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Bindemittel fUr mineralische Fasern.
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Die Erfindung bezieht sich auf wärmehärtbare Harze und insbesondere
auf wärmehärtbare Harze auf wässeriger Basis, die bei der Herstellung von Mineralfasermatten
verwendbar sind.
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Bei dem Ublichen technischen Verfahren zur Herstellung von Mineralfasermatten
wird das Mineral zunächst in geschmolzenem Zustand in faserige Gestalt ausgezogen.
Dies erfolgt in einer Sau-el- oder Bildungskammer, in die ein SprUhstrahl eines
wässerigen wärmehärtbaren Harzes eingeftthrt wird.
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Dieser Strahl kühlt das in faserige Gestalt gebrachte geschmolzene
Mineral ab und schlägt gleichzeitig einen dUnnen Harztiberzug auf den so gebildeten
Fasern nieder. Die harzUberzogenen Fasern werden dann auf einem vorwärtswandernden
Rost oder Förderer verfilzt, welcher sie aus der Kammer herausbewegt und in einen
Ofen Pfihrt, in dem das Harz aushärtet und
die einzelnen Fasern
in Form einer Matte aneinanderbindet.
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Obwohl das Verfahren zur Herstellung von Mineralfasermatten in sämtlichen
Prozessen grundsätzlich das gleiche ist, können in dem tatsächlichen Arbeitsvorgang
stark variierende Bedingungen und Vorrichtungen angewendet werden. So kann das Ausgangsmaterial
zur Herstellung der Fasern aus solchen Stoffen, wie Kieselerde, Talkerde, Tonerde,
Soda, Kalk u. dgl. in verschiedenen Kombintionen und mit kleinen Mengen anderer
Bestandteile, ausgewählt werden.
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Das Ausziehen des geschmolzenen Minerals kann dadurch bewirkt werden,
daß es durch ein sich rasch drehendes Mundstück hindurchgeführt wird, in welchem
durch Zentrifugalkräfte eine Fibrillenbildung hervorgerufen wird, oder daß das geschmolzene
Mineral in Form eines aus einer Spinndüse austretenden sehr dUnnen Stromes in den
Weg eines Strah;fes heißer Gase ausgestoßen wird, Unabhängig von den angewendeten
spezifischen Bedingungen ist das Grundverfahrefl im wesentlichen das gleiche wie
bekannte Verfahren, wie sie z. B. in den USA-Patentschriften 2 550 465, 2 604 427
und 2 830 648 aufgezeigt sind.
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Bis in 3üngste Zeit sind die alleinigen Harze, die sich zur Verwendung
bei einem solchen Verfahren als zufriedenstellend erwiesen haben, die alkalisch
katalysierten Phenolformaldehydharze gewesen. In den letzten Jahren ist Jedoch ein
viel billigeres Harz eingeführt worden, das aus Phenol formaldehydharz, Alkalilignin
und Harnstoff zusammengesetzt ist
und eine ausgedehnt Anwendung
in der Technik, insbesondere bei der Herstellung von Mineralwolleprodukten gefunden
hat.
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Obwohl die Lignin-Harnstoff-Phenol-Zusammenset zungen zahlreiche
erwUnscht~Merkmale aufweisen und in mancher Hinsicht den geraden Phenolharzen tatsächlich
überlegen sind, haben sie verschiedene nachteilige Eigenschaften. In erster Linie
haben sie eine geringere Wirksamkeit, worunter auf dem Mineralfasergebiet der Prozentsatz
an in die Blas-oder Bildungskammer gesprühten Bindemittelfeststoffen verstanden
wird, die in der fertigen ausgeilärteten Matte zurückgehalten werden. Obgleich die
Wirksamkeit der Lignin-Harnstoff-Phenolharze sich in Abhängigkeit von den angewendeten
besonderen Bedingungen betr-chtlich ändern kann, schwankt die Wirksamkeit solcher
Harze allgemein zwischen etwa 68 und 75. Dieser Wert liegv etwas unter den Wirksamkeiten
von 75 bis 80 %, die gewöhnlich mit den üblichen Phenolharzen erhalten werden. Das
Ergebnis dieser geringeren Wirksamkeit ist, daß, um den gleichen Bindemittelgehalt
in der fertigen ausgehärteten Matte zu erzielen, eine größere Menge an Bindemittelfeststoffen
auf die Fasern gesprüht werden muß.
