DE1060217B - Verfahren und Vorrichtung zur Behandlung der Oberflaeche von Koerpern metallischer oder anderer Natur mittels einer elektrischen Glimmentladung - Google Patents
Verfahren und Vorrichtung zur Behandlung der Oberflaeche von Koerpern metallischer oder anderer Natur mittels einer elektrischen GlimmentladungInfo
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Description
BUNDESREPUBLIK DEUTSCHLAND
DEUTSCHES
PATENTAMT
ANME LDETAG:
BEKANNTMACHUNG
DER ANMELDUNG
UND AUSGABE DER
AUSLEGESCHRIFT:
DER ANMELDUNG
UND AUSGABE DER
AUSLEGESCHRIFT:
AUSGABE DER
PATENTSCHRIFT:
PATENTSCHRIFT:
DBP 1060217 kl. 48 b 11/20
INTERNAT. KL. C 23 C 20. NOVEMBER 1956
25. JUNI 1959
10. DEZEMBER 1959
stimmt Oberein mit Auslegeschrift
1060 217 (E 13254 VIII c / 4» b)
' Die vorliegende Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zur Oberflächenbehandlung von Körpern mittels
einer elektrischen Glimmentladung, durch.welche die zu behandelnde Oberfläche auf eine v.orbestimmte
Temperatur gebracht wird. " . .
Bei derartigen Verfahren wird m.eist angestrebt, mit möglichst geringem Energieaufwand die betreffenden
Flächen auf die vorgeschriebene Temperatur zu bringen und während der Prozeßdauer auf dieser
Temperatur zu halten, da vom Energieverbrauch gewohnlich die Kosten der Behandlung stark abhängen,
besonders bei langdauernden Prozessen. Dementsprechend werden bei solchen Verfahren im allgemeinen
alle Maßnahmen getroffen, die eine Verringerung der Wärmeverluste durch Ableitung, Strahlung
und Konvektion bewirken. Vor allem wird eine ausreichende Isolierung der Behandlungsgerät vorgenommen
und. die Wärmeverluste der behandelten Körper möglichst reduziert.
Bei einer großen Zahl solcher an Flächen bestimmter Temperatur s-tattfindender Prozesse wäre einerseits
eine Intensivierung der Wirkungen und andererseits eine Verkürzung der Prozeßdauer sehr erwünscht. Jedoch
kann dies durch Steigerung des Energieumsatzes nicht bewirkt werden, da die vorgeschriebene Temperatur
der am Prozeß beteiligten Flächen nicht überschritten werden darf. Dementsprechend ist die Technik
auf diesem Gebiet bestrebt, andere We'ge zur Steigerung der Wirksamkeit derartiger Prozesse ausfindig
zu machen.
30
Zu der oben angegebenen Klasse von Prozessen gehört auch beispielsweise die Oberflächenbehandlung
von metallischen Werkstücken (Nitrierung, Carburierung, Reinigen, Aufrauhen, Oxycfiefen,!Reduzieren,
usw.). Auch metallurgische und chemische Prozesse (Schmelzen, Dehydrieren usw.) wurden bereits unter
Verwendung elektrischer Glimmentladungen mit gutem Erfolg durchgeführt. Derart durchgeführte thermische
Verfahren besitzen außer den jeweils von Fall zu Fall wechselnden technologischen und qualitativen Vorteilen
bezüglich der erzielten Produkte ganz allgemein den Vorzug- einer guten Wirtschaftlichkeit.
