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Verfahren zur Wasserbindung in Polyhydroxylverbindungen enthaltenden
Polyurethanmassen Hochmolekulare Polyurethane werden nach dem Polyadditionsverfahren
aus Polyisocyanaten und mehrwertigen, freie Hydroxylgruppen enthaltenden Verbindungen
nach Vermischen bei Raumtemperatur oder erhöhter Temperatur erhalten. Das Vermischen
ist bei flüssigen nicht zu hochviskosen Ausgangskomponenten leicht möglich. Notfalls
kann die Viskosität durch Anwendung von Wänne oder durch Zugabe von Lösungsmitteln
gesteuert werden. Die Addition läuft dann - bestimmt von der Reaktivität der Isocyanat-bzw.
Hydroxylgruppen - mehr oder weniger schnell ab. Die erhaltenen Polyurethane zeigen
in der Regel nach beendeter Reaktion in Abhängigkeit von der Schichtdicke starke
Blasenbildung bis schaumige Struktur. Diese Erscheinung ist darauf zurückzuführen,
daß die Hydroxylgruppen enthaltende Komponente meistens Wasser in geringen Anteilen
enthält. Dieser Wasseranteil ist bei Mitverwendung von Pigmenten und Füllstoffen
erhöht. Die Feuchtigkeit reagiert mit freien Isocyanatgruppen unter Abspaltung von
Kohlendioxyd, das Störungen, wie z. B. die Blasen- oder Schaumbildung, verursacht.
Bei lösungsmittelfreien Kombinationen aus flüssigen Polyisocyanaten und flüssigen
Polyoxyverbindungen kann die Wirkung der Feuchtigkeit durch Zugabe von Natriumalumosilikaten
bestimmter Struktur (deutsche Auslegeschrift 1143634) unterbunden werden. Das Natriumalumosilikat
wirkt hierbei wie ein Molekularsieb, nimmt das Wasser auf und schließt es ein, d.
h., das Wasser wird absorptiv gebunden.-Gegenstand der Erfindung ist ein Verfahren
zur Wasserbindung in Polyhydroxylverbindungen enthaltenden flüssigen oder pastenförmigen,
pigmenthaltigen Polyurethanmassen auf Grundlage von Polyisocyanaten und Polyhydroxylverbindungen.
Das Verfahren ist dadurch gekennzeichnet, daß die pigmentierte Polyhydroxylverbindung
vor der Umsetzung mit dem Polyisocyanat bei Raumtemperatur mit Erdalkalioxyden,
Aluminium- oder Magnesium- 1 -halogeniden oder Metallhydriden behandelt wird.
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Es ist bekannt, Polyester oder Polyäther vor deren Umsetzung mit
Diisocyanaten in der Hitze mit Magnesiumoxyd oder Bariumoxyd zu behandeln. Dadurch
soll die spätere Umsetzung zwischen dem Diisocyanat und der Polyhydroxylverbindung
katalysiert werden, wobei man unvulkanisierte Elastomere erhält, die gelfrei sein
und gewisse Plastizitätseigenschaften haben sollen. Es wird ausdrücklich angegeben,
daß es Magnesium- oder Bariumoxyd sein muß, andere Metalloxyde sind dazu unbrauchbar.
Zu chemischen Wasserbindungen, die im Gegensatz zu dem bekannten Verfahren bei Raumtemperatur
durchgeführt werden, ist dagegen Magnesiumoxyd wirkungslos. Auf der anderen Seite
können neben Bariumoxyd auch andere Erdalkalioxyde sowie Metallhydride bzw. Aluminium-oder
Magnesium-l-halogenide eingesetzt werden.
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Erfindungsgemäß zur Wasserbindung dienende Erdalkalioxyde sind z.
B. Calciumoxyd, Strontiumoxyd oder Bariumoxyd. Neben Aluminiumhalogeniden, wie z.
B. Aluminiumchlorid, oder Magnesium-l-halogeniden, wie Magnesium-l-chlorid bzw.
Magnesiuml-bromid, sind Metallhydride zu nennen, z. B. Magnesiumhydrid, Natriumboranat
oder Lithiumaluminiumhydrid. Bevorzugt sind Calciumoxyd oder Magnesiumhydrid.
