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Die Erfindung betrifft ein Schließsystem und ein Verfahren zum Verstellen eines Verschließkörpers in einem Fahrzeug, insbesondere ein Verfahren zum Verstellen eines Verschließkörpers der an einem beweglichen Element des Fahrzeugs angeordnet ist.
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In Fahrzeugen finden Schließsysteme, insbesondere elektromotorische Schließsysteme, unter anderem als elektrische Fensterheber Verwendung. Schließsysteme umfassen in der Regel einen Verschließkörper zum Verschließen einer Öffnung. In einem Fahrzeug kann der Verschließkörper beispielsweise eine Fahrzeugscheibe zum Verschließen einer Fensteröffnung sein. Im Falle eines Fahrzeugfensters wird der Verschließkörper dabei meist in einer Führung verschoben, die in oder an einem Fahrzeugfensterrahmen ausgebildet ist. Alternativ kann die Scheibe in einem Fahrzeugfenster zum Öffnen beispielsweise auch gekippt werden.
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Bei modernen Fahrzeugen kann ein Fahrzeugfenster meist geöffnet oder geschlossen werden unabhängig davon, ob die Fahrzeugtür, in welcher sich das entsprechende Fenster befindet, geöffnet oder geschlossen ist. Wird die entsprechende Fahrzeugtür während des Öffnungs- oder Schließvorgangs des Fensters geschlossen, kann es jedoch zu unerwünschten Geräuschen, wie beispielsweise Klappergeräuschen durch die Fahrzeugscheibe kommen. Zudem kann es zu einem Reversieren der Fensterscheibe kommen. Unter Reversieren wird dabei ein Umkehren der Bewegungsrichtung des Verschließkörpers verstanden. Ein Reversieren eines Verschließkörpers ist ebenfalls unerwünscht.
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Die Druckschrift
DE 10 2008 039 146 A1 offenbart ein Steuergerät für eine Verschließtafel, bei dem ein Kontroller ein Einklemmausmaß eines Objektes, welches durch eine Fensterscheibe verursacht wird, berechnet. Das Einklemmausmaß wird dabei basierend auf dem erfassten gegenwärtigen Zustand der Tür korrigiert, der von einer Türzustands-Erfassungseinrichtung zum Erfassen eines gegenwärtigen Zustandes der Tür erfasst wird, welcher aus einem Zustand gemäß einem geöffneten Zustand und einem geschlossenen Zustand der Tür besteht. Es ist keine Sensoreinheit vorgesehen, die dafür ausgebildet ist, eine Bewegung des beweglichen Elements (Fensterscheibe) zu detektieren.
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Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, ein Schließsystem und ein Verfahren zum Verstellen eines Verschließkörpers bereitzustellen, bei welchen oben genannte Nachteile vermieden werden.
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Diese Aufgabe wird durch ein Schließsystem gemäß Patentanspruch 1 und durch ein Verfahren gemäß Patentanspruch 9 gelöst. Ausgestaltungen und Weiterbildungen der Erfindung sind Gegenstand von Unteransprüchen.
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Ein erfindungsgemäßes Schließsystem in einem Fahrzeug umfasst einen Verschließkörper, der an einem beweglichen Element des Fahrzeugs angeordnet ist, ein Verstellsystem, das dazu ausgebildet ist, den Verschließkörper zwischen einer ersten Position und einer zweiten Position zu verstellen und eine Sensoreinheit, die dazu ausgebildet ist, eine Bewegung des beweglichen Elements zu detektieren. Das Schließsystem ist dazu ausgebildet, einen Stellvorgang des Verschließkörpers zu verhindern oder zu unterbrechen, wenn eine Bewegung des beweglichen Elements detektiert wird und vorteilhafterweise den Stellvorgang des Verschließkörpers zu beginnen oder fortzuführen, wenn die Bewegung des beweglichen Elements beendet ist. Indem während einer Bewegung des beweglichen Elements kein Stellvorgang des Verschließkörpers stattfindet, kann ein unerwünschtes Reversieren des Verschließkörpers vermieden werden. Zudem können unerwünschte Klappergeräusche des Verschließkörpers reduziert bzw. vermieden werden.
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Die Sensoreinheit kann einen Seitenairbagsensor und/oder eine Kamera umfassen. Die Kamera kann dabei Teil eines Kamerasystems des Fahrzeugs sein. Auf diese Weise können bereits für andere Funktionen im Fahrzeug vorgesehene Komponenten auch für das erfindungsgemäße Schließsystem Anwendung finden, so dass keine zusätzlichen Komponenten erforderlich sind.
