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Die Erfindung betrifft ein Bewehrungsgitter für den Betonbau gemäß Oberbegriff des Patentanspruchs 1, ein Hochleistungsfilamentgarn für den Betonbau gemäß Oberbegriff des Patentanspruchs 15 und ein Verfahren zu deren Herstellung gemäß des Oberbegriffs des Patentanspruchs 22 bzw. 29.
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Bewehrungen aus textilen Hochleistungsgarnen, wie beispielsweise Glasrovings und Carbonfasergarnen, werden seit vielen Jahren im Bauwesen angewendet. Bekannt sind parallel angeordnete Glasrovings (als Fadenschar) und textile Bewehrungsgitter aus in der Regel 0°/90°-orientiert angeordneten Fadenscharen in unterschiedlichen, dem Anwendungsfall angepassten Gitteröffnungen, ebenfalls vorzugsweise aus Glasrovings, zur Verstärkung dünner Betonplatten in der Haupttragrichtung.
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Aufgrund der wesentlich höheren mechanischen Kennwerte von Carbonfasern und der gegenüber den Glasfasern gegebenen Alkaliresistenz werden Carbonfilamentgarne zunehmend verwendet.
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Bei einer Verarbeitung der Hochleistungsfilamentgarne nach textilen Flächenbildungstechnologien werden die Hochleistungsfilamentgarne bekanntlich mit einer Matrix, die auch zum Beschichten, besser dem Imprägnieren, der aus vielen tausenden Einzelfilamenten bestehenden Garne dient, miteinander verklebt verbunden. Das Beschichten ist notwendig, um eine hohe Ausnutzung der mechanischen Eigenschaften der einzelnen Filamente im Garn und somit im Textilbeton zu sichern.
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Der Verbund zwischen dem Beton und diesen Bewehrungsgittern wird im Wesentlichen durch Reibschluss bestimmt. Dabei ist die Grenzfläche zwischen der Betonmatrix und den Hochleistungsfilamentgarnen von entscheidender Bedeutung. Diese wiederum ist vom Matrixmaterial zur Garnbeschichtung abhängig. Neben der Umhüllung der inneren Filamente des Garnes kommt es auch zur Ausbildung einer äußeren, sehr dünnen Schicht. Häufig werden wässrige Polymerdispersionen, aber auch Epoxidharzdispersionen oder reine duromere Matrixmaterialien verwendet.
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Ein Nachteil gegenüber dem durch Profilierung der Oberfläche von Stahlstäben und Stahldrähten im konstruktiven Betonbau entstehenden Formschluss besteht darin, dass die Verbundlängen und Endverankerungslängen aufgrund der Verbundkraftübertragung durch Reibschluss teilweise sehr groß sind im Vergleich zu kurzen Verbundlängen zwischen Beton und Stahlbewehrung, und darüber hinaus durch mediale Einflüsse (Temperaturwechsel, Wasser u.a.) negativ beeinflusst werden.
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Bewehrungsgitter aus beschichteten Hochleistungsfilamentgarnen sind gegenüber den Stahlbewehrungen jedoch durch wesentliche Vorteile gekennzeichnet. Die Korrosionsfreiheit ermöglicht sehr geringe Betonüberdeckungen, so dass schlankere Bauteile und nur wenige Millimeter bis Zentimeter dicke Verstärkungsschichten bei einer Bauwerksverstärkung, z. B. zur Erhöhung der Tragkräfte, erforderlich werden. Die übertragbaren Zugkräfte pro mm2 eines Bewehrungsquerschnitts betragen im Vergleich zur Stahlbewehrung bis zum 6-fachen. Hinzu kommt die je nach Ma-trixmaterial zur Garnbeschichtung einstellbare Biegsamkeit und Rollfähigkeit bis zur freien Formbarkeit der Bewehrungsgitter aus Hochleistungsfilamentgarnen.
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Ein entscheidender Nachteil gegenüber den Stahlbewehrungen besteht aber in dem weitestgehend fehlenden Formschluss zwischen den Hochleistungsfilamentgarnen und dem Beton. Die Hochleistungsfilamentgarne sind in ihrer linearen Ausrichtung und bedingt durch den konstanten Durchmesser der vielen tausend Einzelfilamente, z. B. bei Carbonfilamenten von je 7 µm, nach der Beschichtung als glatte, dünne, mehr oder weniger steife Fadenbündel linear im Beton eingebettet. Ihre Querschnittsform kann sowohl kreisrund, ellipsenartig bis zu bändchenförmig ausgebildet sein. Die Querschnittsfläche reicht von weniger als einem mm2 bis zu einigen mm2 (z. B. ca. 1,9 mm2 bei einem 50K-Carbonroving). Die Gitterweiten, d.h. die Abstände zwischen jeweils zwei Fäden in 0°-Richtung oder in 90°-Richtung, liegen in der Regel zwischen 8 mm und 20 mm. Es sind auch davon abweichende Bewehrungsgitter aus 50K-Carbonfilamentgarnen mit wesentlich größeren Gitterweiten, z. B. 40 mm, bekannt.
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Die Übertragung weitaus höherer Kräfte bzw. Spannungen in die Carbonfilamentgarne, als mit den gegenwärtigen Bewehrungsgittern möglich ist, scheitert also vor allem am fehlenden Formschluss zwischen den Garnen und dem Beton und verhindert mit wachsender Querschnittsfläche der Carbonfilamentgarne, wie sie durch eine etwa gefachte Verarbeitung (z. B. 10 × 50K-Carbonfilamentgarne in einem Garn von dann etwa 20 mm2 Querschnitt) für extreme Ansprüche notwendig wären, deren wirtschaftlichen Einsatz.
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Entwicklungen, Eigenschaften und Arten von textilen Bewehrungen sind der Veröffentlichung Technische Textilien zur Bewehrung von Betonbauteilen von P. Offermann et al. in Beton-und Stahlbetonbau 99, Heft 6, Seiten 437 bis 443, herausgegeben durch den Verlag Ernst & Sohn Verlag für Architektur und technische Wissenschaften GmbH & Co.KG, Berlin, zu entnehmen.
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Die Aufgabe der Erfindung besteht daher darin, ein Bewehrungsgitter aus Hochleistungsfilamentgarnen sowie ein Verfahren zu dessen Fertigung bereitzustellen, welches kurze Verbundlängen unter Ausnutzung querschnittsbezogener Verbundkräfte von mindestens 1.700 N/mm2 aufweist bei gleichzeitiger Ermöglichung eines erheblichen Kostenvorteils gegenüber den bisher eingesetzten, vom Material- und Gitteraufbau vergleichbaren Bewehrungsgittern.
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Die Aufgabe der Erfindung wird gelöst durch ein Bewehrungsgitter mit den Merkmalen des Patentanspruchs 1, ein Hochleistungsfilamentgarn mit den Merkmalen des Patentanspruchs 15 und ein Verfahren zu deren Herstellung mit den Merkmalen der Patentansprüche 22 bzw. 29.
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Vorteilhafte Ausgestaltungen und Weiterbildungen der Erfindung sind in den jeweiligen Unteransprüchen angegeben.