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Die Geschwindigkeit der chemischen Wasserbindung durch die aufgeführten
Mittel ist verschieden. Gleichzeitig üben diese einen unterschiedlichen reaktionsbeschleunigenden
Einfluß auf die Additionsreaktion zwischen Polyisocyanaten und Polyhydroxylverbindungen
aus. Aluminiumchlorid wirkt am schwächsten.
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Stärker reaktionsbeschleunigend als Natriumalumosilikate sind mit
zunehmender Wirkung: Magnesiuml-halogenid, Magnesiumhydrid, Calciumoxyd, Strontiumoxyd,
Bariumoxyd, Lithiumaluminiumhydrid.
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Praktisch ausgenutzt werden kann diese katalytische Wirkung vor allem
in den Fällen, in denen langsam reagierende Polyisocyanate als eine der Reaktionskomponenten
eingesetzt werden, das sind Polyisocyanate mit aliphatisch oder hydroaromatisch
gebundenen Isocyanatgruppen oder solche Polyisocyanate mit aromatisch gebundenen
Isocyanatgruppen, die einen reaktionsverzögernden Substituenten enthalten.
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Die reaktionsverzögernde Wirkung dieser Substituenten wird oftmals
durch sterische Hinderung ver-
ursacht. Reaktionsverzögernde Substituenten
besonders in ortho-Stellung zur fsocyanatgruppe sind beispielsweise die Methyl-,
Äthyl- oder lsopropylgruppe.
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Die chemisch wasserbindende Wirkung der Aluminiumhalogenide ist eine
Zeitreaktion, wobei das Wasser stufenweise unter Freisetzung von Halogenwasserstoff
addiert wird. Das Wasser ist etwa nach 8tägiger Stehen bei Raumtemperatur so fest
gebunden, daß es nicht mehr die unerwünschte Kohlendioxydabspaltung verursachen
kann. Aluminiumhalogenide haben auf die Additionsreaktion zwischen Polyisocyanaten
und Polyhydroxylverbindungen erst bei großem Überschuß über die erforderliche Zusatzmenge
einen reaktionsbeschleunigenden Einfluß, der jedoch geringer als derjenige von Natriumalumosilikaten
ist. Bei geringen Zusatzmengen ist eine Reaktionsverzögerung festzustellen.
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Verbindungen des einwertigen Magnesiums sind in »Chemical Review«,
57 (1957), S. 417, beschrieben.
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Diese Verbindungen können durch elektrolytische Reduktion dargestellt
worden sein. Weiterhin entstehen sie an der Oberfläche von Magnesiummetall in einer
Mischung von Magnesiummetall und Verbindungen des zweiwertigen Magnesiums und deren
Ätheraten. Besonders geeignet ist eine Mischung von MgI2 und Mg. Außerdem lassen
sich einwertige Magnesiumverbindungen durch das im »Berichte«, 85 (1962), S. 593,
dargestellte Verfahren erhalten, demzufolge ein Arylmagnesiumhalogenid der Pyrolyse
unter Luftabschluß bei erhöhten Temperaturen und vermindertem Druck unterworfen
wird. Magnesium-I-halogenide setzen sich mit Wasser momentan um.
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Die Erdalkalioxyde lassen in ihrer chemisch wasserbindenden Wirkung
kaum Unterschiede erkennen.
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Verschieden sind diese in ihrer reaktionsbeschleunigenden Wirkung.
Während Calciumoxyd im Vergleich zu Natriumalumosilikaten einen merkbaren Reaktionsbeschleuniger
darstellt, zeigen in dieser Beziehung Strontium- oder Bariumoxyd mit zunehmender
Basizität steigende Wirkung.
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Die Erdalkalioxyde müssen wasserfrei sein. Erdalkalioxyde, wie z.
