Die
Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, weitere Substanzen zur
Verfügung
zu stellen, die die Wirkung von PIM-1 effizient modulieren können, gleichwohl
aber ohne weitere Komponenten Zellpermeabilität besitzen und effizient die
Expression von PIM-1 modulieren können und auch galenisch gut
einsetzbar sind.
Die
vorstehend genannte Aufgabe wird durch die in den Ansprüchen gekennzeichneten
Gegenstände der
vorliegenden Erfindung gelöst.
Erfindungsgemäß werden
zur Lösung
der Aufgabe PIM-1-spezifische dsRNAs zur Verfügung gestellt, die das Phänomen der
RNA-Interferenz auszulösen
vermögen.
Auf
das Phänomen
der RNA-Interferenz wurde man im Zuge der immunologischen Forschung
aufmerksam.
Das
Immunsystem höherer
Eukaryonten hat nämlich
eine Reihe von Abwehrmechanismen gegen Pathogene entwickelt. Man
sollte also annehmen, dass sich auch das Genom vor der vollständigen Übernahme solcher
molekularen Eindringlinge schützt.
In
den letzten Jahren wurde ein RNA-basierter Abwehrmechanismus entdeckt,
der sowohl im Reich der Pilze, als auch im Pflanzen- und Tierreich
vorkommt und wie ein „Immunsystem
des Genoms" wirkt.
Das System wurde ursprünglich
unabhängig
voneinander in verschiedenen Spezies, zuerst in C. elegans (Fire
et. al., 1998), beschrieben, ehe man die zugrundeliegenden Mechanismen
auf bestimmten Ebenen der Prozesse als identisch identifizieren
konnte: RNA-vermittelte Virus-Resistenz in Pflanzen (Lindbo and
Dougherty, 1992), PTGS (posttranscriptional gene silencing) bei
Pflanzen (Napoli et al., 1990) und RNA-Interferenz bei Eukaryonten
basieren demnach auf einer gemeinsamen Funktionsweise (Plasterk,
2002).
Die
in vitro Technik der RNA-Interferenz (RNAi) beruht auf doppelsträngigen RNA-Molekülen (dsRNA), welche
die sequenzspezifische Suppression der Genexpression auslösen (Zamore
(2001) Nat. Struct. Biol. 9: 746–750; Sharp (2001) Genes Dev.
5: 485–490:
Hannon (2002) Nature 41: 244–251).
Die Aktivierung von Proteinkinase R und RNaseL bewirkte bei der
Transfektion von Säugerzellen
mit langer dsRNA unspezifische Effekte, wie z.B. eine Interferon-Antwort
(Stark et. Al. (1998) Annu. Rev. Biochem. 67: 227–264; He
und Katze (2002) Viral Immunol. 15: 95–119). Diese unspezifischen
Effekte werden bei Verwendung von kürzerer, bspw. 21- bis 23-merer,
sog dsRNA (engl. „small
interfering RNA")
umgangen, da unspezifische Effekte durch dsRNA, die kürzer als
30 by ist, nicht ausgelöst
werden (Elbashir et. al. (2001) Nature 411: 494–498). Kürzlich wurden dsRNA-Moleküle auch
in vivo zur Anwendung gebracht (McCaffrey et. al. (2002), Nature
418: 38–39;
Xia et. al. (2002), Nature Biotech. 20: 1006–1010; Brummelkamp et. al.
(2002), Cancer Cell 2: 243–247.
Die
erfindungsmäßige doppelsträngige RNA
(dsRNA) enthält
eine Sequenz mit der allgemeinen Struktur 5'-(N17-25)-3', wobei N irgendeine
Base ist und für
Nukleotide steht. Die allgemeine Struktur besteht aus einer doppelsträngigen RNA
mit einem aus Ribonucleotiden aufgebauten Makromolekül, wobei
das Ribonukleotid aus einer Pentose (Ribose), einer organischen
Base und einem Phosphat besteht. Hierbei bestehen die organischen
Basen in der RNA aus den Purinbasen Adenin (A) und Guanin (G) sowie
den Pyrimidinbasen Cytosin (C) und Uracil (U). Die dsRNA enthält Nukleotide
mit einer gerichteten Struktur mit Überhängen.
Vorzugsweise
weisen erfindungsgemäße dsRNAs
die allgemeine Struktur 5'-(N19-25)-3', stärker 5'-(N19-24)-3', noch stärker bevorzugt
5'-(N21-23)-3' auf, wobei N irgendeine
Base ist. Hierbei können
zumindest 90%, vorzugsweise 99% und insbesondere 100% der Nukleotide
einer erfindungsgemäßen dsRNA
komplementär
zu einem Abschnitt der (m)RNA-Sequenz von PIM-1 sein. 90% komplementär bedeutet
hierbei, dass bei einer bspw. gegebenen Länge von 20 Nukleotiden einer
erfindungsgemäßen dsRNA
diese nur für
höchstens
2 Nukleotide nicht mit dem entsprechenden Abschnitt auf der (m)RNA
komplementär
ist. Die Sequenz der erfindungsgemäßen doppelsträngigen RNA
ist mit ihrer allgemeinen Struktur vorzugsweise vollständig komplementär zu einem
Abschnitt der (m)RNA von PIM-1.
Grundsätzlich kann
eine erfindungsgemäße dsRNA
zu jedem beliebigen Abschnitt auf der mRNA oder dem Primärtranskript
von PIM-1, oder auch gegen mRNAs oder Primärtranskripte von anderen Mitgliedern
der PIM-Kinase-Familie komplementär sein.
In
einer eukaryontischen Zelle wird für die Herstellung einer mRNA
das Gen in seiner gesamten Länge,
sowohl Introns als auch Exons, in ein langes RNA-Molekül transkribiert, das Primärtranskript.
Die Stabilität der
mRNA erfolgt durch Prozessierung des Primärtranskripts am 5'-Ende mit einer Addition
eines untypischen Nukleotids mit einem methylierten Guanin und einer
Polyadenylierung am 3'-Ende.
Bevor die RNA den Zellkern verlässt,
werden durch RNA-Spleißen
die Intronsequenzen entfernt und die Exons miteinander verbunden.