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Mineralfasermatten werden hauptsächlich zur Wärmeisolierung benutzt.
Die Verwendbarkeit der Matten für Hochtemperaturzwecke, d. h. solche, in welchen
die Temperatur den Wert von etwa 2320 C übersteigt, ist zufolge der Degradation
des Bindemittels bei solchen hohen Temperaturen und dem sich daraus ergebenden Zusammenbrechen
des Gefüges
der Matte und der beträchtlich verminderten Isoliereigenschaften
beschränkt gewesen. Die Lignin-Harnstoff-Phenolharze sind, obwohl sie einen etwas
besseren Widerstand gegen Degradation bei hoher Temperatur als die üblichen Phenolharze
aufweisen, noch weit davon entfernt, zufriedenstellend zu sein.
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Ein Hauptzweck der Erfindung besteht darin, die Wirksamkeit und Wärmestabilität
von Lignin-Harnstoff-Phenolharz-Bindemitteln zu verbessern. Weitere Zwecke der Erfindung
ergeben sich aus dem Nachfolgenden.
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Es wurde gefunden, daß die Wirksamkeit und die Wärmestabilität von
Lignin-Harnstoff-Phenolharzen durch den Zusatz kleiner Mengen Dicyandiamidformaldehyd
beträchtlich erhöht werden können. Um jedoch die besten Ergebnisse zu erzielen,
müssen die Mengen der vier Komponenten jeweils in bestimmten spezifischen Grenzen
gehalten werden.
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Von den vier Komponenten sind der Phenolforrnaldehyd und der Dicyandiamidformaldehyd
voneinander unabhängig wärmehärtbare Harze. Bei dem Bindemittel gemäß der Erfindung
muß die Gesamtmenge dieser wärmehärtbaren Harze zwischen 20 und 60 % der gesamten
Bindemittelfeststoffe betragen.
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In dieser Gesamtharzmenge kann der Anteil des Phenolformaldehyds zwischen
50 und 90 % schwanken, wobei der Dicyandiamidformaldehyd die restlichen 10 bis 50
% bildet.
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Die in dem Bindemittel vorhandene Menge an Harnstoff kann zwischen
etwa 12 und 50 % schwanken. Die Harnstoffmenge
ist jedoch außerdem
auf nicht mehr als das 5-fache des Gewichts des vorhandenen Dicyandiamidformaldehyds
begrenzt.
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Die Ligninmenge ist auf ein Minimum von 16 X und ein Maximum von
50 ß der Bindemittelfeststoffe begrenzt.
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Die Beziehung zwischen den verscjtiedeiien Komponenten geht am besten
aus den nachfolgenden Beispielen hervor.
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Beispiel 1 408 Gewichtsteile Dicyandiamid wurden zusammen mit 241
Gewichtsteilen von 91 « Feststoff enthaltendem Par2formaldehyd und 351 Gewichtsteilen
Wasser in ein Reaktionsgeräß eingebracht. Die Reaktionsmischung wurde währeiid einer
Zeitdauer von 15 Minuten auf 750 C erwärmt, und dann wurde die Temperatur 1 Stunde
auf dieser Höhe gehalten. Nach der Abkühlung hatte die Harzlösung folgende Eigenschaften:
pH Wert Feststoffe 50,9 % Viskosität bei 250 C 22 cps Wasserverdünnbarkeit bei Raumtemperatur
unendlich Stabilität keine Ausfällung nach 14 Tagen bei Raumtemperatur Diese Harzlösung
wird nachstehend mit Harz A bezeichnet.
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Weiterhin wurden 342 Gewichtsteile 92 %igen Phenols und 500 Gewichtsteile
einer 44 %igen Formaldehydlösung in ein Reaktionsgefäß eingebracht und 110 Minuten
bei 720 C erwärmt. Dann wurde Natriumhydroxyd in Teilmengen periodisch zugesetzt,
bis insgesamt 11,7 Gewichtsteile am Ende von 55
Minuten hinzugefügt
waren.
