DE19600572A1 - Verfahren zur Herstellung von Cellulosefasern und die mit diesem Verfahren hergestellten Fasern - Google Patents
Verfahren zur Herstellung von Cellulosefasern und die mit diesem Verfahren hergestellten FasernInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung
von Cellulosefasern mit reduzierter Orientierung und
reduziertem Modul sowie die mit diesem Verfahren her
gestellten Fasern.
Wegen hoher Investitionskosten und insbesondere wegen
der hohen Umweltbelastung besteht ein erhebliches
Interesse daran, Alternativen zum Viskoseverfahren,
nach dem gegenwärtig der überwiegende Teil der Cellu
loseregeneratfasern hergestellt wird, zu finden. Zu
den aussichtsreichsten Verfahren gehört das Verspin
nen von Lösungen der Cellulose in Aminoxiden, vor
zugsweise in N-Methyl-Morpholin-N-Oxid (NMMNO), nicht
zuletzt deshalb, weil damit der umständliche Weg über
eine Derivatisierung der Cellulose vermieden wird. Es
ist aus der DE 28 30 685 und der DD 1 42 898 sowie der
EP 0 490 870 bekannt, daß Cellulose in einem NMMNO-
Wasser-System löslich ist und durch Spinnen in eine
meist wäßrige NMMNO-Lösung zu textilen Fasern verar
beitet werden kann.
Obwohl das NMMNO-Verfahren bereits großtechnisch an
gewandt wird, und die damit erzeugten Fasern sich für
einige textile Anwendungen als erfolgreich erwiesen
haben, zeigen letztere eine Reihe von Unterschieden
gegenüber den nach dem Viskoseverfahren hergestellten
Fasern und sind daher im textilen Bereich nicht in
üblicher Weise einsetzbar, sie zeigen u. a. Sprödig
keit und Fibrillierneigung im nassen Zustand. Auch
können die erreichten Werte für die Bruchdehnung
nicht befriedigen. Als nachteilig erweist sich auch,
daß die Variationsbreite der textilphysikalischen
Kennwerte bei Änderung der Herstellungsbedingungen
gering ist.
Für die nach dem NMMNO-Verfahren erzeugten Fasern
sind im Vergleich zu Viskosefasern hohe Festigkeiten
und Moduli kennzeichnend. So liegen die Reißfestig
keiten im allgemeinen in einem ungefähren Bereich von
ca. 20 bis 50 cN/tex und die Anfangsmoduli in einem
Bereich über ca. 1500 cN/tex. Das bedeutet, daß die
Festigkeiten erfreulich hoch, oft sogar höher als
erforderlich sind. Andererseits wird jedoch der hohe
Modul in der Regel durch eine hohe Orientierung der
Fasern verursacht, und die hohe Orientierung ist maß
geblich verantwortlich für eine starke Neigung der
Fasern zum Fibrillieren. Diese hohe Fibrillierneigung
wirkt sich jedoch für viele Anwendungen der Fasern im
textilen Bereich ungünstig aus.
Eine Möglichkeit, den Modul in begrenztem Maße her
abzusetzen und damit die Neigung der Fasern zum
Fibrillieren zu verringern, besteht darin, anstelle
des meist eingesetzten Fällbades aus einer wäßrigen
NMMNO-Lösung eine Lösung von NMMNO in Isopropanol
bzw. Amylalkohol zu verwenden (SU 1 224 362) oder
sowohl der Spinnlösung als auch dem Fällbad bestimmte
hydrophile Additive hinzuzusetzen (DE 95 104 358).
Die dabei eintretende geringfügige Herabsetzung der
Festigkeit kann toleriert werden, da die Fasern noch
immer Festigkeiten aufweisen, die denen von Viskose
fasern entsprechen. Insgesamt gesehen lassen diese
Verfahren jedoch immer noch Wünsche offen sowohl hin
sichtlich der Splittrigkeit der Fasern als auch hin
sichtlich der Möglichkeit, die textilphysikalischen
Kennwerte der Fasern durch Änderung der Herstellungs
bedingungen zu steuern.
Somit ist es weiterhin ein zentrales Problem, flexi
ble Cellulosefasern mit geringer Fibrillierneigung aus
NMMNO-Lösungen bereitzustellen und den Spinnprozeß so
zu beeinflussen, daß damit Fasern, die den gesamten
Einsatzbereich textiler Viskosefasern abdecken, her
gestellt werden können.
Ausgehend hiervon ist es Aufgabe der vorliegenden
Erfindung, ein Verfahren zur Herstellung von flexi
blen Cellulosefasern mit reduzierter Sprödigkeit und
Fibrillierneigung bereitzustellen.
Die Aufgabe in Bezug auf das Verfahren zur Herstel
lung der Fasern wird durch die kennzeichnenden Merk
male des Anspruchs 1 und in Bezug auf die Fasern
selbst durch die kennzeichnenden Merkmale des An
spruchs 9 gelöst. Die Unteransprüche zeigen vorteil
hafte Weiterbildungen auf.
