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Die
Erfindung betrifft Verfahren zur Bestimmung von produktionsrelevanten
Materialeigenschaften der Bedruckstoffe und/oder von Aufzügen, insbesondere
während
des Anfahrens bzw. während des
Betriebes von Rotationsdruckmaschinen gemäß dem Oberbegriff des Anspruchs
1 oder 2.
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Die
Produktion von Druckerzeugnissen wird von einer Reihe von Einflussfaktoren
bestimmt. Diese kommen zum Teil aus der Druckanlage (z. B. Maschinenkonfiguration,
Druckverfahren und/oder Art der Druckeinheiten), zum Teil vom Bedienpersonal (z.
B. Qualifikation, Erfahrung und/oder Sorgfalt) und zum Teil aus
den Verbrauchsmaterialien (z. B. Papiereigenschaften, Gummitucheigenschaften,
Farbeigenschaften und/oder Feuchtwassermenge bzw. -Eigenschaften).
Der Einfluss der Druckanlage ist im wesentlichen statisch und in
Grenzen deterministisch. Der Einfluss des Bedienpersonals macht
sich besonders bei ungünstigen
Betriebsbedingungen und bei starken Störeinflüssen bemerkbar, denn bei idealen
Betriebsbedingungen ist es weitestgehend unproblematisch, eine moderne
Druckanlage zu bedienen.
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Der
stärkste
und zugleich am breitesten gestreute Einfluss kommt von den Verbrauchsmaterialien:
So ändern
sich beispielsweise die Eigenschaften vieler Druckfarben bei steigender
Temperatur, Papier aus einer äußeren Lage
einer Papierrolle ist in der Regel anders Konditioniert als Papier
aus einer Kernlage, der Feuchteeinfluss auf die Spannungs-Dehnungs-Charakteristik
ist enorm.
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Diese
Erkenntnisse sind nicht neu. So wurden beispielsweise bereits vor
Jahren bereits Druckanlagen mit Bahnspannungskontrollsystemen ausgestattet,
und neben den Messstellen zur Bahnspannungsmessung auch Vorrichtungen
zur Feststellung der Papiercharakteristik eingesetzt. Diese Vorrichtungen
arbeiten jedoch im Allgemeinen nicht zerstörungsfrei oder sind zumindest
nicht „online" in den Betrieb der
Druckmaschine integriert. Daneben haben sich zwar bereits Verfahren
damit befasst, die Eigenschaften des Bedruckstoffes in der Anlage
zu ermitteln. Gemeinsam ist jedoch den bekannten Ansätzen, dass
für die
Bestimmung eine mehr oder weniger aufwendige Zusatzeinrichtung in
die Anlage integriert werden muss und eine Bestimmung während der
Produktion nicht möglich
ist (z. B.
DE 28 40
630 A1 ,
DE
39 42 111 C2 ).
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Einige
Anmeldungen bzw. Patente, zielen darauf ab, den E-Modul von Bahnen
bzw. bandförmigen
Materialien zu ermitteln und/oder zu berücksichtigen (
DE 10 61 529 B1 ,
DE 21 29 323 A1 ,
DE 31 23 587 C2 ).
Bei Bedruckstoffen wie Folie, Blech, Stoff u.ä., deren Dehnungsverhalten
sich durch den Einfluss von Feuchtigkeit nur in einem vernachlässigbaren
Bereich verändert,
kann dies interessant sein, bei Papier jedoch, das sein Dehnungsverhalten
unter Feuchtigkeitseinfluss sehr stark verändern kann, ist die stationäre Bestimmung
des E-Moduls vor dem Produktionsbeginn bzw. am Anfang der Prozesskette nicht
von Interesse, da sich der E-Modul während des Durchlaufens der
Druckmaschine durch das Aufbringen von Farbe und Wasser verändert. Außerdem beeinflusst
die Veränderung
des E-Moduls über
die Prozessstrecke die Produktion wesentlich stärker als das E-Modul des trockenen
Papiers. Vorteilhaft ist daher eine Einteilung von verschiedenen
Papieren in Klassen nach der Feuchtigkeitsempfindlichkeit und nicht
(nur) nach den Eigenschaften des trockenen Papiers.
