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Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Erzeugung einer Werkstück-Gewindebohrung gemäß dem Oberbegriff des Anspruches 1 und 20 sowie ein Gewindebohr-Werkzeug gemäß dem Anspruch 19.
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In einem gattungsgemäßen Verfahren erfolgt bei der Erzeugung der Werkstück-Gewindebohrung zunächst ein Bohrhub, bei dem das rotierende Gewindebohr-Werkzeug in einer Bohrrichtung bis zu einer Soll-Bohrtiefe in das nicht vorgebohrte Werkstück eingetrieben wird, und zwar unter Bildung einer gewindefreien Vorbohrung. Zudem erfolgt in dem Verfahren ein Gewindehub, bei dem das Gewindebohr-Werkzeug mit einem Gewinde-Vorschub und einer damit synchronisierten Gewinde-Drehzahl ein Innengewinde in der Vorbohrung erzeugt.
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Beispielhaft kann das Verfahren als ein sogenannter Einschuss-Gewindebohr-Prozess realisiert sein, bei dem sowohl die Vorbohrung (das heißt Kernbohrung) als auch eine Innengewinde-Erzeugung in einem gemeinsamen Werkzeughub durchgeführt werden. In diesem Fall sind der Bohrhub und der Gewindehub zeitlich einander überlagert. Dies führt zu einer hohen Werkzeugbelastung und gegebenenfalls zu einer reduzierten Werkzeug-Standzeit.
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Ein solcher Einschuss-Gewindebohr-Prozess ist aus der
WO 2019/029850 A1 bekannt. Am Ende des Gewindebohr-Hubs erfolgt eine Drehrichtungsumkehr des rotierenden Werkzeugs. Anschließend wird das Werkzeug im Reversierhub belastungsfrei aus der Gewindebohrung herausgeführt, und zwar bei einer mit dem Reversier-Vorschub synchronisierten Reversier-Drehzahl, bei der sich die Gewinde-Bearbeitungszähne des Gewindebohr-Werkzeugs belastungsfrei in den Gewindegängen der Werkstück-Gewindebohrung bewegen.
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Die Aufgabe der Erfindung besteht darin, ein Verfahren zur Erzeugung einer Werkstück-Gewindebohrung sowie ein Gewindebohr-Werkzeug bereitzustellen, bei dem im Vergleich zum Stand der Technik die Werkzeugbelastung reduziert ist und die Gewindebohrung in reduzierter Prozessdauer erzeugt werden kann.
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Die Aufgabe ist durch die Merkmale des Anspruches 1, 19 oder 20 gelöst. Bevorzugte Weiterbildungen der Erfindung sind in den Unteransprüchen offenbart.
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In Abkehr zur obigen
WO 2019/029850 A1 wird erfindungsgemäß im Bohrhub nicht mehr sowohl die Vorbohrung als auch gleichzeitig das Innengewinde erzeugt, was mit einer hohen Werkzeugbelastung einhergeht. Vielmehr ist in der Erfindung das Gewindebohr-Werkzeug so ausgelegt, das im Bohrhub alleine die Vorbohrung erfolgt. In einem davon unabhängigen Gewindehub wird dann das Innengewinde erzeugt. Gemäß dem kennzeichnenden Teil des Anspruches 1 erfolgt zur Vorbereitung des Gewindehubs nach dem Bohrhub ein Reversierhub, bei dem das Gewindebohr-Werkzeug in einer zur Bohrrichtung entgegengesetzten Reversierrichtung komplett aus der Vorbohrung herausgeführt wird. Das aus der Vorbohrung herausgeführte Gewindebohr-Werkzeug wird in einem Versatzhub um einen Radialversatz nach radial außen ausgesteuert. Anschließend wird das radial ausgesteuerte Gewindebohr-Werkzeug in einer Zirkular-Drehbewegung entlang einer Kreisbahn um die Bohrungs-Achse geführt, woraufhin der Gewindehub startet.