Da es sich bei den vorliegenden Verfahren um solche mit einer vorbestimmten Temperatur an den am
Prozeß beteiligten Flächen handelt, muß sich der Energieumsatz in der Glimmentladung natürlich nach
dem Wärmebedarf der betreffenden Körper und Stoffe richten, der seinerseits vor allem durch Ableitungsund
Abstrahlungsverluste sowie eventuell durch den Energieverbrauch der* "chemischen Reaktionen bedingt
ist. Beispielsweise ist bei der Nitrierung von Stahlkörpern mittels einer Glimmentladung ein Energieumsatz
von etwa 1,5 Watt pro cm2 behandelter Oberfläche erforderlich, um die günstigste Temperatur
Verfahren und Vorrichtung
zur Behandlung der Oberfläche
von Körpern metallischer oder anderer
Natur mittels einer elektrischen
Glimmentladung
Patentiert für:
Elektrophysikalische Anstalt
Bernhard Berghaus,
Vaduz (Liechtenstein)
Beanspruchte Priorität:
Schweiz vom 22. November 1955
Schweiz vom 22. November 1955
Hans Bucek, Zürich (Schweiz),
ist als Erfinder genannt worden
ist als Erfinder genannt worden
des Stahlkörpers von 500 bis 550° C aufrechtzuerhalten.
Es wurde bereits vermutet, daß mit einem höheren Energieumsatz der Glimmentladung die Prozeßdauer
oder die Qualität der Produkte günstig beeinflußt werden könnte. Da aber die vorbestimmte Temperatur
der am Prozeß beteiligten Flächen nicht überschritten werden darf, wurde als eine Möglichkeit hierfür eine
impulsartige Arbeitsweise vorgeschlagen. Wird der betreffende Prozeß periodisch abwechselnd mit hohem
und niedrigem Energieumsatz durchgeführt, so ist in den Hochleistungsintervallen natürlich auf Kosten der
Zwischenintervalle eine entsprechende Energiesteigerung möglich, ohne daß der zeitliche Mittelwert der
Energie- und Wärmezufuhr den durch die vorgeschriebene'
Temperatur bestimmten Wert überschreitet. Die mit Glimmentladungsimpulsen arbeitenden Verfahren
haben tatsächlich die erwarteten Vorteile gebracht, jedoch ist natürlich durch den temperaturbedingten
Mittelwert des Energieumsatzes nur eine beschränkte Steigerung der Wirksamkeit erzielbar.
909 666/Ϊ23
Es wurde auch bereits vorgeschlagen, bei derartigen thermischen Oberflächenprozessen durch Kühlung der
Werkstücke vom temperaturbedingten mittleren Energieumsatz unabhängig zu werden.
Hingegen ist das Verfahren gemäß der Erfindung dadurch gekennzeichnet, daß wenigstens von einem
Teil der zu behandelnden Oberfläche mittels geeigneter Kühlung eine bestimmte Wärmemenge abgeführt und
gleichzeitig die vom Ionenbombardement demselben zugeführte Energie um einen solchen Energiebetrag
gesteigert wird, daß die vorbestimmte Temperatur erzielt wird.
Zweckmäßige Anordnungen zur Durchführung des Verfahrens gemäß der Erfindung zeigen die Fig. 1
bis 4.
jf Fig. 1 zeigt einen Längsschnitt durch einen Rezipienten
zur Glimmentladungsbehandlung von Hohlwellen;
Fig. 2 zeigt ein Diagramm mit einigen Beispielen des Härtetiefenverlaufes bei nitrierten Stahlteilen;
Fig. 3 und 4 zeigen Längsschnitte weiterer Vorrichtungen
zur Glimmentlädungsbehandlung von Werkstücken.
Zur Verwirklichung des vorliegenden Verfahrens muß der bei den meisten in industriellem Maßstab
durchzuführenden thermischen Prozessen selbstverständliche Grundsatz verlassen werden, daß Wärme-Verluste
im Interesse der Wirtschaftlichkeit des betreffenden Verfahrens möglichst klein gehalten werden
sollen. Bekanntlich wird z. B. bei den bekannten thermischen Gasnitrierverfahren von Stahlkörpern
größter Wert auf gute Wärmeisolierung der Nitrierkammern gelegt, besonders wenn es sich um elektrisch
beheizte Kammern handelt. Ebenso wird meist bei den bekannten Glimmentladungsverfahren, beispielsweise
bei der Oberflächenbehandlung von Werkstücken in einem Glimmentladungsgefäß im Unterdruck, üblicherweise
zur Verminderung von Wärmeverlusten ein oder mehrere hintereinandergeschaltete blanke Blechzylinder
als Strahlungsreflektor um das Werkstück angeordnet und eine merkliche Wärmeableitung über die
Aufhängungs- und Halterungsmittel möglichst vermieden.