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Das Bewehrungsgitter für den Betonbau wird aus Hochleistungsfilamentgarnen gebildet, die in wenigstens einer ersten Richtung zu einer ersten Fadenlage angeordnet sind, und aus Fäden, die in wenigstens einer von der ersten Richtung abweichenden zweiten Richtung zu einer zweiten Fadenlage angeordnet sind, wobei die beiden Fadenlagen über Kreuzungspunkte zu einem textilen Flächengebilde verbunden sind. Erfindungsgemäß weisen die Hochleistungsfilamentgarne Verformungsabschnitte auf, deren Querschnitt eine in axialer Richtung variierende Querschnittsform und/oder variierende Querschnittsfläche besitzen.
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Unter Verformung wird im Sinne der Erfindung eine Änderung der Form eines Garns durch Einwirkungen am Garn selbst als auch eine Änderung der Form eines Garns ohne Einwirkungen am Garn selbst, beispielsweise durch Aufdickungen mit Materialien, verstanden.
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Die Erfindung basiert somit auf der grundsätzlichen Idee, die im Bewehrungsgitter in Hauptlastrichtung angeordneten Hochleistungsfilamentgarne derart zu verändern, dass sie in Axialrichtung eine variierte Querschnittsflächenform und/oder eine variierte Querschnittsfläche aufweisen. Die Mantelfläche des Garns ist somit nicht mehr als gleichförmige Mantelfläche, z. B. als Zylindermantelfläche, ausgebildet, sondern weist vorspringende und zurückweichende Abschnitte auf, die wie Verankerungsabschnitte wirken und einen erheblich verbesserten Formschluss mit dem Beton ermöglichen.
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Für die Umsetzung dieser grundlegenden Idee stehen eine Reihe von Möglichkeiten zur Verfügung, deren Auswahl in Abhängigkeit der konkret verwendeten Hochleistungsfilamentgarne eine Vielzahl von Ausführungsvarianten ermöglicht.
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Das auf diese Weise verbundoptimierte Bewehrungsgitter für den Betonbau aus beschichteten Hochleistungsfilamentgarnen, vor allem aus Carbonfilamentgarnen, ist in weitgehend frei wählbaren Gitterweiten und Winkelanordnungen der Fadenlagen dadurch realisierbar, dass die Hochleistungsfilamentgarne abschnittsweise eine veränderte Querschnittsflächenform und/oder eine veränderte Querschnittfläche aufweisen.
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Vorteilhaft weisen die Verformungsabschnitte eine stetige Änderung aus einer ersten Querschnittsform über eine zweite Querschnittsform in die erste Querschnittsform, und/oder eine stetige betragsmäßige Änderung einer ersten Querschnittsfläche über eine zweite Querschnittsfläche in die erste Querschnittsfläche auf. Derartige Verformungsabschnitte stellen einen Verbund zwischen den Hochleistungsfilamentgarnen und dem Beton mit vorteilhaften kurzen Verbundlängen sicher.
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In einer Ausführungsvariante können daher die Hochleistungsfilamentgarne im Bereich des Gitterabstandes einen flachbauchig verformten Querschnitt, oder aber auch abschnittsweise im Bereich des Gitterabstandes eine seitliche, einschnürungsartige Veränderung des Querschnitts aufweisen, die in radialer Richtung von einer Seite oder alternativ auch von mehreren Seiten her ausgebildet sein kann. Vorzugsweise erfolgt die Formänderung des Querschnitts in Richtung der Hauptlastrichtung, die in der Regel mit der 0°-Richtung im Bewehrungsgitter zusammenfällt.
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Auch können die Verformungsabschnitte eine Verdichtung in radialer Richtung aufweisen, die vorzugsweise schräg zur axialen Richtung verläuft. Eine schräg zur axialen Richutng verlaufende Verdichtung kann im Hochleistungsfilamentgarn auch spiralförmig über seine gesamte Länge ausgeführt sein.
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Eine derartige Veränderung der Querschnittsfläche kann beispielsweise dadurch erreicht werden, dass im Bereich des Gitterabstandes ein Querschnittabschnitt durch Verdichten des Hochleistungsfilamentgarns vorgenommen wird. Die Verdichtung kann hierbei in Längsrichtung verlaufend vorgenommen werden, alternativ ist der Verlauf der Formänderung des Querschnitts auch schräg verlaufend sowohl geradlinig als auch bogenförmig in Bezug auf die Axialrichtung möglich. Eine bogige Diagonalverdichtung führt durch oberflächige Aussparungen zu einer besonders vorteilhaften kurzen Verbundlänge. Alternativ kann der verdichtete Querschnittsabschnitt auch eine Axialerstreckung aufweisen, die die Gitterweite übersteigt. Dies ist insbesondere bei engmaschigen Gitterausführungen von Vorteil, um den Formschluss über einen längeren Axialabschnitt hinweg zu ermöglichen.
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Die Abschnitte mit veränderten Querschnittsflächenformen und/oder Querschnittsflächen können bevorzugt an jeder gitterbildenden Fadenlage vorgesehen sein, um eine möglichst optimale Tragfähigkeit des Betons zu erreichen.
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Die Hochleistungsfilamentgarne können auch abschnittsweise eine das Garn in axialer Richtung, zumindest teilweise, umschließende Aufdickung mit einem rippigem sägezahnartigen Oberflächenprofil aufweisen, insbesondere in der ersten Richtung und für jede Gitter bildende Fadenlage, wobei vorzugsweise die Aufdickung aus demselben Material wie das Beschichtungsmaterial oder aus einem zusätzlichen, vorzugsweise polymeren Material besteht, wobei besonders vorzugsweise das Polymermaterial in fester Form als Folienstreifen zugeführt wird und diese in der ersten Richtung keilförmig verlaufend eine variable Dicke haben, und besonders vorzugsweise aus einem höher schmelzenden Thermoplast besteht und partikelartige Füllstoffanteile enthält.
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Mit einer derartigen Aufdickung wird ein zuverlässigen Formschluss erreicht. Besteht die Aufdickung beispielsweise aus dem selben Material wie das Beschichtungsmittel des Hochleistungsfilamentgarns, lässt sich eine optimale Verbindung zwischen der Aufdickung und dem Hochleistungsfilamentgarn erzielen. Je nach Anwendungsfall kann es auch von Vorteil sein, ein anderes Material zu verwenden, vorzugsweise polymeres Material. Bevorzugt werden höher schmelzende Thermoplaste für die Aufdickungen verwendet, auch können diese partikelartige Füllstoffanteile enthalten.
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Die Rippung, bezogen auf die spätere Lasteinleitung, weist bevorzugt eine geringe Tiefe am Beginn der Lasteinleitung und eine zunehmend größer werdende Rippentiefe zum Ende der Lasteinleitung hin auf, wobei vorzugsweise die Aufdickung von den aufzunehmenden Lasten in der ersten Richtung über eine Länge von wenigen Millimetern bis zu etwa einem Meter betragen kann.
