DE10311163A1 - Proteinabweisende Oberflächen auf der Basis dendritischer Polymerfilme - Google Patents

Proteinabweisende Oberflächen auf der Basis dendritischer Polymerfilme Download PDF

Info

Publication number
DE10311163A1
DE10311163A1 DE2003111163 DE10311163A DE10311163A1 DE 10311163 A1 DE10311163 A1 DE 10311163A1 DE 2003111163 DE2003111163 DE 2003111163 DE 10311163 A DE10311163 A DE 10311163A DE 10311163 A1 DE10311163 A1 DE 10311163A1
Authority
DE
Germany
Prior art keywords
protein
dendritic
bacteria
cells
polymer
Prior art date
Legal status (The legal status is an assumption and is not a legal conclusion. Google has not performed a legal analysis and makes no representation as to the accuracy of the status listed.)
Ceased
Application number
DE2003111163
Other languages
English (en)
Other versions
DE10311163A8 (de
Inventor
Rainer Dr. Haag
Conrad Siegers
Rolf Prof. Dr. Mülhaupt
Current Assignee (The listed assignees may be inaccurate. Google has not performed a legal analysis and makes no representation or warranty as to the accuracy of the list.)
Albert Ludwigs Universitaet Freiburg
Original Assignee
Albert Ludwigs Universitaet Freiburg
Priority date (The priority date is an assumption and is not a legal conclusion. Google has not performed a legal analysis and makes no representation as to the accuracy of the date listed.)
Filing date
Publication date
Application filed by Albert Ludwigs Universitaet Freiburg filed Critical Albert Ludwigs Universitaet Freiburg
Priority to DE2003111163 priority Critical patent/DE10311163A1/de
Publication of DE10311163A1 publication Critical patent/DE10311163A1/de
Publication of DE10311163A8 publication Critical patent/DE10311163A8/de
Ceased legal-status Critical Current

Links

Classifications

    • CCHEMISTRY; METALLURGY
    • C08ORGANIC MACROMOLECULAR COMPOUNDS; THEIR PREPARATION OR CHEMICAL WORKING-UP; COMPOSITIONS BASED THEREON
    • C08LCOMPOSITIONS OF MACROMOLECULAR COMPOUNDS
    • C08L71/00Compositions of polyethers obtained by reactions forming an ether link in the main chain; Compositions of derivatives of such polymers
    • C08L71/02Polyalkylene oxides
    • CCHEMISTRY; METALLURGY
    • C08ORGANIC MACROMOLECULAR COMPOUNDS; THEIR PREPARATION OR CHEMICAL WORKING-UP; COMPOSITIONS BASED THEREON
    • C08GMACROMOLECULAR COMPOUNDS OBTAINED OTHERWISE THAN BY REACTIONS ONLY INVOLVING UNSATURATED CARBON-TO-CARBON BONDS
    • C08G65/00Macromolecular compounds obtained by reactions forming an ether link in the main chain of the macromolecule
    • C08G65/34Macromolecular compounds obtained by reactions forming an ether link in the main chain of the macromolecule from hydroxy compounds or their metallic derivatives

Landscapes

  • Chemical & Material Sciences (AREA)
  • Health & Medical Sciences (AREA)
  • Chemical Kinetics & Catalysis (AREA)
  • Medicinal Chemistry (AREA)
  • Polymers & Plastics (AREA)
  • Organic Chemistry (AREA)
  • Solid-Sorbent Or Filter-Aiding Compositions (AREA)

Abstract

Oberflächen, die mit dendritischen oder hyperverzweigten Polymeren des Verzweigungsgrads 10 – 100%, vorzugsweise 50 – 100%, modifiziert wurden, wobei die Polymere von Glycerin abgeleitete Ether und/oder Etheralkohole als Wiederholungs- bzw. Verzweigungseinheiten und/oder Carbonat-, Ester-, Imin-, Amid-, Urethan- und/oder Ethersulfon-Comonomereinheiten beinhalten, und weiterhin die Adsorption von Proteinen, Zellen, Bakterien und/oder Viren reduzieren.