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Es ist hervorzuheben, dass erfindungsgemäß die Innengewinde-Erzeugung nicht während des Reversierhubs erfolgt. In diesem Fall müsste zur Vorbereitung der Innengewinde-Erzeugung zeitaufwendig eine Drehzahl-Anpassung des Gewindebohr-Werkzeugs erfolgen, bei der das Gewindebohr-Werkzeug von einer Bohr-Drehzahl (vom vorangegangenen Bohrhub) auf eine Gewinde-Drehzahl (für die folgende Innengewinde-Erzeugung) gesteuert werden müsste. Zudem würde bei einer solchen Innengewinde-Erzeugung das Gewindebohr-Werkzeug mit einer Zugkraft beaufschlagt werden, wodurch das Werkzeug weniger stark belastbar ist.
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Erfindungsgemäß können der Gewindehub und der Bohrhub eine identische Hubrichtung aufweisen. Im Bohrhub können die Werkzeug-Achse, um die das Gewindebohr-Werkzeug rotiert, und die Bohrungs-Achse zueinander koaxial sein. Zudem ist im Bohrhub ein Bohrabschnitt des Gewindebohr-Werkzeugs in Spaneingriff mit dem Werkstück, während ein Gewindeerzeugungsabschnitt belastungsfrei mitgeführt wird.
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In einer bevorzugten Ausführungsvariante kann der Gewindehub mit Erreichen der Soll-Gewindetiefe um einen Freischnitthub verlängert sein. Im Freischnitthub sind der Vorschub und die Drehzahl des Gewindebohr-Werkzeugs nicht mehr zueinander synchronisiert, wodurch eine an das Innengewinde anschließende, umlaufende Freischnittnut ohne Gewindesteigung erzeugt wird. Im Gewindehub sind die Werkzeug-Achse und die Bohrungs-Achse zueinander achsparallel, und zwar mit einem Achsabstand, der dem Radialversatz entspricht, um den das Gewindebohr-Werkzeug im Versatzhub radial ausgesteuert worden ist.
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Nach der Erzeugung der umlaufenden Freischnittnut während des Freischnitthubs kann ein zweiter Versatzhub erfolgen. Im zweiten Versatzhub wird das Gewindebohr-Werkzeug um einen Radialversatz in Radialrichtung von dem Innengewinde oder von der Freischnittnut freigefahren. Dadurch wird ermöglicht, dass das Gewindebohr-Werkzeug in einem folgenden Reversierhub belastungsfrei, das heißt ohne Gewindeeingriff oder Spaneingriff aus der Werkstück-Gewindebohrung herausgeführt werden kann.
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Zur Vorbereitung des Gewindehubs kann bei Bedarf eine Drehrichtungsumkehr des Gewindebohr-Werkzeugs erfolgen. Die Drehrichtungsumkehr kann beispielhaft während der Durchführung des ersten Reversierhubs stattfinden.
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Nach Durchführung des Bohrhubs kann gegebenenfalls die Drehzahl des Gewindebohr-Werkzeugs auf null abgebremst werden und der erste Reversierhub starten.
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Im Gewindehub erfolgt das Gewindeschneiden durch ein synchrones Interpolieren in einer xy-Ebene um den Mittelpunkt des Gewindeaußendurchmessers dA und durch eine gleichzeitige synchrone Bewegung entlang der Bohrungs-Achse (beziehungsweise Werkzeug-Achse) mit einem Vorschub von einer Steigung pro Umdrehung. Die Zeit für eine Umdrehung vom Gewindebohr-Werkzeug (nw) entspricht der Zeit für eine Umdrehung um den Mittelpunkt des Gewindeaußendurchmessers (nG). Die in dieser Zeit erfolgende Zustellung entlang der Bohrungs-Achse (Gewinde-Vorschub) entspricht der Gewindesteigung.
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Im ersten Versatzhub (d.h. zwischen dem ersten Reversierhub und dem Gewindehub) wird das rotierende Gewindebohr-Werkzeug um einen Radialversatz ausgesteuert und in einer Zirkular-Drehbewegung entlang einer Kreisbahn um die Bohrungs-Achse geführt.
