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Die
Erfindung betrifft die Herstellung von getrockneten, natürlichen
Sauerteigkonzentraten mit hohem Säuregrad unter Verwendung von
Reinkulturen von Lactobacillus amylovorus, insbesondere eines neuen Stammes
mit der Bezeichnung "SB33", welcher am 11.05.1995
unter der Nummer 9986 bei der Deutschen Sammlung von Mikroorganismen
und Zellkulturen GmbH (DSM) nach dem Budapester Übereinkommen hinterlegt worden
ist.
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Die
natürliche
Säuerung
von Mehlteigen durch Fermentation mittels Milchsäuregärung führt zu Sauerteigen, welche
den unter Zusatz dieser Teige hergestellten Backwaren einen typischen,
kräftigen
und frischen Geschmack verleihen.
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Sauerteige
lassen sich auf vielfältige
Weise herstellen, wobei ausgehend von spontanen Säuerungen oder
von isolierten Starterkulturen mehrstufige Sauerteig-Führungsverfahren,
Kurzsauerführungen,
Schaumsauerführungen
und kontinuierliche Sauerteigführungen
bekannt sind.
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Den üblichen
Verfahren haftet der Nachteil an, daß die einmal hergestellten
Sauerteige innerhalb einer relativ kurzen Zeit verarbeitet werden
müssen,
um eine Geschmacksschädigung
zu ver meiden. Eine Vorratshaltung ist nur innerhalb sehr begrenzter
Zeit möglich.
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Aufgrund
dieser Gegebenheiten ist das Backen mit frischem Sauerteig einerseits
zeit- und arbeitsaufwendig und zum anderen ist es schwierig, eine
gleichbleibende Qualität
des Sauerteigs und damit der Backwaren zu gewährleisten. Insbesondere bei
der Herstellung von Brot und Backwaren auf industrieller Basis wirft die
Verarbeitung von klassischem Sauerteig aus den vorgenannten Gründen Schwierigkeiten
auf.
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Zur
Vereinfachung des Backverfahrens dient die direkte Führung mit
sogenannten Teigsäuerungsmitteln
in Kombination mit Backhefe als Triebmittel. Teigsäuerungsmittel
enthalten zwar die zum Backen erforderlichen Säuren, zum Teil sind es jedoch
andere Säuren
als sie in natürlichen
Sauerteigen vorkommen und nicht die in der Sauerteigfermentation
entstehenden Aromen und Aromavorläufer.
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Es
ist bekannt, haltbar gemachte Sauerteigpräparate zusammen mit Backhefe
zur Brotherstellung einzusetzten, um den gewünschten Aromaeffekt zu erzielen.
Die kommerzielle Anwendbarkeit derartiger Sauerteigpräparate ist
jedoch von der Lagerfähigkeit,
der Reproduzierbarkeit und vom Wirkungsgrad im Verhältnis zur
eingesetzten Menge abhängig.
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So
beschreibt die
DE 26
11 916 B1 ein einstufiges Verfahren zur 1 Herstellung eines
natürlichen
Sauerteiges, der bis zur Einstellung jeglicher mikrobieller Stoffwechselaktivität fermentiert
wurde und daher bei kühler
Lagerung bis zu 6 Monaten haltbar ist.
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Die
DE 33 35 351 A1 offenbart
die Herstellung eines Sauerteiges, der in einer einstufigen Führung und nach
Trocknung auf einen Wassergehalt von 6 bis 12% einen Säuregrad
von 30 bis 40 er reicht. Die Trocknung in Gegenwart eines Schutzkolloids
bewirkt, daß der
Sauerteig 28 Wochen haltbar ist.
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Ein
haltbarer, natürlicher
Sauerteig, der in großen
Chargen mit präziser
Qualitätsüberwachung
hergestellt wurde, ist ferner als Sugrano® R
542 im Großhandel
erhältlich
und kann ebenfalls in direkter Führung
zur Herstellung der Backwaren eingesetzt werden. Das getrocknete
Präparat
hat einen Wassergehalt von 8% und der Säuregrad beträgt 40 bis
44.
