DE102017100365A1

DE102017100365A1 - Verfahren zum Wiederverwerten von Haaren, und deren Verwendung

Info

Publication number: DE102017100365A1
Application number: DE102017100365.7A
Authority: DE
Inventors: Anmelder Gleich
Original assignee: Individual
Current assignee: Individual
Priority date: 2017-01-10
Filing date: 2017-01-10
Publication date: 2018-07-12

Abstract

Bei einem Verfahren zum Wiederverwerten von Haaren, wobei die Haare vom Körper abgeschnitten werden, und sortiert werden, derart, dass mit bestimmten Zusatzstoffen belastete Haare aussortiert werden und die verbliebenen Haare weiter verarbeitet werden, schlägt die Erfindung vor, dass die verbliebenen Haare zu kleinen Partikeln von höchstens 0,5 cm Länge zerkleinert werden.

Description

Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Wiederverwerten von Haaren, sowie Verwendungen derartig aufbereiteter Haare.
Aus der Praxis ist ein Verfahren nach dem Oberbegriff des Anspruchs 1 bekannt: Haare werden zunächst vom Körper abgeschnitten und anschließend sortiert, beispielsweise nach Länge und Haarfarbe. Anschließend werden diese sortierten Haare weiterverarbeitet, beispielsweise auf Monturen befestigt, um auf diese Weise eine Echthaar-Perücke zu schaffen. Für diese Verwendung von Haaren kommen üblicherweise ausschließlich Haare in Betracht, die im abgeschnittenen Zustand eine gewisse Mindestlänge nicht unterschreiten, beispielsweise eine Länge von 15 bis 20 cm, selbst wenn später, nach Herstellung der Echthaar-Perücke, diese Echthaar-Perücke frisiert wird und dabei zur Erzielung einer bestimmten Frisur bzw. eines bestimmten Schnitts die zuvor montierten Echthaare gekürzt werden.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein gattungsgemäßes Verfahren zum Wiederverwerten von Haaren dahingehend weiter zu entwickeln, dass auch vergleichsweise kurze Haare für eine weitere Verwendung nutzbar sind.
Diese Aufgabe wird durch ein Verfahren nach Anspruch 1 gelöst, wobei vorteilhafte Verwendungen der nach dem Verfahren behandelten Haare in den Ansprüchen 12 bis 14 beschrieben sind. Vorteilhafte Ausgestaltungen des Verfahrens sind in den Unteransprüchen beschrieben.
Die Erfindung schlägt mit anderen Worten vor, aus den gesammelten Haaren zunächst diejenigen Haare auszusortieren, die mit bestimmten Zusatzstoffen belastet sind. Stoffe, wie sie beispielsweise in Haarfärbemitteln enthalten sind, sind in einigen Fällen aus anderen Anwendungsgebieten bereits verboten worden, welche die Anwendung am menschlichen oder tierischen Körper betreffen, beispielsweise in der Futtermittelherstellung, bei auf die Haut aufzutragenden Kosmetika. Das vorschlagsgemäße Verfahren kann daher genutzt werden, um zunächst sämtliche Haare zu sammeln, die beispielsweise in einem Friseurbetrieb anfallen, unabhängig von deren Farbe und Größe, wobei jedoch die entsprechend belasteten Haare aussortiert werden und nicht für die vorschlagsgemäß vorgesehenen weiteren Verarbeitungsschritte verwendet werden.
Unabhängig von dieser Aussortierung belasteter Haare kann nach wie vor, in an sich bekannter Weise, eine Sortierung der gesammelten Haare auch nach Farbe und/oder Länge erfolgen. Vorschlagsgemäß jedoch werden auch solche Haare gesammelt, die beispielsweise ein für die Herstellung von Perücken erforderliches Mindestmaß unterschreiten. Die nicht belasteten und aussortierten, sondern vielmehr verbliebenen Haare werden vorschlagsgemäß zu kleinen Partikeln zerkleinert, welche eine Länge von höchstens 5 mm aufweisen. Der vorliegende Vorschlag geht hierbei von der Überlegung aus, dass die in den Haaren enthaltenen Wirkstoffe leichter aufgeschlossen und somit besser verwertbar sind, wenn das Haarmaterial eine möglichst große Oberfläche aufweist, um einen beispielsweise chemischen oder biologischen Angriff zu ermöglichen. Im Vergleich zur ursprünglichen Länge eines Haares bewirkt eine Aufteilung des Haares in einzelne Abschnitte von höchstens 5 mm Länge eine erhebliche Vergrößerung der Oberfläche des Haares. Insbesondere wenn die Haare nicht präzise quer zu ihrer Längsachse geschnitten werden, sondern schräg verlaufende Schnitte in die Haare eingebracht werden, ergibt sich eine drastische Vergrößerung der Oberfläche und damit eine entsprechend verbesserte Möglichkeit, die im Haar enthaltenen Stoffe verwertbar zugänglich zu machen.
