nicht-T-Zellinien) zur
Herstellung von Arzneimitteln zur Modulation von
Immunreaktionen, und zwar Immunsupression (beispielsweise
mit Human-CD28 Analogen zu JJ319) oder Immunverstärkung
(beispielsweise mit Human-CD28 Analogen zu JJ316).
Claims (10)
1. Humanverträgliche monoklonale Antikörper, welche für
Human-CD28 spezifisch sind und Human-T-Lymphozyten
mehrerer bis aller Untergruppen ohne Besetzung eines
Antigenrezeptors der Human-T-Lymphozyten und somit an
tigenunspezifisch aktivieren.
2. Monoklonale Antikörper nach Anspruch 1, die erhältlich
sind durch
- A) Herstellung von zur Produktion von monoklonalen Human-CD28 spezifischen Tier-Antikörpern befähigten Hybridomzellen im Wege einer Immu nisierung mit nicht-T-Tumorzellinien, auf welchen Human-CD28 exprimiert ist,
- B) ggf. Humanisierung der aus Hybridomzellen gemäß Stufe A erhältlichen monoklonalen Tier- Antikörper durch biochemischen oder gentech nologischen Austausch konstanter Komponenten der Tierantikörper gegen analoge konstante Kom ponenten eines menschlichen Antikörpers bzw. Austausch den Komponenten entsprechender Gene der Hybridomzellen,
- C) Sezernierung der monoklonalen Antikörper in Hybridomzell-Kulturen und Isolierung der monok lonalen Antikörper daraus oder Produktion der monoklonalen Antikörper durch Injektion der Hybridomzellen in Tiere, beispielsweise Mäuse, und Isolierung der monoklonalen Antikörper aus der Körperflüssigkeit der Tiere.
3. Monoklonale Antikörper nach Anspruch 1 oder 2, wobei
die zur Produktion von monoklonalen Human-CD28 spezi
fischen Tier-Antikörpern befähigten Hybridomzellen
erhältlich sind durch
- a) Schaffung eines Plasmids mittels Insertion von Human-CD28 cDNA in den pHβAPr-1-neo Vector nach Excision des SalI-HindIII Fragments und Her stellung von Protoplasten aus Escherichia coli (MC1061), welche das Plasmid tragen,
- b) Fusionierung der Protoplasten mit Maus A20J und/oder L929 Tumorzellen mittels Polyethylenglykol,
- c) Kultivierung der in Stufe b erhaltenen trans fektierten Zellen,
- d) Screenen der transfektierten Maus A20J und/oder L929 Zellen auf die Expression von Human-CD28 und Selektion von Human-CD28 exprimierenden Maus A20J und/oder L929 Zellen,
- e) Immunisierung von BALB/c Mäusen mit den Human- CD28 exprimierenden Maus A20J und/oder L929 Zellen,
- f) Entnahme von Milzzellen der so immunisierten Mäuse und Fusionierung der Milzzellen mit Zel len der Zellinie X63-Ag 8.653 mittels Polyethylenglykol,
- g) Selektierung der so erhaltenen Hybridomzellen mit der Maßgabe, daß im Überstand selektierter Hybridomzellen Antikörper enthalten sind, die an Human-CD28 exprimierende Maus A20J und/oder L929 Zellen binden und
- h) Kultivierung/Subclonierung der in Stufe g er haltenen selektierten Hybridomzellen.
4. Hybridomzellen zur Herstellung von monoklonalen An
tikörper nach einem der Ansprüche 1 bis 3, die durch
folgende Verfahrensschritte erhältlich sind:
- a) Schaffung eines Plasmids mittels Insertion von Human-CD28 cDNA in den pHβAPr-1-neo Vector nach Excision des SalI-HindIII Fragments und Her stellung von Protoplasten aus Escherichia coli (MC1061), welche das Plasmid tragen,
- b) Fusionierung der Protoplasten mit Maus A20J und/oder L929 Tumorzellen mittels Polyethylenglykol,
- c) Kultivierung der in Stufe b erhaltenen trans fektierten Zellen,
- d) Screenen der transfektierten Maus A20J und/oder L929 Zellen auf die Expression von Human-CD28 und Selektion von Human-CD28 exprimierenden Maus A20J und/oder L929 Zellen,
- e) Immunisierung von BALB/c Mäusen mit den Human- CD28 exprimierenden Maus A20J und/oder L929 Zellen,
- f) Entnahme von Milzzellen der so immunisierten Mäuse und Fusionierung der Milzzellen mit Zel len der Zellinie X63-Ag 8.653 mittels Polyeth ylenglykol und
- g) Selektierung der so erhaltenen Hybridomzellen mit der Maßgabe, daß im Überstand selektierter Hybridomzellen Antikörper enthalten sind, die an Human-CD28 exprimierende Maus A20J und/oder L929 binden.
