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Die Erfindung betrifft ein Aquaponiksystem gemäß dem Oberbegriff des Anspruchs 1.
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Aquaponik ist ein Verfahren, das Aquakultur (Aufzucht von Wassertieren wie Fischen) mit Hydroponik (Kultivierung von Nutzpflanzen im Wasser) koppelt. Ein Aquaponiksystem umfasst wenigstens eine Hydrokultur, deren Nutzpflanzen mit Wasser aus einem Fischzuchtbecken versorgt. Exkremente aus der Fischzucht werden dabei als Nährstoffe für Pflanzen verwendet. Der für die Pflanzenaufzucht nötige Nährstoffeintrag erfolgt somit im Wesentlichen über das Fischfutter.
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Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Aquaponiksystem zu schaffen, welches eine Kultivierung von Spargel ermöglicht.
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Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch ein Aquaponiksystem mit den Merkmalen des Anspruchs 1 gelöst.
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Das erfindungsgemäße Aquaponiksystem zur Kultvierung von Spargel umfasst einen oder mehrere Hydrokulturbehälter, welche mit Wasser aus dem Fischzuchtbecken versorgt werden, wobei die Hydrokulturbehälter nach oben offen ausgebildet sind und einen umlaufenden Behälterrand aufweisen. Die Spargelkultur wird mit einem kistenartigen Deckelbehälter pro Hydrokulturbehälter abgedeckt, welcher eine offene Seite gegenüber dem Boden aufweist. Ein Deckelrand des Deckelbehälters weist dabei gemäß der Erfindung eine solche Kontur aufweist, dass er auf den Hydrokulturbehälter auflegbar ist und in dieser Lage die Spargelkultur im Hydrokulturbehälter abschattet und vor Sonnenlicht schützt. Der Deckelbehälter kann jederzeit und für eine beliebige Dauer einfach abgenommen werden, um einen für das Spargelwachstum förderlichen Lichteintrag zu gewährleisten.
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Es hat sich gezeigt, dass bei der Kultivierung von Spargel in einem Aquaponiksystem gerade die Spargelpflanzen das aus der Fischzucht zugeführte Wasser reinigen. Das von den Spargelpflanzen gereinigte Wasser wird in einem Kreislauf des Aquaponiksystems wieder der Fischzucht zugeführt.
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Über eine Variation der Wassertemperatur, beispielsweise über eine Heizung, können Jahreszeiten simuliert werden, so dass ganzjährig Spargelkultivierung möglich ist.
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Durch die Kultivierung im Hydrokulturbehälter mit einem umlaufenden Behälterrand ist mit wenig Aufwand eine schnelle Ernte der Spargelstängel möglich, indem ein Erntewerkzeug über den horizontalen Behälterrand bewegt wird. Das aufwändige Spargelstechen, dass bei der konventionellen Spargelkultivierung im Boden erforderlich ist, entfällt.
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Bei Versorgung der Spargelpflanzen über das Wasser des Fischzuchtbeckens ist in dem Hydrokulturbehälter ein Kultivierungssubstrat angeordnet, welches eine kostengünstige und mehrfache Kultivierung von Spargel ermöglicht. Ein kostengünstiges Kultivierungssubstrat ist in einer vorteilhaften Ausführungsform der Erfindung Steinwolle.
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In einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung sind in dem Hydrokulturbehälter mehrere mittels Einsätzen voneinander getrennte Kultivierungszellen für jeweils eine Spargelpflanze ausgebildet. Die Erfindung hat erkannt, dass durch räumliche Trennung der Spargelpflanzen eine dichtere Bestückung des Hydrokulturbehälters möglich ist, wobei die jeweilige Spargelpflanze ausreichend vom nährstoffreichen Wasser der Fischzucht versorgt wird.
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Bevorzugt ist die Tiefe des Deckelbehälters in Bezug auf den Boden auf eine auf die vorgesehene Erntelänge der Spargelstängel abgestimmt. Auf diese Weise können die Spargelstängel der Spargelkultur abgedunkelt ins Innere des umgedreht aufliegenden Deckelbehälters wachsen.
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Ist der Hydrokulturbehälter ein Stapelbehälter, so können platzsparend mehrere Hydrokulturbehälter übereinander angeordnet werden, beispielsweise in einem Hochregal.
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In einer vorteilhaften Ausführungsform der Erfindung sind der Hydrokulturbehälter und der Deckelbehälter baugleich, so dass zur Anlage oder Erweiterung des Aquaponiksystems ein gemeinsamer Behältertyp für den Hydrokulturbehälter und den Deckelbehälter vorgehalten und bereitgestellt werden braucht.
