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Verfahren zur Herstellung von Plastikstoffen (kunstlederartigen Stoffen)
Das vorliegende Verfahren ermöglicht es, einen Plastikstoff aus Kunststoffolie herzustellen,
der den Charakter von Gewebekunstleder hat, jedoch eine andere Herstellungsbasis
besitzt und Werkstoffe herzustellen erlaubt, die nach bisher bekannten Verfahren
nicht erzeugt werden können.
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Es sind Verfahren bekannt, bei denen Folien aus Weichmacher enthaltenden
Polymerisaten oder Mischpolymerisaten mit Geweben, Papierbahnen oder Faservliesen
dadurch. miteinander verbunden werden, daß sie erhitzt und einer Druckbehandlung
unterworfen werden. Die Folien werden dabei bis zu ihrem Erweichungspunkt erhitzt,
wodurch sie ihre Oberflächenstruktur zwangläufig verlieren. Verwendet man also z.
B. Folien mit besonderer Prägung, würde dieselbe bei den bisher angewendeten Verfahren
verlorengehen.
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Weiterhin wurde bereits vorgeschlagen, mehrere Lagen Vlies und Kunststoffolie
thermisch miteinander zu verbinden, indem sie auf 160° C erhitzt und anschließend
stufenweise durch Quetschwalzenpaare mit zunehmendem Preßdruck mit gleichzeitiger
Abkühlung verpreßt werden. Dabei verschwindet die Folie im Innern des Werkstoffes
und dient als verklebendes elastisches Moment. Das Endprodukt ist, da mit Aussparungen
versehene Folien verwendet werden, ein poröses Kunstleder.
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Es sind auch Verfahren bekannt, Kunststoffolien auf Unterlagen von
Geweben usw. durch Kleben aufzubringen. Hierbei können jedoch die beiden Folien
nicht so fest miteinander verbunden werden, wie dies bei dem obenerwähnten Verfahren
der Fall ist.
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Es besteht also beim bisherigen Stand der Technik noch insofern eine
Lücke, als man Kunststoffolien wohl flächig auf eine Unterlage aufbringen kann,
dabei aber entweder die Folie ihre Oberflächenstruktur verliert oder aber die Folie
nicht homogen mit der Unterlage verbunden ist.
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Andererseits sind Verfahren bekannt, nach welchen Gewebekunstleder
durch Bestreichen von Geweben mit Kunststoffstreichmasse gewonnen wird. Mittels
dieses Verfahrens ist es aber nicht möglich, ganz dünne Gewebe zu einem kunstlederartigen
Erzeugnis zu verarbeiten, weil z. B. bei einem gitterartigen Gewebe die Kunststoffmasse
beine Streichvorgang durchschlagen würde. Man kann also Gewebekunstleder nach dem
Streichverfahren mit derartigen weitmaschigen Grundgeweben überhaupt nicht herstellen
und ist gezwungen, dichte und damit auch relativ schwere Gewebe zu vertuenden, so
daß damit eine gewisse Begrenzung in der Verwendbarkeit und preislichen Gestaltung
der Fertigerzeugnisse gegeben ist.
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Eine weitere Lücke ist beim bekannten Stand der Technik dadurch zu
verzeichnen, daß man Gewebekunstleder mittels Streichverfahren nicht aus Faservliesen
herzustellen in der Lage ist.
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Um diese Lücken zu schließen, galt es, ein Verfahren zu entwickeln,
das es ermöglicht, gewebekunstlederartige Erzeugnisse herzustellen unter Verwendung
auch von dünnen, weitmaschigen Geweben oder Faservliesen unter völliger Erhaltung
der Oberflächenstruktur der verwendeten Kunststoffolien.
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Die vorliegende Erfindung bedient sich Medien, die aus artgleichen
Grundmaterialien bestehen; dieselben werden mittels eines ebenfalls artgleichen,
die beiden Grundmedien anlösenden Produktes so miteinander verbunden, daß ein weitgehendes
homogenes Gebilde entsteht,- ohne daß hierbei weder Hitze oder Druck noch die Verwendung
von relativ dichten Geweben, wie sie beim Streichvorgang zur Herstellung von Kunstleder
notwendig sind, erforderlich werden.
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Geht man z. B. von PVC-Folie aus, so muß das Grundgewebe ebenfalls
aus PVC-Fasern oder aus Mischungen derselben mit anderen Fasern bestehen. Diese
beiden Medien werden mit einem Kleber verbunden, der beide Medien, also Folie und
Gewebe, anlöst, so daß sie an der Berührungsstelle gleichsam ineinander übergehen
und sich so intensiv miteinander verbinden, daß sie ein homogenes Gefüge darstellen.
Geht man von einem Acetylcellulosefilm aus, muß das Grundgewebe ebenfalls aus Acetylcellulosefaser
oder Mischungen derselben mit anderen Fasern bestehen. Diese beiden Medien werden
mit einem Acetylcellulose lösenden Kleber miteinander verbunden.
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Der Spielraum der Variationsmöglichkeiten bei Anwendung vorliegenden
Verfahrens ist nahezu unbegrenzt, da man jede nur denkbare Folie mit jeder nur denkbaren
Prägung, Färbung oder sonstigen Eigenschaften mit jedem nur denkbaren Grundgewebe
oder Faservlies so innig miteinander verbinden kann, als wäre es nach dem Streichverfahren
für Gewebekunstleder hergestellt, wobei noch hinzukommt, daß dünnbeschichtete
Gewebekunstleder
niemals . eine solche Haftung der Kunststoffschicht auf dem Grundgewebe besitzen
können wie beim vorliegenden Verfahren.
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Beispiel 1 Eine mit einer Riffelnarbung versehene PVC-Kunststoffolie
wird mit einem Polyvinylchlorid lösenden Kleber, z. B. Butylacetat, benetzt. Unmittelbar
-anschließend wird auf die Folie ein Gewebe aufgebracht, welches aus einem Garn
hergestellt worden ist, das 20'°/o Polyvinylchloridfaser enthält. Anschließend wird
das Produkt bei 60° C getrocknet.
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Beispiel 2 Eine Acetylcellulosefolie wird mit einer geringen Menge
Aceton benetzt und unmittelbar anschließend auf ein Gewebe gebracht, welches 200/11
Acetatfaser enthält. Anschließend wird bei 60° C getrocknet.
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Beispiel 3 PVC-Folie wird mit einem Polyvinylchlorid lösenden Kleber,
z. B. Butylacetat, benetzt und anschließend auf ein Faservlies gebracht, welches
30 n/o Polyvinylchloridfaser enthält. Anschließend erfolgt leichte Pressung durch
ein Quetschwalzenpaar bei Zimmertemperatur, worauf Trocknung bei 60° C vorgenommen
wird.