DE102022114878A1

DE102022114878A1 - Verfahren zur Verwertung von Bohrspülung

Info

Publication number: DE102022114878A1
Application number: DE102022114878.5A
Authority: DE
Inventors: Uwe Rüger; Thomas Noll
Original assignee: Nr Umwelttechnik GmbH
Current assignee: Nr Umwelttechnik GmbH
Priority date: 2022-06-14
Filing date: 2022-06-14
Publication date: 2023-12-14

Abstract

Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Verwertung von Bohrspülungen, wobei die Bohrspülungen aus Wasser, Bentonit in Pulverform, Polymeren und Additiven sowie aus aufgenommen Feststoffen bestehen und wobei eine Anlieferung der Bohrspülungen mittels eines geeigneten Transportmittels an einer Verwertungsanlage mit einem zugehörigen Verwertungssystem erfolgt, wobei- die Bohrspülung von dem Transportmittel in einen Sammelschacht entladen wird und- in einem ersten Schritt eine Trennung der Bohrspülung von großen und mittelgroßen Feststoffbestandteilen durch mechanisches Absieben erfolgt und- in einem zweiten Schritt die vorgetrennte Bohrspülung in einen Klärturm gepumpt und unter Zugabe von Prozesswasser verdünnt und auf einen festgelegten PH-Wert eingestellt und in einen Volumenstrom innerhalb des Klärturms eingebracht wird derart, dass feinste Feststoffpartikel von der Bohrspülung gelöst werden und- unter Zugabe eines Flockungsmittels die Poren der Bentonite verschlossen werden derart, dass das Flockungsmittel eine erneute Bindung der Bentonite mit Wasser verhindert und- die abgetrennten feinsten Feststoffpartikel innerhalb des Klärturms zum Absinken angeregt werden und in Folge der Schwerkraft einen hochkonzentrierten Schlamm an einem Bodenauslass des Klärturms bilden.