Description

  • Die Erfindung beschreibt die Darstellung und Anwendung von dünnen, kovalent gebundenen, dendritischen und hyperverzweigten Polymerfilmen als proteinabweisendes Oberflächenmaterial. Weiterhin reduziert die vorgelegte Erfindung die unspezifische Adhäsion von biologischen Spezies wie Zellen, Bakterien oder Viren, und sie erlaubt die spezifische Anbindung von Biomolekülen, Bakterien, Zellen und Viren über geeignete Liganden.
  • Proteine, Bakterien, Zellen und Viren können an einer fest-flüssig Grenzfläche adsorbieren, wenn die Oberfläche Lösungen bzw. Suspensionen dieser Spezies ausgesetzt wird. Beispiele, bei denen dieses Phänomen ungewollt auftritt, sind die Adsorption von zellulären, biologischen Spezies an künstliche Oberflächen von medizinischen Geräten, an Materialien zum Transfer von Medikamenten, Impfstoffen und an Biosensoren (J. Am. Chem. Soc. 1998, 120, 3464-3473; Anal. Biochem. 1988, 168, 292-297). Komplikationen, die auf unspezifische Proteinadsorption an künstliche, in den menschlichen Körper eingebrachten Oberflächen [z.B. bei Kathetern (Langmuir 1995, 11, 4383-4385; J. Colloid Interface Sci. 1990, 139, 561-570), Implantaten (J. Biomed. Mater. Res. 1984, 18, 337-355) oder Prothesen (Dtsch. Zahnärztl. Z. 1988, 43, 719-727)] zurückgeführt werden können, sind Thrombosen, Infektionen oder Irritationen (Langmuir 2001, 17, 1225-1233; Chem. Rev. 1992, 92, 1799-1818). In Biosensoren führt die unspezifische Proteinadsorption zu einer Beeinträchtigung ihrer Funktionstüchtigkeit. Oben genannte Materialien können auch zur Vermeidung der Biofilmbildung, der Anreicherung von Bakterien, Schimmel oder Meeresorganismen an Schiffen und anderen Geräten, die Gewässern ausgesetzt sind, eingesetzt werden. Trotz ihrer großen Bedeutung für oben genannte Anwendungen sind bis jetzt nur wenige Beispiele für proteinabweisende Materialien bekannt.
  • Ein weit verbreiteter Ansatz zur Unterdrückung der Biofilmbildung, die auf die unspezifische Adsorption biologischer Spezies zurückzuführen sind, ist die Beschichtung einer Oberfläche mit einem Film proteinabweisender Materialien. Beispiele für solche Materialien sind Dextrane (Biomaterials 2000, 21, 957-966) oder Poly(ethyloxazoline) (Macromolecular Symposia 1999, 142, 1-12; Journal of Biomaterials Science, Polymer Edition 1994, 6, 91-109). Weiterhin wurde eine große Auswahl an Verbindungen mit niedrigem Molekulargewicht und verschiedenen Funktionalitäten auf eine Gold-/Glasoberfläche aufgebracht und auf ihre proteinabweisenden Eigenschaften untersucht (Langmuir 2001, 17, 5605-5620; J. Am. Chem. Soc. 2000, 122, 8308-8304).
  • Das gebräuchlichste Beispiel als Material zur Reduzierung der Proteinadsorption ist Poly(ethylenglycol) (EG)n, ein linearer, flexibler, hydrophiler und wasserlöslicher Polyether. SAMs, die Oligo(ethylenglycol)-Einheiten an der Oberfläche präsentieren [wie bei HS(CH2)11-(EG)nOH und -(EG)nOCH3] stellen ebenfalls eine proteinabweisende Oberfläche dar, sogar dann, wenn die Anzahl an Ethylenglykol-Einheiten größer gleich drei ist. PEG findet breite Anwendung als Material zur Beschichtung von biomedizinischen Geräten, hat jedoch den Nachteil der Oxidationsempfindlichkeit. Es wird entweder in Anwesenheit von Übergangsmetallionen durch O2 oder in vivo enzymatisch zu entsprechenden Aldehyden und Säuren oxidiert (Langmuir 2001,17, 5605-5620).
  • Daraus resultiert ein Bedarf an proteinabweisenden Oberflächen, die nicht auf der Derivatisierung mit EG-Einheiten beruhen. Van der Heiden beschreibt eine Poly (ether urethan)-Oberfläche die mit Phosphorylcholin derivatisiert wurde und so gegenüber Protein- und Blutplättchenadsorption passiviert wurde (J. Biomed. Mater. Res. 1998, 40, 195-203). Deng et al. beschreibt SAMs auf der Basis von Tri(propylensulfoxid)-Gruppen, denen auch Alkan-terminierten Ketten beigemischt werden können, zur Darstellung einer Oberfläche mit proteinabweisenden Eigenschaften (J. Am. Chem. Soc. 1996, 118, 5136-5137).
