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Haaröle werden von Ihren Anwendern seit langer Zeit geschätzt als ein einfacher, effizienter und meist preiswerter Weg, die Haare wirksam zu pflegen. Welche Öle sich eignen und wie sie wirken, wird unter den Nutzern viel thematisiert. Haaröle sind zum Beispiel im nördlichen Afrika und einer Vielzahl anderer, insbesondere an Sonneneinstrahlung reicher Erdregionen, schon seit Jahrhunderten ein beliebtes Pflegemittel. Im weniger sonnenreichen Deutschland sind Haaröl-Traditionen beispielsweise im viktorianischen Zeitalter entstanden und dann weitgehend wieder verschwunden. Erneut sind jedoch Haaröle seit einigen Jahren zunehmend in Mode. Während bestimmte pflanzliche Öle bisher eine Art Geheimtipp waren, brachten in jüngerer Vergangenheit eine Vielzahl von Anbietern ihre eigenen Haarölvariationen auf den Markt.
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Dieser Trend dürfte darin begründet sein, dass eine steigende Anzahl von Anwendern Produkte mit einer möglichst geringen überschaubaren Anzahl von Inhaltsstoffen bevorzugt, beispielsweise, da unliebsame Eigenschaften bestimmter chemisch-synthetisch hergestellter Inhaltsstoffe für Mensch oder Umwelt vermutet werden. Beispielsweise in manchen als natürlich beworbenen Haarölen befinden sich allerdings auch mehr Silikone als tatsächliche Öle. Die Silikone lassen das Haar glänzen, machen es gut kämmbar und lassen es geschmeidig wirken. Kritiker bemängeln jedoch das sie dies bewirken, indem sie das Haar versiegeln, ohne eine Pflegewirkung zu erzeugen. Insgesamt ist die Frage ob synthetische oder natürliche Inhaltsstoffe bevorzugt werden nutzerspezifisch und beide Optionen bieten ihnen eigene Vor- und Nachteile.
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Traditionell werden Haaröle zur Pflege verwendet, wobei sie entweder unabhängig von einer Haarwäsche angewendet werden oder einen bestimmten Zeitraum von bis zu einigen Stunden vor einer Haarwäsche angewendet und dann mit einem Shampoo ausgewaschen werden. Die hier beschriebene Erfindung hingegen betrifft gemäß eines ersten Aspekts ein reinigendes Haaröl. Gemäß eines zweiten Aspekts betrifft die Erfindung ein Verfahren zum Anwenden des reinigenden Haaröls an keratinischen Fasern, insbesondere menschlichen Haaren und gemäß eines dritten Aspekts betrifft die Erfindung die die Verwendung des reinigenden Haaröls zur Pflege keratinischer Fasern insbesondere menschlicher Haare. In der folgenden Beschreibung werden im Sinne der Einfachheit beispielsweise Wirkungen teils nur im Hinblick auf Haare oder nur im Hinblick auf menschliche Haare geschildert, obgleich sie auch für andere keratinische Fasern erzielbar sind.
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Herkömmliche Haaröle sind in der Anwendung in gewissem Umfang flexibel. Sie können zum Beispiel vor dem Haarewaschen als Kur genutzt werden. Dazu wird das entsprechende Öl beispielsweise dreißig bis sechzig Minuten vor dem Haarewaschen großzügig im Haar, insbesondere in den Haarspitzen, verteilt. Wahlweise kann Haaröl auch als sogenanntes Leave-In-Produkt verwendet werden. Dazu wird nach der Haarwäsche eine kleine Portion Haaröl in den Spitzen verteilt. Dabei schützt das Öl die Haare auch vor Hitze beim Föhnen oder Glätten. Im feuchten Haar nach dem Waschen angewandt, sorgt Haaröl für eine bessere Kämmbarkeit. Dazu versiegelt es die Haare, was sie glänzen lässt und beugt Spliss vor. Wichtig bei Haarölen, die als Leave-In-Produkt genutzt werden sollen, ist, dass sie die Haare nicht unnötig beschweren. Gute Haaröle lassen das Haar nicht übermäßig schwer oder fettig wirken, solange die Dosierung stimmt, ganz vermeiden lassen sich diese Eigenschaften aber nicht. Ein nützlicher Nebenaspekt bei der Verwendung von Haaröl ist, dass die Haare nicht nur gepflegt werden und glänzen, sondern, je nach Öl, die Haare auch schneller trocknen, als sie es sonst tun würden.