Description

Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Verwertung von Bohrspülung und findet insbesondere für die dauerhafte Trennung der Bestandteile von Bohrspülung bzw. auch nach dem Austritt aus dem Bohrloch mit Annahme der Abfalleigenschaften teilweise als Bohrschlamm bezeichnet Anwendung.
Im Folgenden wird die funktionale Bezeichnung als Bohrspülung bis zur vollständigen Verwertung beibehalten.
Der Einsatz von modernen Bohrverfahren erfordert den Einsatz von Bohrsuspensionen zur fachgerechten Durchführung des Bohrverfahrens nach dem bekannten Stand der Technik. Die in einer Mischanlage hergestellte Bohrsuspension wird von dieser über ein Bohrgestängesystem von der Bohranlage zum Bohrwerkzeug transportiert. In der Regel wird für die Herstellung der Bohrsuspension Trinkwasser aus dem Leitungsnetz verwendet. Mit Austritt der Bohrsuspension aus dem Bohrgerät und Eintritt der Bohrsuspension in das Bohrloch erfolgt eine Vermischung der Bohrsuspension mit dem Erd- und Gesteinsmaterial aus dem Bohrloch, wobei die Bohrsuspension gemäß ihrer Funktion im Bohrloch mit den Erd- und Gesteinsmaterialien als Bohrspülung bezeichnet wird. Die Bohrspülung kühlt und schmiert die Bohrwerkzeuge im Bohrloch, reduziert zudem den Verschleiß desselbigen und stabilisiert den Bohrkanal. Eine weitere wesentliche Funktion der Bohrspülung ist der Austrag des abgebauten Erd- und Gesteinsmaterials aus dem Bohrloch.
Beim Austreten der Bohrsuspension aus dem Bohrwerkzeug werden „Erd- bzw. Gesteinsmassen“ abgebaut bzw. mechanisch abgebaute Erd- bzw. Gesteinsmassen mit der Bohrsuspension vermischt und als Bohrspülung auf dem Weg zurück zur Startbaugrube bzw. zur Zielbaugrube transportiert und dort ausgetragen.
Während dieses Vorgangs ist das Bohrloch vollständig mit Bohrspülung gefüllt. Nicht selbstständig tragfähige Bohrlochbereiche werden durch die Bohrspülung stabilisiert. Der vollständige Austrag des Bohrlochvolumens in Form des Bohrkleins aus dem Bohrloch erfolgt ausschließlich mit dem Austrag von Bohrspülung aus dem Bohrloch.
Die Bohrsuspension besteht aus Trinkwasser, Bentonit in Pulverform, Polymeren und Additiven und wird in einer mobilen Mischanlage unter Einhaltung einer vorgegebenen Rezeptur hergestellt. Im Vorfeld der Bohrarbeiten wird vom Baubereich eine Baugrundanalyse angefertigt. Diese liefert Informationen zum Baugrund bezüglich der erforderlichen Rezeptur der Bohrsuspension und ggf. vorhandener Belastungen in Bezug auf die erforderliche Entsorgung als Abfall bzw. die mögliche Verwertung der Bohrspülung in einer Verwertungsanlage. Nach dem Austrag der Bohrspülung aus dem Bohrloch wird das Gemisch aus Bohrsuspension und abgebautem Erd- oder Gesteinsmaterial in Baugruben (Start- und Zielgruben der Bohrung) zwischengelagert. Das in den Baugruben zwischengelagerte Gemisch der Bohrspülung wird mittels Vakuumabsaugung in Transportbehältern aufgenommen und abtransportiert. Es ist möglich, die Bohrspülung zeitweise zur erneuten Verwendung zu recyceln. Beim Recyceln werden die aus dem Bohrloch eingetragenen Feststoffe von der Bohrspülung teilweise abgetrennt. Eine