DE19615063C1 - Verfahren zur Rückgewinnung von Stickstoff bei der biologischen Aufbereitung von Gülle und Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens - Google Patents
Verfahren zur Rückgewinnung von Stickstoff bei der biologischen Aufbereitung von Gülle und Vorrichtung zur Durchführung des VerfahrensInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Rückgewinnung von
Stickstoff bei der biologischen Aufbereitung von Gülle und
anderen organischen Reststoffen in bekannten Aufbereitungs
anlagen und eine dazu geeignete Vorrichtung zur Durchführung
des Verfahrens.
Die in großen landwirtschaftlichen Betrieben anfallenden
Güllemengen verursachen grundsätzlich eine Reihe von
Folgeproblemen, die sich aus den Stickstoffbelastungen der
Böden und des Grundwassers, dem Defizit an landwirtschaft
licher Nutzfläche im Verhältnis zum Tierbestand und den daraus
resultierenden enormen Lagerkapazitäten ergeben.
Aus der Literatur sind eine Vielzahl von Verfahren und
Ausrüstungen zur Behandlung von Gülle und belasteten Abwässern
bekannt, wovon ein großer Teil bisher umgesetzter Modelle mit
zu hohem technischen Aufwand realisiert wurde. So sind
Verfahren auf dem Markt oder in Erprobung, die mit enormen
Aufwand an Grundmitteln und Energie Lösungen anstreben, die
aufgrund der damit verbundenen Investitions- und
Betreibungskosten von der Landwirtschaft nicht angenommen
werden können.
So werden in der Fachliteratur Verfahren empfohlen, die den
rückgewonnenen Stickstoff durch den Einsatz kostenaufwendiger
Chemikalien in Form von Ammoniumsalzen, beispielweise
Ammoniumsulfat und -phosphat, binden. Es sind aber auch
zahlreiche Möglichkeiten ohne Verwendung von Fremdchemikalien
bekannt.
Rautenbach, R. u. a. beschreiben in "Korrespondenz Abwasser"; 41
(1994), S. 576-584 ein Verfahren zum Ammoniakrecycling aus dem
Prozeßwasser der Schlammentwässerung, bei dem bis zu 30% des
abzubauenden Stickstoffs in Form von Ammonium als Prozeßwasser
den Kläranlagenzulauf belastet, so daß es in einem separaten
Verfahren ausgeschleust wird. Diese Ausschleusung erfolgt durch
Austreiben mittels Gas (Strippung), wodurch einerseits die
Ammoniakelimination mittels Strippgas und andererseits die
Regenerierung des Strippgases und Überführung des NH₃ in einen
wiederverwertbaren Stoffstrom erfolgt. Je nach
Verfahrensführung sind hierbei Hilfsstoffe, wie Natronlauge,
Schwefelsäure sowie Luft und/oder Dampf erforderlich.
In DE 43 41 713 und DE 37 37 747 werden Verfahren zur
Aufbereitung von Gülle beschrieben, bei denen Ammoniak aus der
unfermentierten Substanz mittels Vakuumdestillation bzw.
Kalkeinsatz abgetrieben wird, wobei keine optimale
Stickstoffrückgewinnung erreichbar ist.
In DE 42 43 918 und DE 38 23 950 werden Verfahren zur
Aufbereitung von Gülle beschrieben, bei denen fermentierter
Gülle, vorzugsweise mittels Dampf- und Luftstrippen, Ammoniak
entzogen und als ein Gemisch von Ammoniumkarbonaten kondensiert
wird, wobei das für die Landwirtschaft hochwertige
Ammoniumhydrogenkarbonat nicht gezielt entstehen kann.
Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, durch ein
neuartiges Strippverfahren (Turboprinzip), die Kosten für die
Stickstoffaustreibung zu minimieren und die gezielte
Herstellung einer vorwiegend aus Ammoniumhydrogenkarbonat
bestehenden Düngemittellösung zu erreichen.
Gleichzeitig soll eine Vorrichtung zur Durchführung des
Verfahrens entwickelt werden, die nach dem Turboprinzip eine
maximale Rückgewinnung von Stickstoff realisiert und sich
innerhalb bestehender Aufbereitungsanlagen zuschalten läßt.
Diese Aufgabe wird nach den verfahrenstechnischen Merkmalen des
Hauptanspruchs sowie in den konstruktiven Merkmalen des Neben
anspruchs gelöst.
Eine weitere vorteilhafte Ausgestaltung der Erfindung ist im
Unteranspruch 2 gekennzeichnet.
