Die vorliegende Erfindung betrifft eine Lamellenbremse der im Oberbegriff des
Patentanspruchs 1 beschriebenen Gattung.
Bekannte Lamellenbremsen umfassen, z. B. als Bremssystem an einer Welle, einen
Bremskolben, der über eine Druckfeder mit linearer Kennlinie gegen eine Reibungsbremse
angestellt wird. Die Reibungsbremse solcher bekannten Systeme besteht beispielsweise aus
Bremslamellen, die längsverschieblich, aber drehfest im Bremsengehäuse gesichert sind,
sowie aus zwischen den Bremslamellen liegenden Bremsscheiben, welche wiederum an einer
abzubremsenden Welle drehfest längsverschieblich angeordnet sind. Durch das
Aufeinanderschieben von Bremslamellen und Bremsscheiben, welches über den Bremskolben
durch die Kraft der Druckfeder bewirkt wird, reiben die Scheiben und Lamellen aneinander
und bewirken damit die Bremswirkung.
Solche Bremsen sind von der Konstruktionsphilosophie her so angesteuert, daß mittels eines
flüssigen oder gasförmigen Mediums ein Druck auf den Bremskolben ausgeübt wird, welcher
diesen vom Bremsscheiben-Lamellenpaket weg in die Richtung drückt, in der die
Anstellfeder weiter zusammengestaucht wird. Je mehr Druck ausgeübt wird, desto geringer
ist also die Vorwärtsbewegung des Kolbens in Richtung des Lamellenpakets und umso
geringer ist auch die Bremswirkung. Ist die Bremse drucklos, so kann die Feder den
Bremskolben voll auf die Reibungsbremse aufdrücken und die größte Bremswirkung, d. h.
das größte Bremsmoment entsteht.
Die Druckausübung auf den Kolben mittels des Steuermediums wird gewöhnlich durch einen
Ringraum herbeigeführt, der dadurch geschaffen wird, daß der Kolben einen Absatz erhält,
wobei der Kolbenabschnitt, der näher an der Reibungsbremse liegt, einen geringeren
Durchmesser aufweist. Die am Kolbenaußendurchmesser anliegende Gehäusewandung hat
im Bereich dieses Kolbenabsatzes in der gelösten Stellung der Bremse in Richtung der
Reibungsbremse noch über einen gewissen Weg den größten Durchmesser des Kolbens und
schließt sich erst nach dieser gewissen Länge mit einer senkrechten Verjüngung wieder an
den geringeren Außendurchmesser des Kolbens an. Hierdurch entsteht ein Ringraum, in
welchen über eine abgedichtete Öffnung das ansteuernde Druckmedium eingeführt werden
kann. Der Druck dieses Mediums wirkt am Kolben in axialer Richtung nur auf die radiale
Fläche des Absatzes, kann den Kolben damit mit einer Längskraft beaufschlagen und seine
axiale Stellung ändern. Wenn der Überdruck im Ringraum eine größere Kraft auf die radiale
Fläche hervorruft als die Federkraft der Anstellfeder, wird die Bremse gelöst; im
umgekehrten Fall entsteht eine Bremswirkung durch die Federkraft.
Naturgemäß müssen auf beiden Seiten des Ringraums zwischen der Kolbenaußenwandung
und der Gehäuseinnenwandung Ringdichtungen angesetzt werden, damit das Druckmedium
nicht entlang des Spaltes zwischen Kolben und Gehäuse entweichen kann.
Diese bekannten Systeme weisen eine Reihe von Nachteilen auf. Aufgrund der verwendeten
Anstellfeder mit linearer Federkennlinie entsteht ein linearer Zusammenhang zwischen
Bremsdruck und aufgebrachtem Bremsmoment. Schon wegen dieses linearen
Zusammenhangs ist im Bereich geringer Bremswirkungen, also hoher Bremsdrücke eine
relativ große Änderung der Bremswirkung mit dem Bremsdruck zu beobachten. Die Bremse
ist in diesem Bereich, also gerade im Bereich geringer Bremswirkung, wo eine gute
Abstufbarkeit vonnöten ist, kaum in kleinen graduellen Stufen zu betätigen.