Zielsequenzen
für erfindungsgemäße dsRNA
können
sowohl das Primärtranskript
als auch die prozessierte mRNA sein. Das Primärtranskript und die mRNA werden
im folgenden zusammenfassend als (m)RNA bezeichnet.
Grundsätzlich können alle
im codierenden Bereich der (m)RNA auftretenden 17 bis 29, vorzugsweise 25
Basenpaare langen Abschnitte als Zielsequenz für eine erfindungsgemäße dsRNA
dienen. Besonders bevorzugt sind hierbei auch solche Zielsequenzen
für erfindungsgemäße dsRNAs,
die zwischen Position 75 und 900 (jeweils gerechnet ab dem AUG Starttriplett
des codierenden Bereichs der (m)RNA von humanem PIM-1) liegen. Bevorzugt
sind daher solche 17 bis 25, insbesondere 19 bis 25 und ganz besonders
21 bis 23 Basenpaare langen Abschnitte auf der (m)RNA, deren Anfangsnukleotid
einem Nukleotid einer Position 50 bis 890 des codierenden Bereichs
der PIM-1-(m)RNA, entspricht und deren Endnukleotid 17 bis 25, vorzugsweise
19 bis 25 und ganz besonders bevorzugt 21 bis 23 Nukleotide weiter
stromabwärts
vom Startnukleotid liegt.
Besonders
bevorzugt sind solche dsRNAs, die gegen Regionen im codierenden
Bereich der PIM-1-(m)RNA gerichtet sind. Insbesondere sollten derartige
erfindungsgemäße dsRNAs
gegen PIM-1-(m)RNA-Abschnitte gerichtet sein, die im zentralen Bereich
der codierenden Region liegen, vorzugsweise mindestens 50, 70, 100
Nukleotide vom AUG Starttriplett der (m)RNA entfernt, bzw. mindestens
50 Nukleotide, vorzugsweise mindestens 70 noch stärker bevorzugt
100 Nukleotide vom 3'-terminalen
codierenden Bereich der (m)RNA entfernt.
Ganz
besonders bevorzugt sind solche siRNAs, die gegen Abschnitte im
codierenden Bereich der PIM-1-(m)RNA gerichtet sind, welche mit
der Startsequenz AA beginnen. Hierbei werden siRNAs ganz besonders
bevorzugt, die komplementär
sind und damit gegen (m)RNA-Abschnitte gerichtet sind, die bspw.
die Sequenzfolge AACGACCUGCA am 5'-Terminus, die Sequenz AAGCUGGCG, die
Sequenz AAGGAGAA, die Sequenz AAGGAGCCC, die Sequenz AACUUGCCGGUGG,
die Sequenz AAACACGU, die Sequenz AAGGACCGGA, die Sequenz AAUGGCACUCG,
die Sequenz AAGUGGUCC, die Sequenz AAGAAGGUGA, die Sequenz AAGAUCUCUUCGA,
die Sequenz AAAGGGGAGC, die Sequenz AAGAGGAGCUGG, die Sequenz AACUGCGGGGU,
die Sequenz AAGGACGAAAACA, die Sequenz AAAACAUCCUU, die Sequenz
AACAUCCUUA, die Sequenz AAUCGCGGCGA, die Sequenz AAGCUCAUC, die
Sequenz AAGGACACCGUC, die Sequenz AAGAGAUCAUCA, die Sequenz AAUGUCAGCAUCU,
die Sequenz AACCUUCGAAGA, die Sequenz AAGAAAUCCAG oder die Sequenz
AACCAUCCAU, vorzugsweise im 5'-terminalen
Bereich der Zielsequenz, oder aber grundsätzlich in der Zielsequenz enthalten.
Gleichwohl
könnten
erfindungsgemäße dsRNAs
auch gegen Nukleotidsequenzen auf der PIM-1-(m)RNA, die nicht im
codierenden Bereich liegen, gerichtet sein, insbesondere im nicht-codierenden 5'-Bereich der (m)RNA,
der Regulationsfunktionen aufweist.
Die
Grenzen am 5'-Ende
der Zielsequenz mit bspw. AA der Nukleotidbindungen spiegeln sich
in der dazugehörigen
erfindungsgemäßen dsRNA
ebenfalls in einer Sequenzfolge 5'-AAN15-23 und
den dazu komplementären
Strang 3'-TTN15-23 wider. Diese Sequenz kann im translatierten
und nicht translatierten Bereich und gegen alle Steuerungselemente
gerichtet sein. Ein Strang der doppelsträngigen RNA ist also zum primären oder
prozessierten RNA-Transkript des PIM-1-Gens komplementär.
Vorzugsweise
jedoch wird für
eine effektive Blockierung und Spaltung der (m)RNA von PIM-1 besonders
dadurch erreicht, dass für
die Wahl der Zielsequenz von erfindungsgemäßen dsRNA gewisse Auswahlregeln
berücksichtigt
werden.
Eine
besonders bevorzugte Ausführungsform
der vorliegenden Erfindung ist eine dsRNA, die einen GC-Gehalt von
mindestens 38%, in einer stärker
bevorzugten Ausführungsform
von bis 38 bis 60% und in einer stärker bevorzugten Ausführungsart
von 38 bis 50% aufweist (1). In einer weiteren besonders bevorzugten Ausführungsform
der vorliegenden Erfindung weisen erfindungsgemäße dsRNA-Moleküle höchstens 2 aufeinander folgenden
Guanidinreste in ihrer Sequenz auf (2). Eine weitere besonders bevorzugte
Ausführungsform der
vorliegenden Erfindung ist eine Zielsequenz, die im zu untersuchenden
Genom nur im Targetgen vorhanden, nicht aber an anderen Stellen
im Genom (3). Weiterhin besonders bevorzugt sind Kombinationen der
vorgenannten Eigenschaften bei erfindungs gemäßen dsRNAs. So etwa wird die
Zielsequenz einer erfindungsgemäßigen dsRNA
besonders bevorzugt nur einmal in den Targetgenen auftreten.