Im Gegensatz zu diesem allgemeinen Grundsatz bei thermischen Prozessen wird beim vorgeschlagenen
Verfahren eine möglichst wirksame Wärmeabfuhr von den am Prozeß beteiligten Flächen durchgeführt, also,
wenn möglich, eine Kühlung derselben vorgesehen. Um dann eine vorgeschriebene Temperatur der betreffenden
Flächen erzielen zu können, muß die Energiezufuhr zu denselben natürlich entsprechend vergrößert
werden. Diese Vergrößerung der Wärmezufuhr einerseits und die bessere Wärmeabfuhr andererseits bewirken
einen gesteigerten Energieumsatz an jedem Flächenelement der am Prozeß beteiligten Flächen.
Gerade dieser Effekt ist erwünscht, wenngleich der Energiezuwachs anscheinend nur zur Erwärmung des
Kühlmittels dient und eine Verschlechterung der Wirtschaftlichkeit zu befürchten ist.
Es hat sich aber überraschenderweise herausgestellt -7- mindestens in den bisher untersuchten Fällen —,
daß der größere Energieumsatz eine entsprechende Verringerung der jeweils erforderlichen PiOzeßdauer
zur Folge hat, so daß der Gesamtenergieaufwand hieiv für angenähert gleich bleibt. Dabei ist aber natürlich
allein durch den Zeitgewinn ein bedeutender technischer Fortschritt erzielt, abgesehen von der gleichzeitig
sich-ergebenden Verbesserung der Ausnutzung der jeweiligen Anlage zur Durchführung des betreffenden
Prozesses. Abgesehen vom Zeitgewinn ermöglicht aber vor allem die höhere Behandlungsintensität
in allen bisher untersuchten Fällen die Erzeugung qualitativ besserer Produkte.
Das \rorliegende Verfahren wurde mit einer Vorrichtung
gemäß der Fig. 1 experimentell erprobt.
Das auf der Außenseite zu behandelnde Werkstück 1/ das z. B. metallisiert oder nitriert werden soll, ist vom
Metallgefäß 2 elektrisch isoliert und· steht als die eine Elektrode einer es konzentrisch umschließenden Gegenelektrode
3 gegenüber. Beide Elektroden sind an isoliert durch die Gefäßwandung führenden Stromeinführungen
4 angeschlossen. Zwischen dem Werkstück 1 und der Gegenelektrode 3 liegt die Spannung der
Stromquelle 5, beispielsweise 500 Volt, durch weiche, bei einem Gasdruck'von 1 bis 20 mm Hg im Gefäß,
eine elektrische Glimmentladung zwischen diesen Teilen unterschiedlichen Potentials entsteht. Der Energieumsatz
dieser Entladung konzentriert sich weitgehend auf den in unmittelbarer Umgebung der Kathode sich
bildenden Glimmsaum und Kathodenfallraum. Bei Betrieb mit Gleichstrom muß also der negative Pol der
Spannungsquelle 5 am Werkstück 1 liegen. Jedoch kann auch Wechselstrom normaler Frequenz (50 Hz)
verwendet werden.
Die Hohlwelle 1 wird hier im Inneren gekühlt durch ein über die Rohrleitung 7 aus Isoliermaterial, z.B.