Dieses Problem wird noch dadurch verstärkt, daß die besprochenen Dichtungen eine
Hysterese bei der Bewegung des Bremskolbens hervorrufen, dessen Bewegung also wegen
der Reibung der Dichtungen an der Kolbenwand behindern. Gerade im unteren
Bremsmomentbereich beeinflußt dies die Abstufbarkeit sehr ungünstig. Wenn die
Reibungskraft der Dichtung größer ist als die Kraft zur Aufbringung der Bremsmomente,
bedeutet dies, daß kleine Bremsmomente nicht mehr regulierbar sind.
Weiterhin würde die Kühlung der Lamellen mit Hydrauliköl nicht zu dem angestrebten
idealen stick-slip-freien Bremsverhalten führen. Dieses nicht ideale Bremsverhalten tritt dann
nicht auf, wenn beispielsweise ATF-Öle in der ganzen Hydraulikanlage eingesetzt werden.
Diese sind jedoch für eine solche Anwendung zu teuer.
Ein weiteres Problem der bekannten Bremsen liegt in der problematischen Demontage der
Bremsbeläge und darin, daß sich die Lamellen im Leerlauf, also ohne Bremswirkung, durch
Reibung erhitzen. Um dieses Problem zu lösen, wird der Einsatz von Federringen oder
Sinuslamellen erforderlich; außerdem entstehen durch die Leerlaufreibung bedingt ein hoher
Momentenaufbau sowie stark von der Drehzahl her schwankende Momente wegen der
Flüssigkeitsreibung.
Aus der DE 36 26 188 C2 ist eine Bremsvorrichtung nach dem Oberbegriff des
Patentanspruchs 1 bekannt. Auch diese Bremse zeigt den oben beschriebenen linearen
Bremskennlinienverlauf mit den entsprechenden Nachteilen. Eine Scheibenbremse mit einem
zusammengesetzten Bremskolben ist aus der DE 44 18 701 A1 bekannt. Zur Überwindung
des Luftspiels zwischen dem Reibbelag und der Bremsscheibe wird ein Kolben mittels einer
elastischen Membran indirekt mit Bremsflüssigkeit beaufschlagt. Die elastische Membran
kann hier jedoch selbst keine Bremswirkung erzeugen; die Bremskennlinie verläuft im
wesentlichen linear mit dem Bremsdruck, so daß auch hier die oben angeführten Nachteile
auftreten.
Es ist die Aufgabe der vorliegenden Erfindung, eine Lamellenbremse vorzuschlagen, die die
oben genannten Nachteile nicht mehr aufweist. Insbesondere soll eine im unteren
Drehzahlbereich gut abstufbare, d. h. gut einregelbare Bremse geschaffen werden.
Diese Aufgabe wird durch eine Lamellenbremse gelöst, die die im kennzeichnenden Teil des
Patentanspruchs 1 definierten Merkmale aufweist.
Ein großer Vorteil der erfindungsgemäßen Lamellenbremse liegt in der Entkopplung des
Bremsdruck ausübenden Teiles der Bremskolbeneinheit, nämlich des Anstellkolbens, von
dem mit dem Druckmedium angesteuerten Steuerkolben. Da die Ansteuereinrichtung direkt
lediglich den Druck im Ringraum auf den Steuerkolben regelt, werden Behinderungen der
Bewegung des Steuerkolbens, wie sie durch die Ausgestaltung der Ansteuerungseinrichtung
entstehen, beispielsweise die Reibung zwischen den Dichtungen und der Außenwandung des
Steuerkolbens, nicht mehr unmittelbar auf den Teil wirken, der die Bremse betätigt, hier der
über ein federndes Element entkoppelte Anstellkolben. Die durch die Dichtungsreibung
hervorgerufene Hysterese oder jedwede anderen Beeinträchtigungen des Laufes des
Steuerkolbens, die gerade im unteren Bremsbereich stark zur negativen Wirkung kommen,
können damit weitgehend ausgeschaltet werden, und die Bremswirkung wird in diesem
Bereich besser abstufbar und regulierbar.