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Schließlich ist
ein Sauerteig-Extrakt bekannt, welcher bei Direkt-Führung den
Backwaren ein gutes Aroma verleihen [vgl. "Der Sauerteig-Bäcker", Nr. 6, November 1985] und der dem
Teig in Mengen von 3,0 bis 4,5% zugegeben werden soll. Dieses Produkt
wird aus Roggen-Spezialsauerteig mit den Zutaten Roggenmahlerzeugnisse,
Malz, Traubenzucker und lebenden Sauerteig-Kulturen hergestellt
[vgl. Back-Journal 8, Seiten 42, 43 (1990)]; die Aromakomponenten
des Sauerteiges werden in einem wäßrigen Extrakt konzentriert, der
anschließend
getrocknet und pulverisiert wird [vgl. "Der Sauerteig-Bäcker", a. a. O.]. Dieser Sauerteig-Extrakt weist zwar
einen Säuregrad
von 210 auf, wie zuvor dargestellt ist seine Herstellung jedoch
aufwendig. Aufgrund der Verwendung von Ausgangsmaterialien wie Malz,
Traubenzucker sowie der Trennung der Säuren und Aroma-Vorläufer von
den übrigen
Bestandteilen handelt es sich hierbei nicht um einen klassischen
Sauerteig.
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Demgegenüber ist
es Aufgabe der vorliegenden Erfindung, auf einfache Weise einen
vollwertigen Sauerteig in trockener Form herzustellen, welcher gleichzeitig
einen hohen Wirkungsgrad, d. h. einen hohen Säuregrad von mindestens 180,
vorzugsweise 200 und das volle Spektrum der Aromavorläufer und
der sonstigen Komponenten aufweist, wie sie in herkömmlichem
Sauerteig enthalten sind.
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Die
Lösung
der Aufgabe liegt in der Verwendung von Reinkulturen eines von Lactobacillus
amylovorus durch Subselektion abgeleiteten Bakterienstammes. Lactobacillus
amylovorus wird bei Spicher (Handbuch Sauerteig, 4. Auflage, 1993)
als Stamm beschrieben, der im Sudan bei der Herstellung von gesäuertem Sorghum-Teig
eine – wenn
auch untergeordnete – Rolle
spielt. Eine weitere Erwähnung
findet diese Species in der sehr umfassenden Sauerteig-Monographie
von Spicher nicht. Der erfindungsgemäße Stamm, welcher als Lactobacillus
amylovorus SB33 bezeichnet ist, wurde unter der Nummer DSM 9986
am 11. Mai 1995 nach dem Budapester Übereinkommen hinterlegt.
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Erfindungsgemäß hat es
sich überraschenderweise
gezeigt, daß Lactobacillus
amylovorus SB33 in der Lage ist, bei Fermentationstemperaturen,
die signifikant oberhalb der üblichen
Temperaturen von 25°C
bis 35°C
liegen, nämlich
bei 40°C
und mehr extrem hohe Säuregrade
von mindestens 180, vorzugsweise von mindestens 200, bezogen auf
getrocknete Produkte, zu erzeugen. Zur Erzeugung hoher Säuregrade
hat sich die Verwendung sehr weicher bis flüssiger Teige mit Teigausbeuten
von 250 bis 600 oder höher
als besonders vorteilhaft erwiesen.
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Gemäß einer
bevorzugten Ausführungsform
der Erfindung, werden die erfindungsgemäßen Lactobacillen in einem
Verfahren zur Herstellung von natürlichem, getrocknetem Sauerteigkonzentrat
mit hohem Säuregrad
verwendet, bei dem man
- a) eine Reinkultur von
Lactobacillus amylovorus SB33 in einem geeigneten Nährmedium
anzüchtet,
- b) feinstvermahlene, mineralstoffreiche Getreidemahlerzeugnisse
und Wasser mit der Kulturbrühe
aus Stufe a) zu einem Teig mit Trockensubstanzgehalten von 10 bis
40 Gew.-% verknetet und den Teig bei 35 bis 43°C fermentiert und
- c) den in Stufe b) erhaltenen Sauerteig schonend trocknet;
wobei
die Fermentierung in Stufe b) über
einen solchen Zeitraum fortgeführt
wird, daß das
Trockenprodukt aus Stufe c) einen Säuregrad von mindestens etwa
180 aufweist.
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Überraschenderweise
hat es sich erfindungsgemäß gezeigt,
daß Verfahren,
bei denen die erfindungsgemäßen Reinkulturen
von Lactobacillus amylovorus SB33, insbesondere unter Einhaltung
der, erfindungsgemäßen Parameter
verwendet werden, auf einfache Weise zu natürlichen, getrockneten Sauerteigkonzentraten mit
hohem Säuregrad
führen,
welche die Vorteile des bekannten Sauerteig-Extraktes [siehe oben] mit den Vorteilen
der Verwendung des vollen Sauerteigs verbinden.