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Das Gewindebohr-Werkzeug ist so ausgelegt, dass im Bohrhub ein Werkzeug-Gewindeerzeugungsabschnitt (zur Innengewinde-Erzeugung erforderlich) belastungsfrei sowie außer Eingriff mit der Vorbohrungswand bleibt. Im anschließenden Gewindehub bleibt dagegen der Werkzeug-Bohrabschnitt (zur Erzeugung der Vorbohrung erforderlich) belastungsfrei sowie außer Eingriff mit dem erzeugten Innengewinde. Der Werkzeug-Bohrabschnitt bewegt sich im Gewindehub mit seinen Bohrschneiden radial innerhalb des radial inneren Gewinde-Scheitels des Innengewindes. Der Gewindehub erfolgt bei einer zur Bohrungs-Achse achsparallelen Werkzeug-Achse.
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Das Gewindebohr-Werkzeug weist zumindest eine erste Bohrschneide und eine zweite Bohrschneide auf, die in Werkzeug-Umfangsrichtung um einen Schneidenwinkel voneinander beabstandet sind. Der Schneidenwinkel ist so bemessen, dass die beiden Bohrschneiden im Gewindehub belastungsfrei und außer Eingriff mit dem erzeugten Innengewinde aus der Werkstück-Gewindebohrung herausgeführt werden können.
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In einer technischen Umsetzung ist der am Gewindebohr-Werkzeug ausgebildete Gewindeerzeugungsabschnitt in einer Werkzeug-Umfangsrichtung außerhalb des von den beiden Bohrschneiden aufgespannten Drehwinkelbereiches angeordnet.
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Eine äußere Schneidenkontur der beiden Bohrschneiden bewegt sich bei einer Werkzeug-Rotation auf einer Bohrschneiden-Kreisbahn. In gleicher Weise bewegt sich bei der Werkzeug-Rotation eine Zahnkontur des Werkzeug-Gewindeerzeugungsabschnitts auf einer Zahnkontur-Kreisbahn mit einem Zahnkontur-Durchmesser. Um einen störkonturfreien Freifahrschnitt des Gewindebohr-Werkzeugs in der Radialrichtung sowie den zweiten Reversierhub zu unterstützen, ist der Zahnkontur-Durchmesser kleiner ausgelegt als der Schneidenkontur-Durchmesser. Auf diese Weise ergibt sich ein radialer Werkzeug-Freiraum zwischen der Bohrschneiden-Kreisbahn und der Zahnkontur-Kreisbahn. Der Werkzeug-Freiraum wird beim Freifahrschnitt in Radialrichtung teilweise aufgebraucht.
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Der zwischen der ersten Bohrschneide und der zweiten Bohrschneide aufgespannte Schneidenwinkel kann rein exemplarisch kleiner als 180° sein und zum Beispiel im Bereich von 120° bemessen sein.
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Jede der Bohrschneiden kann zumindest eine, an der Werkzeugspitze ausgebildete stirnseitige Querschneidkante aufweisen. Die Querschneidkante einer jeden Bohrschneide kann an einer radial äußeren Schneidenecke in eine Längsschneidkante der Bohrschneide übergehen. Zudem kann in einer konkreten Ausführungsvariante jeweils eine Bohrschneide an einem, in der Werkzeug-Längsrichtung verlaufenden Bohrersteg ausgebildet sein. Die beiden Bohrerstege können in der Werkzeug-Umfangsrichtung über Spanräume voneinander beabstandet sein. Eine den Spanraum begrenzende Spanfläche kann (in der Werkzeug-Umfangsrichtung) an der Längsschneidkante in eine umfangsseitige Bohrersteg-Freifläche übergehen. Von jeder der beiden Bohrersteg-Freiflächen können jeweils radial nach außen Führungsfasen abragen. Zudem kann an einem der beiden umfangsseitigen Bohrersteg-Freiflächen der Werkzeug-Gewindeerzeugungsabschnitt ausgebildet sein.