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Die mit dem Formschluss erreichbaren kurzen Verbundlängen und die sichere Übertragung der eingeleiteten Lasten führen mit den von dem Beschichtungsmaterial abhängigen inneren Verbundlängen zwischen den Filamenten zu dem Vorteil eines einstellbaren E-Moduls und eines einstellbaren Spannungs-Dehnungsverhaltens des bewehrten Betonbauteiles.
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In einer weiteren Ausführungsvariante weist das Bewehrungsgitter über die gesamte Gitterbreite im Endbereich einer Gitterbahn eine beidseitige, dünne, keilförmig zum Ende der Bahnlänge zunehmende Aufdickung auf, deren Breite mindestens ein Querfadensystem umschliesst, wobei die Aufdickung aus Polymermaterial besteht, das die Hochleistungsfilamentgarne innig umschließt, und das Polymermaterial in Richtung des Endes des Bewehrungsgitters eine zunehmende Steifigkeit aufweist.
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Ein Bewehrungsgitter, das über die gesamte Breite im Endbereich einer Gitterbahn eine beidseitige, dünne, keilförmig bis zum Ende der Bahnlänge zunehmende Aufdickung aus Polymermaterial mit einer feinen Rippung auf der Ober- und Unterseite der keilförmigen Aufdickung aufweist, garantiert eine verbesserte Lasteinleitung. Das Polymermaterial sollte sämtliche Hochleistungsfilamentgarne vollständig und innig umschließen, wobei die Breite der beidseitigen Aufdickung mindestens ein Querfadensystem vollständig mit umschließt. Diese Maßnahme kann mit der vorstehend beschriebenen Aufdickung derart kombiniert werden, dass am Ort des Beginns der Lasteinleitung die Rippung sehr fein ausgeführt ist und in Richtung auf die Position am Ende der Krafteinleitung zunehmend stärker gestaltet ist. Die zur Optimierung der Krafteinleitung optional vorzusehende Aufdickung kann sich in Hauptlastrichtung für eine Länge von wenigen Millimetern bis zu etwa maximal einem Meter erstrecken.
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Eine weitere Gruppe von Maßnahmen sieht vor, dass die Hochleistungsfilamentgarne, vorzugsweise die Hochleistungsfilamentgarne der ersten Fadenlage, zwischen den Kreuzungspunkten einen durch eine abschnittsweise, fibrillenartige Aufweitung des Garnquerschnitts entstehenden Zwischenraum aufweisen, insbesondere für jede Gitter bildende Fadenlage, wobei der Zwischenraum mit einem die Aufweitung stabilisierendem Material, vorzugsweise mit einer Feinbetonmischung oder einem Polymermaterial oder metallischem Pulver oder einem keramischen Pulver, besonders bevorzugt mit einer Kombination dieser Materialien, verfüllt ist.
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Hierbei ist es von Vorteil, im Bereich der Aufweitung ein stabilisierendes Material zu verfüllen, wodurch eine Rückformung des Garns bei Lasteinwirkung minimiert wird.
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Die Hochleistungsfilamentgarne können auch einen zwischen den Kreuzungspunkten durch eine abschnittsweise auftretende Aufweitung in zwei Teilgarnabschnitte entstehenden Zwischenraum aufweisen, insbesondere für jede Gitter bildende Fadenlage, wobei der Zwischenraum zwischen den zwei Teilgarnabschnitten mit einem stabilisierenden Material ausgefüllt ist. Hierbei können beispielsweise eine Feinbetonmischung, Polymermaterial, metallisches Pulver oder keramisches Pulver zur Anwendung kommen. Auch ist es möglich, diese Materialien in Kombination zum Einsatz zu bringen.
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Das Bewehrungsgitter kann als Kettengewirke, Nähgewirke, Gewebe oder Fadengelege ausgeführt sein.
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Bevorzugt sind Bewehrungsgitter als Kettengewirke oder Nähgewirke ausgebildet und die Hochleistungsfilamentgarne, insbesondere in der ersten Richtung, weisen durch einen maschebildenden Bindefaden in den Kreuzungspunkten eine Querschnittsflächen-Formänderung durch bleibende Einschnürung auf, wobei vorzugsweise dem maschebildenden Bindefaden abschnittsweise, in der Regel an den Kreuzungspunkten der Gitterstruktur, eine höhere Fadenzugkraft aufgeprägt wird, wodurch die Hochleistungsfilamentgarne eine bleibende Querschnittsflächen-Formänderung in Form einer bleibenden Einschnürung erfahren.
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Die Kreuzungspunkte der Fadenlagen können im Bereich von 5 bis 100 mm, vorzugsweise 5 bis 40 mm, besonders vorzugsweise 8 bis 20 mm, beabstandet sein. Die Fadenlagen weisen vorzugsweise 0°/90° oder 0°/±45° oder 0°/±45°/90° Winkelanordnungen auf.
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Die Fläche des Querschnitts kann im Bereich von 0,7 bis 30 mm2, vorzugsweise 2 bis 8 mm2 liegen.
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Ein separates Hochleistungsfilamentgarn für den Betonbau, das nicht Teil eines textilen Flächengebildes ist, weist erfindungsgemäß Verformungsabschnitte auf, deren Querschnitte eine in axialer Richtung variierende Querschnittsform und/oder variierende Querschnittsfläche besitzen.
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Das erfindungsgemäße Konzept lässt sich daher nicht nur beschränkt auf Bewehrungsgitter anwenden, sondern ganz allgemein auch bei Hochleistungsfilamentgarnen, die als separate Elemente, z. B. in Form von Carbonfilamentstäben oder -bändern, direkt, d. h. ohne Weiterverarbeitung zu einem Bewehrungsgitter, zum Einsatz kommen. Auch hier können die wie vorstehend beschriebenen Querschnittsflächenformen und/oder Querschnittsflächen variiert werden, um den Formschluss mit dem Beton zu verbessern.
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Wesentlich in diesem Zusammenhang ist der Aspekt, dass der Kern des Hochleistungsfilamentgarns bzw. dessen Zentralachse in Bezug auf die Hauptbelastungsrichtung ideal ausgerichtet bleibt und die Verformungen bleibend, d. h. nicht rückformbar ausgeführt sind. Hierfür muss bei der Herstellung der Hochleistungsfilamentgarne bzw. bei deren Weiterverarbeitung zu dem Bewehrungsgitter Sorge getragen werden.
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Erfindungsgemäß werden derartige Bewehrungsgitter dadurch hergestellt, dass die Hochleistungsfilamentgarne nach der Beschichtung bzw. Tränkung mit einer polymeren Matrix mit vorzugsweise Polymerdispersionen sowie thermoplastischen, duroplastischen und elastomeren Substanzen oder deren Kombinationen oder Füllstoffen als Matrixwerkstoffe auf dem Wege des Trocknens, Vernetzens und/oder Aushärtens und/oder des Abkühlens der Matrix abschnittsweise einer bleibenden Formgebung mit dadurch entstehenden Querschnittsflächen-Formänderungen über die Garnlänge unterzogen werden.
