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Die Erfindung betrifft ein modulares Orthesensystem mit einer Unterschenkelmanschette, einer Fußmanschette und mehreren Stützfedern.
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Derartige Orthesen sind beispielsweise aus der
DE 10 2007 051 652 A1 der Anmelderin bekannt und werden für Patienten mit tiefen Lähmungen, bei Muskelerkrankungen, infantilen Zelebralparesen, pathologischen Erkrankungen, neurologischen Veränderungen oder auch bei gesunden Menschen eingesetzt, um die Funktion der Plantarflektoren zu unterstützen. Durch eine derartige Unterschenkelorthese wird der Fuß mit in Bezug zum Unterschenkel gestützt, wobei durch die Stützfeder während der Auftritt- und Standphase Energie aufgenommen und diese bei der Abstoßphase wieder zurückgegeben wird.
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In Abhängigkeit vom Gewicht und der Größe des Patienten werden unterschiedliche Stützfederklassen bereitgestellt, so dass eine Anpassung sowohl an die Patientengröße (Hebelkräfte) als auch an das Patientengewicht erfolgt. In Abhängigkeit von diesen Parametern wird eine geeignete Stützfeder ausgewählt und dann mit der Fußmanschette und der Unterschenkelmanschette verbunden. Die Federsteifigkeit der Stützfeder ist im Wesentlichen durch deren Querschnitt bestimmt, so dass dieser in Abhängigkeit von den Größenklassen variiert.
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Dementsprechend werden auch die Aufnahmen an den Manschetten entsprechend des jeweiligen Profils ausgebildet, so dass eine individuelle Anpassung der Manschetten an die jeweilige Stützfeder erforderlich ist.
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Demgegenüber liegt der Erfindung die Aufgabe zugrunde, ein modulares Orthesensystem zu schaffen, das auf einfache Weise an den Patienten anpassbar ist.
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Diese Aufgabe wird durch ein modulares Orthesensystem mit den Merkmalen des Patentanspruches 1 gelöst.
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Vorteilhafte Weiterbildungen der Erfindung sind Gegenstand der Unteransprüche.
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Erfindungsgemäß hat das modulare Orthesensystem zumindest eine Unterschenkelmanschette und zumindest eine Fußmanschette, die jeweils mit einer Aufnahme für einen Endabschnitt einer Stützfeder ausgeführt sind. Das Orthesensystem hat des Weiteren mehrere Stützfedern, die im Hinblick auf die Gewichts- und Größenklassen der Patienten abgestuft sind. Erfindungsgemäß sind die in die Aufnahmen der Manschetten eingesetzten Endabschnitte der Stützfedern größen- und gewichtsklassenunabhängig gleich ausgeführt, so dass normierte Aufnahmen an den Manschetten verwendet werden können. Auf diese Weise ist es möglich, an vorhandene Manschetten unterschiedliche Stützfedern anzusetzen, so dass eine exakte Anpassung an Gewichts- oder Größenänderungen eines Patienten möglich ist. Durch diese erfindungsgemäße Vereinfachung können die Lagerhaltung und der fertigungstechnische Aufwand für das Orthesensystem gegenüber dem herkömmlichen Stand der Technik ganz erheblich verringert werden, da keine Anpassung der Manschetten an unterschiedliche Stützfederklassen mehr erforderlich ist.
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Bei einem Ausführungsbeispiel unterscheiden sich die Stützfedern einer Gewichtsklasse um zumindest 15 kg.
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Insbesondere bei geringen Gewichtsklassen oder vergleichsweise langen Stützfedern sind die Endabschnitte mit einem stärkeren Profil ausgeführt als die dazwischen liegenden Bereiche, die die eigentliche Federsteifigkeit der Stützfeder bestimmen.
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Bei einem Ausführungsbeispiel ist die Axiallänge der Endabschnitte für alle Stützfedern jeweils identisch ausgeführt, so dass auch die Länge der Aufnahmen an den Manschetten klassenunabhängig konstant bleibt.
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Bei einem bevorzugten Ausführungsbeispiel der Erfindung ist die Stützfeder aus Karbon oder karbonfaserhaltigem Material ausgeführt.
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Die erfindungsgemäße Stützfeder kann beispielsweise auch mit einem Fersenschlitz ausgeführt sein, wie er in der
DE 10 2007 051 652 A1 der Anmelderin beschrieben ist.
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Ein bevorzugtes Ausführungsbeispiel der Erfindung wird im Folgenden anhand schematischer Zeichnungen näher erläutert. Es zeigen:
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1 eine schematische Seitenansicht einer Orthese, die aus dem erfindungsgemäßen modularen Orthesensystem zusammengestellt ist;
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2 zeigte eine Prinzipdarstellung einer Aufnahme einer Manschette der Orthese aus 1 und
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3 zeigt schematische Darstellungen zweier Stützfedern des erfindungsgemäßen Orthesensystems.
