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Verfahren zur Herstellung von Oxydationsfärbungen Zusatz zum Patent
1011849 Nach dem Verfahren, des Hauptpatentes 1011849 kann man Materialien
pflanzlichen, tierischen. oder synthetischen Ursprungs durch Bedrucken oder Klotzen
mit Glykosiden aromatischer Amine auf oxydativem Wege anfärben. Durch höhere Temperaturen
in Gegenwart von Säuren oder säureabgebenden Substanzen werden die Zuckerderivate
in die freien, oxydierbaren Amine und .die entsprechenden Zucker gespalten. Die
zurückgebildeten Zucker haben dabei den Vorteil, faserschonend zu wirken, wie dies
von Zukkern in der Literatur bereits, bekannt ist.
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Diese Verzögerung in der Oxydation kann allerdings dazu führen, daß
bei manchen Aminen innerhalb der üblichen Entwicklungszeiten und bei Anwendung der
gebräuchlichen Oxydationsmittel etwas schwächere Färbungen oder Drucke erzielt werden
als mit den Aminen ohne Gegenwart von Zuckern. Man, kann diese Verzögerung dadurch
wieder aufheben, daß man stärkere Oxydationsmittel oder schneller wirkende Sauerstoffüberträger,
z. B. Ferrocyankalium, verwendet. Bei diesen Maßnahmen tritt aber leicht Faserschädigung
ein.
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Es wurde nun gefunden, daß man ohne Gefahr einer Faserschädigung auch
bei langsamer oxydierbaren Aminen in Form der N-Glykoside zu vollen Drucken oder
Färbungen gelangen. kann, wenn man die Oxydation inGegenwart mehrwertiger Phenote
vornimmt. Für sich allein beben diese Phenole in .entsprechenden Ansätzen nur schwache
Färbungen und Drucke. Die Effekte waren demnach nicht vorauszusehen, da eher befürchtet
werden mußte, daß ein Zusatz mehrwertiger Phenole infolge der Reduktionswirkung
dieser Körper eine noch stärkere Verzögerung der Farbstoffen.twicklung nach sich
ziehen würde.
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Für das vorliegende Verfahren sind beispielsweise folgende mehrwertige
Phenole und ihre Substitutionsprodukte geeignet: Brenzkatechin, Resorcin, Orcin,
Hydrochinon, Phloroglucin, Pyrogallol, Oxyhydrochinon, vicinales, symmetrisches
oder asymmetrisches Tetraoxybenzol, P.en.taoxybenzol, sowie das aus Cyclohexanhexon
durch Reduktion erhältliche Hexaoxybenzol.
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Die Mengenverhältnisse der Zusätze an mehrwertigen Phenolen können
beliebig gewählt werden; man erhält jedoch optimale Effekte, wenn man mindestens
stöchiom-etrische Mengen, bezogen auf die Aminkomponenten:, einsetzt.
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Zweckmäßigerweisewird der schwachsaure Charakter der mehrwertigen
Phenole durch Zugabe von Alkali, beispielsweise Ammoniak, ausgeschaltet, um in den
Druck- oder Klotzansätzen eine vorzeitige Oxydation zu verhindern.
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Die Glykoside können nach bekannten Methoden .erhalten werden. Sie
stellen meist schwach bis stark braun gefärbte, nicht hygroskopische Pulver dar,
die in Wasser löslich sind. Als Aminkomponenten können vorzugsweise p-Phenylendiamin,
m-Phenylendiamin, p- oder m-Aminophenol, Anilin, Xylidin und p-Aminodiphenylamin
Verwendung finden.
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Die erfindungsgemäß verwendeten Ausgangsverbindungen können nach den
für die Bildung von Oxydationsfarben üblichen Methoden im Zeugdruck und in der Färberei
angewendet werden. Als Oxydationsmittel kommen beispielsweise Chlorate, Chromate
oder Bichromate, als säureabspaltende Substanzen z. B. Ammonchlorid, Ammonsulfat,
Ammonoxalat, Ammonrhodanid, in Frage. Die oxydative Entwicklung kann auch mit saurem
Dampf vorgenommen werden. Ebenso können Nachoxydationsverfahren, beispielsweise
die Nachbehandlung mit Chromessigsäurebädern, Anwendung finden. Es können auch Sauerstoffüberträger,
wie Vanadinsalze, mitverwend.et werden.
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Außer der Färbung von Unitönen können auch Mehrfarbendrucke unter
Mitverwendung anderer Farbstoffe, beispielsweise Küpenfarben, hergestellt werden.