B. Calciumoxyd, die mit anderen Oxyden, wie z. B. Aluminiumoxyd und Siliciumdioxyd
gemischt sind oder als Aluminate oder Silikate wie z. B. im Zement vorliegen, können
als chemisch wasserbindende Mittel nicht ohne weiteres verwendet werden, weil die
Erdalkalioxyde in einer bestimmten Menge eingesetzt werden müssen und Aluminiumoxyd
sowie Siliciumdioxyd keine ausreichend chemisch wasserbindende Wirkung in Polyurethanmassen
zeigen.
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Die zuzusetzende Menge an chemisch wasserbindenden Mitteln ist abhängig
von diesen Mitteln selbst sowie vom Wassergehalt der Mischung, bestehend aus Polyisocyanaten,
Polyhydroxylverbindungen und gegebenenfalls Füllstoffen, sowie Pigmenten. Die Zusatzmenge
bewegt sich zwischen etwa 0,7 und 50/,. Der Wassergehalt liegt meistens in der Größenordnung
von 0,5 bis 0/o. Die Erdalkalioxyde zeigen gute chemisch wasserbindende Wirkung
bei einer Zusatzmenge von 4 bis 50/0, bezogen auf das Reaktionsgemisch, wobei die
Wasserbindung erst nach einer Verweilzeit der gegebenenfalls pigmentierten Polyhydroxylverbindung
von einigen Tagen eintritt.
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Magnesium-l-halogenide werden in der Größenordnung von 1,50/,, bezogen
auf die Polyurethanmasse, zugesetzt, ohne daß eine merkbare Reaktionsbeschleunigung
festgestellt wird. Sichere chemisch wasserbindende Wirkung verbunden mit fühlbarer
Reak-
tionsbeschleunigung zeigen Zusätze von 3 bis 5°/0.
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Die Verweilzeit in der gegebenenfalls pigmentierten Polyhydroxylverbindung
beträgt wenige Stunden bis 2 Tage, danach ist die chemische Wasserbindung praktisch
beendet. Aluminiumhalogenide zeigen als chemisch wasserbindende Substanzen in dem
erfindungsgemäßen Verfahren gute Wirksamkeit, wenn diese in einem Anteil von 2,5
bis 50/,, bezogen auf das Reaktionsgemisch, zugesetzt werden. Die Verweilzeit zum
Zwecke der vollständigen chemischen Wasserbindung in pigmentierten Polyhydroxylverbindungen
beträgt etwa 8 Tage. Die Zusatzhöhen zur Polyurethanmasse für Metallhydride sind
unterschiedlich. Natriumboranat wird wenigstens in Mengen von 0,70/0, Lithiumaluminiumhydrid
wenigstens in Mengen von 1,40/, und Magnesiumhydrid in Mengen von 0,70/, zugesetzt.
Die chemische Wasserbindung ist praktisch schon nach einer Verweilzeit in der pigmentierten
Polyhydroxylverbindung von wenigen Stunden bis 2 Tagen abgeschlossen.
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Die chemisch wasserbindenden Mittel werden der Polyhydroxylverbindung
unter guter Durchmischung zugesetzt. Diese Mischung bleibt bei Zimmertemperatur
so lange stehen, bis die chemische Wasserbindung beendet ist.
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Als Polyisocyanate seien alle bei Normaltemperatur flüssigen mehrwertigen
Isocyanate genannt, aber auch solche festen mehrwertigen Isocyanate, die in praktisch
nichtflüchtigen Lösungsmitteln, wie z. B. Weichmachern, verflüssigt sind. Flüssige
Polyisocyanate sind beispielsweise in Annalen, 562, S. 75(1949), aufgeführt.
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Hiervon kommen die folgenden besonders in Frage: Polymethylendiisocyanate,
wie z. B. Hexamethylendiisocyanat, aliphatische Diisocyanate mit eingebautem aromatischem
oder hydroaromatischem Ringsystem, wie z. B. ( co,<l,'-Diisocyanato- I,3-dimethylbenzol,
gemischt aromatisch-aliphatische Diisocyanate, wie z. B. 3-Phenylisocyanat-l-X-äthyl-isocyanat,
Diisocyanate des Benzols und seiner Homologen, wie z. B.