Verschiedene
Kombinationen der vorgenannten Eigenschaften sind möglich, bspw.
der Eigenschaften von (1), (2) und/oder (3).
Die
Zielsequenz der PIM-1-(m)RNA ist vorzugsweise ausgewählt aus
einer Gruppe, bestehend aus den folgenden 5 Sequenzen: (a) AAC GUG
GAG AAG GAC CGG AUU; (b) AAC UCG AGU GCC CAU GGA AGU; (c) AAC CGC
GAC AUC AAG GAC GAA, (d) AAU AUU CCU UUC GAG CAU GAC; (e) AAG GGU
CUC UUC AGA AUG UCA.
Bei
einer erfindungsgemäßen dsRNA
kann vorzugsweise ein modifiziertes Nukleotid auftreten. Der Begriff „modifiziertes
Nukleotid" bedeutet
erfindungsgemäß, dass
das jeweilige Nukleotid chemisch modifiziert ist. Der Fachmann versteht
unter dem Begriff „chemische
Modifikation", dass
das modifizierte Nukleotid durch Ersetzen, Anfügen oder Entfernen einzelner
oder mehrerer Atome oder Atomgruppen im Vergleich zu natürlich vorkommenden
Nukleotiden verändert
ist. Mindestens ein modifiziertes Nukleotid in erfindungsgemäßer dsRNA
dient einerseits der Stabilität
und andererseits der Verhinderung der Dissoziation.
Vorzugsweise
sind zwischen 2 und 10, ganz besonders zwischen 2 und 5 Nukleotiden
modifiziert.
Vorzugsweise
können
die Enden der doppelsträngigen
RNA (dsRNA) modifiziert werden, um einem Abbau in der Zelle oder
einer Dissoziation in die Einzelstränge entgegenzuwirken, insbesondere
um einen vorzeitigen Abbau durch Nukleasen zu umgehen.
Eine
regelmäßig nicht
gewünschte
Dissoziation der Einzelstränge
von dsRNA tritt insbesondere bei Verwendung niedriger Konzentrationen
oder kurzer Kettenlängen
auf. Zur besonders wirksamen Hemmung der Dissoziation kann der durch
die Nukleotidpaare bewirkte Zusammenhalt der doppelsträngigen Struktur
von erfindungsgemäßer dsRNA
durch mindestens eine, vorzugsweise mehr chemische Verknüpfung/en
erhöht werden.
Eine erfindungsgemäße dsRNA,
deren Dissoziation vermindert ist, weist eine höhere Stabilität gegen enzymatischen
und chemischen Abbau in der Zelle bzw. im Organismus oder ex vivo
auf.
Die
chemische Verknüpfung
der Einzelstränge
einer erfindungsgemäßen dsRNA
wird zweckmäßigerweise
durch eine kovalente oder ionische Bindung, Wasserstoffbrückenbindung,
hydrophobe Wechselwirkung, vorzugsweise van-der-Waals oder Stapelungswechselwirkungen,
oder durch Metall-ionenkoordination gebildet. Sie kann nach einem
besonders vorteilhaften Ausgestaltungsmerkmal an mindestens einem,
vorzugsweise an beiden, Ende/n hergestellt werden. Es hat sich weiter
als vorteilhaft erwiesen, dass die chemische Verknüpfung mittels
einer oder mehrerer Verbindungsgruppen gebildet wird, wobei die
Verbindungsgruppen vorzugsweise Poly-(oxyphosphinicooxy-1,3-propan-diol)-
und/oder Polyethylenglycol-Ketten
sind. Die chemische Verknüpfung
kann auch durch in der doppelsträngigen
Struktur anstelle von Purinen benutzte Purinanaloga gebildet werden.
Von Vorteil ist es ferner, dass die chemische Verknüpfung durch
in der doppelsträngigen Struktur
eingeführte
Azabenzoleinheiten gebildet wird. Sie kann außerdem durch in der doppelsträngigen Struktur
anstelle von Nukleotiden benutzte verzweigte Nukleotidanaloga gebildet
werden.
Es
hat sich als zweckmäßig erwiesen,
dass zur Herstellung der chemischen Verknüpfung mindestens eine der folgenden
Gruppen benutzt wird: Methylblau; bifunktionelle Gruppen, vorzugsweise
Bis-(2-chlorethyl)-amin; N-acetyl-N'-(p-glyoxybenzoyl)-cystamin;
4-Thiouracil; Psoralen. Ferner kann die chemische Verknüpfung durch
an den Enden des doppelsträngigen
Bereichs angebrachte Thiophosphoryl-Gruppen gebildet werden. Vorzugsweise
wird die chemische Verknüpfung
an den Enden des doppelsträngigen
Bereichs durch Tripelhelix- Bindungen
hergestellt. Die chemische Verknüpfung
kann zweckmäßigerweise
durch ultraviolettes Licht induziert werden.
Die
Modifizierung der Nukleotide der dsRNA führt zu einer Deaktivierung
einer an doppelsträngigen RNA
abhängigen
Proteinkinase (PKR), in der Zelle. Die PKR induziert Apoptose. Vorteilhafterweise
ist mindestens eine 2'-Hydroxygruppe
der Nukleotide der dsRNA in der doppelsträngigen Struktur durch eine
chemische Gruppe, vorzugsweise eine 2'-Amino- oder eine 2'-Methylgruppe, ersetzt. Mindestens ein
Nukleotid in mindestens einem Strang der doppelsträngigen Struktur
kann auch ein sogenanntes „locked
nucleotide" mit
einem, vorzugsweise durch eine 2'-O,
4'-C-Methylenbrücke, chemisch
modifizierten Zuckerring sein. Vorteilshafterweise sind mehrere
Nukleotide „locked
nucleotides".
Modifizierungen
der Nukleotide von erfindungsgemäßen dsRNA
betrifft vor allem die Dissoziation der Nukleotide durch Verstärkung der
Wasserstoffbrückenbindung.
Die Stabilität
der Nukleotide wird erhöht
und gegen einen Angriff von RNA-sen
geschützt.