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Eine kostengünstige Ausführungsform der Erfindung ist gegeben durch Eurobehälter als Hydrokulturbehälter und/oder Deckelbehälter. Eurobehälter sind leicht verfügbar und es hat sich gezeigt, dass Eurobehälter die für das erfindungsgemäße Aquaponiksystem angestrebten Behältereigenschaften haben, insbesondere bezüglich der Behältertiefe und den gegenseitig aufeinander legbaren Behälterrändern des als Hydrokulturbehälter verwendeten Eurobehälters und des als Deckelbehälter verwendeten, baugleichen, Eurobehälters. Darüber hinaus lassen sich im Eurobehälter leicht Einsätze zur Trennung von Kultivierungszellen für jeweils eine Spargelpflanze installieren. In einer vorteilhaften Ausführungsform werden dabei 20 Kultivierungszellen in der Anordnung von 4x5 eingerichtet, wobei jede Kultivierungszelle einen Querschnitt von etwa 14-15 cm Länge und 9-10 cm Breite aufweist.
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In der bevorzugten Ausführungsform der Erfindung ist eine Fischzucht mit afrikanischem Raubwels vorgesehen. Die Zucht des afrikanischen Raubwelses erfolgt bei Wassertemperaturen um 20ºC, welche auch für die Spargelkultivierung förderlich ist. Zudem benötigt der afrikanische Raubwels als Zuchtfisch wenig Platz.
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Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung ist nachstehend anhand der Zeichnung näher erläutert. Es zeigen:
- 1 eine perspektivische Ansicht eines Ausführungsbeispiels eines Ausführungsbeispiels eines erfindungsgemäßen Aquaponiksystems zur Spargelkultivierung,
- 2 eine perspektivische Ansicht eines Hydrokulturbehälters gemäß 1 mit aufzulegendem Deckelbehälter,
- 3 eine Draufsicht auf den Hydrokulturbehälter gemäß 1.
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In den Zeichnungsfiguren sind für jeweils gleiche Elemente und Bauteile die gleichen Bezugszeichen verwendet.
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1 zeigt ein Aquaponiksystem 1 mit einem Fischzuchtbecken 2 und einem Hydrokulturbehälter 3 zur Kultivierung von Spargel. Der wenigstens eine Hydrokulturbehälter 3 ist über eine Schlauchverbindung 4 an das Fischzuchtbecken 2 angeschlossen und wird mit Wasser 17 aus der Fischzucht versorgt. Ein Nährstoffeintrag in das Aquaponiksystem 1 erfolgt über das Fischfutter, welches regelmäßig dem Fischzuchtbecken 2 bereitgestellt wird. Aus dem Hydrokulturbehälter 3 wird Wasser über eine Rücklaufleitung 5 entnommen und unter Rücklauf durch eine nicht dargestellte Kläreinrichtung wieder verwendet. Im gezeigten Ausführungsbeispiel wird Wasser aus der Rücklaufleitung 5 wieder der Fischzucht zugeführt, so dass ein geschlossener Wasserkreislauf gegeben ist.
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Im gezeigten Ausführungsbeispiel ist aus Gründen der Übersichtlichkeit lediglich ein Hydrokulturbehälter 3 gezeigt. Aus dem Fischzuchtbecken 2 können eine Vielzahl von Hydrokulturbehältern 3 versorgt werden, welche parallel oder in Reihe geschaltet mit Wasser aus der Fischzucht versorgt werden. Dabei können in weiteren Ausführungsbeispielen auch mehrere Fischzuchtbecken 2 vorgesehen sein, an die jeweils mehrere Hydrokulturbehälter 3 angeschlossen sind.
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Zur Einstellung der Wassertemperatur umfasst das Aquaponiksystem 1 eine Heizeinrichtung 6, welche im gezeigten Ausführungsbeispiel in der Schlauchleitung 4 angeordnet ist. Auf diese Weise können gleichzeitig Spargel kultiviert werden in unterschiedlichen Wachstumsphasen, beispielsweise mit unterschiedlichen Wassertemperaturen, wobei über die Wassertemperatur unterschiedliche Jahreszeiten für die Spargelpflanzen simuliert werden. Das ist insbesondere dann vorteilhaft und ermöglicht ganzjährig mehrere Ernten, wenn mehrere Wasserkreisläufe mit unterschiedlichen Wassertemperaturen und entsprechender Simulation von Jahreszeiten und Wachstumsphase der Spargelkulturen installiert sind. Die Heizeinrichtung kann in einer Zentraleinheit mit einer Pumpe gekoppelt sein. In einem weiteren Ausführungsbeispiel ist die Heizeinrichtung bzw. die Zentraleinheit mit Pumpe in der Rücklaufleitung 5 angeordnet. Dabei können auch Mittel zur Klärung des rücklaufenden Wassers in der Zentraleinheit vorgesehen sein.
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Es hat sich gezeigt, dass für die Kultivierung von Spargel in dem erfindungsgemäßen Aquaponiksystem 1 eine Fischzucht mit afrikanischem Raubwels 16 vorteilhaft ist. Die Zucht des afrikanischen Raubwelses 16 ist effektiv bei ähnlichen Wassertemperaturen von etwa 20ºC, welche ebenso für die Kultivierung von Spargel vorteilhaft ist.
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Die Hydrokulturbehälter 3 sind nach oben offen ausgebildet und weisen einen umlaufenden Behälterrand 10 auf. Auf den Behälterrand 10 wird zur Beschattung der Spargelkultur ein Deckelbehälter 11 aufgelegt, welcher nachstehend anhand von 2 näher erläutert ist.