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Toluylendiisocyanatgemische, technisches Diphenylmethan-4,4'-diisocyanat,
3,3'-Dimethyldiphenylmethan-4,4'-diisocyanat oder l,l-Diphenylcyclohexyl-4,4'-diisocyanat.
An Stelle der Diisocyanate können auch flüssige oder verflüssigte Polyurethanvoraddukte
eingesetzt werden, das sind Reaktionsprodukte von Polyisocyanaten, gewöhnlich Diisocyanaten,
die im molaren Überschuß mit einer Verbindung mit reaktionsfähigen Wasserstoffatomen
umgesetzt worden sind. Voraddukte können beispielsweise aus mehrwertigen Alkoholen,
wie Äthylenglykol, Diäthylenglykol, Butylenglykol, Glycerin, Trimethylolpropan,
Polypropylenglykol oder Polyäthylenglykol, sowie aus Rizinusöl, Hydroxylgruppen
aufweisenden Polyestern oder aus natürlichen Ölen bzw. Fetten, die der Alkoholyse
unterworfen worden sind, mit einem Überschuß an Polyisocyanaten, vornehmlich Hexamethylendiisocyanat,
Toluylendiisocyanat oder Diphenylmethandiisocyanat erhalten sein.
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Es kommen aber auch solche mehrwertigen Polyisocyanate in Betracht,
die aus mehrwertigen Isocyanaten, vorzugsweise Diisocyanaten, und geringen Anteilen
Wasser unter Biuretbildung erzeugt worden sind. So wird z. B. aus 3 Mol Hexamethylendiisocyanat
und l Mol Wasser ein flüssiges Biurettriisocyanat erhalten. Feste, mehrwertige Biurettriisocyanate
sind nur dann brauchbar, wenn diese in praktisch nichtflüchtigen Lösern, wie z.
B. Weichmachern, gelöst werden können.
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Mehrwertige Polyisocyanate, die durch Di- oder Trimerisierung von
z. B. Diisocyanaten erhalten worden sind, können nur dann eingesetzt werden, wenn
diese flüssig sind oder in praktisch nichtflüchtigen Lösern gelöst werden können.
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Als Polyhydroxylverbindungen eignen sich z. B. flüssige mehrwertige
Alkohole, wie Äthylenglykol, Diäthylenglykol, Butylenglykol, Glycerin, Hexantriol,
Trimethylolpropan, Pentaerythrit, Gemische dieser Alkohole, Polyäther aus diesen
Alkoholen und Äthylenoxyd, Polyester mit Hydroxylgruppen aus mehrwertigen Alkoholen
bzw. Alkoholgemischen mit zwei- oder mehrwertigen Carbonsäuren, wie z. B.
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Bernsteinsäure, Äpfelsäure, Fumarsäure, Maleinsäure, Phthalsäure,
Hexahydrophthalsäure, Sebacinsäure, Adipinsäure, Itaconsäure oder Citronensäure.
Neben diesen Polyhydroxylverbindungen mit primären Hydroxylgruppen eignen sich auch
solche mit sekundären Hydroxylgruppen. Verbindungen dieser Art sind z. B.
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Rizinusöl, bromiertes Rizinusöl, Umsetzungsprodukte von Rizinusöl
mit mehrwertigen Alkoholen, Octadecen-9-diol-(1,12), Polyäther aus mehrwertigen
Alkoholen und Propylenoxyd, flüssige Epoxydharze aus mehrwertigen Alkoholen bzw.
Phenolen mit Epichlorhydrin, in alkalischer Lösung hergestellt. Außerdem sind solche
Polyhydroxylverbindungen brauchbar, die durch Alkoholyse von natürlichen Fetten
oder Ölen erhalten sind.