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Dabei erfolgt vorzugsweise die Formgebung mittels Formwerkzeugen, die als Formpressen, insbesondere als synchron zur Bewegungsrichtung des Bewehrungsgitters umlaufende Doppelbandpressen, als Walzensysteme oder in Kombination derer ausgebildet sind.
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Besonders vorzugsweise weisen die Formwerkzeuge eine dem vorgegebenen Querschnittsflächen-Formänderungsrapport der Hochleistungsfilamentgarne entsprechende Profilierung oder Gravur auf mindestens einer Werkzeugseite auf, wobei eine zweite, nicht profilierte oder nicht gravierte Werkzeugseite der Aufnahme des auf die Hochleistungsfilamentgarne wirkenden Druckes beim Umformen dienen kann.
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Besonders vorzugsweise sind die Formwerkzeuge sowohl beheizbar als auch kühlbar und temperaturgesteuert ausgeführt, wobei ganz besonders vorzugsweise die Formwerkzeuge über klingenartige Aufweitelemente oder zur Herstellung eines Bewehrungsgitters mit Aufweitungen über keilförmige Aufweitelemente verfügen.
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Die thermoplastischen Matrixwerkstoffe werden vorzugsweise in fester Form, insbesondere als Bändchen oder Multifilamentgarne, mit den Hochleistungsfilamentgarnen zum Bewehrungsgitter verarbeitet oder diesem zugeführt und das Beschichten durch Erhitzen bis zum Schmelzen der thermoplastischen Matrix wird mittels eines zusätzlichen Vorheizsystems und/oder im Formwerkzeug durchgeführt.
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Die Formänderung kann entsprechend dem Bewehrungsgittervorschub rapportartig vorgenommen werden.
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Zur Realisierung von Aufweitungen sind klingenartige Aufweitelemente vorgesehen. Das die Aufweitung stabilisierende bzw. fixierende Material wird hierbei zugeführt und eingepresst.
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Das Bewehrungsgitter wird bevorzugt nach einer der textilen Flächenbildungstechnologien Kettenwirken, Multiaxialwirken, Weben oder mit Gelegetechniken hergestellt. Das nachfolgende Beschichten, Trocknen und Vernetzen und/oder Aushärten und/oder das Abkühlen der Matrix und die Formgebung der Hochleistungsfilamentgarne erfolgen in einem online-Prozess auf demselben Anlagensystem. Alternativ kann auch nach der Herstellung des unbeschichteten Bewehrungsgitters die Weiterverarbeitung auf einer separaten Anlage vorgenommen werden.
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Bei der Beschichtung und Trocknung/Abkühlung der Hochleistungsfilamentgarne mit einer nicht oder nicht vollständig aushärtenden Matrix, insbesondere einer thermoplastischen Matrix oder einer mit einem Vernetzer versetzten Polymerdispersion, wird die Formgebung oder eine zusätzlichen Umformung der Garne mit Formwerkzeug als letzter Prozessschritt oder vollständig separat durchgeführt. Vorzugsweise ist ein separates Formwerkzeug in einer Anlage oder als mobiles Formwerkzeug, insbesondere temperaturgesteuerte Formpresszange, für den Einsatz vor der Weiterverarbeitung ausgeführt.
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Bevorzugt werden als Matrixwerkstoffe zum Beschichten und Formgeben Polymerdispersionen, thermoplastische, duroplastische oder elastomere Substanzen oder deren Kombination verwendet, die je nach Anwendungsfall bevorzugt auch Füllstoffe enthalten können.
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Auch kann eine Bewehrungsgitterbahn nach abgeschlossenem Beschichten bzw. Tränken und/oder Trocknen/Vernetzen und/oder Aushärten und/oder Abkühlen der beschichteten Hochleistungsfilamentgarne auf eine vorgegebene Bahnlänge abgelängt werden und in derselben Anlage oder separat über die gesamte Breite des Bewehrungsgitters in beiden Endbereichen durch ein Formwerkzeug, das vorzugsweise als keilförmig wirkende Formpresse ausgebildet ist, eine der oben aufgeführten Aufdickungen erfahren.
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Die separate Formgebung hat den Vorteil, dass die Formgebung direkt vor der der Verarbeitung auf der Baustelle vorgenommen werden kann. Ein mobiles Formwerkzeug, beispielsweise eine Temperatur gesteuerte Formpresszange, kann vor der Verarbeitung des Bewehrungsgitters beispielsweise direkt auf der Baustelle zum Einsatz kommen.
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Dem Formwerkzeug kann das Polymermaterial auch in fester Form als Folienstreifen zugeführt werden, welche in Hauptlastrichtung keilförmig verlaufend an Dicke zunehmen, um eine entsprechende Aufdickung – wie eingangs beschrieben – zu ermöglichen.
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Die Herstellung eines Bewehrungsgitters mit abschnittsweiser Aufdickung erfolgt bevorzugt dadurch, dass die Hochleistungsfilamentgarne nach dem Beschichten im Formwerkzeug der Aufdickungslänge entsprechend unterschiedlich intensiv abgepresst werden.
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Das die Aufweitung stabilisierende bzw. fixierende Material wird – wie oben beschrieben – zugeführt und eingepresst, wobei vorzugsweise die Hochleistungsfilamentgarne als parallele Fadenschar dem Beschichten und Formgeben zugeführt werden.
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Bevorzugt können die Hochleistungsfilamentgarne vor der Weiterverarbeitung zum Bewehrungsgitter mit der Matrix beschichtet bzw. getränkt werden und auf dem Weg des Trocknens, Vernetzens und/oder Aushärtens und/oder des Abkühlens der Matrix abschnittsweise der Formgebung mit dadurch entstehenden Querschnittsflächen-Formänderungen über die Garnlänge wie oben beschrieben unterzogen werden.
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Die voran dargelegten Verfahrensschritte zur Herstellung eines Bewehrungsgitters können ohne Bildung eines Gitters erfindungsgemäß auch zur Herstellung eines Hochleistungsfilamentgarns als einzelnes separates Garn bzw. in Form einer Fadenschar entsprechend ausgeübt werden.