  • Bestimmte Polymere zeigen ebenfalls proteinabweisende Eigenschaften. U. S. Patent No. 4,241,682 [(Konstandt)] beschreibt die Verwendung einer Polymerlösung zur Beschichtung einer lackierten Oberfläche zur Erhöhung der Lebensdauer des Lacks. Die Lösung besteht aus Polyethylenimin und einem hydrophilen Acrylpolymer. U. S. Patent No. 5,312,873 beschreibt die Umsetzung der an der Oberfläche befindlichen Nitrit-Gruppen einer polymeren Membran zu Amid-Gruppen, was ihrem Verfaulen durch Absorption entgegenwirkt. U. S. Patent No. 4,925,698 (Klausner et al.) beschreibt eine chemische Modifizierung von polymeren Oberflächen, die eine Verbesserung der Resistenz der Oberfläche gegen Proteinadsorption bewirkt. Insbesondere ist an der chemischen Modifizierung eine Acylierung beteiligt. Ein Film aus linearem oder verzweigten Poly(ethylenimin), das über ein Carboxyl-terminiertes Thiol an eine Goldoberfläche angebracht wurde, wurde weiterhin mit Oligoethylenglykolcarbonsäuren derivatisiert und lieferte ein PEG-Analogon, dass proteinabweisende Eigenschaften zeigte (US patent no. 60/218,739; Langmuir 2001,17, 1225).
  • Da es kein Material gibt, dass der Adsorption von Proteinen, Bakterien, Zellen und Viren völlig entgegenwirkt, besteht nach wie vor die Notwendigkeit der Entwicklung neuer Materialien mit proteinabweisenden Eigenschaften.
  • Zusammenfassende Beschreibung der Erfindung
  • Dieses Patent beschreibt die Darstellung und Anwendung von hyperverzweigten und dendritischen Polymerfilmen, die proteinabweisende Eigenschaften zeigen und das Ausmaß der Adhäsion von Zellen und/oder Bakterien an Oberflächen reduziert. Diese Polymere beinhalten Polyether, Polyimine, Polyamide, Polyester und/oder Polyethersulfone als Struktureinheiten. Vorzugsweise beinhalten sie Polyether, besonders bevorzugt dendritische und hyperverzweigte Polyglycerine. Polyglycerin-Derivate mit reaktiven, funktionellen Gruppen wurden dargestellt und sowohl kovalent als auch über nicht-kovalente Wechselwirkungen auf eine Oberfläche aufgepfropft; beispielsweise an Goldoberflächen über Organoschwefel-Gruppen, an Silicium-Oberflächen über geeignete Silan-Linker oder an geladene Oberflächen wie SiO2, TiO2 und anderen Metalloxiden über Polyelektrolyt-Ankergruppen, die jeweils kovalent an das proteinabweisende Polymer gebunden sind. Das Ausmaß der Proteinadsorption an diese Polyglycerin-modifizierten Oberflächen wurde durch Oberflächenplasmonen-Spektroskopie (SPR-Spektroskopie) quantifiziert. Es war bedeutend niedriger als jenes an eine unbehandelte Referenzoberfläche. Überraschenderweise wurde nun gefunden, dass ein Film aus hyperverzweigtem Polyglycerin, das eine große Zahl an freien Wasserstoffbrückenbindungs-Donorgruppen aufweist und an einer Gold/Glas-Oberfläche immobilisiert ist, im gleichen Ausmaß proteinabweisend ist wie Monolagen aus Oligoethylenglycoleinheiten. Letztgenannte Oberflächen weisen die besten, bisher bekannten proteinabweisenden Eigenschaften auf. Zuvor durchgeführte Studien an methylierten Zuckerderivaten schlossen darauf, dass proteinabweisende Eigenschaften mit der Abwesenheit von Wasserstoffbrückenbindungs-Donorgruppen in Zusammenhang stehen (J. Am. Chem. Soc. 2000, 122, 8308). Auch zeigten lineare, modifizierte Polyamin-Filme bessere proteinabweisende Eigenschaften als ihre verzweigten Analoga (Langmuir 2001, 17, 1225). Überraschenderweise zeigten unsere Ergebnisse, dass ein vollständig methyliertes Polyglycerin mit einer Thioctinsäure-Gruppe zur Immobilisierung keinerlei proteinabweisende , Eigenschaften auf der Goldoberfläche besitzt, und dass dendritische und hyperverzweigte Polymere mit einem Verzweigungsgrad von über 10%, vorzugsweise von über 50%, besonders bevorzugt jene mit OH-Gruppen an der Oberfläche, zur Oberflächenmodifizierung von Materialien und Geräten herangezogen werden können, und dadurch die unspezifischen Adsorption biologischer Spezies (z.B. Proteine, Bakterien, Zellen und Viren) reduzieren.