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Es ist aber, wie sich aus dieser Erläuterung folgern lässt, bei herkömmlichen Haarölen natürlich systemimmanent immer entweder eine gewisse Fettigkeit der Haare nach der Anwendung gegeben oder sie müssen kombiniert mit einem Shampoo verwendet werden, also nach einer gewissen Einwirkzeit mit Shampoo ausgewaschen werden. In anderen Worten haben herkömmliche Haaröle keine Reinigungseigenschaften und sind fettig. Diese Eigenschaft wird von einigen Anwendern als Nachteil wahrgenommen, da ein fettiges Aussehen der Haare als unerwünscht gilt. Auch wird es, insbesondere von Anwendern mit verhältnismäßig trockenem Haar, als Nachteil wahrgenommen, dass ein Teil der Pflegewirkung eines Öls durch das nachträgliche Anwenden eines Shampoos zu vermeiden von Fettigkeit wieder zunichtegemacht wird.
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Die Erfinder der hiermit beanspruchten Ausführungsformen haben sich die Aufgabe gestellt, ein Haaröl bereitzustellen, das dem Anwender sowohl reinigende als auch pflegende Eigenschaften bietet, sowie ein Verfahren, bei dem das Haaröl angewendet wird, und eine Verwendung des Haaröls zur ermöglichen. Diese Aufgabe ist die der Erfindung zugrundeliegende Aufgabe. Diese Aufgabe wird gelöst durch einen ersten Aspekt der Erfindung.
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Gemäß des ersten Aspekts umfasst ein wasserfreies Haaröl ein kosmetisches Öl und einen Emulgator. Emulgatoren wurden zuvor nicht in Haarölen verwendet. Die Haaröle im Sinne der vorliegenden Erfindung sind wasserfrei. Wasserfrei bedeutet hierbei, für die Zwecke der vorliegenden Erfindung, dass kein Wasser beabsichtigt zugesetzt wurde. Geringste in den Ausgangsstoffen enthaltene oder während eines Herstellungsverfahrens unbeabsichtigt eingetragene Wassermengen können trotzdem zu gegen sein, beispielsweise höchstens 1 Gew.-%, bevorzugter höchstens 0,3 Gew.-%, insbesondere bevorzugt höchstens 0,1 Gew.-%, bezogen auf das gesamte Haaröl.
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Das Kosmetische Öl ist nicht sonderlich beschränkt und kann ein üblicherweise im Bereich der Kosmetik eingesetztes Öl oder ein Gemisch solcher Öle sein. Insbesondere kann es ein natürliches Öl, ein Silikonöl, ein Ester-Öl oder ein anderes für kosmetische Zwecke geeignetes Öl umfassen. Ein natürliches Öl im Sinne der hier beschriebenen Erfindung ist ein Öl, das in natürlich vorkommenden Rohstoffquellen, beispielsweise mikrobiellen, pflanzlichen oder tierischen, insbesondere aber pflanzlichen Ursprungs, aufgefunden wird und aus diesen gewonnen werden kann. Beispiele eines solchen natürlichen Öls sind Aprikosenkernöl, Avocadoöl, Macadamianussöl, Arganöl, Kokosöl, Jojobaöl und Ricinusöl. Es kann aber auch ein durch einfache wenig verändernde Verfahrensschritte aus solchen Ölen gewonnenes Öl sein, wie ein Neutralöl, auch MCT-ÖI (Medium Chain Triglyceride-Öl) genannt, also eine Mischung aus Triglyceriden natürlichen Ursprungs mit mittelkettigen Fettsäuren. Ausgangsbasis für ein solches Öl bilden in der Regel Palmkern- oder Kokosöl. Neutralöl ist reizfrei, leicht aufzutragen und zieht rasch ein. Ein Beispiel eines anderen geeigneten Öls ist Dioctylcarbonat, kommerziell erhältlich als Cetiol® CC. Jedes der verwendbaren Öle ist mit ihm eigenen Vor- oder Nachteilen verbunden. Zum Beispiel wird Ricinusöl mit folgenden vorteilhaften Wirkungen in Verbindung gebracht: Kräftigung der Haare und der Haarwurzel, Anregung des Haarwachstums, geschmeidig bzw. weich machen widerspenstigen und trockenen Haars, erzeugen eines gesund aussehenden Glanzes in den Haaren und tiefes Eindringen in die inneren Ebenen der Kopfhaut verbunden mit einem natürlichen Schutz der Kopfhaut.