Ebenso kann man in üblicher Weise durch Aufdrucken basischer Mittel, beispielsweise
Zinkoxyd, Weiß- oder Buntreserven erhalten. Die Druckpasten oder Färbeflotten können
auch die üblichen Zusätze und Hilfsstoffe, wie Lös.ungs-, Netz-, Dispergiermittel
oder hvzroskopische Stoffe enthalten. Den Druck-
Pasten können ferner
Metallsalze, beispielsweise Kupfersalze zugesetzt werden.
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Beispiel 1 Eine Druckpaste bestehend aus: 10 Gewichtsteilen des 1T,N'-Diglucosids
des m-Phenylendiamins, 24,5 Volumteilen Wasser, 2,0 Volumteilen Ammoniak (25o/oig)
50 Gewichtsteilen Stärke-Traganth-Verdickung, 5,0 Gewichtsteilen Ammonchlorid, 4,0
Gewichtsteilen Natriumchlorat, 2,0 Gewichtsteilen Ammonvanadatlösung 1:1.00, 2,5
Gewichtsteilen Resorcin wird auf ein Baumwollgewebe aufgedruckt. Dann wird im neutralen
Dampf 10 Minuten entwickelt und anschließend kochend geseift. Man erhält einen kräftigen
Braundruck, der deutlich voller ist als ein Vergleichsdruck ohne Resorcin. Statt
mit neutralem Dampf kann auch mit essigsaurem Dampf entwickelt werden.
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Ebenso lassen sich Zellwolle, Viskose- oder Acetatkunstseide oder
synthetische Fasern, wie z. B. Gewebe aus Polyamiden, Polyestern oder Polyacrvlnitril,
färben.
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Beispiel 2 Eine Druckpaste bestehend aus 10 Gewichtsteilen des \,.N'-Diglucosi-ds
des p-Phenylendiamins, 24,0 Volumteilen Wasser, 2,0 Volumteilen Ammoniak (25o/oig),
50,0 Gewichtsteilen Stärke-Traganth-Verdickung, 5,0 Gewichtsteilen Ammonchlorid.
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4,0 Gewichtsteilen NN atriumchlorat.
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2,0 Gewichtsteilen Ammonvanadatlösung 1:100, 3,0 Gewichtsteilen Pyrogallol
wird auf ein Baumwollgewebe aufgedruckt. Danach wird im Schnelldämpfer 10 Minuten
gedämpft und anschließend kochend geseift. Man erhält einen vollen braunen Druck,
der gegenüber einem Vergleichsdruck ohne Pyrogallol deutlich kräftiger ist. Auf
Zellwolle oder Viskosekunstseide erhält man noch etwas ausgiebigere Drucke. Beispiel
3 Eine Druckpaste bestehend aus: 10 Gewichtsteilen des N-Lactosids des 4-AminodiphenylamIns
in einem Gemisch aus 20 Volumteilen Wasser und 20 Volumteilen Methanol gegelöst,
1.8 Volumteilen Ammonik (25°/oig), 2 Gewichtsteilen eines Polyglykoläthers, 2 Ge-vichtsteilen;
Thiodiglyko,l, 50 Gewichtsteilen Stärke-Traganth-Verdickung 1:100, 5 Gewichtsteilen
Ammonchlori.d, 4 Gewichtsteilen Natriumchlorat, 2 Gewichtsteilen Ammoniumvanadatlösung
1:100. 3,2 Gewichtsteilen Brenzkatechin wird auf ein Baumwollgewebe aufgedruckt.
Nach dein Druck wird 10 Minuten gedämpft und anschließend kochend geseift. Man erhält
einen vollen schwarzen Druck, der ausgiebiger ist als ein. Vergleichsdruck ohne
Brenzkatechin.
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Beispiel 4 Eine Braunfärbung auf einem Baumwollgewebe läßt sich folgendermaßen
durchführen: 40 Gewichtsteile Traganthverdickung (65:1000) werden anteilweise mit
750 Volumteilen Wasser verrührt und mit 23 Gewichtsteilen @Tatriumchlorat, 10 Gewichtsteilen
Ammoniumvanadatlösung (1:100) und 5 Gewichtsteilen 2o/oigen Ammoniaks versetzt.
Dann wird eine Lösung von 60 Gewichtsteilen des N,N'-Diglukosids des 1,3-Diaminobenzols
in 120 Volumteilen Wasser hinzugefügt. Man klotzt das Gewebe etwa 20 Minuten bei
einer Temperatur von etwa 50°, trocknet und entwickelt durch essigsauren Dampf.
Anschließend wird gespült und kochend geseift.