  • Grundlage der vorliegenden Erfindung ist die einzigartige Struktur der dendritischen und hyperverzweigten Polymere als proteinabweisende Filme. Die kovalente Bindung der Polymere an die Oberfläche eines Substrats liefert eine im Vergleich zu physisorbierten Filmen robustere und stabilere proteinabweisende Beschichtung. Die Synthesestrategie basiert auf der kontrollierten Darstellung dendritischer und hyperverzweigter Polymere, die oberflächenaktive Funktionalitäten tragen: (i) der Synthese von hyperverzweigten und dendritischen Polymeren in Lösung ausgehend von einem Initiator, der eine oberflächenaktive Gruppe beinhaltet oder (ii) durch die Modifizierung des betreffenden Bulk-Polymer mit einer reaktiven Gruppe. Beispiele zur Darstellung von Polyglycerinen zur Oberflächenmodifizierung umfassen die Polymerisation von Glycidol ausgehend von einem Thiol-funktionalisierten Initiator oder die Umwandlung seiner OH-Gruppen in oberflächenaktive Organoschwefelgruppen. Diese Derivate wurden schließlich zur Beschichtung einer Oberfläche, die mit einer dünnen Goldschicht versehen wurde, durch Selbstanordnung herangezogen (1). In ähnlicher Weise können Polyglycerin-Derivate mit Ankergruppen zur Anbindung an Metalloxid-Oberflächen und Copolymere des Typs Polyglycerin-g-polyelektrolyt, die an geladene Oberflächen adsorbieren, dargestellt werden. Die oben genannten Strategien erlauben die Präparation von Materialoberflächen mit proteinabweisenden Eigenschaften, die ebenfalls das Ausmaß der Adhäsion von weiteren biologischen Spezies wie Zellen, Bakterien und/oder Viren reduzieren. Die dendritischen und hyperverzweigten Polymerfilme können ebenso als Träger für weiterer proteinabweisender Gruppen oder Liganden, die spezifisch Biomoleküle, Zellen, Bakterien oder Viren binden, dienen. Um die Proteinresistenz der oben genannten, mit kovalent gebundenem Polyglycerin modifizierten Oberflächen zu bestätigen wurden selbstanordnende Monolagen aus hyperverzweigtem Polyglycerin auf Gold dargestellt und das Ausmaß der Proteinadsorption an diese Oberflächen über SPR-Spektroskopie analysiert. Die Kontrolle der Oberflächenchemie eines semitransparenten, 50 nm dicken Goldfilms wurde über SAM-Bildung mit Organoschwefel-Derivaten des Polyglycerins erreicht (1). Die Menge an adsorbiertem Protein wurde relativ zu einer Referenzoberfläche bestimmt, indem die beschichteten Oberflächen innerhalb eines SPR-Spektrometers einer Proteinlösung ausgesetzt wurden (2).
  • Detaillierte Beschreibung der Erfindung
  • Zur Darstellung von hyperverzweigten Polyglycerin-Derivaten, die zur Oberflächenmodifikation eingesetzt werden konnten, wurden zwei verschiedene Syntheserouten verfolgt: (i) Die Polymerisation von Glycidol ausgehend von 4-Methoxybenzyl-geschütztem 3-Mercaptopropan-l,2-diol [Schema 1, Initiator = (MBz)MethoxybenzylS-CH2-CHOR-CH2OH], wie es bereits für ein weiteres Substrat beschrieben wurde (Macromolecules 2000, 33, 253), und anschließender Freisetzung der Thiol-Gruppe oder (ii) die Kupplung einer Disulfid-Gruppe an mehrere, bevorzugt eine OH-Gruppe pro Polyglycerin-Molekül.
  • Mono-Thiol funktionalisiertes Polyglycerin. Die Polymerisation von Glycidol (Macromolecules 2000, 33, 253) ausgehend von MBz-geschütztem 3-Mercaptopropan-l,2-diol analog zu Schema 1 lieferte Polyglycerine, die das erwünschte Initiatormolekül in das Polymerrückgrat inkorporiert hatten, was durch MALDI-TOF-Spektren klar nachgewiesen werden konnte. Die Freisetzung der Thiol-Gruppe im Initiatorrest gelang durch Rühren des Polyglycerin-SMBz in Trifluoroessigsäure (Schema 1).