Porzellan, abfließendes Kühlmittel, z. B. öl. Durch das A^entil 8 an der Zuflußleitung 6 aus Isoliermaterial
kann der Kühlmittelstrom abgesperrt und geregelt werden. Auch das doppelwandig ausgebildete Entladungsgefäß
2 wird zweckmäßigerweise gekühlt durch ein über den Rohrstutzen 9 zufließendes und aus dem
Rohrstutzen 10 abfließendes Kühlmittel. Das Gefäßinnere wird seitens der Vakuumpumpe 11 über die
Saugleitung 12 auf einem gewünschten Unterdruck gehalten. Über das Ventil 13 und die Leitung 14 kann
das. für den vorliegenden Prozeß vorgesehene Gas in das Gefäßinnere eingeleitet werden. Die Oberflächentemperatur
des zu behandelnden Werkstücks 1 wird über ein Loch 15 in der Gegenelektrode 3 und ein
Fenster 16 in der Gefäßwandung2 mittels eines Strahlungspyrometers 17 überwacht.
Zweckmäßigerweise wird bei der Inbetriebnahme der Apparatur der Kühlmittelstrom durch die Hohlwelle
1 mittels des Ventils 8 abgesperrt und ein sogenannter Anlaufvorgang durchgeführt. Erst nachdem
hierbei am Ende des Anlaufvorgangs der Entladungsendzustand und die vorgeschriebene Temperatur der
Hohlwellenoberfläche, angezeigt durch das Meßgerät 17, erreicht sind, wird langsam das Ventil 8 für die
Innenkühlung der Hohlwelle 1 geöffnet. Das erfolgende langsame Absinken der Temperatur an der Hohlwellenoberfläche
wird am Meßgerät 17 überwacht und in entsprechendem Maße der Energieumsatz in der.
Glimmentladung gesteigert, sei es durch Erhöhung des Gasdrucks im Gefäß 2 oder durch Steigerung der
Spannungsdifferenz zwischen der Hohlwelle 1 und der Gegenelektrode 3. Der Kühlmittelstrom wird unter
stetiger Steigerung des Energieumsatzes zwecks Aufr.echterhaltung der vorgeschriebenen Oberflächentemperatur
so lange verstärkt, bis die erwünschte Energiedichte in Watt pro cm2 Oberfläche der Hohlwelle 1 erreicht
ist. Falls erwünscht, kann natürlich auch eine automatische Programmsteuerung, überwacht und beeinflußt
vom Strahlungspyrometer 17, für diese Steigerung der Wärmeabfuhr und Energievergrößerung
vorgesehen werden.
Ein auf analoge Weise durchgeführter Nitrierprozeß an Stahlkörpern der Zusammensetzung 0,3 C,
0,4 Mn, 2,5 Cr, 0,6Mo ergab bei einer Behandlungs-
temperatur von 520° C während einer Prozeßdauer von 48 Stunden in einer stickstoffhaltigen Atmosphäre
von 10 mm Hg sowie einer Erhöhung der Energiedichte durch die rasche Wärmeabfuhr auf den l,3fachen
Wert eine größere Eindringtiefe und dabei eine Verbesserung der Härte um 5 Rockwell gegenüber einer
ungekühlten Behandlung gleicher Dauer. Die Überprüfung des Tiefenverlaufs der Oberflächenhärte ergab,
daß durch diesen gesteigerten Energiefluß an der Oberfläche des Werkstücks die Härtetiefenkurve merklich
beeinflußbar ist. Die Fig. 2 zeigt eine ohne Kühlung und Energiesteigerung erzielte Härtetiefenkurve A
und zum Vergleich eine mit dem gleichen Stahl und der obengenannten Behandlung erzielte Härtetiefenkurve
B. Durch geeignete Wahl von Gasdruck und Energieumsatz kann der Verlauf der Härtetiefenkurve
B beeinflußt und beispielsweise der Kurve C angeglichen werden.