Die Rückgewinnung von Stickstoff bei der biologischen
Aufbereitung von Gülle erfolgt erfindungsgemäß dadurch, daß die
fermentierte Gülle in einer Füllkörper-Strippkolonne mittels
vorgewärmter Strippluft von Ammoniak befreit. Dabei wird die
Strippluft in einem inneren Kreislauf nach ihrem Austritt aus
der Strippkolonne in diese an deren unteren Ende direkt wieder
eingeführt und in einem äußeren Kreislauf nach Austritt aus der
Strippkolonne über einen Dephlegmator in einen Gasreaktor
geleitet, in dem sie mit Verbrennungsgas aus einem
Blockheizkraftwerk unter Bildung von Ammoniumsalzen kontaktiert
und dann über einen Kondensator, und nach Abtrennung des
Kondensats mit den darin gelösten Ammoniumverbindungen in einer
Vorlage wieder in den unteren Teil der Strippkolonne
eingeleitet. Dabei wird zwischen innerem Kreislauf und äußerem
Kreislauf ein Gasverhältnis von 4 : 1 eingestellt und das mit
Ammoniumsalzen beladene Kondensat aus der Vorlage zur Bildung
von Ammoniumhydrogencarbonat in einem Reaktionsbehälter mit Verbrennungsgasen
aus dem Blockheizkraftwerk umgesetzt.
Die mit Ammoniak beladene Strippluft reagiert im Gasreaktor mit
den zugeführten Verbrennungsgasen des Blockheizkraftwerkes zu
einem Gemisch von Ammoniumkarbonat, -hydrogenkarbonat und
-karbamat nach folgenden Gleichungen:
CO₂ + 2NH₃ + H₂O → (NH₄)₂CO₃ Karbonat
(NH₄)₂CO₃ + CO₂ + H₂O → 2NH₄HCO₃ Hydrogenkarbonat
2NH₃ + CO₂ → NH₄CO₂NH₂ Karbamat
(NH₄)₂CO₃ + CO₂ + H₂O → 2NH₄HCO₃ Hydrogenkarbonat
2NH₃ + CO₂ → NH₄CO₂NH₂ Karbamat
In einer vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung wird durch
Veränderung des Rücklaufverhältnisses am Dephlegmator und durch
unterschiedliche Zuführmengen von Verbrennungsgasen aus dem
Blockheizkraftwerk eine maximale Ammoniumhydrogenkarbonat-
Konzentration von 15% eingestellt.
Die in der zugehörigen Zeichnung dargestellte Vorrichtung zur
Durchführung des Verfahrens besteht aus der Strippkolonne 1,
als eine mit Glasfasern bestückte Füllkörperkolonne, der eine
Auffangwanne 2 für die gestrippte Gülle zugeordnet ist. Im
oberen Bereich der Strippkolonne 1 ist ein Dephlegmator 3,
diesem ein Gasreaktor 4 und dem ein Kondensator 5
nachgeschaltet. Der Kondensator 5 ist über eine Vorlage 6 mit
dem unteren Bereich der Strippkolonne 1 und mit einem
Reaktionsbehälter 7 verbunden. Gasreaktor 4 und
Reaktionsbehälter 7 weisen jeweils Verbindungsleitungen,
einschließlich der zugehörigen Regelungs- und Absperrarmaturen,
zu einem Blockheizkraftwerk 8 auf.
Die Vorteile des erfindungsgemäßen Verfahrens bestehen darin,
daß durch die Kreislaufführung der Strippgase nach dem
Turboprinzip eine optimale Anreicherung von Ammoniak in der
Strippluft und damit ein größerer Strippeffekt und eine
Verringerung der Kolonnengröße erreichbar ist und daß durch die
erst nachträgliche Reaktion der Strippluft mit CO₂ im
Gasreaktor und die nachfolgende Umsetzung im Reaktionsbehalter
gezielt eine vorwiegend aus Ammoniumhydrogenkarbonat bestehende
hochwertige Düngemittellösung herstellbar ist, wobei die
Konzentration der Lösung durch Veränderung des Rücklauf
verhältnisses am Dephlegmator und unterschiedliche Zuführmengen
von Verbrennungsgasen aus dem Blockheizkraftwerk steuerbar ist.
Außerdem werden durch die gewählten Verfahrensschritte mögliche
Ablagerungen von Kesselstein (CaCO₃) in der Füllkörperkolonne 1
im Gegensatz zu ähnlichen Verfahren weitgehend vermieden und
der CO₂-Anteil der Verbrennungsgase aus dem Blockheizkraftwerk
reduziert.