dauerhafte und vollständige Methode zur Abtrennung sämtlicher Feststoffe mittels Recyclings besteht hingegen nach bisherigem Stand der Technik nicht. Der aktuelle Recyclingvorgang findet auf der Baustelle statt und dient dem Zweck der begrenzten erneuten Verwendung der teilweise gereinigten Bohrspülung als gereinigte Bohrsuspension zur Schonung verwendeter Ressourcen. Dabei wird die bereits verwendete Bohrspülung mithilfe von Recyclinganlagen aufbereitet. Das bei der Herstellung der Bohrsuspension zugemischte Bentonit bleibt beim Recyclingvorgang vollständig in der Bohrsuspension erhalten und kann nicht abgetrennt werden.
Die gereinigte Bohrspülung steht dem Bohrprozess dann als recycelte Bohrsuspension zur Verfügung und kann erneut eingesetzt werden. Dieses Verfahren kann nur bedingt zur Anwendung kommen und nur ein bis zwei Mal durchgeführt werden. Danach ist die Bohrsuspension „verbraucht bzw. verschlissen“ und muss vollständig als Abfall entsorgt werden.
Gemäß dem Stand der Technik wird die „verbrauchte“ Bohrspülung, einschließlich der aufgenommenen Erd- und Gesteinsmaterialien auf Deponien als Bohrschlamm entsorgt. Bei der Deponierung wird das in der Bohrspülung gebundene und als Grundmaterial bei der Herstellung zugeführte Trinkwasser ebenfalls als Abfall entsorgt, deponiert und damit dem Wasserkreislauf dauerhaft entzogen. Eine Rückgewinnung des im Bentonit eingeschlossenen Wassers kann nach derzeitigem Stand der Technik nicht erfolgen. Des Weiteren wird durch das gebundene Wasser die zu entsorgende Abfallmenge um ein Vielfaches erhöht, sodass dadurch wertvoller Deponieraum verschwendet wird und infolge der hohen Deponierungskosten die wirtschaftliche Umsetzung des Bohrverfahrens zunehmend leidet. Dies erschwert die Möglichkeiten für Unternehmen der Branche die verbrauchten Bohrspülungen wirtschaftlich und legal zu entsorgen.
Aus der Druckschrift EP 3 231 983 B1 ist ein Verfahren zur Aufbereitung und Wiederverwertung von Bohrschlamm bekannt, wobei das Verfahren für die Aufbereitung und mindestens teilweise Wiederverwertung von, bei einer Erdbohrung anfallendem Bohrschlamm Anwendung findet. In einem ersten Schritt wird die Bohrspülung zu dem Ort der Erdbohrung transportiert. Dort wird diese als Schmier- und Spülmittel bei den Bohrarbeiten verwendet und durch Boden- bzw. Gesteinsbestandteile zu Bohrschlamm verunreinigt und gesammelt. Der Bohrschlamm wird nachfolgend zu einer Aufbereitungsanlage transportiert, wo eine zumindest teilweise Trennung der Boden- bzw. Gesteinsbestandteile von dem Bohrschlamm erfolgt. Die dadurch aufbereitete Bohrspülung wird in Boden- bzw. Gesteinsbestandteile und die Bohrspülung getrennt.
Die aktuelle Situation der Verwertung von Bohrspülungen gemäß dem Stand der Technik stellt nicht nur eine ganze Branche vor bisher unlösbare Herausforderungen, sondern ist zudem mangels technischer Innovationen keines Weges mit den ökologischen Zielen der Zukunft vereinbar.
