"Rührgerät zur beschleunigten Durchführung metallurgischer Reaktionen"
Zahlreichen metallurgischen Reaktionen verschiedener Art ist gemeinsam, daß es ihnen
an einer ausreichenden Eigenströmung der beteiligten Reaktionspartner fehlt. Daher
werden vielfach zusätzliche Mittel angewandt, die eine schnelle und innige Durchmischung
zumindest der Metallschmelze und möglichst auch eine Vermischung mit den übrigen
Reaktionsstoffen erstreben. Eine bekannte Gattung derartiger Einrichtungen besteht
im wesentlichen aus einer die Metallschmelze aufnehmenden Pfanne, die infolge translatorischer
oder rotatorischer, z.T, auch periodisch richtungsumkehrender Bewegungsvorgänge
entsprechende Beschleunigungen erfährt, die infolge der Massenträgheit der beteiligten
Reaktionspartner deren Durchmischung verursachen. Diese Einrichtungen vermögen zwar
recht gute Ergebnisse zu erzielen, jedoch wird ein entscheidender Nachteil in den
hohen Kosten für Errichtung und Betrieb und in der umständlichen Handhabung erblickt.
In dieser Hinsicht deutlich günstiger sind zweifellos solche Anordnungen, bei denen
das die Metallschmelze enthaltende Gefäß im Ruhezustand bleibt und die Vermischung
der Reaktionspartner durch eine Rührbewegung herbeigeführt wird, Rührgeräte zur
beschleunigten und/oder verbesserten Durchführung metallurgischer Reaktionen sind
in verschiedenen Ausführungsformen bekannt, Soweit sie sich elektrodynamischer Kräfte
bedienen, bedarf es einer besonderen Formgebung des metallurgischen Gefäßes, Durch
das bekannte Einleiten von
Gasen mittel Blaslanzen ist eine ausreichende
Bewegung der Metallschmelze nicht zu erzielen, Beim Einblasen. über poröse Bodensteine
ist die Haltbarkeit der Steine unzureichend, Aus dem deutschen Patent 1 190 479
ist eine mechanische Rühr- und Pumpvorrichtung zum Beschleunigen physikalischchemischer
Vorgänge in@Metallschmelzen bekannt, die aus einem unteren Ansaugrohr und mindestens
einem über dem Ansaugrohr seitlich angeordneten, im wesentlichen horizontalen Auslaufrohr
besteht. Die Vorrichtung-rotiert innerhalb des Metallbades, so daß die Schmelze
aus dem unteren Teil der Pfanne in die dort befindlichen Öffnung des vertikalen
Rohres hineingesaugt und durch die horizontalen Auslaufrohre wieder herausgedrückt
wird. Infolge dieser Pumpwirkung .findet in der Pfanne eine Zirkulationsströmung
der Metallschmelze statt, Gleichzeitig findet zufolge der horizontalen Auslaufrohre
auch eine gewisse Rührbewegung statt, der jedoch, wie die angegebenen Einzelheiten
erkennen lassen, eine deutlich geringere Bedeutung zugemessen wird. Die Vorrichtung
läßt gute Ergebnisse hinsichtlich der Beschleunigung metallurgischer Reaktionen
erzielen. Die Behandlung findet in einer normalen Pfanne statt, so daß zusätzliche
ümfüllvorgänge, die zwangsläufig mit Temperaturverlusten verbunden sind, entfallen.
Das leichte und bewegliche Gerät kann zu den einzelnen Pfannen gebracht werden,
Es ist deshalb sehr handlich und hat einen relativ geringen Energiebedarf. Sein
wesentlicher Nachteil besteht darin, daß das Rühr- und Pumporgan aus Rohren gebildet
ist und mithin einen Hohlkörper darstellt, der von der Schmelze innsn und außen
kräftig umspült ist. Die demzufolge recht hohen Betriebstemperaturen des Gerätes
zusammen mit dem schroffen Temperaturwechsel in den Behandlungspausen
be-
grenzen daher seine Lebensdauer beträohtlioh, so daß die Kosten für Reparatur
und Erneuerung einen beachtlichen Anteil
der gesamten Betriebskosten
ausmachen. Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Rührgerät zur beschleunigten
und/oder verbesserten Durchführung metallurgischer Reaktionen zu schaffen, da0 außer
den bereits genannten Vorteilen der bekannten Rühr- und Pumpvorrichtung nach der
Patentschrift 1
190 479 sich auch noch durch eine lange Lebensdauer auszeichnet
und einfache Herstellungsweise, ohne daß dadurch Nachteile hinsichtlich der Wirksamkeit
in Kauf genommen werden müssen. Es hat sich nämlich überraschend gezeigt, daß auch
ein weitaus einfacheres Rührgerät, dessen eigentliches Rührorgan eine etwa balkenförmige
Gestalt aufweist, das mithin ein Vollkörper ist und nicht als Pumpe arbeitet, für
den bereits genannten Zweck in ganz hervorragender Weise geeignet ist. Die Erfindung
besteht in dem Vorschlag, zur beschleunigten und/oder verbesserten Durchführung
von metallurgischen Reaktionen ein Rührgerät zu verwenden mit einem Antriebsmotor
und einer Antriebswelle, an der ein aus feuerfesten Massen mit Armierung bestehendes,
balkenförmiges Rührorgan querstehend angeordnet ist. Das Rührgerät nach der Erfindung
hat sich bei den verschiedensten metallurgischen Reaktionen, insbesondere bei Metallschmelzen
in ruhenden Pfannen, aber auch in
metallurgischen Gefäßen, wie Herdöfen oder Tiegelöfen, hervorragend bewährt. Obwohl
die Rührbewegung selbst entsprechend der Höhe des balkenförmigen, in der Horizontalebene
rotierenden
nur in einer relativ schmalen Zone, bezogen auf die Badtiefe, durchgeführt wird,
wird gleichwohl das gesamte Bad in eine kräftige Zirkulationsströmung versetzt#
die in kurzer Zeit eine völlige Homogenisierung der Metallschmelze gewährleistet.