Wie später noch genau erläutert wird, kann dieser Vorteil in Verbindung mit der Auswahl
geeigneter Federeinrichtungen eine im wesentlich logarithmisch verlaufende
Drehmomentkennlinie (über den Bremsdruck) erzeugen, welche eine hervorragende
Abstufbarkeit im unteren Bremsmomentbereich garantiert.
Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung ist die Lamellenbremse mit
eigener Ölkühlung bzw. -schmierung versehen, wobei die Bremslamellen und die
Bremsscheiben durch Verschiebung des Anstellkolbens beim Bremsvorgang
gegeneinandergedrückt werden und durch Reibung die Bremswirkung erzielen.
Vorteilhafterweise ist bei einer solchen Ausführungsform die Höhenlage der Bremslamellen
beim Lösen der Bremse durch eine Positionierungsvorrichtung festlegbar. Diese kann
insbesondere aus an den Bremslamellen angeordneten Distanzstiften mit Absetzungen oder
aus für jede Lamelle vorgesehen Einfräsungen mit bestimmter Tiefe bestehen.
Bei der oben genannten Ausgestaltung der Lamellenbremse werden die Lamellen im gelösten
Zustand der Bremse durch die Distanzstifte oder mittels der Einfräsungen in einer
bestimmten Höhe festgelegt, so daß ein definierter Ölspalt zwischen den Lamellen und den
Bremsscheiben entsteht. Das Leerlaufmoment kann dadurch stark verringert werden.
Bei einer erfindungsgemäßen Ausführungsform der Bremse weist der Anstellkolben einen
rohrförmigen Abschnitt, der die abzubremsende Welle umgibt, sowie einen im wesentlichen
tellerartigen Fortsatz an einem Ende des rohrförmigen Abschnittes auf, wobei der
Steuerkolben seinerseits den Anstellkolben umgibt und zwischen dessen rohrförmigem
Abschnitt und der Gehäusewand der Bremse geführt wird. Bei einer solchen Konstruktion
kann der Steuerkolben einen Ringraum zwischen seiner Außenwandung und der
Gehäuseinnenwand ausbilden, wobei diesem Ringraum, der beidseitig zwischen Steuerkolben
und Gehäuse abgedichtet ist, von außen durch eine Gehäuseöffnung ein Druckmedium
zugeführt wird, das auf eine radiale Ringfläche des Steuerkolbens eine Kraft in der Weise
ausübt, daß der Steuerkolben axial verschoben wird.
Mit der oben genannten Konstruktion wird nunmehr nach konstruktiven Einzelheiten der
Schritt von einer herkömmlichen Bremse mit einem einzigen Kolben zur erfindungsgemäßen
Lösung vollzogen. Da hierbei erfindungsgemäß die Möglichkeit besteht, das federnde
Element, insbesondere eine Druckfeder, zwischen dem tellerartigen Fortsatz des
Anstellkolbens und dem bremsseitigen Teil des Steuerkolbens anzuordnen, schafft die oben
beschriebene Konstruktionsweise für das Bremssystem eine erfindungsgemäß entkoppelte
Kolbeneinheit mit zwei Kolben mit den schon erwähnten Vorteilen. Weiterhin vorteilhaft
wirkt sich aus, daß mit der beschriebenen Ausgestaltung die Möglichkeit besteht, ein vom
Druckmedium der Ansteuerungseinrichtung getrenntes Ölkühlungs bzw. -Schmiersystem zur
Verfügung zu stellen, d. h., die Lamellenkühlung besitzt einen eigenen Ölkreislauf. Dieser
Ölkreislauf weist gegenüber den herkömmlichen Anordnungen, bei denen Kühlung und
Druckhydraulik in einem System zusammengefaßt sind, ein relativ geringes Volumen auf.