Aufgabe der Erfindung ist es, ein Verfahren zur Verwertung von Bohrspülungen zu entwickeln, welches eine dauerhafte und vollständige Trennung der Bestandteile einer Bohrspülung zur Verwertung und/oder gezielteren Entsorgung gewährleistet. Hauptaugenmerk liegt dabei auf der Schaffung wirtschaftlicher Alternativen zur ökologischen Verbesserung des bestehenden Verwertungsprozesses und Wiederverwertung vulnerabler Ressourcen im Sinne der Kreislaufwirtschaft.
Diese Aufgabe wird mit den Merkmalen des ersten Patentanspruchs gelöst.
Vorteilhafte Ausgestaltungen ergeben sich aus den Unteransprüchen.
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Verwertung von Bohrspülungen, wobei die Bohrspülung aus einer hergestellten Bohrsuspension mit den Bestandteilen Wasser, Bentonit in Pulverform, Polymeren und Additiven und aus dem Bohrloch eingetragenen Feststoffen besteht.
Die Anlieferung der Bohrspülung an der Verwertungsanlage mit einem zugehörigen Verwertungssystem erfolgt mittels eines geeigneten Transportmittels, wobei dieses Transportmittel beispielsweise ein Fahrzeug darstellt.
Das Verfahren ist dadurch gekennzeichnet, dass die Bohrspülung von dem Transportmittel in einen Sammelschacht entladen und abgelagert wird und dass in einem ersten Schritt eine Trennung der Bohrspülung von großen und mittelgroßen Feststoffbestandteilen durch mechanisches Absieben erfolgt.
In einem zweiten Schritt wird die mechanisch vorgetrennte und entsandete Bohrspülung über einen Vorlagebehälter in einen Klärturm gepumpt, unter Zugabe von Prozesswasser verdünnt, auf einen für die Abtrennung der feinsten Festbestandteile erforderlichen PH-Wert eingestellt und in einen sehr hohen Volumenstrom aus Prozesswasser innerhalb des Klärturms derart eingemischt, dass feinste Feststoffpartikel von der Bohrspülung restlos abgetrennt werden. Der, dem hohen Volumenstrom ausgesetzten Bohrspülung wird im Prozess ein Flockungsmittel zudosiert. Mittels Flockungsmittel wird die Bindung feiner Körner, der in den Aggregaten dispergierten Phase, gefördert. Dadurch fällt Schlamm aus den Kolloiden heraus und ein Porenverschluss der Bentonite im Strömungsprozess wird ausgelöst. Dies wiederum verhindert eine erneute Bindung der Bentonite mit Wasser.
Die abgetrennten feinsten Feststoffpartikel werden innerhalb des Klärturms zum Absinken angeregt und bilden in Folge der Schwerkraft einen hochkonzentrierten Schlamm an einem Bodenauslass des Klärturms.
Der Volumenstrom im Klärturm ist materialabhängig variabel und beträgt zwischen ca. 700 und 1650 Liter/Minute. Die Strömungsgeschwindigkeit am Prozesspunkt beträgt technisch zwischen ca.1,48 - 3,50 m/s. Die feinsten Feststoffpartikel sind beispielsweise Tone, Schluffe und/oder Schwermetalle. Das abgetrennte Wasser steht nach diesem Prozess bereits in einem sehr hohen Reinheitsgrad zur Verfügung, bleibt teilweise Bestandteil des Prozesses und wird teilweise als Überschusswasser zur Neutralisierung separiert.
Der hochkonzentrierte Schlamm wird nach der Entnahme aus dem Klärturm in einen Homogenisierungstank überführt. Für eine restlose Abtrennung der flüssigen Phase wird das Schlammgemisch unter permanenter Druckbeaufschlagung einer Filterpresse derart zugeführt, dass die Restfeuchte auf einen minimalen Gehalt reduziert wird. Die Druckbeaufschlagung erfolgt bevorzugt mittels einer Hochdruckpumpe.