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In den Polyurethanmassen aus Polyisocyanaten und Polyhydroxylverbindungen
kann das Verhältnis NCO: OH in weiten Grenzen schwanken. Es ist abhängig von der
Pigmentierungshöhe sowie vom Verzweigungsgrad der Reaktionskomponenten. Im allgemeinen
wird es 0,8:1 bis 1,4:1 betragen. Die Härte der Polyurethane nimmt mit steigendem
Verzweigungsgrad zu.
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Die erfindungsgemäß verwendeten chemisch wasserbindenden Stoffe sind
fest. Deshalb haben sie erhöhte Bedeutung für gefüllte oder pigmentierte Polyurethanmassen.
Zur Füllung oder Pigmentierung sind praktisch alle Pigmente oder Füllstoffe geeignet,
wie diese in der Praxis verwendet werden. Alkalische Pigmente wirken dabei auf die
Additionsreaktion NCO/OH beschleunigend und können die Verarbeitungszeiten der Mischungen
aus Polyisocyanaten und Polyhydroxylverbindungen beträchtlich abkürzen. Deshalb
bleibt ihre Verwendung auf solche Kombinationen beschränkt, die eine lange Reaktionszeit
besitzen; Pigmente oder Füllstoffe, die einen erhöhten Wassergehalt haben, wie z.
B. gefällte Kieselsäuren, sollten vor ihrer Verwendung durch Erwärmen auf etwa 200°C
entwässert werden. Die Pigmentierung oder Füllung erfolgt in der Polyhydroxylverbindung
nach den in der Praxis üblichen Verfahren, z. B. mit Schnellrührer, Kneter, Ein-
oder Dreiwalzenstuhl, Kugelmühle oder Sandmühle. Die Höhe der Pigmentierung und
Füllung ist von der Verarbeitungsweise sowie vom Einsatzzweck abhängig. Sie kann
600% und mehr betragen.
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Außer Pigmenten oder Füllstoffen können auch Stoffe zugesetzt werden,
die sich in den Polyhydroxylverbindungen lösen. Solche Stoffe sind beispielsweise
Harze, Steinkohlenteere oder natürlicher sowie synthetischer Asphalt (Bitumina).
So lösen beispielsweise Polypropylenglykole oder Rizinusöl eine Anzahl von Steinkohlenteeren
oder Bitumina.
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Die unter Verwendung der chemisch wasserbindenden Mittel gemäß vorliegender
Erfindung hergestellten Polyurethanmassen aus Polyisocyanaten und
Polyhydroxylverbindungen
eignen sich zur Herstellung von Fußbodenbeschichtungen, säure- und alkalifesten
Auskleidungen, Gießharzen für den Elektrosektor, Kunststoffmassen, kautschukartigen
Elastomeren, Fugenvergußmassen, säure- und alkalifestem Mörtel, Beschichtungen von
Teer- und Betonstraßen oder Brückenbelägen. Die Verarbeitung der Polyurethanmassen
kann nach den üblichen bekannten Verfahren, wie z. B. Streichen, Spritzen, Gießen
oder Walzen, erfolgen. Die Verarbeitungsweise wird zweckmäßig der Standzeit der
zu verarbeitenden Masse angepaßt.
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Beispiel 1 Pigmente und Füllstoffe werden in einem Gemisch aus Rizinusöl
und Polypropylenoxyd angeteigt und auf dem Kneter gut vermischt. Die Mischung (Paste
A) enthält folgende Bestandteile: Rizinusöl, technisch 6,5 Gewichtsteile Propoxyliertes
Trimethylolpropan (OH-Zahl 379) ... 7,9 Gewichtsteile Quarzmehl ....... ... 15,7
Gewichtsteile Quarzsand ............ 53,0 Gewichtsteile Manganblau . 5,7 Gewichtsteile
Das chemisch wasserbindende Mittel wird vor der Verarbeitung auf dem Kneter zugesetzt.
Die aus dem Knetprozeß resultierende Paste wird 1 Woche lang bei Raumtemperatur
stehengelassen, damit die chemische Wasserbindung vollständig ablaufen kann.