Erfindungsgemäß wird somit vorgeschlagen, zur Her
stellung von flexiblen Cellulosefasern durch Verspin
nen von Lösungen der Cellulose durch Spinndüsen über
eine Luftstrecke in ein aminoxidhaltiges Fällbad die
spinnfeuchten Fäden vor der Trocknung durch minde
stens ein Nachbehandlungsbad und mindestens ein
Waschbad zu führen. Überraschenderweise hat es sich
gezeigt, daß durch diese vorstehend beschriebene Ab
wandlung des an und für sich bekannten Aminoxidver
fahrens eine deutliche Reduzierung der Sprödigkeit
und der Fibrillierneigung der mit diesem Verfahren
hergestellten Fasern erreicht werden kann. Die An
fangsmoduli der Fasern zeigen hierbei sogar Werte von
weniger als 1500 cN/tex und der Orientierungsgrad der
amorphen Bereiche der Fasern ist im Vergleich zur
herkömmlichen aus Aminoxidlösungen hergestellten Fa
sern deutlich herabgesetzt.
Es hat sich weiterhin gezeigt, daß der Grad der Ori
entierung, und zwar sowohl der kristallinen als auch
der amorphen Bereiche, durch Zugbelastung und/oder
Dehnung während des Trocknens der Fasern nochmals
deutlich beeinflußt werden kann. Das erfindungsgemäße
Verfahren gestattet es somit sowohl durch geeignete
Wahl der Nachbehandlungsbäder und der Waschbäder und
durch Veränderung der Zugbelastung bzw. der Dehnung
während des Trocknens die Orientierung der amorphen
und der kristallinen Bereiche gezielt einzustellen.
Das erfindungsgemäße Verfahren ermöglicht es daher
auch bei aus Aminoxidlösungen hergestellten Cellulo
sefasern, die Eigenschaften in relativ weiten Grenzen
zu variieren.
Das erfindungsgemäße Verfahren wird dabei so durch
geführt, daß wie an und für sich aus dem Stand der
Technik bekannt, von einem Verspinnen von Lösungen
der Cellulose in Aminoxiden, vorzugsweise in N-Me
thyl-Morpholin-N-Oxid (NMMNO) ausgegangen wird.
Die besonderen Eigenschaften der nach dem Aminoxid
prozeß hergestellten Fasern sind durch strukturelle
Besonderheiten gekennzeichnet, wobei eine gegenüber
textilen Viskosefasern kompaktere Fällungsstruktur
mit erhöhter Kristallinität und Kettenorientierung
sowie veränderter Kristallitform festzustellen ist.
Insbesondere zeigt sich, daß mit zunehmender Orien
tierung der Modul und die Fibrillierneigung anstei
gen. Es ist auch bekannt, daß Quellen im Wasser bei
allen Fasertypen aus Regeneratcellulose (Modalfasern,
Viskosefasern, Polynosic-Fasern) zur Herabsetzung von
Festigkeit, Kristallinität und Orientierung führt.
Dieser Effekt verstärkt sich noch - mit Ausnahme der
Wirkung auf die Orientierung - beim Quellen in ver
dünnter Natronlauge. Dies gilt auch für aus NMMNO-
Lösung gesponnene Fasern. Die genannten Strukturpara
meter verbleiben jedoch stets auf einem höheren Ni
veau als bei den anderen Fasern (J. Lenz, J. Schurz
und D. Eichinger, Lenzinger Berichte 9/94, S. 19,
Lenz, Schurz und Wrentschur, Colloid & Polymer
Science 271, S. 460 (1993). Die gleichen Autoren
konnten auch zeigen, daß nicht nur die in der Regel
bei röntgenographischen Untersuchungen bestimmte Ori
entierung der kristallinen Bereiche von Einfluß auf
die Fasereigenschaften ist, sondern daß insbesondere
die Orientierung der amorphen Bereiche, die sich nach
"Hermans" (in "Physics and Chemistry of Cellulose
Fibres", Elsevier Publishing Company, New York, 1949)
aus dem durch Doppelbrechung bestimmten Gesamtorien
tierungsgrad und aus Kristallorientierung und Kri
stallinitätsgrad, beide bestimmt mittels Röntgenun
tersuchungen, berechnen läßt, ganz wesentlich die
Festigkeit und den Modul der Fasern bestimmt.
Es ist daher auch für den Fachmann nicht vorhersehbar
gewesen, daß die erfindungsgemäß vorgeschlagenen Ver
fahrensmaßnahmen, d. h. die Führung der spinnfeuchten
Fasern durch ein Nachbehandlungs- und ein Waschbad zu
einer Reduzierung der Anfangsmoduli auf weniger als
1500 cN/tex führen und daß der Orientierungsgrad der
amorphen Bereiche der Fasern im Vergleich zu herkömm
lichen aus Aminoxidlösung hergestellten Fasern deut
lich herabgesetzt ist. Erfindungsgemäß wird minde
stens ein Nachbehandlungsbad eingesetzt, das Wasser
und mit Wasser mischare Alkanole, Diole, Triole ent
hält. Bevorzugt ist es hierbei, wenn diesem ersten
Nachbehandlungsbad Alkali zugesetzt wird. Als beson
ders vorteilhaft hat sich eine Mischung aus Alkano
len, bevorzugt aus Ethanol und Natronlauge erwiesen.