Das Rührgerät
kann demnach vorteilhaft eingesetzt werden beispielsweise
für die Zugabe von Legierungsmetallen, von Desoxydationsstoffen, für die Aufkohlung
und ähnliche Prozesse, bei denen es vorrangig auf eine gleichmäßige Verteilung in
der Metallschmelze ankommt. Das Rührgerät verursacht aber auch eine beachtliche
Horizontalströmung, so daß es auch für Reaktionen zwischen der, Metallschmelze und
auf dieser ruhenden, festen oder
flüssi-
gen Reaktionsstoffen gut geeignet
ist, insbesondere
auch
für Reaktionen mit aufliegenden Schlacken, wie sie
beispielsweise beim Entfernen unerwünschter Begleitelemente auftre=-ten. Das Rührgerät
kann für den erfindungsgemäßen
Zweck in verschiedener Weise vorteilhaft weiter
ausgestalt sein. In der Regel wird man den unteren Teil der Antriebswelle feuerfest
umkleiden, wobei dieser mit dem balkenförmigen Rührorgan eine bauliche Einheit bildet,
die mit dem Oberteil der Antriebswelle auswechselbar verbunden ist. Das
balkenförmige Rührorgan
sollte eine gedrungene
Gestalt
haben,
die im Längsachsenquerschnitt
ein Verhältnis
der
Länge zur
Höhe zwischen 2,5 :
1 und 1 : 1 aufweist und
die in den Querschnitten
senkrecht zur Längsachse eine runde oder rechteckige kantenabgerundete Form
hat.
Für das Rührorgan stehen die üblichen Feuerfestmassen zur |
Verfügung, die nach bekannten Grundsätzen für den jeweiligen |
Anwendungsfall auszuwählen sind, Dabei erlangt dae Rühr- |
organ eine hohe Verschleißfestigkeit und gute T4peratur-" |
wechselbeständigkeite Für Sonderfälle, die bei sehr
hohen |
Badtemperaturen und/oder relativ langen Behaüdlungeseitin |
bei kurzen Arbeitspausen vorliegen, empfiehlt e0 sich, die |
Armierung der feuerfesten Manne den Rührorganen
&1.a Kühl- |
leiteng aussubildene |
Das Rührgerät wird insbesondere zeagewandt für die Behandlung von
Metallschmelzen, die sie'-, in einer ruhenden Pfanne befinden. Hier-wird zweckmäßig
d.G Länge des balkenförmigen Rührorganes derart gewählt, daß sie zwischen dem 0,25
und 0,65fachen .giert, vorzugsweise zwischen dem 0,35 und 0,50 fachen Wert des inneren
Pfannendurchmessers (in Höhe des Rührorganes) liegt. Dabei ist das Rührgerät besonders
einfach zu handhaben, wenn es auf einem die Pfanne abschließenden Pfannendeckel
befestigt ist, wobei die Antriebswelle mit Rührorgan durch den Pfannendeckel hindurchgeführt
ist. In Sonderfällen, beispielsweise bei sehr großen Stahlpfannen, kann es zweckmäßig
sein, Die Länge des Rührorgan-Balkens möglichst gering zu halten, so daß die genannte
Abstimmung auf den Pfannendurchmesser nicht einzuhalten ist. In diesem Falle soll
das Rührgerät mit Rührorgan zusätzlich eine translatorische Bewegung in einer der
Schmelzbadoberfläche entsprechenden Horizontalebene ausführen. Eine weitere überraschende
Erkenntnis der Erfindung liegt darin, daß das vorstehend beschriebene Rührgerät
in einem völlig unerwarteten Umfange solche metallurgischen Reaktionen zu beschleunigen
und zu verbessern vermag, die auf einem Stoffaustausch an der Grenzfläche zwischen
der Metallbadoberfläehe und aufliegenden festen oder flüssigen Reaktionsstoffen,
insbesondere Schlacken oder feinkörnigen, schwimmfähigen Massen, beruhen. Um diesen
Zweck optimal zu erreichen, besteht ein weiterer Vorschlag der Erfindung darin,
das Rührgerät lediglich soweit in diePfanne abzusenken, daß dessen balkenförmiges
Rührorgan während des Rohrens mindestens zur Hälfte seiner eigenen Höhe, jedoch
nicht
mehr, als gerade vollständig in das Metallbad eintaucht. Durch ein
solches Rühren in der Grenzzone zwischen flüssigem Metallbad und angrenzendem Reaktionsstoff
werden erhebliche Relativbewegungen zwischen beiden Phasen erzielt.