Durch diesen experimentellen Befund ist somit erwiesen, daß bei einer Erhöhung des Energieumsatzes
an den behandelten1 Körperoberflächen trotz unveränderter
Beibehaltung der dort herrschenden Oberflächentemperatur eine Beeinflussung der hier durch
eindiffundierten Stickstoff' entstandenen veredelten
Oberflächenzone erzielbar ist. Einerseits ist die Prozeßdauer zur Erzeugung einer bestimmten Eindringtiefe
des eindiffundierten Stoffes verkürzt, .was gegenüber den bisher allgemein üblichen Diffusionsmethoden einen wesentlichen Fortschritt darstellt,
denn die Diffusionsgeschwindigkeit bei einer bestimmten Oberflächentemperatur wurde bisher für unbeeinflußbar
angesehen. Andererseits ist die Qualität der durch Eindiffusion erzeugten Oberflächenzone gegenüber
den ohne Energiesteigerung sich ergebenden Nitrierschichten eine andere, und zwar sowohl in
bezug auf Oberflächenhärte als auch im Hinblick auf den Härtetiefenverlauf und die mechanischen Eigenschaften,
wie Splitterfestigkeit, Duktilität, Porosität und Volumenänderung.
Während bisher bei derartigen Nitrierverfahren bei einem Stahl mit gegebenen Legierungsbestandteilen
eine Beeinflussung des Härtetiefenverlaufes nur durch geeignete Vorbehandlung, durch die Nitriertemperatur
und die Behandlungsdauer möglich war, können nach dem vorliegenden Verfahren der Aufbau und die
Eigenschaften der entstehenden Oberflächenzone bei Anwendung der optimalen Temperatur durch Wahl
des Energieumsatzes an den am Prozeß beteiligten Flächen in gewünschter Weise beeinflußt werden.
Natürlich sind bei einer vorgesehenen, nochunbekannten Stahllegierung — wie auch sonst bei metallurgischen
Prozessen üblich -— mittels einiger Probestücke die bei verschieden großem Energieumsatz an
der Oberfläche und bei verschiedener Oberflächentemperatur sich ergebenden Eigenschaften der Oberflächenzone
abhängig von der Behandlungszeit experimentell zu ermitteln, um dann Werkstücke aus diesem
Stahl entsprechend veredeln zu können. Aber die erzielten Ergebnisse sind eindeutig reproduzierbar, und
eine einmalige Versuchsreihe liefert dann ein Rezept zur Schaffung von Oberflächen mit vorbestimmten
Eigenschaften.
Schließlich sei noch erwähnt, daß mit dem beschriebenen Verfahren, wie experimentelle Ergebnisse
zeigen^ längs der veredelten Stahloberfläche an den am Prozeß beteiligten Flächen eine viel höhere Gleichmäßigkeit
der Struktur erzielbar ist, als es bisher möglich war. Beispielsweise sind die Schwankungen
der Härtewerte bei derart nitrierten Flächen um mindestens 50% geringer als üblich.
Ein weiteres Ausführungsbeispiel einer Apparatur zur Durchführung des Verfahrens bei der Oberflächenbehandlung
der Innenwandung von Rohren mittels einer Glimmentladung zeigt die Fig. 3 in
schematischer Darstellung. Hier ist auf dem Außenmantel des zu behandelnden Rohres 20 eine abnehmbare
Kühleinrichtung angebracht, die beispielsweise aus dem Kühlzylinder 21 besteht, dessen Stirnwände
22 und 23 je eine für das Rohr 20 passende Bohrung
ίο besitzen und gegen dieses mit den elastischen Dichtungen
24 bzw. 25 abgedichtet sind. Auf diese Weise entsteht um das Rohr 20 ein Ringraum 26, durch den
ein flüssiges oder, gasförmiges Kühlmittel über die Zu- bzw. ■ Ableitung 27 bzw. 28 strömen kann. Die
beiden Mündungen des Rohres 20 ragen aus dem Kühlzylinder 21 heraus in je eine domartige Erweiterung
hinein, welche durch die gasdicht auf den Stirnwänden 22 und 23 befestigten Verschlußkappen 29
bzw. 30 gebildet werden. Die beiden domartigen Er-' Weiterungen sind durch die Bohrung des Rohres 20
miteinander verbunden und bilden gemeinsam den Glimmentladungsraum. Durch das Rohr 20 erstreckt
sich eine hohle Gegenelektrode 31, die mittels der
Isolatoren 32 und 33' durch die Verschlußkappen 29 bzw. 30 hindurchgeführt ist. Diese Hohlelektrode 31
ist mit dem einen Pol der Spannungsquelle 34 verbunden, deren anderer Pol mit dem Kühlzylinder 21
und über die Verbindungsleitung 35 mit dem Rohr 20 in Verbindung steht. Über die Leitungen 36 und 37
wird das vorgesehene Behandlungsgas in den Gasentladungsraum eingeleitet bzw. aus demselben herausgepumpt.