Das Nachbehandlungsbad besteht dabei bevorzugt aus
Ethanol und 1 bis 30%, vorzugsweise 8 bis 20% Na
tronlauge. Ein nachfolgendes Waschbad ist nötig, um
Bestandteile des ersten Nachbehandlungsbades, die
durch Trocknen der Fäden nicht entfernt werden können
(z. B. Natronlauge) auszuwaschen. Überraschend zeigt
sich jedoch, daß auch die Zusammensetzung dieses
Waschbades die Eigenschaften der Fäden beeinflußt.
Bevorzugt enthält dabei das Waschbad Wasser, ein Al
kanol, ein Diol oder ein Triol oder eine Mischung
davon. Besonders bevorzugt ist hierbei, wenn das
Waschbad Ethanol enthält. So sind die Orientierung
der amorphen Bereiche und der Modul der Fäden deut
lich niedriger, wenn nach der Behandlung in einem Et
hanol-/Natronlaugebad als Waschbad Ethanol anstelle
von Wasser verwendet wird, während die Orientierung
der kristallinen Bereiche nach beiden Behandlungsar
ten praktisch gleich ist.
Weiterhin wurde festgestellt, daß der Grad der Orien
tierung, und zwar sowohl der kristallinen als auch
der amorphen Bereiche, durch Zugbelastung und/oder
Dehnung während des Trocknens der Fasern nochmals
deutlich beeinflußt werden kann. Die Zugbelastung
kann dabei zwischen 0 und 60%, bevorzugt zwischen 0
und 40% betragen.
Die Erfindung betrifft weiterhin die mit dem vorste
hend beschriebenen Verfahren hergestellten Fasern.
Die erfindungsgemäßen Fasern zeichnen sich insbeson
dere dadurch aus, daß sie gegenüber den herkömmlichen
aus Aminoxidlösung hergestellten Fasern einen ernied
rigten Orientierungsgrad des amorphen Anteils und
einen erniedrigten Modul aufweisen.
Die Erfindung wird durch die nachfolgenden Beispiele
näher erläutert:
Eine Lösung, bestehend aus 9% Cellulose, 79% NMMNO
und 12% Wasser wird mittels eines Extruders durch
eine 40-Loch-Düse mit einem Lochdurchmesser von 0,1
mm in ein wäßriges Fällbad gesponnen. Die ungetrock
neten Fäden werden anschließend z. T. einer Nachbehand
lung in einem speziellen Bad unterzogen, danach gewa
schen und ohne Zugbelastung getrocknet.
fa und fc sind die Orientierungsfaktoren für den amor
phen bzw. kristallinen Anteil nach "Hermans" (in
"Physics and Chemistry of Cellulose Fibres", Elsevier
Publishing Company, New York, 1949). Sie betragen
jeweils 1 für ideale Orientierung und 0 für ideale
Anisotropie.
Wie Beispiel 1, jedoch mit einer Zugbelastung beim
Trocknen von 20% der Naßfestigkeit.
Claims (9)
1. Verfahren zur Herstellung von flexiblen Cellulo
sefasern durch Verspinnen von Lösungen der Cel
lulose durch Spinndüsen über eine Luftstrecke in
ein aminoxidhaltiges wäßriges und/oder alkoholi
sches Fällbad und nachfolgender Trocknung
dadurch gekennzeichnet, daß
die spinnfeuchten Fäden vor der Trocknung durch
mindestens ein Nachbehandlungsbad, enthaltend
Wasser und mit Wasser mischbare Alkanole, Diole,
Triole oder deren Mischungen und mindestens ein
Waschbad, enthaltend Wasser, ein Alkanol, ein
Diol oder ein Triol geführt werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, daß das Nachbehandlungs
bad alkalisch ist.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet, daß das Nachbehandlungs
bad aus einer Mischung von Alkanolen und Natron
lauge besteht.
4. Verfahren nach Anspruch 3,
dadurch gekennzeichnet, daß das Nachbehandlungs
bad aus Ethanol und 1 bis 30% Natronlauge be
steht.
5. Verfahren nach mindestens einem der Ansprüche
1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet, daß das Waschbad ein
Alkanol enthält.
6. Verfahren nach Anspruch 5,
dadurch gekennzeichnet, daß das Waschbad Ethanol
enthält.
7. Verfahren nach mindestens einem der Ansprüche
1 bis 6,
dadurch gekennzeichnet, daß die Fasern beim
Trocknen einer Zugbelastung ausgesetzt werden.
8. Verfahren nach Anspruch 7,
dadurch gekennzeichnet, daß die Zugbelastung
zwischen 0 und 60% der Naßfestigkeit liegt.
9. Cellulosefasern, hergestellt nach einem Verfah
ren nach mindestens einem der Ansprüche 1 bis 8,
dadurch gekennzeichnet, daß die Anfangsmoduli
der Fasern Werte von weniger als 1500 cN/tex
aufweisen.
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