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Der
Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein unter Produktionsbedingungen
durchführbares Verfahren
zur Bestimmung von produktionsrelevanten Materialeigenschaften der
Bedruckstoffe und/oder von Aufzügen
zu schaffen.
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Die
Aufgabe wird erfindungsgemäß durch die
Merkmale des Anspruchs 1 oder 2 gelöst.
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Die
mit der Erfindung erzielbaren Vorteile bestehen insbesondere darin,
dass es mit diesem Verfahren möglich
ist, die drucktechnischen Eigenschaften des Bedruckstoffes sowie
Einflüsse
verwendeter Verbrauchsmaterialien und Hilfsstoffe auf die Produktion
zerstörungsfrei
zu bestimmen.
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Für dieses
Verfahren sind keine Zusatzeinbauten in die Produktionsanlage, außer ggf.
Sensoren zur Bestimmung der Feuchtigkeit der Materialbahn vor und
nach der Druckeinheit, erforderlich. Insbesondere sind keine Zusatzeinbauten
notwendig, die den normalen Produktionsprozess stören bzw. Umstellungen
oder spezielle Bahnführungen
bedürfen.
Das Verfahren kann in die Anlaufphase des gewöhnlichen Produktionsprozesses
integriert werden.
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Das
Verfahren lässt
zwar nur indirekt einen Rückschluss
auf absolute Materialeigenschaften zu, dafür kann das Materialverhalten
jedoch unter den gegebenen Randbedingen (z. B. Einfluss der Produktionsparameter,
Gummitücher,
Farbviskosität, Anlagenspezifische
Einflüsse,
...) sehr zuverlässig vorausgesagt
werden. Das Verfahren bestimmt die Materialeigenschaften unter den
selben Umgebungseinflüssen
(z. B. Temperatur, Luftfeuchtigkeit, ...) wie bei der Produktion.
Dadurch ist das Ergebnis realistischer als bei der Bestimmung unter
Laborbedingungen.
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Wird
das Verfahren zusammen mit einer automatischen Bahnspannungsregelung
eingesetzt, so kann durch die ermittelten Materialeigenschaften
der Regler automatisch Parametriert werden und damit die Regelgüte verbessert
werden und die bestehenden Grenzen des Regelbereiches der Bahnspannungsregelung
ausgeweitet werden.
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Durch
die Bestimmung der Materialeigenschaften, zusammen mit gespeicherten
Erfahrungswerten ist eine wesentlich exaktere Voreinstellung von
Bahnspannung, Registerwerten, etc. möglich. Dadurch verringert sich
die Zeit bis zu ersten „GUT" Exemplar und damit
die Makulatur.
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Durch
die bestimmten Materialeigenschaften lassen sich Grenzwerte ermitteln,
die nicht überschritten
werden dürfen,
um Bahnrisse oder andere Produktionsstörungen zu vermeiden.
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Wenn
sich innerhalb verschiedenen Papierrollen des selben Herstellers
dramatische Veränderungen
der Materialeigenschaften ergeben, kann dies dokumentiert werden
und dem Papierlieferant ein Mangel angezeigt werden.
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Ausführungsbeispiele
der Erfindung sind in den Zeichnungen dargestellt und werden im
Folgenden näher
beschrieben.
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Es
zeigen:
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1 eine
schematische Darstellungen eines Bahnweges durch eine Rotationsdruckmaschine;
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2 ein
Verfahrensschema zur Ermittlung von Materialeigenschaften;
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3 eine
Prozesskette für
ein erweitertes Verfahren zur Bildung absoluter Werte.
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Das
Verfahren nutzt Erfahrungswerte und bekannte physikalische Zusammenhänge, um
von beobachteten Veränderungen,
die durch festgelegte Eingriffe in den Bahnlauf verursacht wurden,
auf die drucktechnischen Eigenschaften des Bedruckstoffes schließen zu können. Diese
Eingriffe werden nacheinander in einer fest vorgegebenen Reihenfolge durchgeführt, wobei
ständig
die messbaren Veränderungen
im Bahnlauf (z. B. Bahnspannungen, Feuchtigkeit des Papiers und/oder
Antriebsmomente der Förderelemente)
erfasst werden.