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Hiernach werden 11,2 Teile technisches, flüssiges 4,4'-Diphenylmethandiisocyanat
unter gutem Rühren zugesetzt. Die erhaltene Polyurethanmasse wird danach in Formen
gegossen oder als Fußbodenbeschichtungsmasse auf Beton oder Eisen nach dem Rakelverfahren
aufgebracht.
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Die folgenden chemisch wasserbindenden Mittel werden eingesetzt:
Gewichtsteile Härte- |
auf 100 Teile zeft Schaum- |
Chemisch der Mischung el bzw. |
wasserbindendes Mittel aus Paste A Minu- Blasen- |
und Diiso- bildung |
cyanat |
Calciumoxyd ...... 4,3 90 keine |
Calciumoxyd ...... 2,86 100 fast keine |
Strontiumoxyd .... 4,3 60 keine |
Strontiumoxyd .... 2,86 100 fast keine |
Bariumoxyd ....... 4,3 35 keine |
Bariumoxyd ....... 2,86 40 ziemlich |
Lithiumaluminium- |
hydrid............ 1,43 3 keine |
Natriumboranat ... 0,7 3 keine |
Magnesiumhydrid . . 1,43 100 keine |
Magnesiumhydrid . . 0,7 120 keine |
Magnesium- |
l-bromid ....... 4,3 5 keine |
Magnesium- |
l-bromid ...... 1,43 120 fast keine |
Aluminiumchlorid . . 7,15 40 keine |
Aluminiumchlorid . . 4,3 135 keine |
Aluminiumchlorid . . 2,15 210 keine |
Beispiel 2 1000 Gewichtsteile eines Polyäthers (Addukt von Propylenoxyd an Trimethylolpropan;
11,5% OH)
werden mit 50 Gewichtsteilen Eisenoxyd-und 1880 Gewichtsteilen
Zinksulfid/Bariumsulfat zu einer Paste verarbeitet. Der Wassergehalt dieser Paste
beträgt 0,22 Oio 100 Gewichtsteile der beschriebenen Mischung werden mit 32 Gewichtsteilen
technischem Diphenylmethan-4,4'-diisocyanat vermischt. Man füllt einen einseitig
geschlossenen Glaszylinder von 300 mm Höhe und einem Durchmesser von 25 mm genau
bis zu 100mm Höhe und hält 1 Stunde bei 60"C. Die Mischung erhärtet in dieser Zeit
unter Aufschäumen.
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Die Volumenzunahme beträgt 190% des ursprünglichen Volumens.
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Die Wirksamkeit verschiedener Zusatzmittel in bezug auf Unterdrückung
der Blasenbildung wird in der Weise geprüft, daß die in Frage kommenden Verbindungen
zu der oben beschriebenen Testpaste gegeben werden. Es wird eine Wärmebehandlung
(15 Stunden bei 60°C) angeschlossen. Dann vermischt man mit Diphenylmethan-4,4'-diisocyanat
und bestimmt, wiederum nach einer Wärmebehandlung (1 Stunde bei 60°C), die Volumenzunahme.
Diese dient als Maß für die Wirksamkeit der Zusatzmittel.
Zusatzhöhe, % Volumen- |
(bezogen zunahme, °/0 |
auf Testpaste) |
0,5 71 |
Calciumoxyd......... # 2,0 13 |
4,0 1 |
0,5 123 |
Bariumoxyd ......... # 2,0 51 |
4,0 5 |
0,5 120 |
Strontiumoxyd ...... 2,0 30 |
4,0 5 |
0,5 120 |
Magnesium-l-bromid.. 2,0 38 |
4,0 0 |
Aus den Angaben der Tabelle geht hervor, daß bei der Verwendung der angeführten
Verbindungen ein blasenfreies Polyurethangießharz hergestellt werden kann.
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Bei Verwendung der Erdalkalioxyde oder des Magnesium-l-bromides beträgt
die Standzeit etwa 50 Minuten.