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Diese Harzlösung, die nachstehend mit Harz B bezeichnet wird, hatte
folgende Eigenschaften: pH-Wert 8,3 Feststorfe 47,8 ß Viskosität bei 250 C 29 cps
Wasserverdünnbarkeit unendlich Stabilität größer als 14 Tage Es wurden die Aushärtungsgeschwindigkeiten
und die Zugfestigkeiten jedes dieser beiden Harze bestimmt.
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Die Aushärtungsgeschwindigkeiten, die dadurch bestimmt wurden, daß
3 ml Harzlösung mit 25 % Feststoffen auf eine heiße Platte bei 1490 C aufgebracht
wurden und daß sowohl die Zeit, die erforderlich war, damit das Harz seine Fließfähigkeit
verliert (Verdickungszeit), als auch die Zeit gemessen wurde, die erforderlich war,
damit das Harz eine unschmelzbare Masse bildet (Härtungszeit), lieferten eine ausgezeichnete
Anzeige hinsichtlich der Fähigkeit des Harzes, seine Funktion auszuüben. Eine zu
kurze Verdickungszeit (unter 70 sec) zeigt an, daß das Harz in der Sammelkammer
eine Vorhärtung erfährt, so daß es seine Fließfähigkeit verliert und ein angemessenes
Binden der Fasern verhindert. Eine zu lange Härtezeit (über etwa 500 sec) zeigt
an, daß das Harz in dem Verfahren nicht richtig ausgehärtet wird, was zu einer mangelhaften
Festigkeit und Elastizität in der fertigen Mineralfasermatte führt.
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Die Zugfestigkeiten wurden dadurch bestimmt, daß Glasperlen
mit
einer Harzlösung überzogen wurden, um 3,5 Ges.% Harzfeststoffe, bezogen auf das
Gewicht der Glasperlen, festzuhalten. Die harzüberzogenen Glasperlen wurden zu Testkörpern
von der Gestalt abgeflachter Hundeknochen mit einer Dicke von etwa 6 mm geformt
und gehärtet. Die Zugfestigkeit dieser Testkörper wurde dann nach der Härtung und
der Abkühlung bestimmt (Trockenfestigkeit), und außerdem wurde die Zugfestigkeit
bestimmt, nachdem die gehärteten Testkörper 2 Stunden einer Atmosphäre von 1000
C und 100 X relativer Feuchtigkeit ausgesetzt worden -waren (Naßfestigkeit).
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Die für die beiden Harze A und B erhaltenen Ergebnisse waren die
folgenden: Harz A Harz B Verdickungszeit in sec 65 85 Härtezeit in sec 125 110 Trockenrstigkeit
in kg/cm 17,93 14,76 Naßfestigkeit in kg/cm 0 3,52 Es ist ersichtlich, daß das Harz
A wegen seiner geringen Verdickungszeit und seiner fehlenden Wasserfestigkeit nach
dem Härten für Mineralfasern ungeeignet ist.
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Verschiedene Mischungen der Harze A und B, die 25 bzw.
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50 und 75 % des Harzes A (auf Feststoffbasis) enthielten, zeigten
sämtlich Verdickungszeiten und Naßfestigkeiten, die zwischen den ur die Harze selbst
erhaltenen Werten lagen.
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Es wurde eine wässerige Lösung von Harnstoff und einem freie Säure
enthaltenden Kraftkiefernholzlignin dadurch bereitet, daß 330 Gewichtsteile Harnstoff
und 33 Gewichtsteile Ammoniak in Form einer wässerigen Lösung von 260 Be zu 3300
Gewichtsteilen Wasser hinzugefügt wurden. Nachdem sich der Harnstoff gelöst hatte,
wurden 785 Gewichtsteile Lignin zugesetzt und gelöst, um eine Lösung mit 25 % Feststoffen
zu erzeugen, die einen pH-Wert von 9,5 hatte und Lignin und Harnstoff in einem Verhältnis
von 70 : 30 enthielt.