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Die Erfindung wird nachfolgend anhand von Ausführungsbeispielen unter Bezugnahme auf die beigefügten Figuren ausführlich erläutert. Es zeigen:
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1: Bewehrungsgitter mit flachbauchig verformten Querschnitt der Carbonfilamentgarne in 0°-Richtung (Kettrichtung);
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2: Bewehrungsgitter als Kettengewirke mit verdichtetem Querschnittsabschnitt der Carbonfilamentgarne in 0°-Richtung;
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3: Bewehrungsgitter als Kettengewirke mit diagonal zur 0°-Richtung der Carbonfilament-Garne verdichtetem Querschnittsabschnitt;
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4: Bewehrungsgitter als geklebtes Fadengelege mit verdichteten Querschnittsabschnitten diagonal zur Orientierung der 0°- und 90°-Fadenlagen;
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5: Bewehrungsgitter als Kettengewirke mit in Kettfadenrichtung ausgeführten abschnittsweisen seitlichen Verdichtungen (Einschnürungen) der Carbonfilamentgarne;
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6: Bewehrungsgitter als Kettengewirke mit sägezahnartiger, das Carbonfilamentgarn in 0°-Richtung vollständig oder teilweise umschließender, abschnittsweiser Aufdickung aus einem Polymermaterial;
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7: Bewehrungsgitter als Kettengewirke mit in Kettfadenrichtung ausgeführten segmentierten fibrillenartigen Aufweitungen der Carbonfilamentgarne, die mit die Aufweitung stabilisierenden Materialien verfüllt bzw. verpresst sind;
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8: Bewehrungsgitter als Kettengewirke mit in 0°-Richtung ausgeführter segmentierter Aufweitung der Carbonfilamentgarne in zwei Teilgarnabschnitte und in die Aufweitung eingepressten Inlays;
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9: Bewehrungsgitter als Kettengewirke mit einer im Kreuzungsbereich der Fadenlagen durch den maschebildenden Bindefaden erzeugten Einschnürung der Carbonfilamentgarne, insbesondere der 0°-Kettgarne;
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10: Bewehrungsgitter als verklebtes Fadengelege mit im Endbereich der Bewehrungsgitterfläche ausgeführter, dünner, keilförmiger Aufdickung aus Polymermatrixmaterial mit einer feinen Rippung auf der Ober- und Unterseite der keilförmigen Aufdickung;
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11: schematische Darstellung der Verfahrensprozesse;
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12: Formpresszange.
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Die Ausführungen der Bewehrungsgitter gemäß 1 bis 10 sind grundsätzlich unabhängig von der Technologie zur Fertigung der Bewehrungsgitter (Kettenwirken, Nähwirken, Weben und Gelegetechnik) und auch für beliebige andere Gittergeometrien wie z. B. +45°-Bewehrungsgitter und Multiaxialgitter (0°/+45°/90°) möglich.
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Im Sonderfall verfügen die Hochleistungsfilamentgarne, vorzugsweise die Carbonfilamentgarne, ohne Verarbeitung zum Bewehrungsgitter über die segmentweise Querschnittsflächen-Formänderungen nach 1 bis 8.
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1 zeigt die Rückseite des Bewehrungsgitters 100, also nicht die Maschen- oder Vorderseite, des Kettengewirkeausschnittes nach der Verformung des beschichteten Hochleistungsfilamentgarns 110, vorzugsweise in Form eines Carbonfilamentgarns, in der Hauptlastrichtung 112.
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Grundsätzlich bestehen die Bewehrungsgitter 100, 200, 300, 400, 500, 600, 700, 800, 900, 1000 aus Hochleistungsfilamentgarnen 110, 210, 310, 410, 510, 610, 710, 810, 910, 1010, die in wenigstens einer ersten Richtung 112, 212, 312, 412, 512, 612, 712, 812, 912, 1012 zu einer ersten Fadenlage 115, 215, 315, 415, 515, 615, 715, 815, 915, 1015 angeordnet sind und aus Fäden 190, 290, 390, 490, 590, 690, 790, 890, 990, 1090, die in wenigsten einer von der ersten Richtung 112, 212, 312, 412, 512, 612, 712, 812, 912, 1012 abweichenden zweiten Richtung 111, 211, 311, 411, 511, 611, 711, 811, 911, 1011 zu einer zweiten Fadenlage 195, 295, 395, 495, 595, 695, 795, 895, 995, 1095 angeordnet sind, wobei die beiden Fadenlagen 115, 215, 315, 415, 515, 615, 715, 815, 915, 1015, 195, 295, 395, 495, 595, 695, 795, 895, 995, 1095 über Kreuzungspunkte 180, 280, 380, 480, 580, 680, 780, 880, 980, 1080 zu einem textilen Flächengebilde 150, 250, 350, 450, 550, 650, 750, 850, 950, 1050 verbunden sind. Die Hochleistungsfilamentgarne 110, 210, 310, 410, 510, 610, 710, 810, 910, 1010 weisen eine axiale Richtung 114, 214, 314, 414, 514, 614, 714, 814, 914, 1014 und eine radiale Richtung 113, 213, 313, 413, 513, 613, 713, 813, 913, 1013 auf.
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Wie aus den Seitenansichten zu entnehmen, kann die sich wiederholende, bleibende, stetige Verformung durch eine einseitige oder doppelseitige Krafteinwirkung erzeugt werden. Hierdurch entstehen Verformunngabschnitte 120, die in axialer Richtung 114 aus einer Querschnittsform BF über eine Querschnittsform AF in die Querschnittsform BF und/oder eine sich wiederholende, bleibende, stetige betragsmäßige Änderung einer Querschnittsfläche Bf über eine Querschnittsfläche Af in die Querschnittsfläche Bf aufweisen, wobei die Querschnittsform AF und/oder Querschnittsfläche Af eine Längsausdehung verschieden von der der Querschnittsform BF und/oder Querschnittsfläche AF hat. Im Fall einer kleineren ursprünglichen Querschnittsform BF und/oder Querschnittsfläche Bf liegt eine sog. flachbauchige Verformung vor. Die bleibenden Verformungen des Hochleistungsfilamentgarns 110 können auch wechselweise von beiden Seiten vorgenommen werden.
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Die Abfolge der Verformungsabschnitte 120, 220, 320, 420, 520, 620, 720, 820, 920, 1020 der Hochleistungsfilamentgarne 110, 210, 310, 410, 510, 610, 710, 810, 910, 1010 über die Länge der Bewehrungsgitter 100, 200, 300, 400, 500, 600, 800, 1000 ist grundsätzlich von dem gewünschten Formschlusseffekt im Betonverbund abhängig und kann von Kreuzungspunkt 180, 280, 380, 480, 580, 680, 780, 880, 980, 1080 zu Kreuzungspunkt 180, 280, 380, 480, 580, 680, 780, 880, 980, 1080 bis zu Abständen von beispielsweise 10 cm reichen. Das gilt auch für alle Ausführungsformen der Bewehrungsgitter 100, 200, 300, 400, 500, 600, 600, 800 nach 2 bis 8.
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Die Längsausdehnung eines Verformungsabschnittes 120, 220, 320, 420, 520, 620, 720, 820, 920, 1020 bewegt sich in der Regel innerhalb einer Gitterweite. Mit größer werdendem Querschnitt A der eingesetzten Hochleistungsfilamentgarne werden auch größere Gitterweiten von z. B. 40 mm gewählt.
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Die bleibenden Verformungen der Querschnitte A, B der Hochleistungsfilamentgarne 110, 210, 310, 410, 510, 710, 810, 910, 1010 nach 1–5 und 7–9, sind mit einer zerstörungsfreien Lageveränderung eines Anteils der Filamente im verformten Garnabschnitt 120, 220, 320, 420, 520, 720, 820, 920 verbunden, womit die Verringerung der ausnutzbaren Filament-Festigkeiten in Abhängigkeit der verwendeten Beschichtungsmatrix (wie oben angegeben) einhergeht.
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2 zeigt eine vorteilhafte Ausführung mit einem Verformungsabschnitt 220 in axialer Richtung 214, der in radialer Richtung 213 eine Verdichtung 225 aufweist.