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Der Emulgator ist nicht sonderlich beschränkt, solange er für kosmetische zwecke geeignet ist. Zum Beispiel umfasst der Emulgator ethoxylierte Fettsäuren, ethoxylierte oder nicht ethoxylierte Sorbitanester, PEG Derivate auf Glycerin- oder Glykolbasis, nicht ethoxyliert Glycerin- oder Glykolderivate oder ein Gemisch aus diesen. Der Vorteil der Verwendung eines solchen Emulgators in einem Haaröl liegt darin, dass dieses Öl dadurch mit Wasser, insbesondere warmem Wasser, am Haar und auf der Kopfhaut selbst emulgiert, weshalb es auch als selbstemulgierend bezeichnet wird, womit durch einfaches Ausspülen im Überschuss vorliegendes Öl heruntergewaschen werden kann, ohne, dass ein Shampoo benötigt wird. Dennoch kommt es nach der Anwendung zu keinem fettigen Haut oder Haargefühl. Im Ergebnis wird eine pflegende Wirkung erzielt aber das Haar wirkt nicht beschwert oder fettig und muss nicht durch die Anwendung eines Shampoos zusätzlich belastet werden, wovon insbesondere Personen mit eher trockenem Haar profitieren. Ein konkretes eines verwendbaren Emulgators ist Propylenglycoldodecylether, kommerziell erhältlich als Brij® L4.
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Bei dem Haaröl des ersten Aspekts macht das kosmetische Öl bevorzugt 80 Gew.-% bis 97 Gew.-%, weiterhin bevorzugt 84 Gew.-% bis 95 Gew.-%, insbesondere bevorzugt 88 Gew.-% bis 93 Gew.-% des Haaröls aus. In diesen Bereichen wird in zunehmendem Maß eine zum Ausspülen mit Wasser ausreichende Emulgierbarkeit erzielt aber es werden auch noch ausgeprägte pflegende Eigenschaften sichergestellt.
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Außerdem macht der Emulgator bevorzugt 3 Gew.-% bis 20 Gew.-%, weiterhin bevorzugt 4 Gew.-% bis 15 Gew.-%, insbesondere bevorzugt 5 Gew.-% bis 10 Gew.-% des Haaröls aus. In diesen Bereichen wird in zunehmendem Maß eine zum Ausspülen mit Wasser ausreichende Emulgierbarkeit erzielt aber es werden auch noch ausgeprägte pflegende Eigenschaften sichergestellt.
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Außerdem macht das Ricinusöl bevorzugt 0,1 Gew.-% bis 10 Gew.-%, bevorzugt 0,3 Gew.-% bis 6 Gew.-%, insbesondere bevorzugt 0,7 Gew.-% bis 3 Gew.-% des Haaröls aus. In diesen Bereichen wird in zunehmendem Maß sichergestellt, dass sowohl die zuvor beschriebenen besonderen vorteilhaften Eigenschaften des Ricinusöls zum tragen kommen, als auch, dass das Haaröl noch einen ausreichenden Anteil eines weiteren Öls enthalten kann, sodass es auch die vorteilhaften Wirkungen aufweisen kann, die mit dem Weitern Öl einhergehen.
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Bevorzugt umfasst das erfindungsgemäße Haaröl eine der folgenden Kombinationen von Öl und Emulgator: ein Silikonöl mit ethoxylierten Fettsäuren, ein Ester-Öl mit ethoxylierten Fettsäuren, ein anderes für kosmetische Zwecke geeignetes Öl mit ethoxylierten Fettsäuren, Aprikosenkernöl mit ethoxylierten Fettsäuren, Avocadoöl mit ethoxylierten Fettsäuren, Macadamianussöl mit ethoxylierten Fettsäuren, Arganöl mit ethoxylierten Fettsäuren, Kokosöl mit ethoxylierten Fettsäuren, Jojobaöl mit ethoxylierten Fettsäuren, Ricinusöl mit ethoxylierten Fettsäuren, Neutralöl mit ethoxylierten Fettsäuren; ein Silikonöl mit ethoxylierten oder nicht ethoxylierten Sorbitanestern, ein Ester-Öl mit ethoxylierten oder nicht ethoxylierten Sorbitanestern, ein anderes für kosmetische Zwecke geeignetes Öl mit ethoxylierten oder nicht ethoxylierten Sorbitanestern, Aprikosenkernöl mit ethoxylierten oder nicht ethoxylierten Sorbitanestern, Avocadoöl mit ethoxylierten oder nicht ethoxylierten Sorbitanestern, Macadamianussöl mit ethoxylierten oder nicht ethoxylierten Sorbitanestern, Arganöl mit ethoxylierten oder nicht ethoxylierten Sorbitanestern, Kokosöl mit ethoxylierten oder nicht ethoxylierten Sorbitanestern, Jojobaöl mit ethoxylierten oder nicht ethoxylierten Sorbitanestern, Ricinusöl mit ethoxylierten oder nicht ethoxylierten Sorbitanestern, Neutralöl mit ethoxylierten