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Durch Zusammenbringar der Lignin-Harnstoff-tösung und der Harze A
und B in sich ändernden Anteilen wurden Bindemittellösungen von den rolgenden Zusammensetzungen
erhalten: Gewichtsprozent auf Feststoffbasis Binde- Phenol- Dicyan- Harnstoff Lignin
mittel formalde- diamidform-Nr. hydharz aldehydharz 1 40 0 19 41 2 30 10 19 41 3
20 20 19 41 4 10 30 19 41 5 0 40 19 41 6 30 0 21 49 7 22,5 7,5 21 49 8 15 15 21
49 9 7,5 7,5 21 49 10 0 30 21 40 Für jede dieser Bindemittellösungen wurden die
Härtungsgeschwindigkeiten und die Zugfestigkeiten bestimmt. Außerdem wurde die Harz-"Wirksamkeit"
dadurch bestimmt, daß der Verlust an Bindemittelfeststoffen gemessen wurde, nachdem
das Bindemittel
2 Studen Hei#en Gasen bei 150° C ausgesetzt worden
war.
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Diese Wirksamkeiten sind nicht mit denjenigen zu verwechseln, die
beim üblichen Arbeiten erhalten werden und um ungefähr 20 % niedriger sind. Die
Versuchsergebnisse waren die folgenden: Härtungsgeschw. Zugfestigkeit Binde- in
sec in kg/cm mittel Verdick- Härte- trocken naß Wirksamkeit Nr. Zeit zeit in % 1
100 210 39,72 10,29 93,0 2 95 230 49,22 11,25 97,7 3 80 290 28,83 17,93 98,4 4 5
35 375 19,33 5,97 101,2 6 80 285 42,18 21,79 94,0 7 70 310 35,85 20,39 97,5 8 70
360 30,23 22,85 98,o 9 45 390 24,96 13,36 99,2 10 30 Uber400 20,39 5,62 100,7 Aus
dem Vorstehenden ist erichtlich, daß, wenn die Menge an Dicyandiamidformaldehyd
die Menge an Phenol formaldehyd übersteigt, die Verdickungszeiten auf eine völlig
unbefriedigende Höhe herabgesetzt werden (Bindemittel Nr, 4, 5, 9 und 10). Bei den
besonderen Anteilverhältnissen der Komponenten in den Bindemitteln Nr. 7 und 8 liegen
die Verdickungszeiten gerade an der Grenze, jedoch kann diese Situation verbessert
werden, indem der Harnstoffgehalt erhöht und der Ligningehalt vermindert wird.
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Es ist ferner ersichtlich, daß durch den Einschluß des Dicyandiamids
die Wirksamkeit des Harzes merklich verbessert
wird.
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Weiterhin ist erkennbar, daß, wenn in der Zusammensetzung größere
Mengen an Lignin und Harnstoff verwendet werden, die beide an sich nicht harzartig
sind, und wenn ihre mangelhafte Wasserfestigkeit beachtet wird, die Naßfestigkeit
im Vergleich zu derjenigen der reinen Harze selbst tatsächlich verbesser-t wird.
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Beispiel 2 Es wurde ein gemisciites Dicyandiamidformaldehyd-Phenolformaldehyd-Harz
dadurch hergestellt, daß Dicyandiamid mit Formaldehyd zur Reaktion gebracht wurde
und dach Phenol, zusätzlicher Formaldehyd und ein Alkalikatalysator zugesetzt wurden,
worauf eine Erwärmung erfolgte, um eine Reaktion zwischen dem Phenol und dem Formaldehyd
herbeizuführen. Das entstehende gemischte Harz enthielt 22 Gew. % Dicyandiamidformaldehyd
und 78 Gew.% Phenolformaldehyd. Es hatte einen Feststoffgehalt von 47,8 «, einen
pH-Wert von 6, 5 und eine Viskosität von 29 cps bei 250 C und war mit Wasser unendlich
verdünnbar, obwohl sich eine kleine Menge eines ehr feinen weißen schebstoffartigen
Niederschlags bildete. Die Verdickungszeit dieses Harzes betrug 85 sec und die Härtezeit
110 sec.
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Auf Glasperlen ergab es eine Trockenfestigkeit von 14,76 kg/cm2 und
eine Na#festigkeit von nur 3,52 kg/cm2.