Eine
weitere Möglichkeit
zur Verhinderung frühzeitiger
Dissoziation erfindungsgemäßer dsRNA
in der Zelle besteht durch die Ausbildung der Haarnadelschleife.
In einer besonderen Ausführungsform
weist eine erfindungsgemäße dsRNA
eine Haarnadelstruktur auf, um die Dissoziations- kinetik zu verlangsamen.
Bei einer derartigen Struktur ist vorzugsweise am 5'- und/oder 3'-Ende eine Loopstruktur
ausgebildet. Eine derartige Loopstruktur weist keine Wasserstoffbrücken auf.
Darüber hinaus
kann durch Modifizierung des Rückgrates
von der erfindungsgemäßen dsRNA
ein vorzeitiger Abbau verhindert werden. Insbesondere bevorzugt
ist dsRNA, die (Phosphorthioat, 2'-O-Methyl-RNA, LNA, LNA/DNA-Gapmeren)
modifiziert ist und daher eine längere
Halbwertszeit in-vivo aufweist.
Eine
erfindungsgemäße dsRNA
ist vorzugsweise gegen die (m)RNA der PIM-Kinasen, insbesondere der PIM-1-Kinase,
von Säugern,
wie Mensch, Affe, Ratte, Hund, Katze, Maus, Kaninchen, Meerschweinchen, Hamster,
Rind, Schwein, Schaf und Ziege, abgeleitet.
Vorzugsweise
unterdrückt
die dsRNA die Expression von PIM-1 in der Zelle mindestens zu 50%,
60%, 70%, zu mindestens 90%; es handelt sich also bei erfindungsgemäßen dsRNA
dann um sogenannte siRNA, die das Phänomen der RNA-Interferenz auslöst. Die
Messung der Unterdrückung
kann über
Northern-Blot, quantitative
Real-Time PCR oder auf Proteinebene mit PIM-1 spezifischen Antikörpern erfolgen.
Weiterhin
können
erfindungsgemäße dsRNAs,
insbesondere humane erfindungsgemäße dsRNAs, sowohl sogenannte "blunt ends" (glatte Enden) aufweisen
oder aber überhängende Enden.
Grundsätzlich können überhängende Ende
mindestens zwei überhängende Nukleotide
aufweisen, vorzugsweise 2 bis 10, insbesondere 2 bis 5 überhängende Nukleotide
am 3'-Terminus,
gegebenenfalls allerdings auch alternativ am 5'-Terminus.
Bei
den überhängenden
Enden sind dTdT, jeweils am 3'-Terminus
der doppelsträngigen
erfindungsgemäßen siRNA
bevorzugt.
Die überhängenden
Nukleotide können,
wie oben erwähnt,
dT (desoxy Thymidin) sein oder aber auch Uracil, grundsätzlich können beliebige überhängende Enden
an die zur mRNA von PIM-1 komplementären erfindungsgemäßen dsRNA
Doppelstränge
angehängt
werden.
Eine
bevorzugte Ausführungsform
der erfindungsgemäßen dsRNA
ist gegen eine Zielsequenz der PIM1-mRNA gerichtet, welche die allgemeine
Struktur 5'-AAG
UGU ACU UUA GGC AAA GGG-3' (Ratte)
aufweist. Eine besonders bevorzugte dsRNA der vorliegenden Erfindung
ist daher ein Duplexmolekül,
dessen Sense-Strang
die Sequenz 5'-GUG
UAC UUU AGG CAA AGG GdTdT-3' und
dessen Antisense-Strang die Sequenz 5'-CCC UUU GCC UAA AGU ACA CdTdT-3' aufweist. Dieses
ist gegen den vorgenannten Abschnitt der PIM-1-mRNA gerichtet.
Die
dsRNA wird nach dem Fachmann bekannten Verfahren hergestellt, dabei
werden Nukleotide, insbesondere auch Oligonukleotide, beispielsweise
nach Art der Merryfield-Synthese, an einem unlöslichen Träger (H.G. Gassen, Chemical
and Enzymatic Synthesis of Genfragments (Verlag Chemie, Weinheim
1982)) oder auf andere Art synthetisiert (Beyer/Walter, Lehrbuch
der Organischen Chemie, 20. Auflage, (S. Hirzel Verlag, Stuttgart
1984), S. 816 ff.). Die Gewinnung der mRNA der PIM-1 kann durch
Hybridisierung mittels Genom- und cDNA-Datenbanken erreicht werden. siRNA-Moleküle können bspw.
synthetisch hergestellt werden über
verschiedenen Anbietern, bspw. IBA GmbH (Göttingen, Deutschland), bezogen
werden.
Erfindungsgemäße doppelsträngige RNA
(dsRNA) kann in micellare Strukturen eingeschlossen sein, die die
Separation von Substanzgruppen in-vitro und in-vivo beeinflussen.
Hierbei liegt die dsRNA vorzugsweise in Liposomen vor. Die Liposomen
sind künstliche,
kugelig in sich geschlossene Membranen, aus Phospholipiden, in die
sowohl hydrophile Substanzen in den wässrigen Innenraum verkapselt,
als auch lipophile Substanzen in den Innenbereich der Lipidmembran
inkorporiert werden können.
Die Voraussetzung für
die Verwendung von Liposomen für
experimentelle oder therapeutische Zwecke ist deren Verträglichkeit
mit Zellen und Geweben. Die dsRNA, die vorzugsweise in den Liposomen
vorliegt, kann mit einer Peptidsequenz, vorzugsweise mit einer Lysin-
und Arginin-reichen Sequenz, bspw. einer Sequenz aus dem viralen
TAT-Protein (bspw. enthaltend AS 49–57) modifiziert sein, um dann
als Transporterpeptid die Zellmembran leichter zu überwinden.
Die
dsRNA kann gleichfalls in virale natürliche Kapside oder in auf
chemischen oder enzymatischen Weg hergestellte künstliche Kapside oder davon
abgeleitete Strukturen eingeschlossen sein. Die genannten Merkmale
ermöglichen
ein Einschleusen der dsRNA in vorgegebene Zielzellen.