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An der Werkzeugspitze des Gewindebohr-Werkzeugs kann eine den Spanraum begrenzende Spanfläche an der stirnseitigen Querschneidkante in eine stirnseitige Freifläche übergehen, die in Richtung auf die Werkzeug-Achse konisch zuläuft. Bevorzugt im Hinblick auf eine gleichmäßige Bohrschneiden-Belastung ist es, wenn die ersten und zweiten Bohrschneiden in der Werkzeug-Axialrichtung in unterschiedlichen Höhenpositionen, das heißt zueinander axial höhenversetzt angeordnet sind. Der axiale Höhenversatz zwischen den beiden Bohrschneiden (insbesondere deren Querschneiden mit zugehöriger Schneidenecke) kann derart bemessen sein, dass die Bohrschneiden-Belastungen pro Bohrschneide im Bohrhub in etwa gleich sind. Bei axial höhenversetzten Bohrschneiden kann eine in etwa gleichmäßige Bohrschneiden-Belastung erzielt werden, und zwar trotz der nicht mit Bezug auf die Werkzeug-Achse diametral gegenüberliegenden Bohrschneiden (wie es in einem herkömmlichen Gewindebohr-Werkzeug der Fall ist), so dass der Zahnvorschub pro Bohrschneide in etwa gleich groß ist. Insbesondere können die beiden stirnseitigen Querschneidkanten der Bohrschneiden in der Werkzeug-Axialrichtung zueinander höhenversetzt sein.
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Nachfolgend ist ein Ausführungsbeispiel der Erfindung anhand der beigefügten Figuren beschrieben.
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Es zeigen:
- 1 in einer Seitenschnittdarstellung eine in einem Werkstück ausgebildete Gewindesackloch-Bohrung;
- 2 und 3 unterschiedliche Ansichten eines Gewindebohr-Werkzeugs;
- 4 bis 8 jeweils Ansichten, die die Erzeugung der in der 1 gezeigten Gewindesackloch-Bohrung in einer Prozessabfolge veranschaulichen;
- 9 und 10 ein konventionelles Bohrwerkzeug in unterschiedlichen Ansichten;
- 11 bis 14 ein Ausführungsbeispiel der Erfindung; sowie
- 15 bis 18 ein weiteres Ausführungsbeispiel der Erfindung.
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In der 1 ist eine fertiggestellte Gewindesackloch-Bohrung 1 gezeigt. Die Bohrung 1 ist mit ihrem Bohrungsgrund 3 bis zu einer Soll-Bohrtiefe tB in ein Werkstück 5 mittels einer Prozessabfolge eingearbeitet, die später anhand der 4 bis 8 erläutert wird. Die Gewindebohrung 1 weist an ihrer Bohrungsöffnung eine umlaufende Gewindesenkung 7 auf, die im weiteren Verlauf nach unten in ein Innengewinde 9 übergeht. Das Innengewinde 9 erstreckt sich entlang der Bohrungs-Achse A bis zu einer nutzbaren Soll-Gewindetiefe tG. Wie aus der 1 weiter hervorgeht, mündet ein Gewindegang des Innengewindes 9 in einen ringförmig umlaufenden Freigang beziehungsweise Freischnittnut 13. Die Gewindekern des Innengewindes 9 liegen in der 1 auf einem Kernlochdurchmesser dK. Der Gewindegrund des Innengewindes 9 liegt auf einem Gewinde-Außendurchmesser dA.