Insbesondere wenn die Partikel eine Größe von höchstens 1 mm Länge aufweisen, wird ein regelrechtes Pulver geschaffen, welches nicht nur aufgrund seiner Inhaltsstoffe verwertet werden kann, sondern auch als kosmetischer Artikel: Beispielsweise können derartige kleinen Haarpartikel in das natürliche Haupthaar eines Menschen eingestreut werden, um bei lichter werdendem Haupthaar kahle Stellen auf der Kopfhaut kosmetisch abzudecken, so dass keine hell schimmernden Bereich der Kopfhaut sichtbar sind, die ansonsten durch den Lichteinfall, welcher durch das lichte Haupthaar auf die Kopfhaut fällt, sichtbar wären. Für derartige kosmetische Anwendungen kann vorteilhaft das Haar der betreffenden Person selbst verwendet werden, so dass auf diese Weise einerseits die völlige farbliche Übereinstimmung der kleinen Partikel mit der Original-Haarfarbe der betreffenden Person gewährleistet ist, und so dass auch eine problemlose Verträglichkeit aufgrund der verwendeten körpereigenen Partikel sichergestellt ist.
Zur Erzeugung der Partikel aus den gesammelten Haaren können die Haare in einer ersten Verfahrensweise zu Büscheln zusammengefasst werden, also in der Art zusammengefasst werden, dass die einzelnen Haare parallel zueinander verlaufend ausgerichtet sind. Ein derartiges Haarbüschel kann dann mittels eines Messerblocks beschnitten werden, beispielsweise mittels eines rotierenden Messerblocks, so dass über den Vorschub des Haarbüschels sowie über die Drehzahl des Messerblocks die Partikellänge eingestellt werden kann.
Insbesondere wenn die Haare nicht kosmetisch weiter verwendet werden sollen, also als Streupulver, sondern wenn sie chemisch bzw. biologisch aufgeschlossen werden sollen, können die Haare vorteilhaft gemahlen werden, um aus den Haaren die kleinen Partikel zu gewinnen. Um den Mahlvorgang zu erleichtern und ein Zusammenkleben der einzelnen Partikel zu vermeiden, können die Haare vorteilhaft im gekühlten Zustand gemahlen werden, beispielsweise im gefrorenen Zustand, so dass die Haare auf eine Temperatur von weniger als 0° C heruntergekühlt werden und anschließend vermahlen werden. Eine besonders intensive Kühlung der Haare kann mit handelsüblichen, wirtschaftlichen Kühlmitteln dadurch erreicht werden, dass die Haare mittels flüssigem Stickstoff gekühlt werden.
Alternativ zu dem weiter oben beschriebenen Vorgang, die Haare mittels eines rotierenden Messerblocks in Partikel von einer definierten Partikelgröße zu schneiden, kann auch vorgesehen sein, die Haare zu häckseln, also ebenfalls zu schneiden, wobei jedoch vorgesehen sein kann, dass die Haare einer solchen Häckseleinrichtung ungerichtet zugeführt werden, so dass beispielsweise der vorherige Verfahrensschritt entfallen kann, die Haare zunächst zu einem Bündel zusammenzustellen. Das Häckseln der Haare kann daher Partikel unterschiedlicher Länge ergeben und diese unterschiedlich langen Partikel sind zum Mahlen besser geeignet als die Haare, welche ihre ursprüngliche Länge, nach dem Abschneiden, aufweisen. Abgesehen von der Verwendung von Partikeln, die aus den Haaren durch Häckseln erzeugt worden sind, können auch die durch Schneiden erzeugten Partikel gemahlen werden, und insbesondere die einstellbare, gleichmäßige Länge der einzelnen Partikel kann vorteilhaft sein, um besonders gleichmäßige Mahlergebnisse zu ermöglichen.
Die gemahlenen Partikel ermöglichen es, die in den Haaren enthaltenen Proteine schnell und unkompliziert verwerten zu können, so dass die als Mehl vorliegenden Partikel beispielsweise als Tierfutterergänzungsstoffe im Tierfutter genutzt werden können oder die zerkleinerten Haare, entweder als Partikel oder als gemahlenes Haar, also als Haarmehl, als Dünger verwendet werden kann.
Abgesehen von dem in den Haaren enthaltenen Keratin kann vorteilhaft aus den Haaren Cystein gewonnen werden, wobei es aus der Praxis bekannt ist, Cystein aus Haaren zu gewinnen. Beispielsweise wird in an sich bekannter Weise durch die Zugabe von Säure die Gewinnung von Cystein aus Haaren ermöglicht. Dadurch, dass die Haare vorschlagsgemäß zu Partikeln zerkleinert sind und die Haare somit eine vergrößerte Oberfläche für den Säureangriff zur Verfügung stellen, wird die Cysteingewinnung im Rahmen des vorschlagsgemäßen Verfahrens erleichtert.
Die Nutzung der Partikel als kosmetische Abdeckpartikel, als Dünger oder als Tierfutterergänzungsstoff, stelle eine hervorragende Möglichkeit dar, die zerkleinerten Haare sinnvoll und mit einem wirtschaftlichen Nutzen weiter zu verwerten. Insbesondere wenn die Partikel so fein vorliegen, dass man sie als Mehl bezeichnen kann, können diese Partikel besonders vorteilhaft im Rahmen der Lebensmittel- oder Futterherstellung verwendet werden, entweder unmittelbar die Partikel selbst bzw. das Mehl selbst als Tierfutterergänzungsstoff, oder auch das aus den Partikeln gewonnene Cystein.