Die Reduzierung der Restfeuchte auf einen minimalen Gehalt zwischen 25 bis 20 Vol.% dient der möglichen, weiteren Verwertung von in der Filterpresse hergestellten Filterkuchen. Der Filterkuchen besteht aus Feststoffen kleiner 75 µm.
Im Zuge der Beaufschlagung der Filterpresse mit dem homogenisierten Schlammgemisch wird dieses unter Zugabe von hergestellter und speziell dosierter Kalkmilch eingedickt.
Die Herstellung sowie die Zugabe der Kalkmilch wird hinsichtlich der Dosierung permanent überwacht und an das Schlammgemisch angepasst.
Das Gemisch kann aus unterschiedlichen Flüssigkeitschargen hergestellt sein.
Der genannte erste Schritt ist bevorzugt in zwei Teilschritte unterteilt, wobei in einem ersten Teilschritt eine Trennung der Bohrsuspension von großen Feststoffbestandteilen durch mechanisches Absieben mittels eines Rüttelsiebes erfolgt. In einem zweiten Teilschritt erfolgt bevorzugt eine Abtrennung mittelgroßer Feststoffbestandteile aus der Bohrsuspension mittels geeigneter Rüttelsiebe und Hydrozyklonen.
Gemäß dem Verfahren werden vorteilhafter Weise in einer ersten Stufe, die dem ersten Teilschritt entspricht, Feststoffbestandteile mit einer Korngröße größer als 4 mm getrennt. Bevorzugt werden in einer zweiten Stufe, die dem zweiten Teilschritt entspricht, Feststoffbestandteile mit einer Korngröße von 4 mm - 72 µm abgetrennt.
In einer dritten Stufe, die dem zweiten Schritt und dem technologischen Hauptprozess entspricht, werden Korngrößen kleiner 72 µm aus der Bohrspülung herausgetrennt.
In einer vorteilhaften Ausgestaltung des Verfahrens erfolgt nach der 2. Stufe des Abtrennungsprozesses, Abtrennung der Feststoffe bis 72 µm, eine Zwischenlagerung der gereinigten Bohrspülung in einem Lagerbecken.
Bevorzugt wird die angelieferte Bohrspülung verfahrensgemäß vor der Entladung in dem Sammelschacht gewogen und die zugehörigen Auftragsdaten und ein zugehöriges Baugrundgutachten in Bezug auf die Schadstoffklasse der Bohrsuspension erfasst. Nachfolgend werden die Daten ausgewertet und in dem Verwertungssystem registriert. Die Auftragsdaten umfassen Angaben wie den Auftraggeber/-in, den Herkunftsort sowie die zugehörigen materialspezifischen Daten der Bohrspülung.
Nach der Registrierung und Wiegung werden die Bohrspülungen in den Sammelschacht des Entladebauwerks entladen. Im Zuge der Entladung wird durch die Messung der elektrischen Leitfähigkeit eine erste Einordnung und Überprüfung bezüglich ggf. vorhandener Schadstoffbelastungen durchgeführt. Je nach ggf. vorhandener Schadstoffbelastung müssen die verschiedenen Bohrspülungen getrennt gelagert werden. Um diese getrennte Lagerung zu gewährleisten, werden die einzelnen Anlieferungen bis zum Abschluss der Schnellanalyse separat zwischengelagert. Durch die separate Zwischenlagerung wird die Vermischung von Bohrspülungsabfällen unterschiedlicher Schadstoffklassen verhindert. Die Schnellanalyse dauert ca. 60 Sekunden.
Die Erfindung wird nachfolgend an einem Ausführungsbeispiel und zugehörigen Zeichnungen näher erläutert.
Es zeigen:

1 ein Ablaufdiagramm einer Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Verfahrens.

In der 1 ist ein Ablaufdiagramm des erfindungsgemäßen Verfahrens dargestellt, wobei die Bohrspülung mittels eines geeigneten Transportmittels T, beispielsweise eines Saugwagens an eine Verwertungsanlage übergeben wird. In einem ersten Schritt A erfolgt die Abgabe der Bohrspülung von dem Transportmittel T an einen Grobabscheider 1. In dem Grobabscheider 1 erfolgt eine Trennung der Bohrspülung von großen und mittelgroßen Feststoffbestandteilen durch mechanisches Absieben, beispielsweise unter Verwendung eines Rüttelsiebs, insbesondere eines schräg vibrierenden Rasters. Mittels des Rüttelsiebs werden Feststoffe größer 4 mm aus der Bohrspülung herausgesiebt und zu einem Zwischenspeicher 2 transportiert.
Im nachfolgenden Schritt B wird die, von den Feststoffen größer 4 mm, getrennte Bohrspülung an einen Annahmebehälter 3 und anschließend in ein Lagerbecken 4 übergeben.
Nach der Übergabe in das Lagerbecken 4 werden gemäß Schritt C mittelgroße Feststoffbestandteile mit einer Korngröße von 4 mm - 72 µm in einem Feinabscheider 5 herausgetrennt. Der Feinabscheider kann in Form einer Wascheinheit auf Hydrozyklonbasis ausgebildet sein. Die abgetrennten Feststoffbestandteile werden in einen Abraumzwischenspeicher 6 transportiert.
An die Abtrennung der mittelgroßen Feststoffbestandteile schließt sich im Schritt D der Transport der vorgetrennten Bohrspülung in einen Pumptank 7 an. Von dem Pumptank 7 wird unter Zugabe von Flockungsmittel aus einer Flockungsmittelstation 8 das Gemisch im Schritt E in einen Klärturm 9 gefördert.
Die, in dem Klärturm 9 abgetrennten feinsten Feststoffpartikel werden zum Absinken angeregt, wobei sich in Folge der Schwerkraft ein hochkonzentrierter Schlamm an einem Bodenauslass des Klärturms 9 bildet. Der abgesunkene hochkonzentrierte Schlamm wird in einen Homogenisierungstank 10 überführt und darin als homogenisiertes Gemisch unter Zugabe von Kalkmilch gemäß Schritt J eingedickt. Die Kalkmilch wird in einer Kalkmilchstation 11 mit zugehörigem Kalksilo hergestellt, wobei die Zugabe der Kalkmilch hinsichtlich der Dosierung permanent überwacht und an das Schlammgemisch angepasst wird.
In einem Schritt G wird folgend das Gemisch von dem Homogenisierungstank 10 in eine Filterpresse 12 gepumpt, wobei unter permanenter Druckbeaufschlagung die Restfeuchte auf einen minimalen Gehalt reduziert wird. In einem Schritt H werden die in der Filterpresse erzeugten Filterkuchen gelagert, wobei die Filterkuchen Feststoffe kleiner 75 µm aufweisen. Des Weiteren ist im Bereich der Filterpresse 12 eine Filterwaschanlage 13 angeordnet, wobei die Filterwaschanlage 13 mittels einer Wasserpumpe 14 mit angeschlossenem Frischwasserspeicherbehälter 15 gemäß Schritt K betrieben wird.
Der abgetrennte flüssige Teil der Bohrspülung im Klärturm 9 wird in eine Reinigungseinrichtung 16 überführt und bedarfsweise in einem Schritt M zu dem Grobabscheider 1 oder in einem Schritt L zu dem Feinabscheider 5 transportiert. Der Reinigungseinrichtung 16 kann des Weiteren Prozesswasser gemäß Schritt F aus dem Klärturm 9 zugeführt werden.
Der Transport und die Verwertung werden vor und während des Verwertungsverfahrens sowie durch die Analyse der Verwertungsergebnisse vollständig dokumentiert und sind somit transparent und gemäß des Verwertungsnachweisverfahrens nachweisbar.
Mit dem vorliegenden Verfahren wird die flüssige Phase der Bohrschlämme vollständig, zum nahezu gleichen Volumenanteil, zurückgewonnen und nicht gemäß dem Stand der Technik zum Nachteil der Umwelt und des Klimas unter hoher Energiezufuhr verdunstet. Der Abfall der Bohrspülung wird infolge der vollständigen Verwertung um ca. 100% reduziert. Durch die umweltschonende Rückgewinnung der Wasserressourcen wird der Anteil des Wassers nahezu vollständig zurückgewonnen. Dadurch werden die Deponieräume und folglich die Umwelt maßgeblich geschont und entlastet. Es werden Schlämme und abgetrennte Stoffe unterschiedlicher Schadstoffklassen strikt getrennt, verwertet und gelagert und es erfolgt keine Vermischung der Abfälle. Infolge der nichtthermischen Abtrennung der flüssigen Phase werden gegebenenfalls enthaltene leichtflüchtige Schadstoffbestandteile nicht in die Atmosphäre verdunstet.
Das Verfahren zur Verwertung von Bohrspülungen arbeitet stets unter geringstem Energiebedarf, nahezu emissionsfrei und benötigt entgegen anderer bekannter Verfahren insbesondere zur Abtrennung der Wässer aus den Feststoffen keinerlei thermische Energie. Somit wird der Umweltschutz und die Schonung von Ressourcen in den Vordergrund gestellt und ein wesentlicher und positiver Beitrag zur Eindämmung des Klimawandels geleistet.
Bezugszeichenliste