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3 und 4 zeigen vorteilhafte Ausführungen mit diagonal verdichteten Querschnittsabschnitten 320, 420 der Hochleistungsfilamentgarne 310, 410, wobei in 4 derartige Querschnittsverformungen 420, 420a sowohl in der Hauptlastrichtung 412 als auch in der Nebenlastrichtung 411 dargestellt sind. Außer einer linear ausgeführten Diagonalverdichtung 325 ist auch eine bogenförmige Ausführung schräg in Bezug auf die Längsachse 414 möglich.
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5 zeigt ein Bewehrungsgitter 500 mit abschnittsweiser seitlichen Verdichtungen (Einschnürungen) 525 der Hochleistungsfilamentgarne 500 in radialer Richtung 513.
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6 zeigt die Ausführung des Bewehrungsgitters 600 mit einer sägezahnartig profilierten abschnittsweisen Aufdickung 625 des Hochleistungsfilamentgarns 610, nach Art einer Oberlächenrippung. Die Aufdickung 625 kann sowohl aus demselben Material 630 bestehen wie die Beschichtung oder aber aus einem nach der Beschichtung des Hochleistungsfilamentgarns 610 nachträglich aufgepresstem Polymermaterial 630. Die Aufdickung 625 kann den Garnabschnitt 620 vollständig oder nur teilweise umschließen, wobei das vollständige Umschließen zu bevorzugen ist. Die Oberflächenrippung der Aufdickung 625 kann vorzugsweise in Richtung der späteren Lasteinleitung von sehr fein, also geringer Tiefe 622, bis zu sehr grob, also größerer Tiefe 622, ausgeführt sein. Der Rippenabstand 623 bleibt bei diesem Ausführungsbespiel in Längsrichtung konstant.
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Die Längsausdehnung der Aufdickung 625 ist abhängig vom Polymermaterial 630 und der damit zwischen dem Polymermaterial 630 und dem Hochleistungsfilamentgarn 610 entstehenden inneren Verbundlänge, sollte jedoch i.d.R. 5 cm nicht übersteigen. Bei derartigen Verbundlängen von etwa 1 cm sind die Aufdickungen 625 nicht über 2 cm Länge notwendig und in Abständen von beispielsweise 10 cm auf dem Hochleistungsfilamentgarn 610 aufzubringen. Es können auch größere Abstände gewählt werden.
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7 zeigt eine vorteilhafte Ausführung eines Bewehrungsgitters 700, bei der die Hochleistungsfilamentgarne 710 in der Hauptlastrichtung 712 nach der Beschichtung innerhalb des Gitterabstandes in einer leicht bauchigen, in die Garntiefe reichenden, fibrillenartigen Auffächerung 720 vorliegen. In die entstandenen Spalten 725 des Garns 710 sind z. B. metallische Pulver 730 oder Zementleim eingepresst. Das Bewehrungsgitter 700 kann auch vollständig mit einer zementösen Dünnschicht versehen sein, wodurch der spätere Formschlusseffekt im Beton optimal eintritt, weil der Verbund im gleichen Stoffsystem mit dem eingepressten Zementanteilen in den Garnspalten 725 zur Wirkung gebracht wird. Die Ausführung nach 7 eignet sich vorzugsweise bei einer bändchenförmigen Vorlage der Hochleistungsfilamentgarne 710.
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8 zeigt demgegenüber eine Ausführung eines Bewehrungsgitters 800, bei der das Hochleistungsfilamentgarn 810 in Hauptlastrichtung 812 zwischen zwei Kreuzungspunkten 880 in zwei Teilstränge 810a, 810b aufgespleisst ist und der linsenförmige Spalt 825 mit einem Material 830 verpresst ist, das wie ein Inlay wirkt. Als Materialien 830 können beispielsweise die für die Ausführung in 9 angeführten Materialien, aber auch Polymere wie Thermoplaste verwendet werden. Die Auslenkung des aufgespaltenen Hochleistungsfilamentgarns 810 aus der linearen Grundorientierung beträgt nur jeweils einige Zehntelmillimeter bis zu wenigen Millimetern. Letzteres trifft für besonders dicke Garnstränge oder breite Filamentgarnbänder und große Gitterweiten von z. B. 40 mm und mehr zu. Im Mittel reicht eine Abweichung von der Geraden von etwa 1 mm je Teilstrang im Bereich der größten Spaltaufweitung.
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9 zeigt eine Ausführung eines Bewehrungsgitters 900, bei dem die Hochleistungsfilamentgarne 910 durch ein maschebildendes Fadensystem 990, 990a fixiert sind. Über die Fadenspannung im Bereich der Masche im Kreuzungsbereich 980 der Fadenlagen 950 entsteht eine Einschnürung 925 der Hochleistungsfilamentgarne 910 und damit der Verformungsabschnitt 920, insbesondere in der Hauptlastrichtung 912. In diesem Bereich wird der Reibungsdruck zwischen den Filamenten 910, 990 erhöht und die spätere Beschichtung im Wesentlichen nur an der Garnoberfläche wirksam.
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In 10 ist eine Sonderausführung eines Bewehrungsgitters 1000 dargestellt. Sie zeigt beispielhaft an einem Faden 1090 einen Verformungsabschnitt 1020 in Form einer dünnen, keilförmigen Aufdickung 1020 aus Polymermaterial 1030 auf der Ober- und Unterseite im Endbereich 1060 einer Bewehrungsgitterbahn. Der Verformungsabschnitt 1020 überzieht in der Regel die gesamte Breite 1040 des Bewehrungsgitters 1000. Die Längsausdehnung wird in Abhängigkeit der zu übertragenden Lasten gewählt und kann von wenigen Zentimetern bis zu etwa 1 m reichen, um bei der Einarbeitung der Bahn in den Betonkörper die Endverankerung unter den vorgegebenen Lasten sicherzustellen. Das Polymermaterial 1030 der Aufdickung 1020 umschließt das Bewehrungsgitter 1000 in dem Endbereich 1060 vollständig. Zur Unterstützung einer optimalen Krafteinleitung kann am Keilanfang ein weicheres Polymer gewählt werden. Die Oberflächen des Aufdickungskeiles sind mit einer möglichst feinen Rippung 1025 versehen, die in Richtung des Bewehrungsgitter-Endes zunehmend stärker werden können, d.h. die Rippentiefe und -breite nimmt zum Ende hin zu.
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Das in 11 schematisch gezeigte Verfahren zur Herstellung des erfindungsgemäßen Bewehrungsgitters BG geht davon aus, dass die Hochleistungsfilamentgarne nach den allgemein bekannten Verfahren der textilen Flächenbildung, wie Kettenwirken, Nähwirken, Multiaxialwirken, Weben oder den Fadengelegetechniken zum Bewehrungsgitter BG in Einrichtung 1 geformt werden, und derartige Bewehrungsgitter BG im online-Prozess, d.h. auf derselben Anlage 11, A, oder im offline-Prozess, d.h. auf einer separaten Anlage 11, B, nachfolgend der notwendigen Beschichtung und Tränkung in der Einrichtung 2 mit einer Matrix unterzogen werden und in Kombination mit dem Trocknen, Vernetzen und/oder Aushärten und/oder des Abkühlens der Matrix über die im Produktionsprozess bewegte Bewehrungsgitterbahn abschnittsweise eine bleibende Formgebung an den Hochleistungsfilamentgarnen HL-FG vollzogen wird (11). Die Gesamtanlage I umfasst die Herstellung des Bewehrungsgitters BG in Anlage A sowie die Beschichtung und Formgebung in Anlage B.