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Dieses Harz wurde mit sich ändernden Anteilverhältnissen von Lignin
und Harnstoff gemischt, um eine Reihe von Bindemitteln zu erzeugen. Die Zusammensetzung
dieser Bindemittel
und eine Übersicht der Versuchsergebnisse sind
in der nachfolgenden Tabelle aufgeführt: Zusammensetzung in Gewichtsprozent PF+
DF+ GH+ Harnstoff Lignin Ergebnisse 15,6 4,4 20 32 48 zu hohes Harnstofr/Dicyandiamid-Verh.,
Verd.-Zt. über 1000 sec 19,5 5,5 25 15 60 zu viel Lignin, Verd. Zt. 35 sec 19,5
5,5 25 19 56 zu viel Lignin, Verd. Zt. 60 sec 19,5 5,5 25 26 49 befriedigende Härtezeit
und Festigk.,gute Wirksamkeit 21,5 6 27,5 18,5 54 zu viel Lignin, Verd. Zt. nur
60 sec 21,5 6 27,5 23,5 49 befriedigend 23,4 6,6 30,0 21 49 befriedigend, ausgez.
Na#fest. v.30,58 kg/cm 23,4 6,6 30,0 28 42 befriedigend 27,3 7,7 35 20 45 ?1 27,3
7,7 35 23 42 27,3 7,7 35 28 37 31,2 8,8 40 14 46 31,2 8,8 40 24 36 sehr gut 31,2
8,8 40 30 30 befriedigend +PF = Phenolfolmaldehyd DF = Dicyandiamidformaldehyd GH
= Gesamtharz Obwohl ein weiter Bereich von alkalisch katalysierten Phenolformaldehydharzen
in der Zusammensetzung gemäß der
Erfindung verwendet werden kann,
müssen diese Harze zwecks Erzielung der gewünschten Ergebnisse bestimmte Eigenschaften
haben. Die Harze müssen wasserlöslich und mit Wasser auf geringe Feststoffgehalte,
d. h. auf Feststoffgehalte von etwa 5 % verdünnbar sein. Um diese erforderliche
Wasserlöslichkeit und Verdünnbarkeit zu erhalten, soll die Bildung polymerer Stoffe
während des Kochvorganges vermieden werden, wobei im wesentlichen das gesamte Harz
in Form monomerer phenolischer Alkohole vorliegt. Methode, welche dies herbeizuführen
gestatten, sind dem Fachmann auf dem i!arzherstellungsgebiet bekannt.
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Neben der Erzielung der erforderlichen WasserlöslicIkeits-und Verdünnbarkeitseigenschaften
ist es notwendig, eine relativ hohe Methylolsubstitution zu erreichen, um genügend
reaktionsfähige Gruppen für das richtige Härten mit dem Lignin und dem Harnstoff
vorzusehen. Es wurde gefunden, daß etwa 1,3 bis 2,0 Methylolgruppen Je Pheliolmolekül
vorhanden sein sollen, um dieses Ergebnis zu erzielen, Um einen solchen Substitutionsgrad
zu erhalten, ohne daß eine Polymerisation verursacht wird, muß beim Kochen ein Uberschuß
an Formaldehyd verwendet werden. Es wurde gefunden, daß ein allgemein erwünschter
Bereich von Phenol/Formaldehyd-Verhältnissen zwischen etwa 1 : 1,7 und 1 : 2,5 liegt,
wobei ein Verhältnis von 1 : 2,2 bevorzugt wird.
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Der zur Bereitung des Harzes verwendete Katalysator kann irgendeine
wasserlösliche Alkali- oder Erdalkaliverbindung
sein. Materialien,
wie Natriumhydroxyd, Natriumkarbonat, Natriumsulfit, Calciumhydroxyd und Bariumhydroxyd,
können sämtlich in zufriedenstellender Weise verwendet werden. Jedoch sollen Ammoniak
und andere stickstoffhaltige Basen nicht als Katalysatoren verwendet werden, da
mit ihnen hergestellte Harze beträchtlich verminderte Löslichkeits- und Stabilitätseigenschaften
habe, besonders bei Vorhandensein von Lignin. Die verwendete Katalysatormenge soll
im allgemeinen auf 0,1 Mol je Mol Phenol begrenzt sein, um eine Ubermäßige Bildung
polymerer Stoffe zu vermeiden.
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Freier Formaldehyd, der in der Phenolformaldehydharzlösung am Ende
des Kochvorganges vorhanden ist, hat eine sehr schädliche Wirkung auf die Stabilitäts-
und Vorhärtungseigenschaften der fertigen Bindemittellösung, die Lignin und Harnstoff
enthält. Infolgedessen soll der freie Aldehyd im wesentlichen volaständig aus dem
Harz entfernt werden, um eine vorzeitige Reaktion mit diesen Komponenten zu vermeiden.
