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Die vorliegende Erfindung betrifft einen Griff für einen Zapfhahn, einen Zapfhahn mit einem derartigen Griff, eine Zapfanlage und ein Verfahren zum Zapfen eines Mediums.
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Zapfhähne sind beispielsweise als Bierzapfhähne bekannt. Entsprechende Zapfhähne werden auch für alkoholfreie Getränke meist in einer etwas einfacheren Ausführungsform angeboten. Die Erfindung erstreckt sich im Weiteren jedoch auch auf Griffe für beliebige Fluidauslässe, deren Durchfluss mit dem Griff geregelt wird. Dies kann ein Wasserhahn und auch der Griff einer Zapfsäule für Kraftstoffe sein.
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Derartige Griffe haben meist ein Griffelement, das relativ zu einer Leitung eines Hahnes oder eines Ventils bewegt wird, um die Leitung zu öffnen und zu schließen. Diese relative Bewegung ist meist optisch am Griff zu erkennen. Es gibt jedoch auch Griffe für Zapfhähne oder Ventile, bei denen eine Anzeige den Öffnungswinkel oder den Öffnungsgrad der Leitung darstellt. Die Ausrüstung eines derartigen Griffs mit einer entsprechenden Anzeige, die die Position des Griffs oder des bewegten Ventils darstellt ist konstruktiv aufwendig und in der Regel auch nicht notwendig, da meist bereits die Lage des Griffes Aufschluss über die Ventilposition gibt.
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Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, einen derartigen Griff für einen Zapfhahn weiterzuentwickeln.
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Diese Aufgabe wird mit einem Griff für einen Zapfhahn gelöst, der einen Gyrosensor aufweist.
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Ein Gyrosensor, der auch als Gyrometer bezeichnet wird, registriert bzw. misst Drehbewegungen. Bekannte Beispiele für Gyrosensoren sind das Gyroskop oder ein Laserkreisel. Bei einem mechanischen Gyrometer werden an eine drehende Achse zwei Massen angebracht, die durch die Fliehkraft bei der Rotation nach außen getragen werden. Ein Faden, der beide Massen verbindet, zeigt dann an der gemeinsamen Achse die Anzahl der Umdrehungen pro Minute an.
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Unter den Begriff des Gyrosensors fallen weiterhin die Magnetfeldsensoren, die in vielen Mobiltelefonen eingebaut sind, und auch Lasergyrometer, die beispielsweise in Navigationsgeräten eingebaut sind.
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Die Erfindung betrifft insbesondere einen Gyrosensor, der als Beschleunigungsoder Lagesensor auf kleinste Beschleunigungen, Drehbewegungen oder Lageänderungen reagiert. Das Prinzip dieser Gyrosensoren basiert auf der Massenträgheit. Die von einem Gyrosensor erfassten Drehbewegungen werden in einer Spannungsänderung, bezogen auf die Drehgeschwindigkeit angegeben, beispielsweise in Volt pro Grad Drehbewegung pro Sekunde (V/Grad/s).
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Ein anderes Gyroverfahren wird in Navigationsgeräten in Autos verwendet. Es arbeitet nach dem Piezoeffekt.
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Derartige Gyrosensoren werden in Digitalkameras und Camcordern für die optische Bildstabilisierung aber auch in Smartphones oder Tablet-PCs für die Lagebestimmung eingesetzt.
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In einen Griff eines Zapfhahnes eingesetzt kann der Gyrosensor eine Spannung erzeugen, die eine Information zur Lage des Zapfhahns bietet.
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Die Aufzeichnung der Lage des Griffs eines Zapfhahnes über der Zeit ermöglicht die Kontrolle der Zapfvorgänge. Das Ermitteln schneller Lageänderungen am Zapfhahn ermöglicht es, den Zapfhahn wie einen Joystick zu verwenden, um an einem Computer eine Eingabe zu machen. So kann beispielsweise durch ein zweimaliges schnelles Vorziehen des Zapfhahnes ein Computer eingeschaltet werden und ein nach hinten gerichteter kurzzeitiger schlagartiger Impuls am Griff kann die Position eines Cursors auf einer Anzeige verändern. Der Griff des Zapfhahnes bekommt dadurch über seine mechanische Ventilöffnungsfunktion hinaus eine Kontrollfunktion und/oder eine Steuerungsfunktion.
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Obwohl an dem Griff eines Zapfhahnes dessen Position leicht erkennbar ist, bietet der Gyrosensor im Griff weitere Einsatzmöglichkeiten, ohne dass der Zapfhahn wesentlich verändert werden muss.