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Die in der 1 gezeigte Gewindesackloch-Bohrung 1 wird mit Hilfe eines nachfolgend anhand der 2 und 3 beschriebenen Gewindebohr-Werkzeugs hergestellt. Demzufolge weist das Werkzeug in der 2 einen Spannschaft 15 auf, an dem ein Gewindebohr-Körper 17 anschließt. Am Gewindebohr-Körper 17 sind in der 3 eine erste Bohrschneide S1 und eine zweite Bohrschneide S2 ausgebildet, die in einer Werkzeug-Umfangsrichtung u um einen Schneidenwinkel α voneinander beabstandet sind. Das Gewindebohr-Werkzeug weist in der 3 zwei in einer Werkzeug-Längsrichtung verlaufende Bohrerstege 14 auf. An jedem der beiden Bohrerstege 14 ist jeweils eine Bohrschneide S1, S2 ausgebildet. Die beiden Bohrerstege 14 sind in der Werkzeug-Umfangsrichtung u (3) über Spanräume 23 voneinander beabstandet. Jede der Bohrschneiden S1, S2 weist jeweils eine in der Werkzeug-Längsrichtung verlaufende Längschneidkante 27 (nur in den 12 und 14 angedeutet) und eine an der Werkzeugspitze ausgebildete stirnseitige Querschneidkante 29 auf. Die stirnseitige Querschneidkante 29 geht an einer radial äußeren Schneidenecke 33 in die Längsschneidkante 27 über.
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Eine den Spanraum 23 begrenzende Spanfläche geht an der Längsschneidkante 27 in eine umfangsseitige Bohrersteg-Freifläche 35 (3) über. An den umfangsseitigen Bohrersteg-Freiflächen 35 sind jeweils seitlich abragende Führungsfasen 37 ausgebildet. Zudem ist am breiten Bohrersteg 14 (und zwar an dessen Bohrersteg-Freifläche 35) ein Werkzeug-Gewindeerzeugungsabschnitt 39 ausgebildet. Dieser besteht in der 3 aus insgesamt drei Bearbeitungszähnen, nämlich einem Vorbearbeitungszahn 40, einem Zwischenzahn 41 und einem Fertigbearbeitungszahn 42. Alternativ oder zusätzlich können auch weitere Zähne (etwa der in der 1 gezeigte Zahn 43) vorgesehen werden. Die Zähne 40 bis 42 sind in der 3 in der Werkzeug-Umfangsrichtung u hintereinander angeordnet sowie in der Axialrichtung in etwa auf gleicher Höhe positioniert. Alternativ dazu ist jedoch der Gewindeerzeugungsabschnitt 39 nicht auf diese spezielle Ausführungsvariante beschränkt. Vielmehr können auch weniger oder mehr Schneidzähne bereitgestellt werden und/oder können die Schneidzähne auch axial zueinander versetzt an den Bohrersteg-Freiflächen 35 angeordnet sein.
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Der Gewindeerzeugungsabschnitt 39 weist zudem, in Axialrichtung betrachtet, beidseitig der Bearbeitungszähne 40, 41, 42 jeweils einen umfangsseitigen zylindrisch verlaufenden Stützsteg 44 (3 und 4) auf, dessen Außendurchmesser bei der Gewindeerzeugung (siehe 7) in etwa auf dem Vorbohrdurchmesser dVB liegt, so dass sich bei der Gewindeerzeugung der Stützsteg (44) des Gewindebohr-Werkzeugs gegen die Vorbohrungswand abstützt Wie aus der 3 weiter hervorgeht, bewegt sich eine äußere Schneidenkontur der ersten und zweiten Bohrschneiden S1, S2 bei einer Werkzeug-Rotation auf einer Bohrschneiden-Kreisbahn 45 mit einem Schneidenkontur-Durchmesser (identisch mit Kernlochdurchmesser dK). In gleicher Weise bewegt sich eine Zahnkontur des Werkzeug-Gewindeerzeugungsabschnitts 39 bei einer Werkzeug-Rotation auf einer Zahnkontur-Kreisbahn bzw. Hüllkurve 47 (3 und 4) mit einem Zahnkontur-Durchmesser. In den 3 oder 4 ist der Zahnkontur-Durchmesser kleiner bemessen als der Schneidenkontur-Durchmesser (identisch mit Kernlochdurchmesser dK). Dadurch ergibt sich ein radialer Werkzeug-Freiraum 49 (3 oder 4) zwischen der Bohrschneiden-Kreisbahn 45 und der Zahnkontur-Kreisbahn 47. Der Werkzeug-Freiraum 49 wird in einem später beschriebenen Freifahrschritt F (8b) benötigt.