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Eine weitere Variante des Verfahrens besteht darin, dass die Hochleistungsfilamentgarne HL-FG, in der Regel als parallele Fadenschar, ohne Verarbeitung zu einem Bewehrungsgitter BG einer Beschichtungs- und Formgebungsanlage B (2. Prozessstufe als offline-Prozess) zugeführt und auf analoge Weise nach dem notwendigen Beschichten oder Tränken in der Einrichtung 2 mit der Matrix in Kombination mit dem Trocknen/Vernetzen und/oder Aushärten und/oder dem Abkühlen abschnittsweise in eine bleibende veränderte Querschnittsflächenform und/oder eine bleibende veränderte Querschnittsfläche umgeformt werden. Von diesem Verfahren wird besonders vorteilhaft Gebrauch gemacht, wenn die Hochleistungsfilamentgarne HL-FG in der Art profilierter Drähte oder Stäbe oder Bänder im Betonbau zur Anwendung kommen sollen (z. B. bei Feinheiten von 10 × 50K-Carbonfilamentgarnen).
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Für die Formgebung in der Einrichtung 3 werden die an sich technologisch bekannten Formwerkzeuge wie Formpressen, Doppelbandpressen und Walzensysteme bzw. geeignete Kombinationen derartiger Formgebungsprinzipe eingesetzt. Die formenden Oberflächen müssen eine dem zu erreichenden Umformungseffekt entsprechende Profilierung aufweisen. Unter Beachtung der Umformungsgeometrie am Hochleistungsfilamentgarn HL-FG und des Rapportes werden die Oberflächen der Formwerkzeuge der Einrichtung 3 zum flachbauchigen Verformen, Verdichten und seitlichem Verdichten der Hochleistungsfilamentgarne HL-FG geringe Erhöhungen aufweisen, um den Umformdruck für die Formgebung zu erreichen. Der Rapport wird in der Regel auf die Gitterweite oder deren Vielfaches abgestimmt.
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Im Falle der abschnittsweisen Aufdickung von Hochleistungsfilamentgarnen HL-FG muss das Formwerkzeug der Einrichtung 3, z. B. als Walzenpresse, über die Aufdickungslänge rillenartige Vertiefungen aufweisen, so dass in diesem Bereich das Beschichtungsmaterial nicht oder mit weniger Druck abgequetscht wird. Zum Erreichen einer Oberflächenrippung müssen die Vertiefungsbereiche mit entsprechenden Querrillen versehen sein. Die abschnittsweise Aufdickung kann auch erreicht werden, indem Polymerfolienstreifen dem Formwerkzeug der Einrichtung 3 ein- oder beidseitig zugeführt und diese durch gezieltes Aufschmelzen bzw. Erweichen und nachfolgendes Abkühlen auf bzw. um das Hochleistungsfilamentgarn HL-FG gepresst werden. Wenn die Veränderung der Querschnittsflächenform und der Querschnittsfläche der Hochleistungsfilamentgarne HL-FG in der Art profilierter Drähte oder Stäbe oder Bänder durch Aufweiten zu erreichen ist, müssen die Formwerkzeuge der Einrichtung 3 für ein fibrillenartiges Aufweiten rapportgemäß klingenartige Einsätze oder Profilbereiche und für das Aufweiten in zwei Teilgarnabschnitte keilförmige Profilbereiche aufweisen.
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Im Prozessbereich B ist unmittelbar nach dem Formgebungswerkzeug der Einrichtung 3 die Zuführung über Einrichtung 4 des Materials zum Verfüllen der aufgeweiteten Garnabschnitte und ein Einpresswerkzeug einer Einrichtung 5, vorzugsweise als temperaturgesteuertes Presswalzensystem vorzusehen. In Abhängigkeit der Art des Verfüllmaterials ist für das Abführen durch eine Einrichtung 6, beispielsweise durch Absaugen, des überschüssigen Verfüllmaterials zu sorgen.
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Nach Durchlauf der Einrichtungen 1 bis 7 liegt ein verbundoptimiertes Bewehurngsgitter VBG vor.
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Die Profile der Formwerkzeuge der Einrichtung 3 zum Verformen der Hochleistungsfilamentgarne gemäß 1–5 oder Aufweiten gemäß 7 und 8 sowie für die Aufdickung gemäß 6 und 10 weichen nur einige Zehntelmillimeter bis zu einigen Millimetern von der Basispressfläche des Formwerkzeuges ab. Letzteres gilt für besonders große Garndurchmesser und/oder -querschnitte.
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Die verfahrenstechnischen Varianten der Einordnung der Formgebung B im Bereich zwischen Beschichten über Einrichtung 2 und Ablage des fertiggestellten erfindungsgemäßen Bewehrungsgitters BG sind von der Art der Beschichtungsmatrix abhängig. Bei Verwendung von Polymerdispersionen wird das Formwerkzeug der Einrichtung 3 vorzugsweise im Bereich des Trocknens und Vernetzens der Einrichtung 2 der Beschichtung eingesetzt. Bei Verwendung von vollständig aushärtenden Matrices muss die Formgebung vor dem Abschluss des Aushärtens erfolgen. Werden die Hochleistungsfilamentgarne HL-FG mit flüssigen Thermoplasten getränkt, so muss über ein temperaturgesteuertes Formwerkzeug in Verbindung mit dem Abkühlprozess das Formgeben erfolgen.
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Eine weitere Verfahrensvariante besteht darin, dass mit den unbeschichteten Hochleistungsfilamentgarnen HL-FG gemeinsam thermoplastische Fäden TPF, z. B. in Form von Polypropylen-Bändchen, zum Bewehrungsgitter BG verarbeiten werden oder solche Fäden der Prozesszone B (11) direkt ober- und/oder unterhalb der gitterbildenden Hochleistungsfilamentgarne HG-FG zugeführt werden. Das innige Beschichten aller Filamente der Garne wird bei diesem Verfahren direkt mit dem Formgeben in Einrichtung 3 gekoppelt. In der Abfolge Aufschmelzen, Abquetschen, beginnendes Abkühlen, Formgeben und abschließendes Abkühlen werden das Gesamtsystem und das Temperaturregime der kombinierten Beschichtungs- und Formgebungswerkzeuge der Einrichtung 3 ausgelegt.