Claims

Verfahren zum Wiederverwerten von Haaren, wobei die Haare vom Körper abgeschnitten, sortiert und weiter verarbeitet werden, dadurch gekennzeichnet, dass die vom Körper abgeschnittenen Haare in der Art sortiert werden, dass mit bestimmten Zusatzstoffen belastete Haare entfernt werden und die verbliebenen Haare weiter verarbeitet werden, und dass die verbliebenen Haare zu kleinen Partikeln von höchstens 5 mm Länge zerkleinert werden.
Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die verbliebenen Haare zu kleinen Partikeln von höchstens 1 mm Länge zerkleinert werden.
Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Haare zur Gewinnung der Partikel gemahlen werden.
Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass die Haare im gekühlten Zustand gemahlen werden.
Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass die Haare auf eine Temperatur unterhalb von 0°C gekühlt werden.
Verfahren nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, dass die Haare mittels flüssigem Stickstoff gekühlt werden.
Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Haare zur Gewinnung der Partikel gehäckselt werden.
Verfahren nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, dass die gehäckselten Partikel gemahlen werden.
Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass aus den Partikeln Cystein gewonnen wird.
Verfahren nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, dass die Partikel mittels einer Säure chemisch aufgeschlossen werden.
Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die verbliebenen Haaren zunächst sortiert werden, derart, dass ausschließlich Haare, deren Länge weniger als eine bestimmte Mindestlänge beträgt, zu den Partikeln zerkleinert werden.
Verwendung von Partikeln aus nach einem der vorhergehenden Ansprüche zerkleinerten Haaren als kosmetische Abdeckpartikel.
Verwendung von Partikeln aus nach einem der vorhergehenden Ansprüche zerkleinerten Haaren als Dünger.
Verwendung von Partikeln aus nach einem der vorhergehenden Ansprüche zerkleinerten Haaren als Tierfutterergänzungsstoff.