Dies kann sehr leicht dadurch bewirkt werden, daß der Phenolharzlösung eine genügende
Menge Ammoniak zugesetzt wird, um den Formaldehyd in Hexamethylentetramin überzuführen,
welches keine schädliche Wirkung hat und in der Tat etwas günstig ist, da der in
ihm enthaltene Formaldehyd für die Reaktion während der Härtung der Zusammensetzung
in einen Härtungsofen verrükbar wird.
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Der Dicyandiamidformaldehyd kann leicht dadurch bereitet werden,
daß Dicyandiamid und Formaldehyd zusammen erhitzt
werden, wobei
1 bis 2 Mol (vorzugsweise etwa 1,5 Mol) Formaldehyd je Mol Dicyandiamid verwendet
werden. Die Reaktion läßt sich am leichtesten in wässeriger Lösung ohne Katalysator
durchführen, obwohl kleine Katalysatormengen verwendet werden können.
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Die Bedingungen zur Bereitung sowohl des Dicyandiamidrormaldehydharzes
als auch des Phenolformaldehydhalas sind einander sehr ähnlich mit der Ausnahme,
daß das Dicyandiamid ohne einen Katalysator leicht reagiert. Bei der Bereitung eines
gemischten Harzes ist es möglich, das Dicyandiamid mit Formaldehyd und Phenol formaldehyd
und Katalysator umzusetzen und diese Storfe zur Herstellung einer Mischung von Harzen
zur Reaktion zu bringen, wobei nur ein einziges Reaktionsgefäß verwendet wird. Vorzugsweise
können das Dicyandiamid und das Phenol getrennt mit Formaldehyd umgesetzt und die
beiden dadurch erhaltenen harzartigen Produkte nacnfolgend zusammengemischt werden.
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In der Zusammensetzung gemäß der Erfindung kann irgendeines der Alkalilignine
verwendet werden. Diese Lignine werden sämtlich durch eine alkalische Digerierung
von Holzfaserstorf gewonnen. Meistens werden sie als Nebenprodukte aus alkalischen
Verfahren der Papierherstellung erhalten, bei denen Natriumhydroxyd allein oder
in Kombination mit Natriumsulfid verwendet wird. Diese Lignine werden allgemein
nach dem angwendeten Zellstoffherstellungsprozeß als Natron- und Kraft- oder Sulfatlignine
bezeichnet. Solche Alkalilignine
sollen in der Zusammensetzung
gemäß der Erfindung in der freie Säure enthaltenden Form, d. h. in der Fonn verwendet
werden, in welcher die wasserlöslich machenden Alltalikationen mittels Ansäuerns
durch Wasserstoff ersetzt wordeii sind.
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Die Alkalisalzform von Lignin enthält große Mengen Alkalimetall,
welches eine schädliche Wirkung uf die Mineralfasern hat, und sie sollte daher nicht
benutzt werden. Das rreie Säure enthaltende Alkalilignin ist in Wasser unlöslich.
Dagegen ist es selbst bei verdünnten Konzentrationen in wässerigen Lösungen von
Phenolharz, Dicyandiamidharz und IIarnstoff löslich, vorausgesetzt, daß der pH-Wert
über 7,0 gehaltenwKrd. Wenn es erwünscht ist, das Lignin und den harnstoff in Lösung
vorzumischen, bevor sie dem Phenolharz zugemischt werden, dann soll Ammoniak verwendet
werden, um das Lignin löslich zu tauchen.
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Bei der bevorzugten Ausführungsform der Erfindung ist das verwendete
Alkalilignin ein Kraftkiefernholzlignin.
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Andere Alkalilignine, wie Natron-Nadelholz-, Hartholz- und Krafthartholzlignine,
erfordern einen etwas höheren pH-Wert, um eine gute Wasserverdünnbarkeit zu erzielen.
Andererseits hat der höhere pH-Wert das Bestreben, die Stabilität der Zusammensetzung
herabzusetzen.