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Sowohl Polymerdispersionsbeschichtungen als auch Thermoplastbeschichtungen ermöglichen ein nachträgliches Formgeben der Hochleistungsfilamentgarne HL-FG durch ein beheiztes Formwerkzeug 1200, das die Beschichtung wieder plastisch verformbar werden lässt (11, 5). Dieses nachträgliche Formgeben in Einrichtung 7 kann sowohl als letzter Schritt im Prozess erfolgen, oder es wird vollständig separat, z. B. vor der Verarbeitung auf der Baustelle, vorgenommen. Letzteres betrifft den Sonderfall, dass ein mobiles Formwerkzeug 1200, beispielsweise als temperaturgesteuerte Formpresszange mit einer entsprechenden Pressenfläche 1260 auf die beiden Endbereiche einer abgelängten Bewehrungsgitterbahn eine thermoplastische Aufdickung keilförmig aufpresst, wobei die Hochleistungsfilamentgarne HL-FG komplett umschlossen und die Gitterfreiflächen komplett mit dem Thermoplastmaterial ausgefüllt werden (10). In diesem Fall werden die thermoplastischen Aufdickungsmaterialien vorzugsweise als längen- und breitenabgepasste Folienstreifen mit keilförmig von wenigen Zehntelmillimetern bis zu einigen Millimetern zunehmender Dicke in die Formpresszange 1200 eingelegt und in dieser temperaturgesteuert plastifiziert mit einer Rippung, an der Oberfläche verpresst und abgekühlt.
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Bezugszeichenliste
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- HL-FG
- Hochleistungsfilamentgarn
- BG
- Bewehrungsgitter
- VBG
- Verbundoptimiertes Bewehrungsgitter
- TPF
- Thermoplastfäden
- TPFO
- Thermoplastfolien
- I
- Gesamtanlage für online-Version
- A
- Bewehrungsgitterherstellung (Anlage A)
- B
- Beschichtung und Formgebung (Anlage B)
- 1
- Einrichtung
- 2
- Einrichtung
- 3
- Einrichtung
- 4
- Einrichtung
- 5
- Einrichtung
- 6
- Einrichtung
- 7
- Einrichtung
- 100
- Bewehrungsgitter
- 110
- Hochleistungsfilamentgarn
- 111
- Zweite Richtung
- 112
- Erste Richtung
- 113
- Radiale Richtung
- 114
- Axiale Richtung
- 115
- Erste Fadenlage
- 120
- Verformungsabschnitt
- 150
- Fadenlagen
- 180
- Kreuzungspunkt
- 190
- Faden
- 195
- Zweite Fadenlage
- A
- Querschnitt
- B
- Querschnitt
- 200
- Bewehrungsgitter
- 210
- Hochleistungsfilamentgarn
- 211
- Zweite Richtung
- 212
- Erste Richtung
- 213
- Radiale Richtung
- 214
- Axiale Richtung
- 215
- Erste Fadenlage
- 220
- Verformungsabschnitt
- 225
- Verdichtung
- 250
- Fadenlagen
- 280
- Kreuzungspunkt
- 290
- Faden
- 295
- Zweite Fadenlage
- 300
- Bewehrungsgitter
- 310
- Hochleistungsfilamentgarn
- 311
- Zweite Richtung
- 312
- Erste Richtung
- 313
- Radiale Richtung
- 314
- Axiale Richtung
- 315
- Erste Fadenlage
- 320
- Verformungsabschnitt
- 325
- Verdichtung
- 350
- Fadenlagen
- 380
- Kreuzungspunkt
- 390
- Faden
- 395
- Zweite Fadenlage
- 400
- Bewehrungsgitter
- 410
- Hochleistungsfilamentgarn
- 411
- Zweite Richtung
- 412
- Erste Richtung
- 413
- Radiale Richtung
- 414
- Axiale Richtung
- 415
- Erste Fadenlage
- 420, 420a
- Verformungsabschnitt
- 450
- Fadenlagen
- 480
- Kreuzungspunkt
- 490
- Faden
- 495
- Zweite Fadenlage
- 500
- Bewehrungsgitter
- 510
- Hochleistungsfilamentgarn
- 511
- Zweite Richtung
- 512
- Erste Richtung
- 513
- Radiale Richtung
- 514
- Axiale Richtung
- 515
- Erste Fadenlage
- 520
- Verformungsabschnitt
- 525
- Verdichtung
- 550
- Fadenlagen
- 580
- Kreuzungspunkt
- 590
- Faden
- 595
- Zweite Fadenlage
- 600
- Bewehrungsgitter
- 610
- Hochleistungsfilamentgarn
- 611
- Zweite Richtung
- 612
- Erste Richtung
- 613
- Radiale Richtung
- 614
- Axiale Richtung
- 615
- Erste Fadenlage
- 620
- Verformungsabschnitt
- 622
- Tiefe
- 623
- Rippenabstand
- 625
- Rippung
- 630
- Material
- 650
- Fadenlagen
- 680
- Kreuzungspunkt
- 690
- Faden
- 695
- Zweite Fadenlage
- 700
- Bewehrungsgitter
- 710
- Hochleistungsfilamentgarn
- 711
- Zweite Richtung
- 712
- Erste Richtung
- 713
- Radiale Richtung
- 714
- Axiale Richtung
- 715
- Erste Fadenlage
- 720
- Verformungsabschnitt
- 725
- Zwischenraum
- 730
- Material
- 750
- Fadenlagen
- 780
- Kreuzungspunkte
- 790
- Faden
- 795
- Zweite Fadenlage
- 800
- Bewehrungsgitter
- 810
- Hochleistungsfilamentgarn
- 810a
- Erster Teilgarnabschnitt
- 810b
- Zweiter Teilgarnabschnitt
- 811
- Zweite Richtung
- 812
- Erste Richtung
- 813
- Radiale Richtung
- 814
- Axiale Richtung
- 815
- Erste Fadenlage
- 820
- Verformungsabschnitt
- 825
- Zwischenraum
- 830
- Material
- 850
- Fadenlagen
- 880
- Kreuzungspunkt
- 890
- Faden
- 895
- Zweite Fadenlage
- 900
- Bewehrungsgitter
- 910
- Hochleistungsfilamentgarn
- 911
- Zweite Richtung
- 912
- Erste Richtung
- 913
- Radiale Richtung
- 914
- Axiale Richtung
- 915
- Erste Fadenlage
- 920
- Verformungsabschnitt
- 925
- Einschnürung
- 950
- Fadenlagen
- 980
- Kreuzungspunkt
- 990
- Faden
- 990a
- Bindfaden
- 995
- Zweite Fadenlage
- 1000
- Bewehrungsgitter
- 1010
- Hochleistungsfilamentgarn
- 1011
- Zweite Richtung
- 1012
- Erste Richtung
- 1013
- Radiale Richtung
- 1014
- Axiale Richtung
- 1015
- Erste Fadenlage
- 1020
- Verformungsabschnitt
- 1025
- Rippung
- 1030
- Material
- 1040
- Gitterbreite
- 1050
- Fadenlagen
- 1060
- Endbereich
- 1080
- Kreuzungspunkt
- 1090
- Faden
- 1095
- Zweite Fadenlage
- 1200
- Formpresszange
- 1260
- Pressenfläche
-
ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
-
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Zitierte Nicht-Patentliteratur
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- P. Offermann et al. in Beton-und Stahlbetonbau 99, Heft 6, Seiten 437 bis 443 [0010]