5. Verfahren zur Herstellung von monoklonalen Antikörpern
nach einem der Ansprüche 1 bis 3 mit folgenden
Verfahrenstufen:
- A) Herstellung von zur Produktion von monoklonalen Human-CD28 spezifischen Tier-Antikörpern befähigten Hybridomzellen im Wege einer Immu nisierung mit nicht-T-Tumorzellinien, auf welchen Human-CD28 exprimiert ist,
- B) ggf. Humanisierung der aus Hybridomzellen gemäß Stufe A erhältlichen monoklonalen Tier- Antikörper durch biochemischen oder gentech nologischen Austausch konstanter Komponenten der Tierantikörper gegen analoge konstante Kom ponenten eines menschlichen Antikörpers bzw. Austausch den Komponenten entsprechender Gene der Hybridomzellen,
- C) Sezernierung der monoklonalen Antikörper in Hybridomzellen-Kulturen und Isolierung der monoklonalen Antikörper daraus oder Produktion der monoklonalen Antikörper durch Injektion der Hybridomzellen in Tiere, beispielsweise Mäuse, und Isolierung der monoklonalen Antikörper aus der Körperflüssigkeit der Tiere.
6. Verfahren nach Anspruch 5, wobei die zur Produktion von
monoklonalen Human-CD28 spezifischen Tier-Antikörper
befähigten Hybridomzellen in folgenden Verfahrensstufen
hergestellt werden:
- a) Schaffung eines Plasmids mittels Insertion von Human-CD28 cDNA in den pHβAPr-1-neo Vector nach Excision des SalI-HindIII Fragments und Herstellung von Protoplasten aus Escherichia coli (MC1061), welche das Plasmid tragen,
- b) Fusionierung der Protoplasten mit Maus A20J und/oder L929 Tumorzellen mittels Polyethylenglykol,
- c) Kultivierung der in Stufe b erhaltenen trans fektierten Zellen,
- d) Screenen der transfektierten Maus A20J und/oder L929 Zellen auf die Expression von Human-CD28 und Selektion von Human-CD28 exprimierenden Maus A20J und/oder L929 Zellen,
- e) Immunisierung von BALB/c Mäusen mit den Human- CD28 exprimierenden Maus A20J und/oder L929 Zellen,
- f) Entnahme von Milzzellen der so immunisierten Mäuse und Fusionierung der Milzzellen mit Zel len der Zellinie X63-Ag 8.653 mittels Polyeth ylenglykol und
- g) Selektierung der so erhaltenen Hybridomzellen mit der Maßgabe, daß im Überstand selektierter Hybridomzellen Antikörper enthalten sind, die an Human-CD28 exprimierende Maus A20J und/oder L929 Zellen binden.
7. Verwendung von monoklonalen Antikörpern nach einem der
Ansprüche 1 bis 3 zur Herstellung eines Arzneimittels
zur therapeutischen Behandlung des menschlichen
Körpers.
8. Verwendung nach Anspruch 7 zur Herstellung eines Arz
neimittels zur Behandlung von Erkrankungen mit
pathologisch erniedrigten CD4-T-Zellzahlen, insbeson
dere AIDS oder nach Stammzelltransplantation nach Che
motherapie von leukämischen Erkrankungen.
9. Verwendung nach Anspruch 7 zur Herstellung eines Arz
neimittels zur Potenzierung und/oder qualitativen Be
einflussung von Immunreaktionen bei Schutzimpfungen.
10. Verwendung nach Anspruch 7 zur Herstellung eines Arz
neimittels zur Beeinflussung der Qualität der
T-Zellreaktion, insbesondere zur Beeinflussung der Pro
duktion verschiedener Effektormoleküle, beispielsweise
Zytokine, bei beispielsweise Autoimmunerkrankungen.
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