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Üblicherweise werden derartige Griffe auf den Zapfhahn oder ein bewegliches Element des Zapfhahnes aufgeschraubt. Diese Griffe können abgeschraubt und ersetzt werden. Somit bietet sich die Möglichkeit, bei einem handelsüblichen Zapfhahn den Griff abzuschrauben und durch einen Griff mit einem Gyrosensor zu ersetzen.
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Dies erschließt die Möglichkeit, Griffbewegungen zu analysieren und über ein Kabel oder auch kabellos an eine Auswerteeinheit zu übertragen. Alternativ kann die Auswerteinheit auch bereits im Griff angeordnet sein. Eine im Griff angeordnete Auswerteeinheit ermöglicht es, die Griffbewegungen aufzuzeichnen und beispielsweise bei Abweichungen von einem Bewegungsmuster einen Alarm auszulösen.
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Besonders vorteilhaft ist es jedoch, wenn der Griff eine Stromversorgung und einen Sender aufweist. Dies erschließt die Möglichkeit, den Griff sehr kompakt und einfach zu gestalten und die Auswertung an einem entfernten Rechner vorzunehmen. Dieser Rechner kann beispielweise ein Ventil öffnen und schließen, das einen Zulauf zum Zapfhahn freigibt. Üblicherweise ist der Griff direkt mechanisch mit einem Ventil im Zapfhahn verbunden. Der Gyrosensor erlaubt es, auf die direkte mechanische Verbindung zwischen Griff und Zapfhahn zu verzichten und die Öffnung des Zapfhahnes in Relation zu den Signalen des Gyrosensors vorzugeben.
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Ein bevorzugter Einsatz dieses Griffes ist die Verwendung des Griffes für einen Zapfhahn. Ein derartiger Zapfhahn weist eine Leitung für ein zu zapfendes Medium auf, die üblicherweise in einer speziellen Längserstreckungsebene liegt. Dann sollte der Griff in dieser Längserstreckungsebene kippbar angeordnet sein. Dies ermöglicht es, auf bekannte Art und Weise mit dem Griff den Zapfhahn zu bedienen und ohne den üblichen Zapfvorgang zu beeinträchtigen, die Position des Griffs zu analysieren und vorzugsweise an einen Rechner weiterzuleiten.
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Weitere Einsatzmöglichkeiten erschließen sich, wenn der Griff in der Längserstreckungsebene und quer zu dieser Ebene kippbar angeordnet ist. Ein Bierhahn hat die übliche Funktion bei einem Vorwärts-Kippen des Griffes ein Zapfventil zu öffnen und bei einem Nachhinten-Kippen des Griffes den Zufluss von Schaum durch die Leitung zu ermöglichen. Durch das Vorsehen einer Lagerung, die eine Querbewegung des Griffes ermöglicht, kann der Griff dazu verwendet werden, weitere Funktionen zu übernehmen wie beispielsweise eine Voreinstellung einer bestimmten Zapfmenge. Der Griff des Zapfhahnes übernimmt somit Funktionen, die von einem Joystick aus dem Bereich der Computerspiele bekannt sind.
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Beispielsweise kann ein Teil des Griffes auch in Richtung einer Längserstreckung des Griffs relativ zu einem stationären Griffteil beweglich sein oder der Griff kann einen Schaltknopf aufweisen. Auch eine Bewegung des Griffs in Längserstreckung des Griffs kann vom Gyrosensor ermittelt und an einen Rechner weitergegeben werden. Der einfache Zapfhahn wird somit durch den Einbau des Gyrosensors zu einem Schaltknüppel, um bespielweise eine automatische Zapfanlage zu steuern.
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Darüber hinaus kann der Griff auch eine veränderbare optische Anzeige aufweisen. Mit einer vorzugsweise farbigen LED kann auf verschiedene Betriebszustände hingewiesen werden. Dabei ist die optische Anzeige leicht sichtbar am oberen Ende des Griffs positionierbar. Dadurch kann dem Kellner mit einer Farbe oder einem speziellen Leuchtsignal angezeigt werden, dass für das Zapfen ein Kredit vorhanden ist, d. h. dass bereits eine Zahlung dazu eingebucht ist. Ein weiteres Signal kann auf dem Griff anzeigen, ob ein zu zapfendes Volumen von beispielsweise 0,5 l oder 0,3 l voreingestellt ist. Dazu eignet sich z. B. eine RGB-LED, die durch unterschiedliche Farben und Leuchtrhythmen verschiedene Informationen vermitteln kann.