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Zu
Beginn der Bestimmung werden die Stellglieder im Bahnlauf auf neutrale
Werte eingestellt (z. B. 35 daN/m Sollwertvorgabe für das Einzugswerk 02 zwischen
Rollenwechsler 01 und Druckturm 04, ± 0,0 %
Voreilung (Antriebsoffset ΔV)
der Zugwalze 07 nach dem Druckturm 04, ggf. einer
Trichtereinlaufwalze 12 und ggf. einer Falzzugwalze). Außerdem ist darauf
zu achten, dass zu diesem Zeitpunkt Druck AB und Farbe bzw. Wasser
AB sind sowie die Maschinengeschwindigkeit auf einen vordefinierten Wert
ungleich 0 eingestellt ist.
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1. Einfahren
eines neutralen Grundzustandes
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Ein
erster Schritt zur Bestimmung der Materialeigenschaften stellt die
Schaffung eines reproduzierbaren Grundzustandes dar, bei welchem
die Bahnspannung S1 vor der Druckeinheit einen fest definierten
Wert So (z.B. 35 daN/m) einnimmt und der Antriebsoffset ΔV der Zugelemente 07 (12),
z. B. Zugwalze 07 und Trichtereinlaufwalze (12)
auf ± 0 eingestellt
ist. Dies geschieht bei einer fest vorgegebenen Maschinengeschwindigkeit
V0.
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Von
diesem Grundzustand aus ist es nun möglich, durch Veränderung
einzelner Parameter Aussagen über
die drucktechnischen Eigenschaften des Bedruckstoffes zu treffen.
Nicht alle Merkmale, die ermittelt werden, haben eine große Bedeutung
für den
Druckprozess, für
die Ermittlung andere Eigenschaften (optionale Verfahrensschritte)
müssen
Zusatzinformationen von einem überlagerten
System beigestellt werden. Nachfolgende Eigenschaften werden im
Hauptverfahren und in optionalen Verfahrensschritten ermitteln:
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2. Detektieren von Lagerschäden und/oder
Anomalien im Bahnlauf (optionaler Schritt)
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Aus
der Auswertung der Spannungen S1, S2 (S3), insbesondere Bahnspannungen
S1, S2 (S3) und der Antriebsmomente der Zugelemente 02, 07 (12)
lassen sich Aussagen über
etwaige Lagerschäden
oder andere Anomalien im Bahnlauf treffen. Dabei kann man davon
ausgehen, dass im Regelfall die Bahnspannung S1, S2, S3, die im
Einzugswerk 02 erzeugt wird, sich beim Grundzustand aus
1. fortsetzt bis zur Bahnspannungsmessstelle 06, z. B.
Messstelle 06 nach Druckeinheit (nDE). Minimale Abweichungen
können
sich aus der Bahnführung,
der Trägheit
der Leitwalzen und aus der Reibung ergeben, diese bewegen sich allerdings
im Bereich von 1-2 daN/m. Treten größere Differenzen in den Spannungen
S1, S2 (S3) auf, lässt
dies einen Rückschluss
auf eine Anomalie im Bahnlauf oder einen Lagerschaden, erhöhte Reibung
oder sonstige Störungen
im Antrieb zu und ist ein Anzeichen für den Drucker genauer zu prüfen.
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Das
Detektieren von Anomalien bringt im normalen Produktionslauf zwar
keine Vorteile, im Fehlerfall jedoch kann die Ursache sehr schnell
eingegrenzt werden, andernfalls wäre ein solcher Schaden nur über die
Auswirkungen wie hohe Antriebsmomente der Zugelemente, ungewöhnliches
Bahnspannungsverhalten und ggf. Passeabweichungen indizierbar.