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Nachfolgend wird anhand der 4 bis 8 eine Gewindeerzeugung mit Hilfe des erfindungsgemäßen Gewindebohr-Werkzeugs beschrieben: So wird in einem Bohrhub B (4 und 5) das rotierende Gewindebohr-Werkzeug in das noch nicht vorgebohrte Werkstück 5 bis zu der Soll-Bohrtiefe tB unter Bildung einer Vorbohrung 51 eingetrieben. Im Bohrhub B befinden sich die beiden Bohrschneiden S1, S2 in Spaneingriff mit dem Werkstück 5, während der Werkzeug-Gewindeerzeugungsabschnitt 39 belastungsfrei sowie außer Eingriff mit der Vorbohrungs-Wand bleibt. Die Werkzeug-Achse W ist koaxial zur Bohrungs-Achse A ausgerichtet, der Vorschub vf sowie die Drehzahl n des Gewindebohr-Werkzeugs sind frei wählbar. Der Bohrvorgang erfolgt in der 4 in eingezeichneter Drehrichtung 38 beispielhaft linksdrehend.
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Nach dem Bohrhub-Ende (5) wird mit den folgenden Prozessschritten der Gewindehub G (8a) vorbereitet: So erfolgt nach dem Bohrhub B zunächst ein erster Reversierhub R1 (6), bei dem das Gewindebohr-Werkzeug in einer zur Bohrrichtung entgegengesetzten Reversierrichtung soweit aus der Vorbohrung 51 herausgeführt wird, dass ein erster Versatzhub V1 ( 7) erfolgen kann. Im ersten Versatzhub V1 wird das aus der Vorbohrung 51 herausgeführte Gewindebohr-Werkzeug um einen Radialversatz Δr1 radial ausgesteuert.
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Dann startet der Gewindehub (8a), bei dem das radial ausgesteuerte, rotierende Gewindebohr-Werkzeug in einer Zirkular-Drehbewegung (7) entlang einer Kreisbahn 53 um die Bohrungs-Achse A geführt wird und mit einem Gewinde-Vorschub und einer damit synchronisierten Gewinde-Drehzahl in die Vorbohrung 51 eingeführt wird. Im Gewindehub G erfolgt die Werkzeug-Rotation und die Werkzeug-Zirkularbewegung sowohl in gleichsinniger Drehrichtung als auch bei gleicher Drehzahl, wie es in der 7 angedeutet ist.
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Im Gewindehub G (8a) erzeugt der Gewindeerzeugungsabschnitt 39 des Gewindebohr-Werkzeugs bis Erreichen der Soll-Gewindetiefe tG das Innengewinde 9. Mit Erreichen der Soll-Gewindetiefe tG wird der Gewindehub G mit einem Freischnitthub F (8a) verlängert. Im Freischnitthub F sind der Vorschub vf und die Drehzahl n des Gewindebohr-Werkzeugs nicht mehr zueinander synchronisiert. Es wird daher die an das Innengewinde 9 anschließende umlaufende Freischnittnut 13 ohne Gewindesteigung erzeugt.
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Nach Erzeugung der umlaufenden Freischnittnut 13 folgt ein zweiter Versatzhub V2 (8b), bei dem das Gewindebohr-Werkzeug um einen Radialversatz Δr2 in Radialrichtung von der Freischnittnut 13 freigefahren wird. Dies ermöglicht einen zweiten Reversierhub R2 (8b), bei dem das Gewindebohr-Werkzeug belastungsfrei, das heißt ohne Gewindeeingriff sowie ohne Spaneingriff aus der Werkstück-Gewindebohrung 1 herausführbar ist.