Deswegen kann hier ein hochwertiges ATF-Öl im Ölhaushalt für die Lamellen eingesetzt
werden, ohne daß der Betrieb zu stark verteuert wird. Die Lamellen laufen im wesentlichen
stick-slip-frei.
Gemäß einer besonders vorteilhaften Ausführungsform der Bremse nach der vorliegenden
Erfindung sind alle Federmittel und federnden Elemente, welche insbesondere Druckfedern
sein können, bezüglich ihrer Federkennlinien und ihrer Kombination untereinander so
ausgestaltet, daß das Gesamtbremsmoment des Bremssystems als Funktion des Bremsdrucks
einem logarithmischen Verlauf folgt, und insbesondere im Bereich geringer Bremswirkung
einen flachen Verlauf zeigt.
Eine solchermaßen verlaufende Bremsmoment/Bremsdruck-Kennlinie wirkt sich dahingehend
aus, daß das Bremsmoment sich gerade im niedrigen Bremsmomentbereich selbst mit
größeren Bremsdruckänderungen nur wenig verändert. Im Gegensatz zur relativ starken
Veränderung für herkömmliche lineare Kennlinien ist es deshalb erfindungsgemäß möglich,
auch leichte Bremsungen wirksam abzustufen und genau zu regulieren. Gerade in diesem
Bereich des geringen Bremsmoments ist eine solche erfindungsgemäß mögliche Abstufung
von großer Wichtigkeit. Zusammen mit der schon oben angesprochenen Ausschaltung der
Hysterese durch die Dichtungsreibung über die Entkopplung der beiden Kolben kann also
die Auswahl und Kombination von Federeinrichtungen mit geeigneten Kennlinien eine
hervorragende Ansteuerbarkeit der Bremse auch im niedrigen Bremsmomentbereich
bewirken.
Vorteilhafterweise sind alle Federmittel und federnden Elemente der Bremse bezüglich ihrer
Kraftwirkung so angeordnet, daß eine symmetrische Bremswirkung auf die Reibungsbremse
entsteht, insbesondere deren gemeinsamer Kraftangriffspunkt in der Mitte der Kolben bleibt,
um die Reibung in den Kolbenführungen zu minimieren.
Zusätzlich zu den schon beschriebenen Federmitteln und federnden Elementen können an der
der Reibungsbremse abgewandten Stirnseite des Steuerkolbens zusätzliche Federmittel mit
linearer Kennlinie angesetzt sein, die den Steuerkolben ebenfalls in Richtung der
Reibungsbremse anstellen. Eine solche Ausgestaltung kommt deshalb zum Einsatz, um ohne
Bremsdruck ein definiertes Bremsmoment zu haben.
In weiterer Ausgestaltung der erfindungsgemäßen Bremse weist sie eine
Verriegelungseinrichtung für den gelösten Zustand der Bremse auf, die am Anstellkolben
angreift und sich gegen einen stationären Teil des Bremssystems, vorzugsweise am Gehäuse
abstützt. Sie kann insbesondere von außen ein- und ausdrehbar sein und gestattet in der
verriegelten Stellung ein Öffnen der Reibungsbremse und eine schnelle Demontage der
Bremslamellen.
Die Erfindung wird im weiteren anhand von Zeichnungen für ein Ausführungsbeispiel einer
Bremse näher erläutert. Es zeigen:
Fig. 1 einen Längschnitt durch eine erfindungsgemäße Bremse;
Fig. 2 ein lineares Bremsmoment/Bremsdruck-Diagramm mit Kennlinien für die ideale, die
erfindungsgemäße und die herkömmliche Bremssystemausgestaltung;
Fig. 3 das Diagramm aus Fig. 2 als logarithmisches Diagramm;
Fig. 4 eine Federkennlinie für die Druckfedern für den Steuerkolben;
Fig. 5 eine Federkennlinie für die Druckfedern zwischen den Bremskolben;
Fig. 6 ein lineares Diagramm für den Bremsmoment/Bremsdruck-Verlauf mit
eingezeichneter erster Ableitung; und
Fig. 7 das Diagramm aus Fig. 6 mit logarithmisch unterteilter Bremsmomentachse.