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3. Dehnung des trockenen
Bedruckstoffes 08, z. B. Bedruckstoffbahn, insbesondere
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Papierbahn 08 aus
der Spannungsänderung auf
Grund einer Längenänderung
Um die Dehnung der trockenen Papierbahn 08 zu ermitteln,
wird aus dem unter 1. beschriebenen Grundzustand heraus der Antriebsoffset ΔV der Zugwalze 07 um
einen fest vorgegebenen Wert (z. B. Antriebsoffset ΔV von 0 auf 0,1
bis 0,5, insbesondere ca. 0,2 %) verändert und dabei die Auswirkung
auf die Bahnspannung S2 in der Messstelle 06 nach Druckeinheit
(nDE) beobachtet und/oder aufgezeichnet und einer Auswertung – z. B.
in einer Auswerteeinheit, insbesondere Rechen- und/oder Speichereinheit – zugänglich gemacht. Eine
Längenänderung
der Papierbahn 08 korreliert dabei mit der Änderung
der Umfangsgeschwindigkeit. Damit läst sich eine Aussage treffen über die Dehnung ε relativ
zum aktuellen Papierweg. Dieser Zusammenhang gilt, solange man sich
im linearen Teil des Spannungs-Dehnungs-Diagramms des Papiers bewegt.
Nach der Bestimmung der Dehnung wird wieder der Grundzustand nach
1. eingefahren.
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In
einem alternativen (Teil-)Verfahren wird bei laufender Maschine
und Druck AN (Farbe und Wasser allerdings AB) die Sollwertvorgabe
für die Bahnspannung
S1 (entspricht dem Sollwert für
das Einzugswerk 02) um einen vorbestimmten Wert erhöht. Über die
Veränderung
der Bahnspannung S2 an der Messstelle 06 nach Druckeinheit
(nDE) und über
die Veränderung
des Antriebsmomentes der Zugwalze 07 ist ein Rückschluss
auf das Dehnungsverhalten der trockenen Papierbahn 08 möglich.
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Für diese
Ermittlung nach 3. ist besonders die Kenntnis des Förderverhaltens
der verwendeten Gummitücher
von Vorteil. Dies kann dem Drucker oder dem System aus früheren Messungen
unter Verwendung der selben oder der gleichen Gummitücher bekannt
sein, oder aber die Ergebnisse aus dem nachfolgenden optionalen
Schritt 5. werden späteren Auswertung
und/oder zur Klassifizierung herangezogen.
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4. Ermittlung eines absoluten
Wertes für
den E-Modul (optionaler Schritt)
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Wenn
Informationen über
die absolute Papierbahnbreite und die Papierdicke vorliegen, lassen sind
auch Rückschlüsse auf
den E-Modul im trockenen Zustand möglich.
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Hierzu
werden optional die unter 3. ermittelten Daten für die Spannungsänderung,
die Wegstrecke zwischen den Klemmstellen Einzugwalze 02 und Zugwalze 07,
die Längenänderung
(aus der Geschwindigkeitsänderung)
zusammen mit den o.g. Daten zur Dicke und Breite ausgewertet.
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Die
Daten zur Papierbahn 08 (Breite, Dicke) können aus
einem übergeordneten
Produktionsleitsystem, einem Planungssystem oder einem Leitsystem
direkt, z. B. in eine Auswerteeinheit, übernommen werden oder auch
durch das Bedienpersonal ermittelt, ausgelesen oder anhand der Rollendaten
abgelesen und anschließend
ausgewertet werden.
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5. Förderverhalten der Gummitücher (optionaler Schritt)
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Der
Bahntransport und die resultierenden Bahnspannungen S1, S2, S3 vor
und nach dem Druckturm 04 werden u.U. stark durch das Förderverhalten
der die Druckstelle Bildenden Zylinder, insbesondere die elastischen
Aufzüge
(Gummitücher, Sleeves,
Beschichtung) von Übertragungszylindern) beeinflusst.
Die Kenntnis über
das Förderverhalten ermöglicht die
Wahl von Grundeinstellungen für Spannungen
und/oder Antrieben, welche diese Effekte bereits berücksichtigen.
Für die
selbe Sorte Papier sind dann ggf. für unterschiedliche Aufzüge auch verschiedene
Grundeinstellungen vorteilhaft.