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Jedem Hydrobehälter 3 ist im Aquaponiksystem 1 ein kistenartiger Deckelbehälter 11 zugeordnet, mit dem der Hydrokulturbehälter 3 abgedunkelt werden kann. Der Deckelbehälter 10 ist daher lichtundurchlässig ausgebildet und besteht vorzugsweise aus einem lichtundurchlässigen Material. Der Deckelbehälter 11 ist auf einer Seite offen ausgebildet und weist auf der offenen Seite einen umlaufenden Deckelrand 12 auf, mit dem der Deckelbehälter 11 mit nach oben liegenden Boden 13, also umgedreht, auf den Hydrokulturbehälter 3 in Richtung des Pfeils 14 aufgelegt wird. Der Deckelrand 12 des Deckelbehälters 11 weist daher eine solche Kontur auf, dass er in umgedrehter Lage mit seinem Deckelrand 12 auf den Behälterrand 10 des Hydrokulturbehälters 3 auflegbar ist. Im gezeigten Ausführungsbeispiel sind der Hydrokulturbehälter 3 und der Deckelbehälter 11 baugleich. Das wird in einer kostengünstigen Lösung dadurch erreicht, dass Eurobehälter als Hydrokulturbehälter 3 und als Deckelbehälter 11 verwendet werden.
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Der Deckelbehälter 11 weist eine auf die Länge der Spargelstängel 15 abgestimmte Tiefe T zu seinem Boden 13 auf, so dass die Spargelstängel 15 abgeschattet im Inneren des Deckelbehälters 11 auf ihre Erntelänge wachsen können. Es hat sich gezeigt, dass Eurobehälter die für die Kultivierung von Spargelstängeln 15 vorteilhafte Tiefe T aufweisen.
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Die Hydrokulturbehälter 3 sind stapelbar ausgebildet, so dass derzeit nicht verwendete Hydrokulturbehälter 3 kompakt verstaut werden können. Insbesondere können mit kistenförmigen Hydrokulturbehältern 3 platzsparend mehrere Hydrokulturbehältern 3 übereinander angeordnet werden, beispielsweise in einem Hochregal.
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In dem Hydrokulturbehälter 3 ist zwecks Kultivierung von Spargel ein Kultivierungssubstrat 7 angeordnet. Mit dem Kultivierungssubstrat 7 ist ein Material gemeint, auf dem die Spargelpflanze während seiner Kultivierung lebt. Das Kultivierungssubstrat 7 ist im gezeigten Ausführungsbeispiel Steinwolle, welche nach einer Spargelernte für einen weiteren Kultivierungszyklus genutzt werden kann.
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In dem Hydrokulturbehälter 3 sind mehrere mittels Einsätzen 8 voneinander getrennte Kultivierungszellen 9 für jeweils eine Spargelpflanze ausgebildet. Dabei sind parallel liegenden Einsätze sowohl in Längsrichtung als auch in Querrichtung des Kultivierungsbehälters 3 angeordnet, welche ein Gitter zur Begrenzung von Kultivierungszellen 9 mit rechteckigem Querschnitt ausbilden. Die Einsätze 8 bilden dabei jeweils Wände aus, welche einen Übertritt von Wasser zwischen den Kultivierungszellen 9 erlauben, jedoch ein Wachstum der Rhizome des Spargels in benachbarte Kultivierungszellen 9 unterbinden. Jede Kultivierungszelle 9 ist dabei mit Kultivierungssubstrat 7 gefüllt und ist für die Kultivierung einer einzelnen Spargelpflanze vorgesehen. Fig .2 zeigt eine Draufsicht der Aufteilung des Hydrokulturbehälters 3 durch die Einsätze 8.
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3 zeigt eine Draufsicht auf einen Hydrokulturbehälter 3, welcher durch einen Eurobehälter 60x40 gebildet ist. Dabei werden durch rechtwinklig zueinander stehende Einsätze 8 ein Gitter gebildet, welches die Kultivierungszellen 9 begrenzt. Der Eurobehälter wird dabei vorteilhaft in ein Gitter von 5x4 Kultivierungszellen 9 geteilt, so dass viele Spargelpflanzen auf engem Raum mit getrennt voneinander in einzelnen Kultivierungszellen 9 wachsenden Rhizomen kultiviert werden können.
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Bezugszeichenliste (Bestandteil der Beschreibung)
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- 1
- Aquaponiksystem
- 2
- Fischzuchtbecken
- 3
- Hydrokulturbehälter
- 4
- Schlauchverbindung
- 5
- Rücklaufleitung
- 6
- Heizeinrichtung
- 7
- Kultivierungssubstrat
- 8
- Einsatz
- 9
- Kultivierungszelle
- 10
- Behälterrand
- 11
- Deckelbehälter
- 12
- Deckelrand
- 13
- Boden
- 14
- Pfeil
- 15
- Spargelstängel
- 16
- Afrikanischer Raubwels
- 17
- Wasser (Fischzucht)
- T
- Tiefe