Der Längsschnitt in Fig. 1 zeigt eine erfindungsgemäße Bremse als Lamellenbremse. Diese
ist insgesamt in einem Gehäuse 1 untergebracht. Gebremst werden soll die Welle 2, die im
oberen Antriebsbereich beispielsweise mit einem Motor verbunden sein kann, während sich
an ihrer Unterseite ein Getriebeeingriff befindet. Die Reibungsbremse selbst, die am oberen
Abschnitt der Welle angeordnet ist, ist im gezeigten Beispiel eine Lamellenbremse. Deren
Bremsscheiben 14 sind drehfest auf eine Verzahnung im oberen Bereich der Welle aufgesetzt
und können sich auf dieser längs verschieben.
Die Lamellenbremse selbst ist nur auf der rechten Seite des Längsschnitts in Fig. 1 gezeigt.
Auf dieser Seite ist die Bremse in einem gelösten Zustand dargestellt. In einer
Innenverzahnung des Gehäuses 1 sind die Bremslamellen 13 längsverschieblich aber
gegenüber dem Gehäuse drehfest eingesetzt, und zwar in der Weise, daß eine Bremsscheibe
14 immer zwischen ein bzw. mehreren zugeordneten Bremslamellen 13 zu liegen kommt.
An dieser Stelle soll auf eine Besonderheit des dargestellten erfindungsgemäßen
Bremssystems eingegangen werden. An geeigneten Stellen sind im Gehäuse Distanzstifte 15
für die Bremslamellen 13 eingebracht. Sie sind rechts in ihrer Montage-Höhenposition
heraus gezeichnet und dienen dazu, die Lamellen bei gelöster Bremse in einer bestimmten
Höhenlage zu halten und somit im Leerlauf, also bei gelöster Bremse, einer definierten Spalt
zwischen den Lamellen 13 und den Bremsscheiben 14 zu schaffen. Dieser definierte Spalt
sorgt dafür, daß zwischen den Bremslamellen 13 und den Bremsscheiben 14 im Leerlauf
keine direkte Reibung mehr stattfindet, sondern lediglich eine gewisse Flüssigkeitsreibung
vorhanden ist, die von dem Öl herruht, das sich zur Kühlung zwischen Bremsscheiben 14
und Lamellen 13 befindet.
Wie im herausgezeichneten Teil dargestellt, weisen die Stifte zum Halten der unteren
Lamellen Absetzungen auf (siehe die vier linken Stifte), während die Lamellen 13 oben in
der Reibungsbremse auf abgesetzten Stirnflächen der Stifte gehalten werden (siehe die drei
rechten Stifte 15). Durch den Einsatz dieser Distanzstifte 15 kann das Problem der
Eigenerwärmung gelöst werden; auch entsteht ein niedriges Leerlaufmoment.
Im unteren Teil des Gehäuses 1 ist die Kolbeneinheit der Bremse angeordnet. Grundsätzlich
ist hierzu festzustellen, daß die Kolbeneinheit linksseitig voll ausgeschoben und rechtsseitig
im gelösten Zustand der Bremse dargestellt ist. Die weitere Ausgestaltung der
Bremse wird anhand des rechten Halbschnittes erläutert.
Die Kolbeneinheit besteht im wesentlichen aus dem Anstellkolben 4, der mit seinem
rohrförmigen Abschnitt 4a die Welle 2 umgibt und mit seinem im wesentlichen tellerförmig
ausgestalteten Fortsatz 4b stirnseitig auf dem Lamellenpaket 13 anliegt, sowie aus dem
Steuerkolben 3, der wiederum den Anstellkolben 4 umgibt und an seiner Außenwand im
Gehäuse 1 gelagert ist. Drei Druckfedern 16, 5, 6 bewirken zusammenwirkend die
Anstellung der kombinierten Kolbeneinheit 3, 4 gegen das Lamellenpaket 13. Zunächst sind
an einem unteren Gehäuseteil abgestützt die Druckfedern 5, 16 in eine Aussparung des
Steuerkolbens 3 eingesetzt; sie drücken diesen durch ihre Federkraft nach oben in Richtung
der Lamellenbremse. Auf der oberen Stirnseite des Steuerkolbens 3 ist wiederum in einer
Aussparung die Druckfeder 6 eingelegt, welche mit ihrer Druckkraft, abgestützt am
Steuerkolben 3, auf die Unterseite des tellerartigen Fortsatzes 4b des Anstellkolbens 4 wirkt,
der diese Kraft an der Stirnseite des Fortsatzes 4b auf das Lamellenpaket 13 überträgt.