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Die Bewegung des beweglichen Elements kann als Reaktion auf ein Stellsignal gestartet werden. Anhand eines solchen Stellsignals kann dann die Sensoreinheit eine Bewegung des beweglichen Elements detektieren. So können ebenfalls bereits vorhandene Komponenten und Signale verwendet werden, so dass zusätzliche Sensoren nicht erforderlich sind.
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Ist der Verschließkörper eine Fahrzeugscheibe und das bewegliche Element eine Fahrzeugtür, kann ein Ende der Bewegung des beweglichen Elements beispielsweise anhand eines Signals eines Türkontaktschalters detektiert werden. Türkontaktschalter sind in vielen Fahrzeugen vorgesehen um zu detektieren, ob eine Fahrzeugtür geöffnet oder geschlossen ist. Wird die Fahrzeugtür als geschlossen detektiert, so ist die Bewegung beendet und der Stellvorgang der Fahrzeugscheibe kann fortgesetzt werden. Auf diese Weise können wiederum bereits im Fahrzeug vorhandene Komponenten genutzt werden und zusätzliche Sensoren eingespart werden.
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Ein Verfahren zum Verstellen eines Verschließkörpers, der an einem beweglichen Element in einem Fahrzeug angeordnet ist, umfasst das Starten eines Stellvorgangs des Verschließkörpers zwischen einer ersten Position und einer zweiten Position, das Detektieren einer Bewegung des beweglichen Elements, das Verhindern oder Unterbrechen des Stellvorgangs des Verschließkörpers, wenn eine Bewegung des beweglichen Elements detektiert wird, und das Beginnen oder Fortführen des Stellvorgangs des Verschließkörpers, wenn die Bewegung des beweglichen Elements beendet ist.
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Die Erfindung wird nachfolgend anhand der in den Figuren der Zeichnungen dargestellten Ausführungsbeispiele näher erläutert.
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Es zeigt:
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1 in einem Blockschaltbild ein Ausführungsbeispiel eines Schließsystems gemäß der Erfindung, und
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2 in einem Ablaufdiagramm ein beispielhaftes Verfahren zum Verstellen eines Verschließkörpers.
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1 zeigt ein Blockschaltbild eines Ausführungsbeispiels eines Schließsystems bzw. einer Schließanordnung. Im folgenden Beispiel ist das Schließsystem anhand einer Fahrzeugscheibe 1 einer Fahrzeugtür 2 beschrieben. Die Fahrzeugscheibe 1 bildet dabei einen Verschließkörper, der dazu ausgebildet ist, eine Fensteröffnung in der Fahrzeugtür 2 zu verschließen. Mittels eines Verstellsystems 3 bzw. einer Verstellvorrichtung, die beispielsweise einen Elektromotor umfasst, kann die Fahrzeugscheibe 1 bewegt werden. In einer ersten Position (X1) der Fahrzeugscheibe 1 kann das Fenster beispielsweise vollständig geschlossen sein, in einer zweiten Position (X2) der Fahrzeugscheibe 1 kann das Fenster vollständig geöffnet sein. Die Fahrzeugscheibe 1 kann in jede beliebige Position zwischen der ersten und der zweiten Position (X1, X2) gebracht werden, so dass eine mehr oder weniger große Öffnung freigegeben werden kann.
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Verstellsysteme weisen generell ein unbewegliches (statisches) Element und ein bewegliches Verstellelement auf. Das bewegliche Verstellelement kann mittels einer Antriebseinheit gegenüber dem unbeweglichen Element verstellt, also verändert werden. Das bewegliche Verstellelement ist dabei derart mit dem Verschließkörper verbunden, dass dieser sich mit dem Verstellelement bewegt und der Verschließkörper entsprechend der Stellung des Verstellelements die Öffnung verschließt oder freigibt. Die einzelnen Komponenten des Verstellsystems 3 sind in 1 nicht näher dargestellt.
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Die Fahrzeugtür 2 stellt seinerseits ein bewegliches Element dar, da sie zwischen verschiedenen Positionen bewegt werden kann. Die Fahrzeugtür 2 kann beispielsweise vollständig geöffnet oder vollständig geschlossen sein, kann aber auch beliebige Positionen dazwischen einnehmen. Die Fahrzeugtür 2 kann durch ein eigenes, weiteres Verstellsystem bewegt werden oder beispielsweise durch einen Nutzer.
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Die Fahrzeugscheibe 1 kann geöffnet oder geschlossen werden, egal in welcher Position sich die Fahrzeugtür 2 befindet. So kann die Fahrzeugscheibe 1 beispielsweise geschlossen werden, wenn die Fahrzeugtür 2 gerade vollständig geöffnet ist. Wird jedoch beispielsweise ein Schließvorgang der Fahrzeugscheibe 1 gestartet, solange die Fahrzeugtür 2 geöffnet ist und wird die Fahrzeugtür 2 geschlossen, noch während der Schließvorgang der Fahrzeugscheibe 1 andauert, wodurch es zu ungewollten Geräuschen kommen kann. Insbesondere können in dem Moment, in dem die Fahrzeugtür 2 ins Schloss fällt, unerwünschte Klappergeräusche auftreten. Des Weiteren kann es beispielsweise zu einem unerwünschten Reversieren der Fahrzeugscheibe 1 kommen, wenn die Fahrzeugtür 2 geschlossen wird während der Schließvorgang der Fahrzeugscheibe 1 läuft.