  • Disulfid funktionalisiertes Polyglycerin. Zusätzlich zu den mono-thiolfunktionalisierten Polyglycerinen wurde ein zweiter Ansatz ausgehend von unfunktionalisiertem Polyglycerin verfolgt. Dabei wurden durch partielle Veresterung mit Thioctinsäure in einem Schritt disulfid-funktionalisierte Polyglycerine erhalten (Schema 2). Es wurde von Polyglycerinen mit verschiedenen Initiatoreinheiten ausgegangen und verschiedene Funktionalisierungsgrade eingestellt. Die Funktionalisierung wurde durch Veresterung mittels DCC und DMAP in wasserfreiem DMF bei 0 – 25 °C über Nacht durchgeführt. Filtration und Dialyse der Reaktionsmischungen in MeOH erlaubte eine effektive Abtrennung der Nebenprodukte vom erwünschten, polymeren Produkt. Die kovalente Anbindung der Thioctinsäure an Polyglycerin wurde durch 1H-NMR-Signale im Produkt bewiesen. Ein experimenteller Wert für den Funktionalisierungsgrad wurde aus dem Quotienten der Intensitäten der 1H-NMR-Signale von Thioctinsäure und Polymerrückgrat erhalten. Durch die beiden beschriebenen Synthesestrategien war es möglich verschiedene Polyglycerin-Derivate darzustellen, die weiterhin zur Modifikation von Goldoberflächen eingesetzt werden konnten. Diese Verfahren wurden ebenfalls zur Immobilisierung von überwiegend methylierten Polyglycerin-Derivaten verwendet.
  • Ein Beispiel für Polyglycerin-g-polyelektrolyt Pfropfcopolymere ist jenes aus Poly-L-lysin (PLL) und Polyglycerin. Dieses Copolymer wurde nach einer modifizierten Vorschrift von Kenausis et al. (J. Phys. Chem. B 2000, 104, 3298) zur Darstellung von PLL-g-PEG Copolymeren erhalten.
  • Die dargestellten schwefelfunktionalisierten Polymere bildeten selbstanordnende Monolagen auf einer Goldoberfläche (1). Die Quantifizierung der Proteinadsorption an diese Oberflächen und an eine hydrophobe Referenzoberfläche (Monoschicht aus Hexadecanthiol auf Gold) basierte auf Oberflächenplasmonen-Spektroskopie. Diese Methode erlaubt die Menge an adsorbiertem Protein zeitaufgelöst, relativ zur Referenz zu ermitteln. Nach der Exposition der jeweiligen Oberfläche mit einer Proteinlösung (z.B. Fibrinogen) und anschließender Spülung betrug die verbleibende Menge an Protein auf Polyglycerin-beschichteten Oberflächen weniger als 3% im Vergleich zur Referenzoberfläche (2). Überraschenderweise und im Gegensatz zu früheren Studien an Zuckerderivaten (J. Am. Chem. Soc. 2000, 122, 8308) zeigte ein überwiegend methyliertes Polyglycerin mit einer Thioctinsäure-Gruppe zur Immobilisierung keinerlei proteinabweisende Eigenschaften auf der Goldoberfläche. Diese Ergebnisse lassen darauf schließen, dass die proteinabweisenden Eigenschaften von Polyglycerin seiner einzigartigen Architektur und der Anwesenheit freier Wasserstoffbrückenbindungs-Donor-Gruppen zuzuschreiben sind.
  • Beispiele
  • Beispiel 1. Modifizierung von hyperverzweigtem Polyglycerin mit Thioctinsäure
  • In einem Schlenkkolben wurden unter Argon Polyglycerin (3.9 g, Mn = 2500), Thioctinsäure (0.32 g) und eine katalytische Menge DMAP vorgelegt. Nach vollständigem Lösen der Edukte in DMF (absolut., 10 ml) wurde der Ansatz auf 0°C gekühlt. Dicyclohexylcarbodiimid (DCC: 0.35 g in 1.5 ml DMF) wurde zugegeben. Nach 1 h wurde das Kühlbad entfernt. Der Ansatz wurde weitere 18 h bei RT gerührt. Die Reaktionsmischung wurde filtriert, der Rückstand wurde mehrmals mit DMF und MeOH gewaschen. Das Filtrat wurde am Vakuum eingeengt. Dialyse des Rückstandes in MeOH, Einengen des Schlauchinhalts und Trocknen am Hochvakuum lieferte die Titelverbindung als schwachgelbe, viskose Masse. Die Reinheit und der Funktionalisierungsgrad wurde über 1H-NMR-Spektroskopie bestimmt.
  • Beispiel 2. Oberflächenmodifikation
  • Zur kovalenten Anbindung der Polyglycerin-Derivate wurde ein Glassubstrat, auf dass ein dünner Gold-Film (50 nm) aufgedampft wurde, einer 1 M Lösung der schwefelfunktionalisierten Polymere in Methanol über einen Zeitraum von 18 h ausgesetzt. Nach gründlichem Spülen mit MeOH und Wasser wurde die Proteinadsorption an die modifizierte Glasoberfläche mittels SPR-Spektroskopie nach der Vorschrift von Whitesides et al. (Langmuir 2001, 17, 1225) verfolgt.