1: Grobabscheider
2: Zwischenspeicher
3: Annahmebehälter
4: Lagerbecken
5: Feinabscheider
6: Abraumzwischenspeicher
7: Pumptank
8: Flockungsmittelstation
9: Klärturm
10: Homogenisierungstank
11: Kalkmilchstation
12: Filterpresse
13: Filterwaschanlage
14: Wasserpumpe
15: Frischwasserspeicherbehälter
16: Reinigungseinrichtung

ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur

EP 3231983 B1 [0005]

Claims

Verfahren zur Verwertung von Bohrspülungen, wobei die Bohrspülungen aus Wasser, Bentonit in Pulverform, Polymeren und Additiven sowie aus aufgenommen Feststoffen bestehen und wobei eine Anlieferung der Bohrspülungen mittels eines geeigneten Transportmittels an einer Verwertungsanlage mit einem zugehörigen Verwertungssystem erfolgt, dadurch gekennzeichnet, - dass die Bohrspülung von dem Transportmittel in einen Sammelschacht entladen wird, - dass in einem ersten Schritt eine Trennung der Bohrspülung von großen und mittelgroßen Feststoffbestandteilen durch mechanisches Absieben erfolgt und - dass in einem zweiten Schritt die vorgetrennte Bohrspülung in einen Klärturm gepumpt und unter Zugabe von Prozesswasser verdünnt und auf einen festgelegten PH-Wert eingestellt und in einen Volumenstrom innerhalb des Klärturms eingebracht wird derart, dass feinste Feststoffpartikel von der Bohrspülung gelöst werden und - dass unter Zugabe eines Flockungsmittels die Poren der Bentonite verschlossen werden derart, dass das Flockungsmittel eine erneute Bindung der Bentonite mit Wasser verhindert und - dass die abgetrennten feinsten Feststoffpartikel innerhalb des Klärturms zum Absinken angeregt werden und in Folge der Schwerkraft einen hochkonzentrierten Schlamm an einem Bodenauslass des Klärturms bilden.
Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der Volumenstrom eine materialabhängige variable Strömungsgeschwindigkeit zwischen 650 und 1700 Liter/Minute aufweist.
Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der hochkonzentrierte Schlamm in einen Homogenisierungstank überführt und darin als homogenisiertes Gemisch unter Zugabe von Kalkmilch eingedickt wird.
Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass das homogenisierte Gemisch unter Zugabe der Kalkmilch dosiert und unter permanenter Druckbeaufschlagung einer Filterpresse zugeführt wird derart, dass die Restfeuchte auf einen minimalen Gehalt reduziert wird.
Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass die Herstellung sowie die Zugabe der Kalkmilch hinsichtlich der Dosierung überwacht und an das Gemisch angepasst wird.
Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass der erste Schritt in zwei Teilschritte unterteilt ist und dass in einem ersten Teilschritt eine Trennung der Bohrspülung von großen Feststoffbestandteilen durch mechanisches Absieben mittels eines Rüttelsiebes erfolgt und dass in einem zweiten Teilschritt eine Abtrennung mittelgroßer Feststoffbestandteile aus der Bohrsuspension mittels geeigneter Rüttelsiebe und Hydrozyklonen erfolgt.
Verfahren nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, dass in einer ersten Stufe Feststoffbestandteilen mit einer Korngröße größer als 4 mm und in einer zweiten Stufe Feststoffbestandteile mit einer Korngröße von 4 mm - 72 µm und in einer dritten Stufe Korngrößen kleiner 72 µm aus der Bohrspülung herausgetrennt werden.
Verfahren nach einem der Ansprüche 6 und 7, dadurch gekennzeichnet, dass nach dem zweiten Teilschritt eine Zwischenlagerung in einem Lagerbecken erfolgt.
Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, dass die Bohrspülung vor der Entladung in den Sammelschacht gewogen und die zugehörigen Auftragsdaten und ein zugehöriges Baugrundgutachten in Bezug auf die Schadstoffklasse der Bohrspülung erfasst, ausgewertet und nachfolgend die Daten in dem Verwertungssystem registriert werden.
Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet, dass im Zuge der Entladung der Bohrspülung in den Sammelschacht diese hinsichtlich der elektrischen Leitfähigkeit überprüft wird.
Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 10, dadurch gekennzeichnet, dass die abgetrennte flüssige Phase nach dem Verwertungsprozess aus gereinigtem, feststoff- und trübungsarmem, mineralischem und pH- neutralem Wasser besteht.
Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 11, dadurch gekennzeichnet, dass einzeln angelieferte Bohrspülungen im Sammelschacht getrennt gelagert und mittels einer Schnellanalyse überprüft werden.