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Als
mineralstoffreiche Getreidemahlerzeugnisse können Weizen- und/oder Roggenspeisekleie verwendet
werden, wobei Weizenspeisekleie besonders bevorzugt ist. Um als
optimales Substrat für
das Wachstum der erfindungsgemäßen Lactobacillen
dienen zu können
und eine optimale Säurebildung
zu ermöglichen, muß das mineralstoffreiche
Getreidemahlerzeugnis feinstvermahlen sein. Vorzugsweise beträgt die Partikelgröße maximal
200 μm.
Die vermahlene Speisekleie hat einen Trockensubstanzgehalt von etwa
93%.
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Die
Fermentierung in der Stufe b) des erfindungsgemäßen Verfahrens zur Herstellung
von natürlichen, getrockneten
Sauerteigkonzentraten erfolgt mit Teigen, die gegenüber herkömmlichen
Teigen einen erheblich niedrigeren Trockensubstanzgehalt aufweisen
und demgemäß wesentlich
weicher sind. Der Trockensubstanzgehalt der Teige beträgt 10 bis
40 Gew.-%, vorzugsweise 15 bis 35 Gew.-%, und in besonders bevorzugter Weise
20 Gew.-%.
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Die
Fermentationstemperaturen liegen erfindungsgemäß zwischen 35 und 43°C, vorzugsweise
39 bis 41°C
und in besonders bevorzugter Weise 40°C.
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Die
Fermentierung in Stufe b) des erfindungsgemäßen Verfahrens kann mehrstufig
erfolgen, wobei man in der letzten Stufe Teige mit Trockensubstanzgehalten
zwischen 15 und 30 Gew.-%, vorzugs weise 20 Gew.-%, einer Fermentierung
bei 39 bis 41°C,
vorzugsweise 40°C über einen
Zeitraum unterwirft, bis der Säuregrad
einen Spiegel erreicht hat, welcher in dem trockenen Produkt zu
einem Wert von mindestens 180, vorzugsweise 200 führt.
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Gemäß einer
besonders bevorzugten Ausführungsform
der Erfindung erfolgt die Fermentierung in der Stufe b) in einem
dreistufigen, Verfahren, wobei man
- – in Stufe
1) einen Teig mit Trockensubstanzgehalten von 15 bis 35 Gew.-%,
vorzugsweise etwa 32 Gew.-%, verwendet und die Fermentierung 5 bis
10 Stunden lang bei 36 bis 38°C
durchführt,
- – in
Stufe 2) den in Stufe 1) gewonnenen Sauerteig mit mineralstoffreichem
Getreide und Wasser vermischt, so daß ein Teig mit einem Trockensubstanzgehalt
von 15 bis 35 Gew.-%, vorzugsweise etwa 32 Gew.-%, entsteht, und
die Gesamtmischung 15 bis 25 Stunden lang bei 36 bis 38°C fermentiert,
und
- – in
Stufe 3) den in Stufe 2) gewonnenen Teig mit mineralstoffreichen
Getreidemahlerzeugnissen und Wasser vermischt, so daß ein Teig
mit einem Trockensubstanzgewicht von 15 bis 30 Gew.-%, vorzugsweise etwa
20 Gew.-%, entsteht, und die Gesamt-Teigmasse 45 bis 55 Stunden
lang bei 39 bis 41°C
fermentiert.
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Die
Fermentierungszeit steigt von Stufe zu Stufe, wobei in der ersten
Stufe 5 bis 10 Stunden lang, vorzugsweise 6 bis 8 Stunden lang fermentiert
wird, während
in der zweiten Stufe 15 bis 25, vorzugsweise 18 bis 22 Stunden lang
fermentiert wird und die Fermentierungszeit in der dritten Stufe
45 bis 55 Stunden, vorzugsweise 48 Stunden beträgt.
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Vorzugsweise
beträgt
die Fermentierungstemperatur in den Stufen 1) und 2) 37°C und in
der Stufe 3) 40°C.
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Das
erfindungsgemäß hergestellte
Sauerteigprodukt kann in Stufe c) nach üblichen Verfahren schonend
getrocknet werden, vorzugsweise bis zu einem Wassergehalt von maximal
8 Gew.-%. Die Trocknung kann durch Gefriertrocknen, Sprühtrocknen,
Vakuumtrocknen oder Walzentrocknen erfolgen.
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Das
so gewonnene Produkt weist ausgezeichnete Lagereigenschaften auf
und enthält
die volle Palette der in klassischem Sauerteig vorhandenen Aromen
und Aromavorläufersubstanzen,
Säuren,
Mineralien, etc. Aufgrund des hohen Säuregrades und des hohen Gehaltes
an aromawirksamen Inhaltsstoffen kann die zur Herstellung von Backwaren
erforderliche Menge auf einen Spiegel gesenkt werden, wie er bisher
nur mit Extrakten des eingangs erläuterten Typs erreicht werden
konnte.