Der Steuerkolben 3 wird zwischen der Außenwandung des Anstellkolbens 4a und der
Innenwand des Gehäuses 1 geführt. Etwa in seinem mittleren Bereich weist er einen Absatz
auf, der eine radiale Ringfläche 8 am Kolben ausbildet, die im ebenfalls dadurch
ausgeformten Ringraum 7 liegt. Der Ringraum 7 ist mittels einer Bohrung 9 durch die Wand
des Gehäuses 1 von außen mit einem Druckmedium versorgbar, welches in diesem Fall ein
Hydrauliköl ist. Oberhalb und unterhalb des Ringraumes 7 ist die Fläche zwischen der
Außenwandung des Steuerkolbens 3 und der Innenwandung des Gehäuses 1 durch in Nuten
im Gehäuse 1 verlaufende Dichtungen gegen Leckage des Hydrauliköls abgedichtet.
Oberhalb des Ringsraums 7 und der Bohrung 9 weist das Gehäuse 1 eine weitere Bohrung
auf, in der ein ein- und ausdrehbarer Verriegelungsbolzen 12 eingesteckt ist. Dieser
Verriegelungsbolzen 12 weist an seinem linken vorderen Ende eine Verriegelungsspitze auf,
die im Leerlaufzustand, also bei vollständig gelöster Bremse, in eine Ausnehmung des
tellerartigen Fortsatzes 4b des Anstellkolbens 4 eingreifen kann. In der dargestellten
verriegelten Stellung wird die Aufwärtsbewegung des Anstellkolbens 4 durch den
Verriegelungsbolzen 12 blockiert, so daß auch bei völliger Druckentlastung des Ringsraums
7 keine Kraft auf die Bremslamellen 13 wirkt. Das Gehäuse 1 kann in dieser verriegelten
Stellung beispielsweise zum Auswechseln der Bremslamellen 13 geöffnet werden.
Die Funktionsweise der in Fig. 1 dargestellten Bremse ist die folgende:
Um die Bremse in Betrieb zu nehmen, muß der Ringraum 7 mit einem Druckmedium,
beispielsweie Hydrauliköl, beaufschlagt werden, so daß über die an der Fläche 8 auftretende
Druckkraft die Federn 5, 16 vollständig zusammengedrückt werden und der Steuerkolben
3 unten am Gehäuseteil zum Anstoß kommt. In dieser Stellung wird der Anstellkolben durch
einen Sicherungsring in die untere Position gezogen, und die Lamellen werden vollständig
entlastet. In diesem Zustand kann der Verriegelungsbolzen entfernt und durch eine
Abdichtung ersetzt werden.
Wenn der Bereich der Reibungsbremse mit einem ATF-Öl versorgt worden ist, ist die
Bremse funktionsbereit.
In der gelösten Stellung steht der Ringraum, wie oben erwähnt, unter seiner größten
Druckbeaufschlagung. Soll nun die rotierende Welle 2 abgebremst werden, so wird der
Druck im Ringraum 9 über geeignete Freischaltventile abgesenkt. Die vollständig
vorgespannten Federn 5, 16 werden entlastet und schieben den Steuerkolben etwas nach
oben. Mit dieser Bewegung wird die Feder 6 an der oberen Stirnseite des Steuerkolbens
zwischen diesem und der Unterseite des Fortsatzes 4b zusammengedrückt und zwar in dem
Moment, wenn dieser an seiner oberen Stirnfläche mit den Bremslamellen in Kontakt
kommt.