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Kumulativ oder alternativ wird vorgeschlagen, dass der Griff eine akustische und/oder mechanische Signaleinrichtung aufweist. Mit einem akustischen Signal kann beispielsweise darauf hingewiesen werden, dass mehr gezapft wird als der voreingestellte Wert vorgibt. Wenn beispielsweise nur ein Kredit für 0,3 l vorhanden ist und der Kellner 0,5 l zapft, dann ertönt beispielsweise ab gezapften 0,35 l ein akustisches Signal, dass deutlich erkennen lässt, dass der Kellner zu viel zapft.
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Auch ein mechanisches Signal am Griff, wie beispielsweise ein Vibrationsalarm, kann den Kellner auf eine spezielle Situation hinweisen. Eine derartige Situation kann ein fast leeres Keg sein oder ein Kredit zu einer anderen Sorte, als derjenigen, zu der der Kellner den Zapfhahn bedient.
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Der Zapfhahn kann auch einen manuell bedienbaren Schalter aufweisen, der ein elektrisches Signal abgibt. Dadurch wird es möglich, zu einem speziellen zu zapfenden Medium eine Eingabe an eine Zapfanlage weiterzuleiten. Dies kann ein Kippschalter oder ein Tippschalter sein oder es werden mehrere Schalter verwendet, um beispielsweise einen Cursor zu bewegen oder zwischen verschiedenen Mengenvorgaben auszuwählen.
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Ein Zapfhahn mit einer optischen Anzeige, einer akustischen und/oder mechanischen Signaleinrichtung oder einem manuell bedienbaren Schalter, der ein elektrisches Signal abgibt, ist auch ohne einen Gyrosensor im Zapfhahn erfindungswesentlich.
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Gegenstand der Erfindung ist daher auch eine Zapfanlage mit einem derartigen Griff oder einem derartigen Zapfhahn, die ein Absperrventil und einen Rechner aufweist, wobei der Rechner mit dem Gyrosensor und dem Absperrventil in Verbindung steht.
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Eine derartige Zapfanlage kann ein Display aufweisen, auf dem ein Anzeigeelement mittels des Griffes bewegbar ist. Das Anzeigeelement ist beispielsweise ein Cursor oder ein Anzeigebalken, der auf einem Display bewegbar ist. Das Signal des Gyrosensors kann dadurch entweder direkt proportional die Bewegung des Anzeigeelementes beeinflussen. Dabei wird mit dem Griff wie mit einer Computermaus, der Cursor oder ein anderes Anzeigeelement bewegt. Vorteilhaft ist es jedoch, wenn mit dem Griff von mehreren vorgegeben Anzeigepositionen eine Position ausgewählt werden kann.
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Ein derartiger Griff ermöglicht ein Verfahren zum Zapfen eines Mediums, bei dem eine Menge eines zu zapfendes Mediums vorgegeben wird und durch eine vorgegebene erste Bewegung des Griffs ein Absperrventil geöffnet wird, das die vorgegebene Menge durchfließen lässt. Beispielsweise bei einer Getränkezapfanlage kann somit im Debit- oder im Credit-Verfahren ein spezielles zu zapfendes Volumen vorgegeben werden und dieses Volumen wird durch eine Bewegung des Griffes freigegeben, um es zu zapfen.
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Vorteilhaft ist es, wenn der Griff und das Verfahren derart gestaltet sind, dass vor dem Öffnen des Absperrventils durch eine vorgegebene zweite Bewegung des Griffs die Menge des zu zapfenden Mediums verändert wird. Dies ermöglicht es, mit dem Griff des Zapfhahns eine spezielle Menge auszuwählen, wobei vorzugsweise zwischen vorgegebenen definierten Mengen ausgewählt wird.
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Ein derartiger Griff kann beispielsweise direkt nach dem Einlegen einer Batterie als Stromversorgung kalibriert werden. Insbesondere eine während der Nutzung des Griffs notwendig werdende Kalibrierung wird vorzugsweise vor dem Öffnen des Absperrventils durch eine vorgegebene dritte Bewegung des Griffs eingeleitet.
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Diese Beispiele zeigen, dass definierte Griffbewegungsmuster an einem Rechner zu definierten Funktionen führen können. So ist es auch möglich, vor dem Öffnen des Absperrventils durch eine vorgegebene vierte Bewegung des Griffs, das Absperrventil oder mehrere Absperrventile solange zu sperren bis die Sperrung durch eine weitere definierte Bewegung wieder aufgehoben wird.