Nach
einer weiteren besonders vorteilhaften Ausgestaltung ist vorgesehen,
dass die dsRNA an mindestens ein von einem Virus stammendes, davon
abgeleitetes oder ein synthetisch hergestelltes virales Hüllprotein
gebunden, damit assoziiert oder davon umgeben wird. Das Hüllprotein
kann vom Polyomavirus abgeleitet sein. Es kann das Hüllprotein
das Virus-Protein 1 (VP1) und/oder das Virus-Protein 2 (VP2) des Polyomavirus enthalten.
Die Verwendung derartiger Hüllproteine
ist z.B. aus der
DE
19618797 A1 bekannt. Die vorgenannten Merkmale erleichtert
wesentlich das Einführen
der dsRNA in die Zelle.
In
einer bevorzugten Ausführungsform
erfolgt die Expression der erfindungsgemäßen dsRNA dadurch, daß das 1.
Template (sense dsRNA) und das 2. Template (antisense dsRNA) unter
der Kontrolle von zwei identischen oder verschiedenen Promotoren
stehen. Hierbei erfolgt die Expression in vivo und wird gentherapeutisch über Vektoren
in die Zellen gebracht.
Ein
weiterer Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist ein Arzneimittel,
enthaltend mindestens eine erfindungsgemäße dsRNA und/oder eine diese
enthaltende Zelle, sowie gegebenenfalls geeignete Hilfs- und/oder
Zusatzstoffe.
Arzneimittel:
ein Stoff entsprechen der Definition im Artikel 1 § 2 des deutschen
Gesetzes über
den Verkehr mit Arzneimitteln (AMG). Das heißt, Stoffe oder Zubereitungen
aus Stoffen, die dazu bestimmt sind, durch Anwendungen am oder im
menschlichen oder tierischen Körper
- 1. Krankheiten, Leiden, Körperschäden oder krankhafte Beschwerden
zu heilen, lindern, zu verhüten
oder zu erkennen,
- 2. die Beschaffenheit, den Zustand oder die Funktionen des Körpers oder
seelische Zustände
erkennen zu lassen.
- 3. vom menschlichen Körper
erzeugte Wirkstoffe oder Körperflüssigkeiten
zu ersetzen,
- 4. Krankheitserreger, Parasiten oder körperfremde Stoffe abzuwehren,
zu beseitigen oder unschädlich
zu machen oder
- 5. die Beschaffenheit, den Zustand oder die Funktionen des Körpers oder
seelische Zustände
zu beeinflussen.
Die
erfindungsgemäßen Arzneimittel
können
als flüssige
Arzneiformen in Form von Injektionslösungen, Tropfen oder Säfte, als
halbfeste Arzneiformen in Form von Granulaten, Tabletten, Pellets,
Patches, Kapseln, Pflaster oder Aerosolen verabreicht werden und
enthalten neben den mindestens einem erfindungsgemäßen Gegenstand
je nach galenischer Form gegebenenfalls Trägermaterialien, Füllstoffe,
Lösungsmittel, Verdünnungsmittel,
Farbstoffe und/oder Bindemittel. Die Auswahl der Hilfsstoffe sowie
die einzusetzenden Mengen derselben hängt davon ab, ob das Arzneimittel
oral, parenteral, intravenös,
intraperitonal, intradermal, intramuskulär, intranasal, buccal, rectal
oder örtlich,
zum Beispiel auf Infektionen an der Haut, der Schleimhäute und
an den Augen, appliziert werden soll. Für die orale Applikation eignen
sich Zubereitungen in Form von Tabletten, Dragees, Kapseln, Granulaten,
Tropfen, Säften
und Sirupen, für
die parenterale, topische und inhalative Applikation, Lösungen,
Suspensionen, leicht rekonstituierbare Trockenzubereitungen sowie
Sprays. Erfindungsgemäße Gegenstände in einem
Depot in gelöster
Form oder in einem Pflaster, gegebenenfalls unter Zusatz von die
Hautpenetration fördernden
Mitteln, sind geeignete perkutane Applikationszubereitungen. Oral oder
perkutan anwendbare Zubereitungsformen können die erfindungsgemäßen Gegenstände verzögert freisetzen.
Die an den Patienten zu verabreichende Wirkstoffmenge variiert in
Abhängigkeit
vom Gewicht des Patienten, von der Applikationsart, der Indikation
und dem Schweregrad der Erkrankung. Üblicherweise werden 2 bis 500
mg/kg wenigstens eines erfindungsgemäßen Gegenstandes appliziert.
Wenn das Arzneimittel insbesondere zur Gentherapie verwendet werden
soll, empfehlen sich als geeignete Hilfs- oder Zusatzstoffe beispielsweise
eine physiologische Kochsalzlösung,
Stabilisatoren, Proteinase-, DNAse-Inhibitoren etc.
Ein
weiterer Gegenstand der vorliegenden Erfindung betrifft Wirtszellen,
ausgenommen humane Keimzellen und humane embryonale Stammzellen,
die mit mindestens einer erfindungsgemäßen dsRNA transformiert sind.
Erfindungsgemäße dsRNA-Moleküle können in
die jeweilige Wirtszelle über übliche Methoden,
bspw. Transformation, Transfektion, Transduktion, Elektroporation
oder Partikel-Gun eingebracht werden. Bei der Transformation werden
mindestens zwei voneinan der verschiedene dsRNAs in die Zelle eingeführt, wobei
ein Strang jeder dsRNA zumindest abschnittsweise komplementär ist zur
(m)RNA der PIM-1. Der komplementäre
Bereich der dsRNA zur (m)RNA von PIM-1 enthält weniger als 25 aufeinanderfolgende
Nukleotidpaare.
Als
Wirtszellen kommen alle Zellen pro- oder eukaryontischer Natur in
Betracht, bspw. von Bakterien, Pilzen, Hefen, pflanzlichen oder
tierischen Zellen. Bevorzugte Wirtszellen sind Bakterienzellen,
wie Escherichia coli, Streptomyces, Bacillus oder Pseudomonas, eukaryontische
Mikroorganismen, wie Aspergillus oder Saccharomyces cerevisiae oder
die gewöhnliche
Bäckerhefe
(Stinchcomb et. al. (1997) Nature 282: 39).