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Aus diesem Grund weist das Schließsystem eine Sensoreinheit 4 auf, welche mit dem Verstellsystem 3 verbunden ist. Die Sensoreinheit 4 ist dazu ausgebildet zu detektieren, ob ein Schließ- oder Öffnungsvorgang der Fahrzeugtür 2 gestartet wird. Detektiert die Sensoreinheit 4 eine Bewegung der Fahrzeugtür 2, so kann sie beispielsweise ein Signal, welches eine Bewegung der Fahrzeugtür 2 anzeigt, an das Verstellsystem 3 ausgeben. Wurde beispielsweise ein Schließvorgang der Fahrzeugscheibe 1 gestartet, welcher im Zeitpunkt der Bewegung der Fahrzeugtür 2 noch andauert, so kann dann das Verstellsystem 3 diesen Schließvorgang unterbrechen, sobald eine Bewegung der Fahrzeugtür 2 detektiert wird. Das Verstellsystem 3 kann den Schließvorgang fortführen, wenn die Bewegung der Fahrzeugtür 2 beendet ist, z. B. die Fahrzeugtür 2 geschlossen ist.
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Ebenso kann ein Schließvorgang der Fahrzeugscheibe 1 verhindert werden, wenn dieser gestartet wird, solange eine Bewegung der Fahrzeugtür 2 andauert. Der Schließvorgang kann dann erst begonnen werden, sobald die Bewegung der Fahrzeugtür 2 beendet ist. Auf gleiche Weise kann ein Öffnungsvorgang der Fahrzeugscheibe 1 verhindert oder unterbrochen werden, wenn eine Bewegung der Fahrzeugtür 2 detektiert wird.
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2 zeigt in einem Ablaufdiagramm eines beispielhaften Verfahrens. Zunächst wird ein Stellvorgang des Verschließkörpers 1 beispielsweise durch Betätigen eines Schalters gestartet (Schritt A). Wird im Zeitpunkt des Startens des Stellvorgangs keine Bewegung des beweglichen Elements 2 detektiert, so wird der Stellvorgang des Verschließkörpers 2 zunächst begonnen. Wird im Zeitpunkt des Startens des Stellvorgangs eine Bewegung des beweglichen Elements 2 detektiert (Schritt B), so wird der Stellvorgang des Verschließkörpers 2 zunächst verhindert (Schritt C). Auf gleiche Weise wird, wenn eine Bewegung des beweglichen Elements 2 während des Stellvorgangs des Verschließkörpers 1 detektiert wird (Schritt B), der Stellvorgang des Verschließkörpers 1 unterbrochen (Schritt C). Sobald die Bewegung des beweglichen Elements 2 beendet ist (Schritt D), kann dann der Stellvorgang des Verschließkörpers 1 begonnen bzw. fortgeführt werden (Schritt E).
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Das Ende der Bewegung des beweglichen Elements 2 kann beispielsweise durch zusätzliche Sensoren in der Sensoreinheit 4 detektiert werden. Es ist jedoch auch möglich, das Ende der Bewegung anhand des Zustands eines Türkontaktschalters zu detektieren. Türkontaktschalter werden in vielen Fahrzeugen eingesetzt um den Status der Türen bzw. Klappen (z. B. Kofferraumklappe) zu überwachen. Ein Türkontaktschalter schließt beispielsweise einen Stromkreis, wenn eine Tür bzw. Klappe geöffnet ist. Ein Signal des Türkontaktschalters kann im Schließsystem entsprechend ausgewertet werden.
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Die Sensoreinheit 4 des Schließsystems kann einen oder mehrere Sensoren umfassen, welche eine Bewegung des beweglichen Elements 2 detektieren können. Dies können beispielsweise Bewegungs- oder Drucksensoren sein. Solche Sensoren können ausschließlich für die Verwendung in dem Schließsystem vorgesehen sein. Es ist jedoch auch möglich, dass die Sensoreinheit 4 solche Sensoren umfasst, die bereits für andere Funktionen im Fahrzeug Verwendung finden. Beispielsweise kann die Sensoreinheit 4 einen Seitenairbagsensor mitverwenden. Seitenairbagsensoren sind in der Regel Beschleunigungs- oder Drucksensoren, welche in den Fahrzeugtüren 2 angeordnet sind. Ein Signal eines solchen Sensors kann beispielsweise entsprechend ausgewertet werden, um ein Schließen oder Öffnen einer Tür zu erkennen. Aber auch andere Arten von Sensoren, welche dazu geeignet sind eine Bewegung eines beweglichen Elements 2 zu detektieren, können alternativ oder zusätzlich als Sensoren verwendet werden, die im Folgenden beispielhaft in der Sensoreinheit 4 zusammengefasst sind. Sofern am Fahrzeug bereits für andere Funktionen geeignete Sensoren vorgesehen sind, ist dies von Vorteil, da keine zusätzlichen Sensoren vorgesehen werden müssen.