Beim Betrieb entsteht zwischen der Innenwandung des Rohres 20 und der Hohlelektrode 31 eine Glimmentladung,
die dann, wenn das Rohr 20 wenigstens zeitweise als Kathode arbeitet, dessen Innenwandung
aufheizt. Durch die Kühlung des Rohres 20 seitens des Kühlmittels im Raum 26 erfolgt hier die rasche
Wärmeabfuhr von der am Prozeß beteiligten Rohr:
innenwandung, so daß der Energieumsatz der Glimmentladung gesteigert und die Energiebeaufschlagung
der Innenwandung erhöht werden kann. Die Hohlelektrode 31 kann ebenfalls durch einen Flüssigkeitsoder Gasstrom von innen aus gekühlt werden. Dies ist
beispielsweise bei Wechselstrombetrieb empfehlenswert, um eine zu starke Erhitzung der dann zeitweise
als Kathode wirkenden Hohlelektrode zu vermeiden. Aber auch bei Gleichstrombetrieb mit einer als Anode
arbeitenden Hohlelektrode kann deren Kühlung ,von Vorteil sein, um die von der Rohrinnenwandung herrührende
Wärme abzuführen.
Die gemäß dem vorliegenden Verfahren vorzusehenden Maßnahmen zur raschen Wärmeabfuhr von den
am Prozeß beteiligten Flächen bedingen natürlich keineswegs immer einen Kühlmittelstrom wie in den
Ausführungsbeispielen nach Fig. 1 und 3. Insbesondere für kleinere Werkstücke kann auch die Kühlung
durch starke Wärmeableitung oder Wärmeabstrahlung genügen. Ein solches Ausführungsbeispiel für die
Oberflächenbehandlung der Innenwandung einer Metallhülse 40 zeigt die Fig. 4 in schemati'scher
- Wiedergabe unter Weglassung aller weniger wichtigen
Einzelheiten. Zur raschen Wärmeableitung steckt hier die Hülse 40 lh einem massiven Metallblock 41 mit
guter Wärmeleitung, etwa aus Kupfer, der eine entsprechende, genau passende Bohrung 42 aufweist. Die
Mündung der Hülse 40 ist einem Entladungsraum 43 zugekehrt, der durch eine mit dem Isolierring 44 am
Block 41 elektrisch isoliert, aber gasdicht befestigte Haube 45 abgeschlossen ist. In dieser Haube ist
mittels des Isolators 46 ein Elektrodenstab 47 gasdicht angebracht, der in die Hülse 40 hineinragt und
außerhalb der Haube 45 mit dem einen Pol einer Spannungsquelle 48, an dem auch der Metallblock 41
liegt, verbunden isti Der andere Pol der Spannungsquelle 48 ist an der Metallhaube 45 angeschlossen.