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1 zeigt eine schematische Seitenansicht einer Unterschenkelorthese
1, wie sie im Prinzip in der
DE 10 2007 051 652 A1 beschreiben ist oder von der Anmelderin unter der Marke „Spring” vertrieben wird. Die Unterschenkelorthese
1 hat eine Unterschenkelmanschette
4 zum Umgreifen eines Unterschenkels
6 und eine Fußmanschette
8 für einen Fuß
10. Beide Manschetten
4,
6 sind mittels einer Stützfeder
12 miteinander verbunden, wobei der fußseitige Endabschnitt
16 in einer Aufnahme
21 in einen Sohlenteil
18 der Fußmanschette
8 und der unterschenkelseitige Endabschnitt
14 der Manschette in einer Aufnahme
23 der Unterschenkelmanschette
4 aufgenommen ist.
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Wie 1 entnehmbar ist, verläuft das sich and die Fußmanschette 8 anschließende Fersenteil 20 und ein sich daran anschließender Stützfederabschnitt außerhalb der beiden Manschetten in einem gewissen Abstand zur Rückseite des Unterschenkels. Beim Nachvornebeugen läuft dabei die Stützfeder 20 auf einen Anschlag auf, so dass die Vorwärtsbewegung begrenzt ist.
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2 zeigt einen stark vereinfachten Schnitt entlang der Linie A-A durch die Unterschenkelorthese 1 im Bereich der Unterschenkelmanschette 4. Man sieht, dass die Aufnahme 23 beispielsweise durch einen rückseitig an der Unterschenkelmanschette 4 ausgebildetes Aufnahmeprofil 24 gebildet ist, das in der Darstellung gemäß 2 einen etwa rechteckförmigen Aufnahmeraum 26 umschließt, in das der entsprechende Endabschnitt 14 der Stützfeder 12 bündig eingesetzt wird. Das Aufnahmeprofil 24 und die Unterschenkelmanschette 4 können einstückig hergestellt sein. Als besonders bewährt hat sich eine Herstellung nach den Rapid-Prototyping-Verfahren herausgestellt, das eine sehr einfache individuelle Anpassung der Manschetten an die Anatomie des jeweiligen Unterschenkels ermöglicht, wobei der Datensatz für die Aufnahmen 21, 23 stets gleich bleibt.
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Die in 1 dargestellte Unterschenkelorthese 1 wird aus dem modularen Orthesensystem zusammengesetzt, das eine Vielzahl, in unterschiedliche Gewichts- und Größenklassen unterteilte Stützfedern hat, die an individuell gefertigte oder vorgefertigte Manschetten 4, 8 angesetzt werden. Eine Besonderheit der Erfindung besteht darin, dass die manschettenseitigen Endabschnitte der Stützfedern 12 für alle Klassen identisch ausgebildet sind, so dass die Aufnahmen 14, 16 an den Manschetten 4, 8 für alle Stützfedern 12 geeignet sind. Dementsprechend können beispielsweise an vorhandene Manschetten 4, 8 zur Anpassung an ein sich veränderndes Gewicht (von beispielsweise 15–90 kg) oder die sich verändernde Größe des Patienten, beispielsweise bei einem Kind, unterschiedliche Stützfedern 12 angesetzt werden, ohne dass es einer Anpassung der jeweiligen Manschette 4, 8 bedarf. Es ist auch möglich, mehrere Abstufungen der Haltequerschnitte vorzusehen, so dass jeweils bestimmte Stützfederklassen mit gleichen Endabschnitten ausgeführt sind und für kleinere Stützfedern ein kleinerer Querschnitt und für größere Stützfedern ein größerer Querschnitt vorgesehen wird.
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3 zeigt Einzeldarstellungen zweier Stützfedern 12 des modularen Orthesensystems, denen – wie gesagt – unterschiedliche Manschettensätze 4, 8 zugeordnet sein können und die in eine Aufnahme mit entsprechender Geometrie einsetzbar sind.
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Gemäß 3a hat jede Stützfeder 12 einen fußseitigen Schenkel 28 und einen unterschenkelseitigen Schenkel 30, die jeweils in den Endabschnitten 14 bzw. 16 auslaufen. Im Bereich des gegenläufig zu den beiden Schenkeln 28, 30 gekrümmten Fersenteils 20 ist beispielsweise in an sich bekannter Weise ein Schlitz 32 ausgebildet, so dass die Stützfeder 12 in Abhängigkeit von der Bewegungsrichtung (Plantar-/Dorsalflexion) unterschiedliche Federraten hat. D. h. durch diesen Schlitz kann bei einer Plantarflexion ein weiches Auftreten mit geringer Federrate erfolgen, während bei einer Dorsalflexion beim Abstoßen des Fußes eine größere Federrate wirksam ist.