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Beispiel 3 Eine Mischung von 700 Gewichtsteilen Rizinusöl und 950
Gewichtsteilen eines Polyäthers (OH-Zahl 378; hergestellt aus Trimethylolpropan
und Propylenoxyd) wird mit 4800 Gewichtsteilen Quarzsand (0,1 bis 0,2mm Korngröße),
2300 Gewichtsteilen Quarzmehl (0,02 bis 0,05 mm Korngröße) sowie 300 Gewichtsteilen
Asbestmehl und 400 Gewichtsteilen Chromoxydgrün zu einer Paste verarbeitet. Man
gibt 350 Gewichtsteile einer 50%igen Anreibung von trockenem Aluminiumchlorid in
Rizinusöl hinzu und sorgt für homogene Vermischung. Nach 36 Stunden werden 1000
Gewichtsteile der beschriebenen Paste mit 140 Gewichtsteilen technischem Diphenylmethan-4,4'-diisocyanat
vermischt. Die Standzeit dieser Mischung beträgt 50 Minuten. Innerhalb dieser Zeit
kann man die Masse mit Spachtelgeräten auf die gewünschten Unter-
lagen, z. B. Betonflächen,
auftragen. Die Masse härtet innerhalb 6 bis 8 Stunden und liefert harte Schichten
von beliebiger Stärke ohne nennenswerte Blasenbildung.
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Beispiel 4 500 g Rizinusöl, 500 g propoxyliertes Trimethylolpropan
(OH-Zahl 379), 1000 g Quarzmehl und 40 g Magnesium-l-bromid werden mit einem Rührer
innig vermischt. In einem verschlossenen Gefäß bleibt die Mischung wenigstens 3
Tage bei gewöhnlicher Temperatur stehen. Danach gibt man 700 g flüssiges 4,4'-Diphenylmethandiisocyanat
hinzu und rührt gut durch.
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Mit der erhaltenen Gießharzmischung wird eine Kabelverbindungsmuffe
für PVC-isolierte Starkstromkabel gegossen. Als Form dienen beispielsweise zwei
Schalen aus Metall oder tiefgezogenem Hart-PVC, die um die miteinander verschweißten
Kabelenden dichtend gelegt werden. Die Gießharzmischung härtet bei gewöhnlicher
Temperatur in etwa 45 Minuten. Es entsteht ein blasenfreier Gießharzkörper mit guten
mechanischen und elektrischen Eigenschaften.
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Gegenüber bisher bekannten Gießharzmassen auf Basis von ungesättigten
Polyesterharzen oder Epoxydharzen weist das vorstehend genannte System den Vorteil
einer sehr geringen exothermen Wärmeentwicklung auf. Die Temperatur im Innern der
Gießharzmuffe stieg nicht über 45°C trotz der Gießharzmasse von etwa 2,7 kg.
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Beispiel 5 Ein Straßenteer mit einer Viskosität (gemessen im Straßenteerviskosimeter
- 10-mm-Düse) von etwa 250 bis 500 Sekunden wird durch Erwärmen verflüssigt und
anschließend unter Rühren in eine Polyhydroxylverbindung oder in ein Gemisch von
Polyhydroxylverbindungen gegossen. Nach dem Erkalten wird mit chemisch wasserbindenden
Mitteln versetzt und die Mischung 4 Tage lang sich selbst überlassen.
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Dann wird mit technischem 4,4'-Diphenylmethandiisocyanat versetzt,
gut umgerührt, in Formen gegossen oder auf eine Betonunterlage aufgestrichen.
Gewichtsteile |
Rizinusöl, technisch 31,6 j 28,5 l 25,6 |
Straßenteer ............ 50,0 50,0 50,0 |
Calciumoxyd ............ 5,0 - - |
Magnesiumhydrid, |
250/0 in Rizinusöl ...... 4,0 - |
Magnesium-l-bromid, |
20%ig in Rizinusöl ..... - - 7,5 |
Technisches 4,4'-Diphenyl- |
methandiisocyanat...... 18,4 18,4 18,4 |
Man erhält nach kurzer Zeit feste, blasenfreie Gießkörper oder Überzüge.