Claims (12)

  1. Oberflächen, die mit dendritischen oder hyperverzweigten Polymeren des Verzweigungsgrads 10 – 100%, vorzugsweise 50 – 100%, modifiziert wurden, wobei die Polymere von Glycerin abgeleitete Ether und/oder Etheralkohole als Wiederholungs- bzw. Verzweigungseinheiten und/oder Carbonat-, Ester-, Imin-, Amid-, Urethan- und/oder Ethersulfon-Comonomereinheiten beinhalten, und weiterhin die Adsorption von Proteinen, Zellen, Bakterien und/oder Viren reduzieren.
  2. Wie in Anspruch 1, wobei der Anteil an Glycerineinheiten 10 mol% überschreitet, der Anteil an terminalen Einheiten 30% überschreitet und der Gehalt an Wasserstofibrückenbindungs-Donoren (z.B. OH-Gruppen) 3 mol/kg, vorzugsweise 10 mol/kg überschreitet.
  3. Wie in Ansprüchen 1-2, wobei solche Oberflächen mittels kovalenter oder nichtkovalenter Pfropfung des dendritischen oder hyperverzweigten Polymerfilms an die Oberfläche dargestellt werden.
  4. Wie in Ansprüchen 1-3, wobei die funktionellen Einheiten des Polymeren mit Poly- oder Oligoethylenglycol, Phosphatidylcholin und/oder anderen, hydrophilen auf Amiden, Amid-Derivaten, cyclischen Estern, Zuckerderivaten, Aminosäuren, Aminosäurederivaten und/oder Oligonitril basierenden Gruppen derivatisiert sind und die Adsorption von Proteinen, Zellen, Bakterien und/oder Viren reduzieren, derart, dass die relative Adsorption (in Bezug auf eine hydrophobe Referenzoberfläche, z.B. Monoschicht aus Hexadecanthiol auf Gold) von Fibrinogen 5% unterschreitet.
  5. Wie in Ansprüchen 1-4, wobei die Oberfläche mit einem dünnen Goldfilm belegt wurde.
  6. Wie in Ansprüchen 1-5, wobei der adsorbierte Polymerfilm vernetzt ist.
  7. Wie in Ansprüchen 1-6, wobei die Oberfläche einem Metalloxid, einem Polymer oder einem Adsorbens zur Chromatographie entspricht.
  8. Wie in Ansprüchen 1-7, wobei die Oberfläche Teil eines Biochips innerhalb eines mikrofluiden Systems ist.
  9. Wie in Ansprüchen 1-8 unter Verwendung der proteinabweisenden Beschichtung basierend auf einer oder mehreren Lagen des proteinabweisenden Materials in einer Anwendung im medizinischen oder Life-Science Bereich.
  10. Wie in Ansprüchen 1-9, wobei die Oberfläche Teil eines Implantats ist.
  11. Wie in Ansprüchen 1-10, wobei das Material als Filter- bzw. Membranbeschichtung in der Filtrationstechnik Verwendung findet.
  12. Die Verwendung von Polymerfilmen wie in Ansprüchen 1-11 zur Kupplung von Liganden an die funktionellen Gruppen des Polymeren und Erzeugung spezifischer Proteinwechselwirkungen.
DE2003111163 2003-03-12 2003-03-12 Proteinabweisende Oberflächen auf der Basis dendritischer Polymerfilme Ceased DE10311163A1 (de)