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Beispielsweise finden sich heutzutage häufig verschiedene Kamerasysteme am Fahrzeug. Kameras können beispielsweise derart am Fahrzeug angebracht werden, dass die Seiten des Fahrzeugs überwacht werden können. So sind z. B. so genannte 360°-Kameras bekannt, welche einen Rundumblick um das Fahrzeug ermöglichen. Die Sensoreinheit 4 kann bereits vorhandene Kameras 5 mitverwenden, welche eine Erkennung ermöglichen, ob eine Fahrzeugtür 2 geöffnet oder geschlossen wird. So sind beispielsweise auch Kamerasysteme bekannt, welche in den Außenspiegeln des Fahrzeugs angeordnet sind. Die Videosignale solcher Kamerasysteme können dann entsprechend ausgewertet werden. Dies sind jedoch lediglich einzelne Beispiele, weitere Ausführungsmöglichkeiten sind vielfältig verfügbar.
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Schließsysteme für Fahrzeugfenster können grundsätzlich auf verschiedene Art und Weise implementiert sein. So sind (beispielsweise spannungsgesteuerte) kontinuierlich gesteuerte Systeme bekannt oder geschaltete Systeme, bei welchen Relais oder Halbleiterschalter Verwendung finden. Das erfindungsgemäße Schließsystem kann auf jegliche bekannte Art und Weise implementiert sein. Handelt es sich jedoch beispielsweise um ein spannungsgesteuertes System, so kann ein Stellvorgang der Fahrzeugscheibe 1 langsam abgebremst werden, wenn ein Schließen der Fahrzeugtür 2 detektiert wird. Ebenso kann die Fahrzeugscheibe 1 langsam wieder angefahren werden, wenn der Schließvorgang der Fahrzeugtür 2 beendet ist. Durch einen derartigen Sanftauslauf bzw. Sanftanlauf können beispielsweise Schlaggeräusche durch ein abruptes Anhalten bzw. einen abrupten Start der Antriebseinheit vermieden werden.
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In einem Fahrzeug, welches neben elektrischen Fensterhebern auch eine so genannte Zuziehhilfe aufweist, mittels welcher die Türen aus einem angelehnten Zustand automatisch ins Schloss gezogen werden, ergibt sich der weitere Vorteil, dass zur Implementierung des erfindungsgemäßen Schließsystems weniger Bauteile erforderlich sind, als in einem Schließsystem in einem Fahrzeug ohne Zuziehhilfe. Insbesondere kann in Fahrzeugen mit Zuziehhilfe beispielsweise eine elektrische Halbbrücke eingespart werden.
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Weist das Fahrzeug neben elektrischen Fensterhebern und einer Zuziehhilfe auch elektrisch verstellbare Fahrzeugtüren auf, können zudem Bauteile eingespart werden. Insbesondere können in einem Schließsystem eines solchen Fahrzeugs beispielsweise zwei elektrische Halbbrücken eingespart werden, gegenüber einem erfindungsgemäßen Schließsystem in einem Fahrzeug ohne Zuziehhilfe und verstellbaren Türen. In einem Fahrzeug mit elektrisch verstellbaren Fahrzeugtüren werden die Fahrzeugtüren auf ein definiertes Stellsignal hin, beispielsweise auf das Betätigen eines Schalters hin, automatisch geschlossen. Das definierte Stellsignal zum Start der Türschließung kann dann beispielsweise auch als Trigger zum Unterbrechen des Stellvorgangs der Fahrzeugscheibe 1 dienen.
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Das erfindungsgemäße Verfahren ist nicht auf die Verwendung bei elektrischen und mechanischen Schwenktüren beschränkt, sondern kann beispielsweise auch bei elektrischen und mechanischen Schiebetüren Anwendung und anderer Arten von Türen finden.
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Bezugszeichenliste
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- 1
- Verschließkörper
- 2
- bewegliches Element
- 3
- Verstellsystem
- 4
- Sensoreinheit
- 5
- Kamera
- X1
- erste Position des Verschließkörpers
- X2
- zweite Position des Verschließkörpers