Bei fortschreitender Druckentlastung und Aufwärtsbewegung des Steuerkolbens 3 erfolgt eine
immer größere Stauchung der Feder 6 und somit eine immer höhere Kraftausübung vom
Anstellkolben 4 auf das Lamellenpaket 14. Die Lamellen 13 kommen mit den Bremsscheiben
14 in Reibkontakt und bewirken so das Abbremsen der Drehbewegung der Welle 2.
Soll die Bremswirkung verringert werden, muß der Druck im Ringraum wieder erhöht
werden, und es findet die umgekehrte obige Sequenz statt. Die Feder 5 wird wieder stärker
durch die Abwärtsbewegung des Steuerkolbens 3 zusammengestaucht, die Feder 6 wird
entlastet, und der Druck des tellerartigen Fortsatzes 4b an seiner oberen Stirnseite auf die
Lamellen 13 läßt nach, so daß auch das Bremsmoment geringer wird.
Die dargestellte Bremse weist eine Entkopplung des Anstellkolbens vom Steuerkolben 3 über
die Feder 6 auf. Lediglich der Kolben 3 muß über die Dichtungen 10 und 11 und den
Ringraum 7 herum abgedichtet werden, so daß auch nur dieser Steuerkolben 3 die
Behinderung seiner Bewegung durch die Reibung an den Dichtungen erfährt. Durch die
Federkopplung wird diese Reibung und deren negative Auswirkungen bezüglich der
Abstufbarkeit bei kleinen Bremsmomenten kaum oder nur sehr gedämpft auf den
Anstellkolben 4 übertragen. Schon diese Entkopplungswirkung trägt dazu bei, daß auch im
Bereich mit geringer Bremswirkung die Bremsregulierung verbessert wird.
Auf der linken Seite des Halbschnittes ist eine zusätzliche Feder 16 an der Unterseite des
Steuerkolbens 3 angebracht. Diese kann als Feder mit linearer Kennlinie ausgeführt sein und
bewirkt bei einem Bremsdruck von im wesentlichen 0 bar ein definiertes Bremsmoment.
Alle Federn, die bei der Bremse in Umfangsrichtung verteilt sind, sind bezüglich ihrer
Federwirkungen und Anordnungen so ausgewählt, daß ihre Gesamtkraft in Richtung der
Wellenachse wirkt, um die Führung der einzelnen Bauteile nicht zu erschweren oder diese
nicht während des Betriebs zu beschädigen.
Eine große Rolle für eine gute Abstufbarkeit und Feinregulierung der Bremswirkung im
Betrieb mit geringem Bremsmoment spielt die Auswahl der Federn bezüglich ihrer
Federkennlinie, was speziell für die Federn 5, 6, von denen jeweils mehrere vorhanden sind,
gilt.
Eine geeignete Kombination der Federn 5, 6 und eine geeignete Auswahl dieser Federn
bezüglich ihrer Federkraftkennlinie läßt hier eine nahezu optimale charakteristische
Bremsmoment/Bremsdruck-Kennlinie entstehen, die im wesentlichen logarithmisch verläuft.
In Fig. 2 ist in einem Diagramm mit linearer Abteilung der Achsen ein solcher
Bremsmoment/Bremsdruckverlauf dargestellt. Der theoretische ideale Verlauf ist durch die
Linie A angezeigt. Die Linie, die mit B angedeutet ist, zeigt den Kolbenverlauf für eine
erfindungsgemäße Bremse, während die mit C bezeichnete Linie den Verlauf für eine
herkömmliche Bremse mit Federn mit linearer Federkennlinie aufzeigt.