In
einer bevorzugten Ausführungsform
werden jedoch zur Transformation mittels erfindungsgemäßer dsRNA-Konstrukte
Zellen aus multizellulären
Organismen gewählt.
Im Prinzip ist jede höhere
eukaryontische Zellkultur als Wirtszelle verfügbar, wenn auch Zellen von
Säugern,
bspw. Affen, Ratten, Hamstern, Mäusen oder
Menschen, ganz besonders bevorzugt sind. Dem Fachmann ist eine Vielzahl
von etablierten Zellinien bekannt. In einer keineswegs abschließenden Aufzählung werden
die folgenden Zellinien genannt: 293T (Embryonennierenzellinie)
(Graham et al., J. Gen. Virol. 36: 59 (1997), BHK (Babyhamsternierenzellen),
CHO (Zellen aus den Hamsterovarien, Urlaub und Chasin, Proc. Natl.
Accad. Sci. USA 77: 4216, (1980)), HeLa (humane Karzinomzellen)
und weitere – insbesondere
für den
Laboreinsatz etablierte – Zellinien,
bspw. HEK293-, SF9- oder COS-Zellen.
Ganz besonders bevorzugt sind humane Zellen, insbesondere neuronale
Stammzellen und Zellen des "Schmerz-Weges", vorzugsweise primäre sensorische
Neuronen. Humane Zellen, insbesondere autologe Zellen eines Patienten,
eignen sich nach (vor allem ex vivo) Transformation mit erfindungsgemäßen dsRNA-Molekülen, ganz
besonders als Arzneimittel für
bspw. gentherapeutische Zwecke, also nach Durchführung einer Zellentnahme, ggf.
ex vivo Expansion, Transformation, Selektion und abschließender Retransplantation
in den Patienten.
Ein
weiterer bevorzugter Gegenstand ist auch die Verwendung mindestens
einer erfindungsgemäßen dsRNA
bzw. pharmazeutischen Zusammensetzung und/oder einer erfindungsgemäßen Zelle
zur Herstellung eines Arznei- bzw. Schmerzmittels, zur Behandlung
von Schmerz, insbesondere von chronischem Schmerz, taktiler Allodynie,
thermisch ausgelöstem
Schmerz, und/oder Entzündungsschmerz.
Die
erfindungsgemäßen Gegenstände eignen
sich als Arzneimittel, bspw. zur Inhibition der Nozizeption, bspw.
aufgrund der Verminderung der Expression der PIM1-Kinase mittels
erfindungsgemäßer dsRNA.
Darüber hinaus
wird die Verwendung mindestens einer erfindungsgemäßen dsRNA,
enthaltend erfindungsgemäße dsRNA,
und/oder einer erfindungsgemäßen Zelle
zur Herstellung eines Arzneimittels zur Behandlung von Harninkontinenz;
auch von neurogenen Blasensymptomen; Pruritus, Tumoren, Entzündungen; insbesondere
von PIM-1-Kinase-assoziierten Entzündungen mit Symptomen wie Asthma;
sowie von allen mit PIM-1 zusammenhängenden Krankheitssymptomen.
Ein
weiterer Gegenstand der Erfindung ist ein Verfahren zur Behandlung,
insbesondere Schmerzbehandlung, eines nichthumanen Säugetieres
oder Menschen, das oder der eine Behandlung von Schmerzen, insbesondere
chronischer Schmerzen, benötigt,
durch Verabreichung eines erfindungsgemäßen Arzneimittels, insbesondere
solche enthaltend eine erfindungsgemäße dsRNA. Ein weiterer Gegenstand
sind auch entsprechende Verfahren zu Behandlung von Pruritus und/oder
Harninkontinenz.
Ein
weiterer bevorzugter Gegenstand ist ebenso die Verwendung mindestens
einer erfindungsgemäßen siRNA
und/oder einer erfindungsgemäßen Zelle
für die
Gentherapie, vorzugsweise In-vivo- oder In-vitro-Gentherapie.
Ein
weiterer bevorzugter Gegenstand ist ebenso die Verwendung mindestens
einer erfindungsgemäßen dsRNA
und/oder einer erfindungsgemäßen Zelle
für die
Gentherapie, vorzugsweise In-vivo- oder In-vitro-Gentherapie. Unter
Gentherapie versteht man eine Therapieform, bei der durch die Einführung von
Nukleinsäuren in
Zellen bspw. ein Effektorgen, meist ein Protein, exprimiert wird,
den vorliegenden Fall also insbesondere erfindungsgemäße dsRNA.
Man unterscheidet prinzipiell In-vivo und In-vitro-Verfahren. In-vitro-Verfahren
werden Zellen aus dem Organismus entfernt und ex-vivo mit Vektoren
transfiziert, um anschließend wieder
in denselben oder in einen anderen Organismus eingebracht zu werden.
Bei der In-vivo-Gentherapie werden Vektoren, beispielsweise zur
Bekämpfung
von Tumoren, systematisch (z.B. über
die Blutbahn) oder direkt in den Tumor appliziert. Gemäß einer
bevorzugten Ausführungsforme
wird ein Vektor verabreicht, der sowohl das Transkriptionselement
für die
Sense-dsRNA, als auch das Transkriptionselement für die Antisense-dsRNA
unter der Kontrolle geeigneter Promotoren enthält. Gemäß einer weiteren bevorzugten
Ausführungsform
können
die beiden Transkriptionselemente auf verschiedenen Vektoren liegen.
Ein
weiterer bevorzugter Gegenstand ist auch ein Diagnostikum enthaltend
mindestens eine dsRNA und/oder eine erfindungsgemäße Zelle
sowie gegebenenfalls geeignete Zusatzstoffe. Diagnostikum bedeutet hierin
eine Verbindung oder ein Verfahren, das verwendet werden kann, um
eine Krankheit zu diagnostizieren.