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Ein Ausführungsbeispiel eines derartigen Griffes an einem Zapfhahn einer Zapfanlage ist in der Zeichnung dargestellt und wird im Folgenden näher erläutert. Die einzige Figur zeigt eine Seitenansicht eines Teils einer Zapfanlage mit einem Display.
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Die Zapfanlage 1 besteht im Wesentlichen aus dem Griff 2, dem Zapfhahn 3, einem elektrischen oder pneumatischen Absperrventil 4, einem Zentralrechner 5 und einer Anzeige 6.
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Der Griff 2 hat einen Gyrosensor 7, der als Schaltelement mit dem gesamten Griff 2 bewegt wird und mit einer Stromversorgung 8 und einem Sender 9 in Verbindung steht. Der Griff 2 kann an seiner Oberseite 10 geöffnet werden, um bespielweise eine Batterie als Stromversorgung auf einfache Art und Weise austauschen zu können. Darunter liegen dann der Sender 9 und der Gyrosensor 7.
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Der Zapfhahn 3 hat eine Leitung 11, über die ein zu zapfendes Medium 12 durch das Absperrventil zur Leitung 13 des Auslasses 14 des Zapfhahns 3 fließt. Die Leitungen 11 und 13 liegen in einer Längserstreckungsebene, in der auch der Griff 2 schwenkbar ist. Diese Längserstreckungsebene ist in der Figur die Ebene des Zeichnungsblattes.
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Der Griff 2 hat ein Gelenk 15, das es ermöglicht, den Griff 2 auch quer zur Längserstreckungsebene zu kippen. In einem nicht gezeigten Ausführungsbeispiel ist der Griff 2 wie ein Joystick in beliebig viele Richtungen bewegbar, während das untere Ende 16 des Griffs 2 als stationärer Drehpunkt dient.
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Der Griff 2 hat ein Kabel 17, das mit einer Stromversorgung und/oder dem Rechner 5 in Verbindung steht. Sofern die Stromversorgung 8 im Griff und der Sender 9 in Griff vorgesehen werden, kann auf das Kabel 17 verzichtet werden.
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Der Rechner 5 steht über eine Leitung 18 mit dem Absperrventil 4 in Verbindung, um ein elektrisches oder ein pneumatisches Öffnen und Schließen des Absperrventils 4 zu ermöglichen.
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Außerdem steht der Rechner 5 über die Leitung 19 mit der Anzeige 6 in Verbindung, auf der die aktuell gewählte zu zapfende Mediumsmenge 20 und die Art des zu zapfenden Mediums 21 auf einem Display 22 angezeigt wird. Ein Cursor 23 zeigt auf eine spezielle Mediumsmenge 20. Dieser Cursor 23 ist über die Bewegung des Griffs 2 in Verbindung mit dem Gyrosensor 7 und dem Rechner 5 veränderbar.
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In der Praxis ist auf dem Display 22 mittels des Cursors 23 eine spezielle Menge 20 eines Mediums 21 angezeigt. Durch eine kurze Tippbewegung des Griffs 2 in der Längserstreckungsebene oder eine Bewegung des Griffs 2 in einer Richtung quer zu dieser Ebene kann der Kellner den Cursor 23 und damit das Volumen 20 des an diesem Zapfhahn 3 angeschlossenen Mediums 21 variieren.
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Sowie er dadurch die richtige Menge eingestellt hat, prüft der Rechner 5, ob der Kellner zum Zapfen dieser Menge berechtigt ist. Liegt eine Berechtigung vor, öffnet der Rechner 5 über die Leitung 18 das Absperrventil 4 und gibt dieses Ventil solange frei bis die vorbestimmte Menge des Mediums 12 durch die Leitungen 11 und 12 zum Ausgang 14 des Zapfhahns geflossen ist. Danach wird das Ventil 4 automatisch geschlossen.
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Andere vorgegebene Bewegungsmuster ermöglichen es, den Griff zu kalibrieren oder das Ventil 4 mittels einer Sperrung des Ventils über den Rechner 5 zu schließen.
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Die beschriebene Zapfanlage in Verbindung mit dem beschriebenen Verfahren ermöglicht es, ohne Tastenfelder im Bereich der Zapfanlage ausschließlich mittels des Zapfhahnes die Zapfanlage zu bedienen.
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Die Verwendung des Griffs als Steuerelement erschließt darüber hinaus weitere Möglichkeiten, mittels des Griffs 2 und einer Veränderung der Lage des Gyrosensors 7 auf dem Rechner 5 einzuwirken und hierüber den Rechner zu steuern und/oder eine Anzeige an einem Display zu verändern.