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Aus
dem Grundzustand nach 1. wird das Druck-AN-Kommando für das erste
Druckwerk gegeben und die Auswirkung auf die Bahnspannung S2 an
der Messstelle 06 nach Druckeinheit (nDE) beobachtet. Danach
werden sukzessive die weiteren Druckwerke dazu geschalten und dazwischen
jeweils die Bahnspannung S2 gemessen und gespeichert. Daraus lassen
sich qualitative und ggf. quantitative Aussagen über das Förderverhalten der verwendeten
Gummitücher
treffen. In vereinfachter Verfahrensweise können ggf. auch mehrere oder
gar alle im Bahnweg befindlichen Druckstellen auf einmal angestellt
werden. Wichtige Rahmenbedingung dabei ist, dass in allen Druckwerken
im Bahnlauf gleiche oder zumindest ähnliche Gummitücher verwendet
werden.
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Das
Förderverhalten
der Aufzüge
beeinflusst die Bahnspannung, so dass bei positiv oder negativ fördernden
Aufzügen
nun ein Unterschied von den Bahnspannungsmessstellen 03, 06,
z. B. Messstellen 03, 06, vor Druckeinheit (vDE)
und nach Druckeinheit (nDE) besteht. Lediglich bei neutralen Aufzügen tritt
dieser Effekt nicht oder nur unwesentlich auf.
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Bei
laufender Maschine werden somit die Bahnspannungsmesswerte und die
Antriebsmomente erfasst. Danach wird auf Druck AN geschaltet. Verhalten
sich die Gummitücher
absolut neutral, wird an der Messstellen 06 nach Druckeinheit
(nDE) keine Bahnspannungsveränderung
zu beobachten sein. Verhalten sich die Gummitücher fördernd oder zurückhaltend,
so wird die Bahnspannung S2 dort sinken bzw. ansteigen.
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Die
gewonnene Information über
das Förderverhalten
(positiv, neutral, negativ) oder ggf. auch mittels der Höhe der Spannungsdifferenzen über genauere
quantitative Angaben können
nun durch den Drucker oder ein ggf. überlagertes Bahnspannungsregelsystem
zur Berücksichtigung
bei der Einstellung von Grundwerten etc. verwendet werden.
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6. Dehnung der produktionsfeuchten
Papierbahn 08
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Die
Maschine befindet sich entweder, falls 5. durchgeführt wurde,
im Zustand Druck AN, wie er nach 5. erreicht wurde, oder aber es
werden nach 3. oder 4. zunächst
die im Bahnweg befindlichen und zum Drucken vorgesehenen Druckwerke
angestellt. Anschließend
wird das Feuchtmittel zugeschalten („Wasser AN"). Durch „Wasser AN" laufen die Gummituch- und Plattenzylinder
frei und der Bedruckstoff 08 kommt in Kontakt mit dem Feuchtwasser.
Das aufgebrachte Wasser sorgt für
eine Änderung
der Dehnungseigenschaften des Bedruckstoffes 08 und somit
eine Änderung
der Spannung S2 nach dem Druckturm 04. Die Größe der Änderung
kann in Zusammenhang mit der Anzahl der verwendeten Druckstellen
zur Klassifizierung des Papiers in Bezug auf seine Feuchtigkeitsempfindlichkeit
herangezogen werden. Vom Drucker, einer Auswerteeinheit und/oder
einem Bahnspannungsregelsystem können die
ermittelten Werte für
die Änderungen
als solche (Spannungen) oder als abstrakte Kennzahlen zur Klassierung
des Bedruckstoffes 08 verwendet werden. In beiden Fällen sind
die resultierenden Größen aussagekräftige Ergebnisse
zur Kennzeichnung der Feuchteempfindlichkeit des Bedruckstoffes 08 (mit der
vorliegenden Stärke
und Breite). Zwar ist an dieser Stelle keine absolute, normierte
Kennlinie ermittelbar, jedoch liegt die für den Druckprozess wichtige (relative)
Information für
die tatsächliche
Produktion, Bahnführung
und die vorliegenden Bedingungen vor.
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Bei
laufender Maschine mit Druck-AN und vorbestimmter Bahnspannung S1
am Einzugswerk 02 wird also Farbe und Wasser zugeschaltet. Über die
Veränderung
der Bahnspannung S1, S2 und des Antriebsmomentes der Zugwalze 02 wird
das Dehnungsverhalten des Bedruckstoffes 08 im produktionsfeuchten
Zustand ermittelt.