Priority Applications (1)

Application Number Priority Date Filing Date Title
DE2003111163 DE10311163A1 (de) 2003-03-12 2003-03-12 Proteinabweisende Oberflächen auf der Basis dendritischer Polymerfilme

Applications Claiming Priority (1)

Application Number Priority Date Filing Date Title
DE2003111163 DE10311163A1 (de) 2003-03-12 2003-03-12 Proteinabweisende Oberflächen auf der Basis dendritischer Polymerfilme

Publications (2)

Publication Number Publication Date
DE10311163A1 true DE10311163A1 (de) 2004-09-23
DE10311163A8 DE10311163A8 (de) 2010-06-24

Family

ID=32892172

Family Applications (1)

Application Number Title Priority Date Filing Date
DE2003111163 Ceased DE10311163A1 (de) 2003-03-12 2003-03-12 Proteinabweisende Oberflächen auf der Basis dendritischer Polymerfilme

Country Status (1)

Country Link
DE (1) DE10311163A1 (de)

Cited By (5)

* Cited by examiner, † Cited by third party
Publication number Priority date Publication date Assignee Title
WO2007054903A2 (en) 2005-11-08 2007-05-18 Ecole Polytechnique Federale De Lausanne (Epfl) Hyperbranched polymer for micro devices
WO2007141248A1 (de) * 2006-06-02 2007-12-13 Freie Universität Berlin Verfahren zur herstellung von linearen, methylierten polyglycerolderivaten und ihre verwendung zur funktionalisierung von oberflächen
WO2009033970A1 (en) * 2007-09-11 2009-03-19 Basf Se Polyglycerol anti-microbial agents and compositions
EP2532716A1 (de) * 2011-06-10 2012-12-12 Eppendorf AG Substrat mit hydrophobe Gruppen abstoßenden Oberflächeneigenschaften und Verfahren zu dessen Herstellung
WO2013026795A1 (de) * 2011-08-19 2013-02-28 PolyAn Gesellschaft zur Herstellung von Polymeren für spezielle Anwendungen und Analytik mbH Verfahren zur herstellung von beschichteten glasoberflächen

Citations (2)

* Cited by examiner, † Cited by third party
Publication number Priority date Publication date Assignee Title
US6127448A (en) * 1997-10-11 2000-10-03 Alomone Labs Ltd. Biocompatible polymeric coating material
WO2001070681A1 (de) * 2000-03-22 2001-09-27 Chimera Biotec Gmbh Artikel mit aktivierter oberfläche zur immobilisierung von makromolekülen und verfahren zur herstellung solcher artikel

Family Cites Families (2)

* Cited by examiner, † Cited by third party
Publication number Priority date Publication date Assignee Title
DE4002513C1 (en) * 1990-01-29 1991-02-07 Fraunhofer-Gesellschaft Zur Foerderung Der Angewandten Forschung Ev, 8000 Muenchen, De Modifying surface of membrane for e.g. dialysis - by coating with mono:functional polymer contg. at least one hydrophilic chain
US6440405B1 (en) * 1999-06-07 2002-08-27 University Of Delaware Quaternary ammonium functionalized dendrimers and methods of use therefor

Patent Citations (3)

* Cited by examiner, † Cited by third party
Publication number Priority date Publication date Assignee Title
US6127448A (en) * 1997-10-11 2000-10-03 Alomone Labs Ltd. Biocompatible polymeric coating material
WO2001070681A1 (de) * 2000-03-22 2001-09-27 Chimera Biotec Gmbh Artikel mit aktivierter oberfläche zur immobilisierung von makromolekülen und verfahren zur herstellung solcher artikel
DE10013993A1 (de) * 2000-03-22 2001-10-25 Ruediger Benters Verfahren zur Erzeugung von aktivierten Sensoroberflächen zur hocheffizienten kovalenten Immobilisierung bioorganischer Makromoleküle

Cited By (7)