Interessant ist hier besonders der Bereich niedriger Bremsmomente, also der Bereich bis
etwa 20.000 Nmm. In diesem Bereich muß die Bremse gut einregelbar sein. Es wird
ersichtlich, daß beim herkömmlichen linearen Verlauf C die Bremswirkung mit einer
Druckherabsetzung relativ schnell ansteigt. Bei einer Entlastung von 9 bar auf 4 bar wird
etwa ein Bremsmoment von 70.000 Nmm erzeugt. Die Bremse wirkt ruckartig.
Beim idealen Verlauf A und beim Verlauf B der erfindungsgemäßen Bremse ist dies nicht
der Fall. Die Bremswirkung steigt logarithmisch nur langsam an, wenn eine Druckentlastung
stattfindet, wobei die ideale Linie A bis zum Entlastungsbereich von etwa 4,5 bar noch mit
der realen Linie B zusammenfällt. Es erfolgt also bei einer größeren Druckentlastung nur
jeweils eine geringe Anfangssteigerung der Bremswirkung, und die Bremse wird im Bereich
niedriger Bremsmomente gut einstellbar und abstufbar.
In der Fig. 3 ist der vorher aufgezeigte Sachverhalt nochmals dargestellt. Im Unterschied
zur Fig. 2 ist die Achse, die das Bremsmoment beschreibt, nunmehr
logarithmisch unterteilt. Hierdurch wird der ideale Verlauf A zu einer Geraden, während
der durch die erfindungsgemäße Bremse erreichbare Verlauf B dieser Idealform zumindest
annähernd folgt. Ersichtlich wird wieder die große Abweichung des herkömmlichen Verlaufs
C von der Idealen und die damit verbundene ruckartige Bremswirkung auch im Bereich
geringer Druckentlastungen.
Die Fig. 4 und 5 zeigen Federkennlinien, wie sie ingesamt durch alle Federn 5 bzw. 6
entstehen. Die zur Erreichung einer guten Abstufung im Bereich mit geringer
Bremswirkung auszuwählenden Federn 5 und 6 sollten Federkennlinien aufweisen, wie sie
in diesen Fig. 4 und 5 dargestellt sind. Die Gesamtfederwirkung, die sich aus der
Zusammenwirkung aller Federn ergibt, zeigt dann eine erfindungsgemäße logarithmische
Kennlinie (siehe Kennlinie B in den Fig. 1 und 2).
In der Fig. 6 ist in Kombination der Bremsmomentverlauf für eine erfindungsgemäße
Bremse sowie dessen erste Ableitung, die eine Bewertung der Abstufbarkeit ermöglicht, über
den Bremsdruck dargestellt. Das Bremsmoment zeigt wieder den schon bekannten
logarithmischen Verlauf B mit guter Abstufbarkeit im Bereich kleiner Bremsmomente. Die
erste Ableitung dieser Funktion, die ebenfalls einen logarithmischen Verlauf B' aufweist
ist ebenfalls dargestellt. Die Stufenbildung entsteht durch den Eingriff der einzelnen Federn
im System. Der Verlauf B', der die Änderung des Bremsmoments darstellt, ist über den
Bereich hoher Drücke, also niedriger Bremsmomente, sehr kleinen Werten zugeordnet, die
Änderung ist also gering, und eine gute Regulierbarkeit ist gegeben.
Die Fig. 7 zeigt diesen Sachverhalt nochmals in einem Diagramm mit logarithmischer
vertikaler Achse. Auch hier verläuft der Graph der ersten Ableitung A', sieht man von den
durch den Eingriff der einzelnen Federn bewirkten Stufen ab, im wesentlichen linear und
deutet so auf eine gute Abstufung im Bereich kleiner und hoher Bremsdrücke hin.
Die erfindungsgemäße Bremse findet ihr Einsatzgebiet insbesondere bei dem Abbremsen von
stark unterschiedlichen Massenträgheitsmomenten, wie sie z. B. in Krananlagen mit variabler
Ausladung vorkommen. Dies gilt insbesondere für Mobilkrane, wobei der Oberwagen mit
dem Drehtisch und dem Ausleger drehbar auf dem Unterwagen gelagert ist und das
beschriebene System ein feinfühliges Positionieren der Last ermöglicht.