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Es ist von großer Wichtigkeit, daß bei der Bereitung der Zusammensetzung
die Bestandteile in richtigen Anteilmengen verwendet werden. So ist beispielsweise
gefunden worden, daß, wenn weniger als 20 % der gesamten harzartigen Stoffe
(Phenolformaldehyd
plus Dicyandiamidformaldehyd) verwendet werden, in der Mischung ungenügende reaktionsfähige
Gruppen vorhanden sind, um Bindungen hoher Festigkeit zu erhalten. Wenn mehr als
60 % harzartige Stoffe verwendet werden, dann wird die Stabilität des Harzes nahm
teilig beeinflu#t.
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Ebenso führt das Vorhandensein von mehr als 5G % Lignin zu Problemen
hinsichtlich der Stabilität, der Verdünnbarkeit und der Vorhärtung. Die kleinste
Ligninmenge, die benutzt werden kann, beträgt etwa 16 %. Falls weniger als diese
Menge benutzt wird, dann führt dies zu übemä#ig langen IIärtezeiten.
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Die Menge des Harnstoffs ist auf 12 bis 50 begrenzt.
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Wenn weniger als das Minimum von 12 % harnstoff verwendet wird, dann
führt dies zu Problemen hinsichtlich der Vorhärtung, und die Verwendung von mehr
als 50 % Harnstoff führt zu übermäßig langen Härtezeiten. Ferner muß, falls die
vorteilhafte Erhöhung der Wirksamkeit erreicht werden soll, die Harnstoffmenge au
weniger als das 5-fache der Dicyandiamidmenge in der Zusammensetzung begrenzt werden.
Es sei bemerkt, daß der Harnstoff nicht nahe der maximal zulässigen Menge, etwa
40 bis 50 %, verwendet werden kann, sofern nicht der Dicyandiamidformaldehyd mindestens
8 bis 10 % der gesamten Zusammensetzung ausmacilt.
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Bei der bevorzugten Ausführungsform der Erfindung sollen etwa 30
bis 40 Teile harzartigen Materials, von dem 20 bis 25 % aus Dicyandiamidformaldehyd
bestehen, und 35 bis 45 Teile Lignin verwendet werden. Der Harnstoff soll in dieser
bevorzugten
Zusammensetzung etwa 6 bis 25 % des Gewichtes des
Bindemittels und etwa das 2,5 bis 3,5-fache des Gewichtes des Dicyandiamidformaldehyds
betragen. Innerhalb dieses bevorzugten Bereiches wird ein ausgezeichnetes Gleichgewicht
der Komponenten erhalten, welches ein Harz ergibt, das sämtliche erwtinschten Eigenschaften
für die Verwendung als Bindemittel für Mineralwolle besitzt.
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Der Zusammensetzung gemäß der Erfindung können auch verschiedene
Antioxydationsmittel, wie Phosphate, Borate, Antimonate usw., für Anwendungszwecke
zugesetzt werden, bei denen eine hohe Feuerfestigkeit gefordert wird. Das Bindemittel
gemäß der Erfindung hat eine ausgezeichnete Zunderungsfestigkeit (punking resistance),
und mit Ausnahme von sehr ungewöhnlichen Fällen sind solche Antioxydationsmittel
nicht erforderlich.
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Es kann ferner auch Hexamethylentetramin verwendet werden, um eine
Plastifizierung zu ermöglichen und zusätzliche Reaktionspartner während der Härtung
zu schaffen, Da etwas Hexamethylentetramin auf Grund der Reaktion zwischen freiem
Formaldehyd und Ammoniak nach der Harzbildung notwendigerweise vorhanden ist, sind
im allgemeinen zusätzliche Mengen nicht errorderlich oder erwünscht, außer wenn
das Phenolharz eine niedrige Methylolsubstitution, d. h. 1,3 bis 1,6 Methylolgruppen
je Mol Phenol enthält.
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Der pH-Wert deM Wasserlösungen der Harzzusammensetzung soll über
7,0 gehalten werden, um eine richtige StadlitEt
und Härtung zu
erzielen. pH-Werte über etwa 10 suchen in der Blaskammer eine Vorhärtung zu begünstigen,
und sie sind daher nicht erwünscht. Im allgemelnen rührt die Vermischung der Komponenten
zu Lösungen in diesem pH-Bereich, jedoch kann er, wenn eine Einstellung gefordert
wird, durch Zusatz kleiner Mengen eines alkalischen Stoffes, vorzugsweise Ammoniak,
geändert werden.