* Cited by examiner, † Cited by third party
Publication number Priority date Publication date Assignee Title
WO2007054903A2 (en) 2005-11-08 2007-05-18 Ecole Polytechnique Federale De Lausanne (Epfl) Hyperbranched polymer for micro devices
WO2007054903A3 (en) * 2005-11-08 2007-12-13 Ecole Polytech Hyperbranched polymer for micro devices
WO2007141248A1 (de) * 2006-06-02 2007-12-13 Freie Universität Berlin Verfahren zur herstellung von linearen, methylierten polyglycerolderivaten und ihre verwendung zur funktionalisierung von oberflächen
WO2009033970A1 (en) * 2007-09-11 2009-03-19 Basf Se Polyglycerol anti-microbial agents and compositions
EP2532716A1 (de) * 2011-06-10 2012-12-12 Eppendorf AG Substrat mit hydrophobe Gruppen abstoßenden Oberflächeneigenschaften und Verfahren zu dessen Herstellung
WO2012168440A1 (en) * 2011-06-10 2012-12-13 Eppendorf Ag A coated substrate having hydrophobic moiety-repelling surface characteristics and process for preparing the same
WO2013026795A1 (de) * 2011-08-19 2013-02-28 PolyAn Gesellschaft zur Herstellung von Polymeren für spezielle Anwendungen und Analytik mbH Verfahren zur herstellung von beschichteten glasoberflächen

Also Published As

Publication number Publication date
DE10311163A8 (de) 2010-06-24

Similar Documents

Publication Publication Date Title
Liu et al. Surface modification of cellulose membranes with zwitterionic polymers for resistance to protein adsorption and platelet adhesion
Yuan et al. Improvement of blood compatibility on cellulose membrane surface by grafting betaines
DE69631136T2 (de) Verbesserte oberflächenbehandlung von polymeren
Zhao et al. Highly hydrophilic and low-protein-fouling polypropylene membrane prepared by surface modification with sulfobetaine-based zwitterionic polymer through a combined surface polymerization method
US6509098B1 (en) Poly(ethylene oxide) coated surfaces
Xu et al. Ozone-induced grafting phosphorylcholine polymer onto silicone film grafting 2-methacryloyloxyethyl phosphorylcholine onto silicone film to improve hemocompatibility
DE69733831T2 (de) Medizinische geräte mit beschichtung aus durch hydrophilespacergruppen gebundenem bioaktiven material
Zhang et al. Chemical modification of cellulose membranes with sulfo ammonium zwitterionic vinyl monomer to improve hemocompatibility
Feng et al. Grafting of poly (ethylene glycol) monoacrylates on polycarbonateurethane by UV initiated polymerization for improving hemocompatibility
Ye et al. In situ modification on cellulose acetate hollow fiber membrane modified with phospholipid polymer for biomedical application
JP2009510183A (ja) 表面改質のために有用なカテコール等価分子の製造方法
Li et al. Construction of hierarchical fouling resistance surfaces onto poly (vinylidene fluoride) membranes for combating membrane biofouling
WO2003063926A1 (de) Sternförmige präpolymere für die herstellung ultradünner, hydrogel-bildender beschichtungen
CN107227072B (zh) 一种两亲性壳聚糖衍生物抗蛋白质吸附涂层的制备方法和应用
Moore et al. Hyperbranched polyglycerols at the biointerface
Bigot et al. Facile grafting of bioactive cellulose derivatives onto PVC surfaces
DE10162435A1 (de) Verfahren zur Erzeugung von Oberflächenbeschichtungen, die die Adsorption von Proteinen bzw. die Adhäsion von Bakterien und/oder Zellen vermindern
Kim et al. Preparation of a chemically anchored phospholipid monolayer on an acrylated polymer substrate
DE10311163A1 (de) Proteinabweisende Oberflächen auf der Basis dendritischer Polymerfilme
EP1366088A1 (de) Phosphorhaltige polymere für optischen signalwandler
JP2012521472A (ja) 改善された生物付着防止コーティング
Wen et al. Poly (methyl methacrylate) surface grafted with poly (2-ethyl-2-oxazoline) using tea polyphenol as linker molecule
Long et al. Anti-fouling properties of polylactic acid film modified by pegylated phosphorylcholine derivatives
Rajam et al. Graft coupling of PEO to mixed cellulose esters microfiltration membranes by UV irradiation
DE102006027125A1 (de) Verfahren zur Herstellung von linearen, methylierten Polyglycerolderivaten und ihre Verwendung zur Funktionalisierung von Oberflächen

Legal Events

Date Code Title Description
OM8 Search report available as to paragraph 43 lit. 1 sentence 1 patent law
8110 Request for examination paragraph 44
8196 Reprint pf faulty title page (publication); german patentblatt: part 1a6
OP8 Request for examination as to paragraph 44 patent law
R002 Refusal decision in examination/registration proceedings
R003 Refusal decision now final

Effective date: 20110324