Wird auf geeignete Weise im Raum 43 eine Unterdruck-Gasatmosphäre von einigen Millimeter Hg erzeugt
und eine Gleichspannung von 400 bis 1000 Volt verwendet, so entsteht, wenn die Haube 45 als Anode
arbeitet, eine Glimmentladung mit einem dicht an der Innenwand der Hülse 40 und der Außenseite der
Stabelektrode 47 befindlichen Glimmsaum, trotzdem sich diese beiden Teile auf gleichem negativem Potential
befinden. Durch geeignet gewählten Durchmesser der Stabelektrode 47 und dementsprechenden Gasdruck
im Raum 43 läßt sich erreichen, daß sich diese kathodischen Glimmsäume und damit die zugehörigen
Kathodenfallräume berühren, was erfahrungsgemäß zu einer bedeutenden Vergrößerung der Energiedichte
im Hülseninnenraum führt (sogenannter Hohlkathodeneffekt). Durch die große Masse des Metallblocks
41 wird die an der Innenwandung der Hülse 40 auf diese Weise erzeugte Wärmemenge rasch abgeführt.
Normalerweise reicht die infolge der großen Außenfläche des Blocks 41 erzielte starke Abstrahlung und
Luftkühlung aus, um einen Temperaturanstieg der Innenwand der Hülse 40 über den vorgeschriebenen
Wert hinaus zu verhüten. Andernfalls kann aber natürlich eine zusätzliche Flüssigkeits- oder Gaskühlung
des Blocks 41 vorgesehen werden.
Die beschriebene Aufheizung der Hülse 40 mittels des Hohlkathodeneffekts ist" bei dieser Apparatur
durch Regulierung "des Gasdrucks im Raum 43 wirksam beeinflußbar und kann auf diese Weise gut beherrscht
werden. Der gewünschte Effekt läßt sich sowohl bei einer Gleichspannungsquelle als auch unter
Verwendung einer Wechselspannungsquelle erreichen.
Dieser Hohlkathodeneffekt kann auch dazu verwendet werden, an vorbestimmten Flächenbereichen
der am Prozeß beteiligten Flächen einen höheren Energieumsatz zu bewirken.
Beim vorliegenden Verfahren bewirkt die gesteigerte Energiedichte der Glimmentladung an der
als Kathode arbeitenden Fläche ein intensiveres Ionenbombardement, und zwar kann sowohl die mittlere
kinetische Energie als auch die Zahl der pro Zeiteinheit aufprallenden Gasionen größer werden. Außer
der hierdurch entstehenden stärkeren Heizung der Metalloberfläche — die durch raschen Wärmeabfluß
zum Kühlmittel genau kompensiert wird — ist dabei möglicherweise auch ein tieferes Eindringen in, die
äußersten Schichten der Gitterstruktur des Körpers und ein mengenmäßig größeres Angebot an atomarem
Gas an der Grenzschicht von Einfluß.
Jedoch sei ausdrücklich erwähnt, daß einige erste Untersuchungen über die Wirkung des erhöhten
Wärmedurchgangs bei Strahlungsheizung von Metallgegenständen zur Oberflächenbehandlung eine vorteilhafte
Wirkung des größeren Energieflusses durch die am Prozeß beteiligten Flächen hindurch auf die Beschleunigung
und Qualität des betreffenden Prozesses ergeben haben. Auch die Beaufschlagung mit starken
Wärmeimpulsen ist hierbei von Einfluß.
Das vorliegende Verfahren ist natürlich keineswegs auf die Oberflächenbehandlung von metallischen und
anderen Körpern beschränkt, vielmehr können alle an der1 Oberfläche von festen und flüssigen stofflichen
Massen oder Schichten stattfindenden Prozesse dem vorliegenden Verfahren unterworfen werden.