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Für diese
Ermittlung ist die Kenntnis des Förderverhaltens der verwendeten
Gummitücher
von Vorteil. Dies kann dem Drucker oder dem System aus früheren Messungen
unter Verwendung der selben oder der gleichen Gummitücher bekannt
sein, oder aber die Ergebnisse aus dem vorstehend optional genannten
Schritt 5. werden zur Auswertung und/oder zur Klassifizierung
herangezogen.
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Ideal
ist es, wenn bei dieser Ermittlung zusätzlich über Sensoren die Feuchtigkeit
der trockenen und der feuchten Papierbahn 08 gemessen wird (siehe
7.).
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7. Absolute Charakterisierung
der Feuchtigkeitsempfindlichkeit (optionaler Schritt)
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In
einer Weiterbildung ist auf dem Bahnweg – insbesondere direkt nach
der letzten Druckstelle – ein
Feuchtesensor 14 angeordnet, mittels welchem zusätzlich zu
Schritt 6. die absolute Feuchte des Papiers gemessen wird.
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Mit
dieser Methode lässt
sich zwar nicht das absolute Dehnungsverhalten bei 5%, 10% und 15% etc.
Feuchte ermitteln, dafür
erhält
man aber einen Wert, der für
die tatsächlichen
Produktionsbedingungen gültig
ist. Durch diese Messung kann zusammen mit 6. eine Klassifizierung
des Bedruckstoffes 08, basierend auf absolute Feuchten,
erfolgen.
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In
einer Weiterbildung des Verfahrensschrittes 6. oder 7. wird nicht
an allen Druckwerken gleichzeitig Farbe und Wasser an geschalten,
sondern es wird Druckwerk für
Druckwerk dazu geschalten. Dadurch kann man annähernd das Feuchtigkeitsverhalten
des Bedruckstoffs 08 bei ca. 25 %, 50 %, 75 % und 100 %
der gesamten Produktionsfeuchte ermitteln.
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Die
vorgenannten Teilverfahren 1, 3 und 6 bilden
gemeinsam ein besonders einfaches und vorteilhaftes Verfahren zur
Klassifizierung des verwendeten Bedruckstoffes 08. Die
Teilverfahren 2, 4, 5 und/oder 7 bilden
vorteilhafte Weiterbildungen des Gesamtverfahrens und tragen zur
weiteren Verbessung und zu erhöhtem
Komfort beim Bedienen der Maschine bei. Die Optionalität des Durchlaufens dieser
Teilschritte ist in 2 durch strichlierte Linien angedeutet.
Schritt 2. kann vor oder nach Schritt 3. durchlaufen werden und
ist deshalb auf selber Höhe dargestellt.
Schritt 7. kann nach dem Schritt 6., und Schritt 4 zumindest nach
Schritt 3. durchlaufen werden. Der Drucker und/oder ein übergeordnetes
Regelsystem kann auf der Basis der so gewonnenen Kenngrößen bzw.
der bestimmten Klasse des Bedruckstoffes 08 auf der Grundlage
seiner Erfahrung bzw. hinterlegten Regeln (Tabellen und/oder funktionale
Zusammenhängen
etc.) sinnvolle (Vor-)Einstellungen treffen und damit den Anfahrprozess
und/oder die Druckqualität
verbessern.
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Da
es möglich
und in einer Weiterbildung vorgesehen ist, die Bestimmungsschritte
sequenziell durch eine Steuerung anzustoßen und die Messwerte dabei
automatisch zu erfassen, können
die einzelnen Messschritte relativ schnell aufeinander folgen. Es
kann vorteilhaft sein, die Sequenz von Messschritten in das normale
Anlaufverhalten der Druckanlage mit zu integrieren. Eine andere
Variante ist es, dem Drucker beim Start der Maschine die Wahl zu überlassen,
ob er mit oder ohne dem genannten Verfahren zur Bestimmung der Materialeigenschaften
starten will.
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Die
Auswertung der Messwerte kann sowohl durch Fuzzylogic als auch durch
diskrete Logik erfolgen, wobei die gemessenen Veränderungen
bei den verschiedenen Messschritten relativ zueinander betrachtet
werden können
aber auch mit Erfahrungswerten verglichen werden und durch Verknüpfung der
Auswertungen mehrerer Messschritte Aussagen über die Eigenschaften des benutzten
Bedruckstoffes 08 unter den aktuellen Produktionsbedingungen zulassen.