oder nicht ethoxylierten Sorbitanestern; ein Silikonöl mit PEG Derivaten auf Glycerin- oder Glykolbasis, ein Ester-Öl mit PEG Derivaten auf Glycerin- oder Glykolbasis, ein anderes für kosmetische Zwecke geeignetes Öl mit PEG Derivaten auf Glycerin- oder Glykolbasis, Aprikosenkernöl mit PEG Derivaten auf Glycerin- oder Glykolbasis, Avocadoöl mit PEG Derivaten auf Glycerin- oder Glykolbasis, Macadamianussöl mit PEG Derivaten auf Glycerin- oder Glykolbasis, Arganöl mit PEG Derivaten auf Glycerin- oder Glykolbasis, Kokosöl mit PEG Derivaten auf Glycerin- oder Glykolbasis, Jojobaöl mit PEG Derivaten auf Glycerin- oder Glykolbasis, Ricinusöl mit PEG Derivaten auf Glycerin- oder Glykolbasis, Neutralöl mit PEG Derivaten auf Glycerin- oder Glykolbasis; ein Silikonöl mit nicht ethoxylierten Glycerin- oder Glykolderivaten, ein Ester-Öl mit nicht ethoxylierten Glycerin- oder Glykolderivaten, ein anderes für kosmetische Zwecke geeignetes Öl mit nicht ethoxylierten Glycerin- oder Glykolderivaten, Aprikosenkernöl mit nicht ethoxylierten Glycerin- oder Glykolderivaten, Avocadoöl mit nicht ethoxylierten Glycerin- oder Glykolderivaten, Macadamianussöl mit nicht ethoxylierten Glycerin- oder Glykolderivaten, Arganöl mit nicht ethoxylierten Glycerin- oder Glykolderivaten, Kokosöl mit nicht ethoxylierten Glycerin- oder Glykolderivaten, Jojobaöl mit nicht ethoxylierten Glycerin- oder Glykolderivaten, Ricinusöl mit nicht ethoxylierten Glycerin- oder Glykolderivaten, Neutralöl mit nicht ethoxylierten Glycerin- oder Glykolderivaten.
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Das erfindungsgemäße Haaröl kann ein Parfüm enthalten ein Bespiel eines Parfums ist das kommerziell erhältliche Produkt „Parfum After Beauty 801628“. Die der Anteil des Parfums am Haaröl macht beispielsweise 0,3 Gew.-% aus.
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Ferner wird die der hier beschriebenen Erfindung zugrundeliegende Aufgabe durch einen zweiten Aspekt gelöst. Für den ersten Aspekt beschriebene Merkmale können sich, soweit kein bestimmter Hinderungsgrund besteht auch in diesem und weiteren Aspekten finden. Der zweite Aspekt der hier beschriebenen Erfindung betrifft ein Verfahren, das einen Schritt umfasst, bei dem ein Haaröl gemäß des ersten Aspekts an keratinischen Fasern, insbesondere menschlichen Haaren, angewendet wird und das einen darauffolgenden Schritt umfasst, bei dem das Haaröl ausgespült wird. Die erzielbaren Vorteile entsprechen denen zum ersten Aspekt beschriebenen.
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Bevorzugt umfasst das Verfahren noch einen weiteren Schritt, bei dem das Haaröl für eine Zeitspanne von 10 Sekunden bis 30 Minuten, bevorzugt 1 Minute bis 10 Minuten, insbesondere bevorzugt 3 Minuten bis 10 Minuten vor dem ausspülen des Haaröls and den keratinischen Fasern, insbesondere den Menschlichen Haaren belassen wird. Durch diese Vorgehensweise werden die zuvor beschriebenen, vorteilhaften Wirkungen in zunehmendem Ausmaß erzielt.
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Ferner wird die der hier beschriebenen Erfindung zugrundeliegende Aufgabe durch einen dritten Aspekt gelöst. Dieser dritte Aspekt der hier beschriebenen Erfindung betrifft eine Verwendung, bei der das Haaröl gemäß eines ersten Aspekts zum Pflegen von keratinischen Fasern, insbesondere menschlichen Haaren angewendet wird.
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Ein konkretes Beispiel des ersten Aspekts der Erfindung ist ein Haaröl mit einer in der folgenden Tabelle 1 definierten Zusammensetzung. Die in der Tabelle angegebenen Anteile beziehen sich auf das Gesamtgewicht des Haaröls.
Tabelle 1
Inhaltsstoff | Anteil in Gew.-% |
Caprylic/Capric Triglyceride (INCI) | 48,70 |
Laureth-4 (INCl)(1) | 8,00 |
Dicaprylyl Carbonate (INCl)(2) | 42,00 |
Parfüm Alter Beauty 801628 | 0,30 |
Ricinusöl | 1,00 |
(1) Kommerziell von Sigma-Aldrich unter dem Markennamen Brij® L4 erhältlich |
(2) Kommerziell von BASF Care Creations unter dem Markennamen Cetiol ® CC erhältlich |