Ein
weiterer bevorzugter Gegenstand ist auch ein Verfahren zur Identifizierung
schmerzmodulierender Substanzen mit folgenden Verfahrensschritten:
- (a) gentechnische Manipulation mindestens einer
Zelle (Testzelle) mit mindestens einem erfindungsgemäßen dsRNA-Konstrukt,
- (a') parallele
gentechnische Manipulation mindestens einer identischen Zelle (Kontrollzelle)
entweder
• unterbleibend,
• unter Durchführung der
Manipulation parallel ohne dsRNA oder dsRNA-Konstrukt oder
• mit einer
veränderten
nicht mehr erfindungsgemäßen dsRNA.
- (b) parallele Inkubation einer zu testenden Substanz unter geeigneten
Bedingungen mit mindestens einer Test-Zelle und mindestens einer
Kontrollzelle und/oder einer Präparation
aus einer solchen Zelle, die mindestens ein Protein, ausgewählt aus
der PIM-1-Familie,
vorzugsweise der PIM-1-Kinase, synthetisiert hat.
- (c) Messung der Bindung der Testzubstanz an dem von den Zellen
synthetisierten Protein oder Messung mindestens eines der durch
die Bindung der Testsubstanz and das Protein veränderten funktionellen Parameter.
- (d) Identifizierung der Substanzen über das Ausmaß der Differenz
zwischen dem Messwert bei der Testzelle und dem bei der Kontrollzelle.
Dabei
bezieht sich der Begriff schmerzmodulierend auf einen potentiellen
regulierenden Einfluss auf das physiologische Schmerzgeschehen,
insbesondere auf eine analgetische Wirkung. Der Begriff Substanz umfasst
jede als Arzneimittel-Wirkstoff
geeignete Verbindung, insbesondere also niedermolekulare Wirkstoffe, aber
auch andere wie Nukleinsäuren,
Fette, Zucker, Peptide oder Proteine wie Antikörper. Die Inkubation unter geeigneten
Bedingungen ist hier so zu verstehen, dass die zu untersuchende
Substanz mit der Zelle oder der entsprechenden Präparation
in einem wässrigen
Medium eine definierte Zeit vor der Messung reagieren kann. Dabei
kann das wässrige
Medium temperiert werden, beispielsweise zwischen 4°C und 40°C, vorzugsweise bei
Raumtemperatur oder bei 37°C.
Die Inkubationszeit kann zwischen wenigen Sekunden und mehreren Stunden
variiert werden, je nach der Wechselwirkung der Substanz mit dem
Protein. Bevorzugt sind aber Zellen zwischen 1 min und 60 min. Das
wässrige
Medium kann geeignete Salze und/oder Puffersysteme enthalten, so
dass bei der Inkubation beispielsweise ein pH zwischen 6 und 8,
vorzugsweise pH 7,0–7,5
im Medium herrscht. Dem Medium können
weiter geeignete Substanzen, wie Coenzyme, Nährstoffe etc. beigefügt werden.
Die geeigneten Bedingungen können
vom Fachmann in Abhängigkeit
von der zu untersuchenden Wechselwirkung der Substanz mit dem Protein
aufgrund seiner Erfahrung, der Literatur oder weniger, ein facher
Vorversuche leicht festgelegt werden, um im Verfahren einen möglichst
deutlichen Messwert zu erhalten. Eine Zelle, die ein Protein synthetisiert
hat, ist eine Zelle, die dieses Protein bereits endogen exprimiert
hat oder eine solche, die gentechnisch verändert wurden, so dass sie dieses
Protein exprimiert und entsprechend von Beginn des erfindungsgemäßen Verfahrens
das Protein enthält.
Die Zellen können
Zellen aus evt. immortalisierten Zellinien sein oder native aus
Geweben stammende und aus diesen isolierte Zellen sein, wobei der
Zellverband meist aufgelöst
ist. Die Präparation
aus diesen Zellen umfasst insbesondere Homogenate aus den Zellen,
das Cytosol, eine Membranfraktion der Zellen mit Membranfragmenten,
eine Suspension isolierter Zellorganellen etc.
Der
Maßstab über den
das Verfahren die Auffindung interessanter Substanzen erlaubt, ist
entweder die Bindung an das Protein, die z.B. durch Verdrängung eines
bekannten Liganden oder das Ausmaß gebundener Substanz nachgewiesen
werden kann, oder die Veränderung
eine funktionellen Parameters durch die Wechselwirkung der Substanz
mit dem Protein. Diese Wechselwirkung kann insbesondere in einer
Regulation, Hemmung und/oder Aktivierung von Rezeptoren, Ionenkanälen und/oder
Enzymen liegen und veränderte funktionelle
Parameter können
beispielsweise die Genexpression, des Ionenmilieus, des pH oder
des Membranpotentials, bzw. die Veränderung der Enzymaktivität oder der
Konzentration der 2nd messenger sein. Dabei heißt:
- – genetisch
manipuliert: Manipulation von Zellen, Geweben oder Organismen derart,
dass hier genetisches Material eingebracht wird.
- – endogen
exgrimiert: Expression eines Proteins, die eine Zellinie unter geeigneten
Kulturbedingungen aufweist, ohne das dieses entsprechende Protein
durch gentechnische Manipulation zur Expression veranlasst wurde.
Eine
weitere bevorzugte Ausführungsform
dieses Verfahrens sieht vor, dass die Zelle bereits vor den Verfahrensschritten
(a) und (a') gentechnisch
manipuliert wird.
Eine
weitere bevorzugte Ausführungsform
dieses Verfahrens sieht vor, dass die gentechnische Manipulation
die Messung mindestens eines der durch die Testsubstanz veränderten
funktionellen Parameter erlaubt.
Eine
weitere bevorzugte Ausführungsform
diese Verfahrens sieht vor, dass durch die gentechnischen Manipulation
eine in der Zelle nicht endogen exprimierte Form eines Mitglieds
der PIM-Kinase-Familie, vorzugsweise die PIM-1-Kinase, exprimiert
oder ein Reportergen eingeführt
wird.
Eine
weitere bevorzugte Ausführungsform
dieses Verfahrens sieht vor, dass die Messung der Bindung über die
Verdrängung
eines bekannten markierten Liganden eines Mitglieds PIM-Kinase-Familie,
vorzugsweise der PIM-1-Kinase, erfolgt.