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Wie aus 3a und 3b (letztere zeigt eine Ansicht von rechts auf die Stützfeder 12 in 3a) entnehmbar, sind die beiden Endabschnitte 14, 16 jeweils mit einem Rechteckprofil (senkrecht zur Zeichenebene in 3a) ausgeführt, wobei diese Rechteckprofil demjenigen des Aufnahmeraums 26 angepasst ist, so dass dieser Endabschnitt passgenau eingesetzt werden kann. D. h. die Dicke d und die Breite b des Endabschnittes 14 entspricht den entsprechenden Abmessungen der Aufnahme 26. Die Axiallänge L des Endabschnittes 14 entspricht der Länge der Aufnahme 23, so dass der Endabschnitt 14 vollständig in die entsprechende Aufnahme 23 eingesetzt werden kann.
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Prinzipiell kann es auch ausreichen, lediglich das Maß c oder a der Stützfedern 12 zu variieren, um die Federsteifigkeit zu variieren.
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Das Profil des fußmanschettenseitigen Endabschnittes 16 ist entsprechend als Rechteckprofil ausgelegt, wobei die Länge l und auch die Abmessungen des Profils b, d unterschiedlich zu den entsprechenden Abmessungen des Endabschnittes 14 gewählt werden können. Dementsprechend kann auch der Endabschnitt 16 bündig in die Aufnahme 21 des Sohlenbereiches der Fußmanschette 8 eingesetzt werden. Die in den 3a, 3b gezeichnete Stützfeder 12 soll für einen vergleichsweise großen, schweren Patienten ausgelegt sein. Die für die Dorsalflexion erforderliche Energie wird im Wesentlichen von dem sich zwischen den beiden Endabschnitten 14 und 16 erstreckenden Teil bereit gestellt, dessen Querschnitt ebenfalls rechteckförmig ausgebildet ist, wobei dieses Rechteck die Kantenlängen a, c aufweist, die – je nach Federrate – größer, gleich oder kleiner als die entsprechenden Abmessungen b, d der Endabschnitte 14, 16 sein können. Beim Ausführungsbeispiel gemäß 3a, 3b sind die Abmessungen b, d der Endabschnitte 14, 16 etwas größer als die entsprechenden Seitenkanten (c, b) in dem die Federrate bestimmenden Bereich der Stützfeder 12 ausgebildet sind.
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Die 3c, 3d zeigen eine entsprechende Stützfeder 12 für einen kleineren, leichteren Patienten, wobei die Stützfeder 12 dann mit kürzeren Schenkeln und einer geringeren Federrate ausgeführt ist, d. h. bei dieser Variante sind die Abmessungen a, c kleiner als bei dem Ausführungsbeispiel 3a, 3b ausgeführt. Die Ausgestaltung der beiden Endabschnitte 14, 16 erfolgt jedoch entsprechend der Endabschnitte 14, 16 beim Ausführungsbeispiel gemäß 3a, 3b, so dass auch diese kleinere und mit geringerer Federsteifigkeit ausgeführte Stützfeder 12 in die normierte Aufnahme 21, 23 der Manschetten 4, 8 des modularen Orthesensystems eingesetzt werden kann.
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Offenbart ist ein modulares Orthesensystem mit Unterschenkel- und Fußmanschetten, denen jeweils Stützfedern zugeordnet sind. Erfindungsgemäß sind in Aufnahmen der Manschetten einsetzbare Endabschnitte der Stützfedern unabhängig von der Größen- und Gewichtsklasse der Stützfeder identisch aufgebaut.
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Bezugszeichenliste
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- 1
- Unterschenkelorthese
- 4
- Unterschenkelmanschette
- 6
- Unterschenkel
- 8
- Fußmanschette
- 10
- Fuß
- 12
- Stützfeder
- 14
- unterschenkelseitiger Endabschnitt
- 16
- fußseitiger Endabschnitt
- 18
- Sohle
- 20
- Fersenteil
- 21
- Aufnahme
- 23
- Aufnahme
- 24
- Aufnahmeprofil
- 26
- Aufnahmeraum
- 28
- fußseitiger Schenkel
- 30
- unterschenkelseitiger Schenkel
- 32
- Schlitz
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Diese Liste der vom Anmelder aufgeführten Dokumente wurde automatisiert erzeugt und ist ausschließlich zur besseren Information des Lesers aufgenommen. Die Liste ist nicht Bestandteil der deutschen Patent- bzw. Gebrauchsmusteranmeldung. Das DPMA übernimmt keinerlei Haftung für etwaige Fehler oder Auslassungen.
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Zitierte Patentliteratur
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- DE 102007051652 A1 [0002, 0013, 0018]