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Die nachfolgende Beschreibung betrifft speziell den Bohr-Prozessschrittes sowie den Bohrabschnitt des Gewindebohr-Werkzeugs: Allgemein sind bei der Auslegung eines Bohr-Prozessschrittes die Prozessparameter (das heißt Drehzahl n sowie Vorschub vf des Bohrwerkzeugs) so mit den Positionen der Bohrschneiden S1, S2 am Bohrwerkzeug abzustimmen, dass die Bohrschneiden-Belastung pro Bohrschneide S1, S2 in etwa gleich ist, das heißt der Vorschub vfz (Zahnvorschub) pro Bohrschneide S1, S2 idealerweise gleich ist. Dies wird bei einem konventionellen Bohrwerkzeug (9 und 10) durch konstante Teilungsabstände zwischen den Bohrschneiden S1, S2 erzielt. In der 9 liegen daher die Bohrschneiden S1, S2 mit Bezug auf die Werkzeug-Achse W diametral gegenüber, so dass der Vorschub (Zahnvorschub) pro Bohrschneide S1, S2 in etwa gleich ist, wie es aus der 10 hervorgeht. In der 10 ist die Mantelfläche des konventionellen Bohrwerkzeugs in einer Abwicklung gezeigt. Demnach sind die Bohrschneiden S1, S2 auf gleicher axialer Höhe H positioniert. Die Bohrschneiden S1, S2 sind in der 10 jeweils über identische Schnittbreiten s in Spaneingriff mit der Innenwandung einer Werkstückbohrung. In der 10 sind die sich im Bohrprozess ergebenden Schnittwege w1 und w2 der beiden Bohrschneiden S1, S2 eingezeichnet. Die Schnittwege w1 und w2 verlaufen mit einem Steigungswinkel β spiralförmig entlang der Bohrungs-Innenwandung, so dass sich in der Abwicklung (10) ein geradliniger Verlauf der Schnittwege w1 und w2 ergibt. Die Schnittwege w1 und w2 überlappen sich in der 10 nicht, sondern gehen vielmehr in der Axialrichtung überlappungsfrei ineinander über.
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In dem Ausführungsbeispiel der 11 bis 14 sind - im Unterschied zum Stand der Technik gemäß 9 und 10 - die Teilungsabstände zwischen den beiden Bohrschneiden S1, S2 nicht mehr identisch, sondern unterschiedlich. Entsprechend ist in der 12 der Vorschub ffz pro Bohrschneide nicht mehr für jede Bohrschneide gleich, sondern unterschiedlich. Das heißt, dass in der 12 die Bohrschneiden S1, S2 im Bohrprozess nicht mehr gleichmäßig, sondern unterschiedlich belastet sind. Gemäß der 12 ist der ersten Bohrschneide S1 der größte Vorschub vfz pro Bohrschneide zugeordnet, das heißt die erste Bohrschneide S1 ist der größeren Schneidenbelastung ausgesetzt. In der 12 sind die beiden Bohrschneiden S1, S2 ohne axialem Höhenversatz ΔH auf gleicher Höhe H positioniert. Gemäß der 13 und 14 spannt jede Querschneidkante 29 jeder Bohrschneide S1, S2 mit der Werkzeug-Achse W einen Spitzenwinkel β1, β2 auf. Die Spitzenwinkel β1, β2 der beiden Bohrschneiden S1, S2 sind in der 14 (wie bei herkömmlichen Bohrwerkzeugen mit symmetrischer Bohrschneiden-Verteilung) identisch bemessen. Die Spitzenwinkel β1, β2 sind dabei so gewählt, dass sich der axiale Höhenversatz ΔH am Werkzeug-Umfang, das heißt an den Schneidenecken 33 der beiden Bohrschneiden S1, S2, bzw. die unterschiedlichen Höhenpositionen H1, H2 der Bohrschneiden S1, S2 einstellen, wie sie in der 14 gezeigt sind.