Eine
weitere bevorzugte Ausführungsform
diese Verfahrens sieht vor, dass zwischen den parallelen Verfahrensschritten
(a) und (a') und
dem Verfahrensschritt (b) ≥ 8
h, vorzugsweise ≥ 12
h, insbesondere ≥ 24 h,
vergehen.
Das
Einbringen der erfindungsgemäßen Gegenstände in die
Zelle kann dabei auf die vorstehend dargelegte Art und Weise erfolgen.
Die
Figuren zeigen:
1A und
B zeigt fluoreszenzmikroskopische Aufnahmen (A) und korrespondierende
Western-Blot-Analysen (B) von Zellen, die zum Vergleich der Aktivitäten von
PsiR4 bezüglich
der Hemmung der Expression von PIM-1 mit einem PIM-1-GFP kodierenden
Plasmid und verschiedenen Konzentrationen von PsiR4 kotransfiziert
wurden. PsiR4 wurde in Konzentrationen zwischen 1, 5 und 50 nM verwendet.
PsiR4inv diente als Kontrolle, die die invertierte Sequenz von PsiR4
darstellt. Wie die fluoreszenzmikroskopische Analyse in (A) zeigt,
unterdrückt
die erfindungsgemäße siRNA
die PIM-GFP-Expression (reduziert die Zahl der sichtbaren Zellen)
bereits bei einer Konzentration von 5 nM. Die Western-Blot-Analyse
(B) bestätigt
die fluoreszenzmikroskopischen Experimente.
1C zeigt
eine Northem-Blot-Analyse der spezifischen Degradation von PIM-1
(m)RNA in Kotransfektions-Experimenten. Als Kontrolle für die Menge
von RNA diente eine Aktin spezifische Sonde. C steht für die PIM-1-GFP
Kontrolle, + steht für
den Effekt von 50 nM PsiR4 auf PIM-1 mRNA und – steht für den Effekt von 50 nM PsiR4inv
auf PIM-1 (m)RNA. PsiR4inv ist eine invertierte Kontroll-Sequenz.
2A zeigt
die Wirkung von 5' Sense
Cy3-Markierung von PsiR4 auf die PIM-1-GFP Expression. A zeigt in
der oberen Reihe die GFP Fluoreszenz von COS-7 Zellen. In der zweiten
Reihe ist die Cy3-Fluoreszenz von COS-7 Zellen dargestellt. Dargestellt
sind Kotransfektions-Experimente mit 10 nM oder 50 nM PsiR4-Cy3
wie angegeben. Die Kontrollen wurden allein mit PIM-1-GFP durchgeführt.
2B zeigt
eine Western-Blot-Analyse der Heruntgerregulierung von PIM-1-GFP
mit PsiR4 (–)
und PsiR4-Cy3 (+) mit den Konzentrationen von 0 nM, 5 nM und 50
nM.
3 zeigt
eine fluoreszenzmikroskopische Abbildung der Kolokalisation von
PIM-1-GFP und PsiR4-Cy3 24 Stunden nach der Kotransfektion von COS-7
Zellen. Der markierte Pfeil Nr. 1 kennzeichnet Zellen, die PIM-1-GFP
exprimieren in Abwesenheit einer feststellbaren Mengen von siRNA.
Der markierte Pfeil Nr: 2 kennzeichnet Zellen, die nicht PIM-1-GFP exprimieren,
aber einen sichtbaren Anteil von siRNA. Der markierte Pfeil Nr.
3 kennzeichnet Zellen, die PIM-1-GFP exprimieren und eine erkennbare
Menge von siRNA enthalten. Die Übereineinderlagerungen
wurden mit Adobe Photoshop 7.0 durchgeführt.
4 zeigt
eine fluoreszenzmikroskopische Abbildung der Lokalisation von PsiR4-Cy3
24 Stunden nach der Lipofektion in lebenden F-11 Zellen. Das linke
Bild zeigt F-11 Zellen im Phasenkontrast, während die rechte Figur die
gleichen Zellen zeigt, die PsiR4-Cy3 enthalten.
5 zeigt
fluoreszenzmikroskopische Aufnahmen von F-11 Zellen Mit neutritenartigen
Strukturen, die mit PsiR4-Cy3 transfiziert wurden. Die Lokalisation
von siRNA in den neuritenartigen Strukturen ist durch Pfeile markiert.
6A zeigt
eine graphische Darstellung einer quantitativen Auswertung einer
intrathekal verabreichten PIM-1 siR4 im Bennetmodell (Ratte). Gezeigt
sind jeweils die Anzahl der Pfotenhebungen auf einer 4°C kalten
Platte an 4 aufeinderfolgenden Tagen. Als Kontrolle diente die Verabreichung
einer NaCl-Lösung.
In der Darstellung sind auf der X-Achse die Tage aufgetragen und
auf der Y-Achse die Pfotenhebungen pro 2 Minute. Die Punkte zeigen
jeweils den Mittelwert zweier unabhängiger Experimente mit der
angegebenen Standardabweichung.
6B zeigt
eine graphische Darstellung einer quantitativen Auswertung einer
intrathekal verabreichten PIM-1siR4KTR im Bennetmodell (Ratte).
Gezeigt sind jeweils die Anzahl der Pfotenhebungen auf einer 4°C kalten
Platte an 4 aufeinderfolgenden Tagen. Als Kontrolle diente die Verabreichung
einer NaCl-Lösung. In
der Darstellung sind auf der X-Achse die Tage aufgetragen und auf
der Y-Achse die Pfotenhebungen pro 2 Minute. Die Punkte zeigen jeweils
den Mittelwert zweier unabhängiger
Experimente mit der angegebenen Standardabweichung.
Tabelle
1 Charakteristische siRNAs gegen PIM-1
Bei
beiden Sequenzen ist als Erstes der Sequenzabschnitt der PIM-1 (m)RNA
aufgeführt,
von der die PIM-1 siRNA abgeleitet wurde.
Die
Duplex-Sequenzen sind die tatsächlich
in vivo und in vitro getesteten Doppelstrang-RNA Moleküle.