Claims (4)
1. Verfahren zur Rückgewinnung von Stickstoff bei der
biologischen Aufbereitung von Gülle, bei dem die
fermentierte Gülle in einer Füllkörper-Strippkolonne mittels
vorgewärmter Strippluft von Ammoniak befreit wird, dadurch
gekennzeichnet,
daß die Strippluft teilweise
- - in einem inneren Kreislauf nach ihrem Austritt aus der Strippkolonne in diese an deren unteren Ende direkt wieder eingeführt wird und
- - in einem äußeren Kreislauf nach Austritt aus der Stripp kolonne über einen Dephlegmator in einen Gasreaktor geleitet wird, in dem sie mit Verbrennungsgas aus einem Blockheizkraftwerk unter Bildung von Ammoniumsalzen kontaktiert wird und dann über einen Kondensator, und nach Abtrennung des Kondensats mit den darin gelösten Ammoniumverbindungen in einer Vorlage wieder in den unteren Teil der Strippkolonne eingeleitet wird,
wobei zwischen innerem und äußerem Kreislauf ein Gasver
hältnis von 4 : 1 eingestellt wird und
daß das mit Ammoniumsalzen beladene Kondensat aus der Vorlage zur Bildung von Ammoniumhydrogenkarbonat in einem Reaktionsbehälter mit Verbrennungsgasen aus dem Block heizkraftwerk umgesetzt wird.
daß das mit Ammoniumsalzen beladene Kondensat aus der Vorlage zur Bildung von Ammoniumhydrogenkarbonat in einem Reaktionsbehälter mit Verbrennungsgasen aus dem Block heizkraftwerk umgesetzt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß durch Veränderung des Rücklaufverhältnisses am
Dephlegmator und durch unterschiedliche Zuführmengen
von Verbrennungsgasen aus dem Blockheizkraftwerk eine
maximale Ammoniumhydrogenkarbonat-Konzentration von 15%
eingestellt wird.
3. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach den
Ansprüchen 1 und 2, dadurch gekennzeichnet,
daß die Strippkolonne (1) aus einer mit Glasfasern bestückten Füllkörperkolonne besteht, der eine Auffangwanne (2) für die gestrippte Gülle zugeordnet ist,
daß der Strippkolonne (1) in ihrem oberen Bereich ein Dephlegmator (3), diesem ein Gasreaktor (4) und dem ein Kondensator (5) nachgeschaltet ist und der Kondensator (5) über eine Vorlage (6) mit dem unteren Bereich der Stripp kolonne (1) verbunden ist,
daß die Vorlage (6) mit einem Reaktionsbehälter (7) verbunden ist und der Gasreaktor (4) und der Reaktions behälter (7) jeweils Verbindungsleitungen zu einem Block heizkraftwerk (8) haben.
daß die Strippkolonne (1) aus einer mit Glasfasern bestückten Füllkörperkolonne besteht, der eine Auffangwanne (2) für die gestrippte Gülle zugeordnet ist,
daß der Strippkolonne (1) in ihrem oberen Bereich ein Dephlegmator (3), diesem ein Gasreaktor (4) und dem ein Kondensator (5) nachgeschaltet ist und der Kondensator (5) über eine Vorlage (6) mit dem unteren Bereich der Stripp kolonne (1) verbunden ist,
daß die Vorlage (6) mit einem Reaktionsbehälter (7) verbunden ist und der Gasreaktor (4) und der Reaktions behälter (7) jeweils Verbindungsleitungen zu einem Block heizkraftwerk (8) haben.
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Cited By (2)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
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US7416644B2 (en) | 2002-08-01 | 2008-08-26 | Green Farm Energy | Method and device for stripping ammonia from liquids |
NL2021917B1 (en) * | 2018-11-01 | 2020-05-14 | Host Holding B V | Method for recovering nitrogen from a waste stream |
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DE3823950A1 (de) * | 1987-07-16 | 1989-01-26 | Vogelbusch Gmbh | Verfahren zur reduktion bzw. entfernung von ammoniak und/oder sonstigen geruchsaktiven stoffen aus organisch belasteten abwaessern |
DE4243918A1 (de) * | 1992-12-23 | 1994-06-30 | Gea Wiegand Gmbh | Verfahren zur Behandlung von Gülle |
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1996
- 1996-04-17 DE DE19615063A patent/DE19615063C1/de not_active Expired - Fee Related
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Korrespondenz Abwasser, 4/94 41.Jg. S.576-584 * |
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