.8
Claims (17)
1. Verfahren zur Behandlung der Oberfläche von Körpern metallischer oder anderer Natur
mittels einer elektrischen Glimmentladung, durch welche die zu behandelnde Oberfläche auf eine vorbestimmte
Temperatur gebracht wird, dadurch gekennzeichnet, daß wenigstens von einem Teil der
zu behandelnden Oberfläche mittels geeigneter Kühlung eine vörbestimmte Wärmemenge abgeführt
und gleichzeitig die vom Ionenbombardement demselben zugeführte Energie um einen
solchen Energiebetrag gesteigert wird, daß die vorbestimmte Temperatur erzielt wird. ·
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß zur Steigerung der Entladungsenergie der Gasdruck im Entladungsgefäß erhöht
wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß zur Steigerung der Entladungsenergie die Betriebsspannung der Gasentladung
gesteigert wird.
4. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die pro Zeiteinheit eindiffundierte
Stoffmenge durch den Energiezuwachs erhöht wird.
5. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß durch Wahl des Energiezuwachses
und Energieflusses die Tiefenverteilung des eindiffundierten Stoffes beeinflußt wird.
6. Verfahren nach Anspruch 1. für die Nitrierhärtung
der Oberfläche von Stahlkörpern, dadurch gekennzeichnet, daß die zur Erzielung einer nach
Härtegrad und Härtetiefenverlauf vorbestimmten Nitrierung erforderliche Prozeßdauer durch
Steigerung der Energiedichte verringert wird.
7. Verfahren nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß der Härtetiefenverlauf durch Wahl
der Energiedichte der Glimmentladung beeinflußt wird.
8. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß durch geeignete Ausbildung der dem
zu behandelnden Körper zugekehrten Flächen anderer Bauteile ein möglichst großer Teil der
Wärmeabstrahlung seitens der am Prozeß beteiligten Flächen absorbiert wird.
9. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß von den am Prozeß beteiligten
Flächen nur ein vorbestimmter Flächenberei.ch mit erhöhter Energiezufuhr betrieben wird.
10. /Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach Anspruch 1, gekennzeichnet durch
Mittel zur Beschleunigung der Wärmeabfuhr von den am Prozeß beteiligten Flächen.
11. Vorrichtung nach Anspruch 10 für die Oberflächenbehandlung von Körpern in einer Unterdruckatmosphäre
in einem Entladungsgefäß mittels einer elektrischen Glimmentladung, wobei die Körper eine Elektrode bilden, gekennzeichnet
durch Mittel zur Zuführung . eines . Kühlmittelstromes zu solchen Flächen des Körpers, die nicht
am Prozeß beteiligt sind.
12. Vorrichtung nach Anspruch 11, gekennzeichnet durch ein elektrisch nichtleitendes
Medium als Kühlmittel und durch isolierend ausgebildete Zuleitungen dieses Mediums zum
Körper.
13. \ferfahren nach Anspruch 11 für die Behandlung
der Außenseite von Hohlkörpern, gekennzeichnet durch Mittel zur Durchleitung eines
Kühlmittelstromes durch den Hohlraum.
14. Vorrichtung nach Anspruch ll für die Behandlung
der Innenseite eines Hohlraums eines Körpers, gekennzeichnet durch Mittel zur Kühlung
der Außenseite des Körpers.
15. Vorrichtung nach Anspruch 14 für die Behandlung
der Innenwandung von Rohren, gekennzeichnet durch-eine das Rohr umgebende, abnehmbare
Kühleinrichtung.
16. Vorrichtung nach Anspruch 15, gekennzeichnet durch einen koaxial im Rohr angeordneten
Innenleiter, der seinerseits ebenfalls als Rohr ausgebildet und zur Durchleitung eines Kühlmittelstromes
eingerichtet ist.
17. Vorrichtung nach Anspruch 14 für die Behandlung der Innenwandung von hülsenartig geformten,
relativ kleinen Werkstücken, gekennzeichnet durch einen das Werkstück größtenteils
umschließenden, in gutem Wärmekontakt mit dessen Außenflächen stehenden Metallblock mit
guter Wärmeleitfähigkeit.
Hierzu 1 Blatt Zeichnungen
O 909 558/258 6.59 (909 666/323 12.59)
Applications Claiming Priority (1)
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