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Um trotz der unterschiedlichen Teilungsabstände eine in etwa gleichmäßige Belastung der Bohrschneiden S1, S2 zu gewährleisten, sind in dem Ausführungsbeispiel der 15 bis 18 die Bohrschneiden S1, S2 nicht mehr auf gleicher axialer Höhe H positioniert, sondern vielmehr auf unterschiedlichen Höhenpositionen H1 und H2 angeordnet. Diese Höhenpositionen H1 und H2 sind so gewählt, dass sich eine im Vergleich zur 11 und 12 gleichmäßigere Bohrschneiden-Belastung der beiden Bohrschneiden S1, S2 ergibt. Die Höhenpositionen H1 und H2 sind in Abhängigkeit von den Prozessparametern im Bohrprozess (das heißt Werkzeug-Drehzahl, Werkzeug-Vorschub) sowie in Abhängigkeit von den jeweiligen Teilungsabständen gewählt.
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Wie aus der 16 hervorgeht, sind die Bohrschneiden S1, S2 - analog zur 9 und 10 - jeweils über identische Schnittbreiten s in Spaneingriff mit der Bohrungs-Innenwandung. Zudem überlappen sich in der 14 die Schnittwege w1 und w2 einander nicht, sondern gehen diese vielmehr überlappungsfrei ineinander über.
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Gemäß den 17 und 18 spannt jede Querschneidkante 29 jeder Bohrschneide S1, S2 mit der Werkzeug-Achse W einen Spitzenwinkel β1, β2 auf. Die Spitzenwinkel β1, β2 der beiden Bohrschneiden S1, S2 sind in der 18 nicht (wie bei herkömmlichen Bohrwerkzeugen mit symmetrischer Bohrschneiden-Verteilung) identisch bemessen, sondern vielmehr zueinander unterschiedlich bemessen. Die Spitzenwinkel β1, β2 sind dabei so gewählt, dass sich der axiale Höhenversatz ΔH am Werkzeug-Umfang, das heißt an den Schneidenecken 33 der beiden Bohrschneiden S1, S2, bzw. die unterschiedlichen Höhenpositionen H1, H2 der Bohrschneiden S1, S2 einstellen, wie sie in der 16 gezeigt sind.
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Bezugszeichenliste
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- 1
- Gewindebohrung
- 3
- Bohrungsgrund
- 5
- Werkstück
- 7
- Gewindesenkung
- 8
- Fase
- 9
- Innengewinde
- 13
- umlaufende Freischnittnut
- 14
- Bohrerstege
- 15
- Spannschaft
- 17
- Werkzeugkörper
- 14, 16
- Bohrstege
- S1, S2
- Bohrschneiden
- 23
- Spanraum
- 25
- Längsschneidkante
- 29
- Querschneidkante
- 30
- stirnseitige Freifläche
- 33
- Schneidenecke
- 35
- Bohrersteg-Freifläche
- 37
- Führungsfasen
- 38
- Drehrichtung im Bohrhub
- 39
- Werkzeug-Gewindeerzeugungsabschnitt
- 40, 41, 42
- Schneidzähne des Gewindeerzeugungsabschnittes
- 43
- alternativer Schneidzahn
- 44
- Abstützbasis
- 45
- Bohrschneiden-Kreisbahn
- 47
- Hüllkurve des Gewindeerzeugungsabschnittes 39
- 49
- Werkzeug-Freiraum
- 51
- Vorbohrung
- 53
- Zirkular-Kreisbahn
- tB
- Sollbohrtiefe
- dK
- Kerndurchmesser
- u
- Werkzeug-Umfangsrichtung
- α
- Schneidenwinkel
- A
- Bohrungs-Achse
- W
- Werkzeug-Achse
- B
- Bohrhub
- G
- Gewindehub
- F
- Freischnitthub
- V1, V2
- Versatzhub
- Δr1 Δr2
- Radialversatz
- ΔH
- Höhenversatz
- H1, H2
- Höhenpositionen
- β1, β2
- Spitzenwinkel
- vf
- Vorschub
- tG
- Soll-Gewindetiefe