Obwohl
das Rührorgan praktisch nur in der Oberflächenzone rotiert, ist das Metallbad homogen.
Mit zunehmender Eintauchtiefe des
nimmt dessen Wirksamkeit ab; daher schlägt die Erfindung für den genannten Zweck
vor, daß während des Rührens die Eintauchtiefe des balkenförmigen Rührorganes von
dessen Unterkante ab gemessen jedenfalls nicht mehr als das 1,5fache seiner eigenen
Höhe betragen soll. Nachstehend wird die grfindung an einem Ausführungsbeispiel
und an Hand der Zeichnung näher erläutert. Das Rührgerät weist einen Antriebsmotor
1 auf, der über ein Getriebe 2 eine Welle, 3,4 antreibt. An dieser Welle ist ein
aus feuerfesten Massen mit Armierung bestehendes, balkenförmiges Rührorgan 5 querstehend
angeordnet. Eine brauchbare hydraulisch abbindende feuerfeste Masse besteht aus
33 % Si02,
60 gb A'203»9
395 % Ca0,
1,5 Fe
203 und
1,3 Alkalien. Diese Masse wird mit Wasser angerührt, bis sie gerade fließfähig
ist und in eine Schalung vergossen, in der die Armierung angebracht ist. Anschließend
findet eine etwa eintägige Lufttrocknung statt, Eine brauchbare chemisch abbindende
feuerfeste Masse besteht aus 26 9b SiO2, 69 A1203, 0,9 % P205, 1,3 g6 Fe 203t 1,5
% Ti 02 und 1,2 % Alkalien. Diese Masse wird zusammen mit 5 bis 6 gb eines chemischen
Bindemittels in eine die t.rmierung enthaltende Form gestampft. Das Rührorgan kann
auch in bestimmten Fällen aus Graphit bestehen. Der
Teil 3 der Antriebswelle ist feuerfest umkleidet und bildet mit dem balkenförmigen
Rührorgan 5 eine bauliche
Einheit, die mit dem Oberteil 4 der Antriebswelle auswechsel-
bar
verbunden ist. Das Rührorgan 5
ist derart gestaltet,
daß im Längsachsenquerschnitt
ein Verhältnis der Länge 1 zur Höhe h von 2 : 1 vorliegt; die Querschnitte senkrecht
zur
Längsachse haben eine runde Form. Die Drehzahl der
3, 4 war in den Stufen 49, 74 und 99 Upn regelbar. Wenn die Dauer der ßinzelbehandlung
etwa 45 min wesentlich überschreitet, oder wenn der Zeitabstand zwischen den einzelnen
Behandlungen unter etwa einer halben Stunde liegt und bei hohen Badtemperatureng
kann sich eine Kühlung der Armierung mit Luft empfehlen. Hierfür ist ein Anschlußstutzen
13 vorgesehen, von dem aus sich eine Kühl-Doppelleitung über die Antriebswelle 3,
4 in das balkenförmige Rührorgan 5 erstreckt, in dem die Kühlluft durch dessen Armierung
hindurchströmt. Das Rührgerät ist auf einer Querplatte 6 eines Trage-. gestelles
befestigte an dessen :nützen 7 die Querplatte höhenverstellbar geführt ist. Zur
Höhenfeinverstellung des balkenförmigen Rührorganes 5 greift ein Motor 8 mit Getriebe
am oberen Teil 4 der Antriebswelle an. Das Tragegestell mit Rührgerät ist auf dem
Pfannendeckel 9 montiert, der von der Antriebswelle mit Rührorgan durchsetzt ist.
Der Pfannendeckel 9 deckt die Pfanne 10 ab und hält die Temperaturverluste gering.
Er ist mit einem Zugabetrichter 15 versehen. In der Pfanne 10 befindet sich die
Metallschmelze 11, auf der die Reaktionspartner 12, z.B. eine Schlacke, schwimmen.
Das Rührorgan 5 ist in der Grenzzone zwischen beiden Phasen angeordnet und taucht
etwa zu 3/4 seiner eigenen Höhe in die Metallschmelze ein. Das beschriebene Rührgerät
kann für die verschiedensten metallurgischen Reaktionen verwendet werden. Nachstehend
werden einige Beispiele aufgeführt.