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Der
erfindungsgemäß hergestellte
Sauerteig kann zur Zubereitung vielfältiger Backwaren auf der Basis
von Roggen- oder Roggen/-Weizenmischteigen
oder auch Weizenteigen verwendet werden. Bei der Brotherstellung
werden neben ausgezeichnetem Geschmack und Aroma auch gute Krumenelastizität, Porung
und Schnittfestigkeit erreicht.
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Die
Erfindung wird nachfolgend anhand von Beispielen erläutert.
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Beispiel 1
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Herstellung eines getrockneten, natürlichen
Sauerteigkonzentrates:
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Eine
Reinkultur von Lactobacillus amylovorus (SB 33) wird in 400 ml MRS-Bouillon
(von der Fa. Merck, Darmstadt) angezüchtet.
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Die
MRS-Vorzucht wird mit 3400 g feinst vermahlener Weizenspeisekleie
(Trockensubstanzgehalt 93%) und 6200 ml Leitungswasser zu einem
Teig verknetet und 6 bis 8 Stunden bei 37°C fermentiert (erste Stufe).
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Der
Sauerteig aus der ersten Stufe wird mit 170 kg feinst vermahlener
Speisekleie und 320 l Leitungswasser verknetet und 18 bis 22 Stunden
bei 37°C
fermentiert (zweite Stufe).
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Der
Sauerteig aus der zweiten Stufe wird mit 2000 kg Speisekleie und
7500 l Leitungswasser verknetet und für 48 Stunden bei 40°C fermentiert
(dritte Stufe). Nach dieser Zeit ist der Teig zwar noch nicht ausgesäuert, hat
jedoch ein Optimum an Aroma erreicht.
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Durch
schonende Trocknung wird dem Sauerteig das Wasser entzogen. Der
Säuregrad
des getrockneten Sauerteigkonzentrates beträgt ca. 200.
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Beispiel 2
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Bestimmung des Säuregrades von getrocknetem
Sauerteigkonzentrat:
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(a) Chemikalien:
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- Wasser entmineralisiert
- Natriumhydroxid-Maßlösung, 0,1
Mol/l, (0,1 N)
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(b) Geräte und Hilfsmittel:
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- Pürierstab
- Magnetrührer
mit Rührstäbchen
- Ag/AgCl-Einstabmeßkette
- Temperaturfühler
- pH-Meter
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(c) Durchführung:
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10
g des in Beispiel 1 hergestellten Sauerteiges werden auf 0,1 g genau
in ein Becherglas eingewogen, mit 90 g Wasser versetzt und mit einem
Pürierstab
suspendiert. Die pH-Elek trode wird in die Suspension getaucht und
unter mäßigem Rühren auf
dem Magnetrührer
wird Natriumhydroxid-Maßlösung bis
zum pH-Wert 8,5 dazu gegeben.
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Nach
2 Minuten Wartezeit wird der pH-Wert nochmals geprüft. Falls
er inzwischen abgesunken ist, wird erneut bis pH 8,5 titriert.
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(d) Berechnung:
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Als
Säuregrad
wird die Anzahl ml Natronlauge (0,1 N) angegeben, die zur Titration
der Probensuspension (Probeneinwaage 10,0 g) verbraucht wurden.
Der Säuregrad
(in ml) entspricht daher direkt dem Verbrauch an 0,1 N Natriumhydroxid-Maßlösung.
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Der
in Beispiel 1 hergestellte Sauerteig erreichte nach Zugabe von 200
ml 0,1 N NaOH den pH-Wert von 8,5. Der Säuregrad beträgt somit
200.
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Beispiel 3
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Verwendung von erfindungsgemäßem Sauerteigkonzentrat
zur Herstellung von Roggenbrot:
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Die
folgende Tabelle zeigt beispielhaft die Herstellung von, Roggenbrot
unter Verwendung von herkömmlichem
Sauerteig in Pulverform (Sugrano R 542) in Rezeptur A und unter
Verwendung des in Beispiel 1 hergestellten Sauerteigkonzentrates
in Rezeptur B.
Zutaten | Rezeptur
A | Rezeptur
B |
Roggenmehl
Typ 1150/997 | 7000
g | 9370
g |
Sauerteig | Sugrano
R 542 3000 g | Sauerteigkonzentrat
630 g |
Salz | 180–220 g | 180–220 g |
Hefe | 150
g | 150
g |
Wasser,
ca.* | 7800
g | 7800
g |
- Schüttmenge der Wasseraufnahmemenge
des Mehls angleichen
Teigtemperatur: ca. 30°C
Teigruhe: ca. 20 min.