Für eine
weitergehende Auswertung kann auch die aktuelle Maschinenkonfiguration
berücksichtigt
werden.
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Auch
während
der Produktion ist die Überprüfung der
Materialeigenschaften möglich,
wenn sich beispielsweise das Verhalten einer Papierbahn 08 nach
einem Rollenwechsel auf abnormale Weise verändert (abgesehen vom bekannten
Bahnspannungssprung bei der Klebung), ohne dass eines der Stellglieder
im Bahnlauf beeinflusst wurde. Hier kann man über das veränderte Bahnverhalten eine Aussage über die
Materialeigenschaften der neuen Rolle gegenüber den Materialeigenschaften
der alten Rolle treffen (z. B. dehnt sich weniger oder/und ist feuchtigkeitsempfindlicher
etc.). Bei laufender Produktion kann allerdings nur eine relative
Bewertung zu den Messwerten der ursprünglichen Bahn stattfinden. Sollen
absolute Aussagen getroffen werden, wird die Produktion unterbrochen
und der gesamte bzw. der gewählte
Messzyklus durchlaufen werden.
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Bei
einer Kopplung mit einem automatischen Bahnspannungsregelungssystem
ist sowohl bei o. g. Anfahrvorgängen
als auch der genannten Unterbrechung eine automatische Korrektur
der Stellglieder im Bahnlauf vorteilhaft um wieder stabile Produktionsbedingungen
zu erhalten.
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Über die
Aussagen zu den Materialeigenschaften lassen sich Vorgaben für die Voreinstellung der
Bahnspannung und anderer Produktionsparameter treffen. Um das System
auch während
des Betriebs noch zu optimieren, ist es in einer Weiterbildung dem
Drucker möglich,
die vom System erarbeiteten Vorgaben zu verändern. Die dann, aus Sicht des
Druckers, optimale Maschineneinstellung ist in vorteilhafter Ausführung dieser
Weiterbildung speicherbar, damit sie bei späteren Produktionen zur Auswertung
bereit steht. Damit kann das System von der Erfahrung des Druckers
lernen.
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Die
durch das Verfahren gewonnenen Kennzahlen bzw. Klassifizierungen
können
in einer einfachsten Ausführung
als reine, von den Messgeräten ausgegebenen/angezeigten
(die Bahnspannungen und/oder elektrischen Leistungen repräsentierende) Größen dem
Drucker bei der Klassifizierung des verwendeten Bedruckstoffes dienen,
dem Drucker bereits als (vor)ausgewertete Kennzahlen oder bereits als
festgestellte Klasse durch eine Auswerteeinheit an die Hand gegeben
werden oder aber die Größen, Kennzahlen
oder Klassen können
zusätzlich
hierzu oder statt dessen einem Bahnspannungsregelungssystem zugeführt werde,
welches diese Informationen in seinen Regelprozess – beispielsweise
durch Bestimmung von Voreinstellwerten, von Maximal und/oder minimal
zulässigen
Werten, Ermittlung von Reglerparameter und/oder der Festlegung von
erlaubten Steigungen im dynamischen Regelverhalten – integriert.
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- 01
- Rollenwechsler
- 02
- Zugelemente,
Einzugswerk
- 03
- Bahnspannungsmessstelle
vor Druckeinheit (vDE), Messstelle
- 04
- Druckturm
- 05
-
- 06
- Bahnspannungsmessstelle
nach Druckeinheit (nDE), Messstelle
- 07
- Zugelemente,
Zugwalze
- 08
- Bedruckstoff,
Bedruckstoffbahn, Papierbahn
- 09
- Oberbau,
Wendedeck
- 10
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- 11
- Bahnspannungsmessstelle
vor Trichtereinlauf (vTE), Messstelle
- 12
- Zugelemente,
Trichtereinlaufwalze
- 13
- Trichter,
Falzeinrichtung, Auslage
- 14
- Feuchtesensor
- S1
- Spannung,
Bahnspannung
- S2
- Spannung,
Bahnspannung
- S3
- Spannung,
Bahnspannung